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PDF (12.3 MB) - Fachbuch-Journal

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wurde nicht in der Tiefe erläutert. Die Ansätze zeigen aber<br />

deutlich, dass für Publikationen, zu deren Veröffentlichung<br />

Dienstleistungen Dritter in Anspruch genommen werden, weitere<br />

neue Finanzierungsmodelle entstehen. Sie ergänzen die<br />

bereits bekannten Green-, Grey- und Golden-Road-Modelle 29 ,<br />

bei denen der Autor bzw. die Organisation, für die er tätig<br />

ist, und der Verlag gemeinsam flexibel entscheiden, wie die<br />

Arbeit angeboten werden soll: Frei für jedermann verfügbar,<br />

dann bezahlt der Autor Produktion und Bereitstellung,<br />

oder herkömmlich zum Kauf durch den Interessenten oder<br />

als Mischmodell, das verschiedene Zielgruppen berücksichtigt.<br />

Das neue Synonym für die Finanzierung von Seiten des Autors<br />

heißt APC, doch darüber, ob dieses Kürzel für „article<br />

publishing charge“ oder „article processing charge“ steht, gibt<br />

es einen kleinen Glaubenskrieg. Beides meint zwar dasselbe.<br />

Nach Ansicht der Fachleute ist es aber für die Außenwahrnehmung<br />

von großer Bedeutung, ob man Kosten für eine Veröffentlichung<br />

eines Forschungsergebnisses berechnet, oder<br />

Kosten für die Verarbeitung und Aufbereitung von Daten zu<br />

einer Publikation. „Der Verlagsindustrie ist es nicht gelungen,<br />

öffentlich darzustellen, welchen Wert ihre Arbeit hat“, so der<br />

CEO der STM Association, Michael Mabe. In der Paneldiskussion<br />

zum Abschluss der APE 2013 rief er dazu auf, die Leistung<br />

der Verlage durch mehr Marketing und Werbung transparenter<br />

zu machen.<br />

Wissenschaftspublikation heute:<br />

100 Petabyte Daten ...<br />

Aber auch die gelungenste Kampagne wäre nur ein Tropfen<br />

auf den Buschbrand, der rund um die traditionelle akademische<br />

Verlagsbranche lodert. Neben der Neuordnung des Finanzierungssystems<br />

für das akademische Publizieren stehen<br />

die weltweiten hochdynamischen Marktverschiebungen und<br />

die großen technischen Herausforderungen der neuen Digitalforschungswelt,<br />

die immer neue Glutnester entstehen lassen.<br />

Wie Pilze schießen unzählige neue Mitbewerber aus dem<br />

Boden und bei der Technik fordern Forschungsdatensätzen<br />

und Big Data neue Angebote und neues Denken. Dr. Salvatore<br />

Mele, Head of Open Access von CERN und Koordinator<br />

der im Oktober 2012 gestarteten CERN Open Access Initiative<br />

SCOAP3 30 , zeichnete in einem fulminanten Vortrag über Physik<br />

und Publizieren ein völlig neues Bild der Wissenschaft;<br />

einer Wissenschaft, deren Forschungsarbeit und -ergebnisse<br />

mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr zu kommunizieren<br />

und zu dokumentieren sind. CERN verschickt die mit seinen<br />

Anlagen gewonnenen Datenströme pausenlos rund um die<br />

Welt, wo sich unzählige Forscherinnen und Forscher darauf<br />

stürzen, um jedes Bit zu untersuchen. Der Datenaustausch<br />

erfolgt dynamisch. Die Datenmenge vor Ort nähert sich 100<br />

Petabyte. Mele engagiert sich auch seit Jahren in Projekten<br />

wie der Alliance Permant Access APA 31 zum langfristigen Erhalt<br />

von Forschungsdaten.<br />

29 http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de<br />

30 http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Access<br />

31 http://press.web.cern.ch/press-releases/2012/10/scoap3-open-accessinitiative-launched-cern<br />

Vera Münch<br />

Freie <strong>Journal</strong>istin und<br />

PR-Beraterin/PR+Texte<br />

vera-muench@kabelmail.de<br />

IM FOKUS: OPEN ACCESS<br />

... und 1000 neue Mitbewerber aus allen Ecken<br />

der Welt und der Wissenschaft<br />

Wie turbulent es im Marktumfeld der akademischen Verlage<br />

zugeht, wird an den Erfolgsgeschichten von PLOS 32 ,<br />

der Public Library of Science und dem Open Access Publisher<br />

BioMedCentral 33 deutlich. In nur zehn Jahren ist PLOS<br />

mit seinen Open Access <strong>Journal</strong>en zu einer unübersehbaren<br />

Größe des akademischen Publikationsmarkts geworden, der<br />

Gluejar-Gründer Eric Hellman prognostiziert, dass sie bis 2016<br />

Elsevier als größten Verlag für Fachjournale überholt haben<br />

wird. BioMedCentral 34 , nach einem Jahrzehnt bereits ebenso<br />

fest etabliert, kommt nun mit einem neuen GigaScience 35<br />

Open-Access-Open-Data-<strong>Journal</strong>, das „Verbreitung, Organisation,<br />

Verständnis und Nutzung von Forschungsdaten revolutionieren<br />

soll“. Die Aufsätze im GigaScience-<strong>Journal</strong> werden<br />

mit einer riesigen Datenbank verlinkt, in der die Forschungsdatensätze<br />

gespeichert sind. Datenanalysewerkzeuge und<br />

Cloud-Computing-Rechen- und Speicherkapazitäten sollen<br />

ebenfalls breitgestellt werden. In diese Erfolgsgeschichten aus<br />

der jüngsten Vergangenheit reiht sich auch der 2002 gegründete<br />

Londoner Verlag „Faculty of 1000“ ein, über den Dr.<br />

Rebecca Lawrence auf der APE 2013 berichtete. Er hat sich<br />

zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Veröffentlichungen in<br />

Biologie und medizinischer Forschung aus der Flut der Publikationen<br />

zu ermitteln und weiterzuempfehlen. Mittlerweile<br />

sind aus den 1000 „Faculty members“ 5000 und noch einmal<br />

so viele wissenschaftliche Assistenten geworden. Zu diesen Initiativen<br />

kommen in immer kürzeren Abständen immer mehr<br />

von Regierungseinrichtungen, Weltorganisationen, Universitäten<br />

und Fachgesellschaften vorangetriebene Initiativen wie<br />

Scielo 36 , die Open Access Scientific Electronic Library Online,<br />

die in Südamerika aufgebaut wurde und bereits einen riesigen<br />

Fundus akademischer Publikationen bereitstellt. Nun geht es<br />

also bei den Büchern weiter mit Neugründungen wie OAPEN;<br />

Knowledge Unlatched und Unglue.it und jeder weiß, dass alle<br />

aufgeführten erst die Vorhut des neu entstehenden globalen<br />

Publikationsmarktes sind.<br />

Die APE 2013 ließ keine Zweifel daran, dass man sich heute<br />

noch nicht annähernd vorstellen kann, welche Ideen morgen<br />

aus der Menge der über 7 Milliarden Menschen auf dieser<br />

Erde kommen werden. Ohne Entwicklungen zu bewerten<br />

oder hervorzuheben, warf die hervorragende Konferenz ein<br />

Schlaglicht auf die gesamte Bandbreite dessen, was sich in<br />

der Wissenschaftspublikation abspielt. Die Verlagswelt durchlebt<br />

wirklich spannende Zeiten. Die 9. APE ist für 28. und 29.<br />

Januar 2014 geplant. t<br />

32 http://www.alliancepermanentaccess.org/<br />

33 http://www.plos.org/<br />

34 http://www.biomedcentral.com/<br />

35 http://www.biomedcentral.com/<br />

36 http://www.gigasciencejournal.com/<br />

1 I 2013 11

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