Wolfgang F. Ockenfels KLEINE KATHOLISCHE ... - Ordo Socialis
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Das Evangelium enthält aber keine politischen Handlungsanweisungen zum Aufbau einer spezifisch<br />
„christlichen“ Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Mit der Bergpredigt lässt sich, wie<br />
Bismarck sagte, „kein Staat machen“. Ihr Geltungsbereich ist die Kirche, die zwar als „Kontrastgesellschaft“<br />
gelten und als „Sauerteig“ wirken kann, sich jedoch nicht an die Stelle der Gesamtgesellschaft<br />
setzen darf.<br />
Die Kirche hat deshalb in ihrer Soziallehre Ordnungsprinzipien und Wertkriterien entwickelt, die<br />
sowohl mit dem Glauben vereinbar als auch der allgemeinen Vernunft zugänglich sind. Davon<br />
wird noch zu sprechen sein. Die Katholische Soziallehre wendet sich an alle Menschen guten Willens<br />
und pocht nicht nur auf den Glaubensgehorsam kirchengebundener Christen. Die Kirche ist<br />
legitimiert und sogar verpflichtet, sich kritisch und konstruktiv zu grundlegenden Wertfragen der<br />
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu äußern, ohne ein konkretes Modell dogmatisch vorzuschreiben.<br />
Die Frage nach den Grenzen kirchlicher Sachkompetenz ist damit nur aufgeworfen,<br />
aber noch nicht beantwortet.<br />
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