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Wolfgang F. Ockenfels KLEINE KATHOLISCHE ... - Ordo Socialis

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zelnen Typen und Elementen des Sozialismus zu unterscheiden, machte Paul VI. in „Octogesima<br />

adveniens“(1971) aufmerksam.<br />

Vor allem der marxistische Sozialismus war mit dem pseudoreligiösen Anspruch angetreten, die<br />

Menschheit aus dem sozialen Elend zu erlösen. Er hat „real“ aber mehr soziale Probleme geschaffen<br />

als gelöst.<br />

Neue soziale Probleme<br />

Wie sehr sich die sozialen Problemfelder in unserem Jahrhundert verschoben haben, lässt sich sehr<br />

gut am Entwicklungsgang der päpstlichen Sozialenzykliken ablesen: „Quadragesimo anno“ (1931)<br />

verlangt eine bessere Integration und Mitwirkung der Arbeiter im Wirtschaftsleben; gegenüber<br />

zentralistischen Tendenzen und Monopolen wird der subsidiäre Aufbau der Gesellschaft hervorgehoben.<br />

„Mater et magistra“ (1961) unterstreicht den Vorrang der Privatinitiative in der Wirtschaft<br />

und rückt die internationale Dimension der sozialen Fragen in den Vordergrund. „Pacem in terris“<br />

(1963) klärt die Wertgrundlagen der gesellschaftlichen und politischen Friedensordnung. „Populorum<br />

progressio“ (1967) legt die Bedingungen für den Fortschritt der Entwicklungsländer dar und<br />

plädiert für eine internationale Solidarität.<br />

Den neuen sozialen Problemen widmet sich „Octogesima adveniens“(1971) vor allem zugunsten<br />

jener, die an den Rand der Wohlstandsgesellschaft gedrängt werden, weil sie keine mächtigen Interessenverbände<br />

hinter sich haben. Dieser „apostolische Brief“ weist auch schon auf die ökologischen<br />

Grenzen des Wachstums hin, ein Thema, das dann in „Redemptor hominis“ (1979) vertieft<br />

wird.<br />

Mit „Laborem exercens“ (1981) wird die Wandlung von der alten Arbeiterfrage zur neuen Arbeitsfrage<br />

besiegelt. Der Arbeitsbegriff wird „entgrenzt“, seine sozialethische und religiöse Werthaftigkeit<br />

hervorgehoben. Damit wird auch der kreative und innovatorische Charakter der Arbeit unterstrichen.<br />

Diese Linie wird weitergeführt in der Enzyklika „Sollicitudo rei socialis“ (1988), in der<br />

das internationale Entwicklungsproblem wieder aufgegriffen und auch unter dem Aspekt von Arbeit<br />

und Selbsthilfe abgehandelt wird. In diesem Zusammenhang wird - zum ersten Mal in dieser<br />

Ausführlichkeit - die Arbeit und Initiative der Unternehmer als unentbehrlich gewürdigt und als<br />

notwendig gefordert.<br />

Im hundertsten Jubiläumsjahr von „Rerum novarum“ veröffentlichte Johannes Paul Ü. die Enzyklika<br />

„Centesimus annus“ (1991). Sie resümiert und würdigt die Lehre von „Rerum novarum“, die<br />

auch durch den Geschichtsverlauf eine eindrucksvolle Bestätigung erfahren hat. Das Jahr 1989<br />

markiert das globale Versagen des „realen“ Sozialismus; den Gründen und Konsequenzen dieses<br />

Vorgangs wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Das Privateigentumsrecht in sozialer Bindung wird<br />

erneut bestätigt. Die Vorzüge einer sozial geordneten Markt- und Wettbewerbswirtschaft werden<br />

deutlich hervorgehoben, besonders hinsichtlich der notwendigen Neuordnung in den sozialismusgeschädigten<br />

Ländern des Ostens sowie der Entwicklungsländer im Süden. Das Schwergewicht<br />

sozialethischer Aufmerksamkeit verlagert sich nach Süden und Osten, wo die Hauptbewährungsfelder<br />

liegen.<br />

Wenn man vorschnell vom Versagen früherer Generationen spricht, wäre es interessant zu wissen,<br />

wie man in hundert Jahren über unsere Generation sprechen wird. Wie werden wir eigentlich mit<br />

den gegenwärtigen sozialen Problemen fertig, sehen wir sie überhaupt? Und worin begründen<br />

Christen ihre Pflicht, sie zu lösen?<br />

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