PDF (12.3 MB) - Fachbuch-Journal
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jungen Menschen und ihren Familien<br />
zu nutzen. Der „Frankfurter“<br />
verfolgt außerdem explizit<br />
das Ziel, „eine rechtsdogmatisch<br />
gründliche wie sozialwissenschaftlich/sozialpädagogischbegründete<br />
Orientierung für Recht<br />
und Praxis der Kinder- und Jugendhilfe<br />
zu geben, bei welcher<br />
der Praxis nicht nur Grenzen,<br />
sondern auch die Spielräume für<br />
fachliches Handeln sowie deren<br />
gesetzliche Sicherung aufgezeigt<br />
werden“ sollen (Vorwort S.<br />
5). Dies ist dem Werk wie auch<br />
schon den Vorauflagen erneut<br />
beispielhaft gelungen.<br />
Die Gliederung ist im Wesentlichen<br />
unverändert geblieben<br />
und entspricht der Reihenfolge<br />
der Paragrafen des SGB VIII.<br />
Den einzelnen Erläuterungen<br />
sind durchgängig kurze Inhaltsübersichten<br />
vorangestellt. Das<br />
Werk wird ergänzt durch meist<br />
recht umfangreiche, einen guten<br />
Überblick verschaffende Vorbemerkungen<br />
zu den einzelnen<br />
Kapiteln – und auch meist zu den jeweiligen Abschnitten –<br />
des SGB VIII. Darüber hinaus enthält das Werk die üblichen<br />
Inhalts-, Abkürzungs-, Literatur- und Stichwortverzeichnisse<br />
sowie einen anschaulichen, prägnanten und gerade für „Einsteiger“<br />
empfehlenswerten Anhang zum Verfahren und zum<br />
Rechtsschutz (Verwaltungsverfahren, Widerspruchsverfahren<br />
und Gerichtsverfahren nach SGB I und X sowie nach der Verwaltungsgerichtsordnung).<br />
Die wesentliche inhaltliche Neuerung durch die 7. Auflage<br />
(Gesetzesstand zum 01.10.2012) ist die Einbeziehung des<br />
Bundeskinderschutzgesetzes mit dessen zahlreichen Änderungsvorschriften<br />
zum SGB VIII und mit dem Gesetz zur<br />
Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG). Dabei<br />
bestechen vor allem die Ausführungen von Meysen zu den §§<br />
8a und 8b SGB VIII sowie zum KKG. Neu kommentiert sind<br />
die Regelungen zum Bereich von „U 3“ von Lakies sowie der<br />
Abschnitt zur Vormundschaft, Pflegschaft und Beistandschaft<br />
von Hoffmann/Proksch. Auch zahlreiche weitere Kommentierungen<br />
sind neu bearbeitet, teilweise gestrafft, aber auch<br />
in Schwerpunkten vertieft worden, um den Bedürfnissen der<br />
Praxis noch besser gerecht zu werden.<br />
Selbstverständlich kommt es bei der Besprechung eines Kommentars<br />
nicht darauf an, ob dort auch die eigenen Auffassungen<br />
geteilt werden, wie dies auch hier naturgemäß nicht<br />
immer der Fall ist (vgl. z. B. § 74 Rz. 20 ff, wo ich entgegen<br />
der dort vertretenen Auffassung von Münder der Meinung<br />
bin, dass unter bestimmten Voraussetzungen ein Rechtsanspruch<br />
eines Trägers der freien Jugendhilfe auf Förderung<br />
dem Grunde nach besteht – sowie ggf. auf befristete, degressiv<br />
zu gestaltende Fortsetzungs- oder „Auslauf“-Förderung<br />
aus Gründen des Vertrauensschutzes). Auch bei der Abgrenzung<br />
von objektiven Rechtsverpflichtungen und subjektiven<br />
Rechtsansprüchen (Münder VorKap 2, Rz. 7 ff) nehme ich<br />
RECHT<br />
einige etwas anders akzentuierte<br />
dogmatische Abgrenzungen vor<br />
(Wabnitz, Rechtsansprüche gegenüber<br />
Trägern der öffentlichen<br />
Kinder- und Jugendhilfe nach<br />
dem Achten Buch Sozialgesetzbuch<br />
(SGB VIII), Berlin 2005, z.<br />
B. S. 119 ff). Schließlich habe ich<br />
ein wenig vermisst, dass in dem<br />
sonst sehr umfangreichen Literaturverzeichnis<br />
nicht auch meine<br />
Monografie: „Vom KJHG zum<br />
Kinderförderungsgesetz. Die Geschichte<br />
des Achten Buches Sozialgesetzbuch<br />
von 1991 bis 2008,<br />
Berlin 2009“ aufgeführt ist, die<br />
m. W. detaillierteste historische<br />
Darstellung des Rechtsgebiets für<br />
den gekennzeichneten Zeitraum.<br />
Was ist grundsätzlich kritisch anzumerken?<br />
Nicht viel, wenn man<br />
akzeptiert, dass die Autoren den<br />
eindeutigen Schwerpunkt ihrer<br />
Erläuterungen im Leistungsrecht<br />
gesetzt haben. Akzeptiert man<br />
dies und möchte man zugleich<br />
den seitenmäßigen Umfang des<br />
Werkes begrenzt halten, so muss<br />
man in Kauf nehmen, dass die Erläuterungen zu nicht wenigen<br />
Paragrafen im „hinteren“ Teil des SGB VIII (etwa zu §§ 82<br />
bis 84, 85 ff) mitunter recht knapp ausgefallen sind.<br />
Der Frankfurter Kommentar reiht sich in eine stattliche Zahl<br />
von am Markt befindlichen kürzeren, längeren oder sehr umfangreichen,<br />
mitunter auch mehrbändigen Kommentaren ein,<br />
die – wie hier – als gebundenes Werk oder in Loseblattform<br />
ediert werden. Der „Frankfurter“ nimmt in diesem Spektrum<br />
vom Umfang her einen „gehobenen mittleren“ Platz ein, besticht<br />
jedoch nach vielen Vorauflagen und damit immer wieder<br />
vorgenommenen Überarbeitungen durch wirklich „konsolidierte“<br />
Erkenntnisse, grundsätzliche Sichtweisen „aus einem<br />
Guss“, ausgereifte Formulierungen sowie durchgängig präzise<br />
Informationen auch im Detail. Er ist deshalb, nicht zuletzt<br />
auch wegen seines günstigen, gegenüber der Vorauflage nur<br />
um einen einzigen Euro gestiegenen Preises, sowohl Praktikern<br />
als auch Studierenden sowie allen wissenschaftlich Interessierten<br />
uneingeschränkt zu empfehlen. Der „Frankfurter<br />
Kommentar“ ist unverändert eines derjenigen Erläuterungswerke<br />
zum SGB VIII, zu denen ich – auch als Mitautor bei<br />
anderen „konkurrierenden“ Werken – besonders häufig greife.<br />
Ich bin ganz sicher, dass der Frankfurter Kommentar auch<br />
künftig seinen besonders prominenten Platz in der Kommentarlandschaft<br />
zum SGB VIII haben wird. (rjw)<br />
Professor Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Joachim Wabnitz,<br />
Magister rer. publ., Ministerialdirektor a. D., ist seit 2000<br />
Professor für Rechtswissenschaft, insbesondere Familien-<br />
und Jugendhilferecht, im Fachbereich Sozialwesen<br />
an der Hochschule RheinMain.<br />
reinhard.wabnitz@gmx.de<br />
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