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Die Entdeckung der Cholera-Ätiologie durch Robert Koch 1883/84

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Martin Exner<br />

<strong>Die</strong> <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong><br />

<strong>durch</strong> <strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong> <strong>1883</strong>/<strong>84</strong><br />

Vorbemerkung<br />

Am 25. Dezember 2008 meldete das Gesundheitsministerium<br />

von Zimbabwe<br />

26.497 Fälle von <strong>Cholera</strong> mit 1518 Todesfällen.<br />

<strong>Die</strong> Epidemie ist die größte Epidemie,<br />

die jemals in diesem Land beobachtet<br />

wurde und ist immer noch nicht unter<br />

Kontrolle. <strong>Die</strong> <strong>durch</strong>schnittliche Letalität<br />

ist auf bis zu 5,7 % <strong>der</strong> an <strong>Cholera</strong> Erkrankten<br />

angestiegen, deutlich höher als<br />

1 %, welches die Norm für die bisherigen<br />

Epidemien ist und in manchen ländlichen<br />

Regionen hat die Letalität 50 %<br />

erreicht. Es kommt zu einer Weiterverbreitung<br />

in an<strong>der</strong>e angrenzende Län<strong>der</strong><br />

wie Süd-Afrika. <strong>Die</strong> Ursache für die Epidemie<br />

ist zurückzuführen auf<br />

– das Fehlen von einwandfreiem<br />

Trinkwasser,<br />

– auf die katastrophalen sanitären<br />

Bedingungen,<br />

– den Zusammenbruch <strong>der</strong> sanitären<br />

Infrastruktur und<br />

– das Fehlen von medizinischem Personal,<br />

das nicht mehr am Arbeitsplatz zur Verfügung<br />

steht.<br />

Es muss als Tragödie bezeichnet werden,<br />

dass ein Land wie Zimbabwe nicht in <strong>der</strong><br />

Lage ist, seine Bevölkerung vor <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

zu schützen. Hierbei handelt es sich<br />

um ein Versagen einer guten Regierungsführung,<br />

mangelhaftem Gesundheitsschutz<br />

für die Bevölkerung und fehlen<strong>der</strong><br />

Prioritätensetzung.<br />

<strong>Die</strong> Erkrankung, die einst auch in Europa<br />

panisches Entsetzen auslöste, wurde<br />

vor jetzt 125 Jahren von einer deutschen<br />

Prof. Dr. med. Martin Exner<br />

Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit <strong>der</strong> Universität Bonn<br />

Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn, Germany<br />

Tel: +49 (0)228 2871 5520 – Fax: +49 (0)228 2871 5645<br />

E-Mail: martin.exner@ukb.uni-bonn.de<br />

Expedition unter Leitung von <strong>Robert</strong><br />

<strong>Koch</strong> nach Ägypten und nach Kalkutta in<br />

Indien systemisch erforscht. Am 2. Februar<br />

18<strong>84</strong> berichtet <strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong> nach Berlin,<br />

dass „aus diesen Resultaten nun weiter<br />

<strong>der</strong> Schluss zu ziehen sei, dass die kommaähnlichen<br />

Bazillen ganz allein <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> eigentümlich<br />

sind“. Der Erreger und die Wasserätiologie<br />

wurden auf dieser Expedition<br />

aufgedeckt, und hiernach die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Verhütung und<br />

Kontrolle dieser Seuche in Deutschland<br />

umgesetzt. <strong>Die</strong>se Maßnahmen waren so<br />

wirksam, dass es nach <strong>der</strong> großen <strong>Cholera</strong>-Epidemie<br />

1892 in Hamburg, die von<br />

<strong>Koch</strong> mit seinen auf <strong>der</strong> Expedition gesammelten<br />

Erfahrung meisterhaft unter<br />

Kontrolle gebracht wurde, zu keinem<br />

Ausbruch in Deutschland mehr kam.<br />

Keine an<strong>der</strong>e Seuche hat die Infektionshygiene<br />

und die Wasserhygiene so<br />

sehr beeinflusst und zu so nachhaltigen<br />

hygienischen Verbesserungsmaßnahmen<br />

geführt wie die <strong>Cholera</strong> und damit auch<br />

an<strong>der</strong>e Infektionskrankheiten beeinflusst,<br />

wo<strong>durch</strong> auch die Kin<strong>der</strong>sterblichkeit mit<br />

dem Einsetzten <strong>der</strong> verbesserten Wasserversorgung<br />

schlagartig sich verringerte.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong> ist seit dieser Zeit synonym für<br />

eine Krankheit <strong>der</strong> fehlenden Zivilisation<br />

und des Versagens o<strong>der</strong> Nichtexistenz einer<br />

staatlichen Infrastruktur, die den Gesundheitsschutz<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zu garantieren<br />

hat.<br />

Am Ende des Internationalen Jahres<br />

<strong>der</strong> Sanitation muss es geradezu als Menetekel<br />

angesehen werden, wenn es 125<br />

Jahre nach <strong>der</strong> <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

<strong>Ätiologie</strong> und <strong>der</strong>en Wasser-<strong>Ätiologie</strong> zu<br />

<strong>der</strong>artigen Seuchenausbrüchen kommt.<br />

Sie können Anzeichen sein für zukünftige<br />

Bedrohungen auch <strong>der</strong> entwickelten Län<strong>der</strong>,<br />

wenn es nicht gelingt vor dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Bevölkerungsexplosion in<br />

den nächsten 30 Jahren mit 3 Milliarden<br />

Menschen in den unterentwickelten Län<strong>der</strong>n,<br />

die Sicherung einer hygienischen<br />

Infrastruktur zu gewährleisten. <strong>Die</strong>s gilt<br />

übrigens auch für Län<strong>der</strong> wie den Irak,<br />

wo eine vorhandene hygienische Infrastruktur<br />

zerstört wurde, und dort jetzt die<br />

<strong>Cholera</strong> wie<strong>der</strong> endemisch geworden ist.<br />

<strong>Die</strong>ses Bedrohungspotential ist mindestens<br />

gleichwertig mit den Bedrohungen<br />

<strong>durch</strong> die Klimaverän<strong>der</strong>ungen. <strong>Die</strong> <strong>Entdeckung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong> zählt zu<br />

einer <strong>der</strong> Sternstunden in <strong>der</strong> Medizin,<br />

weswegen es jetzt <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt<br />

ist, sich vor dem Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen<br />

Epidemie hieran zu erinnern.<br />

<strong>Die</strong> Kommission zur<br />

Erforschung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

<strong>1883</strong>/<strong>84</strong> in Ägypten<br />

und in Indien<br />

<strong>Die</strong> Expedition nach Ägypten<br />

August – November <strong>1883</strong><br />

Am 24. Juni <strong>1883</strong> veröffentlichte Wolffs<br />

Telegraphisches Büro das nachstehende,<br />

aus Kairo eingegangene Telegramm: „<strong>Die</strong><br />

Regierung hat von einem Arzt in Damiette telegraphisch<br />

die Nachricht erhalten, dass ein<br />

bösartiges Fieber während <strong>der</strong> letzten Tage<br />

daselbst gewütet habe; von 20 Erkrankungsfällen<br />

seien 6 tödlich verlaufen. <strong>Die</strong> Sanitätskommission<br />

hat sich infolge dessen von hier nach<br />

Damiette begeben. Einer <strong>der</strong> dem „Reuterschen<br />

Büro“ zugehenden Meldung zufolge ist die<br />

Epidemie in Damiette während <strong>der</strong> dortigen<br />

Messe zum Ausbruch gekommen und es sollen<br />

1


is jetzt bereits 19 Personen gestorben sein, 11<br />

unter dem Verdacht <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>.“<br />

Nachdem die <strong>Cholera</strong> damit in Ägypten<br />

festen Fuß gefasst hatte, war zu befürchten,<br />

dass auch Europa in <strong>der</strong> größten<br />

Gefahr schwebte. Bereits 1865 hatte die<br />

<strong>Cholera</strong> ebenfalls aus Ägypten kommend<br />

Einzug in die europäischen Mittelmeerlän<strong>der</strong><br />

gehalten. Seit dem Jahr 1817<br />

hatte ausgehend von dem Gangesdelta in<br />

Indien, die <strong>Cholera</strong> bereits 4mal zu Pandemien<br />

geführt, die sich in den Jahren<br />

1817–1823, 1826–1837, 1<strong>84</strong>5–1862 und<br />

1864–1875 über Asien, Afrika, Europa<br />

und Amerika mit unterschiedlicher Geschwindigkeit<br />

ausgebreitet hatte.<br />

2<br />

<strong>Cholera</strong> in preußischen<br />

Armeen zur Beendigung<br />

des Preußisch-Österreichischen<br />

Krieges 1866 (Nikolsburger<br />

Frieden) bei, im<br />

Verlauf dessen in <strong>der</strong> preußischen<br />

Armee 12.000 <strong>Cholera</strong>-Erkrankungenauftraten,<br />

an denen 3139 Soldaten,<br />

also 1/4 <strong>der</strong> Erkrankten,<br />

verstarben.<br />

<strong>Die</strong> europäischen Regierungen<br />

beabsichtigten nun,<br />

nicht erst zu warten, bis die<br />

<strong>Cholera</strong> in die jeweiligen<br />

Län<strong>der</strong> eingedrungen war,<br />

son<strong>der</strong>n sie versuchten<br />

<strong>durch</strong> wissenschaftliche<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Ursachen,<br />

geeignete Maßnahmen<br />

zur Kontrolle und Prävention zu finden.<br />

<strong>Die</strong> französische Regierung war die<br />

erste, welche auf Anregung Louis Pasteurs<br />

die Entsendung einer wissenschaft-<br />

<strong>Cholera</strong> in <strong>der</strong> Kunst, Maler unbekannt, National Institute of Health, USA.<br />

bb. 7: <strong>Cholera</strong> in <strong>der</strong> Kunst, Maler unbekannt, National Institute of Health, USA<br />

ie europäischen Regierungen beabsichtigten nun, nicht erst zu warten, bis die Cho-<br />

Erlass vom 9. August <strong>1883</strong> beauftragte daher nach kurzen Vorverhandlungen <strong>der</strong><br />

Staatssekretär des Inneren, Herr von Boetticher, das Mitglied des kaiserlichen Gesundheitsamtes,<br />

den geheimen Regierungsrat Herrn Dr. <strong>Koch</strong>, mit <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />

Expedition. Zu seiner Unterstützung wurden Stabsarzt Dr. Gaffky, Marinestabsarzt<br />

Dr. Fischer sowie <strong>der</strong> im Gesundheitsamt als Präparator beschäftigte Chemiker<br />

Treskow Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission.<br />

<strong>Die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Expedition <strong>1883</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten Epidemiewelle wurde die<br />

von links: Gaffky, Treskow (stehend), <strong>Koch</strong>, Fischer.<br />

<strong>Cholera</strong> im Mai 1865 von Ägypten innerhalb<br />

von wenigen Wochen in verschiedene<br />

Län<strong>der</strong> Europas verschleppt und breitete<br />

sich während des Jahres 1865 in Italien,<br />

Frankreich, Spanien, <strong>der</strong> Türkei,<br />

Rumänien und Russland aus. England<br />

er 6.000 in wurde Berlin. 1866 Bekanntlich von Rotterdam trug aus auch von das <strong>der</strong> Auftreten lichen Expedition <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nach in preußischen<br />

Ägypten berief.<br />

Seuche heimgesucht. In Deutschland griff Nachdem das Comité consultatif<br />

rmeen zur die Beendigung <strong>Cholera</strong> im Jahre des Preußisch-Österreichischen 1866 so stark um d´hygiène Krieges den Plan 1866 befürwortet (Nikolsburger hatte,<br />

rieden) bei, sich, im dass Verlauf allein im dessen Königreich in <strong>der</strong> Preußen preußischen in genehmigte Armee 12.000 die französische <strong>Cholera</strong>krankun- Regierung<br />

diesem Jahr 114.683 Personen an <strong>Cholera</strong> einen Kredit von 50.000 Francs, so dass<br />

en auftraten, an denen 3139 Soldaten, also ¼ 1/4 <strong>der</strong> Erkrankten, verstarben.<br />

verstarben, darunter 6.000 in Berlin. Be- die französische Mission (Mission Paskanntlich<br />

trug auch das Auftreten <strong>der</strong> teur) bereits am 15. August <strong>1883</strong> in Ale-<br />

xandria eintreffen konnte, um ihre Arbeiten<br />

im Hôpital Européen beginnen zu<br />

können. Zur französischen Kommission<br />

zählten die Forscher Roux, Thuillier (beide<br />

Mitarbeiter von L. Pasteur), Strauß<br />

(außerordentlicher Professor <strong>der</strong> medizinischen<br />

Fakultät zu Paris) und Nocart<br />

(Professor <strong>der</strong> Veterinärschule zu Alfort<br />

bei Paris.).<br />

Auch Deutschland hatte ein Interesse<br />

an <strong>der</strong> Entsendung einer Expedition. Durch<br />

Erlass vom 9. August <strong>1883</strong> beauftragte daher<br />

nach kurzen Vorverhandlungen <strong>der</strong><br />

Staatssekretär des Inneren, Herr von Boetticher,<br />

das Mitglied des kaiserlichen Gesundheitsamtes,<br />

den geheimen Regierungsrat<br />

Herrn Dr. <strong>Koch</strong>, mit <strong>der</strong> Leitung<br />

<strong>der</strong> Expedition. Zu seiner Unterstützung<br />

wurden Stabsarzt Dr. Gaffky, Marinestabsarzt<br />

Dr. Fischer sowie <strong>der</strong> im Gesundheitsamt<br />

als Präparator beschäftigte Chemiker<br />

Treskow Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission.<br />

Am 16. August <strong>1883</strong> verließ die deutsche<br />

Expedition unter Leitung von <strong>Koch</strong><br />

Berlin. Am 23. August <strong>1883</strong> erreichte sie<br />

mit dem Schiff Port Said und unternahm<br />

unmittelbar eine Besichtigung <strong>der</strong> sanitären<br />

Verhältnisse in <strong>der</strong> Stadt. Trotz ungünstigster<br />

sanitärer Bedingungen konnte<br />

in Port Said kein großer <strong>Cholera</strong>-Ausbruch<br />

festgestellt werden.<br />

Am 24. August <strong>1883</strong> schiffte man sich<br />

zur Weiterfahrt nach Alexandria ein, wo<br />

ein Labor im griechischen Hospital mit<br />

Unterstützung von Dr. Kartulis und Dr.<br />

Hassan-Rifti und mit voller Unterstützung<br />

<strong>der</strong> ägyptischen Regierung eingerichtet<br />

wurde.<br />

5


<strong>1883</strong> nahm die <strong>Cholera</strong> in Ägypten einen<br />

charakteristischen Verlauf, wobei die<br />

ersten Fälle am 22. Juni <strong>1883</strong> in Damiette<br />

festgestellt wurden, am 27. Juni in Port<br />

Said, am 2. Juli in Alexandria und am 15.<br />

Juli in Kairo. <strong>Die</strong> Gesamtmortalität <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong> während <strong>der</strong> Epidemie in Ägypten<br />

betrug nach den offiziellen Statistiken<br />

28.722 Todesfälle, wobei jedoch nach<br />

Feststellung <strong>Koch</strong>´s von einer erheblichen<br />

Dunkelziffer auszugehen ist.<br />

Am 18. September <strong>1883</strong> verstarb <strong>der</strong><br />

junge und hoffnungsvolle französische<br />

Wissenschaftler Louis Thuillier (1856–<br />

<strong>1883</strong>), <strong>der</strong> Mitglied <strong>der</strong> französischen<br />

Mission Pasteur war, an <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>. Er<br />

wurde unter Teilnahme auch aller Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Expedition beerdigt.<br />

wurde.<br />

3 nahm die <strong>Cholera</strong> in Ägypten einen charakteristischen Verlauf, wobei die ersten<br />

le am 22. Juni <strong>1883</strong> in Damiette festgestellt wurden, am 27. Juni in Port Said, am<br />

uli in Alexandria und am 15. Juli in Kairo. <strong>Die</strong> Gesamtmortalität <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> wähd<br />

<strong>der</strong> Epidemie in Ägypten betrug nach den offiziellen Statistiken 28.722 Todes-<br />

, wobei jedoch nach Feststellung <strong>Koch</strong>´s von einer erheblichen Dunkelziffer ausehen<br />

ist.<br />

<strong>der</strong> Kompagnie befindet. <strong>Die</strong> Wasserwerke Nach <strong>der</strong> Mitteilung zahlreicher glaub-<br />

liegen auf dem südlichen Ufer des Ismailia- würdiger Personen soll das Leitungswas-<br />

Kanals, einige 100 m unterhalb dessen Abzweigung<br />

vom Nil, und entnehmen ihren Beser<br />

im Hochsommer gewöhnlich trübe<br />

und von schlechtem Geschmack sein.<br />

darf an Wasser teils aus dem Nil selbst und Dass es diese Beschaffenheit auch wäh-<br />

zwar dicht oberhalb <strong>der</strong> Brücke von Kasr El rend <strong>der</strong> Epidemie gab, ist <strong>der</strong> Kommissi-<br />

Nil, teils direkt aus dem Ismailia-Kanal. <strong>Die</strong> on von Dr. Wild und Dr. Achmed Hamdy<br />

großen Saugrohre sind bis nahezu in die Mitte Bey ausdrücklich bestätigt.<br />

des Kanalbettes geführt, so dass wenigstens das Übrigens wird einzelnen Stadteilen re-<br />

Wasser nicht unmittelbar am Ufer entnommen gelmäßig nur unfiltriertes Wasser zuge-<br />

wird. <strong>Die</strong> Werke besitzen 4 Bassins, von denen führt, da die Quantität des filtrierten Was-<br />

2 zur vorläufigen Klärung sers nicht ausreicht. Allgemeinere Anwen-<br />

des Wassers <strong>durch</strong> Absetdung findet diese Maßregel notgedrungen,<br />

zen-Lassen <strong>der</strong> schweren wenn die an Zahlen nicht genügenden Fil-<br />

suspendierten Bestandteile, ter <strong>der</strong> Reinigung wegen einmal außer<br />

2 an<strong>der</strong>e als Filter dienen. Funktion gesetzt werden müssen. <strong>Die</strong> Un-<br />

<strong>Die</strong> oberste Schicht <strong>der</strong> Filzufriedenheit über die Beschaffenheit dieter<br />

bildet ein verhältnismäses Leitungswassers, in welchem bisweilen<br />

ßig grober Sand. <strong>Die</strong> Quan- selbst lebende kleine Fische gefunden wertität<br />

des von <strong>der</strong> Kompagnie den, ist denn auch eine allgemeine.<br />

täglich gelieferten filtrierten Dass selbst trotz <strong>der</strong> Epidemie hierin<br />

und unfiltrierten Wassers eine Besserung nicht eingetreten ist, wird<br />

beträgt im Mittel etwa aus <strong>der</strong> nachstehenden, in <strong>der</strong> „Egyptian<br />

22.000 mm Gazette“ v. 8. Juli 18<strong>84</strong> abgedruckten<br />

Klage deutlich: „La compagnie des Eaux du<br />

Caire, une des administrations francaises modèles,<br />

jouissant d’un monopole de 99 années<br />

fournit au quartier Ismailia, le plus beau de<br />

toute la ville, de l’eau tirée directement du canal<br />

Ismailia, qui est malpropre et qui n’est qu´a une<br />

centaine de mètres de là. Il est évident,<br />

qu’aucuns filtres ne sont employés pour purifier<br />

cette eau, car sa couleur est d’un brun foncé,<br />

actuellement tout à fait noire, remplie d’une<br />

boue épaisse, de dèbris de paille etc. Et (cela peut<br />

3 Neben den pathologischen und mikrobiologischen<br />

Untersuchungen befasste sich <strong>Koch</strong><br />

während seines Aufenthaltes in Ägypten<br />

Landkarte des Mündungsdelta des Nil <strong>1883</strong> aus dem Bericht <strong>Koch</strong>s.<br />

auch intensiv mit den Lebensverhältnissen<br />

Abb. 9: Landkarte des Mündungsdelta des Nil <strong>1883</strong> aus dem Bericht <strong>Koch</strong>s.<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung, u. a. auf einer Reise am<br />

6. Oktober nach Damiette. Hierbei konnte<br />

er u. a. auf die hervorragenden vergleichenden<br />

epidemiologischen Statistiken über die<br />

<strong>Cholera</strong>-Mortalität aus den Jahren 1865<br />

6<br />

und <strong>1883</strong> zurückgreifen.<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse aus heutiger<br />

Sicht sind auch seine systematischen<br />

medizinisch-geographischen Darstellungen,<br />

wobei er u. a. die auftretenden Erkrankungsfälle<br />

an <strong>Cholera</strong> im Stadtplan<br />

von Damiette aufzeichnete und den Verlauf<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> im Detail<br />

räumlich und zeitlich<br />

beschrieb.<br />

Vom 16. bis 30. Oktober<br />

<strong>1883</strong> hielt sich<br />

<strong>Koch</strong> in Kairo auf, wo die<br />

<strong>Cholera</strong>-Epidemie einen<br />

deutlich gravieren<strong>der</strong>en<br />

Verlauf als in Alexandria<br />

genommen hatte. <strong>Koch</strong><br />

beschrieb detailliert den<br />

Stand <strong>der</strong> sanitären Verhältnisse<br />

in Kairo, wo<br />

einschließlich<br />

einige Vorstädte über<br />

des Bedarfs von 51 Straßen-<br />

keine filtrierte Wasserversorgung<br />

verfügten.<br />

In dem Bericht heißt<br />

es „Mit <strong>der</strong> Wasserversor-<br />

Louis Thuillier (geb. in Amiens,<br />

am 4. Mai 1856, gest. in<br />

Alexandrien, Ägypten,<br />

am 18. September <strong>1883</strong>)<br />

auslässen, von welchen 45<br />

mit filtriertem, 6 mit unfiltriertem<br />

Wasser versehen<br />

sein sollen.“<br />

gung von Kairo sah es zur<br />

<strong>Die</strong> Kommission hat-<br />

Zeit <strong>der</strong> Epidemie nicht min<strong>der</strong> 18.September traurig aus, te Gelegenheit, <strong>1883</strong>), bei einem Besuch <strong>der</strong><br />

obwohl bereits seit einer großen Reihe von Werke Proben des unmittelbar vorher fil-<br />

Jahren eine Wasserleitung besteht, erbaut und trierten Wassers zu sehen. Es enthielt al-<br />

verwaltet von einer Privat-Kompagnie, welche lerlei Fasern und gröbere Partikel und<br />

sich noch für lange Zeit im alleinigen Besitze zeigte eine deutliche Opaleszenz.<br />

18. September <strong>1883</strong> verstarb <strong>der</strong> junge und hoffnungsvolle französische Wissenaftler<br />

Louis Thuillier (1856 – <strong>1883</strong>), <strong>der</strong> Mitglied <strong>der</strong> französischen Mission Pasr<br />

war, an <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>. Er wurde unter Teilnahme auch aller Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> deuten<br />

Expedition beerdigt.<br />

. 10: Louis Thuillier ( geb. in Amiens, 4.Mai 1856 – gest. in Alexandrien, Ägypten<br />

en den pathologischen und mikrobiologischen Untersuchungen befasste sich<br />

h während seines Aufenthaltes in Ägypten auch intensiv mit den Lebensverhält-<br />

3


Stadtkarte von Damiette im Jahr<strong>1883</strong> mit den Häusern, in denen die ersten <strong>Cholera</strong>-<br />

Erkrankungen aufgetreten waren.<br />

vous sembler exagéré, mais c’est la vérité pure)<br />

j’ai pris dans mon bain, il ya quelques jours,<br />

deux petits poissons, tout à fait vivants et se liv-<br />

b.12: Stadtkarte von Damiette im Jahr<strong>1883</strong> mit den Häusern, in denen die ersten<br />

rant dans l’eau à leurs évolutions.“<br />

olera- Erkrankungen aufgetreten waren<br />

In den Häusern <strong>der</strong> besser situierten<br />

Bevölkerung wird das Wasser übrigens<br />

m 16. – vor 30. dem Oktober Genuss allgemein hielt sich einer <strong>Koch</strong> nochin<br />

Kairo sich zum auf, Teil wo gravierend die <strong>Cholera</strong>-Epidemie voneinan<strong>der</strong> einen<br />

maligen Filtration <strong>durch</strong> poröse Tongefä- unterschieden, in den einzelnen Stadttei-<br />

utlich gravieren<strong>der</strong>en Verlauf als in Alexandria genommen hatte.<br />

ße unterworfen.<br />

len von Kairo feststellen.<br />

ch beschrieb <strong>Koch</strong> detailliert kommt außerdem den Stand zu <strong>der</strong> Fest- <strong>der</strong> sanitären Hierzu erläutert Verhältnisse <strong>Koch</strong>: „Einer in Kairo, beson- wo einige<br />

stellung, dass möglicherweise auch <strong>der</strong> <strong>der</strong>s auffälligen Immunität haben sich inner-<br />

rstädte über keine filtrierte Wasserversorgung verfügten.<br />

Ramadan, <strong>der</strong> vom 6. Juli bis 14. August<br />

<strong>1883</strong> stattfand, sich ungünstig auf den<br />

dem Bericht heißt es<br />

it <strong>der</strong> Wasserversorgung von Kairo sah es zur Zeit <strong>der</strong> Epidemie nicht min<strong>der</strong><br />

urig aus, obwohl bereits seit einer großen Reihe von Jahren eine Wasserleitung<br />

steht, erbaut und verwaltet von einer Privat-Kompagnie, welche sich noch für lan-<br />

Zeit im alleinigen Besitze <strong>der</strong> Kompagnie befindet. <strong>Die</strong> Wasserwerke liegen auf<br />

m südlichen Ufer des Ismailia-Kanals, einige 100 m unterhalb dessen Abzweigung<br />

m Nil, und entnehmen ihren Bedarf an Wasser teils aus dem Nil selbst und zwar<br />

ht oberhalb <strong>der</strong> Brücke von Kasr El Nil, teils direkt aus dem Ismailia-Kanal. <strong>Die</strong><br />

oßen Saugrohre sind bis nahezu in die Mitte des Kanalbettes geführt, so dass<br />

Vergleich <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle bei <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Epidemie 1865 und <strong>1883</strong> in Damiette.<br />

4<br />

Verlauf <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in Kairo ausgewirkt<br />

habe.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> epidemiologischen Daten<br />

konnte er anhand <strong>der</strong> Inzidenz <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Todesfälle medizinisch-geographisch<br />

unterschiedliche Inzidenzen, die<br />

halb des am schwersten betroffenen Stadteiles<br />

von Kairo nämlich desjenigen von Boulacq,<br />

die Moulins Francais zu erfreuen gehabt, große<br />

Getreidemühlen, <strong>der</strong>en Gebäude von <strong>der</strong><br />

Umgebung <strong>durch</strong> Mauern abgesperrt sind. In<br />

diesen Mühlen soll nicht ein einziger <strong>Cholera</strong>-<br />

Fall vorgekommen sein, obgleich in ihrer unmittelbaren<br />

Nähe zwei Hüttenkomplexe aufs<br />

heftigste von <strong>der</strong> Krankheit heimgesucht wurden.<br />

<strong>Die</strong> Kenntnis dieser Verhältnisse verdankte<br />

die Kommission dem Inspecteur Sanitaire<br />

<strong>der</strong> Stadt Herrn Ahmed Hamdy Bey. <strong>Die</strong><br />

einzige Maßregel, welche, abgesehen von <strong>der</strong><br />

Absperrung ( in den Moulins francais ) getroffen<br />

wurde, war die, dass ausschließlich filtriertes<br />

und gekochtes Nilwasser zur Anwendung<br />

kam. Zwei Mitarbeiter entzogen sich jedoch<br />

<strong>der</strong> strikten Anweisung des Direktors <strong>der</strong> französischen<br />

Mühle, das Mühlengelände nicht zu<br />

verlassen und wurden entlassen. Beide Mitarbeiter<br />

verstarben an <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>.“<br />

Zur Situation <strong>der</strong> Wasserversorgung in<br />

Kairo ging <strong>Koch</strong> auf <strong>der</strong> zweiten Konferenz<br />

zur Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Frage in<br />

Berlin 1885 nochmals im Detail ein. Er<br />

führte aus: „Im Jahre 1865 hatten sowohl<br />

Alexandrien und Kairo sehr heftige <strong>Cholera</strong>-<br />

Epidemien. Nach dieser Zeit erhielten sie beide<br />

Wasserleitungen. <strong>Die</strong> nächste Epidemie <strong>1883</strong><br />

verlief in Alexandrien sehr gelinde, wie diese<br />

niedrige Kurve anzeigt; in Kairo dagegen ist<br />

die letzte Epidemie ebenso mör<strong>der</strong>isch gewesen<br />

wie die vom Jahre 1865. <strong>Die</strong> Kurven bei<strong>der</strong><br />

Jahre sind fast gleich. Was hat nun <strong>der</strong> Stadt<br />

Kairo die Wasserleitung genützt? so wird man<br />

fragen. Höchst wahrscheinlich würde sie ihr<br />

genützt haben, wenn die Anlage eine bessere<br />

gewesen wäre. <strong>Die</strong> Wasserleitung von Kairo<br />

kann als höchst lehrreiches Beispiel dienen,<br />

wie ein Wasserwerk nicht beschaffen sein darf,<br />

wenn es gegen <strong>Cholera</strong> nützen soll. <strong>Die</strong> Stelle<br />

für die Wasserentnahme befindet sich nämlich<br />

im Ismailia-Kanal neben <strong>der</strong> Brücke, welche<br />

von Kairo nach <strong>der</strong> Vorstadt Boulacq führt.<br />

Als ich diese Stelle besucht habe, bot sich mir<br />

ein Anblick dar, <strong>der</strong> mich glauben ließ, dass<br />

ich nach Indien zurückversetzt sei. Am Ufer<br />

des Kanals, dicht bei dem Saugrohr wuschen<br />

Leute aus Boulacq schmutzige Wäsche, an<strong>der</strong>e<br />

badeten im Kanal und reichliche Spuren von<br />

Fäkalien an den Böschungen des Kanals deuteten<br />

noch schlimmere Verunreinigungen des<br />

Wassers an. Zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> sollen die<br />

Zustände ganz dieselben gewesen sein und<br />

vielfach <strong>Cholera</strong>-Wäsche aus Boulacq dort<br />

gewaschen sein. Ist allerdings das Wasserwerk<br />

mit Filtern 9versehen<br />

und das Wasser soll eigentlich<br />

in filtriertem Zustand geliefert werden;<br />

dies geschieht aber in so unvollkommener<br />

Weise, dass, wie mir zuverlässige Personen


versicherten, bisweilen in den Häusern mit<br />

dem Leitungswasser kleine Fische zum Vorschein<br />

kamen. Eine solche Wasserleitung ist<br />

nicht geeignet, die <strong>Cholera</strong>-Infektion abzuhalten.<br />

Hier muss vielmehr eine Beför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong>selben angesehen werden.“<br />

Am 30. Oktober <strong>1883</strong> besichtigte <strong>Koch</strong><br />

neben Luxor noch an<strong>der</strong>e Orte wie El Tor<br />

und El Wedj und beschrieb im Detail die<br />

hygienischen Verhältnisse im Zusammenhang<br />

mit den Pilgerströmen nach Mekka.<br />

Hierbei schloss er nicht aus, dass es über<br />

Pilger aus Indien zu einer Einschleppung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nach Ägypten kam.<br />

<strong>Koch</strong> konnte in Ägypten jedoch die<br />

<strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong> nicht eindeutig abklären.<br />

In allen größeren Städten Ägyptens<br />

war die <strong>Cholera</strong> bereits erloschen. Nur in<br />

den Dörfern Oberägyptens breitete sich<br />

die Epidemie noch aus.<br />

Es wurde daher eine Anfrage an den<br />

Ministerpräsidenten Cherif Pascha gerichtet,<br />

ob es möglich sei, in den von <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong> befallenen Dörfern Material für<br />

die Untersuchung zu gewinnen. <strong>Die</strong> hierauf<br />

erteilte telegraphische Antwort lautete<br />

aber folgen<strong>der</strong>maßen: „Je ne puis conseiller<br />

à Monsieur le Dr. <strong>Koch</strong> de se rendre dans les<br />

villages pour faire des autopsies, il est même de<br />

mon devoir de l´en dissua<strong>der</strong>, car elles pouraient<br />

donner lieu à de graves complications.“<br />

<strong>Koch</strong> schrieb in seinem Bericht an den<br />

Staatssekretär des Inneren, Herrn Staatsminister<br />

von Boetticher, am 17. September<br />

<strong>1883</strong> weiter: „<strong>Die</strong> Kommission ist aber<br />

von dem lebhaften Wunsche beseelt, das begonnene<br />

Werk fortzusetzen und womöglich<br />

auch die ihr gestellte Aufgabe zu lösen. Sie<br />

würde es schmerzlich empfinden, wenn die bis<br />

jetzt begonnenen Resultate fruchtlos bleiben<br />

sollten. <strong>Die</strong> einzige Möglichkeit zur Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Untersuchung bietet sich zurzeit in<br />

Indien, wo in mehreren großen Städten insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Bombay, die <strong>Cholera</strong> noch in einem<br />

Umfang herrscht, das ein baldiges Aufhören<br />

<strong>der</strong>selben nicht zu erwarten ist. Auch würde<br />

sich dort unzweifelhaft <strong>der</strong> Anschluss an ein<br />

Hospital, welcher sich in Alexandrien so sehr<br />

vorteilhaft erwiesen hat, am ehesten bewerkstelligen<br />

lassen. Ew. Excellenz hochgeneigtem<br />

Ermessen stelle ich demgemäß ganz gehorsamst<br />

anheim, ob unter den obwaltenden<br />

Verhältnissen die Fortsetzung <strong>der</strong> Untersuchungen<br />

in Indien statthaben soll und stelle<br />

ich mich, wenn Ew. Excellenz für die Ausdehnung<br />

<strong>der</strong> Expedition nach Indien sich hochge-<br />

Stadtkarte von Kairo <strong>1883</strong>.<br />

Abb.13 : Stadtkarte von Kairo <strong>1883</strong><br />

Vergleichende Darstellung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle und <strong>der</strong>en Inzidenz pro<br />

1000 Einwohner in Abhängigkeit von den Stadtteilen in Kairo.<br />

5


neigtest entschließt, zur Führung <strong>der</strong>selben<br />

auch ferner ganz gehorsamst zur Verfügung.<br />

Auch die beiden ärztlichen Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Expedition die Stabsärzte Dr. Gaffky und Dr.<br />

Fischer sind bereit, sich an einer <strong>der</strong>artigen<br />

weiteren Expedition zu beteiligen.“<br />

<strong>Koch</strong> fährt weiter fort: „<strong>Die</strong> Arbeiten<br />

<strong>der</strong> Kommission, welche an für sich recht anstrengend<br />

und zum größten Teil auf sehr unangenehme<br />

Art sind, waren infolge <strong>der</strong> hohen<br />

Temperatur, welche hier herrscht, doppelt<br />

beschwerlich. Bis jetzt litt es <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong><br />

Untersuchungen nicht, dass sie auch nur einen<br />

Tag unterbrochen werden konnten. Trotzdem<br />

erfreuen sich sämtliche Mitglie<strong>der</strong> bis auf geringe<br />

in klimatischen Verhältnissen begründet<br />

und schnell vorübergehende Unpässlichkeiten<br />

eines guten Gesundheitszustandes. Ew. Exzellenz<br />

bitte ich schließlich ganz gehorsamst über<br />

die weitere Führung <strong>der</strong> Expedition hochgeneigtest<br />

mir Instruktionen erteilen zu wollen.“<br />

Am 7. November <strong>1883</strong> kehrte <strong>Koch</strong> nach<br />

Suez zurück. Sein Antrag zur Weiterfahrt<br />

nach Indien war zwischenzeitlich seitens<br />

des Staatssekretärs des Inneren positiv beschieden<br />

<strong>1883</strong>, somit worden an <strong>Koch</strong>s und 40. so begab Geburtstag, sich <strong>Koch</strong> in Kalkutta ein.<br />

mit den Mitglie<strong>der</strong>n seiner Expedition auf<br />

ein Schiff zur Weiterfahrt nach Indien.<br />

<strong>Koch</strong> wählte als Ort für seine weitere<br />

Expedition Kalkutta aus, da englische Beamte<br />

ihm mitgeteilt hatten, dass dort die<br />

<strong>Cholera</strong> endemisch sei. In Colombo auf<br />

Ceylon (heute Sri Lanka) und in Madras,<br />

Indien, wurden Zwischenaufenthalte von<br />

wenigen untergebracht. Tagen eingelegt, um sich wie<strong>der</strong>um,<br />

wie bereits in Ägypten, über die sa-<br />

Medical College Hospital)<br />

6<br />

nitären Verhältnisse dieser Orte und hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> zu informieren.<br />

<strong>Die</strong> Expedition nach Indien<br />

Dezember <strong>1883</strong> – März 18<strong>84</strong><br />

<strong>Die</strong> Kommission traf nach einem Zwischenaufenthalt<br />

in Ceylon am 11. Dezember<br />

<strong>1883</strong>, somit an <strong>Koch</strong>s 40. Geburtstag,<br />

in Kalkutta ein.<br />

Am 12. Dezember <strong>1883</strong> wurden <strong>Koch</strong><br />

und seine Mitarbeiter <strong>durch</strong> den Surgeon<br />

General of the Government of India, Dr.<br />

J. M. Cunningham, empfangen, <strong>der</strong> ihnen<br />

seine volle Unterstützung zusagte.<br />

Sie wurden im Medical College Hospital<br />

in Kalkutta untergebracht.<br />

Am 13. Dezember wurde im dortigen<br />

Hospital das Laboratorium eingerichtet. Am<br />

14. Dezember <strong>1883</strong> begann die Kommission<br />

bereits mit <strong>der</strong> Sektion einer vom General<br />

Hospital übersandten <strong>Cholera</strong>-Leiche.<br />

Am 15. Dezember werden weitere<br />

<strong>Cholera</strong>-Leichen seziert und eine Reihe<br />

von Untersuchungen und Experimenten<br />

begonnen. Im Gegensatz zu Ägypten war<br />

es hier möglich, die Sektion von <strong>Cholera</strong>-<br />

Leichen ohne Hin<strong>der</strong>nisse <strong>durch</strong>zuführen<br />

und so Beeinträchtigungen <strong>durch</strong><br />

Fäulnis zu vermeiden. Zudem wurde<br />

festgestellt, dass es in Kalkutta zu einem<br />

Wie<strong>der</strong>anstieg <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Fälle gekommen<br />

sei, weswegen <strong>Koch</strong> bemerkt, dass<br />

Kalkutta <strong>der</strong> ideale Ort zur Erforschung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> sei.<br />

<strong>Koch</strong> formuliert in einem Schreiben an<br />

den Staatssekretär von Boetticher vom 16.<br />

<strong>Die</strong> Kommission traf nach einem Zwischenaufenthalt in Ceylon am 11. Dezember<br />

Am 12. Dezember <strong>1883</strong> wurden <strong>Koch</strong> und seine Mitarbeiter <strong>durch</strong> den Surgeon General<br />

of the Government of India, Dr. J. M. Cunningham, empfangen, <strong>der</strong> ihnen seine<br />

volle Unterstützung zusagte. Sie wurden im Medical College Hospital in Kalkutta<br />

Stadtplan von Kalkutta aus dem Jahr <strong>1883</strong> (<strong>der</strong> Pfeil kennzeichnet das Medical College Hospital)<br />

Abb. 14: Stadtplan von Kalkutta aus dem Jahr <strong>1883</strong> (<strong>der</strong> Pfeil kennzeichnet das<br />

Dezember <strong>1883</strong> die weiteren Aufgaben, die<br />

sich die Kommission als Ziel ihres Aufenthaltes<br />

in Kalkutta gesetzt habe. <strong>Die</strong>se sind:<br />

1. Mikroskopische Untersuchung eines<br />

möglichst zahlreichen Obduktionsmaterials<br />

zur Erweiterung und Prüfung <strong>der</strong> in Ägypten<br />

erhaltenen Befunde über das Vorkommen von<br />

Bazillen in <strong>der</strong> Darmschleimhaut von <strong>Cholera</strong>-Leichen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch Versuche über<br />

spezifische Eigenschaften dieser Bazillen in<br />

mikroskopischer Beziehung, um eine sichere<br />

Unterscheidung von an<strong>der</strong>en in Gestalt und<br />

Größe ähnlichen Bazillen zu gewinnen.<br />

2. Nachforschungen über das Vorkommen<br />

von <strong>Cholera</strong> bei Tieren, Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong><br />

Infektionsversuche von <strong>Cholera</strong>-Stoffen an verschiedenen<br />

Tiergattungen; namentlich auch mit<br />

Methoden, welche bisher noch nicht benutzt<br />

wurden, z. B. direkte Injektion in den Darm.<br />

3. Gewinnung von Reinkulturen <strong>der</strong> im<br />

Darm <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Leichen gefundenen Bazillen<br />

und Benutzung dieser Reinkulturen zu Infektionsversuchen<br />

an Tieren.<br />

4. Bestimmung <strong>der</strong> biologischen Eigenschaften<br />

dieser Bazillen, insbeson<strong>der</strong>e Sporenbildung,<br />

Lebensdauer, Verhalten in verschiedenen Nährmedien<br />

und bei verschiedenen Temperaturen.<br />

5. Desinfektionsversuche, um die Bazillen im<br />

Wachstum zu verhin<strong>der</strong>n bzw. zu vernichten.<br />

6. Untersuchung von Boden, Wasser, Luft<br />

in ihren Beziehungen zum <strong>Cholera</strong>-Infektionsstoff,<br />

namentlich in Bezug auf die Frage, ob<br />

<strong>der</strong>selbe in endemischen <strong>Cholera</strong>-Gebieten unabhängig<br />

vom menschlichen Körper, beispielsweise<br />

an bestimmten Zersetzungsvorgängen im<br />

Boden gebunden existieren kann.<br />

7. Spezielle Nachforschung über die <strong>Cholera</strong>-<br />

Verhältnisse in Indien und zwar:<br />

a. Zusammenhang <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in den endemischen<br />

Gebieten mit beson<strong>der</strong>en Eigentümlichkeiten<br />

<strong>der</strong> daselbst lebenden Bevölkerung<br />

und ihrer Umgebung;<br />

b. <strong>Cholera</strong>-Ausbrüche in Gefängnissen, unter<br />

Truppen auf Schiffen;<br />

c. Verhältnisse <strong>der</strong> endemischen Gebiete <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong> am meisten heimgesuchten, sowie<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Krankheit verschonten Plätze;<br />

d. Art und Weise <strong>der</strong> Verschleppung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

über die Grenzen des endemischen<br />

Gebietes und die Wege, auf welchen die<br />

Verschleppung sowohl in Indien als auch<br />

über die Grenzen Indiens hinaus stattfindet;<br />

e. <strong>Die</strong> in Indien bewährt gefundenen Maßregeln<br />

zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in Gefängnissen<br />

und unter Truppen und die Bedingungen,<br />

unter denen in einigen Städten<br />

wie Madras, Pondichery, Guntur, Kalkutta,<br />

eine auffallende Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Sterblichkeit stattgefunden hat.


Zur Absicherung <strong>der</strong> möglichen ursächlichen Bakterien sollte in weiteren Untersuchungen<br />

geklärt werden, ob diese Bazillen nur im <strong>Cholera</strong>darm o<strong>der</strong> auch bei an<strong>der</strong>en<br />

Erkrankten vorkommen würden. <strong>Die</strong> Untersuchungen ergaben, dass diese nur im<br />

<strong>Cholera</strong>darm nachzuweisen waren, nicht jedoch bei an<strong>der</strong>en Erkrankungen, was als<br />

wichtiger Hinweis für die ursächliche Beziehung von <strong>Koch</strong> angegeben wird, selbst<br />

wenn <strong>der</strong> Tierversuch nicht gelingen sollte.<br />

Fotografie von <strong>Cholera</strong>-Bakterien aus einer<br />

24stündigen Bouillon-Kultur, Deckglaspräparat,<br />

mit Fuchsin gefärbt; 1000fache Vergrößerung.<br />

<strong>Die</strong> Kommission beabsichtigte für den Fall,<br />

dass die Untersuchungen über die mikroskopischen<br />

Erreger <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nicht zu dem<br />

Grad von Sicherheit gelangen sollten, um<br />

praktischen Maßnahmen zugrunde gelegt<br />

werden zu können, den unter 7. aufgeführten<br />

Punkten eine beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />

zu widmen, um demnächst praktisch<br />

verwertbare Vorschläge zur Kontrolle <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Gefahr für das deutsche Reich unterbreiten<br />

zu können.<br />

Abb. 15: Photographie von <strong>Cholera</strong>bakterien aus einer 24 stündigen Bouillon-Kultur.<br />

Am 7. Januar 18<strong>84</strong> berichtet <strong>Koch</strong> aus<br />

Kalkutta dem Staatssekretär des Inneren,<br />

Herrn v. Boetticher, dass 9 Sektionen<br />

<strong>durch</strong>geführt und Material von 8 <strong>Cholera</strong>-Kranken<br />

bislang untersucht wurden.<br />

<strong>Die</strong> mikroskopischen Untersuchungen<br />

bestätigten das Vorkommen <strong>der</strong>selben<br />

Bazillen, die bereits in Ägypten in <strong>Cholera</strong>-Leichen<br />

nachgewiesen worden waren.<br />

Nunmehr sei die Isolation dieser Bazillen<br />

und Züchtung in Reinkulturen gelungen.<br />

Zudem sei es gelungen, charakteristische<br />

Eigenschaften hinsichtlich Form<br />

und Wachstum in Nährgelatine festzustellen,<br />

wo<strong>durch</strong> eine sichere Unterscheidung<br />

von an<strong>der</strong>en Bazillen möglich sei.<br />

Zur Absicherung <strong>der</strong> möglichen ursächlichen<br />

Bakterien sollte in weiteren<br />

Untersuchungen geklärt werden, ob diese<br />

Bazillen nur im <strong>Cholera</strong>-Darm o<strong>der</strong> auch<br />

bei an<strong>der</strong>en Erkrankten vorkommen<br />

würden. <strong>Die</strong> Untersuchungen ergaben,<br />

dass diese nur im <strong>Cholera</strong>-Darm nachzuweisen<br />

waren, nicht jedoch bei an<strong>der</strong>en<br />

Erkrankungen, was als wichtiger Hinweis<br />

für die ursächliche Beziehung von <strong>Koch</strong><br />

angegeben wird, selbst wenn <strong>der</strong> Tierversuch<br />

nicht gelingen sollte.<br />

Zudem teilte <strong>Koch</strong> mit, dass die epidemiologischen<br />

Untersuchungen unter Zugrundelegung<br />

<strong>der</strong> britischen sanitätsstatistischen<br />

Daten zeigen, dass die <strong>Cholera</strong><br />

in Kalkutta seit 1870 drastisch abgenommen<br />

habe. Vor 1870 betrug die <strong>Cholera</strong>-<br />

Sterblichkeit 10,1 pro 1000 Einwohner,<br />

nach 1870 nur noch 3 pro 1000 Einwohner.<br />

<strong>Die</strong>s wird von <strong>Koch</strong> mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

ursächlich auf die 1869<br />

vollzogene Einführung <strong>der</strong> zentralen<br />

Trinkwasserleitung zurückgeführt.<br />

„Nach dem fast einstimmigen Urteil <strong>der</strong><br />

hiesigen Ärzte ist die Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

allein <strong>der</strong> Einführung einer Trinkwasserleitung<br />

zuzuschreiben.“<br />

<strong>Die</strong> Kommission hatte daher zum Zwecke<br />

<strong>der</strong> eigenen Anschauung und zum eigenständigen<br />

Urteil sowohl die Wasserwerke<br />

als auch die Kanalisationseinrichtung<br />

von Kalkutta besichtigt. Darüber hinaus<br />

19<br />

wurde eine Anzahl von Proben des Flusswassers<br />

vor und nach <strong>der</strong> Filtration in<br />

den Wasserwerken von Pultah untersucht<br />

und aufgrund <strong>der</strong> bakteriologischen<br />

Befunde festgestellt, dass das <strong>der</strong><br />

Stadt zugeführte Trinkwasser „von vorzüglicher<br />

Beschaffenheit“ sei.<br />

Am 1. November 1869 war die zentrale<br />

Wasserversorgung von Kalkutta in Betrieb<br />

genommen worden. Seit dieser Zeit<br />

wurde das eigentliche Stadtgebiet von<br />

Kalkutta <strong>durch</strong> ein weit verzweigtes Röhrensystem<br />

mit filtriertem Flusswasser<br />

versorgt. <strong>Die</strong> Pultah Wasserwerke befanden<br />

sich 16 englische Meilen oberhalb<br />

Kalkuttas auf dem linken Ufer des Hoogly.<br />

Das Wasserwerk entnahm aus dem<br />

Hoogly Rohwasser und führte es über<br />

Absatzbassins zu insgesamt zunächst 12<br />

Filterbassins. <strong>Die</strong> filtrierende Schicht bestand<br />

damals von unten nach oben aus<br />

<strong>Cholera</strong>-Mortalität in Kalkutta von 1<strong>84</strong>0 bis 18<strong>84</strong>. <strong>Die</strong> gestrichelte Linie<br />

markiert die Fertigstellung <strong>der</strong> Wasserleitung.<br />

7


Hühnerei-schrotkorngroßen Steinen, einer<br />

Schicht von gelbem Sand und einer<br />

weiteren Schicht von Fluss-Sand. Das<br />

von den Filterbassins gelieferte Wasser<br />

wurde zunächst in große bedeckte Sammelbassins<br />

vereinigt und schließlich mit<br />

natürlichem Gefälle <strong>durch</strong> eiserne Röhrenleitungen<br />

zur Stadt geführt.<br />

Schon 1869 waren sämtliche 360<br />

Hauptstraßen und Gassen <strong>der</strong> Stadt mit<br />

<strong>der</strong> Rohrleitung versehen. Bis Ende 1870<br />

waren 1164 Häuser an die Leitung angeschlossen,<br />

1877 waren es bereits 10.471<br />

Häuser. <strong>Die</strong> Kommission führte selber<br />

mit <strong>der</strong> von <strong>Koch</strong> entwickelten Methode<br />

<strong>der</strong> Keimzahlbestimmung Wasseruntersuchungen<br />

<strong>durch</strong>. Im Hoogly-Wasser<br />

selber konnten 250.000 KBE/ml, im Absatzwasser<br />

20.000 KBE/ml festgestellt<br />

werden und im Leitungswasser nur noch<br />

50 KBE/ml festgestellt werden (KBE =<br />

Kolonie-bildende Einheiten). Damit entsprach<br />

die Wasserqualität von Kalkutta<br />

nach Feststellung <strong>Koch</strong>s <strong>der</strong> Wasserqualität<br />

des Berliner Leitungswassers. Es<br />

kann davon ausgegangen werden, dass es<br />

sich bei dieser Untersuchung um die erste<br />

bakteriologische Wasseruntersuchung<br />

des Wassers von Kalkutta handelt.<br />

<strong>Die</strong> Kommission besichtigte auch die<br />

Abwasserkanalisation und befasste sich<br />

mit den hygienischen Aspekten <strong>der</strong> Leichenverbrennung.<br />

Darüber hinaus wertete<br />

sie umfangreiches epidemiologisches<br />

Material über die Mortalität <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

und <strong>der</strong>en Ursachen aus.<br />

Kalkutta galt zwar <strong>1883</strong> als endemisches<br />

Gebiet für <strong>Cholera</strong>. Es wurde jedoch die<br />

Frage erörtert, warum entsprechend <strong>der</strong><br />

statistischen Auswertung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Erkrankung offensichtlich die <strong>Cholera</strong><br />

erst seit 1817 im endemischen Maße in<br />

Bengalen bekannt war.<br />

8<br />

und andauernd zu einem Rückgang <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle in <strong>der</strong> Stadt auf<br />

etwa ein Drittel <strong>der</strong> früheren Todeszahlen<br />

gekommen sei.<br />

<strong>Die</strong> entsprechenden statistischen Darstellungen<br />

wurden <strong>der</strong> Kommission von<br />

Herrn MacNamara zur Verfügung gestellt,<br />

ein englischer Arzt, <strong>der</strong> lange Jahre in<br />

Indien in amtlicher Stellung gewesen war.<br />

<strong>Die</strong> Kommission diskutierte ausführlich,<br />

ob nicht auch die Einführung <strong>der</strong><br />

Abwasser-Kanalisation mit dem Rückgang<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle assoziiert sei.<br />

Da jedoch die Kanalisation deutlich früher<br />

als die zentrale Trinkwasserversorgung<br />

eingeführt worden war und es zu keinem<br />

Rückgang <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> gekommen war,<br />

kommt <strong>Koch</strong> zu dem Schluss, dass die<br />

Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle im Wesentlichen<br />

<strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Trinkwasserversorgung<br />

zuzuschreiben sei.<br />

Er analysierte zusätzlich die <strong>Cholera</strong>-<br />

Mortalität im übrigen Westbengalen, wo<br />

sich keine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Mortalität<br />

zeigte und es im Gegenteil 1872 zu<br />

einer deutlichen Zunahme gekommen<br />

war. In Kalkutta dagegen war keine Zunahme<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Todesfälle zu verzeichnen.<br />

Hieraus schloss <strong>Koch</strong>, dass die<br />

Ursache für den Rückgang <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in<br />

<strong>der</strong> Stadt selbst zu suchen sei.<br />

Zusätzlich ging <strong>der</strong> Bericht auf die Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des Fort William ein, in welchem<br />

– ähnlich wie auch in den europäischen<br />

Vierteln von Kalkutta – eine nur geringe<br />

<strong>Cholera</strong>-Morbidität und -Mortalität festgestellt<br />

wurden. <strong>Die</strong>s wird mit ausführlichen<br />

kartographischen Abbildungen belegt. Dabei<br />

beschrieben <strong>Koch</strong> und Gaffky aus-<br />

führlich die Art <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

und die hiermit assoziierte Epidemiologie<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>. In den Teilen Kalkuttas, wo<br />

filtriertes Leitungswasser verwendet werde,<br />

sei eine niedrige bzw. fehlende <strong>Cholera</strong>-Mortalität<br />

feststellbar. In den Teilen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e mit armer Bevölkerung, wo<br />

die Wasserversorgung aus Tanks erfolge,<br />

die gleichzeitig zum Waschen, Baden, zur<br />

Abwasserentsorgung und zur Fäkalienentsorgung<br />

und zur Trinkwasserversorgung<br />

verwendet werde, sei die <strong>Cholera</strong>-<br />

Mortalität weiterhin hoch.<br />

<strong>Die</strong> Zunahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> ab 1880 wurde<br />

von <strong>Koch</strong> und <strong>der</strong> Kommission damit<br />

erklärt, dass es offensichtlich zu einer<br />

deutlichen Zunahme des Wasserbedarfs<br />

gekommen sei, <strong>der</strong> über die zentrale<br />

Wasserversorgung nicht mehr gedeckt<br />

werden konnte.<br />

In seinem Bericht vom 2. Februar 18<strong>84</strong><br />

an den Staatssekretär des Inneren, Herrn<br />

von Boetticher, erklärte <strong>Koch</strong> erstmalig,<br />

dass die Frage, ob die im <strong>Cholera</strong>-Darm<br />

gefundenen Bazillen ausschließlich <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong> angehörenden Parasiten seien,<br />

nunmehr gelöst sei.<br />

Er beschreibt die Bazillen als Kommaähnliche<br />

halbkreisförmige Gestalten mit<br />

sehr lebhafter Eigenbewegung. Auf Gelatine-Nährmedien<br />

zeigen sich diese als<br />

farblose Kolonien wie kleine Glasbrocken.<br />

Durch die allmähliche Verflüssigung <strong>der</strong><br />

Gelatine sei eine gute Unterscheidung von<br />

an<strong>der</strong>en Bakterien eindeutig möglich. In<br />

22 <strong>Cholera</strong>-Leichen, bei 17 <strong>Cholera</strong>-<br />

Kranken konnte <strong>Koch</strong> ausnahmslos diese<br />

kommaähnlichen Bazillen nachweisen,<br />

wohingegen in an<strong>der</strong>en Leichen und bei<br />

Aufgrund <strong>der</strong> statistischen Erfassung <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Todesfälle konnte im zeitlichen<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong><br />

Wasserleitung ein rapi<strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Morbidität festgestellt werden.<br />

<strong>Koch</strong> diskutierte ausführlich die Validität<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse, um keinem Fehlurteil zu<br />

unterliegen. Auch in späteren Ausführungen<br />

wies <strong>Koch</strong> darauf hin, dass es mit Einführung<br />

einer qualitativ hochwertigen<br />

Wasserversorgung (dokumentiert <strong>durch</strong><br />

die bakteriologischen Untersuchungen <strong>der</strong><br />

Kommission) mit dem Jahre 1870 plötzlich <strong>Cholera</strong>-Sterblichkeit in einzelnen Stadtteilen von Kalkutta <strong>1883</strong>.


an<strong>der</strong>en Krankheitsprozessen diese Bazillen<br />

nicht festgestellt werden konnten.<br />

<strong>Koch</strong> stellte in seinem Schreiben somit<br />

fest: „Aus diesen Resultaten ist nun weiter<br />

<strong>der</strong> Schluss zu ziehen, dass die kommaähnlichen<br />

Bazillen ganz allein <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> eigentümlich<br />

sind“.<br />

Hiermit handelt es sich um die erste<br />

amtliche Mitteilung aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>Koch</strong>s,<br />

dass er den Erreger <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> definitiv<br />

gefunden habe. Somit muss die von ihm<br />

autorisierte <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> auf das<br />

Jahr 18<strong>84</strong> und nicht – wie immer wie<strong>der</strong><br />

zitiert – auf das Jahr <strong>1883</strong> datiert werden.<br />

Er diskutierte an<strong>der</strong>erseits sehr kritisch<br />

die Gründe, die für die Ursächlichkeit<br />

sprechen und die dagegen sprechen.<br />

Er kam jedoch zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung,<br />

dass die Ursächlichkeit <strong>der</strong> von ihm nachgewiesenen<br />

Vibrio cholerae <strong>durch</strong> weitere<br />

Fakten begründet sei.<br />

So sei <strong>der</strong> Nachweis von <strong>Cholera</strong>-Vibrionen<br />

auf das Krankheitsorgan Darm beschränkt.<br />

Während des Krankheitsprozesses<br />

mit wässrigen geruchlosen Ausleerungen<br />

komme es zu einer deutlichen Zunahme<br />

des Nachweises <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Vibrionen,<br />

die gleichzeitig einhergehen mit dem Verschwinden<br />

an<strong>der</strong>er Bakterien. Bei Besserung<br />

des klinischen Zustandes und Zunahme<br />

fäkulenter Ausleerungen komme es<br />

hingegen wie<strong>der</strong> zu einem Verschwinden<br />

<strong>der</strong> Bakterien. Ein Tierversuch sei bislang<br />

nicht erfolgreich abgeschlossen, was möglicherweise<br />

darauf zurückzuführen sei, wie<br />

unempfindlich Tiere seien. <strong>Die</strong>s sei jedoch<br />

auch für ihn kein Gegenargument.<br />

Es schlossen sich weitere Beobachtungen<br />

zu <strong>Cholera</strong>-Bazillen an.<br />

Hierzu zählt die starke Vermehrung <strong>der</strong><br />

Bazillen in <strong>der</strong> Wäsche von <strong>Cholera</strong>-Kranken,<br />

wenn sie mit Dejektionen beschmutzt<br />

seien Er diskutierte dies als mögliche Ursache<br />

für das häufige Auftreten von <strong>Cholera</strong>-<br />

Infektionen bei Wäscherinnen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong>-Vibrionen zeigten gleiche<br />

Eigenschaften auf Leinwandfließpapier<br />

und auf <strong>der</strong> Oberfläche feuchter Erde.<br />

Nach 24 Stunden sei auf Leinen eine dichte<br />

Masse von <strong>Cholera</strong>-Bazillen festzustellen.<br />

Nach Eintrocknen komme es jedoch<br />

zu einem raschen Absterben wie bei<br />

kaum einer an<strong>der</strong>en Bakterienart innerhalb<br />

von 3 Stunden.<br />

Ein Wachstum sei nur in alkalischem<br />

Milieu möglich, hingegen sei bei freier Säure<br />

ein sofortiges Absterben feststellbar.<br />

Aufgrund von Tierversuchen ging er<br />

davon aus, dass <strong>Cholera</strong>-Vibrionen „bei<br />

Unterschiedliche mikroskopische Aufnahmen von Schleimflocken aus <strong>Cholera</strong>-Darm,<br />

dessen Inhalten und Bouillon-Kulturen von <strong>Cholera</strong>-Bakterien<br />

funktionierendem Magen“ abgetötet werden.<br />

<strong>Die</strong>se Eigenschaften sowie das rasche<br />

Absterben bei Eintrocknen sei die Erklärung,<br />

warum bei unmittelbarem Verkehr<br />

mit <strong>Cholera</strong>-Erkrankten und mit <strong>der</strong>en<br />

Ausscheidungen es nur selten zu Infektionen<br />

komme. Wahrscheinlich sei keine<br />

Sporenform existent.<br />

Abschließend berichtete er in seinem<br />

Schreiben an den Staatsekretär, dass während<br />

<strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> keine experimentellen<br />

Arbeiten <strong>durch</strong>geführt wurden, Ortsbegehungen<br />

u. a. des Fort Williams und des<br />

Zentralgefängnisses in Alipore <strong>durch</strong>geführt<br />

worden seien.<br />

Der epidemiologischen Situation des Fort<br />

Williams und <strong>der</strong> hygienischen Situation<br />

wurde seitens <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Kommission<br />

große Aufmerksamkeit gewidmet. Im Fort<br />

William waren sowohl britische als auch<br />

einheimische Truppen zur damaligen Zeit<br />

stationiert. Bei diesen kam es bereits einige<br />

Jahre vor <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in<br />

Kalkutta selbst zu einer plötzlichen und<br />

dauernden Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Sterblichkeit.<br />

<strong>Die</strong> Besatzung des Forts bestand<br />

aus insgesamt 3300 Menschen.<br />

Zur Wasserversorgung des Forts wurde<br />

z. T. Trinkwasser aus den städtischen<br />

Wasserversorgungssystemen bezogen,<br />

welches als Trinkwasser und als Wasser<br />

zur Lebensmittelzubereitung verwendet<br />

wurde. Zusätzlich wurde filtriertes Teichwasser<br />

verwendet, das jedoch nur für<br />

Wirtschaftszwecke wie Badewasser und<br />

Waschwasser, zum Tränken <strong>der</strong> Pferde<br />

und zum Sprengen <strong>der</strong> Wege benutzt<br />

wird. Das Wasser selber wurde von 2<br />

bewachten Teichen (Tanks) entnommen,<br />

9


10<br />

Auch diese epidemiologischen Zusammenhänge<br />

sprachen für <strong>Koch</strong> dafür, dass eine<br />

Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> <strong>durch</strong> das Wasser<br />

im Fort ausgeschlossen war und dass seit<br />

Einführung <strong>der</strong> verbesserten Wasserversorgung<br />

im Jahre 1865 die Krankheit nahezu<br />

verschwunden war und dies ursächlich mit<br />

<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

zusammenhängen musste.<br />

<strong>Die</strong> Kommission hatte sich weiterhin mit<br />

<strong>der</strong> Milchversorgung und <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Vermehrung des Wachstums von<br />

<strong>Cholera</strong>-Vibrionen und dem Zusammenhang<br />

von Reinigung <strong>der</strong> Milchkannen<br />

mit kontaminiertem Wasser und Auftreten<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> befasst. Sie konnte zeigen,<br />

dass Milch ein ideales Nährmedium<br />

für <strong>Cholera</strong>-Vibrionen sein kann.<br />

Detailplan des Fort William mit den beiden Wassertanks rechts oberhalb des Forts.<br />

Weiterhin befasste sie sich mit <strong>der</strong> jahreszeitlichen<br />

Verteilung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> und<br />

zu denen Unbefugte keinen Zugang hat- rung <strong>der</strong> neuen Wasserversorgung aus den konnte hierbei zeigen, dass das Maxiten<br />

und dessen Wasser gefiltert wurde. Tanks und schließlich aus <strong>der</strong> städtischen<br />

Abb. 19: Detailplan des Fort William mit den<br />

Wasserversorgung<br />

beiden Wassertanks<br />

kam es<br />

rechts<br />

zu einem<br />

oberhalb<br />

drastimum<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Erkrankung im April<br />

lag und die <strong>Cholera</strong>-Morbidität und<br />

des Lange Forts Jahre bestand im Fort ebenfalls eine schen Rückgang <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Erkrankun- -Mortalität in den Monaten Juli bis Sep-<br />

hohe <strong>Cholera</strong>-Mortalität, die bis 1858 nicht gen. Viele Jahre nach Verbesserung <strong>der</strong> tember ihren niedrigsten Stand während<br />

selten bis zu 7 Prozent <strong>der</strong> englischen Trup- Trinkwasserversorgungssituation konnte <strong>der</strong> Regenzeit hatte und ab Oktober wiepen<br />

hinwegraffte. Nach 1865 mit Einfüh- kein Todesfall an <strong>Cholera</strong> festgestellt werden. <strong>der</strong> im Zunehmen begriffen war.<br />

<strong>Koch</strong> und Gaffky diskutierten die<br />

Zusätzlich wurde filtriertes Teichwasser verwendet, das jedoch nur für Wirtschafts- Zunahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in Kalkutta wähzwecke<br />

wie Badewasser und Waschwasser, zum Tränken <strong>der</strong> Pferde und zum<br />

rend <strong>der</strong> trockenen Monate (März, April)<br />

und ihre Abnahme während <strong>der</strong> Monate<br />

Sprengen <strong>der</strong> Wege benutzt wird.<br />

<strong>der</strong> Regenzeit (Juni, Juli, August) dahingehend,<br />

dass einerseits <strong>durch</strong> das Sinken<br />

Das Wasser selber wurde von 2 bewachten Teichen (Tanks entnommen, zu denen<br />

des Wassers in den Tanks und das teilweise<br />

Austrocknen <strong>der</strong>selben den Anwoh-<br />

Unbefugte keinen Zugang hatten und dessen Wasser gefiltert wurde.<br />

nern ein geringeres Quantum Wasser zur<br />

Verfügung stehe, welches begreiflicherweise<br />

in viel höherem Maße <strong>durch</strong> den<br />

Schmutz <strong>der</strong> Badenden, <strong>durch</strong> Fäkalien<br />

usw. verunreinigt würde, als eine große<br />

Wassermenge und dass an<strong>der</strong>erseits in<br />

<strong>der</strong> Regenzeit, wo <strong>der</strong> Boden des Ganges-<br />

Deltas nach und nach mit Wasser ganz<br />

gesättigt und die Tanks bis zum Überflie-<br />

28 ßen gefüllt werden, <strong>der</strong> Infektionsstoff<br />

fortgespült werde o<strong>der</strong> in dem Übermaß<br />

an Wasser zugrunde gehe.<br />

<strong>Die</strong> relative Zunahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in den<br />

späten 70iger Jahren nach ursprünglichem<br />

Rückgang <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nach 1870 wurde<br />

trotz <strong>der</strong> zentralen Wasserversorgung darauf<br />

zurückgeführt, dass aufgrund <strong>der</strong> nicht<br />

mehr mengenmäßig ausreichenden Wasserversorgung<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> ärmere Teil<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung wie<strong>der</strong> auf die Wasserver-<br />

Abb. 20: Darstellung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Tanks, Tanks, dessen dessen Wasser Wasser nach Filtration nach zur Filtration Versorgung zur des Versorgung Fort William des<br />

verwendet wurde.<br />

sorgung aus Tanks hatte übergehen müssen.<br />

Fort William verwendet wurde.<br />

Lange Jahre bestand im Fort ebenfalls eine hohe <strong>Cholera</strong>mortalität, die bis 1858


<strong>Cholera</strong>morbidität und Mortalität in den Monaten Juli – September ihren niedrigsten<br />

Stand während <strong>der</strong> Regenzeit hatte und ab Oktober wie<strong>der</strong> im Zunehmen begriffen<br />

war.<br />

Monatliche <strong>Cholera</strong>-Mortalität in Kalkutta während eines Zeitraums von 26 Jahren.<br />

Tab. 2: Monatliche <strong>Cholera</strong>mortalität in Kalkutta während eines Zeitraumes von 26<br />

Jahren. In seinem letzten Schreiben vom 2. März<br />

18<strong>84</strong> aus Kalkutta berichtete <strong>Koch</strong> über<br />

auffallende epidemiologische Charakteristika<br />

und den erstmals geführte bakteriologische<br />

Nachweis über die Ursächlichkeit<br />

von Wasser aus Tanks für lokal auftretende<br />

<strong>Cholera</strong>-Epidemien. <strong>Koch</strong> erwähnte in<br />

diesem Schreiben Berichte, wonach auch<br />

in endemischen Gebieten immer wie<strong>der</strong><br />

abgegrenzte kleine Epidemien, hauptsächlich<br />

in <strong>der</strong> Umgebung von sog. Tanks,<br />

auftraten. Hierbei handelte es sich um<br />

kleine, von Hütten umgebene Teiche und<br />

Sümpfe, die für die Anwohner sämtlichen<br />

Wasserbedarf lieferten, zum Baden, Waschen<br />

<strong>der</strong> Kleidungsstücke, Reinigung <strong>der</strong><br />

Übermaß an Wasser zugrunde gehe.<br />

Haushaltsgeräte sowie für die Entnahme<br />

von Trinkwasser. Zusätzlich ergossen sich<br />

Latrinen häufig in diese Tanks. Epidemiologisch<br />

wurden von Ärzten immer wie<strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Epidemien mit Trinkwasser in<br />

Zusammenhang gebracht. In Kalkutta<br />

selbst war es aufgrund <strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung, Tanks zuzuschütten, zu<br />

einer kontinuierlichen Abnahme <strong>der</strong> Wassertanks<br />

gekommen. Allein in Kalkutta<br />

gab es bis zu 800 Tanks. Dennoch gingen<br />

diese Arbeiten nur schleppend voran und<br />

so schrieb <strong>der</strong> Health Officer Dr. Mc Leod<br />

in seinem Bericht für <strong>1883</strong>/18<strong>84</strong>: „The<br />

work of filling up the tanks and wells has only,<br />

as a matter of fact, been commenced, and this<br />

must progress until the inhabitants of Calcutta<br />

are deprived of this means of committing sanitary<br />

suicide“.<br />

Wegen des Zusammenhangs zwischen<br />

<strong>Cholera</strong> und Wassertank hatte <strong>Koch</strong> die<br />

Bitte an den Sanitary Commissioner of<br />

the Government gerichtet, ihn zu unterrichten,<br />

wenn wie<strong>der</strong> das Auftreten eines<br />

lokalen <strong>Cholera</strong>-Ausbruches festgestellt<br />

werden würde.<br />

Ein <strong>der</strong>artiger Fall trat in den Februarwochen<br />

18<strong>84</strong> auf. Aus Saheb-Baghan in<br />

Belliaghatta, einer <strong>der</strong> Vorstädte von Kalkutta,<br />

wurden während weniger Tage ungewöhnlich<br />

viele <strong>Cholera</strong>-Fälle gemeldet.<br />

<strong>Die</strong> Erkrankungen beschränkten sich ausschließlich<br />

auf die um einen Tank gelegene<br />

Region, die von einigen 100 Personen bewohnt<br />

wurde. Von diesen Menschen star-<br />

ben 17 Personen an <strong>Cholera</strong>, während in<br />

einiger Entfernung vom Tank und dem<br />

dazugehörigen Teildistrikt die <strong>Cholera</strong> zur<br />

selben Zeit nicht auftrat.<br />

Von <strong>der</strong> Kommission wurden über<br />

den Beginn und den Verlauf <strong>der</strong> Epidemie<br />

sorgfältige Untersuchungen angestellt,<br />

wobei sich herausstellte, dass in dem<br />

Tank, <strong>der</strong> wie üblich von den Anwohnern<br />

zum Baden, Waschen und Trinken benutzt<br />

wurde, auch die mit <strong>Cholera</strong>-Dejektionen<br />

beschmutzten Klei<strong>der</strong> des ersten<br />

tödlich verlaufenden <strong>Cholera</strong>-Falles gewaschen<br />

worden waren.<br />

Entscheidend war nun, dass seitens<br />

<strong>der</strong> Kommission eine Anzahl von Wasserproben<br />

von verschiedenen Stellen des<br />

Tanks und zu verschiedenen Zeiten ent- 30<br />

nommen wurde, mit Hilfe <strong>der</strong> Nährgelatinekultur<br />

untersucht wurde und die<br />

<strong>Cholera</strong>-Bazillen in mehreren <strong>der</strong> ersten<br />

Wasserproben reichlich gefunden wurden.<br />

Unter den späteren Proben, welche<br />

<strong>Koch</strong> und Gaffky diskutierten die Zunahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> in Kalkutta während <strong>der</strong><br />

trockenen Monate (März, April) und ihre Abnahme während <strong>der</strong> Monate <strong>der</strong> Regenzeit<br />

(Juni, Juli, August) dahingehend, dass einerseits <strong>durch</strong> das Sinken des Wassers<br />

in den Tanks und das teilweise Austrocknen <strong>der</strong>selben den Anwohnern ein geringeres<br />

Quantum Wasser zur Verfügung stehe, welches begreiflicherweise in viel höherem<br />

Maße <strong>durch</strong> den Schmutz <strong>der</strong> Badenden, <strong>durch</strong> Fäkalien usw. verunreinigt würde,<br />

als eine große Wassermenge und dass an<strong>der</strong>erseits in <strong>der</strong> Regenzeit, wo <strong>der</strong><br />

Boden des Ganges-Deltas nach und nach mit Wasser ganz gesättigt und die Tanks<br />

bis zum Überfließen gefüllt werden, <strong>der</strong> Infektionsstoff fortgespült werde o<strong>der</strong> in dem<br />

am Ende <strong>der</strong> Epidemie geschöpft waren,<br />

erhielt nur noch eine, welche von einer<br />

beson<strong>der</strong>s stark verunreinigten Stelle des<br />

Tanks her stammte, die <strong>Cholera</strong>-Bazillen;<br />

diese waren auch nur in sehr geringer<br />

Anzahl feststellbar.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchungen mit Nachweis<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Vibrionen im Wasser des<br />

Tanks wurden am 8. Februar (1. Besichtigung)<br />

und am 11. Februar (2. Besichtigung)<br />

<strong>durch</strong>geführt.<br />

<strong>Die</strong> letzte Untersuchung fand am 21.<br />

Februar statt, wobei in dieser nach nahezu<br />

vollständigem Erlöschen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Epidemie nur noch 1 Kolonie von Vibrio<br />

cholerae nachgewiesen wurde.<br />

<strong>Koch</strong> beschrieb die <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Vibrionen im Wasser des Tanks<br />

von Saheb-Bagan wie folgt: „In Kalkutta<br />

waren trotz sorgfältigster Untersuchungen des<br />

verschiedenartigsten bakterienreichen Materials,<br />

soweit es nicht von <strong>Cholera</strong>-Kranken o<strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Leichen herrührte, niemals Organismen<br />

gefunden worden, welche mit den <strong>Cholera</strong>-Bazillen<br />

hätten identifiziert werden können.<br />

Umso wichtiger war die Frage, ob es gelingen<br />

würde, sie in dem Wasser des Tanks A<br />

nachzuweisen, welche mit <strong>der</strong> allergrößten<br />

Wahrscheinlichkeit als Verbreiter des Infektionsstoffes<br />

unter den Anwohnern angesehen<br />

<strong>Die</strong> letzte Untersuchung fand am 21. Februar statt, wobei in dieser nach nahezu<br />

vollständigem Erlöschen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Epidemie nur noch 1 Kolonie von Vibrio cholerae<br />

nachgewiesen wurde.<br />

Darstellung des Tanks von Saheb-Bagan.<br />

Abb. 21: Darstellung des Tanks von Saheb-Bagan<br />

11


werden musste. Gelegentlich <strong>der</strong> ersten Besichtigung<br />

am 8. Februar waren im ganzen 6<br />

Wasserproben entnommen, davon 4 aus dem<br />

Tank A (bei a, b, c und d. <strong>der</strong> Skizze), je eine<br />

aus dem Tank B (bei f) und aus dem in <strong>der</strong><br />

Nähe desselben verlaufenden Graben (bei e).<br />

Wie die Untersuchung dieser Proben mit Hilfe<br />

des Gelatine-Platten-Strich Verfahrens ergab,<br />

waren sie sämtlich ganz außerordentlich reich<br />

an den verschiedensten entwicklungsfähigen<br />

Mikroorganismen. <strong>Cholera</strong>-Bazillen konnten<br />

in den Proben e und f (Tank B und Graben)<br />

trotz sorgfältigster Nachforschung nicht gefunden<br />

werden, das gleiche ergaben die aus dem<br />

Tank entnommenen Proben a und d nach<br />

diesen Richtungen ein negatives Resultat; dagegen<br />

kam auf denjenigen Gelatineplatten,<br />

welche mit den Wasserproben b und c aus dem<br />

Tank A bereitet waren, neben vielen an<strong>der</strong>en<br />

Kolonien eine ziemlich große Anzahl von solchen<br />

zur Entwicklung, welche von Kolonien<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Bazillen in keiner Weise zu unterscheiden<br />

waren. <strong>Die</strong> in denselben enthaltenen<br />

Organismen wurden aufs eingehendste sowohl<br />

<strong>durch</strong> mikroskopische Untersuchungen<br />

wie <strong>durch</strong> mannigfache Züchtung geprüft; sie<br />

glichen in allen ihren Eigenschaften den aus<br />

<strong>Cholera</strong>-Dejektionen und <strong>Cholera</strong>-Darminhalt<br />

gewonnenen Bazillen.<br />

Bei <strong>der</strong> am 11. Februar aufgeführten<br />

zweiten Besichtigung wurden im ganzen 7<br />

Wasserproben entnommen, darunter aus<br />

dem Tank A bei a, b, c, d, g und h. Von diesen<br />

Proben, welche in <strong>der</strong> gleichen Weise wie die<br />

am 8. Februar entnommenen, untersucht<br />

wurden, enthielten entwicklungsfähige <strong>Cholera</strong>-Bazillen<br />

die Proben b, d und h; die Zahl<br />

<strong>der</strong> Kolonien war indes eine weit geringere<br />

als bei <strong>der</strong> ersten Untersuchung. <strong>Die</strong> aus dem<br />

Tank C entnommene Probe i war sehr reich<br />

an den verschiedensten Organismen. <strong>Cholera</strong>-Bazillen<br />

enthielt sie aber nicht; das gleiche<br />

ist über die aus dem Tank A entnommene<br />

Probe g zu berichten, obgleich an <strong>der</strong> bezüglichen<br />

Entnahme Stelle nicht allzu lange<br />

vorher die Wäsche jenes von <strong>der</strong> Kommission<br />

vorgefundenen <strong>Cholera</strong>-Kranken gewaschen<br />

worden war.“<br />

Somit war es im Februar 18<strong>84</strong> zum ersten<br />

Mal gelungen, die <strong>Cholera</strong>-Bazillen auch<br />

außerhalb des menschlichen Körpers<br />

und seiner unmittelbaren Abgänge aufzufinden<br />

und zwar unter Verhältnissen,<br />

welche die Überzeugung ihrer ätiologischen<br />

Bedeutung zu bekräftigen <strong>durch</strong>aus<br />

geeignet waren, wobei es sich um den<br />

ersten Nachweis von Krankheitserregern<br />

im Trinkwasser handelte.<br />

12<br />

Somit war auch die ursächliche Rolle von<br />

Tanks und des dort befindlichen Wassers<br />

nicht nur <strong>durch</strong> epidemiologische Methoden<br />

(wie bereits von John Snow aufgrund<br />

seiner epidemiologischen Untersuchungen),<br />

son<strong>der</strong>n <strong>durch</strong> die Kombination<br />

von Epidemiologie, Geomedizin und<br />

hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen<br />

bei Erkrankten und im Wasser<br />

bewiesen worden. <strong>Die</strong>s ist die entscheidende<br />

Ergänzung zu <strong>der</strong> von John Snow<br />

1854 aufgrund seiner epidemiologischen<br />

Untersuchungen postulierten These, dass<br />

die in London aufgetretenen <strong>Cholera</strong>-<br />

Fälle mit <strong>der</strong> Wasserpumpe an <strong>der</strong> Broad<br />

Street assoziiert seien.<br />

<strong>Die</strong> Kommission stellte jedoch fest, dass<br />

es auch unter an<strong>der</strong>en deutlich günstigeren<br />

Verhältnissen zu einer Übertragung<br />

von <strong>Cholera</strong> kommen könne. Hierzu<br />

äußerte sich die Kommission „Auch unter<br />

Verhältnissen, wie sie noch heute in <strong>der</strong> bei<br />

weitem überwiegenden Zahl <strong>der</strong> europäischen<br />

Städte bestehen, können <strong>Cholera</strong>-Dejektionen<br />

und das zum Reinigen von <strong>Cholera</strong>-<br />

Wäsche benutzte Wasser leicht in Brunnen,<br />

öffentliche Wasserläufe o<strong>der</strong> sonstige Entnahmestellen<br />

für Trink- und Gebrauchswasser<br />

geraten. Von da finden die Kommabazillen<br />

vielfach Gelegenheit, in den menschlichen<br />

Haushalt zurück zu gelangen, entwe<strong>der</strong> mit<br />

dem Trinkwasser o<strong>der</strong> mit dem Wasser, welches<br />

zum Verdünnen <strong>der</strong> Milch, zum <strong>Koch</strong>en<br />

<strong>der</strong> Speisen, zum Abspülen <strong>der</strong> Gerätschaften,<br />

zum Reinigen von Gemüse und Früchten,<br />

zum Waschen, Baden usw. dienen.“<br />

<strong>Die</strong> Kommission stellte weiterhin in<br />

ihrem Bericht fest: „Wenn man berücksichtigt,<br />

dass bis dahin vergeblich in zahlreichen<br />

Proben von Tankwasser, Abwässern, Flusswasser<br />

und sonstigen Verunreinigungen<br />

ausgesetztem Wasser nach den <strong>Cholera</strong>-Bazillen<br />

gesucht wurde, und dass sie zum ersten<br />

Male mit allen ihren charakteristischen Eigenschaften<br />

in einem von einer <strong>Cholera</strong>-Epidemie<br />

umschlossenen Tank gefunden sind,<br />

dann muss dieses Resultat als ein höchst wichtiges<br />

angesehen werden. Es steht fest, dass das<br />

Wasser im Tank infiziert wurde, <strong>durch</strong> <strong>Cholera</strong>-Wäsche,<br />

welches nach den früheren Beobachtungen<br />

die <strong>Cholera</strong>-Bazillen beson<strong>der</strong>s<br />

reichlich sich zu enthalten pflegte; ferner wird<br />

konstatiert, dass die Anwohner des Tanks<br />

dieses infizierte Wasser zu häuslichen Zwecken<br />

und namentlich zum Trinken benutzt<br />

haben. Es handelt sich hier also gewissermaßen<br />

um ein <strong>durch</strong> den Zufall herbeigeführtes<br />

Experiment am Menschen, welches den Man-<br />

gel des Tierexperimentes in diesem Falle ersetzt,<br />

und ist eine weitere Bestätigung für die<br />

Richtigkeit <strong>der</strong> Annahme, dass die spezifischen<br />

<strong>Cholera</strong>-Bazillen in <strong>der</strong> Tat die Krankheitsursache<br />

bilden. Seit dem letzten Bericht<br />

wurden insgesamt 43 <strong>Cholera</strong>-Leichen und<br />

28 <strong>Cholera</strong>-Kranke untersucht, die alle übereinstimmende<br />

Ergebnisse brachten.“<br />

Weiterhin wurden eingehende Untersuchungen<br />

über den Einfluss verschiedener<br />

Substanzen wie Sublimat, Karbolsäure<br />

und an<strong>der</strong>er desinfizieren<strong>der</strong><br />

Stoffe auf die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Bazillen in <strong>der</strong> Nährflüssigkeit <strong>durch</strong>geführt.<br />

Hierbei kamen die Untersuchungen<br />

zur Desinfektion <strong>Koch</strong> experimentell<br />

sehr zugute. Auf <strong>der</strong> Grundlage seiner<br />

Untersuchungen von 1881 und<br />

nachfolgenden Untersuchungen beantwortet<br />

<strong>Koch</strong> auf <strong>der</strong> zweiten Konferenz<br />

zur Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Frage die<br />

Frage nach dem Wert von Desinfektionsverfahren<br />

wie das Sublimat- und <strong>der</strong><br />

Karbolsäure folgen<strong>der</strong>maßen: „Ich hatte<br />

bei <strong>der</strong> vorherigen Konferenz von <strong>der</strong> Desinfektion<br />

überhaupt nicht gesprochen; es war<br />

von einer Entwicklungshemmung <strong>der</strong> Bakterien<br />

die Rede. <strong>Die</strong>selbe ist aber von <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Desinfektion, welche in einer Abtötung<br />

<strong>der</strong> Mikroorganismen besteht, wohl zu unterscheiden.<br />

In Bezug auf Entwicklungshemmung<br />

hatten schon meine damals mitgeteilten<br />

Versuche ergeben, dass das Sublimat ebenso<br />

wie für alle übrigen Bakterien auch für die<br />

<strong>Cholera</strong>-Bazillen <strong>der</strong> Karbolsäure weit überlegen<br />

ist. Dasselbe gilt nach weiteren Versuchen<br />

aber auch in Bezug auf die Desinfektion.<br />

Schon außerordentlich geringe Mengen von<br />

Sublimat sind imstande, die <strong>Cholera</strong>-Bazillen<br />

zu töten. Trotzdem würde ich nicht dafür sein,<br />

das Sublimat für die Desinfektion im Großen<br />

anzuwenden. Dazu ist es doch ein zu gefährliches<br />

Mittel und ich würde es nur in Ausnahmefällen<br />

gebrauchen lassen, wo das Desinfektionsmittel<br />

und dessen Verwendung <strong>durch</strong><br />

Sachverständige überwacht werden kann.<br />

Ich sehe aber auch nicht etwa die Karbolsäure<br />

als ausschließliches Desinfektionsmittel<br />

für <strong>Cholera</strong> an. Sie hat sich nur bei den Versuchen,<br />

die hier gemacht sind, entschieden als<br />

eines <strong>der</strong> kräftigsten von denjenigen Desinfektionsmitteln<br />

herausgestellt, <strong>der</strong>en praktische<br />

Verwendung nicht entgegensteht. <strong>Die</strong> Karbolsäure<br />

kann man zu je<strong>der</strong> Zeit in großen<br />

Quantitäten und mit geringen Kosten beschaffen.<br />

Sie ist ferner leicht transportabel<br />

und geht nicht wie die Metallsalze eine unwirksame<br />

Verbindung mit organischen Sub-


stanzen ein. Nur mit Rücksicht auf diese Eigenschaften<br />

sowie auf die langjährige und<br />

ausgedehnte Erfahrung, welche hier über<br />

ihre desinfizierende Eigenschaft bereits besitzen,<br />

gebe ich <strong>der</strong> Karbolsäure den Vorzug.“<br />

<strong>Koch</strong> hatte für seine Expedition nach Ägypten<br />

und nach Indien sowohl Karbolsäure,<br />

Sublimat als Karbolöl mit in seinem Verzeichnis<br />

<strong>der</strong> Ausrüstungsgegenstände mit<br />

aufgeführt. Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass trotz <strong>der</strong> intensiven Exposition<br />

gegenüber <strong>Cholera</strong>-Vibrionen wie insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Präparation <strong>der</strong> Leichen<br />

<strong>durch</strong> gewissenhaften Umgang und kontinuierliche<br />

Desinfektion von Händen und<br />

Gegenständen es nicht zu einer Übertragung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> auf die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Expedition kam. <strong>Die</strong>s steht im Gegensatz zu<br />

dem bereits erwähnten tragischen Todesfall<br />

des französischen jungen Wissenschaftlers<br />

Thuillier, <strong>der</strong> an den Folgen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>, die<br />

er sich bei <strong>der</strong> Expedition in Ägypten zugezogen<br />

hatte, im September <strong>1883</strong> in Alexandria<br />

verstorben war.<br />

Untersuchungen zur Auffindung von<br />

Dauerformen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Bazillen wurden<br />

<strong>durch</strong>geführt, ohne dass eine Dauerform<br />

jedoch hätte nachgewiesen werden<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> einzige Möglichkeit, die <strong>Cholera</strong>-<br />

Bazillen längere Zeit lebensfähig zu halten,<br />

bestehe nach Angaben des Berichtes darin,<br />

dass man sie vor dem Eintrocknen bewahre.<br />

In Flüssigkeiten blieben <strong>Cholera</strong>-Vibrionen<br />

nach Aussage und Feststellung <strong>der</strong><br />

Kommission wochenlang entwicklungsfähig<br />

und es könne davon ausgegangen werden,<br />

dass sie nur in feuchtem Zustand verschleppt<br />

und in den menschlichen Körper<br />

wirksam einverleibt werden können.<br />

Weitere Untersuchungen konnten danach<br />

nicht mehr <strong>durch</strong>geführt werden, da<br />

die heiße Witterung eine weitere Untersuchung<br />

u. a. wegen <strong>der</strong> Verflüssigung von<br />

Nährmedien unmöglich machte.<br />

Zusätzlich wurden die Verhältnisse in<br />

Hospitälern und in Gefängnissen beschrieben,<br />

und die Maßnahmen zur Krankenhaushygiene<br />

und zur Behandlung, wie sie<br />

angetroffen wurden, dargestellt.<br />

Mit Abschluss <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Kommission<br />

in Ägypten und Indien<br />

konnte somit festgestellt werden, dass<br />

– <strong>der</strong> Erreger <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> aufgrund <strong>der</strong><br />

mikrobiologischen Untersuchungen unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Klinik und pathologischer<br />

Untersuchungen und dem<br />

fehlendem Auftreten bei an<strong>der</strong>en Erkrankungen<br />

identifiziert worden war,<br />

– dass Wasser die herausragende Bedeutung<br />

für die <strong>Cholera</strong>-Übertragung hat und<br />

es nach Einführung <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

mit filtriertem Wasser zu einer drastischen<br />

Abnahme <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Morbidität<br />

und -Mortalität gekommen ist.<br />

Zusätzlich wurden eine Reihe von wichtigen<br />

ökologischen Aspekten und Untersuchungen<br />

zur Desinfektion von <strong>Cholera</strong>-<br />

Vibrionen während des Aufenthaltes, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Kalkutta festgestellt. Damit<br />

waren die Voraussetzungen geschaffen,<br />

um sukzessive Maßregeln zur Prävention<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> zu entwickeln.<br />

Zusätzlich wurden Hinweise dafür<br />

gesammelt, dass es zur Ausbildung einer<br />

gewissen Immunität gegen <strong>Cholera</strong> bei<br />

häufig Exponierten kommen würde.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchungen in Kalkutta<br />

mussten dann jedoch abgebrochen werden,<br />

da <strong>durch</strong> die immer größer werdende<br />

Hitze eine Fortführung <strong>der</strong> Arbeiten<br />

nicht mehr möglich war.<br />

Bis gegen Mitte des Februars waren die<br />

Temperaturverhältnisse in Kalkutta sehr<br />

günstig gewesen. Schon in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte des Februars – ungewöhnlich früh<br />

für Kalkutta – begann es jedoch so heiß zu<br />

werden, dass die Laboratoriumsarbeit,<br />

zumal es auch infolge <strong>der</strong> Verflüssigung zu<br />

<strong>der</strong> für die Bakterienkulturen benutzten<br />

Nährgelatine immer schwieriger wurde,<br />

und gegen Anfang März erreichte die Hitze<br />

so hohe Temperaturen, dass an einer<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Laboratoriumsarbeiten<br />

nicht mehr zu denken war.<br />

<strong>Die</strong> Kommission hatte jedoch bereits die<br />

wesentlichen ihr gestellten Aufgaben gelöst<br />

und die Kommissionsmitglie<strong>der</strong> bedurften<br />

einer dringenden Erholung. So<br />

beschloss man, die nördlich von Kalkutta<br />

am Südhange des Himalaya gelegene<br />

Bergstation Darjeeling aufzusuchen und<br />

die weitere Entscheidung über eine Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Laboratoriumsarbeiten in<br />

Darjeeling seitens des Staatsministers von<br />

Boetticher abzuwarten.<br />

An eine Fortsetzung experimenteller<br />

Arbeiten in Deutschland war nicht zu<br />

denken, da die Sorge bestand, hier<strong>durch</strong><br />

die <strong>Cholera</strong> wie<strong>der</strong> erneut nach Deutschland<br />

einzuschleppen. Anfang März 18<strong>84</strong><br />

wurde das Laboratorium „Medical College“<br />

aufgelöst. Am 4. März 18<strong>84</strong> trat die<br />

Kommission auf <strong>der</strong> North Bengal Rail-<br />

way die Fahrt nach Darjeeling an. <strong>Die</strong><br />

Kommission verbrachte in Darjeeling 9<br />

Tage und erhielt schließlich die Genehmigung<br />

zur Rückkehr nach Deutschland.<br />

Am 14. März trat die Kommission die<br />

Rückreise nach Kalkutta an und verließ<br />

am 17. März Kalkutta.<br />

<strong>Die</strong> Kommission beschloss jedoch, sich<br />

über an<strong>der</strong>e Städte Indiens ein eigenes Bild<br />

zu machen und auf <strong>der</strong> Fahrt nach Bombay<br />

die Eisenbahn zu benutzen. Begleitet wurde<br />

die Kommission von Dr. Cunningham, <strong>der</strong><br />

in den <strong>Cholera</strong>-Verhältnissen des Landes<br />

sich bestens auskannte.<br />

Vom 17. bis 19. März hielt sich die<br />

Kommission in Benares auf.<br />

Am 20. März traf sie in Agra ein. Am 23.<br />

März begab sich die Kommission nach Delhi<br />

und traf am 1. April in Bombay ein. Hier<br />

befasste sie sich intensiv mit <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Situation in Bombay selbst. Am 4. April<br />

18<strong>84</strong> trat die Kommission schließlich die<br />

Heimreise von Bombay nach Berlin an.<br />

Am 2. Mai 18<strong>84</strong>, nach mehr als 8<br />

Monaten Aufenthalt in Ägypten und Indien,<br />

traf die Kommission wohlbehalten<br />

wie<strong>der</strong> in Berlin ein.<br />

Während dieser Expedition konnten<br />

alle grundlegenden Fragen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

einschließlich <strong>der</strong> klinischen, pathologischen,<br />

bakteriologischen und epidemiologischen<br />

Fragen geklärt werden, die<br />

auch für die Prävention und Kontrolle<br />

bestimmend waren.<br />

Dennoch war es keineswegs so, dass die<br />

von <strong>der</strong> Kommission ermittelten Ergebnisse<br />

allseits akzeptiert wurden und es brauchte<br />

noch mehr als ein Jahrzehnt, bis die <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong><br />

in Deutschland als allgemein<br />

akzeptiert angesehen wurde und die notwendigen<br />

seuchenhygienischen Maßnahmen<br />

konsequent umgesetzt wurden.<br />

<strong>Die</strong> Arbeiten zur<br />

Prävention und Kontrolle<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nach <strong>der</strong><br />

Expedition <strong>1883</strong>/<strong>84</strong><br />

3.1 <strong>Die</strong> Erste Konferenz zur<br />

Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Frage<br />

in Berlin<br />

Am 26. Juli 18<strong>84</strong> fand in Berlin unter Beteiligung<br />

von <strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong> und Rudolf<br />

Virchow am kaiserlichen Gesundheitsamt<br />

die erste Konferenz zur Erörterung <strong>der</strong><br />

13


<strong>Cholera</strong>-Frage statt. Auf dieser Konferenz<br />

stellte <strong>Koch</strong> nochmals seine bisherigen Forschungen<br />

im Detail dar. Er ging auf den<br />

Einfluss entwicklungshemmen<strong>der</strong> Substanzen<br />

auf das Wachstum <strong>der</strong> Bazillen ein.<br />

Er erörterte die Frage <strong>der</strong> Probleme bei<br />

Tierversuchen, <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

<strong>durch</strong> Wäsche, die hohe Bedeutung <strong>der</strong><br />

Wasserübertragung, den fehlenden Nachweis<br />

von „Kommabazillen“ in den übrigen<br />

Körperbereichen. Er ging auf die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Temperatur für das Wachstum von<br />

<strong>Cholera</strong>-Vibrionen ein und auf die rasche<br />

Abtötung von <strong>Cholera</strong>-Vibrionen <strong>durch</strong><br />

Austrocknen. Schließlich betonte er die<br />

Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose.<br />

Im Anschluss an den Vortrag sprach<br />

Virchow ihm im Namen aller Anwesenden<br />

seinen Dank aus. Der große Pathologe,<br />

<strong>der</strong> in früheren Jahren so skeptisch<br />

gegenüber den Untersuchungsergebnissen<br />

von <strong>Koch</strong> aufgetreten war, sagte:<br />

„Wir waren ja einigermaßen <strong>durch</strong> die eingehenden<br />

und lichtvollen Berichte, die er während<br />

<strong>der</strong> Reise geschickt hatte, in <strong>der</strong> Lage, den<br />

Weg seiner Untersuchungen zu verfolgen,<br />

indes ich kann wenigstens von mir, und ich<br />

denke, dass wird auch ihnen so ergangen sein,<br />

sagen, dass die detaillierte und ausführliche<br />

Darlegung, wie wir sie heute gehört haben,<br />

ganz wesentlich gewesen ist, um unser Urteil<br />

bilden zu können. Ich erkläre ausdrücklich<br />

für mich, dass ich es von Anfang an für höchst<br />

wahrscheinlich gehalten habe, dass <strong>der</strong> Bazillus<br />

in <strong>der</strong> Tat das „ens morbi“ sei, indes<br />

nachdem, was ich heute hörte, haben meine<br />

Vorstellungen doch ein ganzes Stück an Sicherheit<br />

mehr gewonnen.“<br />

18<strong>84</strong>, im gleichen Jahr <strong>der</strong> Rückkehr<br />

aus Indien und nach <strong>der</strong> ersten Konferenz<br />

zur Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Frage veröffentlichte<br />

<strong>Koch</strong> in <strong>der</strong> Deutschen Medizinischen<br />

Wochenschrift Nr. 45 sein Grundsatzpapier<br />

„Über die <strong>Cholera</strong>-Bakterien“.<br />

3.2 <strong>Die</strong> Zweite Konferenz zur<br />

Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Frage<br />

in Berlin<br />

Vom 4. bis 8. Mai 1885 fand die zweite<br />

Konferenz zur Erörterung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Frage statt. Als Teilnehmer sind neben<br />

verschiedenen, bereits bei <strong>der</strong> ersten Konferenz<br />

teilnehmenden Persönlichkeiten<br />

nunmehr Max von Pettenkofer zu nennen,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong> von <strong>Koch</strong> außerordentlich<br />

kritisch gegenüberstand.<br />

Als Erörterungspunkte wurde folgendes<br />

Programm aufgestellt<br />

14<br />

– <strong>Die</strong> Darlegung und Diskussion <strong>der</strong> neuen<br />

seit <strong>der</strong> letzten Sitzung gewonnenen<br />

Erfahrungen über die <strong>Cholera</strong>-Bakterien<br />

mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

ihrer Dauerfähigkeit;<br />

– <strong>Die</strong> Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> <strong>durch</strong> den<br />

menschlichen Verkehr, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>durch</strong> Schiffverkehr;<br />

– Praktische Konsequenzen in Bezug auf<br />

gegen die <strong>Cholera</strong> zu ergreifenden Maßregeln.<br />

Neben einer zeitraubenden Diskussion zwischen<br />

Pettenkofer und <strong>Koch</strong> über die Frage<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong> hatte diese Konferenz<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die zu<br />

ergreifenden Maßnahmen und Maßregeln<br />

erhebliche Bedeutung.<br />

Wie auch in <strong>der</strong> vorherigen Sitzung<br />

wurden die Ausführungen maßgeblich<br />

von <strong>Koch</strong> geprägt.<br />

<strong>Koch</strong> führte bezüglich <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

zur Kontrolle <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> aus, dass<br />

– <strong>der</strong> Infektionsstoff vom Menschen selber<br />

stamme, im Menschen produziert<br />

werde und in dessen Ausleerung enthalten<br />

sei;<br />

– es notwendig sei, die Ausleerung sofort<br />

mit geeigneten Desinfektionsmitteln zu<br />

mischen, um den Infektionsstoff unschädlich<br />

zu machen.<br />

Man ging auf die Maßnahmen <strong>der</strong> Desinfektion<br />

von Fäkalien, von Wäsche, Kleidungsstücken,<br />

von Räumen und Latrinen<br />

ein. Behandelt wurden auch Maßnahmen<br />

bei Massenversammlungen und Massentransporten,<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

und Kommunikation über notwendige<br />

Verhaltensregeln.<br />

So sei es erfor<strong>der</strong>lich, die Bevölkerung<br />

in allgemeinverständlicher Weise über<br />

eine vernünftige Diät zu belehren sowie<br />

über die Vermeidung des unnötigen Kontakts<br />

mit <strong>Cholera</strong>-Kranken und <strong>Cholera</strong>-<br />

Orten, über das Verhalten bei <strong>der</strong> Pflege<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Erkrankten, über Reinhaltung<br />

und Desinfektion <strong>der</strong> Hände, über<br />

Behandlung beschmutzter Kleidung und<br />

Wäsche, über die Gefahren, welche in<br />

<strong>Cholera</strong>-Zeiten mit <strong>der</strong> Versendung und<br />

dem Waschen von kranken Menschen<br />

verbunden seien, über Vorsichtsmaßnahmen<br />

in Bezug auf Trinkwasser und Speisen,<br />

über die Behandlung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<br />

Leichen, über die ausreichende Medikation<br />

und ärztliche Hilfe (obwohl <strong>Koch</strong> darauf<br />

hinwies, dass in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

noch nie <strong>durch</strong> therapeutische Maßnah-<br />

men <strong>der</strong> Seuche Einhalt geboten worden<br />

wäre), über die Überwachung des Eisenbahnverkehrs<br />

und die Überwachung von<br />

Kranken während des Eisenbahnverkehrs,<br />

über die Sanierung von Häusern<br />

und Wohnungen von <strong>Cholera</strong>-Kranken,<br />

über die Desinfektion mit Sublimat-Lösung,<br />

die an<strong>der</strong>en Desinfektionsmittel wie<br />

z. B. Karbolsäure weit überlegen sei. (Dennoch<br />

sollte Sublimat wegen seiner toxischen<br />

Eigenschaften nur von Fachpersonal<br />

angewendet werden.).<br />

<strong>Koch</strong> führte im Einzelnen zu den<br />

Maßnahmen aus: „Um den Infektionsstoff<br />

unschädlich zu machen, sind also die Ausleerungen<br />

sofort mit geeigneten Desinfektionsmitteln<br />

zu mischen. Nach meinem Dafürhalten<br />

ist hierzu die Karbollösung am geeignetsten<br />

und zwar wird eine 5%ige Lösung, wenn<br />

zu gleichen Teilen mit den Dejektionen und<br />

dem Erbrochenen gemischt wird, zur Vernichtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Bakterien vollkommen<br />

ausreichend sein.<br />

Wenn es möglich wäre, alle Abgänge des<br />

<strong>Cholera</strong>-Kranken in Gefäßen aufzufangen<br />

und sofort mit Desinfektionsmitteln zu behandeln,<br />

dann würde die Vernichtung des Infektionsstoffes<br />

einfach und sicher sein und dann<br />

hätte man bereits früher bessere Erfolge mit<br />

<strong>der</strong> Desinfektion erzielen müssen als geschehen<br />

ist. Aber ein je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> selbst mit <strong>Cholera</strong>-<br />

Kranken zu tun gehabt hat, weiß, dass oft nur<br />

ein Teil <strong>der</strong> Abgänge wirklich in die dazu bestimmten<br />

Gefäße gelangt, dass das übrige auf<br />

den Boden, in das Bett, auf die Bekleidung und<br />

Hände des Kranken und des Pflegepersonals<br />

gerät. Es muss daher auch alles, was nur irgendwie<br />

mit den <strong>Cholera</strong>-Abgängen in Berührung<br />

gekommen ist, o<strong>der</strong> nur gekommen sein<br />

kann, ebenfalls desinfiziert werden.<br />

Bekleidungsstücke, welche nicht mit flüssigen<br />

Desinfektionsmitteln behandelt werden<br />

können, ferner Fe<strong>der</strong>betten, Matratzen usw.<br />

sind in beson<strong>der</strong>en Desinfektionsapparaten<br />

mit <strong>durch</strong>strömendem Wasserdampf bei 100° C<br />

Temperaturen zu desinfizieren.<br />

Solche Gegenstände, welche we<strong>der</strong> mit<br />

Desinfektionsflüssigkeiten noch mit heißen<br />

Dämpfen zu desinfizieren sind, z. B. größere<br />

Möbel, Wagen, welche zum Transport von<br />

<strong>Cholera</strong>-Kranken gedient haben und <strong>der</strong>gleichen<br />

würde ich längere Zeit außer Gebrauch<br />

setzen und an einen Ort bringen lassen, wo sie<br />

einem austrocknenden Luftzuge ausgesetzt<br />

sind, indem ich damit rechne, dass <strong>der</strong> Infektionsstoff<br />

in getrocknetem Zustand bald abstirbt.<br />

<strong>Die</strong> Austrocknung, evtl. <strong>durch</strong> Heizen<br />

unterstützt, scheint mir auch für die Desinfektion<br />

<strong>der</strong> Krankenräume das geeignetste Ver-


fahren zu sein. Das Desinfizieren mit gasförmigen<br />

Mitteln, vor allem das Ausschwefeln <strong>der</strong><br />

Krankenräume, welches früher eine so große<br />

Rolle gespielt hat, ist, wie alle neueren Versuche,<br />

ebenso die Wirkung <strong>der</strong> gasförmigen<br />

Desinfektionsmittel auf Infektionsstoffe gezeigt<br />

haben, unsicher, meistens sogar unnütz.<br />

Das Wartepersonal und die um den Kranken<br />

beschäftigten Angehörigen müsse angehalten<br />

werden, sich so oft als möglich die<br />

Hände zu waschen, mit den Händen nicht den<br />

Mund zu berühren, jedes Mal, wenn die Hände<br />

mit <strong>Cholera</strong>-Abgängen beschmutzt wurden,<br />

ebenso Speisen berührt werden, die<br />

Hände mit Karbolsäure o<strong>der</strong> Sublimat-Lösung<br />

zu desinfizieren.<br />

Überhaupt sollte nicht geduldet werden,<br />

dass in denselben Räumen, in welchen sich<br />

<strong>Cholera</strong>-Kranke befinden, gegessen wird, was<br />

in den Wohnungen <strong>der</strong> Armen lei<strong>der</strong> nur zu<br />

oft geschieht.<br />

Um das Eindringen des trotz aller Vorsicht<br />

verschleppten Infektionsstoffes in die<br />

Verdauungswege, von wo allein eine Infektion<br />

möglich ist, zu verhin<strong>der</strong>n, muss dafür<br />

gesorgt werden, dass alle Nahrungsmittel<br />

vorzugsweise das Wasser eine Verunreinigung<br />

<strong>durch</strong> den Infektionsschutz bewahrt<br />

werden. Letzteres erreicht man <strong>durch</strong> gute<br />

Wasserleitungen, für <strong>der</strong>en immensen Nutzen<br />

ich Ihnen hinreichende Beispiele mitgeteilt<br />

habe. In Bezug auf die eigentlichen Nahrungsmittel<br />

empfiehlt es sich, die Bezugsquellen,<br />

die Märkte, die Verkaufsstellen zu überwachen;<br />

namentlich möchte ich auf den<br />

Milchhandel aufmerksam machen. Sobald<br />

Wasser und Nahrungsmittel nicht aus ganz<br />

zuverlässigen Bezugsquellen stammen, müssen<br />

dieselben gründlich und wie<strong>der</strong>holt gekocht<br />

werden, ehe man sie zum Genusse zulässt.<br />

Beiläufig will ich hier nur bemerken,<br />

dass auch für die englischen Truppen in Indien<br />

das Abkochen des Wassers unter den Maßregeln<br />

gegen die <strong>Cholera</strong> aufgezählt ist….<br />

<strong>Die</strong>s beweist, dass es von <strong>der</strong> aller größten<br />

Wichtigkeit ist, die ersten <strong>Cholera</strong>-Fälle richtig<br />

zu erkennen. Glücklicherweise sind wir<br />

jetzt in <strong>der</strong> Lage, dass mit Hilfe des Nachweises<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Bazillen zu können. Ich lege<br />

deshalb den größten Wert darauf, dass es auch<br />

geschieht. Wenn man die ersten Fälle richtig<br />

diagnostiziert und mit aller Umsicht und<br />

Energie die erfor<strong>der</strong>lichen Maßregeln ergreift,<br />

dann wird es gewiss in den meisten Fällen<br />

gelingen, die Seuche bereits im Keime zu ersticken.<br />

Um dies zu ermöglichen, müssen aber<br />

alle Ärzte o<strong>der</strong> doch wenigstens eine hinreichende<br />

Zahl von Ärzten die Nachweise <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Bazillen soweit lernen, dass überall<br />

in kürzester Zeit die Diagnose <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

gestellt werden kann.<br />

Wenn nur erst ein vereinzelter o<strong>der</strong> wenige<br />

Fälle von <strong>Cholera</strong> vorliegen, also im Beginn<br />

einer Epidemie, dann wird es notwendig sein,<br />

dass man den Kranken isoliert, ihn entwe<strong>der</strong><br />

in ein beson<strong>der</strong>es Lazarett schafft und seine<br />

bisherige Umgebung <strong>der</strong> sorgfältigsten Beobachtung<br />

unterwirft, o<strong>der</strong> wo es angängig ist,<br />

den <strong>Cholera</strong>-Kranken in seiner Behausung<br />

lässt, die Mitbewohner des Hauses evakuiert.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung verdienen in<br />

<strong>Cholera</strong>-Zeiten alle Massenversammlungen<br />

und Massentransporte. Erstere sollten soviel<br />

als möglich vermieden werden, letztere erfor<strong>der</strong>n<br />

sowohl auf Schiffen als auch auf Eisenbahnen<br />

eine sorgfältige Überwachung.<br />

Als eine notwendige Ergänzung gegen die<br />

<strong>Cholera</strong> im Allgemeinen zu ergreifenden Maßregeln<br />

muss schließlich noch eine möglichst<br />

weitgehende und für alle Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

berechnete Belehrung dienen. Denn,<br />

wenn auch die Sanitätsbehörden alles tun,<br />

was in ihren Kräften steht, so würden doch<br />

viele Versuchsmaßregeln, welcher <strong>der</strong> einzelne<br />

zu seinem Schutze anwenden soll, unbeachtet<br />

bleiben, sofern er nicht ausdrücklich darauf<br />

aufmerksam gemacht wird. Es ist deswegen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, das Volk in allgemein verständlicher<br />

Weise zu belehren, über eine vernünftige<br />

Diät, über die Vermeidung alles unnötigen<br />

Verkehrs mit <strong>Cholera</strong>-Kranken und <strong>Cholera</strong>-<br />

Orten, über das Verhalten bei <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong><br />

<strong>Cholera</strong>-Kranken, über Reinhaltung und<br />

Desinfektion <strong>der</strong> Hände, über Behandlung<br />

beschmutzter Kleidung und Wäsche, über die<br />

Gefahren, welche überhaupt in <strong>Cholera</strong>-Zeiten<br />

mit <strong>der</strong> Versendung und dem Waschen<br />

kranker Menschen verbunden sind, über Vorsichtsmaßregeln<br />

in Bezug auf Trinkwasser<br />

und Speisen, über die Behandlung von <strong>Cholera</strong>-Leichen<br />

und manchen an<strong>der</strong>en Dingen,<br />

welche <strong>der</strong> Sorge des einzelnen überlassen<br />

bleiben müssen o<strong>der</strong> bei denen die Sanitätsbehörden<br />

<strong>der</strong> Mithilfe des Publikums bedürfen.<br />

Es bedarf wohl kaum <strong>der</strong> Erwähnung,<br />

dass in <strong>Cholera</strong>-Zeiten für ausreichende Medikamente<br />

und ärztliche Hilfe zu sorgen ist. Aber<br />

gerade in dieser Beziehung hat man es in früheren<br />

Epidemien nicht fehlen lassen. Meistens<br />

hat man dies als die Hauptsache angesehen<br />

aber lei<strong>der</strong> noch nie <strong>durch</strong> therapeutische<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Seuche Einhalt getan o<strong>der</strong><br />

die Mortalitätsprozente herabgesetzt.<br />

Nicht unwichtig erscheint es mir, die Beihilfe<br />

<strong>der</strong> Privat-Wohltätigkeit in Anspruch zu<br />

nehmen, und <strong>der</strong>selben die Beschaffung einer<br />

kräftigen und gut gekochten Nahrung für die<br />

ärmeren Volksklassen in Volksküchen zu<br />

überlassen, ferner die Versorgung <strong>der</strong> Kranken<br />

mit Leibwäsche, Betten usw., die Bereitstellung<br />

von <strong>Cholera</strong>-Lazaretten in kleineren<br />

Orten, welche selbst nicht im Stande sind, sich<br />

ein Notlazarett zu beschaffen. Von großer Bedeutung<br />

für die Vorbeugung und als Kontrollmaßnahme<br />

bei <strong>Cholera</strong>-Ausbrüchen wird die<br />

Desinfektion angesehen.<br />

Zum Abschluss <strong>der</strong> zweiten <strong>Cholera</strong>-<br />

Konferenz schließt Max von Pettenkofer<br />

mit folgen<strong>der</strong> Bemerkung:<br />

„Kollege Günther und ich fühlen uns beide<br />

verpflichtet, den wärmsten Dank für die Aufnahme<br />

auszusprechen, die wir hier in ihrem<br />

Kreis gefunden haben. Wenn wir in manchen<br />

Beziehungen auch an<strong>der</strong>e Ansichten haben, so<br />

verfolgen wir doch dasselbe Ziel wie Sie. Man<br />

kommt nicht nur da<strong>durch</strong> zusammen, dass<br />

man miteinan<strong>der</strong> geht, son<strong>der</strong>n auch da<strong>durch</strong>,<br />

dass man gegeneinan<strong>der</strong> geht; man<br />

muss sich oft förmlich, wie man sagt „zusammenraufen“,<br />

und es sind daraus oft schon<br />

ganz gute Freunde entstanden. Ich bitte also<br />

meine Ausführungen, die vielleicht manchmal<br />

in einer etwas scharfen Weise geschehen sind,<br />

keine persönlichen Motive beizumessen. Ich<br />

lebe jetzt so lange in diesen <strong>Cholera</strong>-Ideen, ich<br />

bin wirklich damit alt geworden, dass mich<br />

gewisse Gedanken absolut beherrschen. Ich<br />

kann nicht an<strong>der</strong>s denken und stütze mich<br />

immer auf meine gemachten Erfahrungen<br />

und auf Tatsachen. Ich bitte also, in dem Fall,<br />

dass ich irgend jemand namentlich Herrn<br />

Geheimrat <strong>Koch</strong> etwas schärfer erwi<strong>der</strong>t habe,<br />

es nur aus fachlichem Eifer zu erklären“.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong>-Epidemien in<br />

Deutschland 1892/93<br />

1892 kommt es zu <strong>der</strong> dramatischen<br />

<strong>Cholera</strong>-Epidemie in Hamburg, in <strong>der</strong>en<br />

Verlauf 16.850 Menschen erkrankten<br />

und 8.576 <strong>Cholera</strong>-Todesfälle auftraten.<br />

Weitere <strong>Cholera</strong>-Epidemien ereigneten<br />

sich in Altona und Wandsbeck.<br />

<strong>Die</strong>se 3 Städte, welche unmittelbar<br />

aneinan<strong>der</strong> grenzen und eigentlich nur<br />

eine einzige Stadt bilden, unterschieden<br />

sich in ihren sonstigen Verhältnissen nicht<br />

wesentlich, wurden aber eine jede für sich<br />

und zwar in verschiedener Weise mit<br />

Wasser versorgt. Wandsbek erhielt filtriertes<br />

Wasser aus einem Landsee, <strong>der</strong> kaum<br />

<strong>der</strong> Verunreinigung mit Fäkalien ausgesetzt<br />

war. Hamburg bezog sein Wasser in<br />

unfiltriertem Zustand aus <strong>der</strong> Elbe ober-<br />

15


halb <strong>der</strong> Stadt und Altona erhielt filtriertes und sie blieb von <strong>Cholera</strong> vollkommen frei, bezüglich <strong>der</strong> Infektionsstoffe in voller Über-<br />

Wasser aus <strong>der</strong> Elbe unterhalb <strong>der</strong> Stadt. während ringsherum auf Hamburger Gebiet einstimmung, sie enthält keine Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

Während Hamburg von <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle vor- und nichts Gezwungenes o<strong>der</strong> Gekünzeltes…<br />

1892 in dramatischer Weise betroffen kamen. Hier haben wir es also mit einer Art <strong>Die</strong> Hamburg-Altona-<strong>Cholera</strong> hat uns<br />

wurde, blieben Wandsbek und Altona von Experiment zu tun, das sich an mehr als also den unwi<strong>der</strong>leglichen Beweis dafür gelie-<br />

fast vollständig verschont. <strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong> 100.000 Menschen vollzogen hat, aber trotz fert, dass die Filtration des Wassers <strong>durch</strong><br />

machte unmittelbar an <strong>der</strong> Stadtgrenze seiner gewaltigen Dimensionen alle Bedin- Sand, und zwar in <strong>der</strong> Weise, wie sie in Altona<br />

Hamburgs, die gleichzeitig auch die Grengungen erfüllt, welche man an ein exaktes und geschieht, einen für die Praxis ausreichenden<br />

ze <strong>der</strong> Hamburger Wasserversorgung ist, vollkommen beweisendes Laboratorium Expe- Schutz von <strong>Cholera</strong>-Infektionen gibt. Ich beto-<br />

zu Altona Halt.<br />

riment stellt. In zwei großen Bevölkerungsne ausdrücklich, dass wenn die Filtration<br />

Auf einer Straße, welche auf längere gruppen sind alle Faktoren gleich, ein einziger schützen soll, sie so wie in Altona gehandhabt<br />

Strecke eine Grenze bildete, wurde die ist verschieden, nämlich die Wasserversor- werden muss. Ich kenne eine ziemlich große<br />

Hamburger Seite von <strong>Cholera</strong> befallen, gung. <strong>Die</strong> mit unfiltriertem Elbwasser versorg- Anzahl von Wasserwerken mit Filteranlagen<br />

die Altona-Seite blieb frei. <strong>Die</strong> mit unfiltte Gruppe wird von <strong>Cholera</strong> schwer, die mit aus eigener Anschauung und weiß, dass nur<br />

riertem Elbwasser versorgten Hamburger filtriertem Wasser versorgte Gruppe in sehr wenige von ihnen sich so streng an die zur Zeit<br />

<strong>Die</strong> Stadt Wandsbek blieb verschont, weil ihr Leitungswasser einer <strong>der</strong>artigen Verun-<br />

wurden von <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> schwer getrof- geringem Maße befallen. <strong>Die</strong>ser Unterschied geltenden Vorschriften an die Wasserfiltration<br />

fen, die mit filtriertem Wasser reinigung versorgten nicht muss ausgesetzt um so schwerer war ins und Gewicht überdies fallen, filtriert als halten, wurde. wie Altona es in Altona erhielt geschieht, ein Wasser, und ich<br />

Einwohner in Altona hingegen nicht. Das<br />

welches ursprünglich<br />

das Hamburger<br />

viel schlechter<br />

Wasser von einer<br />

war<br />

Stelle<br />

als das<br />

ent-<br />

Hamburger,<br />

habe allen Grund<br />

aber<br />

anzunehmen,<br />

<strong>durch</strong> sorgfältige<br />

dass die Ab-<br />

Hamburger Wasser wurde zudem von nommen wird, wo die Elbe noch verhältniswehr <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nicht überall in gleicher<br />

einer Stelle entnommen, an <strong>der</strong> Filtration die Elbe von mäßig <strong>Cholera</strong>bakterien wenig verunreinigt ganz ist, Altona o<strong>der</strong> aber doch das nahezu Weise gelungen vollständig sein würde befreit wie wurde. in Altona.“<br />

noch verhältnismäßig wenig verunreinigt<br />

<strong>Die</strong>se Auffassung<br />

Elbwasser<br />

steht<br />

nutzen<br />

mit<br />

muss,<br />

allen<br />

nachdem<br />

bisherigen<br />

es die sämt-<br />

bakteriologischen Erfahrungen mit unse-<br />

war. Altona aber erhielt Elbwasser, das an lichen flüssigen Abgänge, mit Einschluss <strong>der</strong> In Hamburg hatte schon seit 18 Jahren vor<br />

einer Stelle entnommen wurde, rem nachdem jetzigen Fäkalien Wissen von bezüglich nahezu 800.000 <strong>der</strong> Infektionsstoffe Menschen auf- 1892 in voller ein Tauziehen Übereinstimmung, um die zentrale sie Filtra-<br />

es die sämtlichen flüssigen Abwässer<br />

enthält<br />

mit<br />

keine genommen Wi<strong>der</strong>sprüche hat. Unter und solchen nichts Verhältnissen Gezwungenes tion o<strong>der</strong> stattgefunden. Gekünzeltes… 1872 hatte das Medizi-<br />

Einschluss <strong>der</strong> Fäkalien von nahezu gibt es für den naturwissenschaftlich Denkennalkollegium in Hamburg festgestellt, „das<br />

800.000 Menschen aufgenommen <strong>Die</strong> Hamburger hatte. den zunächst – Altona-<strong>Cholera</strong> gar keine an<strong>der</strong>e hat Erklärung, uns also als den Leitungswasser unwi<strong>der</strong>leglichen ist in seinem Beweis jetzigen Zustand<br />

dafür geliefert, dass dass <strong>der</strong> Unterschied, die Filtration welcher des die beiden Wassers Be- verwerflich, <strong>durch</strong> Sand, zentrale und Filtration zwar kann in gutes <strong>der</strong> Trink-<br />

<strong>Koch</strong> schrieb in seinem Artikel „Wasserfiltvölkerungsgruppen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> gegenüber wasser liefern“.<br />

ration und <strong>Cholera</strong>“ in <strong>der</strong> Zeitschrift Weise, ‚Hy- wie sie zeigen, in Altona <strong>durch</strong> die geschieht, Verschiedenheit einen <strong>der</strong> Wasser- für die Praxis Ein Diskussionsbeitrag ausreichenden des Schutz Direktors<br />

giene und Infektionskrankheiten’ von <strong>Cholera</strong>infektionen 1893 versorgung bedingt gibt. ist, und Ich dass betone Altona ausdrücklich, <strong>durch</strong> <strong>der</strong> Altonaer dass wenn Gas- die und Filtration Wassergesell-<br />

Band XIV: „Am überraschendsten haben sich die Filtration des Elbwassers gegenüber Choschaft, Kümmel, auf <strong>der</strong> Jahresver-<br />

die <strong>Cholera</strong>-Verhältnisse an <strong>der</strong> schützen Grenze von soll, lera sie geschützt so wie wurde in Altona [...] gehandhabt werden sammlung muss. des Ich Deutschen kenne eine Vereins ziemlich <strong>der</strong><br />

Hamburg und Altona gestaltet. große Auf beiden Anzahl von <strong>Die</strong> Wasserwerken Stadt Wandsbek blieb mit verschont, Filteranlagen weil Gas- aus und eigener Wasserfachmänner Anschauung und ( DVGW )<br />

Seiten <strong>der</strong> Grenze sind die Bodenverhältniss´, ihr Leitungswasser einer <strong>der</strong>artigen Verunrei- von 1888 in Hamburg brachte die Prob-<br />

Bebauung, Kanalisation, Bevölkerung, weiß, dass kurz- nur nigung wenige nicht von ausgesetzt ihnen war sich und so überdies streng fil- an lematik die zur auf Zeit den geltenden Punkt. Kümmel Vorschrif- führte<br />

um alles, worauf es hier ankommt, tenvollkom- an die Wasserfiltration triert wurde. Altona halten, erhielt wie ein Wasser, es in Altona wel- geschieht, aus: „[...] dass und unter ich den habe maßgebenden allen Techmen<br />

gleich, und doch ist die <strong>Cholera</strong> in Hamches ursprünglich viel schlechter war als das nikern hier in Hamburg niemand ist, <strong>der</strong><br />

burg nur bis unmittelbar an die Grund Grenze anzunehmen, von Hamburger, dass aber die <strong>durch</strong> Abwehr sorgfältige <strong>der</strong> Filtration <strong>Cholera</strong> daran nicht zweifelt, überall dass in gleicher <strong>der</strong> jetzige Weise Zustand <strong>der</strong><br />

Altona gegangen und hat hier Halt gelungen gemacht. sein von würde <strong>Cholera</strong>-Bakterien wie in Altona.“ ganz o<strong>der</strong> doch nahezu<br />

Vor einer Straße, welche auf einer längeren vollständig befreit wurde. <strong>Die</strong>se Auffassung<br />

Hamburger Stadtwasserkunst ein sehr bedauerlicher<br />

ist, und läge es allein in <strong>der</strong> Hand<br />

Strecke die Grenze bildet, wurde die Hambur- steht mit allen bisherigen bakteriologischen <strong>der</strong> Techniker, so wäre dem Zustand seit sehr<br />

ger Seite von <strong>Cholera</strong> befallen, die Altona blieb<br />

frei. <strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong> hat an einer<br />

Häusergruppe, am sog. Hamburger<br />

Platz, sogar mehr vermocht,<br />

als es ein Mensch gekonnt<br />

hätte, dem die besten<br />

Karten <strong>der</strong> Grenze zwischen<br />

Hamburg und Altona zur Verfügung<br />

gestanden hätten. Sie<br />

hatten nicht nur die politische<br />

Grenze, son<strong>der</strong>n sogar die<br />

Grenze <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

zwischen beiden Städten hier<br />

scharf herausgefunden. <strong>Die</strong> erwähnte<br />

von Arbeiterfamilien<br />

dicht bewohnte Häusergruppe<br />

Erfahrungen mit unserem jetzigen Wissen langer Zeit ein Ende gemacht worden. Aber<br />

gehört zu Hamburg, wird aber<br />

von Altona mit Wasser versorgt<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cholera</strong> an <strong>der</strong> Grenze von Hamburg und Altona in den vier Monaten August bis November 1892.<br />

<strong>Die</strong> <strong>durch</strong>gehende Linie stellt die Landesgrenze dar.<br />

16


außerordentlichen Maßnahmen zur forcierten Fertigstellung stiegen sie auf 9,5 Millionen<br />

DM an.<br />

Bau <strong>der</strong> Hamburger Wasser- Filtration 1892.<br />

Abb. 23: Bau <strong>der</strong> Hamburger Wasser- Filtration 1892<br />

wie schon bemerkt, spielen in solchen Fragen<br />

nicht alleine die Hygieniker und Techniker<br />

son<strong>der</strong>n die Herren Stadtverordneten und die<br />

städtischen Verwaltungsbehörden eine bedeutende<br />

Rolle. Wenn hier in Hamburg die Filtration<br />

noch nicht eingeführt ist, so liegt es lediglich<br />

an den letzteren und <strong>durch</strong>aus nicht<br />

an den Technikern“.<br />

und Infektionskrankheiten“ 1893, die auch<br />

heute für alle Hygieniker zur Pflichtlektüre<br />

gehören sollte. Er ging auf die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Wasserfiltration im Detail ein. Unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Untersuchungen zur<br />

Wasserqualität von Altona, in welchem das<br />

Wasser nie mehr als 100 KBE/ml enthielt,<br />

empfiehlt er den Richtwert von 100 KBE/<br />

ml bei 20 °C zu etablieren.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Epidemie in Nietleben<br />

konnte <strong>Koch</strong> zeigen, dass diese Epidemie<br />

<strong>durch</strong> fehlerhaften Filterbetrieb<br />

und direkte Einleitung von massiv verunreinigtem<br />

Abwasser ausgelöst wurde.<br />

In Altona kam es nach <strong>der</strong> schweren<br />

<strong>Cholera</strong>-Epidemie 1892 in Hamburg im<br />

Winter 1893 zum Auftreten von <strong>Cholera</strong>-<br />

Erkrankungen, die auf einen angefrorenen<br />

Filter, <strong>der</strong> schlecht filtrierte, zurückzuführen<br />

war.<br />

51<br />

<strong>Die</strong> hieraus entwickelten Grundsätze<br />

für den Filterbetrieb haben ihre Gültigkeit<br />

bis heute nicht verloren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die regelmäßige Überwachung des<br />

Filterbetriebes ist bis heute eine Grundnotwendigkeit<br />

geblieben.<br />

<strong>Koch</strong> for<strong>der</strong>te insbeson<strong>der</strong>e die regelmäßige<br />

Überwachung <strong>der</strong> Wasserversorgung;<br />

er äußerte sich schließlich zu <strong>der</strong><br />

nachfolgenden Frage: „Wo man sich aber<br />

nicht dazu versteht, das Wasserwerk bakteriologisch<br />

kontrollieren zu lassen, da wird es<br />

allerdings, wenn Schaden verhütet werden<br />

soll, unbedingt notwendig sein, das Werk in<br />

Bezug auf alle die hier angedeuteten Fehlerquellen<br />

auf das schärfste zu überwachen.<br />

Aber wer soll diese Überwachung übernehmen?<br />

Nur <strong>der</strong> Staat kann es tun. Er kann es<br />

nicht nur, son<strong>der</strong>n er muss es übernehmen; es<br />

ist seine Pflicht. Was wird nicht schon alles<br />

überwacht und revidiert? Apotheken, Kran-<br />

<strong>Koch</strong> schil<strong>der</strong>te die Gegebenheiten in seiner berühmten Publikation „Wasserfiltration<br />

und <strong>Cholera</strong>“ in <strong>der</strong> Zeitschrift „Hygiene und Infektionskrankheiten“ 1893, die auch<br />

heute für alle Hygieniker zur Pflichtlektüre gehören sollte. Er ging auf die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Wasserfiltration im Detail ein. Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Untersuchungen zur<br />

Wasserqualität von Altona, in welchem das Wasser nie mehr als 100 KBE/ml enthielt,<br />

empfiehlt Schließlich er einigte den Richtwert man sich von in 100 Hamburg KBE/ml bei 20 °C zu etablieren.<br />

1890 über ein Regulativ zur Einrichtung<br />

einer zentralen Filtration. Mit <strong>der</strong> Ausfüh-<br />

Bei rung <strong>der</strong> wurde <strong>Cholera</strong>-Epidemie begonnen. Als in Bauzeit Nietleben waren konnte <strong>Koch</strong> zeigen, dass diese Epidemie<br />

<strong>durch</strong> jedoch fehlerhaften 4 Jahre vorgesehen. Filterbetrieb Als die und Arbeiten direkte Einleitung von massiv verunreinigtem<br />

im Gange waren, brach im August 1892 die<br />

Abwasser ausgelöst wurde.<br />

<strong>Cholera</strong> aus. In Tag-, Nacht- und Sonntagsschichten<br />

wurde daraufhin an <strong>der</strong> Anlage<br />

weiter gebaut. <strong>Die</strong> Arbeiten wurden <strong>durch</strong><br />

die in Hamburg herrschende <strong>Cholera</strong> so<br />

sehr erschwert, dass Lieferungen stockten<br />

und Arbeiter abwan<strong>der</strong>ten. In dieser Situation<br />

wurde das Hamburger Infanterie-Regiment<br />

76 zur Beschleunigung <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />

abkommandiert. Zeitweise waren mehr<br />

als 1000 Mann eingesetzt. Hier<strong>durch</strong> wurde<br />

ermöglicht, dass die Filteranlage bereits ab<br />

dem 1. Mai 1893 – etwa 1 Jahr früher als<br />

geplant – die Hälfte des täglichen Wasserbedarfes<br />

decken konnte und dass dann ab 27.<br />

Mai 1893 nach Schließung <strong>der</strong> alten<br />

Schöpfstelle nur noch filtriertes Elbwasser<br />

in das Leitungsnetz gepumpt wurde. <strong>Die</strong><br />

Kosten für die Filtrationsanlage waren ursprünglich<br />

auf 6.725.000 DM veranschlagt<br />

worden. Wegen <strong>der</strong> außerordentlichen<br />

Maßnahmen zur forcierten Fertigstellung<br />

stiegen sie auf 9,5 Millionen DM an.<br />

<strong>Koch</strong> schil<strong>der</strong>te die Gegebenheiten in seiner<br />

berühmten Publikation „Wasserfiltration<br />

und <strong>Cholera</strong>“ in <strong>der</strong> Zeitschrift „Hygiene<br />

kenanstalten, Dampfkessel, Fabriken mit ihren<br />

Arbeitsschutzvorkehrungen usw. stehen<br />

unter staatlicher Aufsicht, um zu verhüten,<br />

dass einzelne Menschen <strong>durch</strong> Ungeschicklichkeit<br />

und Fahrlässigkeit zu Schaden kommen.<br />

Bei einem Wasserwerk handelt es sich<br />

aber, wenn ein Unglück passiert, nicht um<br />

einzelne Menschen son<strong>der</strong>n um Gesundheit<br />

und Leben von tausenden. Nachdem sich die<br />

Überzeugung hiervon unabwendbar aufgedrängt<br />

hat, können wir unmöglich diese<br />

Dinge länger sich selbst überlassen und erwarten,<br />

dass noch mehr Unheil wie in Hamburg<br />

und Nietleben <strong>durch</strong> <strong>Cholera</strong> o<strong>der</strong> in<br />

Altona und in Berlin <strong>durch</strong> den Typhus angerichtet<br />

wird. Es ist höchste Zeit, dass man<br />

die zu wartende Haltung aufgibt und sich zu<br />

energischen Eingreifen entschließt“.<br />

<strong>Die</strong> Einführung <strong>der</strong> Sandfiltration im<br />

Jahre 1892 hatte eine schlagartige Verringerung<br />

<strong>der</strong> Sterblichkeit von Säuglingen<br />

und Kleinkin<strong>der</strong>n zur Folge. Meyer-<br />

Delius geht in seinem Beitrag „<strong>Die</strong> Sterblichkeit<br />

<strong>der</strong> Säuglinge und Kleinkin<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Stadt Hamburg“ in dem 1928 herausgegebenen<br />

Band „Hygiene und soziale<br />

Hygiene in Hamburg“ zur 90igsten Versammlung<br />

<strong>der</strong> Deutschen Naturforscher<br />

und Ärzte in Hamburg im Jahr 1928,<br />

herausgegeben von <strong>der</strong> Gesundheitsbehörde<br />

Hamburg, hierauf ein.<br />

Er veröffentlichte eine Abbildung <strong>der</strong><br />

Sterblichkeitskurve von Kleinkin<strong>der</strong>n zwischen<br />

dem 2. und 5. Lebensjahr in <strong>der</strong> Stadt<br />

Hamburg seit 1881. Nach <strong>der</strong> hohen Sterblichkeit<br />

<strong>der</strong> 80iger Jahre, für die neben<br />

schweren Epidemien von Diphtherie, Masern,<br />

Keuchhusten, Scharlach und Typhus,<br />

Brech<strong>durch</strong>fälle und „Krämpfe“ in Betracht<br />

kommen, sank die Sterblichkeitsrate in<br />

Hamburg von etwa 4 % schlagartig auf ca.<br />

2 % nach Einführung <strong>der</strong> Sandfiltration. Im<br />

weiteren Verlauf kam es zu einem kontinuierlichen<br />

Rückgang, wobei als Todesursachen<br />

Magen-Darm-Erkrankungen und<br />

„Krämpfe“ nahezu vollständig verschwunden<br />

waren.<br />

Zusätzlich war eine auffallend geringe<br />

Letalität <strong>der</strong> Infektionskrankheiten trotz<br />

zeitweise erheblicher Ausbreitung zu<br />

beobachten.<br />

Im Jahre 2007 wählten mehr als 11.300<br />

Leser des British Medical Journal die<br />

Einführung von sauberem Wasser und<br />

die Wasserentsorgung, „die sanitäre Revolution“,<br />

als wichtigsten medizinischen<br />

Meilenstein seit 1<strong>84</strong>0. <strong>Die</strong> sanitäre Revolution<br />

wird von 15,8 % <strong>der</strong> Leser ge-<br />

17


wählt, während Antibiotika 15 %, die<br />

Einführung <strong>der</strong> Narkose 14 % <strong>der</strong> Stimmen<br />

erhielten, die Einführung von Impfstoffen<br />

12 % und die <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong><br />

Struktur <strong>der</strong> DNA 9 %. Allgemein wurde<br />

festgestellt, dass <strong>der</strong> Schutz vor Gesundheitsrisiken<br />

häufig <strong>der</strong> beste Weg sei, um<br />

die Gesundheit <strong>der</strong> Bevölkerung sicher<br />

zu stellen und zu verbessern.<br />

<strong>Die</strong> Maßregeln<br />

zur Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> von 1894<br />

18<br />

Epidemien gewährt die schon in <strong>Cholera</strong>freien<br />

Zeiten auszuführende Assanierung<br />

<strong>der</strong> Städte und Ortschaften, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong>en reichliche Versorgung mit<br />

reinem Wasser sowie die entsprechende<br />

Beseitigung <strong>der</strong> Abfallstoffe.<br />

3. Bei drohen<strong>der</strong> Invasion <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> ist<br />

Vorsorge zu treffen für die frühzeitige<br />

Erkenntnis <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-Erkrankungen,<br />

zuverlässiges Meldewesen, unauffällige<br />

Überwachung Zugereister; bei Verdächtigen<br />

bakteriologische Untersuchungen;<br />

Überwachung des See- und Fluss-Schifffahrtsverkehr;<br />

Bereitung von Räumlichkeiten,<br />

Transportmitteln für Kranke und<br />

Verstorbene.<br />

4. Beim Auftreten <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>: Isolierung<br />

<strong>der</strong> Kranken o<strong>der</strong> Verdächtigen, soweit<br />

wie möglich ohne Anwendung von<br />

Krankenhauszwang; Desinfektion <strong>der</strong><br />

Ausscheidungen und <strong>der</strong> mit letzteren<br />

verunreinigten Gegenstände; Evakuation<br />

von Infizierten, schlechten Wohnungen<br />

und Flussfahrzeugen; Schließung<br />

von nachweislich infizierten o<strong>der</strong><br />

infektionsverdächtigen Wasserentnahmestellen;<br />

Heranziehung eines erfahrenen<br />

Sachverständigen bei weiterer<br />

Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>.<br />

5. Verkehrsbeschränkung hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Ein- und Durchfuhr sowie auf das Mindestmaß<br />

zurückzuführen; <strong>der</strong> Warenverkehr<br />

bleibt unbehelligt, bei Personenverkehr<br />

beschränkt man sich auf eine<br />

einfache ärztliche Kontrolle. Nahrungs-<br />

Auf <strong>der</strong> 19. Versammlung <strong>der</strong> Deutschen<br />

burg“ zur 90igsten Versammlung <strong>der</strong> Deutschen Naturforscher und Ärzte in Hamburg<br />

Gesellschaft für Öffentliche Gesundheits-<br />

im pflege Jahr in 1928, Magdeburg herausgegeben (19. bis von 21. <strong>der</strong> Dez. Gesundheitsbehörde Hamburg, hierauf ein.<br />

1894) wurden die „Maßregeln zur Be-<br />

Er kämpfung veröffentlichte <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>“ eine Abbildung behandelt. <strong>der</strong> Sterblichkeitskurve <strong>Die</strong><br />

von Kleinkin<strong>der</strong>n zwischen<br />

Maßregeln wurden in Anwesenheit von<br />

dem 2. bis 5. Lebensjahr in <strong>der</strong> Stadt Hamburg seit 1881. Nach <strong>der</strong> hohen Sterblich-<br />

<strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong>, von Herrn Dr. von Kerchenkeitsteiner<br />

<strong>der</strong><br />

(München)<br />

80iger Jahre,<br />

und<br />

für<br />

Prof.<br />

die neben<br />

Gaffky<br />

schweren<br />

(Gie-<br />

Epidemien von Diphtherie, Masern,<br />

Keuchhusten, ßen – Schüler Scharlach von <strong>Koch</strong>) und vorgestellt. Typhus, Brech<strong>durch</strong>fälle <strong>Die</strong><br />

und „Krämpfe“ in Betracht<br />

kommen, Grundsätze sank lauteten: die Sterblichkeitsrate in Hamburg von etwa 4 % schlagartig auf ca. 2<br />

1. <strong>Die</strong> Erfahrungstatsachen über zeitliche,<br />

% nach Einführung <strong>der</strong> Sandfiltration. Im weiteren Verlauf kam es zu einem konti-<br />

örtliche und persönliche Dispositionen,<br />

nuierlichen<br />

sowie über<br />

Rückgang,<br />

die Immunitäten,<br />

wobei als Todesursachen<br />

zeitliche,<br />

Magen-Darm-Erkrankungen und<br />

„Krämpfe“ örtliche nahezu und persönliche vollständig verdienen verschwunden un- waren.<br />

beschadet <strong>der</strong> Bedeutung des <strong>Cholera</strong><br />

Vibrio als unmittelbaren Krankheitserre-<br />

Zusätzlich war eine auffallend geringe Letalität <strong>der</strong> Infektionskrankheiten trotz zeitger<br />

auch heute noch volle Beachtung.<br />

weise<br />

2. Den<br />

erheblicher<br />

sichersten<br />

Ausbreitung<br />

Schutz gegen<br />

zu beobachten.<br />

<strong>Cholera</strong>-<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Kleinkin<strong>der</strong>sterblichkeit (2. bis 5. Lebensjahr) in Hamburg 1881bis1927.<br />

53<br />

und Genussmittel sind hinsichtlich ihrer<br />

Provenienz wie an<strong>der</strong>e Waren zu behandeln,<br />

hinsichtlich ihrer Qualität aber einer<br />

strengen gesundheitspolizeilichen<br />

Beaufsichtigung zu unterstellen. Quarantänen<br />

sind <strong>durch</strong> vernünftig eingerichtete<br />

Revisionen zu ersetzen.<br />

6. Der Ausdruck „Stromverseuchung“ bedarf<br />

bei seiner enormen verkehrswirtschaftlichen<br />

Bedeutung einer Einschränkung<br />

dahin, dass vereinzelte Vorkommnisse<br />

ferner nicht als Gründe zur Anwendung<br />

dieses Wortes angesehen werden.<br />

7. Ermöglichung menschenwürdiger und<br />

menschenfreundlicher Pflege <strong>der</strong> Kranken<br />

innerhalb wie außerhalb <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

und <strong>der</strong> Fürsorge für Arme<br />

und Hilflose in geordneter Notstandspflege<br />

ist auszusprechen, dass bei sachgemäßem<br />

reinlichen Verhalten <strong>der</strong><br />

Verkehr mit <strong>Cholera</strong>-kranken Personen<br />

ungefährlich ist.<br />

8. <strong>Die</strong> internationalen Bestrebungen, die<br />

<strong>Cholera</strong> auf ihre Heimat zu beschränken<br />

und ihre Verschleppung zu verhüten,<br />

wie sie in den Pariser und Dresdner Beschlüssen<br />

Ausdruck finden, sind dankbar<br />

anzuerkennen und ihr wirksamer Vollzug<br />

kräftig zu för<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Koch</strong> kommentierte diese Maßregeln und<br />

begrüßte zunächst ausdrücklich, dass <strong>der</strong><br />

10-jährige Streit, insbeson<strong>der</strong>e mit Pettenkofer,<br />

über das Wesen <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> nach<br />

seiner Auffassung nunmehr ein Ende gefunden<br />

habe: „Wir sind also nunmehr darüber<br />

einig, dass ein ganz bestimmter charakterisierter<br />

Parasit die Ursache <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> ist“.<br />

Lediglich zu Pkt. 8 hinsichtlich <strong>der</strong><br />

internationalen Bestrebung zur Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> bleibt er skeptisch<br />

und schließt seine Bemerkungen<br />

mit folgen<strong>der</strong> Schlussfolgerung: „Sie sehen<br />

also, wie wenig wir uns auf die bisherigen<br />

internationalen Bestrebungen verlassen<br />

können. Ich halte sie aber auch für ganz<br />

überflüssig, denn wenn je<strong>der</strong> Staat es so machen<br />

wollte, wie es das Deutsche Reich während<br />

<strong>der</strong> jetzigen Epidemie getan hat, dass es<br />

sich nämlich die <strong>Cholera</strong> im Inlande vom<br />

Halse hält, und dass er lernt sie im Inlande<br />

auszurotten, so würde das auch <strong>der</strong> allerbeste<br />

internationale Schutz sein“.<br />

Bis heute ist die <strong>Cholera</strong> nicht ausgerottet<br />

und die Analyse <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong><br />

auftretenden <strong>Cholera</strong>-Epidemien zeigt,<br />

wie wenig tatsächlich in den einzelnen<br />

Län<strong>der</strong>n die von <strong>Koch</strong> aufgestellten<br />

Grundsätze zur Bekämpfung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>


und insbeson<strong>der</strong>e die Aspekte zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wasserversorgung, die<br />

<strong>Koch</strong> bereits während seiner Expedition<br />

<strong>1883</strong>/<strong>84</strong> in Kalkutta herausgearbeitet<br />

hatte, umgesetzt sind.<br />

Im Gegensatz hierzu kam es jedoch in<br />

Deutschland mit Umsetzung <strong>der</strong> Maßregeln<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Wasserversorgung,<br />

<strong>der</strong> bakteriologischen Diagnose<br />

und <strong>der</strong> Seuchengesetzgebung zu einer<br />

<strong>der</strong>art effizienten Bekämpfung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>,<br />

dass seit dem 20. Jahrhun<strong>der</strong>t die<br />

<strong>Cholera</strong> in Deutschland nicht mehr zu<br />

Ausbrüchen geführt hat – trotz zweier<br />

Weltkriege mit Einschleppung <strong>Cholera</strong>kranker<br />

russischer Soldaten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

während des 1. Weltkrieges. Voraussetzungen<br />

hierfür waren<br />

– Höchste politische Priorität und Einstufung<br />

<strong>der</strong> Sicherung einer einwandfreien<br />

Wasserhygiene als Teil <strong>der</strong> Daseinsvorsorge;<br />

– Schaffung <strong>der</strong> gesetzlichen Grundlagen<br />

zur Sicherung <strong>der</strong> Trinkwasserhygiene<br />

(verankert im Infektionsschutzgesetz);<br />

– Etablierung eines Multibarrieren-Systems<br />

beginnend vom Einzugsgebiet bis zum<br />

Zapfhahn des Verbrauchers;<br />

– Integration <strong>der</strong> Wasserfiltration als Hauptbestandteil<br />

<strong>der</strong> Aufbereitung bei Oberflächenbeeinflusstem<br />

Wasser neben <strong>der</strong><br />

Desinfektion;<br />

– Sicherung eines intakten Wasserversorgungsnetzes;<br />

– Schaffung eines technischen Regelwerkes<br />

<strong>durch</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Wasserversorger<br />

(DVGW);<br />

– Etablierung für Monitoring-Kriterien von<br />

Parametern als Indikatoren für eine qualitätsgesicherte<br />

Wasserversorgung;<br />

– Überwachung <strong>der</strong> Hygiene <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

<strong>durch</strong> staatlichen Gesundheitsbehörden<br />

in Kooperation mit unabhängigen<br />

Hygiene-Institute insbeson<strong>der</strong>e<br />

an den Universitäten, wo<strong>durch</strong> auch ein<br />

wissenschaftliches hygienisch-medizinisches<br />

Know How sichergestellt wurde;<br />

– Surveillance und Abklärung wasserbedingter<br />

Erkrankungen <strong>durch</strong> staatliche<br />

Behörden;<br />

– Sicherstellung eines kostendeckenden<br />

Wasserpreises zur Gewährleistung <strong>der</strong><br />

hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Sicherung<br />

<strong>der</strong> Wasserversorgung.<br />

Schlussbetrachtung zum<br />

Wirken und zur<br />

Persönlichkeit <strong>Robert</strong><br />

<strong>Koch</strong>s<br />

Wenn auch schwerpunktmäßig die <strong>Entdeckung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Cholera</strong>-<strong>Ätiologie</strong> und <strong>der</strong><br />

diesbezüglichen Regeln zur Prävention<br />

und Kontrolle dieser bis heute in vielen<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n nicht vollständig<br />

unter Kontrolle gebrachten Seuche im<br />

Wirken <strong>Koch</strong>s dargestellt wurden, so<br />

bleibt <strong>Koch</strong> auch hinsichtlich seiner übrigen<br />

herausragenden Arbeiten für den<br />

heutigen Hygieniker, Mikrobiologen, Arzt<br />

im Öffentlichen Gesundheitsdienst und<br />

Infektiologen in seiner Persönlichkeit und<br />

als Forscher, Arzt, Hygieniker, Bakteriologe<br />

und Arzt des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

einzigartig und beispielhaft.<br />

Was aber macht den Genius dieses<br />

Mannes auch aus heutiger Sicht aus?<br />

Es ist eine einzigartige Mischung aus<br />

glücklichen Voraussetzungen, Begabungen,<br />

und Umständen. Auf <strong>der</strong> Basis einer<br />

grundsoliden humanistisch geprägten<br />

Gymnasialausbildung folgt in seinem Curriculum<br />

vitae die Tätigkeit als praktischer<br />

Arzt und als Medizinalbeamter, <strong>der</strong> Freude<br />

und Begabung zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten besitzt. <strong>Die</strong>sem, seinem Forscherdrang,<br />

widmet er neben seinen vielfältigen<br />

Aufgaben als praktischer Arzt und<br />

Medizinalbeamter, vertraut mit ärztlicher<br />

Behandlung <strong>der</strong> Landbevölkerung und<br />

mit <strong>der</strong> pathologisch-anatomischen Sektion<br />

seine ganze Kraft, wobei er die neuesten<br />

technischen Entwicklungen <strong>der</strong> Mikroskopie,<br />

<strong>der</strong> Färbeverfahren und <strong>der</strong> Fotografie<br />

mit einbezieht.<br />

Ausgestattet mit einem enormen<br />

Pflichtbewusstsein (numquam otiosus –<br />

niemals müßig) gelang ihm aufgrund seiner<br />

präzisen und selbstkritischen Untersuchung<br />

die <strong>Entdeckung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ätiologie</strong> des<br />

Milzbrandes, <strong>der</strong> Tuberkulose und <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong><br />

sowie weiterer Charakteristika zahlreicher<br />

Infektionskrankheiten. Dabei kamen<br />

ihm seine humanistische Ausbildung und<br />

seine Sprachenkenntnisse (Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Lateinisch, Griechisch<br />

und Hebräisch) zugute sowie seine pathologisch-anatomischen,<br />

klinischen, mikrobiologischen<br />

und hygienischen Kenntnisse.<br />

Darüber hinaus hatte er eine beson<strong>der</strong>e<br />

Gabe für die Kunst <strong>der</strong> ortshygienischen<br />

Begehung. Er hatte einen tiefen Einblick in<br />

epidemiologische Zusammenhänge und<br />

beschäftigte sich auch mit den für einen<br />

Medizinalbeamten so wichtigen Fragestellungen<br />

nach Prophylaxe und Therapie und<br />

nicht nur mit <strong>der</strong> <strong>Ätiologie</strong>. Er erfasste daher<br />

eine Krankheit immer in umfassen<strong>der</strong> Weise<br />

und charakterisierte sie bei seinen Ortsbesichtigungen<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Umweltbedingungen,<br />

<strong>der</strong> sozialen Merkmale, <strong>der</strong><br />

mikrobiologischen <strong>Ätiologie</strong>, <strong>der</strong> klinischpathologischen<br />

Aspekte und <strong>der</strong> Aspekte zu<br />

Prävention und Kontrolle. Hier<strong>durch</strong> wurde<br />

eine Infektionskrankheit nicht nur diagnostizierbar<br />

und behandelbar, son<strong>der</strong>n sie<br />

konnte auch ganz ausgerottet werden. <strong>Die</strong>se<br />

einzigartige Kombination aus Begabung<br />

und Fähigkeiten ist heute aufgrund <strong>der</strong><br />

verständlicherweise zunehmenden Spezialisierung<br />

nicht mehr in dieser glücklichen<br />

Synthese vorhanden, weswegen es heute<br />

um so schwerer gelingt, trotz gleicher Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>durch</strong> neue epidemieartige<br />

Seuchenerkrankungen wie pandemischer<br />

Influenza und SARS diese Erkrankungen<br />

<strong>durch</strong> einzelne Personen umfassend behandeln<br />

zu können.<br />

Aus diesem Grunde ist es so notwendig<br />

und wünschenswert, sich unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Originalarbeiten an<br />

<strong>der</strong> Herangehensweise <strong>Koch</strong>s zu messen<br />

und hier<strong>durch</strong> Ansporn aber auch Bescheidenheit<br />

im Hinblick auf die von<br />

<strong>Koch</strong> gesetzten Maßstäbe für seine eigenen<br />

Arbeiten zu finden und diese Form<br />

vernetzten Denkens auch bereits im Medizinstudium<br />

zu vermitteln.<br />

Literatur<br />

1. Möllers B. <strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong> Persönlichkeit und Lebenswerk<br />

1<strong>84</strong>3-1910. Schmorl & von Seefeld Nachf.<br />

Hannover, 1950<br />

2. Schwalbe J. Gesammelte Werke von <strong>Robert</strong> <strong>Koch</strong>,<br />

Verlag von Georg Thieme, Leipzig 1912<br />

3. <strong>Koch</strong> R, Gaffky G. Bericht über die Thätigkeit <strong>der</strong> zur<br />

Erforschung <strong>der</strong> <strong>Cholera</strong> im Jahre <strong>1883</strong> nach Egypten<br />

und Indien entsandten Kommission. Verlag von<br />

Julius Springer, Berlin, 1887<br />

4. Meyer-Delius H. <strong>Die</strong> Sterblichkeit <strong>der</strong> Säuglinge<br />

und Kleinkin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt Hamburg in: Hygiene<br />

und Soziale Hygiene in Hamburg. Paul Hartung Verlag<br />

Hamburg 1928.<br />

5. Gärtner A. Leitfaden <strong>der</strong> Hygiene. Verlag S. Karger<br />

Berlin, 1905.<br />

19

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