Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.5.2<br />
• <strong>de</strong>n Eltern helfen, ihr eigenes Verhalten <strong>und</strong> ihre Kommunikation zu verän<strong>de</strong>rn<br />
<strong>und</strong> dabei insbeson<strong>de</strong>re Trigger (Auslösereize) für negative Emotionen<br />
<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Elternteils zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
• klare Grenzen bei elterlichen Vereinbarungen setzen, wenn diese kindliche<br />
Belastungen nicht hinreichend berücksichtigen.<br />
Auch aus <strong>de</strong>n Diskussionen <strong>mit</strong> Beratungsstellen, die im Rahmen <strong>de</strong>s Forschungsprojekts<br />
»Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft« geführt wur<strong>de</strong>n,<br />
ergeben sich weitere Orientierungslinien für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong><br />
Eltern:<br />
• Klare Regeln statt Diffusion: Die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> Hochkonfliktfamilien be<strong>de</strong>utet<br />
für die BeraterInnen nicht nur Konfrontation <strong>mit</strong> einer Vielzahl von belasten<strong>de</strong>n<br />
Emotionen, son<strong>de</strong>rn hält auch eine Reihe von Unvorhersehbarkeiten<br />
bereit. So muss auch zwischen <strong>de</strong>n Beratungsterminen immer da<strong>mit</strong><br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n, dass Eltern Kontakt aufnehmen, Absprachen revidieren<br />
möchten o<strong>de</strong>r Unterstützung in einem aktuellen Konflikt suchen. Auch in<br />
<strong>de</strong>n Beratungssitzungen selbst können häufig vorher vereinbarte Themen<br />
nicht besprochen wer<strong>de</strong>n, weil an<strong>de</strong>re aktuell geklärt wer<strong>de</strong>n sollen. Es wer<strong>de</strong>n<br />
Sitzungen von einem Elternteil unter- o<strong>de</strong>r gar abgebrochen, teilweise<br />
muss dies auch <strong>de</strong>r Berater bzw. die Beraterin tun. All dies sind erhebliche<br />
Stressoren für die BeraterInnen (<strong>und</strong> auch die Eltern), <strong>de</strong>nen <strong>mit</strong> einer<br />
möglichst genauen Absprache über Regeln <strong>de</strong>r Beratung begegnet wer<strong>de</strong>n<br />
sollte.<br />
Hinweis:<br />
Zu <strong>de</strong>n Beratungsregeln gehören die Festlegung von zu bearbeiten<strong>de</strong>n Themen,<br />
Absprachen über Umgangsformen, Festsetzung von »Stop-Signalen«<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>zidierte Absprachen über Kontakte außerhalb <strong>de</strong>r Beratungssitzung.<br />
• Situationsdiagnostik statt Standardantworten: Viele eskalierte Elternkonflikte<br />
wer<strong>de</strong>n von erfahrenen BeraterInnen ähnlich <strong>und</strong> in ihren Strukturen<br />
vergleichbar wahrgenommen. Gleichwohl sollte in je<strong>de</strong>m Fall zunächst die<br />
spezifischen Problemlagen <strong>und</strong> die individuellen Belastungen <strong>de</strong>r Beteiligten<br />
einschließlich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, gründlich angeschaut wer<strong>de</strong>n. Hierzu gehört<br />
auch, elterliche Befürchtungen hinsichtlich einer Gefährdung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
beim an<strong>de</strong>ren Elternteil – soweit möglich – zu untersuchen. Seitens <strong>de</strong>r<br />
Eltern erhöht dies die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Im Hinblick auf<br />
die Problemlösung bietet nur dieses Vorgehen Gewähr dafür, <strong>de</strong>n Familien<br />
die notwendigen Hilfen auch wirklich anzubieten <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n zentralen<br />
Konflikten <strong>und</strong> Barrieren arbeiten zu können. Neben <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r<br />
Konfliktbiographie <strong>de</strong>r Eltern sollten auch die Kin<strong>de</strong>r eigenständige Termine<br />
erhalten <strong>und</strong> ihr Bewältigungsverhalten sowie ihre Emotionsregulationskompetenz<br />
erhoben wer<strong>de</strong>n (s. Kapitel 3).<br />
• Aktiver Einbezug <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s statt abstraktes Kin<strong>de</strong>swohl: Eine fallspezifische<br />
Beratung, die auf eine elterliche Lösung zum Wohle <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s setzt, wird<br />
nicht auf generelle <strong>und</strong> abstrakte Kin<strong>de</strong>swohlkriterien setzen können. Zwar<br />
wird es in vielen Fällen so sein, dass für die Kin<strong>de</strong>r ein möglichst unbeschwerter<br />
<strong>und</strong> umfangreicher Kontakt zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen am besten ist.<br />
Gleichwohl muss in <strong>de</strong>r Regel auch <strong>de</strong>r spezifische Kin<strong>de</strong>swille Beachtung<br />
fin<strong>de</strong>n. Dazu müssen die Vorstellungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r erfragt wer<strong>de</strong>n. Nicht<br />
44 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis