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Autor: ge-richter<br />
2001/2005<br />
Elke Golombeck<br />
2.4.1 -1
2.4.1 -2<br />
Heimat- und Geschichtsverein <strong>Mohlsdorf</strong> e.V.<br />
Reihe “Beiträge zur Heimat und Geschichte <strong>Mohlsdorf</strong>’s”<br />
2.4.1. Berufs- und Volkskünstler - <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong><br />
2005<br />
Autor: Gerd Richter
2.4.1 -3
Lebenslauf<br />
<strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong><br />
30.01.1866 Geburt in der alten Schule in Herrmannsgrün<br />
1877 Starb seine Mutter<br />
1880-1885 Ausbildung am Lehrerseminar in Greiz<br />
1882 Er durfte bei seinem Vater während seinen Ferien in der Unterklasse<br />
in Herrmannsgrün unterrichten<br />
1892 Lehrer am Gymnasium und der Höheren Töchterschule zu<br />
Greiz<br />
1883 bis 1885 war er der Präfekt des Kirchenchores<br />
1885 begann Lehretätigkeit am “Rettungshaus Carolinenfeld” bei<br />
Greiz, einer Anstalt für gefährdete und Waisenkinder<br />
1887 unterrichtete er an der zum Lehrerseminar gehörenden<br />
Übungsschule, dann am Seminar selbst.<br />
1892 Klassenlehrer an der Städtischen “Höheren Mädchenschule<br />
1896 trat er in den Schuldienst der Stadt Greiz<br />
1908 am Gymnasium Fachlehrer für Turnen, Musik, Naturgeschichte<br />
und Religion<br />
1919 wurde er anleitender und aufsichtsführender Oberturnleiter<br />
der Stadt Greiz<br />
1928 mußte er altershalber in Pension (nach Brief von Tochter an Dr.A<br />
Thoss)<br />
1931 in Ruhestand versetzt (nach Horst Trummer; Berühmte Vogtländer<br />
Plauen 1997)<br />
11.04.1955 Starb er in Greiz<br />
<strong>Gotthold</strong> Heinrich <strong>Roth</strong><br />
Gymnasialoberlehrer, Mundartdichter, Heimatschriftsteller, Komponist<br />
Geboren: 30. Januar 1866 Herrmannsgrün b. Greiz<br />
Verstorben: 11. April 1955 Greiz<br />
Als <strong>Gotthold</strong> Heinrich <strong>Roth</strong>, Sohn des Lehrers und Kantors Franz Julius <strong>Roth</strong><br />
und seiner Ehefrau Johanna Sophie im Schulhaus von Hermannsgrün geboren<br />
wurde, konnte keiner ahnen, in welch großem Umfang er das gesellschaftlichkulturelle<br />
Leben der Stadt Greiz beeinflussen sollte. Nach Kindheit und<br />
Schulzeit besuchte er von 1880 bis 1885 das Lehrerseminar in Greiz. Mit 17<br />
Jahren war er Chorpräfekt des Kirchenchores Greiz und leitete den<br />
„Straßenchor“ Greiz. Von 1885 bis 1887 war er als Lehramtskandidat bereits<br />
Leiter der Anstaltsschule im „Rettungshaus Carolinenfeld“. Den Auftrag, die<br />
Anstaltsschule nach vierzehnjähriger Unterbrechung wieder einzurichten und<br />
dort „40 Waisen- und sittlich gefährdete Kinder“ zu unterrichten, erfüllte er<br />
hervorragend. So wurde er 1887 bereits Lehrer an der Übungsschule am<br />
Lehrerseminar Greiz und 1984 Seminarlehrer. Im Jahr 1896 trat <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong>,<br />
2.4.1 -4
da „die Besoldung im fürstlich-staatlichen Schuldienst recht gering war“ in den<br />
Schuldienst der Stadt Greiz. Er wurde Gymnasiallehrer und unterrichtete<br />
hauptsächlich Turnen, Musik und Elementarfächer am Gymnasium, am<br />
Mädchen-Lyzeum und an der Kaufmännischen Fortbildungsschule. Er<br />
trainierte die Fußballmannschaft des Gymnasiums und war ihr<br />
Wettkampfbetreuer und 1919 wurde er anleitender und aufsichtsführender<br />
Oberturnlehrer der Stadt Greiz. Von ihm wurde an den Greizer Schulen ein<br />
moderner Sportunterricht eingeführt, der den paramilitärischen Turnunterricht<br />
der Kaiserzeit ablöste. Auch den Musikunterricht, der traditionell aus reinem<br />
Gesangsunterricht mit Liedlernen bestand, gestaltete er zu einen<br />
interessanten Musikerziehung mit Musikgeschichte um. Er war zugleich<br />
Schulorganist und Leiter mehrerer Chöre in Greiz.<br />
Von Jugend an interessierte sich <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> für die vogtländische Mundart.<br />
Er entwickelte sich vom Mundart-forscher, hierfür entwickelte er eine eigene<br />
Lautschrift, zum Mundartdichter, Heimatschriftsteller, Komponisten und Texter<br />
von Heimatliedern. Um 1900 begann er seine bis zum Lebensende anhaltende<br />
schriftstellerische Tätigkeit. Im Frühjahr 1900 veröffentlichte er seinen ersten<br />
lustigen Geschichtsband „Nohch'n Feierohmd“ in Vogtländisch-Greizer<br />
Mundart. Bis 1934 erschienen 10 Bände. Ein 11. Band lag 1954 als Manuskript<br />
vor und wurde erst nach seinem Tod im Jahr 1982 herausgegeben. Er verfaßte<br />
zahlreiche Schriften zur Geschichte der Stadt Greiz, viele Lieder und<br />
Heimatgedichte, einige Theaterstücke, von denen „Guter Mut“, ein Volksstück<br />
in sieben Bildern, oft aufgeführt wurde.<br />
<strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> war 43 Jahre als Lehrer tätig. Durch die Folgen eines Unfalls<br />
beim Sportunterricht und durch teilweise Stimmbandlähmung berufsunfähig<br />
geworden, trat er 1928 in den Ruhestand. Schriftstellerisch, kompositorisch,<br />
volkskünstlerisch und editorisch in Prosa und Lyrik war er fast drei Jahrzehe bis<br />
zu seinem Lebensende tätig. Die ehemalige Greizer Mittelstraße erhielt 1966<br />
zum 100. Geburtstag <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong>s seinen Namen. Nach Aufhebung seiner<br />
Grabstätte auf dem Greizer Hauptfriedhof wurde der Grabstein sichergestellt<br />
und 1991 unmittelbar neben dem Geburtshaus von <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> aufgestellt.<br />
Elke Golombeck<br />
2.4.1 -5
Es war nicht nur der Beruf seines Vaters,<br />
sondern seine überdurchschnittliche Begabung<br />
und sein ausgeprägter Leistungswille,<br />
der ihm schon als Kind den<br />
Beinamen „der kleine Schulmeister“<br />
einbrachte. l880 begann seine Ausbildung<br />
am Lehrerseminar in Greiz. Schon in den<br />
letzten Seminarjahren (1883 bis 1885) war<br />
er der Präfekt des Kirchenchores.<br />
Die 1885 begonnene Lehrertätigkeit am<br />
„Rettungshaus Carolinenfeld“ bei Greiz,<br />
einer Anstalt für gefährdete und für<br />
Waisenkinder, war alles andere als ein<br />
einfacher beruflicher Anfang. Seit 1887<br />
unterrichtete er an der zum Lehrerseminar<br />
gehörenden Übungsschule, dann am<br />
Seminar selbst. Nach Lehrgangsbesuch in<br />
Dresden wurde er „Elementar- und<br />
technischer Lehrer für Turnen und<br />
Gesang“ an den höheren Schulen von<br />
Greiz.<br />
1931 in den Ruhestand versetzt, widmete er sich gänzlich der Mundartdichtung.<br />
Dem schon 1900 erschienenen Büchlein „Nohch'n Feierohmd" mit 46<br />
kleinen Geschichten und Anekdoten folgten bis 1934 weitere neun und nach<br />
1945 ein elftes. Er schrieb auch mundartliche Theaterstücke, die Heimatgruppen<br />
gerne aufführten. „Ich habe den Leuten aufs Maul geschaut, und dabei<br />
... aus erster Hand vogtländisch gelernt“, schrieb er über sich selbst.<br />
<strong>Roth</strong> erarbeitete für die Mundart im Raum Greiz eine schriftliche Fixierung.<br />
Dabei benutzte er das als dunklen Mittellaut zwischen a und ä. Auch versuchte<br />
er Geräusche, z. B. die des Webstuhls, mit seiner „Schriftsprache“<br />
festzuhalten. <strong>Roth</strong> dichtete und komponierte Heimat-. Marsch und Festlieder,<br />
schrieb zahlreiche Artikel über Volksbräuche, über Umgangsformen der<br />
Greizer Landbevölkerung, vor allem aber zu heimatgeschichtlichen Themen.<br />
Horst Trummer, Greiz- aus “Berühmte Vogtländer - 1997<br />
2.4.1 -6<br />
Leitspruch von <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong><br />
von seiner Frau Maria <strong>Roth</strong> als Leitworf für das<br />
1966 erschiene Bändchen “Wees´de noch” geschrieben.
