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Zum Verhältnis von Bildqualität und Messgenauigkeit in ... - NDT.net

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<strong>Zum</strong> <strong>Verhältnis</strong> <strong>von</strong> <strong>Bildqualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Messgenauigkeit</strong> <strong>in</strong> der CT-<br />

Metrologie<br />

Jochen Hiller 1 , Stefan Kasperl 1<br />

1 Fraunhofer IIS, Abteilung EZRT,<br />

Dr.-Mack-Str. 81, 90762 Fürth, Germany, e-mail: jochen.hiller@iis.fraunhofer.de<br />

Kurzfassung<br />

Die <strong>in</strong>dustrielle Computertomographie (CT) f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der dimensionellen Messtechnik zunehmend<br />

Akzeptanz. Allerd<strong>in</strong>gs ist noch relativ wenig über den konkreten E<strong>in</strong>fluss verschiedener Systemkomponenten,<br />

physikalischer Störgrößen oder Bildverarbeitungsschritte auf dimensionelle CT-Messungen<br />

bekannt. In diesem Beitrag werden physikalische Bildgütemerkmale zur Beurteilung der <strong>Bildqualität</strong> <strong>in</strong><br />

der CT vorgestellt <strong>und</strong> mittels Computersimulationen der E<strong>in</strong>fluss der Rekonstruktionsbildgüte auf<br />

Koord<strong>in</strong>atenmessungen untersucht.<br />

Keywords: Dimensionelles Messen, CT-<strong>Bildqualität</strong>, Koord<strong>in</strong>atenmessung, Simulation<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die CT wird zunehmend als Messmasch<strong>in</strong>e zur Geometriebstimmung e<strong>in</strong>gesetzt. Die Möglichkeit der<br />

zerstörungsfreien Prüfung <strong>und</strong> Messung <strong>in</strong>nerer Geometrien an Fertigungsteilen <strong>und</strong> die hohe Datendichte<br />

weisen die CT gegenüber taktilen oder optischen Messsystemen als überlegen aus. Die Richtl<strong>in</strong>ienarbeit<br />

zur Durchführung dimensioneller CT-Messungen trägt der rasanten Entwicklung dieser<br />

Messtechnik Rechnung. Die VDI/VDE Richtl<strong>in</strong>ie 2630 befasst sich ausschließlich mit der CT <strong>in</strong> der<br />

Messtechnik. Neben der stetigen Weiterentwicklung <strong>von</strong> CT-Hardware- <strong>und</strong> Softwarekomponenten ist<br />

die Bestimmung der Messunsicherheit für dimensionelle CT-Messungen e<strong>in</strong> wesentlicher Forschungsgegenstand.<br />

Vielfach ist allerd<strong>in</strong>gs wenig über den konkreten E<strong>in</strong>fluss unterschiedlichster Systemkomponenten<br />

<strong>und</strong> Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen auf dimensionelle CT-Messungen bekannt.<br />

Dieser Beitrag verfolgt zwei Ziele. <strong>Zum</strong> e<strong>in</strong>en ist dies die E<strong>in</strong>führung allgeme<strong>in</strong>er Bildgütemerkmale<br />

zur quantitativen Beurteilung der <strong>Bildqualität</strong> <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen CT. In diese Maße gehen CTbed<strong>in</strong>gte<br />

E<strong>in</strong>flüsse auf die <strong>Bildqualität</strong> der Rekonstruktion e<strong>in</strong>. Sie bestimmen zu e<strong>in</strong>em nicht unerheblichen<br />

Teil die <strong>Messgenauigkeit</strong> der CT. Diese Maße haben sich vor allem <strong>in</strong> der mediz<strong>in</strong>ischen CT<br />

<strong>und</strong> Mikro-CT (Kle<strong>in</strong>tierbildgebung) über Jahre h<strong>in</strong>weg fest etabliert. Es bietet sich deshalb an, diese<br />

auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen CT zur Bildanalyse anzuwenden. <strong>Zum</strong> Anderen soll mittels Computersimulationen<br />

der E<strong>in</strong>fluss der Bildgüte auf Koord<strong>in</strong>atenmessungen untersucht werden, um den Zusammenhang<br />

<strong>von</strong> <strong>Bildqualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Messgenauigkeit</strong> aufzuzeigen.<br />

2 Beurteilung der <strong>Bildqualität</strong><br />

Zur quantitativen Beurteilung der <strong>Bildqualität</strong> röntgentomographischer Abbildungen dienen<br />

Gütemaße, die aus den physikalischen Konzepten Rauschen, Kontrast <strong>und</strong> Auflösung abgeleitet werden.<br />

Diese Maße sollen hier kurz beschrieben werden.<br />

155


1.1 Quantifizierung <strong>von</strong> Rauschen<br />

Die Erzeugung, Wechselwirkung mit Materie <strong>und</strong> die Detektion <strong>von</strong> Röntgenstrahlung s<strong>in</strong>d Prozesse,<br />

die durch Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilungen beschrieben werden. Re<strong>in</strong>es Quantenrauschen folgt der<br />

Poisson-Statistik. Das Rauschniveau hängt ab <strong>von</strong> der mittleren Anzahl an Röntgenphotonen N , die<br />

durch das Detektorsystem nachgewiesen werden. Pixelrauschen σ ist folglich mit σ = N gegeben.<br />

Das Signal-Rausch-<strong>Verhältnis</strong><br />

SNR = N<br />

(1)<br />

steigt mit der Wurzel der registrierten Quantenzahl. Relatives Pixelrauschen kann mit 1/ SNR angegeben<br />

werden. Das Projektionsrauschen ist mit 1 / σ umgekehrt proportional zum Pixelrauschen [1].<br />

Diese Intensitätsschwankungen <strong>in</strong> den Röntgenprojektionen pflanzen sich über die Rekonstruktion bis<br />

<strong>in</strong>s CT-Bild fort <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dort als Bildpunktrauschen zu erkennen. Das Bildpunktrauschen s<strong>in</strong>kt bei<br />

hohen Strom-Zeit-Produkten <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ger Schwächung der Röntgenstrahlung, da beides über die detektierte<br />

Anzahl an Photonen das Projektionsrauschen determ<strong>in</strong>iert. Experimentell kann das Bildpunktrauschen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em homogenen Auswertebereich im CT-Bild über<br />

L<br />

2 1<br />

2<br />

ˆ σ = ⋅∑<br />

( Pi<br />

− P)<br />

(2)<br />

L −1<br />

i=<br />

1<br />

ermittelt werden. L ist die Anzahl an Bildpunkten,<br />

Pi der Bildpunktgrauwert (Voxelwert) <strong>und</strong> P der<br />

mittlere Grauwert des Auswertebereichs. Entsprechend lässt sich über das <strong>Verhältnis</strong><br />

P<br />

SNRCT = (3)<br />

2<br />

ˆ σ<br />

e<strong>in</strong> <strong>Verhältnis</strong>- bzw. über 1 / SNRCT<br />

e<strong>in</strong> relativer Rauschwert angeben.<br />

1.2 Auflösung <strong>und</strong> Kontrast<br />

Über die Auflösung (auch Orts-, System- oder Hochkontrastauflösung genannt) wird die Fähigkeit des<br />

CT-Systems beschrieben, fe<strong>in</strong>e Strukturen <strong>und</strong> Objektdetails räumlich getrennt darzustellen. Sie wird<br />

üblicherweise für Hochkontraststrukturen ermittelt, um den E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> Rauschen zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

Unter Auflösung wird meist e<strong>in</strong>e Auflösungsgrenze verstanden, bestimmt über den Kehrwert der Ortsfrequenz,<br />

bei dem die System-MTF auf e<strong>in</strong>en spezifischen Wert (z.B. 10%) gesunken ist. Üblich ist bei<br />

bildgebenden Systemen auch die Angabe des Auflösungsvermögens über den FWHM-Wert (engl. full<br />

width at half maximum - FWHM) der Punktverbreitungsfunktion (Punktbildfunktion, Punktantwort)<br />

(engl. po<strong>in</strong>t spread function - PSF). Als E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Auflösung durch Kontrastverluste<br />

s<strong>in</strong>d bei entsprechender Aufnahmegeometrie <strong>und</strong> hohen Ortsfrequenzen im Wesentlichen Brennfleckgröße<br />

<strong>und</strong> wanderung, Detektorübertragungsverhalten <strong>und</strong> Rekonstruktionalgorithmus zu nennen. In<br />

der hochauflösenden CT (Auflösung < 100 µm) spielt die präzise Justierung <strong>und</strong> Ausrichtung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Systemkomponenten (Röntgenröhre, Detektor, Drehachse) ebenfalls e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle<br />

[2]. Neben den genannten E<strong>in</strong>flussfaktoren begrenzen Wechselwirkungsartefakte (Strahlaufhärtung,<br />

Streustrahlung) die Auflösung.<br />

156


Die System-MTF am Ort (x, y) der Schicht z kann über<br />

MTF ( u,<br />

v)<br />

≈ MTF ( u,<br />

v)<br />

⋅ MTF ( u,<br />

v)<br />

⋅ MTF ( u,<br />

v)<br />

⋅ MTF (4)<br />

CT<br />

Brennfleck<br />

Fokuswanderung<br />

Detektor<br />

Rekonstruktion<br />

berech<strong>net</strong> werden [1]. Mit (u, v) ist die Ortsfrequenz bezeich<strong>net</strong>. Die Ortsfrequenz wird für gewöhnlich<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>ienpaare/mm (Lp/mm) oder 1/mm angegeben, wobei 1/mm = 0,5 Lp/mm.<br />

Die Auflösung <strong>in</strong> der CT darf nicht mit der Voxelgröße verwechselt werden. Die Voxelgröße gibt über<br />

die Nyquist-Beziehung die Größe der Objektdetails an, die aufgelöst werden können. Die Auflösung<br />

des Gesamtsystems kann natürlich ger<strong>in</strong>ger se<strong>in</strong> als die Voxelgröße. Der Übergang <strong>von</strong> der System-<br />

MTF zum diskretisierten Voxeldatensatz kann vergleichen werden mit der Abtastung e<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Signals durch e<strong>in</strong> Abtastglied. Um sicherzustellen, dass die Voxelgröße die Kontrastübertragung<br />

nicht limitiert, sollte die Volumenabtastfrequenz (1/Voxelkantenlänge) bei Annahme e<strong>in</strong>er isotropen<br />

Auflösung doppelt so hoch als die Grenzfrequenz des CT-Systems gewählt werden, da hier ebenfalls<br />

die Nyquist-Bed<strong>in</strong>gung gilt. Ist die Grenzfrequenz des CT-Systems bekannt, lässt sich daraus die m<strong>in</strong>imale<br />

Voxelgröße ableiten, damit das volle Auflösungsvermögen des Systems genutzt werden kann,<br />

wobei die Anzahl der Projektionsw<strong>in</strong>kel ebenfalls hoch genug gewählt werden muss, damit das Abtasttheorem<br />

erfüllt ist [3]. Die Grenzfrequenz kann über die Brennfleck-, Detektor-, <strong>und</strong> Rekonstruktionsübertragungsfunktion<br />

bei Vernachlässigung des E<strong>in</strong>flusses der Fokuswanderung <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />

der Direktvergrößerung m abgeschätzt werden, wobei die erste Nullstelle der resultierenden<br />

System-MTF als Grenzfrequenz (Cut-off Frequenz) aufzufassen ist [1]. Abbildung 1 zeigt beispielhaft<br />

den berech<strong>net</strong>en Verlauf der e<strong>in</strong>zelnen Funktionen für entsprechend gewählte Parameterwerte.<br />

MTF<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Brennfleck<br />

Detektor<br />

Rekonstruktion<br />

Gesamt<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Ortsfrequenz u [1/mm]<br />

Abbildung 1: Berech<strong>net</strong>er Verlauf der Brennfleck-, Detektor-, Rekonstruktions-MTF sowie der resultierenden<br />

Gesamt-MTF <strong>in</strong> der zentralen Objektebene Drehzentrum bei e<strong>in</strong>em Vergrößerungsfaktor <strong>von</strong> m = 20. Die effektive<br />

Brennfleckgröße beträgt hier 10 µm. Die MTF des Detektors (Pixelgröße = 200 µm, Gadox-Sz<strong>in</strong>tillator) ist<br />

mittels Kantenmethode [4] bestimmt <strong>und</strong> <strong>von</strong> der Detektorebene <strong>in</strong> die Objektebene transformiert worden. Für die<br />

Rekonstruktion wurde die Methode der gefilterten Rückprojektion mit l<strong>in</strong>earer Interpolation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Shepp-<br />

Logan-Filterung angenommen. Bei den gegebenen Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen begrenzt die Übertragungsfunktion des<br />

Detektors die Auflösung des CT-Systems. Geht man <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Grenzfrequenz <strong>von</strong> 55/mm aus, so sollte die Voxelgröße<br />

nach Nyquist ≤ 9 µm betragen, damit die volle Auflösung des Systems (hier 36 µm) genutzt werden<br />

kann.<br />

157


3 Simulationen<br />

Mittels Computersimulationen kann e<strong>in</strong>e gewünschte <strong>Bildqualität</strong> der Rekonstruktion gezielt hergestellt<br />

<strong>und</strong> dessen E<strong>in</strong>fluss auf Koord<strong>in</strong>atenmessungen analysiert werden. Für die durchgeführten Untersuchungen<br />

wurde e<strong>in</strong>e Kugel mit 4 mm Durchmesser monoenergetisch bei unterschiedlichen Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen<br />

simuliert <strong>und</strong> anschließend Durchmesser- <strong>und</strong> Formabweichung bestimmt. Für die<br />

Simulation können folgende Angaben gemacht werden:<br />

158<br />

• Idealer Brennfleck (Punktquelle)<br />

• Detektorpixelgröße = 200 µm<br />

• Detektormatrix = 512²<br />

• Direktvergrößerung m = 5<br />

• 400 Projektionsw<strong>in</strong>kel<br />

• 512³ Volumenrekonstruktion (FDK-Methode, Shepp-Logan-Filterung)<br />

• Voxelkantenlänge = 20 µm (kubische Voxel)<br />

Die Datensätze wurden mit e<strong>in</strong>em geig<strong>net</strong>en Softwarepaket ausgewertet (Volume Graphics VG Studio<br />

2.0), wobei zur Trennung <strong>von</strong> Objekt- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>voxel e<strong>in</strong> globales (Iso-50%) <strong>und</strong> zusätzlich e<strong>in</strong><br />

lokal-adaptives Schwellenwertverfahren angewendet wurde. Für die E<strong>in</strong>passung der Kugelgeometrie<br />

(Gauß-E<strong>in</strong>passung) s<strong>in</strong>d ca. 10000 Antastpunkte verwendet <strong>und</strong> Durchmesser- <strong>und</strong> Formabweichung<br />

bestimmt worden [5]. Als Referenzmaß für den Durchmesser der Kugel wurde der Simulationse<strong>in</strong>gabewert<br />

<strong>von</strong> 4 mm verwendet.<br />

3.1 E<strong>in</strong>fluss der Auflösung auf Maß <strong>und</strong> Form<br />

Zur Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses der Auflösung auf Form <strong>und</strong> Maß der Kugel wurde auf die Projektionsdaten<br />

e<strong>in</strong> Gaußfilter zur Simulation der Detektorunschärfe angewendet <strong>und</strong> den Gaußparamater im<br />

Ortsraum <strong>von</strong> 100 µm bis 300 µm variiert. Aus dem bekannten Verlauf der Filterfunktion wurde für<br />

jeden Datensatz die System-MTF <strong>in</strong> der Objektebene berech<strong>net</strong> <strong>und</strong> über den 10%-MTF-Wert die Auflösung<br />

bestimmt. In der Rekonstruktion ist e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Interpolation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Shepp-Logan-Filterung<br />

angenommen worden.<br />

Tabelle 1: Gaußparameter des Detektorbildfilters <strong>und</strong> berech<strong>net</strong>e Auflösung <strong>in</strong> der Objektebene (Drehzentrum).<br />

Abbildung 2 zeigt das Ergebnis der Messung.


Durchmesserabweichung [µm]<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

globaler Schwellwert<br />

lokaler Schwellwert<br />

-14<br />

50 75 100 125<br />

Auflösung [µm]<br />

150 175 200<br />

Formabweichung [µm]<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

globaler Schwellwert<br />

lokaler Schwellwert<br />

0<br />

50 75 100 125<br />

Auflösung [µm]<br />

150 175 200<br />

Abbildung 2: Durchmesser- (l<strong>in</strong>ks) <strong>und</strong> Formabweichung (rechts) <strong>in</strong> Abhängigkeit der Systemauflösung.<br />

Der Durchmesser wird bei Anwendung des globalen Schwellwertverfahrens mit zunehmenden Auflösungsverlusten<br />

zu kle<strong>in</strong> gemessen, wobei der Verlauf e<strong>in</strong>er Potenzfunktion folgt. Bis zu e<strong>in</strong>er Auflösung<br />

<strong>von</strong> ca. 130 µm ist bei Anwendung des lokalen Verfahrens e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Durchmesserabweichung<br />

festzustellen. Die zunehmende Bildunschärfe (Verr<strong>und</strong>ung) beh<strong>in</strong>dert die subvoxelgenaue<br />

Bestimmung der Konturpunktkoord<strong>in</strong>ate, was die steigenden Messabweichungen erklärt. Die wahre<br />

Oberfläche wird mit s<strong>in</strong>kender Auflösung systematisch unterschätzt. Bei sehr hohen lokalen Kontrastverlusten<br />

besteht zudem das Problem, dass Objektvoxel dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zugeord<strong>net</strong> werden. Hier ist<br />

mit besonders hohen Messabweichungen zu rechnen.<br />

Die Formabweichung s<strong>in</strong>kt bei Anwendung e<strong>in</strong>es globalen Schwellwerts exponentiell mit steigenden<br />

Auflösungsverlusten, während beim lokalen Verfahren die Formabweichung exponentiell mit ger<strong>in</strong>gerer<br />

Auflösung steigt. In Abhängigkeit der Systemauflösung erfolgt e<strong>in</strong>e mehr oder weniger starke Glättung<br />

(Filterung) der Daten. Lokale Verfahren reagieren hier empf<strong>in</strong>dlicher auf Kontrastverluste. Ger<strong>in</strong>ge<br />

Unterschiede im Bildkontrast wirken sich direkt auf den lokalen Schwellwert aus <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flussen<br />

die Formmessung negativ. Aus messtechnischer Sicht ist hier der E<strong>in</strong>satz globaler Verfahren günstiger.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en ist hier allerd<strong>in</strong>gs anzumerken, dass im Praxisfall die ger<strong>in</strong>gere Formabweichung<br />

durch e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Auflösungsvermögen des CT-Systems (Filterung der Daten) mit e<strong>in</strong>er hohen<br />

Unsicherheit erkauft wird. Für den E<strong>in</strong>satz der CT zur Formmessung <strong>und</strong> die Vergleichbarkeit <strong>von</strong> CT-<br />

mit taktilen Formmessungen besteht darüber h<strong>in</strong>aus nach wie vor Forschungsbedarf.<br />

3.2 E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> Rauschen auf Maß <strong>und</strong> Form<br />

Zur Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses <strong>von</strong> Bildrauschen auf Maß <strong>und</strong> Form wurde das relative Rauschen<br />

1/SNR <strong>in</strong> den Projektionen bei konstanter Schwächung zwischen 0,5 <strong>und</strong> 3% variiert <strong>und</strong> <strong>in</strong> der mittleren<br />

axialen Schicht des jeweiligen Rekonstruktionsdatensatzes e<strong>in</strong> SNRCT -Wert bestimmt. Auf die Projektionsbilder<br />

wurde zuvor e<strong>in</strong> Gaußfilter mit e<strong>in</strong>er Standardabweichung <strong>von</strong> 100 µm im Ortsraum zur<br />

Bandbegrenzung angewandt, um mögliche Alias<strong>in</strong>geffekte <strong>in</strong> den Rekonstruktionen zu unterdrücken.<br />

In der Praxis wird üblicherweise vor der Rekonstruktion e<strong>in</strong> Medianfilter auf die Projektionsdaten zur<br />

Reduktion <strong>von</strong> R<strong>in</strong>gartefakten angewendet. Diese Medianfilterung wurde hier ebenfalls durchgeführt.<br />

Abbildung 3 zeigt die mittlere axiale Schicht der sechs simulierten Kugeln mit zugeord<strong>net</strong>em SNRCT -<br />

Wert. Die Rekonstruktionsdaten wurden mit dem Normierungsfaktor des Datensatzes mit dem höchsten<br />

Rauschen normiert, um den E<strong>in</strong>fluss des Schwellwertes auf die Messgröße zu m<strong>in</strong>imieren. Tabelle<br />

2 fasst alle Angaben sowie den jeweils ermittelten Iso-50%- Schwellwert der Datensätze zusammen.<br />

159


Abbildung 3: Axiale Schichtbilder der rekonstruierten Kugeln mit Angabe der zugehörigen SNRCT - Werten.<br />

Tabelle 2: Angaben zum Pixelrauschen, Signal-Rausch-<strong>Verhältnis</strong> <strong>und</strong> dem jeweils ermittelten Iso-50%-<br />

Schwellwert <strong>in</strong> den Rekonstruktionen.<br />

Abbildung 4 zeigt die Ergebnisse der Durchmesser- <strong>und</strong> Formbestimmung aufgetragen über dem relativen<br />

Rauschen 1 / SNRCT.<br />

160


Durchmesserabweichung [µm]<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

globaler Schwellwert<br />

lokaler Schwellwert<br />

-12<br />

0.01 0.03 0.05 0.07 0.09 0.11 0.13 0.15<br />

1/SNR<br />

CT<br />

Formabweichung [µm]<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

globaler Schwellwert<br />

lokaler Schwellwert<br />

0<br />

0.01 0.03 0.05 0.07 0.09 0.11 0.13 0.15<br />

1/SNR<br />

CT<br />

Abbildung 4: Durchmesser- <strong>und</strong> Formabweichung <strong>in</strong> Abhängigkeit des Rauschens <strong>in</strong> der Rekonstruktion.<br />

Sowohl die Durchmesser- als auch die Formabweichung steigen l<strong>in</strong>ear mit höherem Rauschen. Die<br />

Kugeloberfläche wird <strong>in</strong> allen Fällen mit zunehmendem Rauschen zu kle<strong>in</strong> bestimmt. Durchmesser-<br />

<strong>und</strong> Formabweichung zeigen bei Anwendung des globalen Verfahrens e<strong>in</strong>e leicht ger<strong>in</strong>gere Messabweichung<br />

mit steigendem Rauschen.<br />

Das hohe Rauschniveau <strong>in</strong> den Projektionen führt zu e<strong>in</strong>er hohen Varianz des berech<strong>net</strong>en Abschwächungskoeffizienten,<br />

was zu e<strong>in</strong>er breitgipfligen Verteilung der Objekt- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>grauwerte<br />

führt. <strong>Zum</strong> E<strong>in</strong>en wird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er falschen Zuordnung der Voxel (zum H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>)<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit des Rauschniveaus erhöht. <strong>Zum</strong> Anderen beh<strong>in</strong>dert hohes Rauschen aufgr<strong>und</strong> der<br />

Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit des Interpolationschrittes bei der Oberflächenbestimmung, was vor allem<br />

exakte Formmessungen negativ bee<strong>in</strong>flusst. Die extrahierte Oberfläche stark verrauschter Rekonstruktionen<br />

kann mit e<strong>in</strong>er hohen Oberflächenrauhigkeit des Messobjekts verglichen werden. Diese Pseudo-<br />

Rauhigkeit ist natürlich ausschließlich der CT als Messsystem anzulasten <strong>und</strong> nicht dem eigentlichen<br />

Messobjekt. Als Folge s<strong>in</strong>d präzise Formmessungen mit CT stark abhängig <strong>von</strong> Rausche<strong>in</strong>flüssen.<br />

Rauschunterdrückende (glättende) Rückprojektionsfilter können hier u.U. zur Genauigkeitssteigerung<br />

beitragen.<br />

4 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

In diesem Beitrag wurden Bildgütemerkmale zur quantitativen Beurteilung der CT-<strong>Bildqualität</strong> vorgestellt,<br />

sowie der E<strong>in</strong>fluss der Rekonstruktionsbildgüte auf dimensionelle CT-Messungen anhand <strong>von</strong><br />

Computersimulationen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass Auflösung <strong>und</strong> Rauschen die Messeigenschaften<br />

der CT <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise bee<strong>in</strong>flussen. Während bei der Bestimmung <strong>von</strong> geometrischen<br />

Maßen, wie Durchmesser, e<strong>in</strong>e hohe Auflösung die <strong>Messgenauigkeit</strong> erhöht, kann dies bei<br />

Formmessungen verstärkt zu höheren Messabweichungen führen. E<strong>in</strong>e höhere Filterwirkung der CT<br />

wirkt sich glättend auf die extrahierte Bauteiloberfläche aus, was Formmessungen vor allem bei der<br />

Anwendung globaler Schwellwertverfahren begünstigt. Hohes Rauschen <strong>in</strong> den Rekonstruktionen<br />

wirkt sich <strong>in</strong> den betrachteten Fällen negativ auf die Messeigenschaften aus. Die erzielten Ergebnisse<br />

weisen darauf h<strong>in</strong>, dass beim dimensionellen Messen mit CT die aufgabenspezifische Mess- <strong>und</strong> Aufnahmeplanung<br />

(<strong>Bildqualität</strong>) sowie die angewandten Methoden <strong>und</strong> Verfahren zur Oberflächenbestimmung<br />

maßgeblich die <strong>Messgenauigkeit</strong> der CT bed<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e optimal auf die Messaufgabe abgestimmte<br />

Aufnahmeplanung wird vor allem beim E<strong>in</strong>satz der Mikro-CT als Messmittel die zentrale<br />

Vorraussetzung für e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Messunsicherheit se<strong>in</strong>. Aus Charakterisierungsmessungen am CT-<br />

System (Brennfleckgröße, Detektor-MTF etc.), Simulationen <strong>und</strong> weiterführenden Berechnungen zur<br />

erwartenden <strong>Bildqualität</strong> (Auflösung <strong>und</strong> Rauschen) können, wie <strong>in</strong> diesem Beitrag gezeigt, wichtige<br />

161


Informationen gewonnen werden, um optimalen Aufnahme-, Rekonstruktions- <strong>und</strong> Bildverarbeitungsparameter<br />

für die gewählte Messaufgabe abzuleiten.<br />

Referenzen<br />

[1] Buzug, T. M., E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Computertomographie, Spr<strong>in</strong>ger Verlag, 2004.<br />

[2] Taubenreuther, U., Korrektur- <strong>und</strong> Kalibrierverfahren für die Kegelstrahl- (Mikro-) CT, Dissertation,<br />

Universität Erlangen, 2002.<br />

[3] Kak, A. C.; Slaney, M., Pr<strong>in</strong>ciples of Computerized Tomographic Imag<strong>in</strong>g, IEEE Press, 1988<br />

[4] Buhr, E.; Günther-Kohfahl, S.; Neitzel, U., Simple method for modulation transfer function<br />

determ<strong>in</strong>ation of digital imag<strong>in</strong>g detectors from edge images, Proceed<strong>in</strong>gs of SPIE, Medical Imag<strong>in</strong>g,<br />

Vol. 5030, 2003, S.877-884.<br />

[5] Hiller, J.; Kasperl, S., Koord<strong>in</strong>atenmessungen mit <strong>in</strong>dustrieller Röntgen-Computertomografie,<br />

tm - Technisches Messen, Vol. 79, 9, 2009, S. 553-564.<br />

162

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