Dokument 1.pdf - Opus - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

Hermann Keßler hervorzuheben, der die prägendste Figur im
Ostasiengeschäft war. Während seines über 20 Jahre dauernden Aufenthalts
baute er das Siemens-Geschäft in der Region auf. Nach seiner Rückkehr war
er in Berlin für die Koordinierung des Geschäfts zuständig. Bei maßgeblichen
Verhandlungen, wie etwa bei der Kooperation mit Furukawa, war er auch
nach seiner Rückkehr persönlich federführend. Für China sind als
herausragende Persönlichkeiten vor allem die Kompradoren Pao und Kwan
sowie John Rabe, der aufgrund seinen persönlichen Einsatzes in Nanking ein
hohes Maß an Achtung in China genoss, zu nennen. Eine besondere Rolle
bei der Anbahnung von Kontakten zu Auftraggebern spielten auch
einflussreiche Persönlichkeiten wie Aoki oder Yoshimura in Japan. In China
erfüllten diese Funktion hauptsächlich die Kompradoren, die Siemens den
Zugang zu den chinesischen Behörden und den Geschäftskunden
ermöglichten.
Die nächste Führungsebene, die Leitung der einzelnen Abteilungen, wurde
zumeist von europäischen Mitarbeitern besetzt. Unter den zahlreichen
Ingenieuren, Dolmetschern, Zeichnern und Buchhaltern befanden sich sowohl
Europäer als auch Asiaten. Insbesondere in der Zwischenkriegszeit nahm der
Anteil der Asiaten an den höherqualifizierten Aufgaben zu. So erhielt eine
ganze Reihe junger Ostasiaten – in der Regel um gut ausgebildete Ingenieure
– die Möglichkeit, als sogenannte Informanten eine praktische Weiterbildung
in den Berliner Werken zu absolvieren. Einfachere Aufgaben wie Lager- und
Werkstattarbeiten, Chauffeur- und Hausdienste, Transporte und Ähnliches
lagen aus Kostengründen beinahe ausschließlich in asiatischer Hand.
Der Schlüssel für den reibungslosen Ablauf in den Niederlassungen in
Ostasien war die Kommunikation zwischen den Hauptbüros und der Berliner
Zentrale. Zur Überbrückung diente in beiden Ländern ein intensiver
Schriftverkehr, der im Bedarfsfall durch verschlüsselte, telegrafische, häufig
codierte Anweisungen beschleunigt werden konnte. Die ostasiatischen Büros
und ihre einzelnen Abteilungen verfassten ausführliche Jahresberichte und
Bilanzen, die neben der Unternehmenstätigkeit auch die politische und
wirtschaftliche Lage analysierten. Hinzu kamen regelmäßige Berichte über die
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