Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
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Was erleben Eltern als hilfreich o<strong>de</strong>r problematisch in <strong>de</strong>r Beratung<br />
sowie bei <strong>de</strong>n gerichtlichen Maßnahmen?<br />
Zunächst einmal weisen die Angaben <strong>de</strong>r Eltern im Forschungsprojekt auf folgen<strong>de</strong><br />
Stolpersteine hin. In <strong>de</strong>r rückblicken<strong>de</strong>n Befragung fällt zunächst keine<br />
spezifische Form von Beratung o<strong>de</strong>r sonstiger Hilfen auf. Die Eltern geben<br />
nicht systematisch häufiger bestimmte Interventionen wie Einzelberatung, gemeinsame<br />
Beratung, Mediation o.ä. an als die Eltern <strong>mit</strong> weniger Konflikten.<br />
Lediglich gemeinsame Familiensitzungen <strong>mit</strong> Eltern <strong>und</strong> Kin <strong>de</strong>rn scheinen<br />
bei <strong>hochkonflikthaften</strong> Eltern häufiger angewandt zu wer<strong>de</strong>n als bei an<strong>de</strong>ren.<br />
Ein wichtiges gemeinsames Merkmal dieser Eltern ist jedoch ihr geringes<br />
Selbstwirksamkeitserleben (s. Kapitel 2). Dies sollte also möglichst verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine Standardmetho<strong>de</strong> hierfür ergibt sich allerdings aus <strong>de</strong>n Forschungsergebnissen<br />
nicht. Es kann also nur Ziel sein, an <strong>de</strong>r Selbstwirksamkeit<br />
sowohl in <strong>de</strong>r Einzelberatung als auch – entsprechend umsichtig – in <strong>de</strong>r<br />
gemeinsamen Elternberatung zu arbeiten.<br />
Hinweis:<br />
Allerdings scheint ein Ereignis die Selbstwirksamkeit zu steigern: Das durch<br />
einvernehmliche Regelungen herbeigeführte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gerichtlichen Verfahren.<br />
Schafft es die Beratung, eine gerichtliche Entscheidung überflüssig zu machen,<br />
ist da<strong>mit</strong> viel für die elterliche Autonomie <strong>und</strong> das Selbstwirksamkeitserleben<br />
<strong>de</strong>r Eltern erreicht.<br />
Insgesamt scheint Beratung bei <strong>de</strong>n <strong>hochkonflikthaften</strong> Eltern häufig eine<br />
an<strong>de</strong>re, meist geringere Wirkung zu haben als bei an<strong>de</strong>ren Eltern. Kritisch<br />
bewerten Eltern Beratung insbeson<strong>de</strong>re, wenn sie ihre Beziehung zum Kind<br />
nicht angemessen gewürdigt erleben. Manche Eltern kommen explizit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />
Wunsch in die Beratung, Einschätzungen zu ihrem Kind zu erhalten. Die übrigen<br />
wehren sich hingegen eher gegen kritische Bewertungen <strong>de</strong>r Situation<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. Sehr sensibel zeigen sich solche Eltern insbeson<strong>de</strong>re, wenn sie das<br />
Gefühl haben, dass die BeraterInnen die Partei <strong>de</strong>s Partners/ <strong>de</strong>r Partnerin<br />
ergreifen. Um nicht in diese Fall zu tappen, sollten sich BeraterInnen gera<strong>de</strong><br />
im elterlichen Streit nicht auf vermeintliche Objektivität o<strong>de</strong>r »Beweislagen«<br />
konzentrieren, son<strong>de</strong>rn die Konfliktbiographie <strong>de</strong>r Eltern erkennen <strong>und</strong> ihre<br />
konfliktbezogenen Kompetenzen stärken.<br />
Es zeigt sich, dass die Bewertung <strong>de</strong>r Beratungsstelle o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gerichts stark<br />
durch die Einstellungen <strong>de</strong>r Eltern im Konflikt bestimmt ist: Oft haben die Eltern<br />
<strong>de</strong>utliche Vorannahmen von richtig <strong>und</strong> falsch, von Täter <strong>und</strong> Opfer <strong>und</strong><br />
erwarten, das BeraterInnen <strong>und</strong> RichterInnen diese teilen. Häufig steht für die<br />
Eltern <strong>de</strong>swegen weniger eine Konfliktlösung im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> als die Unterstützung<br />
in diesem Konflikt. Da<strong>mit</strong> ergibt sich das Problem, dass sich Eltern<br />
für Beratung nicht offen für diese erscheinen, son<strong>de</strong>rn argumentieren, als stün<strong>de</strong>n<br />
sie auch hier vor einem Richter.<br />
37 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis<br />
4.3