Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
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3.2.1<br />
3.2 Eltern-Kind-Beziehung<br />
3.2.1 Eingeschränkte Qualität <strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung<br />
Als be<strong>de</strong>utsame Einflussfaktoren auf die kindliche Befindlichkeit stellen sich<br />
in <strong>de</strong>r psychologisch orientierten Familienforschung die Qualität <strong>de</strong>r Eltern-<br />
Kind-Beziehung <strong>und</strong> das elterliche Erziehungsverhalten heraus.<br />
Das von Doolittle & Deutsch (1999) metaanalytisch gewonnene Ergebnis,<br />
dass hochkonflikthafte Eltern das Zusammenleben <strong>mit</strong> ihren Kin<strong>de</strong>rn nur eingeschränkt<br />
an <strong>de</strong>ren Bedürfnissen orientiert gestalten, kann auch durch die<br />
im Forschungsprojekt gewonnenen Daten gestützt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m nehmen<br />
die befragten Kin<strong>de</strong>r ihre Eltern als inkonsistent in ihrem Erziehungsverhalten<br />
wahr. Während die Väter als wenig unterstützend erlebt wer<strong>de</strong>n, gelten die<br />
Mütter als wenig verlässlich <strong>und</strong> berechenbar in ihrem Erziehungsverhalten.<br />
Ten<strong>de</strong>nzen zur Parentifizierung, also zur Rollenumkehr zwischen Eltern<br />
<strong>und</strong> Kind (z.B. wenn das Kind häufig als Gesprächspartner zu emotionalen<br />
Problemen eines Elternteils herangezogen wird), zeigen sich bei <strong>de</strong>n durch uns<br />
befragten Kin<strong>de</strong>rn in nicht unerheblichem Maße. Dabei neigen aus <strong>de</strong>r Sicht<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r Mütter etwas stärker dazu, ihre Kin<strong>de</strong>r in eine Erwachsenenrolle<br />
zu drängen bzw. das Kind als Partnerersatz/Bindungsobjekt zu sehen als die<br />
Väter.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>n qualitativen Interviews <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn geht hervor,<br />
dass diese in <strong>de</strong>r Regel ihre persönliche Beziehung zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen (unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Elternbeziehung) <strong>de</strong>nnoch als durchaus positiv einschätzen.<br />
Dass hier auch Wunschvorstellungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r eine Rolle spielen, kann nicht<br />
<strong>mit</strong> Sicherheit ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Deutlich wird allerdings, dass diese positiven<br />
Beziehungen regelmäßig in Gefahr geraten, wenn die Kin<strong>de</strong>r das Gefühl<br />
haben, dass zumin<strong>de</strong>st ein (bindungsintoleranter) Elternteil nicht da<strong>mit</strong><br />
zurecht kommt, wenn das Kind an<strong>de</strong>utet, auch zum an<strong>de</strong>ren Elternteil eine<br />
gute Beziehung zu haben.<br />
3.2.2 Kindliche Lösungsversuche im Spannungsfeld »Umgang«<br />
Der Gestaltung <strong>de</strong>r Umgangskontakte kommt in <strong>hochkonflikthaften</strong> Elternsystemen<br />
eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu.<br />
Hinweis:<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Forschungsprojekts »Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft«<br />
weisen darauf hin, dass die Kin<strong>de</strong>r, die sich durch die Konflikte<br />
<strong>de</strong>r Eltern hoch belastet fühlen, ausnahmslos auch durch die wenig entwicklungsgerechte<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Umgangskontakte belastet sind. Gera<strong>de</strong> diese<br />
Kin<strong>de</strong>r neigen dann dazu, <strong>de</strong>n Kontakt zu umgangsberechtigten Elternteil zu<br />
vermei<strong>de</strong>n bzw. zu verweigern.<br />
22 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis