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11<br />

tem <strong>der</strong> Bedürfnisse“ <strong>der</strong> „bürgerlichen Gesellschaft“ in <strong>der</strong> Weise in wechselseitige<br />

Abhängigkeit, dass ihre Verhältnisse schließlich – weiter bedingt<br />

durch die „Ungleichheit des Vermögens und <strong>der</strong> Geschicklichkeiten <strong>der</strong><br />

Individuen“ – antagonistisch im „Übermaße des Reichtums“ und „Übermaße<br />

<strong>der</strong> Armut“ resultieren, wogegen Hegel Abhilfe erwartet von dem Welthandel,<br />

<strong>der</strong> Kolonisation und <strong>der</strong> Besteuerung <strong>der</strong> Reichen, aber vor allem<br />

von <strong>der</strong> durch den Bauern-, Handels- und Gewerbe- sowie Beamtenstand<br />

vermittelten Unterordnung <strong>der</strong> konkurrierenden selbstsüchtigen Privatinteressen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft unter den Staat als Versöhnung des Individuellen<br />

und Allgemeinen. 11 – Durch die Auffassung von <strong>der</strong> gesellschaftlichgeschichtlichen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Bedürfnisse unterscheidet sich Hegel<br />

grundlegend von <strong>der</strong>jenigen zeitgenössischen philosophischen Anthropologie,<br />

die dahin tendiert, natürliche Konstanten und invariante Strukturen<br />

des Menschen aufzusuchen und ihn eher als biologisches denn als geschichtliches<br />

Wesen zu betrachten. Für Hegel sind die Bedürfnisse des<br />

Menschen immer solche auf einer bestimmten Stufe <strong>der</strong> Entwicklung, ebenso<br />

wie die Welt des Menschen, in <strong>der</strong> er denkt und handelt, immer eine<br />

konkrete Welt des objektiven Geistes ist.<br />

Mit <strong>der</strong> Fundierung <strong>der</strong> Praxis in dieser geschichtlich orientierten Anthropologie<br />

knüpft Hegel unausgesprochen an Her<strong>der</strong> an. Für Her<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Mensch „<strong>der</strong> erste Freigelassene“ <strong>der</strong> Natur; das Tier ist mit seinen Trieben<br />

in einer beschränkten artspezifischen Umwelt festgehalten; es „hat seinen<br />

Kreis, in den es von <strong>der</strong> Geburt an gehört.“ Der Mensch unterdrückt o<strong>der</strong><br />

sublimiert seine Triebe und emanzipiert sich von ihnen, sein Organismus<br />

ist mit Mängeln ausgestattet und verhältnismäßig unspezialisiert. („Seine<br />

Sinne und seine Organisation sind nicht auf Eins geschärft...“). Den Menschen<br />

leitet <strong>der</strong> „künstliche Instinkt“, die Vernunft. Statt in einer natürlichen<br />

Umwelt lebt er in einer – nur relativ stabilen – Kulturwelt. (Dies bedeutet,<br />

dass entgegen <strong>der</strong> Annahme von Verhaltensforschern speziell die<br />

menschliche Destruktivität im wesentlichen nicht aus <strong>der</strong> tierischen Aggressivität<br />

ableitbar ist.) Der Mensch ist von Natur wesentlich zur Vernunft,<br />

Freiheit und Humanität organisiert. Dementsprechend darf er „wählen,<br />

wenn er auch das Schlechteste wählte: er kann über sich gebieten,<br />

wenn er sich auch zum Niedrigsten aus eigener Wahl bestimmte.“ Das Wesen<br />

o<strong>der</strong> „die Natur“ des Menschen ist also nicht fertig und einfach vorgegeben,<br />

son<strong>der</strong>n geschichtlich aufgegeben und Resultat dessen, wozu <strong>der</strong>

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