Gravitation - grundlegende Ideen von Aristoteles bis Einstein
Gravitation - grundlegende Ideen von Aristoteles bis Einstein
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<strong>Gravitation</strong><br />
Alles ist Geometrie<br />
Max Camenzind<br />
Senioren-Uni<br />
Würzburg @ SS2012
<strong>Aristoteles</strong> (384-322 v.Chr.) führte das Abendland in die Irre.
<strong>Aristoteles</strong><br />
Alles fällt<br />
zum<br />
Zentrum<br />
der Erde<br />
<br />
Also ist die<br />
Erde das<br />
Zentrum<br />
des Kosmos ?
• Doch warum fallen Steine zur Erde, während<br />
eine Flamme in die Höhe lodert? Warum stehen<br />
der Mond und die Sonne am Himmel und stürzen<br />
nicht auf die Erde herab? Diese Fragen beantworte<br />
<strong>Aristoteles</strong> mit seiner Lehre <strong>von</strong> den vier (oder<br />
fünf, unter Hinzurechnung des Äther)<br />
Elementen: Ihre gesonderten Eigenschaften<br />
bestehen vor allem in ihrem unterschiedlichen<br />
gravitativen Verhalten. Zwei da<strong>von</strong>, Wasser und<br />
Erde, sind schwer, sie fallen herab. Die beiden<br />
anderen, Luft und Feuer, sind leicht, sie steigen<br />
auf, bewegen sich vom Weltmittelpunkt weg.<br />
Zuletzt geht es dabei also um die <strong>Gravitation</strong>.
Vorstellungen zur <strong>Gravitation</strong><br />
• Die Physik des <strong>Aristoteles</strong>: Erde ist Zentrum.<br />
• 2. Jh.: Himmelsmechanik <strong>von</strong> Ptolemäus <br />
geozentrisch – rein geometrisch, keine Kraft.<br />
• 1543: Kopernikanische Revolution<br />
• 1609: Kepler ersetzt Kreise durch Ellipsen<br />
• 1635: Galilei Relativität<br />
• 1687: Newton erklärt Kepler – 3 Axiome Newtons<br />
• 1905: SRT - Ätherwind, Maxwell und <strong>Einstein</strong>.<br />
• 1915: Raum und Zeit – <strong>Gravitation</strong> ist Geometrie.<br />
• 1916: Es gibt <strong>Gravitation</strong>swellen, prop. mit c.<br />
• 1922: Das Universum der Raum expandiert.
Von der Antike zur Neuzeit<br />
• Anfänge in China im 3. Jahrtausend v.Chr. mit Beobachtungen <strong>von</strong><br />
Kometen und Sonnenfinsternissen.<br />
• Die Inder und Babyloner berechneten bereits 2000 v. Chr. die<br />
wichtigsten Himmelserscheinungen.<br />
• Die Griechen entwickelten im 5. Jahrhundert v. Chr die Astronomie<br />
zur Wissenschaft. Ptolemäus faßte 130 n. Chr. das astronomische<br />
Wissen des Altertums zum geozentrischen Weltbild zusammen. Dieses<br />
Weltbild hat im Abendland <strong>bis</strong> ins 15. Jahrhundert Gültigkeit!<br />
• Nikolaus Kopernikus (1473-1545) entwickelt im 16. Jahrhundert das<br />
heliozentrische Weltbild, das er erst 1545 publiziert (Inquisition !).<br />
• Tycho Brahe (1571-1630), Johannes Kepler und Galileo Galilei (1564-<br />
1642) belegen mit ihren Forschungen dieses Weltbild.<br />
• Isaac Newton (1643-1727) liefert 1687 mit seiner Theorie der<br />
<strong>Gravitation</strong> die himmels-mechanische Begründung für die Bewegung<br />
der Gestirne. Er formulierte die Mechanik in drei Axiomen. Erst<br />
<strong>Einstein</strong> hat dies 1905 in der Speziellen Relativität korrigiert.<br />
• 1865 publiziert James Clerk Maxwell seine Theorie der elektromagnetischen<br />
Felder , die <strong>bis</strong> heute gültig ist.<br />
• 1915 verändert Albert <strong>Einstein</strong> die Welt und revidiert Newton.<br />
<strong>Gravitation</strong> ist Geometrie der RaumZeit, die auch im Universum gilt.
Mittelalterliche Handschrift<br />
der “Physik”<br />
<strong>von</strong> <strong>Aristoteles</strong><br />
in lateinischer Übersetzung
Geozentrisches Weltbild<br />
• Im geozentrischen Weltbild steht die<br />
kugelförmige Erde (griechisch γεοκεντρικό,<br />
geokentrikó, „erdzentriert“; „Erde“) im Zentrum<br />
des Universums. Alle weiteren Himmelskörper<br />
(Mond, Sonne, Planeten) umkreisen die Erde in<br />
verschiedenen, <strong>von</strong> innen nach außen konzentrisch<br />
angeordneten Sphären (durchsichtigen<br />
Hohlkugeln). Die äußerste Sphäre wird <strong>von</strong> den<br />
Fixsternen besetzt.<br />
• Das geozentrische Weltbild wurde im klassischen<br />
Altertum in Griechenland eingeführt. Bis zum<br />
Ende des Mittelalters war es in Europa allgemein<br />
verbreitet; daneben wurde es auch im alten China<br />
gelehrt.
Alle Körper<br />
bewegen<br />
sich auf<br />
Kreisbahnen<br />
um die Erde<br />
Epizykel
Grundproblem: Retrograde<br />
Marsbahn am Himmel
Claudius<br />
Ptolemäus<br />
100 - 170 n.Chr.
Almagest<br />
Ptolemaios<br />
13 Bücher
Ranking<br />
im<br />
Mittelalter<br />
1. Theologia<br />
2. Physica<br />
(<strong>Aristoteles</strong>)<br />
….<br />
5. Astronomia<br />
(Ptolemäus)<br />
….
Geozentrisches Weltbild – Kristallsphären<br />
Geozentrisches Weltbild<br />
Claudius Ptolemäus, 100 - 170 AD 7 Planeten<br />
Mond Erde Venus Sonne Mars Jupiter Saturn<br />
Fixstern-<br />
Sphäre<br />
ist noch<br />
heute in<br />
Gebrauch<br />
…“das ist die natürliche Bewegung der Erde ….ist in Richtung des<br />
Zentrums des Universums; deshalb muss die Erde das Zentrum sein.”<br />
<strong>Aristoteles</strong>, “De Caelo”
Das Paradigma der<br />
klassischen Vorstellungen<br />
• Aus heutiger Sicht wissen wir natürlich, dass<br />
die Voraussetzungen der griechischen<br />
Astronomie grundsätzlich verkehrt waren.<br />
• Anstatt jedoch ihre Grundannahmen<br />
preiszugeben, haben spätere griechische<br />
Astronomen neue mathematische Hilfsmittel<br />
entwickelt, die ihnen ermöglichten, diese<br />
Schwierigkeiten zu beseitigen Desaster.
Epizykeltheorie des Ptolemäus<br />
Aus: Sacrobosco, Tractatus de Sphaera, 1230 / Lehrbuch der Astronomie 15.-17. Jh.
Heliozentrisches Weltbild<br />
• Das heliozentrische Weltbild, auch<br />
kopernikanisches Weltbild genannt, basiert auf<br />
der Annahme, dass sich die Planeten um die<br />
Sonne bewegen (bei Kopernikus mehrere Zentren)<br />
• Die ältesten Nachweise der Idee, dass die Sonne<br />
den Mittelpunkt des Sonnensystems bildet und<br />
dass es die Erde ist, die sich bewegt, sind in<br />
einigen vedischen Sanskrit-Texten zu finden, die<br />
im alten Indien geschrieben wurden.<br />
• Nikolaus Kopernikus veröffentlichte 1543 die<br />
endgültige Aussage über sein System in De<br />
Revolutionibus Orbium Coelestium. Kopernikus<br />
arbeitete an diesem Werk <strong>von</strong> 1506 <strong>bis</strong> 1530,<br />
publizierte es aber erst im Jahr seines Todes.
Heliozentrisches Universum
Die 3 Keplerschen Gesetze<br />
der Planetenbewegung 1609<br />
hergeleitet <strong>von</strong> Newton 1687<br />
Keplers Universum war jedoch mystisch
Kepler’s Revision 1609<br />
Planeten bewegen sich auf Ellipsen;<br />
Sie bewegen sich im Perihel F schneller
Kepler gilt auch für Doppelsterne<br />
und Extrasolare Planeten
Isaac Newton <br />
<strong>Gravitation</strong> 1687<br />
Alle Körper ziehen sich an
<strong>Gravitation</strong><br />
der Erde
<strong>Gravitation</strong><br />
Luftwiderstand
Satellitenbahn<br />
Zentrifugalkraft = <strong>Gravitation</strong>
Newtons Welt<br />
• Newtons Welt ist eine Welt der Kräfte. Kräfte<br />
sind das dynamische Element im Universum,<br />
für jegliche Veränderung in der Welt ist eine<br />
Kraft sowohl verantwortlich als auch nötig. Für<br />
alle diese Kräfte gilt das Grundpostulat: Kraft<br />
ist Masse mal Beschleunigung. Angewendet<br />
auf die <strong>Gravitation</strong>, sollte auch sie eine Kraft<br />
<strong>von</strong> dieser Art sein. Damit war die<br />
"Schwerkraft" geboren.
