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Auswirkungen von Herbiziden mit unterschiedlichen Wirkmodi auf das Periphyton und Phytoplankton in Mikrokosmen Bearbeiter: Miriam Langer-Jaesrich Abschlussarbeit des Postgradualstudiums zum Fachökotoxikologen (SETAC/GDCH) Betreuender Kursleiter: Prof. Jörg Oehlmann (Universität Frankfurt) Betreuer beim Umweltbundesamt: Rüdiger Berghahn & Silvia Mohr Foto: Anne Rinn Kunstzeichnungen auf Aufwuchsträgerplatten KEEP YOUR BOOTS MUDDY Ausstellung am Umweltbundesamt http://www.anne-rinn.de/arbeiten/arbeiten1_82.html 1

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>von</strong> <strong>Herbiziden</strong> <strong>mit</strong> <strong>unterschiedlichen</strong> <strong>Wirkmodi</strong><br />

<strong>auf</strong> das Periphyton und Phytoplankton in Mikrokosmen<br />

Bearbeiter: Miriam Langer-Jaesrich<br />

Abschlussarbeit des Postgradualstudiums zum Fachökotoxikologen<br />

(SETAC/GDCH)<br />

Betreuender Kursleiter: Prof. Jörg Oehlmann (Universität Frankfurt)<br />

Betreuer beim Umweltbundesamt: Rüdiger Berghahn & Silvia Mohr<br />

Foto: Anne Rinn<br />

Kunstzeichnungen <strong>auf</strong> Aufwuchsträgerplatten<br />

KEEP YOUR BOOTS MUDDY<br />

Ausstellung am Umweltbundesamt<br />

http://www.anne-rinn.de/arbeiten/arbeiten1_82.html<br />

1


Hier<strong>mit</strong> bestätige ich, dass das vorgeschlagene Thema nicht Bestandteil meiner Routinearbeit<br />

beim Arbeitgeber bzw. Doktorarbeit oder l<strong>auf</strong>enden Tätigkeit ist.<br />

Tübingen, den 11.2.2011 Miriam Langer-Jaesrich<br />

2


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Umweltbundesamt bedanken, für die<br />

großartige Möglichkeit am Mikrokomosprojekt <strong>mit</strong>zuwirken.<br />

Mein persönlicher Dank gilt hierbei Dr. Silvia Mohr für die enge und überaus hilfreiche<br />

Betreuung, sowie dem ganzen FSA-Team, wobei ich namentlich Bonny Alscher, Rüdiger<br />

Berghahn, Rita Böttger, Michael Feibicke, Verena Hübner, Stefan Meinecke, Stefan Loth,<br />

Ralf Schmidt, Ronny Schmiedliche und Erkki Svetich-Will hervorheben möchte.<br />

Besonders verpflichtet fühle ich mich darüber hinaus Johanna Schott und Karin Friede, <strong>mit</strong><br />

denen ich stets harmonisch zusammenarbeiten und großartige (sowie lehrreiche) Stunden<br />

während des wunderschönen Berliner Sommers erleben durfte.<br />

Ferner gilt mein Dank meinem Mann, der mich trotz Hochzeitsplanung widerspruchslos nach<br />

Berlin hat ziehen lassen und mich immer tatkräftig unterstützte.<br />

Abschließend möchte ich mich auch bei Prof. Dr. Jörg Oehlmann für die Betreuung und die<br />

Übernahme des Gutachtens bedanken.<br />

3


1. Einleitung<br />

1.1 Wirkstoffe<br />

2. Material und Methoden<br />

Gliederung:<br />

2.1 Fließ- und Stillgewässersimulationsanlage<br />

2.2 Versuchsdesign<br />

2.3 Aufbau und Etablierung der Teich-Mikrokosmen<br />

2.4 Dotierung der Herbizide<br />

2.5 Makrophyten: Probennahme und Aufbereitung<br />

2.6 Periphyton und Phytoplankton: Probennahme und Aufbereitung<br />

2.7 Bestimmung des Gesamtchlorophylls<br />

2.8 Herbizid-Analytik<br />

2.9 Abiotik<br />

2.10 Statistische Auswertung<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Isoporturon<br />

3.2 Fluroxypyr<br />

3.3 Clodinafop<br />

4. Diskussion<br />

4.1 Isoproturon<br />

4.2 Fluroxypyr<br />

4.3 Clodinafop<br />

4.4 Methodik<br />

4.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

5. Referenzen<br />

4


1. Einleitung<br />

Pestizide werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um eine bessere Bearbeitung und einen<br />

höheren Ertrag <strong>von</strong> Nutzpflanzen zu gewährleisten. Durch Winddrift bei der Applikation oder<br />

durch run off <strong>mit</strong> Regenwasser nach der Applikation kann es jedoch geschehen, dass<br />

Herbizide auch in Nichtziel-Ökosysteme gelangen (Fent 2003; Schulz 2001). Beispiele für<br />

solche Nichtzielökosysteme sind alle terrestrischen Flächen außerhalb der vorgesehenen<br />

Anb<strong>auf</strong>lächen und anliegende Gewässer (EU 2002a; EU 2002b).<br />

Herbizide stellen in Europa mehr als 35% des Volumens der eingesetzten Pestizide dar.<br />

Betrachtet man nur die skandinavischen Länder, sind es sogar 74% (Cedergreen und Streibig<br />

2005; Solomon et al. 1996). Deshalb werden Herbizide besonders häufig auch in aquatischen<br />

Systemen gefunden (Cedergreen und Streibig 2005; Solomon et al. 1996). Da Herbizide<br />

besonders dafür entwickelt wurden, unerwünschte Pflanzen zu beseitigen, ist es<br />

wahrscheinlich, dass die sensitivste Gruppe der aquatischen Nichtzielorganismen aquatische<br />

Makrophyten oder Algen darstellen (Cedergreen and Streibig 2005). Um die negativen<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> Gewässer erkennen und dadurch vermindern zu können, wird vor der<br />

Zulassung <strong>von</strong> <strong>Herbiziden</strong> und auch später in regelmäßigen Abständen eine Bewertung der<br />

Effektkonzentrationen an ausgewählten „Stellvertreter-Arten“ und der zu erwartenden<br />

Umweltkonzentrationen vorgenommen. Nach Er<strong>mit</strong>tlung des Risikopotentials können dann<br />

Risikominderungsmaßnahmen für den Einsatz bis hin zum Verbot bestimmter Herbizide <strong>von</strong><br />

den zuständigen Behörden ausgesprochen werden (EU 1997).<br />

Der Schutz <strong>von</strong> aquatischen Ökosystemen vor Schadstoffbelastungen ist einer der ältesten<br />

Bereiche der Ökotoxikologie (Fent 2003). Es ist unumstritten, dass aquatische Makrophyten<br />

darin eine Schlüsselrolle für Struktur und Funktion <strong>von</strong> aquatischen Ökosystemen spielen<br />

(Knauert et al. 2010; Maltby et al. 2010). Deshalb ist es selbstverständlich, dass dem Schutz<br />

<strong>von</strong> Makrophyten ein großer Stellenwert eingeräumt werden sollte. In den Niederlanden<br />

wurde 2008 der SETAC Workshop Aquatic Macrophyte Risk Assessment for Pesticide<br />

(AMRAP) abgehalten. Die Gründe hierfür waren Bedenken <strong>von</strong> zuständigen Behörden, dass<br />

die derzeitige Risikobewertung der Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel - EU Direktive 91/414/EEC (EU<br />

1997) - keinen adäquaten Schutz für alle aquatischen Makrophyten bietet.<br />

In der bestehenden EU Direktive 91/414/EEC basiert die 1. Stufe (tier 1) der<br />

Risikobeurteilung <strong>von</strong> <strong>Herbiziden</strong> <strong>auf</strong> den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>von</strong> Herbizden <strong>auf</strong> zwei<br />

Grünalgenarten und eine Makrophytenart (EU 1997). In der Richtlinie SANCO 3268/2001 für<br />

Aquatische Ökotoxikologie ist vermerkt, dass der Makrophytentest <strong>mit</strong> der Wasserlinse<br />

5


Lemna durchgeführt werden soll und andere Makrophytenarten nur in begründeten<br />

Einzelfällen angewendet werden sollten (EU 2002a). Die Wasserlinse Lemna ist eine nicht im<br />

Sediment verwurzelte Schwimmpflanze <strong>mit</strong> einem kurzen Generationszyklus.<br />

Es gibt aber seitens einiger Behörden Bedenken, dass die Verwendung <strong>von</strong> Lemna als<br />

einzigen Testorganismus aus der Gruppe der Makrophyten in der Risikobewertung nicht<br />

protektiv genug für andere Makrophytenarten sein könnte. Dafür werden mehrere Gründe<br />

<strong>auf</strong>geführt (für weitere Details siehe Maltby et al. 2010):<br />

Zum einen könnte eine Fehleinschätzung durch eine zu geringe Sensitivität <strong>von</strong> Lemna<br />

gegenüber einem Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel <strong>auf</strong>treten (falsch negative Resultate). Auch durch eine<br />

spezifische Wirkungsweise eines Herbizids (mode of action), für welche sich Lemna im<br />

speziellen als nicht sensitiv erweist, würde das Risiko nicht adäquat repräsentiert. Ein<br />

Präzedenzfall ist bereits für auxinartige Herbizide bekannt, bei dem Lemna nicht sensitiv<br />

reagierte, jedoch bei Makrophyten anderer Familien schwere <strong>Auswirkungen</strong> hervorrief.<br />

Zusätzlich ist anzunehmen, dass Lemna als schwimmender und nicht-wurzelnder Makrophyt<br />

den potentiellen Aufnahmeweg <strong>von</strong> Pflanzenschutz<strong>mit</strong>telrückständen aus dem Sediment nicht<br />

adäquat widerspiegeln kann. Auch wurde bemerkt, dass Lemna als Schwimmpflanze <strong>auf</strong> der<br />

Wasseroberfläche, im Vergleich zu vollständig untergetauchten (submersen) Wasserpflanzen,<br />

eine geringere Expositionsfläche <strong>auf</strong>weist.<br />

Deshalb wurde beim SETAC Workshop Aquatic Macrophyte Risk Assessment for Pesticide<br />

(AMRAP) ein erweitertes Riskobewertungsschema diskutiert, das vorsieht, bei bestimmten<br />

Voraussetzungen eine zusätzliche (wurzelnde) Makrophytenart zu testen (Abb. 1.1).<br />

Aufgrund der großen Erfahrung in der Forschung und Handhabung <strong>von</strong> Myriophyllum wurde<br />

eben jener Organismus als zusätzliche Tier 1-Pflanze vorgeschlagen.<br />

6


Ja<br />

Ja<br />

Ja<br />

Durchführung eines zusätzlichen<br />

Makrophytentest z.B.<br />

Myriophyllum<br />

Durchführung der Standardtests<br />

spezifischer<br />

Wirkmechanismus<br />

für den Lemna nicht sensitiv<br />

Nein<br />

Fehlen des erwarteten<br />

Effekts bei Alge oder<br />

Lemna<br />

EC50>1mg/L<br />

Nein<br />

Ist die Exposition durch das<br />

Sediment <strong>von</strong> Bedeutung?<br />

Ist das Risiko<br />

akzeptierbar?<br />

z.B. EC50/PEC>10<br />

Higher Tier Assessment<br />

z.B. veränderte<br />

Expositiosnswege<br />

Zusätzliche Testarten<br />

Multispecies Test<br />

Mikrokosmos/Mesokosmosstudie<br />

Abb. 1.1. Vorgeschlagenes, erweitertes Riskobewertungsschema für den Einsatz weiterer aquatischer Makrophytenarten<br />

(Übernommen und Übersetzt <strong>von</strong> Maltby et al. (2010))<br />

Zusätzlich zum vorgestellten Risikobewertungsschema wurden im AMRAP Workshop<br />

weitere Empfehlungen für das zukünftige Vorgehen gegeben (genauere Details siehe Maltby<br />

et al. (2010)). Neben der Entwicklung und Standardisierung eines Testprotokolls für<br />

Myriophyllum sp. sollten auch geeignete Wachstumsparameter weiterer Makrophyten<br />

bewertet werden. Falls tier 1-Studien für eine Risikobewertung bei aquatischen Makrophyten<br />

nicht ausreichen, werden neben der verfeinerten Betrachtung der Expositionsszenarien auch<br />

Mikrokosmen bzw. Mesokosmenstudien vorgeschlagen.<br />

In Folge dessen wurde im Frühling und Sommer 2010 an der Fließ- und Stillgewässer-<br />

Simulationsanlage (FSA) des Umweltbundesamtes in Berlin-Marienfelde ein<br />

7<br />

Nein<br />

Nein<br />

Ja<br />

Keine weiteren Tests<br />

werden benötigt


Mikrokosmosversuch <strong>mit</strong> verschiedenen aquatischen Makrophyten durchgeführt. Die<br />

zugrunde liegende Frage war, wie stark die Sensibilität mehrerer Makrophyten-Arten bei<br />

<strong>Herbiziden</strong> <strong>mit</strong> verschiedenen Wirkmechanismen variieren.<br />

Die FSA besteht aus großen Modell-Ökosystemen, die verschiedene Gewässer– <strong>von</strong> Bächen<br />

und Flüssen über Teiche und Seen bis hin zu Flussseen – <strong>mit</strong> den darin befindlichen<br />

aquatischen Lebensgemeinschaften nachbilden (UBA 2010). Durch solch eine Anlage können<br />

die Lücken zwischen Labor und Freiland geschlossen werden, da sie ein Bindeglied zwischen<br />

den vereinfachten und leicht zu kontrollierenden Laborversuchen und komplexen<br />

Freilandexperimenten darstellt (UBA 2010). In dieser Anlage ist es möglich, Untersuchungen<br />

unter realitätsnahen, aber kontrollierten Bedingungen bei gleichzeitig laborähnlichen,<br />

optimalen Beprobungsmöglichkeiten durchführen (Mohr et al. 2005; UBA 2010).<br />

In dem hier beschriebenen Mikrokosmosversuch an der FSA wurden drei verschiedene<br />

Herbizide (Isoproturon, Fluroxypyr und Clodinafop) <strong>mit</strong> <strong>unterschiedlichen</strong> Wirkmechanismen<br />

getestet. Als Testspezies wurden zwei „neue“ Makrophytenarten (Myriophyllum spicatum und<br />

Glyceria maxima) sowie eine Wasserlinsenart (Landoltia punctata), welche Lemna<br />

repräsentieren soll, als Makrophyten eingesetzt. Es wurde L. punctata ausgewählt, weil<br />

Lemna minor, die am häufigsten für ökotoxikologische Tests verwendete Wasserlinsenart,<br />

einen eutrophen Nährstoffanspruch hat, die Mikrokosmenversuche aber ein mesotrophes<br />

Gewässer repräsentieren sollten, um den Nährstoffansprüchen der anderen beiden<br />

Makrophyten zu entsprechen.<br />

Die für den Versuch verwendeten Mikrokosmen wurden biologisch so eingerichtet, dass sich<br />

neben den Makrophyten auch eine Lebensgemeinschaft bestehend aus Zooplankton,<br />

Phytoplankton und Periphyton entwickeln könnte. Es ist zu erwarten, dass ein Herbizid neben<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> Makrophyten auch <strong>auf</strong> andere photoautotrophen Organismen wie<br />

Phytoplankton oder Periphyton haben kann. Auch können sich direkte Effekte <strong>auf</strong> die<br />

Makrophyten wiederum indirekt <strong>auf</strong> die Phytoplankton- und Periphytonzusammensetzung<br />

auswirken, indem sich z.B. das Nährstoffregime durch Wegfall der Makrophyten ändert. Als<br />

Periphyton wird der submerse Aufwuchs <strong>von</strong> Mikroalgen in einem Gewässer bezeichnet und<br />

als Phytoplankton bezeichnet man photoautotrophes Plankton vor allem bestehend aus<br />

Kieselalgen, Grünalgen, Goldalgen, Dinoflagellaten und Cyanobakterien (Lampert und<br />

Sommer 1999). Da beide Gruppen eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen, sollten bei<br />

8


diesem Versuch neben den Effekten der Herbizide <strong>auf</strong> aquatische Makrophyten auch die<br />

Effekte <strong>auf</strong> das photosynthetisch Periphyton und das Phytoplankton untersucht werden.<br />

Die Untersuchung des Phytoplanktons und Periphytons in den Mikrokosmenversuchen liefert<br />

für die zugrunde liegende Fragestellungen der gesamten Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel-<br />

Risikobewertung bei aquatischen Makrophyten zwar lediglich Zusatzinformationen, stellt<br />

aber den Kern der hier vorliegenden Abschlussarbeit des Postgradualstudiums (PGS) zum<br />

Fachökotoxikologen dar.<br />

Für den Mikrokosmosversuch wurden <strong>von</strong> der FSA drei grundlegend verschieden wirkende<br />

Herbizidklassen ausgewählt, um die Unterschiede in der Sensitivität der bereits erwähnten<br />

aquatischen Makrophyten zu untersuchen.<br />

1.1. Wirkstoffe<br />

Als Referenzsubstanz wurde das Herbizid Isoproturon (3-(4-isoprophylphenyl)-1,1-<br />

dimethylurea) ausgewählt, dass die Photosynthese <strong>von</strong> Pflanzen hemmt. Es wird unter<br />

anderem zur Kontrolle <strong>von</strong> einjährigen Gräsern und weiteren Unkräutern in Gerste, Weizen<br />

und Roggen eingesetzt. Der phytotoxische Wirkmechanismus <strong>von</strong> Isoproturon beruht <strong>auf</strong> der<br />

Hemmung des photoabhängigen Elektronentransports in den Thylakoiden <strong>auf</strong> dem<br />

Photosystem II Level, durch eine spezifische Bindung <strong>von</strong> Isoproturon an das Quinon des D1<br />

Proteins (Pérès et al. 1996). Da Isoproturon direkt <strong>auf</strong> den Photosynthesemechanismus wirkt,<br />

wurde da<strong>von</strong> ausgegangen, dass, in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Konzentration, alle<br />

photosynthetisch aktiven Organismen in den Mikrokosmen mehr oder weniger stark betroffen<br />

sein würden (Tabelle 1.1). Zusätzlich zu Laborstudien sind bereits viele Informationen über<br />

die Wirkung und das Verhalten <strong>von</strong> Isoproturon in Mikrokosmenstudien veröffentlicht<br />

(Böttcher and Schroll 2007; Dorigo and Leboulanger 2001; Feurtet-Mazel et al. 1996;<br />

Knauert et al. 2010; Rönnefahrt et al. 1997).<br />

Das zweite ausgewählte Herbizid ist das selektive, systemische Wuchsherbizid Fluroxypyr (4-<br />

amino-3,5-dichloro-6-fluoro-2-pyridyloxyacetic Säure), welches zur Kontrolle breitblättriger<br />

Unkräuter eingesetzt wird. Sein Wirkmechanismus beruht <strong>auf</strong> der Ähnlichkeit zu Auxinen,<br />

einer Familie der Phytohormone. Als Wachstumsregulator interferiert es <strong>mit</strong> dem normalen<br />

Wachstum <strong>von</strong> Dicotyledonen und führt zu einer übermäßigen Zellelongation, wodurch<br />

besonders in meristematischen Geweben eine frühzeitige Alterung <strong>auf</strong>tritt, welche in der<br />

Folge zum Absterben der Pflanze führen kann. In sensitiven Pflanzen akkumuliert Fluroxypyr<br />

9


nach der Aufnahme in Wachstumsgeweben in höheren Konzentrationen als natürliches Auxin<br />

(EPA 1998). Nachdem das Fluroxypyr dort an den Auxinrezeptor der Zelle bindet, dereguliert<br />

es das Zellwachstum, was im Folgenden zu einer Störung des Pflanzenwachstums führt.<br />

Zusätzlich interferiert Fluroxypyr <strong>mit</strong> der Fähigkeit der Pflanze Stickstoff zu metabolisieren<br />

und Enzyme zu produzieren. Wenn die strikte Wachstumsregulation einer Pflanze <strong>auf</strong> diese<br />

Weise gestört ist, wird das Wachstum unregelmäßig und wichtige Stoffwechselwege werden<br />

unterbrochen. Dies kann zum Tod der Pflanze führen (EPA 1998).<br />

Wie bereits erwähnt ist bekannt, dass Lemna <strong>auf</strong> auxinartige Herbizide nicht sensibel reagiert<br />

(Maltby et al. 2010). Deshalb wird vermutet, dass das auxinartige Fluroxypyr im<br />

Mikrokosmosversuch <strong>auf</strong> die Lemna-Art Landoltia punctata sowie die Monokotyledone<br />

Gylercia maxima keinen Effekt haben wird. Da es sich beim Periphyton und Phytoplankton<br />

um einzellige Arten handelt, kann auch hier vermutet werden, dass ein Herbizid, dessen<br />

Wirkmechanismus <strong>auf</strong> die Störung der Kommunikation zwischen verschiedenen Geweben<br />

beruht, keine direkten <strong>Auswirkungen</strong> zeigen wird. Es soll getestet werden, ob Myriophyllum<br />

als Testorganismus für auxinartige Herbizide auch in einem Mirkoskosmenversuch geeignet<br />

ist (Tabelle 1.1). und welche Endpunkt für eine Risikobewertung in Frage kommen (Schott et<br />

al. 2010).<br />

Der Wirkmechanismus des dritten Herbizids Clodinafop beruht <strong>auf</strong> der Hemmung der<br />

Fettsäuresynthese. Es ist bekannt, dass vor allem grasartige Monokotyledonen sensitiv <strong>auf</strong><br />

solche Fettsäuresynthesehemmer reagieren. Deshalb sollte im Mikrokosmenversuch der FSA<br />

er<strong>mit</strong>telt werden, ob G. maxima als weiterer Testorganismus für Fettsäuresynthese-Hemmer-<br />

Herbizide geeignet ist. Auch soll geklärt werden, welcher Endpunkt für eine Risikobewertung<br />

für Fettsäuresynthesehemmer in Frage kommt. Darüber hinaus wurden keine Effekte in den<br />

untersuchten Clodinafopkonzentrationen <strong>auf</strong> die beiden Makrophyten-Arten sowie dem<br />

Phytoplankton erwartet (Tabelle 1.1).<br />

Tabelle 1.1: Vermutete Sensitivität der aquatischen Makrophyten und des Phytoplanktons/Periphytons im<br />

Mikrokosomos <strong>auf</strong> die Herbizide<br />

Landoltia<br />

punctat<br />

Myriophyllum<br />

spicatum<br />

10<br />

Glyceria<br />

maxima<br />

Phytoplankton und<br />

Periphyton<br />

Isoprotoruon x x x x<br />

Fluroxypyr x<br />

Clodinafop x


Die hier vorgestellte Arbeit stellt den Kenntnisstand des Mikrokosmosversuchs vom Ende Juli<br />

2010 dar. Weitere Daten und Analysen wurden und werden <strong>von</strong> den Mitarbeitern an der FSA<br />

erhoben, sind aber <strong>auf</strong>grund des begrenzten Zeitraumes der PGS-Abschlussarbeit nicht mehr<br />

integriert. Eine komplette Zusammenführung aller Daten der Mikrokosmosversuche werden<br />

in der Diplomarbeit <strong>von</strong> Johanna Schott (Freie Universität Berlin) und in Berichten des<br />

Umweltbundesamt präsentiert werden. Aufgrund der Tatsache, dass diese Arbeit nur einen<br />

Ausschnitt des Experimentes darstellt, kann auch keine abschließende Bewertung des<br />

Sachverhalts abgegeben werden.<br />

11


2. Material und Methoden<br />

2.1 Die Fließ- und Stillgewässersimulationsanlage<br />

Die sich seit 2003 im Routinebetrieb befindliche Fließ- und Stillgewässer-Simulationsanlage<br />

(FSA) des Umweltbundesamtes kann verschiedene Gewässertypen <strong>mit</strong> ihren aquatischen<br />

Lebensgemeinschaften nachbilden (UBA 2010). In der FSA gibt es 16 Fließrinnen-<br />

Mesokosmen <strong>mit</strong> einer Gesamtfließstrecke <strong>von</strong> bis zu 1,6 km, sowie 16 Teich-Mesokosmen<br />

(Mohr et al. 2005). Die Rinnen sind aus Segmenten <strong>auf</strong>gebaut, so dass bei Bedarf die Länge<br />

verändert werden kann und die Fließrinnen <strong>mit</strong>einander verbunden werden können. Durch<br />

diese variable Anordnung kann die Anlage je nach experimenteller Fragestellung umgestaltet<br />

werden.<br />

Im Jahre 2007 wurde bei der Verkürzung der Fließrinnen <strong>von</strong> 102 <strong>auf</strong> 70 m Länge,<br />

Rinnensegmente ausgebaut. Aus diesen Rinnensegmenten wurden in den folgenden Jahren<br />

18 Miniteiche für Mikrokosmenstudien konstruiert. In diesen Mikrokosmen wurde die in<br />

dieser Arbeit beschriebene Studie durchgeführt.Die Mikrokosmen sowie ein Teil der Teich<br />

und Fließgewässer-Mesokosmen befinden sich in einer überdachten Halle, in der die<br />

Bedingungen besser kontrolliert werden können. Der andere Teil befindet sich im Freien,<br />

wodurch natürliche Einflüsse unter realistischen Bedingungen getestet werden können.<br />

Zusätzlich gibt dieser Aufbau die Möglichkeit die Systeme zu vergleichen.<br />

Abb. 2.1 Fließgewässer Mesokosmen in der Hallenanlage der FSA<br />

des Umweltbundesamtes, Standort Berlin-Marienfelde<br />

12


2.2 Versuchsdesign<br />

Im Rahmen eines Mikrokosmosversuchs sollten die Effekte <strong>von</strong> drei <strong>Herbiziden</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>unterschiedlichen</strong> <strong>Wirkmodi</strong> <strong>auf</strong> drei aquatische Makrophytenarten (Landoltia punctata,<br />

Myriophyllum spicatum und Glyceria maxima) sowie <strong>auf</strong> Aufwuchs (Periphyton) und<br />

Phytoplankton untersucht werden. Als Testparameter für die Untersuchung des Periphytons<br />

und des Phytoplanktons wurden die Biomasse (Trockengewicht) und der Gesamtchlorophyll-<br />

Gehalt verwendet.<br />

Es wurden jeweils fünf Konzentrationen der Substanzen Isoproturon, Fluroxypyr und<br />

Clodinafop-propargyl im Einzelansatz getestet (ECx Design, Tabelle 2.1).<br />

Tabelle. 2.1: Getestete Substanzkonzentrationen (µg/L) <strong>von</strong> Isoproturon, Fluroxypyr und Clodinafop (Nominal<br />

appliziert)<br />

Konzentrationsstufe Isoproturon Fluroxypyr Clodinafop-propargyl<br />

1 3,72 31,5 4,84<br />

2 9,3 156 19,6<br />

3 23 781 78<br />

4 58 391 310<br />

5 145 1954 1238<br />

Drei Mikrokosmen dienten als Kontrolle. Die Konzentrationenbereiche der drei Herbizide<br />

wurden <strong>auf</strong>grund <strong>von</strong> vorhandenen EC50-Werten aus der Literatur festgelegt. Ein Ziel war<br />

hierbei <strong>mit</strong> dem gewählten Konzentrationsbereich die <strong>unterschiedlichen</strong> Empfindlichkeiten<br />

der drei Makrophytenarten sowie des Periphytons und des Phytoplanktons abzudecken, um<br />

Effektkonzentrationen bei allen Zielorganismen berechnen zu können. Die Substanzen und<br />

Konzentrationen wurden randomisiert einem der 18 Miniteiche zugeordnet, um Effekte des<br />

Standortes auszuschließen (Abb. 2.2). Nach Applikation der Herbizide wurden die Effekte<br />

während der folgenden acht Wochen untersucht.<br />

2.3 Aufbau und Etablierung der Teich-Mikrokosmen<br />

Ein Teich-Mikrokosmos bestand aus einem drei Meter langen und einem Meter breiten<br />

Rinnensegment (Tab. 2.2 und Mohr et al., 2005). Drei Rinnensegmente, jeweils durch ein<br />

Schott getrennt, wurden aus Platz- und Beleuchtungsgründen hintereinander geschaltet.<br />

Insgesamt wurden sechs dieser 3er-Mikrokosmen-Module eingerichtet. Die Beleuchtung der<br />

Mikrokosmen bestand aus höhenverstellbaren Lichtbändern <strong>mit</strong> Neonröhren (OSRAM,<br />

LF72). Der Abstand zwischen den Lichtbändern und den Mikrokosmen betrug ca. einen<br />

13


Meter. Die Beleuchtungsstärke entsprach so<strong>mit</strong> ca. 3000 lx (Mohr et al. 2005). Die<br />

Beleuchtungsdauer wurde monatlich an die Außenbedingungen angepasst und lag zwischen<br />

10 und 16 Stunden.<br />

HMT 16 HMT 17 HMT 18<br />

Kontrolle 3 Clo 3 Flu 4<br />

- 78 µg/L 3.900 µg/L<br />

HMT 13 HMT 14 HMT 15<br />

Iso 2 Flu 5 Clo 2<br />

9,3 µg/L 19.500 µg/L 19,6 µg/L<br />

HMT 10 HMT 11 HMT 12<br />

Flu 1 Iso 1 Clo 4<br />

31 µg/L 3,7 µg/L 310 µg/L<br />

HMT 7 HMT 8 HMT 9<br />

Clo 1 Flu 3 Iso 4<br />

4,8 µg/L 780 µg/L 58 µg/L<br />

HMT 4 HMT 5 HMT 6<br />

Flu 2 Iso 5 Kontrolle 2<br />

156 µg/L 145 µg/L -<br />

HMT 1 HMT 2 HMT 3<br />

Clo 5 Kontrolle 1 Iso 3<br />

1.240 µg/L - 23 µg/L<br />

Abb. 2.2: Anordnung der Mikrokosmen (HMT) <strong>mit</strong> zugehörigen Konzentrationen der 3 Herbizide<br />

Isoproturon (Iso), Fluroxypur (Flu) und Clodinafop (Clo)<br />

Die 18 Mikrokosmen wurden ca. sechs Wochen vor Schadstoffdotierung <strong>mit</strong> Quarzsediment<br />

befüllt. Das Sediment wurde danach zunächst <strong>mit</strong> Umkehrosmose-Wasser befeuchtet (ca. ein<br />

cm Überstand). 14 Tage vor Dotierung wurden die Mikrokosmen dann <strong>mit</strong> Wasser befüllt.<br />

Dabei wurde Wasser aus den großen Fließrinnen Mesokosmen der FSA verwendet, in denen<br />

sich bereits seit einem Jahr eine Planktonbiozönose eingestellt hatte. Im Frühjahr 2009<br />

wurden sie <strong>mit</strong> Plankton und Aufwuchsorganismen aus dem Barolder Fliess (Brandenburg)<br />

angeimpft. Zusätzlich wurde das Wasser der Rinnen-Mesokosmen ungefähr einen Monat vor<br />

dem Befüllen der Miniteiche <strong>mit</strong> Plankton aus dem Britzer See (mesotropher, relativ<br />

unbelasteter See in Berlin) angeimpft, um den Anteil <strong>von</strong> See-Plankton in den Rinnen zu<br />

erhöhen. Die Strömungsgeschwindigkeit wurde dazu stark gedrosselt (0,02-0,05 m/s). Die<br />

Rinnen-Mesokosmen wurden <strong>mit</strong> einer Wassermischung aus Grund- und<br />

Umkehrosmosewasser (Leitfähigkeit <strong>von</strong> ca. 600 µS/cm) befüllt.<br />

14


Abb. 2.3: Übersicht der Mikrokosmen<br />

Bis zur Pestizidapplikation wurden die Wasserkörper der jeweils drei hintereinander<br />

liegenden Miniteiche regelmäßig durchmischt. Die Verbindungen zwischen den Miniteichen<br />

wurden erst am Tag der Pestizidapplikation geschlossen. Die Wasserdurchmischung<br />

innerhalb eines Mikrokosmos wurde während des gesamten Versuches <strong>mit</strong> einem Aquaball<br />

(Aquariumpumpe) sichergestellt.<br />

Tab. 2.2: Technische Daten der Teich-Mikrokosmen<br />

Maße 300 x 100 x 115 cm<br />

Material • Glasfaserkunststoff GRP<br />

Sedimentvolumen 0,12 m 3<br />

Sedimentfüllhöhe 10 cm<br />

• Edelstahl<br />

• Dichtungen (Kunstharz basiert <strong>auf</strong> Isophthalsäure und<br />

Neopenthylglycol)<br />

Füllhöhe Wasser 50 cm (über Sediment)<br />

Volumen Wasser 1,37 m 3<br />

Um vergleichbare Periphytonproben aus den Mikrokosmen zu erhalten, wurden definierte<br />

Aufwuchsträger aus dem gleichen Glasfaserkunststoff, aus dem auch die Mikrokosmen<br />

bestanden, verwendet (Abb. 2.4). Jeweils sechs Aufwuchsträgerplatten wurden an einem<br />

Träger befestigt und drei Wochen vor Dotierung parallel zur Rinnenwandung <strong>mit</strong>tig in den<br />

15


Mikrokosmos <strong>auf</strong>gehängt (Abb. 2.4; 2.5 und 2.6). Drei Wochen zuvor wurden die<br />

Aufwuchsträger in zwei der acht großen Rinnen-Mesokosmen randomisiert eingesetzt. So<strong>mit</strong><br />

konnte sich gleichmäßig ein Aufwuchsfilm <strong>auf</strong> allen Platten bilden. Dabei wurden die<br />

Aufwuchsträger direkt unter einem Lichtband eingesetzt (Details siehe 2.4).<br />

10 cm<br />

Abb. 2.4. Aufwuchsträgerplatte (Links) <strong>mit</strong> markiertem Probebereich, rechts ist die Konstruktion der Aufwuchsträger<br />

innerhalb eines Mikrokosmos dargestellt.<br />

Abb. 2.5: Miniteich<br />

20 cm<br />

Zwei bzw. eine Woche vor Dotierung wurden 25 Sprosse des Wasserschwadens Glyceria<br />

maxima und 36 Sprosse des Ährigen Tausendblatts Myriophyllum spicatum jeweils in<br />

Einzeltöpfe eingepflanzt und in die Mikrokosmen eingesetzt.<br />

1 2 3 4 5 6<br />

16


a: b:<br />

c: d:<br />

Abb. 2.6. Verwendete Makrophytenarten a: Myriophyllum spicatum, b: Glyceria maxima, c: Landoltia punktata, d:<br />

Periphyton Aufwuchsträger<br />

Entsprechend den Substanzeigenschaften wurde zur Minimierung <strong>von</strong> Oberflächensorption<br />

handelsübliche Plastiktöpfe und Paletten (Isoproturon und Fluroxypyr) oder Glasbechergläser<br />

und Edelstahlpaletten (Clodinafop) für die Pflanzen verwendet. Eine Woche vor Dotierung<br />

wurden zehn Landoltia punctata-Pflanzen in jeweils sechs Konstruktionen, bestehend aus<br />

einem Schwimmring und einem Sieb (Schutz vor Schneckenfraß und Wegdriften), in die<br />

Teich-Mikrokosmen eingesetzt. In Abb. 2.7 ist eine Skizze der Makrophyten-Anordnung<br />

sowie der Aufwuchsträgerhalter in den Mikrokosmen dargestellt.<br />

2.4 Dotierung der Herbizide<br />

Bei der Dotierung <strong>von</strong> Isoproturon bzw. Fluroxypyr wurde für die jeweiligen<br />

Konzentrationen eine Lösung aus 50 ml Aceton und Aqua dest. angesetzt und in 5 L<br />

Glasflaschen eingebracht. Der Inhalt wurde vorsichtig <strong>auf</strong> die jeweiligen Mikrokosmen<br />

verteilt und <strong>mit</strong> einem Edelstahlpaddel gleichmäßig vermischt (Abb. 2.8). Begonnen wurde<br />

jeweils <strong>mit</strong> der Kontrolle (reine Acetonapplikation), fortgesetzt wurde die Applikation dann<br />

<strong>mit</strong> steigender Substanzkonzentration. Während der Dotierung wurden die Aufwuchsträger<br />

17


kurzfristig aus dem Mikrokosmos entfernt, um eine vollständige Durchmischung zu<br />

gewährleisten und die Schwimmringe wurden kurzfristig zur Seite geschoben..<br />

Um Fluroxypyr zu stabilisieren (Zerfall zu Fluroxypyrsäure) wurden die Konzentrationen <strong>mit</strong><br />

einer geringen Menge an 1 N NaOH stabilisiert.<br />

Abb. 2.7. Schematische Versuchsanordung in einem Mikrokosmos<br />

Abb.2.8: Dotierung Isoproturon<br />

18<br />

Aufwuchsträger<br />

Myriophyllum s.<br />

Landoltia p.<br />

Glyceria m.<br />

Strömungspumpe (Aquaball)


Das schwer wasserlösliche Clodinafop wurde <strong>mit</strong> 50 ml Aceton angesetzt und 2 ml Aceton<br />

wurde zum Nachspülen der für die Applikation eingesetzte Spraygun benötigt (Abb.2.9).<br />

Dabei wurde die gesamte Oberfläche des Mikrokosmos <strong>mit</strong> dem Sprühnebel bedeckt. Mit<br />

Hilfe der Spraygun kann eine geringe Menge der Stammlösung (Glaskolben) <strong>mit</strong> einer<br />

größeren Menge an Wasser (100 L Wassertank gefüllt <strong>mit</strong> Mikrokosmenwasser) verdünnt<br />

und <strong>auf</strong> die Wasseroberfläche gesprüht werden.<br />

a<br />

c<br />

Abb. 2.9: Clodinafop Dotierung <strong>mit</strong> Spraygun<br />

2.5 Makrophyten: Probennahme und Aufbereitung<br />

b<br />

Es wurden vor Dotierung Makrophyten Proben genommen, um einen „Ausgangszustand“ zu<br />

definieren. Nach Dotierung wurden in ein, bzw. im späteren Teil des Experimentes, in zwei<br />

Wochenabständen die Effekte der Herbizide <strong>auf</strong> die aquatischen Makrophyten untersucht<br />

(siehe Probennahmeschema der Makrophyten, Abb.2.10). Dafür wurden jeweils vier G.<br />

maxima- und fünf M. spicatum-Pflanzen aus jedem Mikrokosmos entnommen. Untersucht<br />

wurde Sprosslänge, Anzahl der Seitentriebe, Anzahl der Ableger, Frisch- und<br />

Trockengewicht. Zusätzlich wurden unter standardisierten Bedingungen Fotos <strong>von</strong> M.<br />

spicatum <strong>auf</strong>genommen, um Informationen über die Wuchsform zu erhalten. Darüber hinaus<br />

19


wurden wöchentlich und unter standardisierten Bedingungen Bilder <strong>von</strong> L. punctata in den<br />

einzelnen Schwimmringen <strong>auf</strong>genommen. Endpunkte waren hierbei die Frontanzahl und -<br />

fläche, sowie die Färbung. Genauere Details der Makrophyten-Probennahme sind in der<br />

Diplomarbeit <strong>von</strong> Johanna Schott an der Freien Universität Berlin <strong>auf</strong>geführt.<br />

-14<br />

Dotierung<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63<br />

Glyceria m. Probenahme Myriophyllum s. Probenahme Sprirodela p. Bild<strong>auf</strong>nahme<br />

Abb. 2.10. Probenahmeschema aquatische Makrophyten<br />

2.6 Periphyton und Phytoplankton: Probennahme und Aufbereitung<br />

Wie bei den Makrophyten wurden vor Dotierung Periphyton und Phytoplankton Proben<br />

genommen, um einen „Ausgangszustand“ in den Mikrokosmen zu definieren.<br />

Nach Applikation wurden die Effekte der Herbizide <strong>auf</strong> das Phytoplankton und das<br />

Periphyton in Abständen <strong>von</strong> ein oder zwei Wochen in den Mikrokosmen untersucht (siehe<br />

Probennahmeschema für das Periphyton und Phytoplankton, Abb. 2.11). Als Testparameter<br />

wurden das Trockengewicht und der Gesamtchlorophyllgehalt bestimmt. Zusätzlich wurden<br />

Proben zur späteren Artbestimmung in Lugolscher-Lösung fixiert. Die Bestimmung bis <strong>auf</strong><br />

das Artniveau wäre sehr zeit<strong>auf</strong>wändig, deshalb konnte dies während der dreimonatigen<br />

Arbeit nicht durchgeführt werden. Da die Probenahme und Bearbeitung <strong>von</strong> Periphyton und<br />

dem Phytoplankton den zentralen Teil der vorliegenden Abschlussarbeit darstellt, wird <strong>auf</strong><br />

die Arbeitsschritte im Weiteren genauer eingegangen.<br />

20


-14<br />

Periphytonprobenahme<br />

Aufwuchsträger<br />

Dotierung<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63<br />

Periphytonprobenahme<br />

Wandprobe<br />

Phytoplankton<br />

probenahme<br />

Abb. 2.11. Probennahmeschema Periphyton und Phytoplankton<br />

Bei der Periphytonprobennahme wurde pro Probennahmedatum jeweils einer der<br />

Aufwuchsträger randomisiert entnommen, um Randeffekte auszuschließen. Es wurde<br />

allerdings dieselbe Auwuchsträgerposition in allen Mikrokosmen genommen.<br />

Bei den Probennahmen wurden die Aufwuchsträger vorsichtig vom Träger abgeschraubt und<br />

in einem großen Becherglas (5L) transportiert. Beim Herausnehmen wurde der<br />

Aufwuchsträger seitlich gedreht, um zu verhindern, dass außerhalb der Probefläche<br />

befindliche Fadenalgen die zu beprobende Fläche berühren. Das Periphyton wurde beidseitig<br />

<strong>mit</strong> einem Plastikschaber <strong>auf</strong> einer markierten Fläche <strong>von</strong> insgesamt 400 cm 2 vollständig<br />

vom Aufwuchsträger abgeschabt (Abb. 2.4). Das abgelöste Periphyton wurde vom<br />

Aufwuchsträger abgewaschen und dieser mehrmals <strong>mit</strong> Leitungswasser abgespült. Danach<br />

wurde das Wasser-Periphytongemisch <strong>auf</strong> 500 ml <strong>mit</strong> Leitungswasser <strong>auf</strong>gefüllt und in eine<br />

braune 500 ml Glasflasche überführt, da<strong>mit</strong> sich das Chlorophyll nicht zersetzen konnte.<br />

a<br />

b<br />

Abb. 2.12: Probennahme des Periphytons <strong>von</strong> den Aufwuchsträgern. a: Abschaben des Aufwuchsträger, b:<br />

Filter <strong>mit</strong> Periphyton für die Bestimmung des Trockengewichts<br />

21


Vor der weiteren Verarbeitung wurde diese Lösung für mindestens 2 Minuten intensiv<br />

geschüttelt. Direkt danach wurden 100 ml des Gemisches über einen frisch <strong>mit</strong> destilliertem<br />

Wasser vorgespülten Chlorophyllfilter (GF6, Glasfaser Rundfilter, ø 50 mm, Schleicher&<br />

Schnell) gefiltert. Der Filter wurde etikettiert und bei -21°C eingefroren.<br />

Für die Bestimmung der Biomasse wurde ein Glasfasermikrofilter (GF/C, ø 25 mm,<br />

Whatmann, England) zuerst <strong>mit</strong> destilliertem Wasser vorgespült und über Nacht bei 105°C<br />

im Trockenschrank bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Dann wurden die Filter mindestens<br />

eine halbe Stunde im Exsikkator abgekühlt und im Anschluss das Leergewicht gewogen<br />

(Sartorius Waage BP 160 P). Für die Biomassebestimmung wurden 200 ml bzw. bei höheren<br />

Dichten auch 100 ml des frisch geschüttelten Wasser-Periphytongemisches über den<br />

vorbehandelten Filter gefiltert. Der Filter wurde über Nacht bei 105°C im Trockenschrank<br />

bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, erneut im Exsikkator abgekühlt und im Anschluss<br />

gewogen. Das erhaltene Gewicht wurde unter Berücksichtigung der gefilterten Menge <strong>auf</strong> die<br />

abgeschabte Fläche berechnet.<br />

Von jedem Aufwuchsträger wurden darüber hinaus 100 ml des frisch geschüttelten Wasser -<br />

Periphytongemisches <strong>mit</strong> 1 ml Lugolscher Lösung für eine qualitative und quantitative<br />

Arten-Auswertung in Steilhalsfläschchen fixiert.<br />

Während des Versuchs wurde ein Unterschied des Periphytonbewuchses <strong>auf</strong> den<br />

Aufwuchsträgerplatten und dem Rand des Mikrokosmos erkennbar. Um einen direkten<br />

Vergleich des Periphytonbewuchses zwischen den Aufwuchsplatten und der<br />

Mikrokosmenwand zu erhalten, wurde am 7.7.2010 zum Zeitpunkt der letzten<br />

Periphytonprobennahme eine zusätzliche Periphytonprobe <strong>von</strong> der Wand gezogen. Hierfür<br />

wurde ein Schaber <strong>mit</strong> den Maßen (30 cm) direkt an der Sedimentlinie angesetzt und an der<br />

Wand nach oben bis zur Wasseroberfläche gezogen (55,5 cm). Dadurch wurde eine Fläche<br />

<strong>von</strong> 1665 cm 2 beprobt. Das Periphyton wurde im Schaber anhängigen Netz eingeengt und in<br />

500 ml Leitungswasser überführt und intensiv für 3 Minuten geschüttelt. Dann wurde genau<br />

wie bei der restlichen Probenahme das Trockengewicht und der Chlorophyllgehalt bestimmt.<br />

Da die Probe jedoch um einiges dicker bewachsen war, wurde bei der Filtration nur 50 ml<br />

des Wasser-Periphytongesmisches für die Chlorophyll und Trockengewichtbestimmung<br />

gefiltert.<br />

22


Bei der Chlorophyllbestimmung wurde je nach Farbintensität die Probe um den Faktor 1:8<br />

weiter verdünnt, um bei der photometrischen Auswertung im linearen Messbereich zu<br />

bleiben.<br />

Bei der Phytoplanktonprobe wurden 2 Liter <strong>mit</strong> dunklen Glasflaschen aus der Mitte der<br />

Mikrokosmen entnommen. Als Endpunkt dienten hierbei erneut das Trockengewicht und der<br />

Chlorophyllgehalt. Die Bestimmung des Chlorophyllgehalts und des Trockengewichts wurde<br />

wie beim Periphyton durchgeführt, allerdings wurde jeweils 1 Liter der Probe gefiltert.<br />

Abb. 2.12: Filtrationsanlage für die Planktonproben<br />

2.7 Bestimmung des Gesamtchlorophylls<br />

Für die Chlorophyllmessung wurden die gefrorenen Chlorophyllfilter in kleine Stücke<br />

zerschnitten und in ca. 8 ml 78°C heißes Ethanol überführt, geschüttelt und unter<br />

Lichtausschluss inkubiert. Nach ca. 18 h wurde die Ethanolprobelösung über einen<br />

Glasfaserfilter (GF6, Glasfaser Rundfilter, ø 50 mm, Schleicher& Schnell) <strong>mit</strong> einer<br />

Membranpumpe (MZ2/2.4, Vacumbrand GmbH, Wertheim, Deutschland) gefiltert und<br />

anschließend <strong>auf</strong> 25 ml <strong>mit</strong> Ethanol <strong>auf</strong>gefüllt. Zusätzlich wurden zwei unbehandelte Filter<br />

der gleichen Prozedur unterzogen, um als Blindwert zu fungieren.<br />

Das Etanol-Pigmentgemisch wurde <strong>mit</strong> einer 1 ml Quarzglasküvette im Photometer (Perkin<br />

Elmer Lambda 25 UV/Vis Spectrometer Shelton, USA) bei den Wellenlänge 750 nm<br />

(Blindwert), 665 nm (Chlorophyllmessung), 445 und 460 nm gemessen. Bei besonders<br />

geringen Messwerten (unter 0,05) wurde die Messung <strong>mit</strong> einer 5 ml Quarzglasküvette<br />

wiederholt. Zuvor wurde eine Anpassung <strong>mit</strong> reinem Ethanol durchgeführt.<br />

Um den Phäophytingehalt anschließend zu bestimmen, wurden die Chlorophyllproben <strong>mit</strong><br />

70µl 2 N HCl angesäuert und für 10 min inkubiert. Anschließend wurde auch hier das<br />

23


Gemisch bei den Wellenlänge 750 nm (Blindwert), 665 nm (Chlorophyllmessung), 445 und<br />

460 nm gemessen.<br />

Die Werte wurden in ein Auswertedatenblatt übertragen und unter Berücksichtigung der<br />

abgeschabten Oberfläche, des gelösten Volumens und der filtrierten Menge <strong>auf</strong> mg<br />

Gesamtchlorophyll/m 2 für Periphyton und mg/m3 für Phytoplankton berechnet.<br />

2.8. Herbizid Analytik<br />

Um den Abbau der Herbizide in den Mikrokosmen zeitnah darzustellen, wurde zu Beginn<br />

des Experimentes häufiger, im späteren Verl<strong>auf</strong> <strong>mit</strong> größerem Abstand Wasserproben<br />

entnommen. Auch direkt nach Applikation wurden Wasserproben aus den Miniteichen<br />

entnommen, um einen Vergleich der Realkonzentration <strong>mit</strong> der Nominalkonzentration<br />

durchzuführen. Von der Analytikgruppe der FSA wurde die Herbizidkonzentrationen anhand<br />

GC und MS (Gaschromatogramm gekoppelt <strong>mit</strong> einem Massenspektrometer) bzw. <strong>mit</strong> HPLC<br />

(High performance liquid chromatographie) detektiert. Zur Qualitätskontrolle wurden <strong>mit</strong><br />

frisch versetzten Proben Wiederfindungsmessungen durchgeführt. Die Wiederfindungsrate<br />

wurde in % des Nominalwertes angegeben. Abl<strong>auf</strong> und Ergebnisse hierzu sind in der<br />

Diplomarbeit <strong>von</strong> Schott <strong>auf</strong>geführt.<br />

2.9 Abiotik<br />

Jede Woche wurden neben der Temperatur auch Leitfähigkeit, pH, Sauerstoffsättigung und<br />

Sauerstoffgehalt bestimmt. Zusätzlich wurde während der 10-wöchigen Versuchsdauer der<br />

Gesamtzustand der Mikrokosmen drei Mal optisch <strong>auf</strong> einer semiquantitativen Basis<br />

bewertet.<br />

Die Mikrokosmen wurden im wöchentlichen Turnus <strong>mit</strong> Spurenelementen, Kalium (KCl),<br />

Nitrat (KNO3), Silikat (Natronwasserglas) und Phosphat (Kaliumdihydrogenphosphat)<br />

gedüngt. Für die verschiedenen Nährstoffe wurden <strong>auf</strong> Grundlage der Erfahrungen der FSA-<br />

Mitarbeiter Zielwerte festgelegt und dann abhängig <strong>von</strong> den Ergebnissen der Analytik der<br />

fehlende Anteil nachgedüngt.<br />

Parallel zur Phytoplanktonprobennahme wurde pro Mikrokosmos jeweils 2 Liter <strong>mit</strong> dunklen<br />

Glasflaschen geschöpft. Mit einem Teil dieser Proben wurde die Trübung, der TOC-Gehalt<br />

und die Leitfähigkeit in den Mikrokosmen bestimmt. Zusätzlich wurde 1 Liter des Wassers<br />

über einen Filter (MNGF-5, ø 245 mm) gefiltert und das gefilterte Wasser für die<br />

Begleitanalytik (Nährstoffe, Anionen (Cl-, F-, NO3, NO2, Po4 3- , So4 2- ), Kationen (Na, Ca,<br />

24


Mg, NH3)) abgefüllt. Die Methode und deren Ergebnisse werden in der Diplomarbeit <strong>von</strong><br />

Schott im Detail sowie im FSA Bericht vorgestellt werden.<br />

2.10 Statistische Auswertung<br />

Bei der Berechnung der Effektkonzentrationen (EC50, EC10) für alle Testparameter wurde der<br />

Mittelwert der Kontrollen als 100% gesetzt. Im Vergleich dazu wurden die Werte der<br />

belasteten Mikrokosmen <strong>mit</strong> steigender Konzentration logarithmisch <strong>auf</strong>getragen. Der EC50<br />

Wert wurde <strong>mit</strong> GraphPad Prism (Version 4.00 für Windows, GraphPad Software, San Diego<br />

Kalifornien, USA) <strong>mit</strong> einer Erweiterung (Arbeitsgruppe <strong>von</strong> Oehlmann, Universität<br />

Frankfurt) berechnet.<br />

25


3. Ergebnisse<br />

3.1. Isoproturon<br />

3.1.1. Isoproturon Abbau<br />

Bis zum 28. Tag nach Applikation hat sich Isoproturon in allen applizierten Konzentrationen<br />

nur unwesentlich abgebaut (Abb. 3.1). Erst nach Tag 28 verschwindet Isoproturon bis zur<br />

nächsten Wirkstoffanalytik am Tag 56 fast vollständig aus der Wassersäule. Dabei ist<br />

<strong>auf</strong>fallend, dass Isoproturon in den hohen Konzentrationen vollständig abgebaut wird,<br />

wohingegen in den beiden niedrigeren Konzentrationen (3,7 und 9,3 µg/L) kein weiterer<br />

Abbau stattfindet. Da über große Teile des Experimentes die Realkonzentrationen den<br />

Nominalkonzentrationen entsprechen, wird bei den folgenden Bezeichnungen die<br />

Nominalkonzentration verwendet.<br />

Isoproturon [µg/L]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage nach Dotierung<br />

26<br />

145 µg/L<br />

58 µg/L<br />

23 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

3,7 µg/L<br />

Abb. 3.1. Isoproturon Konzentration [µg/L] in den Mikrokosmen während des Versuchszeitraumes<br />

(durchgezogene Linie: Realkonzentration, gestrichelte Linie: applizierte Nominalkonzentration).<br />

3.1.2. Abiotische Parameter<br />

Die Temperatur in den Mikrokosmen unterscheidet sich nicht zwischen den Kontrollen und<br />

den verschiedenen Herbizid-Behandlungen (Abb. 3.2 c). Die Temperatur in den


Mikrokosmen nahm <strong>mit</strong> fortl<strong>auf</strong>endem Verl<strong>auf</strong> des Experimentes zu, bis es einen<br />

Maximalwert <strong>von</strong> 26°C am Tag 56 erreichte. Die durchschnittliche Temperatur lag während<br />

des Versuchs liegt bei 20°C.<br />

a<br />

b<br />

Sauerstoffsättigung [%]<br />

Leitfähigkeit [µS/cm]<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

550<br />

540<br />

530<br />

520<br />

510<br />

500<br />

490<br />

480<br />

470<br />

460<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

450<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

27<br />

3,7 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

3,7 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrollen


c<br />

d<br />

Temperatur [°C]<br />

pH<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

9<br />

8,8<br />

8,6<br />

8,4<br />

8,2<br />

8<br />

7,8<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

7,6<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

28<br />

3,7 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

3,7 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

Abb. 3.2: Abiotische Parameter in den <strong>mit</strong> Isoproturon behandelten Mikrokosmen. a: Sauerstoffgehalt, b:<br />

Leitfähigkeit, c: Temperaturverl<strong>auf</strong> d: pH Wert<br />

Bis zur Isoproturondotierung sind die abiotischen Parameter in den Mikrokosmen<br />

vergleichbar. Nach Dotierung weicht der Verl<strong>auf</strong> des pH Werts, der Leitfähigkeit und des<br />

Sauerstoffgehalts in den höchsten beiden Isoproturonkonzentrationen (58 und 145 µg/L)<br />

stark <strong>von</strong> den <strong>mit</strong> niedrigeren Isoproturonkonzentrationen behandelten Mikrokosmen ab<br />

(Abb. 3.2). Der Sauerstoffgehalt und der pH wert sind deutlich niedriger, wohingegen die<br />

Leitfähigkeit erhöht ist.


3.1.3. Phytoplankton<br />

Aus den gezogenen Wasserproben der Mikrokosmen wurden das Trockengewicht und der<br />

Gesamtchlorophyllgehalt bestimmt (Abb. 3.3).<br />

Schon 14 Tage vor Dotierung, direkt nach der Initiation der Mikrokosmen, unterscheidet sich<br />

das Trockengewicht des Sestons in den verschiedenen Mikrokosmen deutlich <strong>von</strong>einander.<br />

Der Gesamtchlorophyllgehalt ist zu diesem Zeitpunkt vergleichbar. Da das Seston sowohl<br />

Phyto- als auch Zooplankton enthält, kann spekuliert werden ob diese Unterschiede<br />

möglicherweise <strong>auf</strong> unterschiedliche Zusammensetzung des Zooplanktons zurückgeführt<br />

werden können.<br />

Nach Dotierung kann eine kontinuierliche Abnahme in den drei höchsten<br />

Isoproturonkonzentrationen (23, 58 und 145 µg/L) beim Seston, und in den beiden höchsten<br />

Isoproturonkonzentrationen beim Gesamtchlorophyllgehalt detektiert werden. Hingegen ist<br />

eine Förderung des Chlorophyllgehalts der beiden geringsten Isoproturonkonzentrationen<br />

(3,72 und 9,3 µg/L) nachzuweisen. Durch die nicht (immer) monotone Konzentrations-<br />

Wirkungsbeziehung während aller Probennahmetermine, sowie der große Varianz der drei<br />

Kontrollen können keine Effektkonzentrationen berechnet werden.<br />

29


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 3 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 3 ]<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

500<br />

5<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

30<br />

3,72 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

3,72 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.3. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Phytoplankton in den Kontrollen und den<br />

<strong>mit</strong> verschiedenen Isoproturonkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


3.1.4. Periphyton<br />

a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

31<br />

3,72 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

3,72 µg/L<br />

9,3 µg/L<br />

23 µg/L<br />

58 µg/L<br />

145 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.4. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton <strong>auf</strong> den Aufwuchsträgern in den<br />

Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen Isoproturonkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


Im Gegensatz zum Plankton korreliert beim Periphyton das Trockengewicht weitestgehend<br />

<strong>mit</strong> dem Gesamtchlorophyllgehalt. Die Aufwuchsträger in den verschiedenen Mikrokosmen<br />

unterscheiden sich in beiden Parametern schon vor Dotierung <strong>von</strong>einander. Beim Periphyton<br />

trat ein deutlicher Effekt nur in der höchsten Isoproturonkonzentration (145 µg/L) <strong>auf</strong> (Abb.<br />

3.4). In den Kontrollen und der niedrigsten Konzentration tritt 14 Tage nach Dotierung eine<br />

starke Reduktion des Trockengewichts und des Chlorophyllgehaltes <strong>auf</strong>, bei der<br />

zweitniedrigsten Isoproturonkonzentration nach 21 Tagen. Diese plötzliche Reduktion kann<br />

<strong>auf</strong> das großflächige Ablösen, im Folgenden als „Peeling“ bezeichnet, bei starkem<br />

vorherigem Bewuchs zurückgeführt werden. Interessanterweise scheint die <strong>mit</strong>tlere<br />

Isoproturonkonzentration (23 µg/L) einen deutlicheren Effekt <strong>auf</strong>zuweisen, als die<br />

zweithöchste Konzentration (58 µg/L). Da erneut keine monotone Konzentrations-<br />

Wirkungsbeziehung durch alle Probenahmetermine hindurch <strong>auf</strong>trat, kann keine<br />

Effektkonzentration für das Periphyton berechnet werden.<br />

Zusätzlich zu der Beprobung der Aufwuchsträger wurden am Ende des Versuchszeitraumes<br />

(nach 49 Tagen) am 6.7.2010 und auch am 7.7.2010 Wandperiphytonproben gezogen (Abb.<br />

3.5).<br />

Beim Trockengewicht des Wandperiphytons kann eine starke Reduktion ab 9,3 µg/L<br />

Isoproturonexposition festgestellt werden. Beim Gesamtchlorophyll ist durch die große<br />

Varianz in den Kontrollen erst ab 58 µg/L ein Unterschied zur Kontrolle zu detektieren.<br />

Deshalb, und auch <strong>auf</strong>grund der nicht monotonen Konzentrations- Wirkungsbeziehung, kann<br />

kein verlässlicher EC50 Wert berechnet werden.<br />

Der deutlichste Unterschied zwischen den Aufwuchsträgerproben und den Wandproben ist<br />

die Größenordnung des Trockengewichts und des Chlorophyllgehalts. Das lässt <strong>auf</strong> eine<br />

deutlich dichteren Bewuchs an der Mikrokosmenwand im Vergleich zu den Aufwuchsträgern<br />

schließen. Dies steht entgegengesetzt zu den Erwartungen, denn das Periphyton <strong>auf</strong> den<br />

Aufwuchsträgern hatte viel länger Gelegenheit das Substrat zu kolonisieren als das<br />

Periphyton <strong>auf</strong> der Mikrokosmenwand (ca. 6 Wochen).<br />

32


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

0<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

3,72 µg/L 9,3 µg/L 23 µg/L 58 µg/L 145 µg/L<br />

Isoproturon [µg/L]<br />

3,72 µg/L 9,3 µg/L 23 µg/L 58 µg/L 145 µg/L<br />

Isoproturon [µg/L]<br />

33<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Abb. 3.5. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton im Vergleich zwischen


Aufwuchsträgern und Mikrokosmoswand in den Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Isoproturonkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.<br />

Trotzdem ist <strong>auf</strong>fällig, dass die Varianz in den Kontrollen bei der Wandprobe deutlich höher<br />

ist als bei den Aufwuchsträgern.<br />

3.2. Fluroxypyr<br />

3.2.1. Fluroxypyr-Abbau<br />

Der Fluroxypyrgehalt in den Mikrokosmen lag 24h nach Dotierung bei allen<br />

Konzentrationen leicht oberhalb des Nominalwertes. Bis zum Versuchsende hat sich<br />

Fluroxypyr in allen Konzentrationen nur unwesentlich abgebaut. Dementsprechend wird im<br />

Folgenden <strong>von</strong> der Nominalkonzentration ausgegangen.<br />

Fluroxypyr [µg/L]<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

1 8 15 22 29 36 43 50<br />

Tage nach Dotierung<br />

34<br />

19500 µg/L<br />

3900 µg/L<br />

780 µg/L<br />

156 µg/L<br />

31 µg/L<br />

Abb. 3.6. Fluroxypyr Konzentration [µg/L] in den Mikrokosmen während des Versuchszeitraumes<br />

(durchgezogene Linie: Realkonzentration, gestrichelte Linie: applizierte Nominalkonzentration).<br />

3.2.2. Abiotik<br />

Bis zur Dotierung sind die abiotischen Parameter in den verschiedenen Mikrokosmen<br />

vergleichbar. Sieben Tage nach der Dotierung beginnen sich die Leitfähigkeit und der pH-<br />

Wert der Mikrokosmen auseinander zu entwickeln. Bei den beiden höchsten


Fluroxypyrkonzentrationen (3900 µg/L und 19500 µg/L) entwickelt sich die Leitfähigkeit<br />

zwar <strong>auf</strong> einem höheren Niveau, folgt aber trotzdem dem Verl<strong>auf</strong>smuster der anderen<br />

Treatments. Nur die Leitfähigkeit der zweitkleinsten Fluroxypyrkonzentration (156 µg/L)<br />

weicht ab Tag 28 stark vom Muster ab und steigt bis zum Versuchsende stark an. Beim pH-<br />

Wert gibt es 14 Tage nach Dotierung allgemein einen Abfall des pH-Wertes, trotzdem<br />

unterscheiden sich die pH-Werte zwischen den Mikrokosmen. Im Vergleich hierzu ist die<br />

Sauerstoffsättigung relativ konstant und ähnelt sich in den verschiedenen Versuchsansätzen.<br />

großteils<br />

a<br />

b<br />

Leitfähigkeit [µS/cm]<br />

pH<br />

550<br />

540<br />

530<br />

520<br />

510<br />

500<br />

490<br />

480<br />

470<br />

460<br />

450<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

9<br />

8,8<br />

8,6<br />

8,4<br />

8,2<br />

8<br />

7,8<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

7,6<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

35<br />

31 µg/L<br />

156 µg/L<br />

780 µg/L<br />

3900 µg/L<br />

19500 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

31 µg/L<br />

156 µg/L<br />

780 µg/L<br />

3900 µg/L<br />

19500 µg/L<br />

MW Kontrollen


c<br />

Sauerstoffsättigung [%]<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

36<br />

31 µg/L<br />

156 µg/L<br />

780 µg/L<br />

3900 µg/L<br />

19500 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

Abb. 3.7: Abiotische Parameter in den <strong>mit</strong> Fluroxypyr behandelten Mikrokosmen. a: Leitfähigkeit, b: pH Wert,<br />

und c: Sauerstoffgehalt. Für Temperaturverl<strong>auf</strong> siehe Abb. 3.2 c.<br />

Allgemein kann an den stark variierenden abiotischen Parametern kein<br />

konzentrationsabhängiger Verl<strong>auf</strong> durch eine steigende Fluroxypyrkonzentration detektiert<br />

werden.


3.2.3. Phytoplankton<br />

a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 3 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 3 ]<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

37<br />

31,5 µg/L<br />

156 µg/L<br />

781 µg/L<br />

3910 µg/L<br />

19540 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

31,5 µg/L<br />

156 µg/L<br />

781 µg/L<br />

3910 µg/L<br />

19540 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.8. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Phytoplanktons in den Kontrollen und den<br />

<strong>mit</strong> verschiedenen Fluroxypyrkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


Das Trockengewicht des Phytoplanktons unterscheidet sich bereits vor Dotierung in den<br />

verschiedenen Mikrokosmen. Ab Dotierung kann zwar in den meisten Ansätzen eine<br />

Reduktion des Trockengewichts nachgewiesen werden, jedoch variieren die Kontrollen an<br />

den Tagen 28 und 42 sehr stark und es gibt einige deutliche Ausreißer nach oben (31,5; 781<br />

und 3910 µg/l)<br />

Im Vergleich zum Trockengewicht ähnelt sich der Gesamtchlorophyllgehalt des<br />

Phytoplanktons zu Versuchsbeginn in den verschiedenen Mikrokosmen und verhält sich im<br />

Folgenden während des Experimentes in den verschiedenen Ansätzen auch ähnlich. An<br />

einigen Probezeitpunkten weicht der Chlorophyllgehalt bei den Mikrokosmen, behandelt <strong>mit</strong><br />

156, 781 und 3910µg/L Fluroxypyr, <strong>von</strong> diesem Verl<strong>auf</strong> jedoch ab. Durch die nicht lineare<br />

Konzentrations-Wirkungsbeziehung während aller Probenahmetage und die große Varianz in<br />

den Kontrollen kann keine Effektkonzentration berechnet werden.<br />

Wie schon in der Abiotik lässt sich bei Fluroxypyr keine Konzentrationsabhängigkeit bei den<br />

untersuchten Parametern nachweisen, weshalb keine Effektkonzentrationen errechnet werden<br />

können<br />

3.2.4 Periphyton<br />

Im Gegensatz zum Isoproturon Treatment korreliert das Verhältnis zwischen Trockengewicht<br />

und Gesamtchlorphyllgehalt des Periphytons bei den <strong>mit</strong> Fluroxypyr behandelten<br />

Mikrokosmen nicht mehr. Vor allem beim Trockengewicht gibt es schon vor der Dotierung<br />

Unterschiede zwischen den verschiedenen Mikrokosmen. Aber auch nach Dotierung kann<br />

weder beim Parameter Trockengewicht noch beim Parameter Gesamtchlorophyllgehalt ein<br />

Muster für den Einfluss <strong>von</strong> Fluroxypyr nachgewiesen werden.<br />

38


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

5<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

39<br />

31,5 µg/L<br />

156 µg/L<br />

781 µg/L<br />

3910 µg/L<br />

19540 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

31,5 µg/L<br />

156 µg/L<br />

781 µg/L<br />

3910 µg/L<br />

19540 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.9. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton <strong>auf</strong> den Aufwuchsträgern in den<br />

Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen Fluroxypyrkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.<br />

Bei der Wandbeprobung am Ende des Versuchszeitraumes (7.7.2010) wurde erneut eine<br />

große Differenz zwischen den Größenordnungen des Periphytons an der Mikrokosmoswand<br />

und dem an den Aufwuchsträgern festgestellt.


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

5000<br />

0<br />

0<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

31,5 µg/L 156 µg/L 781 µg/L 3910<br />

µg/L<br />

Fluroxypyr [µg/L]<br />

40<br />

19540<br />

µg/L<br />

31,5 µg/L 156 µg/L 781 µg/L 3910 µg/L 19540<br />

µg/L<br />

Fluroxypyr [µg/L]<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Abb. 3.10. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton im Vergleich zwischen<br />

Aufwuchsträgern und Mikrokosmoswand in den Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Fluroxypyrkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


Im Gegensatz zur Aufwuchsträgerprobe, bei der kein Effekt <strong>von</strong> Fluroxypyr <strong>auf</strong> das<br />

Trockengewicht festgestellt werden konnte, kann bei der Wandprobe eine deutliche<br />

Abnahme des Trockengewichts <strong>mit</strong> steigender Fluroxypyrkonzentration nachgewiesen<br />

werden.<br />

Die klare Konzentrations-Wirkungsbeziehung beim Trockengewicht wird nur durch die<br />

<strong>mit</strong>tlere Fluroxypyrkonzentration unterbrochen, in der das Trockengewicht vollständig fehlte.<br />

Hierdurch kann keine Effektkonzentration berechnet werden. Trotz großer Varianz der<br />

Kontrollen, kann im Vergleich bei der höchsten Fluroxypyr-Konzentration eine Reduktion<br />

des Trockengewichts detektiert werden.<br />

Der Gesamtchlorophyllgehalt in den Kontrollen variiert sehr stark, wodurch ein Vergleich<br />

der <strong>mit</strong> Fluroxypyr behandelten Mikrokosmen erschwert wird. Die beiden geringsten<br />

Fluroxyyrkonzentrationen (31,5 und 156 µg/L) weisen geringere Chlorophyllwerte <strong>auf</strong> als<br />

die folgenden höheren Fluroxyyrkonzentrationen. Dementsprechend kann keine<br />

durchgängige Konzentrations-Wirkungsbeziehung zwischen Fluroxypyr und dem<br />

Chlorophyllgehalt nachgewiesen werden. Erst ab der <strong>mit</strong>tleren Fluroxypyrkonzentration (781<br />

µg/l) nimmt der Gesamtchlorophyllgehalt linear ab. Durch diese nicht konsistente, lineare<br />

Konzentrations-Wirkungsbeziehung und die große Varianz in den Kontrollen kann keine<br />

Effektkonzentration berechnet werden.<br />

3.3. Clodinafop<br />

3.3.1. Clodinafop Abbau<br />

Bis zum 28. Tag nach Applikation hat sich die Summe aus Clodinafop-propargyl- und<br />

Clordinafop-Säure in allen Konzentrationen nicht abgebaut. Ab dem 28. Tag bis zum Ende<br />

des Experiments (Tag 56) konnte ein geringer Abbau nachgewiesen werden. Da dieser<br />

Abbau jedoch vernachlässigbar ist, wird in den folgenden Betrachtungen <strong>von</strong> der<br />

Nominalkonzentration ausgegangen.<br />

41


Σ Clodinafop-propargyl und Clodinafop-säure [µg/L]<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage nach Dotierung<br />

42<br />

1240 µg/L<br />

310 µg/L<br />

78 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

4,84 µg/L<br />

Abb. 3.11. Summe aus Clodinafop-propargyl und Clodinafop-säure [µg/L] in den Mikrokosmen während des<br />

Versuchszeitraumes (durchgezogene Linie: Realkonzentration, gestrichelte Linie: applizierte<br />

Nominalkonzentration).<br />

3.3.2. Clodinafop Abiotik<br />

Vor und auch nach der Clodinafop-Applikation gleicht sich der Verl<strong>auf</strong> der abiotischen<br />

Parameter in den verschiedenen Mikrokosmen. Die einzige stetige Ausnahme bildet jedoch<br />

der Mikrokosmos <strong>mit</strong> der höchsten Clodinafopkonzentration (1240 µg/L). Direkt nach<br />

Applikation ist bereits die Leitfähigkeit höher als bei den anderen Mikrokosmen. Beim pH-<br />

Wert ist diese Entwicklung noch viel deutlicher. Der pH-Wert liegt stetig <strong>auf</strong> einem konstant<br />

niedrigeren Niveau und auch der Sauerstoffgehalt ist niedriger als bei den anderen<br />

Mikrokosmen.


a<br />

b<br />

Leitfähigkeit [µS/cm]<br />

pH<br />

550<br />

540<br />

530<br />

520<br />

510<br />

500<br />

490<br />

480<br />

470<br />

460<br />

450<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

9<br />

8,8<br />

8,6<br />

8,4<br />

8,2<br />

8<br />

7,8<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

7,6<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

43<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1240 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1240 µg/L<br />

MW Kontrollen


c<br />

Sauerstoffgehalt [mg/L]<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

44<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1240 µg/L<br />

MW Kontrollen<br />

Abb. 3.12: Abiotische Parameter in den <strong>mit</strong> Clodinafop behandelten Mikrokosmen. a: Leitfähigkeit, b: pH Wert<br />

und c: Sauerstoffgehalt. Für Temperaturverl<strong>auf</strong> siehe 3.2.c


3.3.3 Phytoplankton<br />

a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 3 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 3 ]<br />

2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

5<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-14 -7 0 7 14 21 28 35 42 49 56<br />

Tage [d]<br />

45<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1238 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1238 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.13. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Phytoplankton in den Kontrollen und den<br />

<strong>mit</strong> verschiedenen Clodinafopkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.<br />

Beim Trockengewicht des Phytoplanktons können bereits vor Dotierung sehr deutliche<br />

Unterschiede zwischen den verschiedenen Mikrokosmen nachgewiesen werden. Im


Vergleich dazu ist der Chlorophyllgehalt zu diesem Zeitpunkt in den verschiedenen Ansätzen<br />

gleich.<br />

Ab dem Zeitpunkt der Dotierung bricht sowohl das Trockengewicht als auch der<br />

Gesamtchlorophyllgehalt in der höchsten Clodinafopkonzentration (1240 µg/L) vollständig<br />

zusammen. In den anderen Konzentrationen ist kein eindeutiger Trend erkennbar.<br />

3.3.4 Periphyton<br />

Beim Periphyton sind die getesteten Parameter Trockengewicht und Chlorophyllgehalt vor<br />

Versuchsbeginn <strong>auf</strong> einem ähnlichen Niveau. Nur der Mikrokosmos, in den später die<br />

höchste Clodinafopkonzentration appliziert wird, zeigt schon vor Applikation deutlich<br />

geringere Werte an (Abb. 3.14).<br />

Wie bei Isoproturon fällt auch bei Clodinafop ein übereinstimmender Verl<strong>auf</strong> des<br />

Trockengewichts und der Chlorophyllgehaltes <strong>auf</strong>. Das Trockengewicht und der<br />

Chlorophyllgehalt des Periphytons variieren in den verschiedenen Mikrokosmen stark. Auch<br />

das gemessene Trockengewicht in den Kontrollen variiert deutlich, wodurch ein allgemeiner<br />

Vergleich <strong>mit</strong> den anderen Treatments insgesamt problematisch ist. Auffällig ist, dass sich<br />

bis zu Tag 14 die geringste und die höchste Clodinafopkonzentration (4,84 und 1240 µg/L) in<br />

den untersuchten Parametern <strong>auf</strong> einem ähnlich konstanten, niedrigen Niveau befinden.<br />

Durch die nicht lineare Konzentrations-Wirkungsbeziehung während aller Probenahmetage<br />

und die bereits erwähnte große Varianz in den Kontrollen, kann keine Effektkonzentration<br />

berechnet werden.<br />

Wie bei den vorangegangenen Experimenten weist auch in diesem Fall die Größenordnung<br />

des Trockengewichts den deutlichsten Unterschied zwischen den Aufwuchsträgerproben und<br />

den Wandproben <strong>auf</strong>. Bei der Probennahme des Periphytons an der Mikrokosmoswand kann<br />

in der geringsten Clodinafopkonzentration (4,84 µg/L) eine starke Erhöhung des<br />

Chlorophyllgehaltes und des Trockengewichts detektiert werden. Im Vergleich zu Kontrolle<br />

ist das Trockengewicht ab 19,6 µg/L vermindert. Am deutlichsten tritt dies bei der höchsten<br />

Clodinafopkonzentration (1238 µg/L) zu Tage. Durch die große Variation des<br />

Chlorophyllgehaltes in der Kontrolle tritt erst in der höchsten Clodinafopkonzentration eine<br />

eindeutige Reduktion des Chlorophyllgehaltes <strong>auf</strong>.<br />

46


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

5<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

0<br />

-7 0 7 14 21 28 35 42 49<br />

Tage [d]<br />

47<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

4,84 µg/L<br />

19,6 µg/L<br />

78 µg/L<br />

310 µg/L<br />

310 µg/L<br />

1238 µg/L<br />

1238 µg/L<br />

MW Kontrolle<br />

MW Kontrolle<br />

Abb. 3.14. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton <strong>auf</strong> den Aufwuchsträgern in<br />

den Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen Clodinafopkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


a<br />

b<br />

Trockengewicht [mg/m 2 ]<br />

Gesamt - Chlorophyll [mg/m 2 ]<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

MW<br />

Kontrollen<br />

4,84 µg/L 19,6 µg/L 78 µg/L 310 µg/L 1238<br />

µg/L<br />

Clodinafop [µg/L]<br />

4,84 µg/L 19,6 µg/L 78 µg/L 310 µg/L 1238 µg/L<br />

Clodinafop [µg/L]<br />

48<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Aufwuchsträger<br />

Wandprobe<br />

Abb. 3.15. Trockengewicht (a) und Gesamtchlorophyllgehalt (b) des Periphyton im Vergleich zwischen<br />

Aufwuchsträgern und Mikrokosmoswand in den Kontrollen und den <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Clodinafopkonzentrationen behandelten Mikrokosmen.


4. Diskussion<br />

Diese Arbeit stellt ein Teilprojekt eines Mikrokosmos Versuches dar, in dem die<br />

<strong>Auswirkungen</strong> exemplarisch <strong>von</strong> einem Photosynthesehemmer, einem Auxin und <strong>von</strong> einem<br />

Fettsäuresythesehemmer <strong>auf</strong> verschiedene Makrophytenarten untersucht wurden (Schott et<br />

al. 2010).<br />

In der Mikrokosmos Studie wurde gestestet, wie sich die Sensitivität der Wasserlinse<br />

Landoltia punctata, nah verwandt <strong>mit</strong> der in den meisten ökotoxikologischen Tests<br />

verwendeten Lemna minor (OECD 2006), im Vergleich zu der submersen Myriophyllum<br />

spicatum und der grasartigen Glyceria maxima verhält. Zusätzlich sollte evaluiert werden,<br />

welche Endpunkte für die Erfassung der <strong>Auswirkungen</strong> solcher Herbizidtypen geeignet sind.<br />

Um Zusatzinformationen zu den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> die weiteren photosynthetisch aktiven<br />

Bestandteile des Mikrokosmosökosystems zu erhalten, wurden als Teilprojekt dieser Studie<br />

die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> das Phytoplankton und das Periphyton er<strong>mit</strong>telt.<br />

Isoproturon wurde als eine Art Referenzherbizid ausgewählt, da da<strong>von</strong> ausgegangen wurde,<br />

dass es als Photosynthesehemmer sowohl bei allen eingesetzten Makrophyten als auch bei<br />

allen weiteren photosynthetisch aktiven Organismen im Mikrokosmos Effekte verursacht.<br />

Hingegen wurde durch die spezifischeren <strong>Wirkmodi</strong> bei Fluroxypyr, als Wachstumsregulator<br />

bei Dikotyledonen, nur ein Effekt <strong>auf</strong> Myriophyllum und bei Clodinafop, als<br />

Fettsäurehemmer, nur einen Effekt <strong>auf</strong> das grasartige Glyceria erwartet. Hauptsächlich bei<br />

den letzteren beiden <strong>Herbiziden</strong> ist zu vermuten, dass die Effekte <strong>auf</strong> Phytoplankton und<br />

Periphyton eher unspezifischer natur sind und die Ergebnisse vermutlich stärker indirekt<br />

durch die Interaktionen <strong>mit</strong> den Makrophyten beeinflusst werden.<br />

4.1 Isoproturon<br />

Isoproturon ist ein relativ altes Herbizid, über das bereits viele veröffentlichte Effektdaten für<br />

verschiedene Testarten vorliegen (Pesticideinfo 2010). Beispielsweise konnte nach 2-<br />

stündiger Exposition für die Alge Chlorella vulgaris ein EC50 Werte <strong>von</strong> 35 µg/L er<strong>mit</strong>telt<br />

werden. Nach 96-stündiger Exposition weist Scenedesmus subspivcatus einen EC50 Wert <strong>von</strong><br />

21 µg/L <strong>auf</strong> (Pesticideinfo 2010). Im Vergleich dazu wurde für die Alge Chlamydomonas<br />

rheinhardi jedoch ein EC50 <strong>von</strong> 40 µg/L er<strong>mit</strong>telt (Traunspurger et al. 1996).<br />

Darüber hinaus sind neben den Daten über die Effekte <strong>auf</strong> Makrophyten auch zahlreiche<br />

Informationen über die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> Phytoplankton und Periphyton in Mikro- bzw.<br />

Mesokosmen publiziert (Dorigo and Leboulanger 2001; Knauert et al. 2009; Knauert et al.<br />

49


2010; Pérès et al. 1996; Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005b; Traunspurger and Drews<br />

1996). Die Ergebnisse der publizierten Mikrokosmos-Versuche zeigen, dass Effekte für das<br />

Periphyton oder das Phytoplankton teilweise oberhalb aber auch teilweise unterhalb der<br />

EC50 Werte für die einzelnen Algenarten liegen.<br />

Traunspurger et al. (1996) konnte bei Exposition bis 90 µg/L Isoproturon in einem<br />

aquatischen Mikrokosmos keine <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> Abundanz oder die Artzusammensetzung<br />

<strong>von</strong> Phytoplankton und Zooplankton nachweisen. Bei der akuten Exposition <strong>von</strong> natürlichem<br />

Periphyton aus Süßgewässern gegenüber Isoproturon konnten anhand <strong>von</strong> in vivo<br />

Chlorophyll A Fluoreszenz Messungen abhängig vom Herkunftsort des Periphytons stark<br />

schwankende EC50 Werte zwischen 14,44 bis 1396,56 µg/L nachgewiesen werden (Dorigo<br />

and Leboulanger 2001).<br />

Sch<strong>mit</strong>t-Jansen und Altenburger (2005b) untersuchte Periphytongesellschaften bei<br />

Exposition gegenüber Isoproturon <strong>von</strong> 2,4 bis 312 µg/L in Mikrokosmen. Als Testparameter<br />

wurde die Biomasse, die Chlorophyll A Fluoreszenz, die photosynthetische Kapazität des<br />

PSII und die taxonomische Artzusammensetzung herangezogen. Alle Parameter zeigten eine<br />

schwere Beeinträchtigung der Periphytongemeinschaft bei Isoproturon > 40 µg/L an. Die<br />

Biomasse war bereits ab 20 µg/L, die Fluoreszenz ab 40 µg/L betroffen. Besonders die<br />

Artenzusammensetzung der Periphytongesellschaft veränderte sich in dieser Konzentration.<br />

In diesen Gemeinschaften dominierte die Kieselalge Navicula haophilia. Darüber hinaus<br />

fanden Sch<strong>mit</strong>t-Jansen und Altenburger 2005 einen deutlichen Anstieg der PICT (pollutant<br />

induced community toleranz) in niedrigen Isoproturonkonzentrationen.<br />

In der Studie <strong>von</strong> Pérès et al. (1996) reagierte die Aufwuchsgemeinschaft am sensibelsten <strong>auf</strong><br />

Isoproturon. Er konnte eine Reduktion um bis zu 96% der periphytischen Diatomeendichte<br />

und eine Veränderung der Diatomeengesellschaft ab 5 µg/L nach 34 Tagen Exposition im<br />

Vergleich zu einem Kontrollmikrokosmos nachweisen. Bei der nächst höheren Konzentration<br />

<strong>von</strong> 71 µg/L wurden derart wenig lebende Diatomeen gefunden, dass es die Autoren<br />

ablehnten, einen Rückschluss <strong>auf</strong> die Dichte bzw. die Gesellschaftsstruktur zu ziehen. Nach<br />

71 Tagen trat eine Erholung verschiedener Gesellschaftsparamater wie der species richness<br />

und dem indices of diversity <strong>auf</strong>. Bei der Bestimmung der periphytischen Diatomeen <strong>auf</strong><br />

Artniveau wurden bei 71 µg/L vorwiegend heterotrophe Diatomeen gefunden.<br />

In der hier vorgestellten Studie war beim Phytoplankton in den beiden höchsten Isoproturon<br />

Konzentrationen (58 und 145 µg/L) sowohl das Trockengewicht als auch der<br />

Gesamtchlorophyllgehalt, im Vergleich zu den anderen Treatments und der Kontrolle,<br />

50


eduziert. Eine Konzentrations-Wirkungsbeziehung konnte allerdings für keinen Endpunkt<br />

und keinen der untersuchten Probenahmezeitpunkte er<strong>mit</strong>telt werden.<br />

Beim Untersuchen der Aufwuchsträger konnte man beim Periphyton eine Reduktion des<br />

Trockengewichts und des Gesamtchlorophyllgehalt nur in der höchsten<br />

Isoproturonkonzentration (145 µg/L) detektieren. Im Vergleich dazu war das<br />

Trockengewicht bei der Wandprobe 50 Tage nach Applikation bereits ab einer<br />

Isoproturonkonzentration <strong>von</strong> 9,3 µg/L verringert.<br />

Die Veränderung der Biomasse und des Gesamtchlorophyllgehaltes bei 58 und 145 µg/L<br />

Isoproturon geht einher <strong>mit</strong> den Veränderungen der abiotischen Parameter. Der pH und die<br />

Sauerstoffsättigung ist in diesen Konzentrationen deutlich verringert, die Leitfähigkeit<br />

dagegen deutlich erhöht. Eine mechanistische Erklärung hierfür ist, dass durch Isoproturon,<br />

entsprechend des bekannten Wirkmechanismus, die Photosynthese im Mikrokosmos<br />

gehemmt wird. Durch die verminderte Photosyntheseaktivität wird weniger CO2 verbraucht.<br />

Durch den geringeren CO2 Verbrauch verändert sich das Kohlesäuregleichgewicht und da<strong>mit</strong><br />

die Pufferkapazität durch Hydrogenkarbonat, was zu einer Verminderung des pH-Wertes<br />

führt. Durch den geringeren Anteil an verbrauchtem CO2 erhöht sich wiederum der Gehalt an<br />

Hydrogenkarbonat und andere Ionen, was eine höhere Leitfähigkeit verursacht.<br />

Selbstverständlich wird durch die gehemmte Photosynthese weniger Sauerstoff produziert,<br />

was in einem geringeren Sauerstoffgehalt in den Mikroskomen <strong>mit</strong> höherer<br />

Isoproturonkonzentration deutlich wird (Lampert und Sommer 1999).<br />

Die Ergebnisse aus den vorgestellten Mikro-und Mesokosmenversuche zeigen, dass die<br />

Reaktionen und die Empfindlichkeiten der Aufwuchsgemeinschaften sehr unterschiedlich<br />

sein können und weisen <strong>auf</strong> hohe Sensitititätsunterschiede gegenüber Isoproturon zwischen<br />

den verschiedenen Arten hin. Trotz der Verwendung <strong>von</strong> Summenparametern wie der<br />

Biomasse oder dem Gesamtchlorophyllgehalt zeigten die Ergebnisse unserer Studie Effekte<br />

<strong>auf</strong> die Periphytongemeinschaft in ähnlichen Konzentrationsbereichen wie Labor und andere<br />

Mikro- und Mesokosmenstudien (Dorigo and Leboulanger 2001; Knauert et al. 2009;<br />

Knauert et al. 2010; Pérès et al. 1996; Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005b; Traunspurger<br />

and Drews 1996).<br />

Für die Konzentrations-unabhängigen Wirkungsbeziehungen in dieser Studie so wie den<br />

stark variierenden Effektkonzentrationen aus der Literatur zwischen 5 und 1396,56 µg/L<br />

(Dorigo and Leboulanger 2001; Knauert et al. 2009; Knauert et al. 2010; Pérès et al. 1996;<br />

51


Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005b; Traunspurger and Drews 1996) können mehrere<br />

potentielle Erklärungen herangezogen werden. Zum einen wurden in den Studien<br />

unterschiedliche Endpunkte untersucht. Die Wirkung <strong>von</strong> Isoproturon basiert <strong>auf</strong> der<br />

Hemmung der Elektronen-Transportkette des PS II durch die Bindung <strong>von</strong> Isoproturon an<br />

das D1 Protein (Carvalho et al. 2007). Dementsprechend könnte man annehmen, dass<br />

Endpunkte, die im direkten Zusammenhag <strong>mit</strong> der Photosynthese stehen, sensitiver reagieren<br />

als andere Endpunkte wie z.B. die Biomasse. Diese Vermutung kann jedoch durch die bereits<br />

publizierten Effektkonzentrationen nicht bestätigt werden (Dorigo and Leboulanger 2001;<br />

Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005a). Als besonders sensitiv erwiesen sich die<br />

Artzusammensetzung und deren Veränderung (Pérès et al. 1996), <strong>auf</strong> die im Folgenden noch<br />

genauer eingegangen wird. Zusätzlich muss noch <strong>auf</strong>geführt werden, dass sich das<br />

Versuchsdesign und die Expositionsdauer in den verschiedenen Experimenten deutlich<br />

unterschieden haben.<br />

Einer der wichtigsten Gründe für die <strong>unterschiedlichen</strong> Effektkonzentrationen könnte eine<br />

Toleranzbildung der Periphyton- oder Phytoplanktongesellschaft sein. In einigen Studien<br />

konnte eine Veränderung der untersuchten Gesellschaften und eine verminderte Sensitivität<br />

nachgewiesen werden. Solch eine Toleranzbildung in einem Ökosystem kann durch die<br />

Selektion der sensitiven Arten, welche durch resistente Arten ersetzt werden, stattfinden<br />

(Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005a; Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and Altenburger 2005b).<br />

Es ist bekannt, dass durch Herbizide ein solcher Selektionsdruck <strong>auf</strong> natürliche<br />

Artgemeinschaften entstehen kann (Luoma 1977). Wenn eine Substanz <strong>auf</strong> eine Gesellschaft<br />

<strong>mit</strong> Spezies unterschiedlicher Sensitivität wirkt, kann es <strong>auf</strong>grund des Verschwindens der<br />

sensitiven Arten zu einer Restrukturierung dieser kommen.<br />

Solch eine Veränderung der Gesellschaft wurde bei einigen Studien für Isoproturon<br />

angeführt. Pérès et al. (1996) fand durch Isoproturon eine Selektion der resistenteren, da<br />

nicht betroffenen, heterotrophen im Vergleich zu autotrophen Arten. Es konnte ebenfalls bei<br />

der Kolonisation <strong>von</strong> Periphytongesellschaften deutlich eine Veränderung der<br />

Artenzusammensetzung in Periphytongesellschaft ab 40 µg/L, verursacht durch ein<br />

zahlreicheres Auftreten der Kieselalge Navicula haophilia, nachgewiesen werden. Zusätzlich<br />

stieg der PICT in niedrigen Konzentrationen an. Deshalb folgern die Autoren, dass ein<br />

Herbizid die Periphytongesellschaft und die da<strong>mit</strong> verbundene Primärproduktion verändern<br />

kann, selbst wenn die Kontamination unterhalb des akuten Wirklevels liegt (Sch<strong>mit</strong>t-Jansen<br />

and Altenburger 2005b). Die Tatsache, dass in der geringsten Testkonzentration die höchste<br />

52


Artanzahl gefunden wurde, wurde als Hinweis interpretiert, dass hier noch keine Selektion<br />

stattgefunden hat. Bei Exposition gegenüber 80 µg/L Isoproturon veränderte sich auch die<br />

Zusammensetzung einer Artengemeinschaft <strong>von</strong> Algen dramatisch (Sch<strong>mit</strong>t-Jansen and<br />

Altenburger 2005a).<br />

Die beobachtete unterschiedliche Sensitivität <strong>von</strong> Periphytonarten rührt vermutlich <strong>von</strong><br />

verschiedenen Aufnahmewegen des Herbizids, der Verfügbarkeit an der Thylakoidmembran<br />

oder dem Vorhandensein <strong>von</strong> Abbaumechanismen (Pérès et al. 1996).<br />

Eine Veränderung der Artzusammensetzung, welche als sensitivster Endpunkt zu erwarten<br />

ist, kann nur dann nachgewiesen werden, wenn auch entsprechende Testparameter untersucht<br />

werden. Dafür ist für eine Identifizierung der Gesellschaftsstruktur des Periphytons durch<br />

Taxonomie- oder Pigmentanalyse empfehlenswert (Dorigo and Leboulanger 2001). Andere<br />

Summenparameter, wie die untersuchte Biomasse oder der Gesamtchlorophyllgehalt, haben<br />

eine geringe Aussagekraft, da Effekte durch tolerantere Arten maskiert werden können. In<br />

der vorgestellten Mikrokosmosstudie konnte keine Konzentrations-Wirkungsbeziehung<br />

er<strong>mit</strong>telt werden, was vermutlich <strong>auf</strong> die zu Summenparameter Trockengewicht und<br />

Gesamtchlorophyllgehalt zurückgeführt werden kann. Es ist anzunehmen, dass bereits in<br />

geringeren Konzentrationen sensitive Arten <strong>auf</strong> Isoproturon reagierten, aber entstandene<br />

Lücken <strong>von</strong> toleranteren Arten <strong>auf</strong>gefüllt wurden. Solch ein Austausch ist bei der<br />

Betrachtung <strong>von</strong> Summenparametern nicht detektierbar. Erst bei sehr hohen<br />

Konzentrationen, wenn auch tolerantere Arten Effekte durch Isoproturon nicht mehr<br />

kompensieren können, kommt es zu einer Veränderung der Summenparameter.<br />

Eine Auswertung <strong>auf</strong> Artenniveau wäre für die Auswertung dieser Studie sehr hilfreich<br />

gewesen. Proben zur Bestimmung <strong>auf</strong> Artniveau wurden in dem vorgestellten<br />

Mikrokosmosversuch auch genommen, konnten aber <strong>auf</strong>grund des eingeschränkten<br />

zeitlichen Rahmens der PGS-Abschlussarbeit nicht mehr analysiert werden. Auch Dorigo<br />

und Leboulanger (2001) postulieren, dass durch eine geringere Aussagekraft <strong>von</strong><br />

Summenparametern zusätzlich die Gesellschaft bis <strong>auf</strong> die Artebene bestimmt werden sollte.<br />

Sie schlagen vor, die Spezieszusammensetzung wiederum <strong>mit</strong> weiteren funktionalen<br />

Parametern z.B. Fluoreszenz zu koppeln.<br />

Allgemein ist die Demonstration toxischer Effekte <strong>auf</strong> dem Community Level unter<br />

Feldbedingungen immer noch eine Herausforderung für Ökotoxikologen (Boivin et al. 2002).<br />

Spezies unterscheiden sich in ihrer Sensitivität gegenüber einem Schadstoff und eine „am<br />

sensitivste“ Art kann nicht generalisiert werden (Thurston et al. 1985).<br />

53


4.2 Fluroxypyr<br />

Im Gegensatz zum gut untersuchten Isoproturon liegen im Fall <strong>von</strong> Fluroxypyr und<br />

Clodinafop nur wenige Informationen für die Effekte <strong>auf</strong> Organismen in aquatischen<br />

Ökosystemen vor.<br />

Obwohl die Fluroxypyrkonzentration in den Mikrokosmen während des gesamten<br />

Versuchszeitraumes konstant <strong>auf</strong> dem dotierten Niveau war, konnte weder bei den<br />

abiotischen Parametern noch beim untersuchten Phytoplankton oder Periphyton ein<br />

eindeutiger Effekt <strong>auf</strong> das Periphyton der Aufwuchsträger nachgewiesen werden. Für einige<br />

wasserchemischen Parameter konnten Abweichungen festgestellt werden, die aber nicht<br />

direkt <strong>auf</strong> Fluroxypyr zurückgeführt werden konnten, da diese Abweichungen nicht konstant<br />

<strong>auf</strong>traten und auch keine Konzentrations–Wirkungsabhängigkeit <strong>mit</strong> steigender Fluroxypyr<br />

nachgewiesen werden konnte.<br />

Einzig bei den Probenahmen an der Mikrokosmoswand nimmt das Trockengewicht in einer<br />

zwar unterbrochenen aber trotzdem erkennbaren Konzentrations-Wirkungsbeziehung ab.<br />

Hier kann bei 3910 µg/L oder noch etwas deutlicher bei 19540 µg/L <strong>von</strong> einer eindeutigen<br />

Reduktion des Trockengewichts gesprochen werden. Beim Gesamtchlorophyllgehalt<br />

wiederum ist die Variation der Wandkontrollen zu hoch und die Reaktionen in den<br />

Konzentrationen zu variabel, um ebenfalls einen Effekt zu detektieren. Wenn auch nicht<br />

statistisch validierbar, könnte bei den Wandproben <strong>von</strong> einem Effekt ab 3910 bzw. 19540<br />

µg/L für das Wandperiphyton gesprochen werden.<br />

Es ist bekannt, dass Fluroxypyr für terrestrische Pflanzen hochgiftig ist, weshalb da<strong>von</strong><br />

auszugehen ist, dass durch drift oder run off <strong>von</strong> behandelten Flächen ein Risiko für<br />

aquatische Organismen und Nicht-Zielpflanzen entstehen kann (European-Commission<br />

1999). Es ist aber ebenfalls bekannt, dass nicht alle Pflanzen gleich <strong>auf</strong> auxinartige Herbizide<br />

reagieren. Im aquatischen Bereich wurde festgestellt, dass die Standardorganismen für<br />

ökotoxikologische Test wie Lemna und verschiedene Algen nicht sensitiv <strong>auf</strong> auxinartige<br />

Herbizide reagieren (Maltby et al. 2010). Als Vertreter der Gefäßpflanzen, wurde für Lemna<br />

gibba nach 14 tägiger Exposition gegenüber Fluroxypyr ein LC50 <strong>von</strong> 12300 µg/L<br />

veröffentlicht. Im Vergleich hierzu wurde bei der Alge Selenastrum capricornutum ein LC50<br />

<strong>von</strong> 49800 µg/L (120 h), bei Navicula pelliculosa einen EC50 <strong>von</strong> 74,7 µg/L (72 h) und bei<br />

Scenedesmus quadricauda ein EC50 <strong>von</strong> 52100 µg/L <strong>auf</strong> das Wachstum (96 h) nachgewiesen.<br />

Bei Exposition gegenüber Fluroxypyr-meptyl wies Senedesmus subspicatus ein EC50 <strong>von</strong> 470<br />

µg/L (72 h) <strong>auf</strong>.<br />

54


Cedergreen und Streibig (2005) untersuchten unter anderem den Effekt <strong>von</strong> Fluroxypyr <strong>auf</strong><br />

die Wasserlinse Lemna minor und die Grünalge Pseudokirchneriella subcapitata. Jedoch<br />

er<strong>mit</strong>telten sie, dass die synthetischen Auxine, im Vergleich zu anderen Wirkmechanismen,<br />

auch in sehr hohen Konzentrationen für die einzellige Alge nahezu untoxisch waren. Wang<br />

und Freemark (1995) kritisierten, dass die Unterschiede <strong>von</strong> Algen und Pflanzen bezüglich<br />

der Sensitivität gegenüber Fluroxypyr so groß wären, dass Algen als Stellvertreter für höhere<br />

Pflanzen in Toxizitätstests nicht eingesetzt werden sollten. Cedergreen und Streibig (2005)<br />

nehmen an, dass die Unempfindlichkeit <strong>von</strong> einzelligen Algen <strong>auf</strong> synthetische Auxine <strong>auf</strong><br />

der Tatsache beruht, dass sie als einzellige Organismen nicht durch Pflanzenhormone<br />

(Auxine) beeinflusst werden.<br />

Diese Begründung kann auch für die Unempfindlichkeit des Periphytons oder des<br />

Phytoplanktons in den hier untersuchten Mikrokosmen herangezogen werden. Da der<br />

Wirkmechanismus <strong>von</strong> Fluroxypyr als Wachstumsregulator bezeichnet wird, welcher sich<br />

durch übermäßiges Wachstum bei Makrophyten auszeichnet, ist es plausibel dass bei<br />

einzelligem Plankton bzw. Phytoplankton kein Effekt nachzuweisen ist. Denn bei einzelligen<br />

Organismen spielt das Zellwachstum keine Rolle. Die ersten Ergebnisse der hier<br />

vorgestellten Versuche zeigen, dass die <strong>von</strong> Maltby et al. (2010) vorgeschlagene<br />

Makrophytenart Myriophyllum die sensitivste Art gegenüber Fluroxypyr in den<br />

Mikrokosmen war (Schott et al. 2010). Es konnte ein EC50 <strong>von</strong> 94,5 µg/L Fluroxypyr für<br />

Myriophyllum errechnet werden.<br />

4.3 Clodinafop<br />

Bei Clodinafop konnte bei 1238 µg/L, der höchsten gestesteten Konzentration, ein Effekt <strong>auf</strong><br />

die abiotischen Parameter wie Leitfähigkeit, pH und Sauerstoffgehalt gefunden werden.<br />

Auch konnte eine deutliche Reduktion, sowohl des Trockengewichts als auch des<br />

Chlorophyllgehaltes beim Phytoplankton und Periphyton in dieser Konzentration<br />

nachgewiesen werden. Dieses konsistente Auftreten <strong>von</strong> Effekten bei allen getesteten<br />

Parametern weist dar<strong>auf</strong> hin, dass Clodinafop eindeutig die Biozönöse beeinträchtigt hat.<br />

Andererseits traten in diesem Mikrokosmos schon vor Applikation deutliche Unterschiede zu<br />

anderen Mikrokosmen <strong>auf</strong>. Deshalb kann <strong>mit</strong> den vorhandenen Daten noch nicht<br />

abschließend geklärt werden, ob die Effekte im Mikrokosmos <strong>auf</strong> Clodinafop<br />

zurückzuführen sind oder <strong>von</strong> anderen Faktoren beeinflusst wurden.<br />

55


Zu den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>von</strong> Clodinafop <strong>auf</strong> photosynthetisch aktive Organismen im<br />

aquatischen Bereich sind nur sehr wenige Daten veröffentlicht. Einer der wenigen Hinweise<br />

ist, dass die sensitivste aquatische Pflanze Lemna gibba (Dikotyledone) <strong>mit</strong> einem EC50 > 2.4<br />

mg/L ist (EPA 2000). Die Kieselalge Navicula pelliculosa ist <strong>mit</strong> einem EC50 > 3.0 mg/L die<br />

sensitivste Alge (EPA 2000). Ma et al. (2006) zeigt allgemein, dass der EC50 <strong>von</strong><br />

Raphidocelis subcapitata nach 96-stündiger Exposition gegenüber <strong>Herbiziden</strong>, welche die de<br />

novo Synthese <strong>von</strong> Fettsäuren durch die Inhibition der ACCasen inhibieren, zwischen 200–<br />

5300 µg/L variieren.<br />

Clodinafop-propargyl interagiert und inhibiert dadurch das Enzym Acetyl Co-enzyme A<br />

Carboxylase (ACCase), welches für die Fettsäuresynthese essentiell ist (EPA 2000). Die<br />

produzierten Fettsäuren werden unter anderem für das Wachstum der Pflanze benötigt. Die<br />

Sensitivität beruht <strong>auf</strong> der <strong>unterschiedlichen</strong> Abbaugeschwindigkeit des Herbizids in den<br />

Pflanzen. Im Gegensatz zu grasartigen Monokotyledonen ist die Acetyl-coenzyme A<br />

Carboxylase (ACCase) der meisten Dikotyledonen nicht sensitiv gegenüber AOPP<br />

<strong>Herbiziden</strong> (Prado et al. 1999; Tal et al. 1996). Clodinafop-propargyl wird dabei <strong>von</strong> der<br />

Esterform in die aktive Säure umgewandelt und dann zur inaktiven Form metabolisiert.<br />

Grasartige Unkräuter wie Bromus asper oder Echinocloa muricata können Clodinafop-<br />

propargyl nicht effektiv abbauen, wodurch sich das Herbizid in letalen Dosen in den<br />

meristematischen Wachstumspunkten akkumuliert. Deshalb wird Clordinafop zur Kontrolle<br />

verschiedener monoktolyedonen Gräser eingesetzt (Abbaspoor and Streibig 2005).<br />

Es ist möglich, dass der beobachtete Effekt beim Periphyton und Phytoplankton in der<br />

höchsten Konzentration <strong>von</strong> 1238 µg/L <strong>auf</strong> das Clodinafop zurückzuführen ist. Aufgrund des<br />

beschriebenen Wirkmechanismus kann auch bei ihnen <strong>von</strong> einer Beeinträchtigung der<br />

Fettsäuresynthese ausgegangen werden, was sich durch die reduzierte Biomasse und den<br />

geringeren Chlorophyllgehalt ausdrücken würde.<br />

Es ist anzunehmen, dass die <strong>unterschiedlichen</strong> Arten, aus denen sich das Periphyton und<br />

Phytoplankton zusammensetzt, unterschiedlich sensitiv <strong>auf</strong> Clodinafop reagieren. Bei diesem<br />

Szenario wäre es wahrscheinlich, dass auch hier sensitive Arten durch tolerante Arten ersetzt<br />

wurden. Dies ist, wie bereits für Isoproturon diskutiert, bei der ausschließlichen<br />

Untersuchung der Summenparameter Trockengewicht und Chlorophyllgesamtgehalt nicht zu<br />

detektieren.<br />

56


Die Effektkonzentrationen für Algen in der Literatur liegen für Clodinafop durchschnittlich<br />

bei über 2 mg/L. Die höchste gestestete Konzentration in den Mikrokosmen war 1238 µg/L,<br />

da die Testkonzentrationen im Hinblick <strong>auf</strong> die Sensitivität für aquatische Makrophyten<br />

ausgewählt wurden. Dementsprechend kann keine abschließende Bewertung für Clodinafop<br />

für das Periphyton und Phytoplankton im Mikroksomosversuch gegeben werden.<br />

a<br />

Abb. 4.1 a: Aufwuchsträger in Mikrokomos <strong>mit</strong> 1238 µg/L Clodinafop dotiert b: Aufwuchsträger in einem<br />

Kontrollmikrokosmos (8. Juni 2010)<br />

4.4 Methodik<br />

Im Folgenden Abschnitt wird <strong>auf</strong> einige methodische Details eingegangen, die bei der<br />

Interpretation der gewonnen Informationen oder bei der Planung ähnlicher Fragestellungen<br />

wichtige Ergänzungen darstellen.<br />

Aufgrund der großen Variabilität der Kontrollen und der großteils fehlenden Konzentrations-<br />

Wirkungsbeziehung zwischen den gestesteten Endpunkten und den Herbizidkonzentrationen<br />

war es in keinem der Fälle möglich, verlässliche EC50 Werte zu errechnen. Beispielsweise<br />

konnten für die Chlorophylldaten der Periphyton Wandprobenahme nach Datenanpassung,<br />

57<br />

b


die für den ECx Ansatz am besten geeignet waren, zwar EC50 Werte berechnet werden,<br />

jedoch war bei diesen der Vertrauensbereich zu groß, um zuverlässige Werte zu erhalten<br />

(Isoproturon EC50: 11,54, Konfidenzintervall 1,91-69,92) (Fluroxypyr EC50: 12,24,<br />

Konfidenzintervall 5,32x10 -7 -2,81x10 8 ) (Clodinafop EC50: 0,08, Konfidenzintervall 1,27x10 -<br />

10 -5,94x10 7 ). Deshalb wurde im Weiteren da<strong>von</strong> abgesehen, EC50 Werte zu errechnen.<br />

Aufgrund der geringen statistischen Power (keine Replikate) können die Effekte auch nicht<br />

<strong>mit</strong> anderen statistischen Methoden ausgewertet werden.<br />

Für künftige Studien wird deshalb empfohlen Replikate bzw. zumindest Pseudoreplikate zu<br />

verwenden, welche durch mehrere Proben aus einem Mikrokosmos gewonnen werden<br />

könnten. Hierdurch sind zukünftige Daten dann auch <strong>mit</strong> anderen Tests statistisch zu<br />

bearbeiten und detektierte Effekte können so<strong>mit</strong> abgesichert werden.<br />

Die Reaktionen der untersuchten Parameter können neben dem Einfluss der Herbizide auch<br />

durch andere abiotische bzw. biotische (indirekte) Faktoren beeinflusst werden. Dabei könnte<br />

eine Konkurrenz zwischen verschiedenen Arten einer trophischen Stufe genauso wie<br />

Interaktionen zwischen verschiedenen trophischen Stufen, also den Konsumenten, eine Rolle<br />

spielen. Vor allem die Verfügbarkeit <strong>von</strong> Nährstoffen sollte hier hervorgehoben werden, da<br />

die aquatischen Makrophyten <strong>mit</strong> den einzelligen Algen um sie konkurrieren. Aber auch<br />

interspezifische Interaktionen <strong>mit</strong> Weidegängern, zu denen in diesem Mikrokosmosversuch<br />

vor allem Schnecken gezählt werden können, fallen ins Gewicht.<br />

An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass bei der Erfassung des Trockengewichts<br />

des Planktons nicht zwischen Phyto- und Zooplankton unterschieden werden konnte. Auch<br />

beim Periphyton ist es möglich, dass „Weidegänger“, wie sehr kleine Schnecken, im<br />

Trockengewicht integriert wurden und dadurch nicht den realen Wert des Trockengewichtes<br />

repräsentieren. Bei den Probenahmen wurde zwar dar<strong>auf</strong> Acht gegeben, dass sich keine<br />

Schnecken in den Proben befinden, allerdings sind vor allem sehr kleine Schnecken in den<br />

dichter bewachsenen Aufwuchsträgern nicht gut zu detektieren. Deshalb muss der Parameter<br />

in diesem Zusammenhang etwas vorsichtiger als Indikator für den Zustand des<br />

Phytoplanktons oder Periphytons behandelt werden, da er unter Umständen nicht den realen<br />

Zustand in den Mikrokosmen repräsentieren kann. Den Einfluss der Schnecken <strong>auf</strong> das<br />

Trockengewicht beim Periphyton sollte man jedoch nicht überschätzen, denn in den meisten<br />

Mikrokosmen haben sich das Trockengewicht und der Gesamtchlorophyllgehalt parallel<br />

58


verhalten. Der Gesamtchlorophyllgehalt ist durch die oben genannten Gründe nicht<br />

beeinflussbar, wodurch er sich für die Bewertung besser eignet.<br />

Bei der Periphytonprobenahme ist es eine Herausforderung, eine repräsentative Probe zu<br />

nehmen, die das Ökosystem widerspiegelt. Zum einen ist das Periphyton nicht homogen, d.h.<br />

es wächst unterschiedlich je nach Substrat, Lichteinfall und Strömung. Zusätzlich konnte<br />

beim Betrachten der Aufwuchsträger während des Experimentes teilweise ein<br />

„Peelingeffekt“ beobachtet werden. Bei sehr dichtem Bewuchs lösen sich Teile des<br />

Periphytons ab. Dieses Phänomen kann als Ursache für die große Varianz innerhalb der<br />

Periphytonproben in diesem Versuch herangezogen werden. Die Methode, Aufwuchsträger<br />

zu verwenden, ist bei der Untersuchung <strong>von</strong> Periphyton weit verbreitet. Allerdings konnte in<br />

diesem Experiment eindeutig gezeigt werden, dass die verwendeten Aufwuchsträger nicht<br />

den realen Periphytonbewuchs innerhalb des Mikrokosmoses repräsentieren. Durch den<br />

optischen Unterschied <strong>auf</strong>merksam gemacht, wurde am Ende des Experimentes deshalb eine<br />

zusätzliche Probenahme des Periphytons an der Wand durchgeführt. Das Trockengewicht<br />

und das Gesamtchlorophyll waren bei den Wandproben teilweise bis um das 24-fache (bei<br />

Kontrollen) im Vergleich zu den Aufwuchsträgern gesteigert. Deshalb muss angenommen<br />

werden, dass die Aufwuchsträger in diesem Fall die Periphytongesellschaft im Mikrokosmos<br />

nicht ausreichend repräsentieren. Die gewonnen Daten können im Verhältnis zur jeweiligen<br />

Kontrolle dennoch in Relation gesetzt werden.<br />

Über die Ursachen der Abweichungen der Periphytondichte <strong>auf</strong> den Aufwuchsträgern im<br />

Vergleich zu den Mikrokosmoswänden kann spekuliert werden. Dabei kann potentiell die<br />

<strong>mit</strong>tige Position der Aufwuchsträger in den Mikrokosmen das dortige Lichtregime im<br />

Vergleich zu den Wänden oder die unterschiedliche Strömungsintensität eine Rolle spielen.<br />

Für zukünftige Experimente sollte deshalb diskutiert werden, ob es sinnvoll ist beim<br />

Periphyton direkte Wandproben den Aufwuchsträgern vorzuziehen. Von Vorteil wäre bei der<br />

Wandbeprobung, dass durch die größere Menge <strong>von</strong> Periphyton an der Wand, Effekte viel<br />

deutlicher detektiert werden könnten.<br />

Ein wichtiger Nachteil ist jedoch, dass eine solche Wandprobenahme <strong>mit</strong> mehreren<br />

methodischen Herausforderungen einhergeht. Zum einen ist die Probenahme selbst<br />

problematisch, da beim Abkratzen gelöste Periphytonflocken nicht mehr integriert werden<br />

können. Aber vor allem bei wiederholten Probenahmen ist es auch <strong>von</strong> Bedeutung an<br />

welcher Stelle im Mikrokosmos die Probe genommen werden, da<strong>mit</strong> sie repräsentativ ist.<br />

Sonst können Faktoren wie unterschiedliche Stömungs- oder Lichteinflüsse ebenfalls<br />

59


Einfluss <strong>auf</strong> die Periphytondichte haben. Zusätzlich sollte für eine Vergleichbarkeit<br />

gewährleistet werden, dass Proben in anderen Mikrokosmen an der genau gleichen Stelle<br />

gezogen werden können.<br />

Auch sind die eigentliche Technik bzw. die Utensilien der Probenahme <strong>von</strong> Bedeutung. Im<br />

vorliegenden Experiment wurde die Wand <strong>mit</strong> einem Schaber und einem anhängenden Netz<br />

abgeschabt. Mit der Gummilippe wurde das Periphyton abgeschabt und durch die<br />

Aufwärtsbewegung beim Schaben im Netz <strong>auf</strong>gefangen. Diese Handhabung hat den<br />

Nachteil, dass es nur eine Möglichkeit gibt, die Probe zu nehmen, eine Nachprobe wäre nicht<br />

möglich.<br />

Diese Diskussion zeigt, dass viele Aspekte bei den Probenahmen für das Periphyton zu<br />

beachten sind. Es wird für künftige Studien empfohlen, die Art der Probenahme bzw. des<br />

Probenortes passend zur Fragestellung auszuwählen. Hierdurch könnten eventuell Defizite<br />

verringert werden.<br />

Ein weiteres interessantes Phänomen konnte er<strong>mit</strong>telt werden: bei Isoproturon und in einigen<br />

Fällen bei Clodinafop konnte teilweise in den geringen bzw. teilweise auch in den geringsten<br />

Konzentrationen ein fördernder Effekt für die untersuchten Parameter festgestellt werden.<br />

Dieser in der Literatur als Hormesis bezeichneter Effekt ist zwar gut bekannt, deren Ursache<br />

wird aber <strong>von</strong> Experten noch diskutiert (Belz et al. 2008). Inwiefern Hormesis in den<br />

Mikrokosmen beim untersuchten Periphyton und Phytoplankton als Erklärungsgrund<br />

herangezogen werden kann, ist jedoch <strong>auf</strong>grund der Datenlage nicht zu klären.<br />

4.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Isoproturon als Photosynthesehemmer hat <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> das Periphyton<br />

(LOEC: 145 µg/L) und das Phytoplankton (LOEC: 58 µg/L). Obgleich nicht<br />

endgültig übertragbar, bewegen sich die Effektkonzentrationen des Periphytons<br />

und des Phytoplanktons im Vergleich zu den Makrophyten (Myriophyllum EC50:<br />

132,8 m/L; Glyceria EC50: 96,0 µg/L) <strong>auf</strong> einem leicht erhöhten Niveau.<br />

Besonders sensitiv stellt sich das Periphyton an der Wand des Mikrokosmoses dar<br />

(LOEC 9,3 µg/L).<br />

• Fluroxypyr als Wachstumsregulator hatte keine <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> das<br />

Phytoplankton und das Pheriphyton. Wie erwartet hat sich Myriophyllum (EC50:<br />

60


94,5 µg/L) im Vergleich zu Glyceria (EC50: 486,3 µg/L) und Landoltia (LOEC:<br />

19540 µg/L) als sensitivster Makrophyt erwiesen.<br />

• Es kann nicht endgültig erklärt werden, ob die Effekte beim Periphyton und<br />

Phytoplankton (LOEC 1238 µg/L) <strong>auf</strong> den Fettsäuresynthesehemmer Clodinafop<br />

direkt zurückzuführen sind. Die Wasserlinse Landoltia zeigt in dieser<br />

Konzentration ein reduziertes Trockengewicht (LOEC 1238 µg/L), wohingegen<br />

bei Myriophyllum keine Effekte detektiert werden konnten. Glyceria hat sich wie<br />

vermutet als sensitivste Testspezies (EC50: 48,7µg/L) erwiesen.<br />

• Allgemein konnten keine Konzentrations-Wirkungsbeziehungen für die<br />

gestesteten Parameter beim Phytoplankton und Periphyton bei den untersuchten<br />

<strong>Herbiziden</strong> festgestellt werden (und daraus folgend auch keine<br />

Effektkonzentrationen berechnet werden). Als potentielle Ursache hierfür ist<br />

anzuführen, dass die gewählten Endpunkte Summenparameter darstellen.<br />

Reaktionen der Summenparameter können durch Verschiebung des<br />

Artenspektrums, was die wahrscheinlich sensitivste Reaktion darstellt,<br />

verschleiert werden. Für zukünftige Versuche wird deshalb zusätzlich die<br />

Bestimmung der Proben bis <strong>auf</strong> das Artniveau empfohlen.<br />

• Für künftige Fragestellungen wird deshalb ebenfalls empfohlen mehrere Replikate<br />

bzw. Pseudoreplikate einzusetzen, um Effekte auch bei fehlenden Konzentration-<br />

Wirkungs-Beziehungen statistisch auswerten zu können.<br />

• Da ein deutlicher Unterschied des Periphytons an den Auswuchsträgern und der<br />

Mikrokosmoswand detektiert werden konnte, sollte bei künftigen Fragestellungen<br />

evaluiert werden, welcher Probennahmeort das Ökosystem besser repräsentiert.<br />

• Die Unempfindlichkeit des Periphytons und des Phytoplanktons im Vergleich zu<br />

den einzelnen Makrophyten weist <strong>auf</strong> die Notwendigkeit der Überarbeitung der<br />

derzeitige Risikobewertung der Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel - EU Direktive 91/414/EEC<br />

(EU 1997) hin.<br />

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