Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
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4.4<br />
wenige St<strong>und</strong>en. Sind solche Beratungen dagegen erfolgreich, sind sie nicht<br />
selten über sehr lange Zeiträume von über zwei Jahren notwendig, um eine<br />
Stabilisierung <strong>de</strong>r Situation zu gewährleisten.<br />
Eine zentrale Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Hochkonfliktberatung stellt die geringe Eigenmotivation<br />
solcher KlientInnen dar, die häufig durch Rechtsanwälte, das<br />
Jugendamt o<strong>de</strong>r zunehmend das Gericht zur Beratungsstelle zugewiesen bzw.<br />
geschickt wer<strong>de</strong>n. Viele BeraterInnen haben <strong>de</strong>n Eindruck, dass diese Mütter<br />
<strong>und</strong> noch mehr die Väter ihre Situation als so schwierig einstufen, dass sie <strong>de</strong>n<br />
BeraterInnen gar nicht zutrauen, über die notwendigen Kompetenzen verfügen,<br />
die nötig wären, die Konflikte zu lösen. Nicht selten treten diese Eltern<br />
dann sehr for<strong>de</strong>rnd auf, werfen <strong>de</strong>n BeraterInnen Parteilichkeit vor o<strong>de</strong>r brechen<br />
die Beratung ab. Wichtig scheint hierbei vor allem eine große Sensibilität<br />
<strong>de</strong>r BeraterInnen für »Trigger« o<strong>de</strong>r »Minenfel<strong>de</strong>r«, also Formulierungen o<strong>de</strong>r<br />
Themen, die zu raschen Konflikteskalationen führen.<br />
Hinweis:<br />
Als Maßnahme gegen solche Eskalationen <strong>und</strong> zum Aufbau von Motivation<br />
halten viele BeraterInnen zwischenzeitliche Einzelsitzungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Elternteilen<br />
für sinnvoll. Im Sinne <strong>de</strong>r Ausgewogenheit sollten diese – wenn möglich<br />
– bei<strong>de</strong>n Eltern angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Rolle <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r (s. Kapitel 2) ist für manche Beratungsstellen noch zwiespältig:<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich dient die Beratung <strong>de</strong>m Ziel, die Situation <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Kin<strong>de</strong>r zu verbessern. Bei vielen BeraterInnen besteht einerseits <strong>de</strong>r Eindruck,<br />
dass die Eltern über die Argumentation, die die Situation ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />
betrifft, am besten zu erreichen sind. Deswegen wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r symbolisch,<br />
z. B. durch Bil<strong>de</strong>r, in die Beratung integriert. An<strong>de</strong>rerseits scheuen sich<br />
viele BeraterInnen davor, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn im Rahmen von Beratung selbst zu<br />
sprechen <strong>und</strong> systematisch ihre Situation <strong>und</strong> Belastungen zu analysieren. Sie<br />
befürchten dadurch eine zusätzliche Einbindung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Konflikt.<br />
Es gibt jedoch zunehmend Beratungsstellen, bei <strong>de</strong>nen die Kin<strong>de</strong>r systematisch<br />
einbezogen <strong>und</strong> zumin<strong>de</strong>st nach ihrer Sicht <strong>de</strong>r Situation <strong>und</strong> ihren Wünschen<br />
befragt wer<strong>de</strong>n. Teilweise gehören auch ausführliche Kin<strong>de</strong>rdiagnostik <strong>und</strong><br />
Hilfen für die Kin<strong>de</strong>r zum Angebot <strong>de</strong>r Beratungsstellen.<br />
Hinweis:<br />
Aus <strong>de</strong>r Studie kann <strong>de</strong>r vorsichtige Schluss gezogen wer<strong>de</strong>n, dass die Rückmeldung<br />
tatsächlicher kindlicher Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse in <strong>de</strong>r Elternberatung<br />
ein noch wirkungsvolleres Mittel zu sein scheint, um die Eltern hierfür<br />
sensibler zu machen. Darüber hinaus sollten die Kin<strong>de</strong>r auch eigenständige<br />
Beratung erhalten (s. auch Kapitel 2).<br />
40 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis