Diakonie: Jahresbericht 2012
Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss
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Flexible Erziehungshilfe<br />
Ambulantes Clearing<br />
Constanze Studeny<br />
Aufsuchende<br />
Familienhilfe<br />
Die Angebote der ambulanten Hilfen orientieren<br />
sich am stetigen Wandel der gesellschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklung von Familien. Heute<br />
haben die Menschen viele Entscheidungsmöglichkeiten<br />
ihr Leben zu gestalten. Eine steigende Anzahl von Trennungen<br />
und Scheidungen, der Rückgang der Geburten,<br />
eine späte Elternschaft und die Zunahme von Patchwork<br />
- Familien sind einige Symptome dieses Wandels.<br />
Viele Familien leben isoliert, mit wenig familiären Anbindungen,<br />
in schwierigen Lebenssituationen, mit einer<br />
Vielzahl von Herausforderungen. Ambulantes Clearing<br />
kann ein wichtiger Baustein sein, Zugänge zu Familien<br />
zu schaffen, mit ihnen gemeinsam ihre Lebensumstände<br />
zu sortieren, um dann weitere Hilfen anzubieten und<br />
zu initiieren.<br />
Ambulantes Clearing ist eines von mehreren Arbeitsfeldern<br />
der flexiblen Familienhilfe. Es wird in Familien<br />
und Lebensgemeinschaften mit Kindern und Jugendlichen<br />
eingesetzt, bei denen Problemlagen gesehen werden,<br />
es jedoch noch unklar ist, ob und wie sie durch pädagogische<br />
Hilfe zu lösen sind.<br />
Auf der Grundlage des § 27 (2) SGB VIII wird das Clearing<br />
durchgeführt. Es findet im häuslichen und sozialen<br />
Umfeld der Familie statt. Clearing ist eine im Alltag eingebundene<br />
Hilfe und dient zur Klärung der Ressourcen,<br />
Problemlagen und Beziehungen.<br />
Ziel eines Clearing-Hilfeprozesses ist es, zu einer fachlichen<br />
Einschätzung der familiären Situation zu gelangen,<br />
Probleme konkret zu benennen, Lösungsansät-<br />
ze aufzuzeigen und geeignete Hilfemaßnahmen anzubieten.<br />
Bei einem Erstkontakt mit der Familie und dem<br />
Fallverantwortlichen des Jugendamtes und der Clearingfachkraft<br />
haben die Beteiligten die Möglichkeit, aus ihrer<br />
Sicht die Schwierigkeiten zu benennen und Ideen zur Lösung<br />
vorzutragen. In der Regel werden fünf weitere Termine<br />
ohne die Jugendamtsmitarbeiterin vereinbart, um<br />
zu einer Klärung der Situation zu gelangen. Der Umfang<br />
richtet sich auch nach der Größe des Familiensystems<br />
und kann in Einzelfällen über fünf Termine hinausgehen.<br />
Bei vielfältigen Problemlagen und wenn es um Kinderschutz<br />
geht, sollte das Clearing von zwei Fachkräften<br />
durchgeführt werden, um die subjektive Wahrnehmung<br />
und Einschätzung zu prüfen.<br />
Zu Beginn der Hilfe steht die Erarbeitung des<br />
Clearingauftrages mit der Familie.<br />
(Wer? Will was? Von wem? Wozu? Weshalb?)<br />
Unterschiedliche Methoden wie z. B. Gesprächs-und<br />
Fragetechniken, Genogramme, Skulpturen, Netzwerkkarten<br />
oder Arbeiten mit Bildern und Metaphern werden<br />
eingesetzt, um das Familiensystem mit seinen funktionalen<br />
und dysfunktionalen Mustern sowie Kommunikations-<br />
und Beziehungsbedingungen zu verstehen und zu<br />
verdeutlichen.<br />
Aus einer gemeinsamen Beschreibung können Aufträge<br />
und Ziele formuliert werden. Reichen bisherige Lösungsmöglichkeiten<br />
nicht aus, wird gemeinsam mit den Beteiligten<br />
überlegt, welche Hilfe die Familie oder einzelne Familienmitglieder<br />
benötigen.<br />
Nach Beendigung der vereinbarten Termine findet ein<br />
Abschlussgespräch mit der Familie und der Fachkraft<br />
des Amtes statt. Die Gespräche werden ausgewertet<br />
und Perspektiven aufgezeigt. Sollte es notwendig sein,<br />
werden Fördermaßnahmen oder therapeutische Hilfen<br />
eingeleitet. Für die Familie besteht nach einem Clearing<br />
die Möglichkeit, weitere ambulante Hilfen wie z. B. Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe zu beantragen.<br />
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