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IM FOKUS: WISSENSCHAFTLICHE SAMMLUNGEN beginnenden 16. Jahrhundert, über das Buch als Zeichen (wie „die Thematisierung des Buches als eines Zeichens für eine Erscheinungsform des menschlichen Gedächtnisses“, S. 85) und zur Theorie und Praxis sprachwissenschaftlichen Arbeitens in der Frühen Neuzeit. Da sind Beiträge zu einzelnen Sammlungen zu finden, beispielsweise über den Sammler und Vermittler von Wissen Renward Cysat (1545–1614) („ein Schatz, den es noch zu heben gilt“, S. 130) und, gleich zweimal, über die Waldecker Fürsten, zum ersten als Mäzene der Universitätsbibliothek Göttingen, zum anderen über die Klebebände der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek in Arolsen als „eine Form der Aufbewahrung von Druckgraphik, einer Sammlung von Kupferstichen, Holzschnitten und Radierungen, die zwischen den Seiten buchartig gebundener Klebebände mit Kleister fixiert verwahrt wurden“ (S. 24). Schließlich gibt es Beiträge über Autoren wie die Brüder Johann Elias (1719–1749) und Johann Adolf Schlegel (1721– 1793) mit dem 1746 erschienenen „Buch ohne Titel“, Hartmann Schedel (1440–1514) mit der berühmten Weltchronik von 1493 sowie Albrecht Dürer mit dem Festungsbuch „Etliche vnderricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/vnd flecken“ von 1527 „als Sachbuch und herrschaftspragmatisches Pamphlet“ (S. 231). Fazit: Ein Band mit vielen Einzelaspekten zu Mittelalter und Früher Neuzeit, sehr zu empfehlen. Abschließend eine Veröffentlichung zu Raub und Vernichtung von Sammlungen: NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven: Viertes Hannoversches Symposium / im Auftrag der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek Hrsg. Regine Dehnel. Frankfurt am Main: Klostermann, 2012. 540 S. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderband; 108) ISBN 978-3-465- 03761-3 € 89.10 2002 begann eine bibliothekarische Erfolgsgeschichte. In Hannover fand ein Symposium unter dem Titel Jüdischer Buchbesitz als Beutegut statt. Die Autoren machten deutlich, dass nicht nur in Museen, sondern auch in Bibliotheken nach geraubtem jüdischem Kulturgut systematisch gesucht werden muss. In Anlehnung an eine Handreichung für Museen entstand ein Leitfaden für die Suche nach Raubgut in den Bibliotheken. Auf dem Folgetreffen Jüdischer Buchbesitz als Raubgut 2005 stand der internationale Aspekt im Vordergrund. Die Beiträge zeigten, dass die nationalsozialistischen Verbrechen in ganz Europa noch heute Spuren hinterlassen haben, die als Grundlage für gerechte und faire Lösungen bei der Restitution von geraubtem und abgepresstem Kulturgut 24 1 I 2013 wissenschaftlich erforscht werden müssen. Das große Interesse an diesem Thema führte dazu, dass sich Experten 2007 in Hannover zum dritten Erfahrungsaustausch trafen. Das Motto blieb das gleiche: NS-Raubgut in Bibliotheken: Suche, Ergebnisse, Perspektiven. Die Ergebnisse dieser Symposien sind gut dokumentiert. Das vierte Symposium fand 2011 unter dem Motto NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven statt. Die Ergebnisse liegen in einem beeindruckenden 540 Seiten umfassenden Werk vor. Dieses Symposium erweitert die Sichtweise und die Institutionen. Während im Mittelpunkt der früheren Symposien das NS-Raubgut in den Bibliotheken stand, wurden die Museen und Archive mit einbezogen, denn „das hochgradig vernetzte, grenzüberschreitend Agieren der mit Kulturgüterraub befassten Nationalsozialisten erfordert … ein institutionsübergreifendes, interdisziplinäres und internationales Arbeiten.“ (S. 18) Vor mehr als 100 Bibliothekaren, Museumsfachleuten, Archivaren und Wissenschaftlern mehrerer Fachdisziplinen wurden in fünf Teilen in über 30 Beiträgen neben zusammenfassenden Betrachtungen Projekte aus Deutschland, Lettland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz vorgestellt und diskutiert. Einige Beiträge aus Museen sollen herausgegriffen werden: Der Stand der Provenienzforschung im Staatlichen Museum Schwerin, am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover und im Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur- und Zeichenkunst, die Beschlagnahme jüdischer Kunstsammlungen 1938/39 in München (hierzu gehören u.a. die Majolikasammlung von Alfred Pringsheim und die Sammlung des renommierten Kunsthändlers Otto Bernheimer), das Schicksal der Museumsbestände Lettlands im Zweiten Weltkrieg (insbesondere die Rolle des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg), die Provenienzforschung zu Porzellanen (z.B. die Sammlung von Ferdinand Bloch-Bauer) und die Kunsthandlungen und Auktionshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien 1936–1945 und ihre Schlüsselrolle im nationalsozialistischenKunsthandel. Die noch nicht vollendeten Projekte und die Hinweise auf Desiderate und Defizite zeigen, dass ein fünftes Symposium dringend geboten ist. Zur besseren Übersicht sollte in dem dann folgenden Tagungsbericht ein Personen-, Orts- und Sachregister alle bisher erschienenen Bände erschließen. Fazit: Ein Muss für alle, die sich mit dem NS- Raubgut beschäftigen. t

IM FOKUS: WISSENSCHAFTLICHE SAMMLUNGEN WISSENSCHAFTLICH ARBEITEN • Wissenschaftlich formulieren • Richtig wissenschaftlich schreiben • Schreibdenken • Schreiben lehren, Schreiben lernen • Wissenschaftlich Arbeiten von Abbildung bis Zitat

IM FOKUS: WISSENSCHAFTLICHE SAMMLUNGEN<br />

beginnenden 16. Jahrhundert, über das Buch als Zeichen (wie<br />

„die Thematisierung des Buches als eines Zeichens für eine Erscheinungsform<br />

des menschlichen Gedächtnisses“, S. 85) und<br />

zur Theorie und Praxis sprachwissenschaftlichen Arbeitens in<br />

der Frühen Neuzeit.<br />

Da sind Beiträge zu einzelnen Sammlungen zu finden, beispielsweise<br />

über den Sammler und Vermittler von Wissen Renward<br />

Cysat (1545–1614) („ein Schatz, den es noch zu heben<br />

gilt“, S. 130) und, gleich zweimal, über die Waldecker Fürsten,<br />

zum ersten als Mäzene der Universitätsbibliothek Göttingen,<br />

zum anderen über die Klebebände der Fürstlich Waldeckschen<br />

Hofbibliothek in Arolsen als „eine Form der Aufbewahrung<br />

von Druckgraphik, einer Sammlung von Kupferstichen, Holzschnitten<br />

und Radierungen, die zwischen den Seiten buchartig<br />

gebundener Klebebände mit Kleister fixiert verwahrt wurden“<br />

(S. 24).<br />

Schließlich gibt es Beiträge über Autoren wie die Brüder Johann<br />

Elias (1719–1749) und Johann Adolf Schlegel (1721–<br />

1793) mit dem 1746 erschienenen „Buch ohne Titel“, Hartmann<br />

Schedel (1440–1514) mit der berühmten Weltchronik<br />

von 1493 sowie Albrecht Dürer mit dem Festungsbuch „Etliche<br />

vnderricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/vnd flecken“<br />

von 1527 „als Sachbuch und herrschaftspragmatisches Pamphlet“<br />

(S. 231).<br />

Fazit: Ein Band mit vielen Einzelaspekten zu Mittelalter und<br />

Früher Neuzeit, sehr zu empfehlen.<br />

Abschließend eine Veröffentlichung zu Raub und Vernichtung<br />

von Sammlungen:<br />

NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven: Viertes<br />

Hannoversches Symposium / im Auftrag der Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische<br />

Landesbibliothek Hrsg. Regine<br />

Dehnel. Frankfurt am Main: Klostermann,<br />

2012. 540 S. (Zeitschrift für<br />

Bibliothekswesen und Bibliographie:<br />

Sonderband; 108) ISBN 978-3-465-<br />

03761-3 € 89.10<br />

2002 begann eine bibliothekarische Erfolgsgeschichte.<br />

In Hannover fand ein<br />

Symposium unter dem Titel Jüdischer<br />

Buchbesitz als Beutegut statt. Die Autoren<br />

machten deutlich, dass nicht nur<br />

in Museen, sondern auch in Bibliotheken<br />

nach geraubtem jüdischem Kulturgut<br />

systematisch gesucht werden muss.<br />

In Anlehnung an eine Handreichung<br />

für Museen entstand ein Leitfaden für<br />

die Suche nach Raubgut in den Bibliotheken.<br />

Auf dem Folgetreffen Jüdischer<br />

Buchbesitz als Raubgut 2005 stand der<br />

internationale Aspekt im Vordergrund.<br />

Die Beiträge zeigten, dass die nationalsozialistischen<br />

Verbrechen in ganz Europa<br />

noch heute Spuren hinterlassen haben,<br />

die als Grundlage für gerechte und<br />

faire Lösungen bei der Restitution von<br />

geraubtem und abgepresstem Kulturgut<br />

24 1 I 2013<br />

wissenschaftlich erforscht werden müssen. Das große Interesse<br />

an diesem Thema führte dazu, dass sich Experten 2007 in<br />

Hannover zum dritten Erfahrungsaustausch trafen. Das Motto<br />

blieb das gleiche: NS-Raubgut in Bibliotheken: Suche, Ergebnisse,<br />

Perspektiven. Die Ergebnisse dieser Symposien sind<br />

gut dokumentiert.<br />

Das vierte Symposium fand 2011 unter dem Motto NS-Raubgut<br />

in Museen, Bibliotheken und Archiven statt. Die Ergebnisse<br />

liegen in einem beeindruckenden 540 Seiten umfassenden<br />

Werk vor. Dieses Symposium erweitert die Sichtweise und<br />

die Institutionen. Während im Mittelpunkt der früheren Symposien<br />

das NS-Raubgut in den Bibliotheken stand, wurden die<br />

Museen und Archive mit einbezogen, denn „das hochgradig<br />

vernetzte, grenzüberschreitend Agieren der mit Kulturgüterraub<br />

befassten Nationalsozialisten erfordert … ein institutionsübergreifendes,<br />

interdisziplinäres und internationales Arbeiten.“<br />

(S. 18)<br />

Vor mehr als 100 Bibliothekaren, Museumsfachleuten, Archivaren<br />

und Wissenschaftlern mehrerer Fachdisziplinen wurden<br />

in fünf Teilen in über 30 Beiträgen neben zusammenfassenden<br />

Betrachtungen Projekte aus Deutschland, Lettland, Österreich,<br />

den Niederlanden und der Schweiz vorgestellt und<br />

diskutiert.<br />

Einige Beiträge aus Museen sollen herausgegriffen werden:<br />

Der Stand der Provenienzforschung im Staatlichen Museum<br />

Schwerin, am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover<br />

und im Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur-<br />

und Zeichenkunst, die Beschlagnahme jüdischer Kunstsammlungen<br />

1938/39 in München (hierzu gehören u.a. die Majolikasammlung<br />

von Alfred Pringsheim und die Sammlung des<br />

renommierten Kunsthändlers Otto Bernheimer), das Schicksal<br />

der Museumsbestände Lettlands im Zweiten Weltkrieg (insbesondere<br />

die Rolle des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg),<br />

die Provenienzforschung<br />

zu Porzellanen<br />

(z.B. die Sammlung von<br />

Ferdinand Bloch-Bauer)<br />

und die Kunsthandlungen<br />

und Auktionshäuser<br />

von Adolf Weinmüller<br />

in München und Wien<br />

1936–1945 und ihre<br />

Schlüsselrolle im nationalsozialistischenKunsthandel.<br />

Die noch nicht vollendeten<br />

Projekte und die<br />

Hinweise auf Desiderate<br />

und Defizite zeigen, dass<br />

ein fünftes Symposium<br />

dringend geboten ist.<br />

Zur besseren Übersicht<br />

sollte in dem dann folgenden<br />

Tagungsbericht<br />

ein Personen-, Orts- und<br />

Sachregister alle bisher<br />

erschienenen Bände erschließen.<br />

Fazit: Ein Muss für alle,<br />

die sich mit dem NS-<br />

Raubgut beschäftigen. t

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