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Der zunehmende aggressive Imperialismus und die Niederschlagung der
Hundert-Tage-Reformer führten schließlich zum Boxeraufstand im Jahr
1900. 610 Zunächst bekämpfte die chinesische Regierung die Boxer, die
vermehrt auch in Peking aktiv wurden, doch dann beschloss Cixi im Juni sie
als Instrument gegen die europäischen Kolonialmächte einzusetzen.
Nachdem der Gesandte der Reichsregierung, Baron Clemens von Ketteler, in
Peking auf offener Straße auf dem Weg zum Tsungli Yamen erschossen
worden war, eskalierte der Konflikt zu einem offenen Krieg. In Peking
verschanzte sich das britische, russische, deutsche, japanische und
amerikanische Diplomatenkorps auf dem Gelände der ausländischen
Botschaften, das von Aufständischen belagert wurde. Ein multinationales
Expeditionskorps schlug den Aufstand jedoch im August 1900 nieder, befreite
das Gesandtschaftsviertel und besetzte Peking. 611 Die für den Aufstand
Hauptschuldige Cixi flüchtete im August 1900 verkleidet nach Xian und kehrte
erst im Januar 1902 in die Hauptstadt zurück. 612
Infolgedessen musste die chinesische Regierung das Boxerprotokoll
unterzeichnen, das neben einer Entschädigung von 67 Millionen Pfund
Sterling auch die Bestrafung von Beamten und die Aussetzung der staatlichen
Beamtenprüfung in allen Städten anordnete, in denen Ausländer getötet oder
misshandelt worden waren. Des Weiteren erlaubte das Dokument den
ausländischen Alliierten, das Gesandtschaftsviertel in Peking und die an der
Küste führenden Bahnlinien zu befestigen. Russland nahm dabei die
Boxerbewegung als Vorwand, die Mandschurei zu besetzen, musste diese
610 Die Boxerbewegung entwickelte sich in den späten 1890er Jahren in der nordchinesischen
Provinz Shandong infolge von Naturkatastrophen in Nordchina und vor dem Hintergrund
des staatlichen Zerfalls. In ländlichen Regionen entstanden Geheimgesellschaften, die
sich in Kampftechniken übten und bewaffneten. Die Anhänger der Boxerbewegung
identifizierten die Ausländer und vor allem die Missionare als Grund für die wirtschaftliche
Notlage. Daher kam es zu Pogromen gegenüber Ausländern und chinesischen Christen.
Vgl. Hutchings, China, S. 47, und Harrison, China, S. 77.
611 Vgl. Spence, Chinas, S. 291 ff.
612 Vgl. Osterhammel, China, S. 215.
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