Elektrische<br />
Kräfte
Elektrische Kräfte<br />
bestimmen<br />
atomare Strukturen
Vergleich der Kräfte um 1900
Sonnensystem <br />
Newton erklärt die Ordnung im Sonnensystem
Galilei Relativitätsprinzip<br />
Naturgesetze haben für alle Beobachter<br />
dieselbe Form Galilei Transformation<br />
Er argumentierte damit,<br />
dass ein unter Deck eines<br />
unbeschleunigten Schiffes<br />
befindlicher Beobachter<br />
aus den Vorgängen um<br />
ihn herum<br />
nicht erschließen kann,<br />
ob sich das Schiff in<br />
Bewegung befindet<br />
oder nicht.<br />
t´ = t<br />
x´ = x - v*t<br />
2 IS starten zu Zeit<br />
t = t´ = 0 am<br />
selben Punkt
Newton ist <strong>Einstein</strong> des 17. Jh.<br />
Isaac Newton vereint 1687 alle Daten und<br />
Vorstellungen / erfindet auch Spiegelteleskop
James Clerk<br />
Maxwell<br />
formuliert<br />
1861-1865 die<br />
Gesetze der<br />
Elektrodynamik<br />
sog.<br />
Maxwell-<br />
Gleichungen
Magnetfelder eines<br />
Ringstromes
Elektromagnetische Wellen<br />
breiten sich mit Lichtgeschw. aus<br />
Maxwell-Gleichungen sind nicht Galilei-invariant!<br />
Lichtgeschwindigkeit hängt vom Bezugssystem ab!<br />
Maxwell-Gleichungen sind Lorentz-invariant (1886)
Elektromagnetische Wellen<br />
existieren im Kosmos<br />
Radiowellen - Gammastrahlen
4 Grundkräfte<br />
im Universum<br />
schwach<br />
stark
Standardmodell der<br />
Teilchenphysik 2012<br />
ist unvollständig
Was ist Teilchen? Wellenpakete
Nobelpreise in Teilchenphysik > 1950<br />
2012 Saul Perlmutter, Brian Schmidt, Adam Riess: Beschleunigte Expansion des Universums
Nobelpreise in Teilchenphysik < 1950
Äther-Diskussion um 1900<br />
Newton Mechanik ist Galilei-invariant<br />
Maxwell EM ist jedoch Lorentz-invariant
<strong>Einstein</strong> löst das Dilemma<br />
Spezielle Relativität 1905<br />
• Es gibt keinen Äther!<br />
• Lichtgeschwindigkeit ist unabhängig vom<br />
Bewegungszustand des Beobachters,<br />
• c = 299.792,458 km/s Definition m<br />
• Gesetze der Physik sind nicht Galileiinvariant,<br />
sondern Lorentz-invariant:<br />
auch die Zeit wird transformiert!<br />
Raum nicht mehr linear in<br />
Geschwindigkeit! x´ ≠ x - v*t
Messung Lichtgeschwindigkeit<br />
Jahr Forscher Methode Wert<br />
km/s<br />
1620 Galilei Laternen<br />
schwenken<br />
1676<br />
1678<br />
Ole Römer<br />
Chr. Huygens<br />
astronomische<br />
Beobachtung<br />
1851 Leon Foucault Drehspiegelmethode<br />
1879 Albert<br />
Michelson<br />
1926 Albert<br />
Michelson<br />
1973 Boulder<br />
Gruppe<br />
1983 Definition der<br />
CPGM<br />
Drehspiegelmethode <br />
Drehspiegelmethode<br />
> km/s<br />
Bemerkung<br />
213.000 Erste endliche<br />
Lichtgeschw.<br />
298.000<br />
+/- 500<br />
299.910<br />
+/- 10<br />
299.796<br />
+/- 50<br />
Lasermessung 299.792,4574<br />
+/- 0,001<br />
Neudefinition<br />
des Meters<br />
299.792,458<br />
exakt<br />
Keine<br />
Messung !<br />
CPGM = Conférence Générale des Poids et Mesures
Raum und Zeit bilden eine Einheit
1915: <strong>Einstein</strong> revidiert Newton<br />
“<strong>Gravitation</strong> ist Geometrie”
Schwaches Äquivalenzprinzip<br />
“Träge und schwere Masse sind gleich”<br />
alle Körper fallen unabhängig <strong>von</strong> ihren anderen<br />
Eigenschaften, wie chemische<br />
Zusammensetzung, Größe, Form und Masse im<br />
Vakuum<br />
Masse fällt aus Bewegungsgleichung heraus<br />
Rein geometrische Gleichung<br />
Wurde bereits <strong>von</strong> Newton 1687 formuliert
Schwaches<br />
Äquivalenz-<br />
Prinzip<br />
Test<br />
Torsionswaage
Eöt-Wash moderne Torsionswaage
Schwaches<br />
Äquivalenz-<br />
Prinzip<br />
Test<br />
Torsionswaage<br />
a: Beschleunigung<br />
= (a 1 – a 2)<br />
/(a 1 + a 2)<br />
Zukunft 10 -16
<strong>Gravitation</strong> = Beschleunigung<br />
Frei fallendes Inertialsystem IS
<strong>Einstein</strong> Äquivalenzprinzip<br />
1. Es gilt das Schwache Äquivalenzprinzip;<br />
2. <strong>Gravitation</strong>skräfte sind lokal äquivalent zu<br />
Trägheitskräften;<br />
3. Im frei fallenden gravitationsfreien<br />
Intertialsystem gilt die Spezielle Relativität;<br />
4. Jedes Experiment in einem frei-fallenden<br />
Inertialsystem IS ist unabhängig <strong>von</strong> der<br />
Geschwindigkeit des IS (lokale Lorentz-<br />
Invarianz), sowie <strong>von</strong> Ort und Zeit im Universum<br />
(Positionsunabhängigkeit).
<strong>Gravitation</strong> krümmt Raum
Ellipsen nicht mehr geschlossen<br />
Merkur Periheldrehung 43’’ / Jh.
Lichtablenkung an Sonne 1,75’’<br />
1920 bei Sonnenfinsternissen beobachtet
Schwarze Löcher<br />
nur Geometrie
Schwarze Löcher rotieren<br />
Roy Kerr 1963
<strong>Gravitation</strong>swellen…<br />
... sind durch beschleunigte Massen<br />
erzeugte Transversalwellen in der<br />
Struktur der Raumzeit, die sich mit<br />
Lichtgeschwindigkeit ausbreiten.
… entstehen bei Merging<br />
zweier Schwarzer Löcher
<strong>Einstein</strong> erklärt auch die<br />
<strong>Gravitation</strong> im Universum<br />
Friedmann & Lemaitre 1922-1927
Der Raum ist gekrümmt Sphäre<br />
Sphäre mit positiver<br />
Krümmung<br />
Sattelfläche mit negativer<br />
Krümmung
Universum ist eine<br />
Expandierende Kugel S³
Wir sind<br />
scheinbar<br />
im Zentrum<br />
des<br />
Universums<br />
r = 0<br />
Jede<br />
Kugel-<br />
Schale:<br />
r = const<br />
Dr = 100 Mpc<br />
Kugel-<br />
schalen<br />
expandieren<br />
mit der Zeit<br />
r a(t) r<br />
Big Bang<br />
Kosmische Sphären<br />
Galaxien-<br />
Sphäre<br />
Photosphäre<br />
Universum<br />
3000 K<br />
2,725 K
Universum könnte auch<br />
komplexe Geometrie
“Geometrie des<br />
Universums” in Kunst
1932: Lemaitre überzeugt <strong>Einstein</strong>
Das Expandierende Universum
Das Universum<br />
entsteht im Urknall<br />
Lemaître 1931 / Gamov 1948
Im Urknall<br />
nur <strong>Gravitation</strong><br />
(nur Geometrie)<br />
zerfällt in<br />
Grav + Superkraft<br />
zerfällt<br />
in stark +<br />
elektroschwach<br />
zerfällt bei TeV<br />
in schwach + EM
Uroboros<br />
οὐρά : Schwanz<br />
ßόρος : fressend
Mittelalter<br />
Symbol<br />
„Drache<br />
Uroboros“ aus:<br />
Lucas Jennis,<br />
Kupferstecher<br />
& Alchemist<br />
in Frankfurt,<br />
„De Lapide<br />
Philosophico“<br />
1625.<br />
Symbol bereits<br />
im alten<br />
Ägypten.<br />
Plato: autarkes<br />
Wesen
Kosmischer Uroboros<br />
„Universum ist in<br />
sich geschlossen“
Zusammenfassung<br />
• Vorstellungen zur <strong>Gravitation</strong> haben sich in<br />
den letzten 2000 Jahren gründlich verändert.<br />
• Newton hat die <strong>Gravitation</strong>skraft eingeführt.<br />
• konnte damit die Kepler-Gesetze erklären.<br />
• Newton Theorie ist nicht verträglich mit<br />
Spezieller Relativität <strong>Einstein</strong> ART.<br />
• <strong>Gravitation</strong> ist Geometrie – Anfang des<br />
Universums war nur Geometrie.<br />
• Zusammenhang zu andern drei<br />
Wechselwirkung noch nicht geklärt.