Was <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> uns heute bedeutet<br />
In der Gegenwart sind die Menschen<br />
durch Rundfunk, Fernsehen, sportliche<br />
Großveranstaltungen und<br />
Reisen in weite Länder täglich geistig<br />
so in Anspruch genommen, dass<br />
wenig Zeit für stille Betrachtungen<br />
des engeren Lebenskreises übrig<br />
bleibt. Die Mechanisierung des<br />
Arbeitsplatzes, sogar schon der<br />
privaten Lebenssphäre, die oft nur<br />
aus Prestigegründen anspruchsvolle<br />
Lebenshaltung, der anstrengende<br />
Verkehr, verhärten das seelische<br />
Innenleben und überfordern unseren<br />
Alltag.<br />
Wie wenige Menschen bereichern im<br />
erholsamen, stillen Nachdenken über<br />
ihre Kindheit und Lebensentwicklung,<br />
über die engere Heimat<br />
und ihre bemerkenswerten Menschen<br />
und Denkmäler und die kleinen<br />
Lebensvorgänge um sie herum ihr<br />
Innenleben, das gerade durch solche<br />
ruhigen und feinsinnigen Betrachtungen<br />
ausgefüllt und beglückt<br />
werden kann.<br />
Woche auf Woche bringen die<br />
bekannten Illustrierten aufregende<br />
Fotos und Berichte von großen Stars<br />
der Bühne und des Films, des Sports<br />
und der Politik.<br />
Gewiß, wir sollen unserer Zeit, ihren<br />
Geschehnissen, erfolgreichen Menschen<br />
und ihren Anforderungen<br />
gegenüber aufgeschlossen sein und<br />
nicht unnütz der Vergangenheit<br />
nachträumen. Aber bringt die Fülle<br />
des gebotenen Materials nicht eine<br />
hastige und oberflächliche Betrachtungsweise<br />
mit sich, regt sie nicht zu<br />
unerfüllbaren Wünschen an und<br />
steigert uns in wirklichkeitsferne<br />
ungekürzt übernommen aus dem Bändchen”Wees´de noch - 1966<br />
Welten? Belastet sie nicht unsere<br />
Nerven und verursacht Überreizung<br />
Erkrankungen des Leibes und der<br />
Seele? Viele von uns würden<br />
zufriedener und glücklicher leben,<br />
wenn sie des Menschen Maß und<br />
Wirklichkeit in unserer Zeit ernsthafter<br />
und nüchterner betrachteten.<br />
In seinen seelischen Ausmaßen und<br />
Erlebnisfähigkeiten hat sich der<br />
Mensch nicht geändert. Das begreifen<br />
die Jungen verständlicherweise<br />
weniger als die Älteren, die<br />
damit abrechnen, was ihnen im<br />
Leben widerfahren ist, was sie<br />
innerlich am einflussreichsten bewegt<br />
und gebildet hat und was schließlich<br />
wesentlich geblieben ist. Sie achten<br />
auf die kleinen Erlebnisse des Tages,<br />
auf die großen und kleinen Reichtümer<br />
und Schwächen der Menschen,<br />
die ihnen begegnet sind und<br />
täglich begegnen.<br />
Welcher Reichtum des Erlebens liegt<br />
in den alltäglichen Begebenheiten<br />
und Charakteren, die <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong><br />
geschildert hat. Überall findet er<br />
Besonderes und Bemerkenswertes,<br />
gleichgültig, ob er es in hochdeutscher<br />
Sprache oder in der<br />
heimatlichen Mundart für uns<br />
aufgeschrieben hat.<br />
Mit vielschichtiger Einfühlungsgabe<br />
und schöpferischer Gestaltungskraft<br />
ist er allen Erscheinungen seiner<br />
Umwelt nachgegangen. Er hat<br />
Vorgänge aus der älteren Greizer<br />
Geschichte und heimatliche Sagen in<br />
bildhaften Erzählungen festgehalten,<br />
bevor sie dem Erinnerungsvermögen<br />
der Alten entschwanden. Er hat<br />
Menschen jeden Alters und jeden<br />
2.4.1 -7
Berufes in ihrem täglichen Gehabe<br />
und ihren besonderen Gewohnheiten,<br />
in ihrer oft originellen Kleidung,<br />
ihren besonderen Gebärden<br />
und Bewegungen. in ihrem Beruf und<br />
in ihrer Sprache nachgezeichnet, oft<br />
mit Humor und auch mit Spott. So<br />
blieb uns eine Fülle erlebenswerter<br />
Geschehnisse der kleinen und<br />
großen Welt, von Brauchtum und<br />
Sitte, Aberglauben und Volkswitz,<br />
erhalten.<br />
Seine Landschaftsschilderungen<br />
können dazu beitragen, heimwärts<br />
gelenkten Gedanken bildhaften<br />
Hintergrund zu verleihen. Warum<br />
sprechen wir überhaupt von Heimat?<br />
Weil sie unser Sinnen und Denken<br />
geweckt, entfaltet und gefördert hat,<br />
und weil wir meinen, dass ihr<br />
vielfältiger Reichtum auch unseren<br />
Kindern in ihrer Entwicklung nützlich<br />
sein kann.<br />
Jeder von uns, der beispielsweise in<br />
einer größeren Stadt lebt, wird nicht<br />
selten daran denken, wie wesentlich<br />
weitschichtiger und breiter die<br />
Erlebensmöglichkeiten für uns Kinder<br />
und auch für die Erwachsenen in<br />
dem sagendurchschwebten reußischen<br />
Land waren, wo die Menschen<br />
enger auf Du und Du lebten,<br />
gegenüber vielen geistig schon<br />
abgeflachten und weniger aus<br />
Eigenständigkeit existierenden<br />
Städten Deutschlands.<br />
Wie nahe gerückt waren uns Felsen,<br />
Wälder und Wege, Pflanzen und<br />
Vögel, Häuser, Kirchen, Wege und<br />
Brücken, Menschen und Tiere. Nach<br />
originellen Menschen brauchte man<br />
dort nicht zu suchen, man begegnete<br />
i h n e n , k a n n t e s i e v o n d e r<br />
»Wacholderschenke« oder anderen<br />
Einkehrstätten, hörte vom »Lieb und<br />
2.4.1 -8<br />
Finger«, die in einer Höhle des<br />
Göltzschtales längere Zeit wohnten,<br />
erlebte in stürmischen Herbsttagen<br />
das Gruseln, wenn man die Sagen<br />
von der »Teufelskanzel« im Elstertal<br />
gelesen hatte und glaubte als Kind<br />
noch an den »Wilden Jäger«, der<br />
über die Wälder auf den Höhen<br />
dahinstürmte.<br />
<strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> hat viele Überlieferungen<br />
und Lebenserscheinungen<br />
eines landschaftlich besonders<br />
schönen thüringischen<br />
Gebietes für phantasiebegabte und<br />
reife Menschen aufgeschrieben. Er<br />
hat uns vom guten Essen und<br />
fröhlichen Tanzen auf »Kirmessen«,<br />
Kindtaufen und nach Begräbnissen<br />
erzählt und unserer Zeit die<br />
Arteigenheit eines sangesfreudigen,<br />
zumeist frohen, wenn auch nicht mit<br />
reichen weltlichen Gütern ausgestatteten<br />
Völkchens in einer<br />
endgültig vergangenen Lebensepoche<br />
erhalten.<br />
Nicht nur für uns Greizer. Nein, er<br />
beschenkt jeden mit seinen farbigen,<br />
abwechslungsreichen Erzählungen.<br />
Er schildert den großmauligen<br />
Aufschneider mit Spott, den<br />
bedächtigen oder ängstlichen Dörfler<br />
und Kleinstädter mit Humor. Er hebt<br />
das Alltägliche durch beispielhafte<br />
Charakterisierung ins Allgemeine<br />
empor und kann Zufriedenheit<br />
schenken, weil er zeigt, dass auch<br />
eine »kleine Welt« von Geheimnisse<br />
und Abenteuer ist.<br />
Der Dichter <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> bedeutet<br />
uns nicht nur ein Stück Heimat,<br />
sondern er schenkt jedem Leser<br />
seiner nachgelassenen Werke<br />
Erbauung und lockt ihm nicht selten<br />
ein verständnisvolles Schmunzeln<br />
ab. Darüber hinaus kann er jedem
Menschen in unserer Zeit, der<br />
aufmerksam und interessiert hören<br />
und lesen will, wie die Menschen<br />
früher dachten und lebten, was sie<br />
verehrten und worüber sie sich freuten<br />
oder ärgerten, zum Lebens-deuter<br />
werden.<br />
Dr. Alfred Thoss<br />
# : #<br />
:<br />
:<br />
Greiz - teure Heimat<br />
Zwischen sieben Hügeln von wunderbaren Reiz, wo Turm und Schloß sich<br />
spiegeln im Fluß und See liegt Greiz, da liegt mein trautes Greiz. Greiz, teure<br />
Heimat mein, dir will mein Lied ich weih´n. Greiz teure Heimat mein, mögst blühen<br />
und ge - deih´n mögst blühen und gedeih´n!<br />
aus:<br />
Greizer Heimatkalender 2002<br />
Wort und Weise von G. <strong>Roth</strong><br />
2.4.1 -9
aus Greizerkalender1996<br />
Weil ich noch d'r klä Schulmeister war<br />
Mei Vater tat vun Gräz stamme, wu mei Großvater Wabermäster war. ,r hatt in seiner<br />
grußen Stub vier Stiehl' gieh, hot a noch Garn ausgaam an Nachberschmäster un<br />
Gesell'n, hot de fertige War' af'n Schibkarrn geloden un in der Nacht af elending Stroßen<br />
af Gäre geschafft, hot dort widder Gald und neie Ketten un Schuß kriegt und war ne<br />
annern Mittog widder in Gräz, wu schah sehsichtig afs Garn gelauert wur, also hot mei<br />
Großvater e bill Faktorsch gemacht, hot ower nooch's Trumpetel verpaßt un is äfacher<br />
Mäster bliem, d'rweil annere Grußfaberkanten wurn sei.<br />
Mei Großvater war ower a halwer Hausbesitzer af d'r Silberstroß. Zum Glick hatt'r de<br />
ewere Helft vun Haus d'r wischt f'r 800 Taler, und unten drinne sooz f'r 600 Taler sei<br />
Schwoger, d'r ährbare Schustermäster Kersch. Deß sich zwee Parten in e klä Haus<br />
keiflich getält hamm, kam eftersch vier. Die zwee Parten ham sich gut v'rtroong, ower<br />
be annern halm Hauswerten is oft ball ze Mord und Tutschlog kumme, zemol wenn de<br />
halm Hauswerten, de Weibsen, alle beede scharf geschliffne Zunge hatten.<br />
Do hot in d'r Nachberschaft vun Großvater emol d'r intere halbe Hauswert, wu ,r ene<br />
Piek afn ewern hatt', ne Sunnoomd geeng Oomd de Trepp nauf zum ewern Stock<br />
wackgerissen un hot z'r Ausred' gemacht, ,r wellt de Kallertier verleeng un gerod dan<br />
Sunnoomd, wu nooch ne Sunntog drauf ben ewern halm Wert „Guter Mut“ war, also<br />
Kindtaft. Do mußt nooch ne Sunntog drauf ben ewern halm Wert „Guter Mut“ war, also<br />
Kindtaft. Do mußt nooch ne Sunntog de Bimbelmutter mit'n Gevatterschgumpfern un -<br />
borschen de Lätter naufklettern z'r Kindtaft, un se dorft'n nett zeviel Bier un Schnaps<br />
tschutschen waang d'r gefahrling Rickräs' iwer de Lätter.<br />
Ne annern Tog hot sich d'r ewere halbe Wert gerevanchiert, hot en eiserne Schieber<br />
unter sein Stuumkochufen nei d'r Est geschum, un hot de intern Leit geräächert, bis<br />
danne ihre Aang ganz rut warn vun Raach un de Hust se ball imgebracht hot. Des hot<br />
gezuung, un oomst war de Trepp widder af ihrn Platz. Des war also nett weit vun mein<br />
Großvat<br />
Mei Vater mußt natierlicheweis 's Leiweber warn un hat fleißig in Arweitsstuhl<br />
gesassen un hot acht Gahr lang gemacht: Gieh riwer - gieh niwer - follitsche - follatsche<br />
2.4.1 -10
oder nahms Sackle gieh battle, zwee Haller drei Pfeng - su hot d'r Arweitsstuhl gesunge.<br />
Ower mit 22 Gahrn hot 'r mit Spuck un Spektakel dorchgesetzt, deß sei höchster<br />
Wunsch d'rfillt wur, r'gang in Wabstuhl ob un gang afs Seminar un wur Schullährer. 's<br />
war allerhand, wos r'sich viergenumme un a dorchgefihrt hot. Nooch hot 'r zeitlaams af<br />
Därfern geamtiert un desterhalm war iech in meiner Kinnerzeit d'r klä Schulmäster. D'r<br />
Verdienst war afangks klä, 's Gahrsch 150 Taler un korz noochenanner fünf kläne<br />
Kinner un e wingk Krankebett un Unglick in d'r Familie, do huß, de Uhrn steif halten,<br />
wenn käne Schulden awachsen sollten. E Stickel treich Brot oder e bill Sirop drauf,<br />
treich Brot un ene kläne halwe saure Gork oder treich Brot un fimf Pflaume, Runkelbrih<br />
statts Kaffee un ze Mittog Ardepfel un braun Salz, ze siemt än Harig mit langer Brieh -<br />
cha, 's gang äfach zu, wenn's Gald ausgange war, nooch kame a widder bessere Bissen.<br />
Ower's hamm aam domols alle Leit äfacher gelabt, aah de Bauern.<br />
Itze v'r 50 Gahrn war iech Komfermand, gang nett meh nei d'r Dorfschul, wur vun Herrn<br />
Pastor mit sann Kinnern gelährt un ho viel geprofentiert. In d'r Pfarr un aah d'rhämm, do<br />
wur huuchdeitsch geredt, wie sich des doch be Pastersch un be Lährersch vun salwer<br />
v'rstieh tut. Ower vun mein Freinden in Dorf, do ho iech's Stroßendeitsch gelarnt un<br />
kärnig, ower aah dodurch, deß ich f'rn Vater viel Waag besorgn un Asserei zutrogn mußt,<br />
die zu den „Emolumenten“, des häßt z' Stelln-Einnahm gehärn tat.<br />
Gald gobs nett viel in bar, anne 80 ne Monat - nett epper de Woch - 57 Mark un 50 Pfeng.<br />
Un wenn ich zum Schulgeldeinnahmer geschickt wur: „e schiens Kumplement vun<br />
Vater, un 'r ließ sich's Gehalt ausbitten“, do soget eftersch d'r Kassier: „Do richt när ene<br />
schiene gutte Nacht aus, un in unnerer Kasse wär nischt, m'r mißt'n ärscht ene Gemä-<br />
Imlog machen, kannst in verz'n Toongen widder emol zufroogn“. Do homm de Eltern<br />
de Lipp heng gelessen, widder verz'n Tog kä Gald im Haus. Drim fräet sich nooch d'r<br />
Vater, wenn e Taaf oder e Leich war, des bracht e paar Groschen ei. In sitter Zeit mußt<br />
m'r uns na de Naturalien halten. Do gobs 's Gahrsch verzig Leitbrot, jedes mit 75 Pfeng<br />
als Gehalt aahgerachent, un de Bauern, die ne Vater nett grü warn, wenn 'r epper en<br />
Gung ausgeneht hatt', die goom mir e alts harts Brot, deß mersch hetten mit d'r Hack<br />
zertäln meegn un bluß esu gruß wie e Aßtaller, un vun mannign Haus war doch aah<br />
bekannt, deß 's mit d'r Ränklichkeit nett iwermäßig stimme tat, do soozen doch de<br />
Hihner ne ganzen Winter unter d'r Ufenbank eigekastelt, die sollten Tog un Nacht legn,<br />
ja, ower die machet'n doch raus un soozen drum Backtrug, aah de Taum, zegar de Gens<br />
loffen nei d'r Stub: des sog eich aus, gar nett ze beschreim, des wär e Zeit gewasen f'rn<br />
Kriemlesfrasser, ich män ne Staabsauger, do hett'r sich e Giet tu kenne, dar is meiner<br />
Mäning nooch viel ze speet drfunne wurn.<br />
Quellen:<br />
- Martin Göller - Dem Gedenken eines Heimatforschers, <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> zum 100. Geburtstag, in:<br />
Greizer Heimtkalender 1966;<br />
- Horst Trommer - Zur 130. Wiederkehr des Geburtstages von <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> (1866 1955), in:<br />
Greizer Heimatkalender 1996;<br />
- Horst Trommer - Zum 135. Geburtstag von <strong>Gotthold</strong> <strong>Roth</strong> (1866 1955), in: Greizer<br />
Heimatkalender 2001;<br />
- Bruno Knüpfer “Wees´de noch - -1966<br />
- Chronikunterlagen in der Gemeindeverwaltung <strong>Mohlsdorf</strong><br />
2.4.1 -11
2.4.1 -12