Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
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1 Einleitung<br />
In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Handreichung wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse aus <strong>de</strong>m Forschungsprojekt<br />
»Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft« 1 vorgestellt <strong>und</strong><br />
Empfehlungen für die professionelle <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> Familien<br />
abgeleitet. Initiiert wur<strong>de</strong> das Forschungsprojekt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ziel, Erkenntnisse<br />
über die Charakteristika hochkonflikthafter Eltern zu sammeln, die Folgen<br />
<strong>de</strong>r Konflikte für die Kin<strong>de</strong>r zu erfassen <strong>und</strong> Erfahrungen über wirksame Interventionen<br />
zur Reduktion <strong>de</strong>r Konflikte zu gewinnen. 2<br />
Die Forschung beruhte auf einer multiperspektivischen Rekonstruktion<br />
von <strong>hochkonflikthaften</strong> Fällen sowie einer quantitativen Erhebung einer Vergleichsstichprobe<br />
<strong>und</strong> verschie<strong>de</strong>nen Gruppendiskussionen <strong>mit</strong> Fachkräften.<br />
Die Befragten wur<strong>de</strong>n an insgesamt sieben Projektstandorten über eine Erziehungsberatungsstelle,<br />
Ehe-, Familien- <strong>und</strong> Lebensberatungsstelle o<strong>de</strong>r eine<br />
Stelle, die bei<strong>de</strong> Angebote bereithalten, rekrutiert.<br />
Die Fallrekonstruktion beinhaltete eine qualitative <strong>und</strong> quantitative Befragung<br />
hochkonflikthafter Elternpaare, von <strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>de</strong>n zuständigen<br />
BeraterInnen <strong>und</strong> FamilienrichterInnen. Einbezogen wer<strong>de</strong>n konnte eine<br />
Stichprobe von 27 Fällen <strong>mit</strong> 44 Elternteilen <strong>und</strong> 29 Kin<strong>de</strong>rn. Durch diese<br />
multiperspektivische Vorgehensweise konnte die Hochkonflikthaftigkeit <strong>de</strong>r<br />
Familien<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r aus verschie<strong>de</strong>nen Blickwinkeln rekonstruiert <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Familie selbst <strong>und</strong> die Fachkräfte erfasst wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>r<br />
quantitativen Befragung nahmen <strong>de</strong>s Weiteren 114 getrennte bzw. geschie<strong>de</strong>ne<br />
Elternteile teil. Dieses Vorgehen diente dazu, Hochkonflikthaftigkeit in Abgrenzung<br />
zu nicht-<strong>hochkonflikthaften</strong> Trennungen <strong>und</strong> Scheidungen zu präzisieren.<br />
Die genauen Angaben zur Stichprobe <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n Befragungen sind<br />
im Anhang nachzulesen. Durch diese Studie liegen neue Erkenntnisse vor, die<br />
das Phänomen Hochkonflikthaftigkeit konkretisieren <strong>und</strong> praktische Hinweise<br />
für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien geben. Langfristig<br />
sollen dadurch die familiären Folgen eskalieren<strong>de</strong>r Konflikte, insbeson<strong>de</strong>re im<br />
Hinblick auf <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r minimiert, sowie die personellen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Belastungen <strong>de</strong>r beteiligten Institutionen reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Handreichung richtet sich in erster Linie an BeraterInnen, die <strong>mit</strong> Familien<br />
in Trennung <strong>und</strong> Scheidung arbeiten. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n Jugendamts<strong>mit</strong>arbeiterInnen,<br />
FamilienrichterInnen, RechtsanwältInnen, Sachver-<br />
1 Ein herzliches Dankschön gilt allen beteiligten Familien <strong>und</strong> Fachkräften, ProjektpartnerInnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Projektbeirats, die uns <strong>mit</strong> ihrem Engagement bei <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>s Forschungsprojektes<br />
sehr unterstützt haben. Nicht zuletzt danken wir unseren Kolleginnen Dipl.-Psychologin Ute Hermann<br />
<strong>und</strong> Dipl.-Psychologin Stephanie Paul für die wertvolle Unterstützung bei <strong>de</strong>r <strong>Arbeit</strong> in Kapitel 3.<br />
2 Ausführliche Einzelergebnisse sind im wissenschaftlichen Abschlussbericht <strong>de</strong>s Projektes dargestellt<br />
(Fichtner u. a. 2010). Desweiteren wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes vier Expertisen erstellt: Paul (2008):<br />
Aktueller Stand <strong>de</strong>r nationalen <strong>und</strong> internationalen Forschung zu Folgen bei Kin<strong>de</strong>rn durch hochkonflikthafte<br />
Trennungen; Roos & Gimber-Roos (2010): Ökonomische Folgen von Hochstrittigkeit; Weber (2009):<br />
Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft: Entwicklung eines Fortbildungskonzeptes für die Fachpraxis;<br />
Weber & Alberstötter (2010): Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren für eine gute Praxis von Interventionen bei hochstrittigen<br />
Scheidungs<strong>und</strong> <strong>Trennungs</strong>familien. Der Bericht <strong>und</strong> die Expertisen wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Jugendinstituts zum Download zur Verfügung gestellt.<br />
8 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis