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THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER EXISTENZANALYTISCH-<br />

LOGOTHERAPEUTISCHEN AUSBILDUNG. EIN KONDENSAT.<br />

RUDOLF P. WAGNER<br />

GESELLSCHAFT FÜR LOGOTHERAPIE UND EXISTENZANALYSE<br />

Abschlußarbeit der fachspezifischen Psychotherapieausbildung<br />

Angenommen am 10. November 1997


ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die vorliegende Arbeit ist eine straffe Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen der<br />

existenzanalytischen und logotherapeutischen Psychotherapieausbildung. Der 1. Teil beinhaltet<br />

die Grundausbildung, der 2. Teil die klinische Ausbildung, basierend auf den im Ausbildungslehrgang<br />

9a (1991-1994) der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse<br />

Wien vermittelten, theoretischen Inhalten.<br />

SCHLÜSSELWÖRTER<br />

Existenzanalyse, Logotherapie, Psychotherapie, Lernbehelf für Ausbildungskandidaten.<br />

ABSTRACT<br />

The present paper is a tight summary of the theoretical foundation of the existential analytic<br />

and logotherapeutic training. Part one contains the basic-education, part two the clinical training<br />

standards based on these theoretical contents which are imparted by the course of instruction<br />

9a (1991-1994) at the Society of Logotherapy and Existential Analysis Vienna<br />

(„Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse Wien“).<br />

KEYWORDS<br />

Existential Analysis, Logotherapy, Psychotherapy, Script for candidates of training.


VORWORT<br />

Das vorliegende Skript ist ein Versuch, den Inhalt der theoretischen Ausbildung zum<br />

Existenzanalytiker auf das inhaltlich Notwendigste zu reduzieren.<br />

Während in der Ausbildung selbst großer Wert darauf gelegt wird, den Blick auf das Ganze<br />

zu richten, ihn über jeden Reduktionismus hinweg aufzuweiten, sich frei zu machen von aller<br />

die Sicht verstellenden theoretischen Vorstellung, ja in Überwindung geradezu zentripetal<br />

wirksamer "Reduktionsschwerkräfte" sich den Phänomenen in Offenheit zu nähern, ist mir<br />

selbst bei der Vorbereitung zur Abschlußprüfung ein handliches Paket mit dem zu<br />

memorierenden Lernstoff abgegangen.<br />

So unterzog ich meine dreijährige Mitschrift (Ausbildungsgruppe 9a, 1991-1994) einer<br />

gehörigen Abmagerungskur und der Grundstein für diese Abschlußarbeit war gelegt.<br />

Defizienzen meines Kondensats im Bereich „Grundmotivation“ und „Existenz“ konnte ich<br />

unter Zuhilfenahme der Seminarmitschriften anderer Jahrgänge (8c, 10c), welche mir<br />

freundlicherweise von Uschi Reischer und Patricia Freitag zur Verfügung gestellt wurden,<br />

ausgleichen.<br />

Die Abschlußarbeit besteht aus zwei Teilen, wobei der 1. Teil der Grundausbildung, der 2.<br />

Teil der klinischen Ausbildung entspricht. Sie umfaßt somit (in reduzierter Form) den<br />

gesamten Lernstoff, der für die theoretische Abschlußprüfung notwendig ist; mit der<br />

Einschränkung, daß die von 1994 bis dato erfolgte Weiterentwicklung der Existenzanalyse in<br />

diese Arbeit noch nicht oder nur teilweise eingeflossen ist (ein „Update“ ist geplant).<br />

Dieses Grundgerüst kann aber nicht die intensive Auseinandersetzung mit den in den<br />

Seminaren vermittelten Inhalten ersetzen. Auch erspart es nicht das Studium der<br />

einschlägigen existenzanalytischen Schriftwerke. Wohl aber hilft es, nach erfolgter<br />

Auseinandersetzung, dessen Kern wieder kondensieren zu lassen.<br />

In der Hoffnung, eine hilfreiche Lernunterlage zur Verfügung zu stellen, wünsche ich allen<br />

viel Spaß beim Wissenserwerb und -verfestigung sowie das nötige Glück für die<br />

Abschlußprüfung.<br />

Rudolf P. Wagner Wien, im Oktober 1997


INHALTSVERZEICHNIS<br />

TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

1. Grundlagen der EA/LT................................................................................................3<br />

2. Existenzanalytische Motivationstheorie.......................................................................3<br />

3. Wert, Sinn, Phänomenologie ......................................................................................5<br />

4. Existenzanalytische Personenlehre ............................................................................6<br />

TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

1. Die therapeutische Situation .....................................................................................11<br />

2. Einteilung seelischer Krankheiten .............................................................................13<br />

3. Angst ........................................................................................................................14<br />

4. Zwang.......................................................................................................................16<br />

5. Depression ...............................................................................................................17<br />

6. Hysterie ....................................................................................................................19<br />

7. Schizophrener Formenkreis......................................................................................21<br />

8. Borderline .................................................................................................................25<br />

9. Narzißmus ................................................................................................................26<br />

10.Paranoia...................................................................................................................27<br />

11.Sucht........................................................................................................................27<br />

ANHANG<br />

Abkürzungen.................................................................................................................30<br />

Bibliographie .................................................................................................................31


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

1. GRUNDLAGEN DER EA/LT<br />

1.1. EINFÜHRUNG<br />

V. FRANKL definiert Logotherapie „als eine<br />

Psychotherapie vom Geistigen her“. Es geht<br />

darum, vom Logos (Sinn) ausgehend, an den<br />

Menschen heranzutreten, und an die Freiheit<br />

und die Verantwortung des Menschen zu appellieren.<br />

Sonach ist die LT nach FRANKL eine<br />

„am Sinn orientierte Psychotherapie“.<br />

Während FRANKL die LT als PT sieht, ist sie<br />

nach dem heutigen Verständnis innerhalb der<br />

<strong>GLE</strong> eine sinnorientierte Beratungs- und<br />

Behandlungsform (≠ PT).<br />

AG: Beratung und Begleitung von Menschen<br />

mit Sinnproblemen. Besonders: Prophylaxe<br />

(Pädagogik), Sucht, etc.<br />

Die Existenzanalyse (in der <strong>GLE</strong>) ist eine<br />

phänomänologisch-personale Psychotherapie<br />

mit dem Ziel, der Person zu einem freien<br />

Erleben, zu authentischen Stellungnahmen und<br />

zu eigenverantwortlichem Umgang mit ihrem<br />

Leben zu verhelfen. Wesentlich dabei ist die<br />

Offenheit der Person für „ihre Welt“. Der<br />

psychotherapeutische Prozeß läuft über<br />

phänomenologische Analysen zur Emotionalität<br />

als Zentrum des Erlebens.<br />

AG: psychosoziale, psychosomatische, persönlichkeitsbedingte<br />

und psychisch bedingte<br />

Erlebens- und Verhaltens-störungen.<br />

Nach FRANKL ist die EA „Explikation ontischer<br />

Existenz“. Es geht um die Bewußtmachung<br />

und Entfaltung der Freiheit der Person.<br />

(Analyse auf Existenz hin). Darüber hinaus ist<br />

die EA eine anthropologische Forschungsrichtung<br />

mit der Aufgabe zur „ontologischen<br />

Explikation dessen, was Existenz ist“, „Analyse<br />

(Explikation oder Wesensentfaltung) des<br />

personalen Daseins“.<br />

LT: bezieht sich auf Sinn und Werte; ist<br />

appellativ; kommt vom Geistigen her.<br />

EA: Selbstbesinnung auf Freiheit und Verantwortung<br />

sowie auf ein Sein-Können; bewegt<br />

sich auf das Geistige zu.<br />

1.2. LT IM ÜBERBLICK (4 „E“ nach FRANKL)<br />

Menschenbild der EA: Dimensionalontologie<br />

• somatische Dimension<br />

• psychische Dimension<br />

• noetische Dimension<br />

3<br />

Sinn-Dynamik:<br />

• Freiheit des Willens<br />

• Wille zum Sinn<br />

• Sinn im Leben<br />

Wege zum Sinn:<br />

• Erlebniswerte<br />

• Schöpferische Werte<br />

• Einstellungswerte<br />

Tragische Trias:<br />

• Leid<br />

• Schuld<br />

• Tod<br />

ad Dimensionalontolonie:<br />

1) Gesetz von der Widersprüchlichkeit<br />

2) Gesetz von der Mehrdeutigkeit<br />

2. EA MOTIVATIONSTHEORIE<br />

2.1. NOODYNAMIK<br />

(Νοΰς = der Geist) ist nicht triebhafter Natur,<br />

sondern entsteht nach FRANKL aus der<br />

Spannung zwischen Sein und Sollen.<br />

Psychodynamik Noodynamik<br />

Was bewegt den Menschen<br />

treibt (vis a tergo)<br />

liegt hinter mir<br />

Vergangenheit<br />

Defizit<br />

wertblind<br />

allgemein<br />

Befriedigung<br />

Energie (ungerichtet)<br />

angenehm/lustvoll<br />

spannungsreduzierend<br />

Erfahrungsweise<br />

Reduktionismen<br />

zieht<br />

liegt vor mir<br />

Zukunft<br />

Unfertigkeit<br />

wertsehend<br />

einzigartig, einmalig<br />

Erfüllung<br />

Kraft (zielgerichtet)<br />

gut/richtig<br />

spannungserhaltend<br />

Psychologismus Noologismus<br />

2.2. PERSONAL-EXISTENTIELLE<br />

GRUNDMOTIVATIONEN<br />

2.2.1. DA-SEIN KÖNNEN<br />

Kann und will ich DA-SEIN?


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

Dem Da-Sein-Können entspricht: die<br />

Annahme Raum haben, Gehalten-Sein,<br />

Halt finden, Vertrauen können.<br />

Störform: Angst (Erleben der Halt-losigkeit)<br />

Existenzielle Grundfrage: Was mach ich jetzt<br />

mit dem, was da ist? Was soll daraus werden?<br />

Existenzialität: dort hingehen, wo ich sein<br />

kann.<br />

Vertrauen: Halt durch ein Gegebenheit, auf<br />

welche ich mich verlassen kann.<br />

Selbstvertrauen: hier kann ich mich auf meine<br />

Fähigkeiten verlassen.<br />

Selbstsicherheit: aufgrund mehrfach<br />

erfahrenen Selbstvertrauens.<br />

Mut: das Gefühl, einer Situation gewachsen zu<br />

sein. Mut ist die Kraft, die mich Vertrauen<br />

aufbringen läßt.<br />

Urvertrauen: ist die 1. positive Erfahrung des<br />

Sich-Verlassen-Könnens auf sorgende Mutter.<br />

Ich kann aus dieser Welt nicht herausfallen<br />

Grundvertrauen.<br />

Mißtrauen: Zweifel am Halt haben<br />

ad Therapie: Raum geben, Vertrauen schaffen<br />

2.2.2. WERT-SEIN MÖGEN<br />

Steht in engem Konnex mit Zuwendung <br />

Grundwert (Formen: Sympathie, Freundschaft,<br />

Liebe).<br />

Störform:<br />

wenn der Grundwert in Ermangelung an (pos.)<br />

Zuwendung nicht induziert oder nicht übernommen<br />

wurde Depression, depressive PK)<br />

Zuwenig Wert ist erlebbar. Wunschdenken<br />

als Ersatz.<br />

ad Therapie:<br />

Zuwendung; Wie ist meine Beziehung und<br />

Einstellung zu diesem Patienten.<br />

2.2.3. SO-SEIN DÜRFEN<br />

steht in Zusammenhang mit Anerkennung und<br />

Selbstwert. Darf ich so sein? Will ich so sein?<br />

Spezifisch personal: Darf ich mit meinen<br />

Unverwechselbarkeiten/Besonderheiten so sein?<br />

Geglückt beim All-einsein können.<br />

Störform: Hysterie<br />

Voraussetzungen<br />

• das Eigene hervorbringen (=abgrenzen)<br />

• Abgrenzung Einsamkeit<br />

• Überwinden der Einsamkeit durch<br />

Rechtfertigung (es ist rechtens; ich kann<br />

4<br />

damit vor mir und den anderen bestehen<br />

und zu mir stehen).<br />

2.2.4. WILLE ZUM SINN<br />

Personale Motivationskraft. Der WzS strebt<br />

zum Wert. Ist dieser WzS perpetuierend frustriert,<br />

öffnet sich ein existentielles Vakuum,<br />

in welches Lust- und Machtstreben als<br />

Vakatwucherung hineinproliferiert. Betäubung<br />

via Sucht, Aggression, Depression.<br />

2.3. DER WILLE ZUM SINN<br />

Voraussetzung f. d. WzS (vgl. 2.2.1.-2.2.3.):<br />

1) können:SEIN SEIN KÖNNEN<br />

(ontologisch) (angenommen sein)<br />

2) mögen: WERT WERT SEIN<br />

(axiologisch) (geliebt sein)<br />

3) dürfen: SELBST "SO-SEIN" DÜRFEN<br />

(ethisch) (respektiert sein)<br />

Erst dann eröffnet sich der 4. Raum:<br />

4) wollen/sollen: SINN (noologisch)<br />

(existenziell)<br />

Wollen heißt ja sagen: Ja zu etwas, das gut<br />

ist.<br />

Intentionalität: Dynamische Gerichtetheit auf<br />

einen Wert hin.<br />

W.z.S. = W.z.Positiven<br />

Das Streben nach einem Wert<br />

Sinn heißt in der LT: Werte verwirklichen.<br />

Handeln ist existentiell.<br />

Arbeitshypothese: Nimm dich ernst in dem,<br />

was du tust!<br />

2.4. WILLENSTÄRKUNGSMETHODE<br />

(existenzanalytische Motivationsschritte):<br />

1. Anbieten eines Inhaltes: Konturierung des<br />

Inhaltes und Fassen der Gründe<br />

2. Problematisierung: kognitive Festigkeit<br />

3. Schmackhaft machen: Verinnerlichung,<br />

Wertgefühl, Beziehungsfestigkeit<br />

4. Sinnvoll werden lassen: „Wozu“,<br />

Selbstverwirklichung durch Sinnerfüllung<br />

5. Üben, Vorbauen: Pläne schmieden.


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

3. WERT, SINN, PHÄNOMENOLOGIE<br />

3.1. WERT<br />

Etwas kann nur dann gut sein, wenn es<br />

zumindest auch für mich gut ist.<br />

Wert: ist der Grund (bzw. das Ergebnis) einer<br />

Bevorzugung, der Grund menschlichen<br />

Handelns.<br />

Grundwert: ist die Basis allen Wertens, das,<br />

worauf ich alles beziehe, der innere<br />

Referenzpunkt.<br />

Wie entsteht Grundwert?<br />

Es scheint, daß der Grundwert durch das Du<br />

induziert wird, aber vom Ich übernommen<br />

werden muß.<br />

3 Wertekategorien (deskriptiv)<br />

1. Schöpferische Werte<br />

2. Erlebniswerte<br />

3. Einstellungswerte<br />

Einstellungswerte führen zum Aufbrechen<br />

von 2 Kreisen:<br />

1.) innerer Kreis: Gefühl der Ohnmacht<br />

2.) äußerer Kreis: Gefühl der Isolation<br />

Entscheidend ist: 1) Wie und 2) für wen<br />

(Beziehung, Verantwortung) leide ich?<br />

Schritte zum Einstellungswert<br />

(methodische Abfolge):<br />

1. Daß es so ist: Anerkennung der Wirklichkeit<br />

statt Leugnung, ontologische Akzeptanz,<br />

Aufgeben des Ändern-Versuchens.<br />

2. Was macht es so schwer? Den Unwert<br />

heben.<br />

3. Wie kann ich mich dazu verhalten?<br />

Welche Möglichkeiten, welche Werte sehe<br />

ich, was hilft mir und was schadet mir<br />

mehr?<br />

4. Aufweichen des Leidens: Für wen, wofür,<br />

wozu leide ich?<br />

3.2. SINN<br />

Die existentielle Sinnfrage: Was machst du<br />

daraus, damit es gut ist/wird?<br />

Die ontologische Sinnfrage: Wozu ist es gut?<br />

(Jeder wird im Leid zum Philosophen).<br />

FRANKL: Sinn ist die wertvollste Möglichkeit vor<br />

dem Hintergrund der Wirklichkeit.<br />

5<br />

3 Arten von Werten:<br />

1. allg. Werte: „existentielle Crustacaen“<br />

2. individuell verallgemeinerte Werte:<br />

Lebensstil, Gewohnheiten<br />

3. Persönliche Werte<br />

Methode der Sinnerfassung:<br />

wichtig in der therapeutischen Begleitung<br />

(Beratung)<br />

Die 4 W's: Wahrnehmen<br />

Werten<br />

Wählen<br />

Wirklich machen<br />

ad Wahmehmen: Was ist die Wirklichkeit, in<br />

der der Mensch steht?<br />

a) Sich schildern lassen, wie die Situation ist.<br />

b) Gelenkt nachfragen: sowohl hinsichtlich<br />

des Faktischen als auch des Potentiellen<br />

c) Emotionales Hinfühlen<br />

ad Wählen: Endresultat ist die Entscheidung<br />

ad Existentieller Vollzug/Einsatz: = Handeln<br />

Sinn ist existentiell<br />

1. Existentielle Nähe: Grund meines Lebens<br />

2. Kennzeichnend für die humane Existenz.<br />

3. Sinn als Ent-hüllung meiner Existenz: Anruf<br />

verlangt Bewertung und Entscheidung.<br />

4. Existentiell als im Seinsmodus befindlich:<br />

Sinn kann man nur leben, vollziehen.<br />

5. Existentielle Verankerung des Sinns im<br />

Grundwert.<br />

Formen des Sinnverlust<br />

ist zentral gekoppelt mit dem Verlust von<br />

Authentizität.<br />

A) Exogener Sinnverlust (allgemeine EA)<br />

Instinkt-, Traditionsverlust, Verlust v.<br />

Wertvollem, Reduktionismus,<br />

Konsumhaltung<br />

B) Endogener Sinnverlust (spezielle EA)<br />

• durch mangelhafte Personale Reifung:<br />

- Begrenztheit (Freiheit)<br />

- Fehlende Authentizität: Beziehung,<br />

Verantwortlichkeit, Unverbindlichkeit<br />

- Wertverlust: Zynismus, Überreizung,<br />

mangelnde Wertpflege, Egozentrik<br />

• als Symptom einer Krankheit:<br />

- somatogen: Psychose, endogene D.<br />

- psychogen: Neurosen<br />

- noogen: z.Bsp.: Gewissenskonflikt<br />

3.3. PHÄNOMENOLOGIE<br />

ist das Bemühen, eine Sache aus sich heraus<br />

zu verstehen; die Wesensschau.


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

Wesen: ist das, was eine Sache unverwechselbar<br />

zu dem macht, was sie ist. Es ist<br />

unvergleichlich, einmalig, einzigartig.<br />

Das Wesen des Menschen zeigt sich:<br />

a) in der Art d. Umganges mit sich u. d. Welt,<br />

b) in den Beweggründen,<br />

c) in den Beziehungen, in denen er steht.<br />

Epochè ist die Einklammerung, der Akt des<br />

Weglassens mit dem Ziel der Voraussetzungslosigkeit.<br />

Die Dinge haben einen Wert an sich und sind<br />

nicht auf ihren (meinen) Zweck reduzierbar.<br />

Den Dingen Raum und Zeit geben, auf daß<br />

sie erscheinen mögen.<br />

In der phänomenologisch-orientierten therapeutischen<br />

Begegnung steht an erster Stelle<br />

das Verstehen (Helfen im Sinne des Miteinander-Gehens;<br />

θεραπεύειν: begleiten).<br />

Verstehen heißt, die Beweggründe sehen.<br />

Bewußt-Sein: Staunen und das Sich-<br />

Überraschen-Lassen.<br />

Phänomenologischer Imperativ: Zurückstellen<br />

jeglichen eigenützigen Interesses.<br />

Phänomenologische Vorgangsweise:<br />

a) Phän. Reduktion: Zurückstellen des<br />

eigenen Interesses.<br />

b) Phän. Destruktion: Das Erfahrene in<br />

Schwebe bringen: „Ist es so?“<br />

c) Phän. Konstruktion: Nach Freiwerden der<br />

Begegnung Freilassen der Phänomene<br />

d) Phän. Grundhaltung: Gelassenheit zu den<br />

Dingen. Offenheit für das Geheimnis.<br />

4. EA PERSONENLEHRE<br />

4.1. GEWISSEN<br />

FRANKL: Gewissen als Wahrnehmungsorgan/<br />

Sinn(es)organ von Gut und Böse.<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: Gewissen ist ein Gespür für die<br />

situative Wertehierarchie im Hinblick auf das,<br />

was die Person insgesamt für gut hält.<br />

operationale Kurzfassung: Gewissen ist das<br />

Evidenzgefühl von Gut.<br />

Gespür ist eine intuitive Fähigkeit, ein Wissen,<br />

ohne es kausal erklären zu können. Das<br />

intuitive G'spür verlangt eine phänomenologische<br />

Haltung mir selbst gegenüber, d.h.<br />

6<br />

sich offenhalten, was für Spuren sich in mir<br />

auftun.<br />

Spüren heißt eine Spur aufnehmen.<br />

Außenwahrnehmung.<br />

Fühlen ist das, was ich an mir fühle.<br />

Innenqualitäten. Hoher Anteil an<br />

Eigenwahrnehmung.<br />

FRANKL: Intuition ist Wahrnehmung dessen,<br />

was noch nicht ist, ein antizipierendes<br />

Erkennen. Das Gefühl ist viel feinsinniger als<br />

der Verstand scharfsinnig.<br />

ad Gespür-Schulung:<br />

• Schulung des Werte-Fühlens: Im Kleinen<br />

anfangen: Freizeit, Essen, Buch, ...<br />

• Raum nehmen für das Spüren: Je stiller es<br />

ist, desto früher ist das Gewissen hörbar.<br />

• Abstimmen mit anderen: Dialog und<br />

Zuhören, wie es andere Sehen und fühlen.<br />

• Kultur und Kunst: sind die traditionellen<br />

Verfeinerungen des Spürens. Ein inneres<br />

Sich-frei-Tumen, sich mitnehmen lassen, es<br />

zulassen, sich zum Ausdruck bringen.<br />

Die Gewissensschulung (nach FRANKL)erfolgt<br />

durch: 1. das Hineinhören &<br />

2. das Gehorchen.<br />

Das Über-lch aus der Sicht der EA<br />

Es handelt sich dabei um internalisierte<br />

Verhaltensregeln (fremd, von außen), die aus<br />

der Vermittlung durch andere Personen<br />

stammen. Das Über-lch ist sehr geprägt von<br />

den Beziehungen zu den Personen, von denen<br />

die Verhaltensregeln stammen.<br />

Das Über-lch aus der Sicht der PA<br />

FREUD 1921: Über-lch = Ich-ldeal und es ist<br />

das Gewissen. Setzt Über-lch und Gewissen<br />

gleich.<br />

ES als Lustprinzip im Widerstreit m. d. Über-<br />

Ich als Realitätsprinzip Psychodynamik.<br />

Gewissen Über-Ich<br />

erhellt<br />

Werte in der situativen<br />

Wertehierarchie<br />

Gegebenes wird erfaßt<br />

und durchleuchtet<br />

auf das, was daraus<br />

werden kann Spur<br />

kommt v. außen herein<br />

& bezieht sich auf:<br />

internalisierte Beziehung<br />

zu anderen<br />

man steht in der<br />

Gefahr des Verlustes<br />

der Beziehung<br />

das Gewissen erhellt Der Bedingungscha-


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

das rakter ist erlebbar als<br />

An-Gebot = Sinn Verbote oder<br />

als Gebote<br />

Wenn ich das Angebot<br />

nicht annehme:<br />

Unstimmigkeit<br />

Es ist nicht gut<br />

<br />

Angst vor Strafe<br />

intrinsische Wirkung extrinsische Wirkung<br />

DA SEIN (Selbst-) Sicherheit<br />

WERT SEIN Grundwert<br />

SO SEIN Selbstwert<br />

Authentisch sein heißt, wollen dessen, was<br />

das Gewissen sagt. „Wirklich frei ist der, der<br />

wollen kann, was er soll.“<br />

4.2. PERSON<br />

„Person“ ist das Einzigartig-so-Sein.<br />

Was wissen wir von der Person?<br />

1. nicht greifbar, nicht faßbar, flutscht weg<br />

2. Unantastbarkeit<br />

3. Be-sondere, Einzigartiges.<br />

4. Ausstrahlung = das, wie ein Mensch wirkt.<br />

Sie bezieht sich auf seinen Grundwert.<br />

5. Wandelbare, das stets anders sein kann.<br />

Person sein heißt, offen sein für das, was sich<br />

in mir anmeldet. Es ist die Offenständigkeit<br />

des in mir Ankünftigen.<br />

Person = das Anwesende<br />

personale = das Bei-sein-Können<br />

MAX SCHELER: Person = der Nein-Sager.<br />

FRANKL: Die Trotzmacht des Geistes.<br />

Das was sich abgrenzt, opponiert.<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: Person = der Ja-Sager<br />

FRANKL ad „das Selbst“:<br />

• ist die Welt des Sinns und der Werte, in der<br />

ich stehe.<br />

• die Bezüge, die mich ausmachen, von<br />

denen her ich mich verstehe; alles das,<br />

woran mir etwas liegt.<br />

• ist der Freiraum, in dem das Ich atmet.<br />

Selbst-Verwirklichung ist die Verwirklichung<br />

von Wertbezügen durch Antwort-Geben, das<br />

Umgehen mit den Wertbezügen.<br />

7<br />

Ich-Verwirklichung ist hingegen weltblind,<br />

daher rücksichtslos (Abreagieren von<br />

Spannungen, Zielverwirklichung,...).<br />

DIE PERSON BIN ICH, kann auch zu MIR in<br />

Beziehung treten: Was ist das „MIR“?<br />

1. Zu dem Erleben meines Daseins, als<br />

Seiender Ja zum Dasein (vs. Angst)<br />

2. Mich in meiner Wertigkeit erleben (Kann ich<br />

Ja sagen?) Ja zum Leben (vs.<br />

Depression)<br />

3. Kann ich zu meinem So-Sein Ja sagen<br />

(Selbstwert) Ja zum So-Sein (vs. Hyst.)<br />

4. Lebensgestaltung, die Werdegestalt, Ja<br />

zu meinen Taten und Sinnesbezügen<br />

Wert = was mein Ja zum Leben fördert.<br />

Unwert = was mein Ja zum Leben hemmt,<br />

bzw. zum Nein zum Leben führt.<br />

Person-Sein ist also ein dynamischer Prozeß<br />

mit drei Eckpunkten:<br />

1. das Ansprechbare<br />

2. das Stellungnehmende (das Vernehmende)<br />

3. der Antwortende<br />

VERSTEHENDE<br />

INNERE STELLUNGNAHME<br />

SD ST<br />

PERSON<br />

SA<br />

EINDRUCK AUSDRUCK<br />

Angesprochen-Sein Antwortender<br />

Sinnerfassungsmethode via personaler EA<br />

- inwieweit spüre ich überhaupt etwas<br />

- Bewertungsfähigkeit (gefühlsmäßige)<br />

- Entscheidungsvermögen (hängen bleiben)<br />

- ins Leben bringen (konkret, existenziell)<br />

4 Faktoren: SD, ST, F, V<br />

4.2.1. PERSONALE FÄHIGKEITEN<br />

Eindruck: Affekt + spontaner primärer Impuls<br />

primäre Emotionalität.<br />

Wenn Affekt fehlt Impuls Schock<br />

(Erstarrung) Lösung aus der Erstarrung<br />

mittels Hebung des Impulses.<br />

Stellungnahme: um aus der dyadischen<br />

Beziehung im Eindruck wieder herauszukommen<br />

Befreiung durch die Stellungnahme<br />

(setzt SD voraus).<br />

Die Stellungnahme erfolgt in 2 Schritten:


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

1. Integration und Verstehen: des Wertes,<br />

der mich erreicht, in die relevanten<br />

Wertebezüge (Gewissen, insgesamt ist es<br />

gut) Integrierte Emotionalität<br />

2. Urteil: auf obiger Basis erfolgt die<br />

Entscheidung. Im Urteil gewinne ich meine<br />

volle Freiheit; dadurch bin ich frei!<br />

Ausdruck: Urteil muß auch zur Existenz<br />

gebracht werden.<br />

Indikation für das Heben der Primären<br />

Emotionalität:<br />

a) Bei Erstarrung<br />

b) Wenn ich mich in meinen Emotionen selbst<br />

nicht verstehen kann.<br />

c) Bei undifferenzierten Persönlichkeiten mit<br />

blockierter Emotionalität; sehr sachliche<br />

Menschen, fehlende Sinnerfüllung, Beziehungsprobleme.<br />

d) Wenn man mit etwas nicht fertig wird.<br />

Die Person ist das Fenster, durch das die Welt<br />

hereinblicken kann.<br />

Das Sich-Hineinstellen<br />

GEWISSEN<br />

PERSON<br />

PHÄNOMENOLOGIE HANDELN<br />

Wert heben<br />

Heilende Kraft des Person-Seins ROGERS:<br />

• echt<br />

• empathisch<br />

• nicht beurteilend<br />

Existenz = wenn ich etwas von mir, von<br />

meiner Person zeige. Sonst war nichts.<br />

Selbstwert ist das Gefühl:<br />

• ich vermag etwas<br />

• ich habe einen Existenzraum<br />

• ich vermag in meinem Selbst-Raum frei zu<br />

atmen.<br />

Der echte Selbstwert ruht dem Grundwert auf.<br />

4.2.2. SCHAM<br />

Sich schämen = eigentl. d. verletzte Scham.<br />

Ich bin bis in meine Schamgrenze hinein<br />

verletzt. Bloß gestellt, Gespött zu sein dann<br />

geniere ich mich.<br />

8<br />

Scham schütz die Person in ihrer Würde.<br />

Scham ist die Haut der Seele.<br />

Scham ist das Futteral, in dem ich etwas<br />

Wertvolles aufbewahre.<br />

Die schamvolle Haltung ist die des Respekts,<br />

des Bergen-Wollens des im Futteral<br />

befindlichen Juwels.<br />

2 Seiten von Scham:<br />

1. Respekt<br />

2. Wahl des Adressaten<br />

Wenn 2 Menschen intim miteinander umgehen,<br />

gibt es 1 Geheimnis die Scham<br />

umhüllt dann beide.<br />

Scham - Gewissen: Das Gewissen entdeckt<br />

den Wert, die Scham schützt ihn.<br />

4.2.3. PERSONALE INSTRUMENTARIEN<br />

A) Selbstdistanzierung<br />

Noopsychischer Antagonismus:<br />

Noo-: etwas vernehmen<br />

psychischer: die vitale Kraft darin<br />

Antagonismus: wie Bi- und Trizeps<br />

In diesem Wechselspiel des obigen Antagonismus<br />

tut sich der Raum der Person auf.<br />

SD verlangt als Konzept eine erklärte<br />

Beschreibung d. Gegenpols: die Selbstannahme.<br />

Die Selbstannahme bezieht sich auf die vier<br />

personalen Grundmotivationen:<br />

1. Grundvertrauen: Da sein (können). Ich<br />

kann mich, den Freund sein lassen. Was<br />

auch immer kommt, es gehört zum Leben.<br />

2. Grundwert: Bin auch bereit, für mich, den<br />

Freund, Sorge zu tragen, mich zu kümmern<br />

3. Grundachtung des So-sein-Dürfens: Für<br />

einen Freund bin ich bereit einzutreten.<br />

4. Existenzielle Bereich: Ich tu solche Dinge,<br />

worin ich Sinn sehe und zu denen ich<br />

stehen kann.<br />

FRANKL: Das Urvertrauen ins Dasein besteht<br />

im Vertrauen darin, daß da immer etwas ist,<br />

das mich hält, daß da Welt ist, aus der ich<br />

nicht herausfallen kann.<br />

Ich bin mir anvertraut heißt, die Treue zu mir<br />

selbst bewahren Selbsttreue.<br />

SD ist die Fähigkeit des Menschen, zu innerer<br />

Distanz zu sich selbst zu kommen.<br />

Methoden, um zur SD zu kommen:<br />

1. Humor<br />

2. Be-Weinen: bei Verlust; zur Loslösung.


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

3. Abhärtungsmethoden: freimachen vom<br />

Diktat des Unangenehmen.<br />

4. Vorbilder: Je reifer desto spezifischer sind<br />

die Vorbilder.<br />

5. Pausen: Sich aus dem Fluß der Tätigkeit<br />

herausnehmen. Darauf blicken, was man<br />

tut.<br />

6. Rückblick aus der Zukunft auf das Heute<br />

(Zeitperspektive)<br />

7. Sich selbst kommentieren: zu dem, was ich<br />

tue, Stellungnahme abgeben und innerlich<br />

aussprechen. Dies läßt sich auch<br />

ausweiten, indem man sich dem anderen<br />

mitteilt.<br />

8. Das innere Gespräch: ist die Drehscheibe<br />

der SD.<br />

9. Interposition: ist das Einschalten eines<br />

anderen als Hilfs-lch.<br />

10. Erleben von Kunst: Ist ein wichtiges<br />

Übungsfeld der inneren Wirklichkeit und<br />

umfaßt sowohl Distanzierung als auch<br />

Stellungnahme.<br />

11. Gruppentherapien: haben auch diese SD-<br />

Funktion:<br />

12. Biographische Methode: Die Person<br />

enthüllt sich in ihrer Biographie. Sie<br />

erschließt ihr So-Sein, ihr unverwechselbares<br />

Wesen nur in einer biographischen<br />

Explikation.<br />

Biographie = die temporale Explikation (Entfaltung)<br />

einer Person; die aktuelle Explikation<br />

(im unmittelbaren Ausdruck).<br />

Was ist das Wesentliche eines Lebenslaufes?<br />

1. Wie zeigt sich die Person im ablaufenden<br />

Leben? Erkennbar an dem, was sie<br />

bewegte und wie sie sich entschied.<br />

2. Wie geht das Leben mit einem um? Wie<br />

das Leben so spielt. Erfahrener werden in<br />

Sachen Leben.<br />

3. Wie geht der Mensch jetzt damit um?<br />

Vergangenheit ist dort wichtig, wo sie jetzt<br />

Leben blockiert; dann ist die Vergangenheit<br />

aktuell.<br />

Indikation des Biographischen Vorgehens<br />

• Nicht systematisch: 800-1000 PA-Std. (= 10<br />

Jahre) ist ein Artefakt.<br />

• Das Aktuelle, das, was beschäftigt,<br />

behindert da liegt es an der Oberfläche.<br />

• Dort, wo das Verhalten oder Erleben<br />

unverständlich ist um ein missing link<br />

hereinzubringen.<br />

Biographische Methode der EA als Behandlung<br />

des Leidens am unvollendeten Leben:<br />

9<br />

1. Zugang und Erschließen des biograph<br />

schen Inhalts:<br />

Was hindert? Was stört?<br />

Woher kennen sie das?<br />

Gibt es andere Situationen, wo es ihnen<br />

ähnlich ergeht?<br />

2 Problembereiche:<br />

- Problem des Umgangs<br />

- Problem des Verstehens<br />

2. Biographisches Durcharbeiten: Heben<br />

der primären Emotionalität auf die Ebene<br />

des Eindrucks.<br />

3. Integration der gehobenen primären<br />

Emotionalität: Gemeint ist das Nachholen<br />

der nicht vollzogenenen ganzheitlichen<br />

Stellungnahme, damit ich mich abgrenzen<br />

kann.<br />

4. Ausdruck: Welche Antworten trage ich seit<br />

damals für solche Situationen in mir? Jetzt.<br />

Damals.<br />

B) Selbsttranszendenz<br />

Das Ich wird erst am Du zum Ich (BUBER,<br />

FRANKL).<br />

Selbsttranszendenz = der Akt des Über-sich-<br />

Hinaustretens, des Sich-Einlassens.<br />

Intentionalität = Gegenstandsbezogenheit<br />

Selbsttranszendenz = akthaft, Entscheidung<br />

beim Anderen sein zu wollen. Sich einlassen.<br />

ST = Intentionalität + Wollen<br />

ST in der Praxis<br />

Wie kann sie geweckt werden?<br />

Indem man der Sache auf den Grund geht:<br />

Patient weint Worüber? Patient hat Angst <br />

Wovor? Mit diesen Fragen bringen wir den<br />

Patient dazu, seinen Blick auf die Welt zu<br />

richten.<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: Die Selbsttranszendenz gibt uns als<br />

Geschenk die Existenz.<br />

4.3. EXISTENZ<br />

ist das Über-sich-selbst-hinaus-sein-Können<br />

(FRANKL). Es geht nicht um das Faktische<br />

(= Psycho-Physikum), sondern um das Fakultative<br />

(vgl. existere = aus sich heraus-treten).<br />

FRANKL: Existenz ist die Möglichkeit erhellen<br />

auf dem Boden der Realität.<br />

Existieren = das gestalterische Leben im Hier<br />

und Jetzt, indem ich in die Realität hineingehe<br />

und nicht bloß Zuschauer bleibe.


TEIL 1 GRUNDAUSBILDUNG<br />

Die Existenz hat Antwortcharakter: In der<br />

Beantwortung des Anrufes der Welt (aus freien<br />

Stücken und in Einklang mit meinem<br />

Gewissen) verantworte ich mein Dasein.<br />

4.3.1. EXISTENZIALITÄT UND PERSON-<br />

WERDUNG<br />

Die Wirklichkeit wird gesehen.<br />

Die Möglichkeiten erschaut.<br />

Die existenzielle Anfrage erkannt.<br />

Der Sinn leuchtet auf.<br />

Realität werden lassen.<br />

4.3.2. EXISTENZ UND ZEITLICHKEIT<br />

formal: gemessene Zeit Struktur, Sicherheit<br />

inhaltlich: erlebte Zeit erfüllt<br />

Jeder Augenblick in meinem Leben<br />

(=Gegenwart) ist bezogen auf meine<br />

Vergangenheit und meine Zukunft: Indem ich<br />

jetzt (Gegenwart) handle, rette ich die<br />

prospektiven Werte der (unmittelbaren)<br />

Zukunft in die „Scheunen der Vergangenheit“.<br />

CAVE! Bekämpfen des Todes als etwas, das<br />

am Ende des Lebens steht.<br />

Leben heißt end-lich leben. Ohne Endlichkeit<br />

ist nichts dringlich.<br />

ad Sterben: ist ein Abschiednehmen. Wichtig<br />

ist, ob der Mensch seine Zeit „erfüllt“ hat.<br />

STEVENSON, A.: Nicht die Jahre des Lebens<br />

zählen, sondern das Leben in diesen Jahren.<br />

FRANKL: Vergangenheit ist die sicherste Art des<br />

Seins, der Tresor des Lebens.<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: die Vergangenheit bildet ein Sediment,<br />

das von dort her die Gegenwart beeinflußt.<br />

Wichtig: die Stellungnahme zur Vergangenheit<br />

kann sich ändern (und damit deren Einfluß auf<br />

die Gegenwart).<br />

4.3.3. DIE DREI EXISTENZIALEN<br />

In Anlehnung an HEIDEGGER zählt FRANKL<br />

dazu:<br />

• Freiheit<br />

• Geistigkeit<br />

• Verantwortlichkeit<br />

charakterisieren und konstituieren menschliche<br />

Existenz.<br />

Existenziell-Sein heißt:<br />

• Hingabe an das, was in der Welt ist<br />

• und daraus (an der Begegnung) zu<br />

wachsen<br />

• in Beziehung stehen<br />

• (auch immer) anders sein zu können<br />

• immer fakultativ sein<br />

10<br />

Schicksal ist der Boden der Existenz<br />

4.3.4. „EXISTENZ-SKALA“<br />

nach LÄN<strong>GLE</strong> und OR<strong>GLE</strong>R Norm Max<br />

SD Selbst-Distanzierung 31-40 48<br />

ST Selbst-Transzendenz 66-79 84<br />

F Freiheit 45-65 66<br />

V Verantwortung 50-65 78<br />

P Personen-Maß<br />

(SD + ST)<br />

E Existenz-Maß<br />

(F + V)<br />

Gesamtsummenscore:<br />

(P+E = SD+ST+F+V)<br />

99-117 132<br />

95-122 144<br />

196-238 276


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

1. DIE THERAPEUTISCHE SITUATION<br />

1.1. SETTING<br />

Erstkontakt<br />

meist telefonisch. Beachte:<br />

• Kompetenzfrage: nicht ausfragen lassen,<br />

sondern Patient anfragen, warum er<br />

angerufen hat.<br />

• Parat haben einiger Telefonnummern:<br />

Sexual-, Jugend-, Kinder-, Paartherapeutin,<br />

u.a., deren Behandlungsspektrum man<br />

selbst nicht abdeckt.<br />

• Name und Telefonnummer geben lassen.<br />

• Termin vereinbaren.<br />

• Wenn Patient sagt, er wurde von xy<br />

geschickt, Namen merken späterer<br />

Anknüpfungspunkt.<br />

• PT nicht am Telefon erklären.<br />

• Frage nach Bezahlung: Klar sagen.<br />

• Wenn jmd. anderer für den Pat. anruft:<br />

- Warum hat nicht Patient angerufen?<br />

- Weiß er davon? Will er das?<br />

1. Termin<br />

Wann kommt er? Wie kommt er herein? Wo<br />

setzt er sich hin (bei 2 Sitzmöglichkeiten).<br />

Bei sich selbst den ersten Eindruck vom<br />

Patienten wahrnehmen oder später heben <br />

Will ich, kann ich mit ihm?).<br />

• Anamnese: Was? Seit wann? Wann das 1.<br />

Mal?...<br />

• Pflichtfragen: Steht Pat. in ärztlicher<br />

Behandlung? Nimmt er Medikamente?.<br />

• Anfrage: Hat er bereits PT-Erfahrung? Wie<br />

lange? Welche Richtung?<br />

• Anfrage: Welche Vorstellung hat Pat. v. PT?<br />

• Was kann ich als PT wirklich tun? Nichts<br />

versprechen, was nicht sicher eingehalten<br />

werden kann. Wichtig, daß Pat. um die<br />

Erfordernis seiner Mitarbeit weiß.<br />

• Zeitrahmen vereinbaren: Dauer der<br />

Stunden. Wie oft?<br />

• Das Absagen von Terminen klären,<br />

Bezahlungsregelung.<br />

• Honorar<br />

Splitter<br />

11<br />

• Therapeutin muß die Stunde betreuen und<br />

gestalten (d.h. auch die Zeit im Auge<br />

haben).<br />

• Karte: Datum, Name, Adresse, Geburtsdatum,<br />

Diagnose, Termine persönliche<br />

Anmerkungen<br />

• TherapeutIn soll so zu Pat. sprechen, daß<br />

auch jederzeit ein Dritter zuhören könnte.<br />

• Therapie bei Freunden: Anonymität fällt<br />

weg. Vorerfahrung fließt ein. Freundschaftsbeziehung<br />

ändert sich mitunter total.<br />

Kann Therapie und Privat getrennt werden?<br />

Hat Chancen und Risken.<br />

• Krisenbegleitung: Über kurze Zeit. Oft hoher<br />

Anspruch der Angehörigen an den<br />

Therapeuten. Wichtig, daß der Pat. wieder<br />

eine Struktur bekommt. Abgrenzung oft<br />

schwer.<br />

• PatientIn bleibt fern: Bei depressiven oder<br />

lebensunfähigen PatientInnen sollte sich<br />

der Therapeut melden (schriftlich oder<br />

telefonisch).<br />

• PatientIn will nicht mehr kommen: In einer<br />

Stunde persönlich abschließen.<br />

• PatientIn will von mir was wissen: Warum<br />

ist ihnen das wichtig? (Neugier, Versuch<br />

therapeutische Ebene zu verlassen?)<br />

Persönliche Antwort möglich, aber nicht mit<br />

Folgepfeil.<br />

Je klarer das Setting, desto günstiger ist der<br />

therapeutische Rahmen. Settingsbezogene<br />

Unklarheiten können wiederholt die Therapie<br />

stören und sind später sehr schwer zu<br />

korrigieren.<br />

1.2. WIRKFAKTOREN DER EA PT<br />

• Phänomenologische Offenheit des Th.<br />

• Verweilen, Bei-Sein, Konfrontieren, Arbeiten<br />

mit Paradoxa. Persönliche<br />

Stellungnahme.<br />

• Beziehungstiftendes Vorgehen: Wert und<br />

Lebensbezüge herstellen.<br />

Diese spezifisch ea Wirkfaktoren entsprechen<br />

den drei Existenzialen:<br />

• Geistigkeit<br />

• Freiheit<br />

• Verantwortung<br />

Existenzial Interpretation Korrelat<br />

i. d. Welt


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Geistigkeit Fähigkeit zur<br />

Auseinandersetzung,Wertfühligkeit,<br />

Beziehungen<br />

Freiheit persönliche<br />

Wahl<br />

Verantwortung <br />

Eigenverantwortung,Bindungsfähigket<br />

personale<br />

Werte, die<br />

subjektiv<br />

ansprechen<br />

situat. Handlungs-<br />

& Erlebnismöglk. <br />

situationsüberdauernde<br />

Sinnbezüge<br />

1.3. DIE THERAPEUTISCHE BEZIEHUNG<br />

Das Spezifische daran:<br />

1. Thema<br />

2. Setting<br />

3. Einseitigkeit<br />

4. Katalysator<br />

ad 1) Primär treffen Th. und PatientIn, weil es<br />

etwas zu tun gibt. Es gibt ein Thema:<br />

Wichtig: Worum geht es eigentlich? Das<br />

Thema bestimmt letztendlich der/die PatientIn.<br />

ad 2) Das Treffen erfolgt innerhalb eines klaren<br />

Rahmens: fix hinsichtlich Zeit, Ort und<br />

Bezahlung.<br />

ad 3) Es geht um den Patienten und nicht um<br />

den Therapeuten. Der Patient hat Vertrauen<br />

zum Therapeuten. Gegenteiliges Vertrauen<br />

(wie bei Freundschaft) nicht erforderlich.<br />

ad 4) Der Therapeut bringt sich als Person<br />

aber nicht privat ein. Er ist dabei, verändert und<br />

bleibt trotzdem draußen, er ist nicht persönl.<br />

involviert. „Die nicht interessierte Liebe“.<br />

Dieser Logos ist der Stern unter d. die<br />

Therapie steht:<br />

Logos<br />

Therapie<br />

TherapeutIn PatientIn<br />

Splitter:<br />

• Die Stunde gehört ganz dem Patienten. Er<br />

steht im Mittelpunkt.<br />

12<br />

• Respektvoller Umgang mit dem<br />

Schamvollen der Person.<br />

• Bedingungslose Annahme Neutralität<br />

(vgl. Freundschaft ist nicht bedingungslos)<br />

• Der Therapeut ist berührt aber nicht gerührt.<br />

• Dem Vertrauen des Patienten steht die<br />

Offenheit des Therapeuten gegenüber.<br />

• Den Patienten entwickeln lassen und meine<br />

Stellungnahme als Rückmeldung dazu<br />

geben (Authentizität).<br />

1.4. PAARTHERAPIE<br />

Am häufigsten beziehen sich die Störungen<br />

auf Funktionen des Paares:<br />

• Sexualität<br />

• Freizeitkonsumation<br />

• Erziehung der Kinder<br />

• Umgang mit dem Geld<br />

• Umgang mit den Eltern<br />

• Kommunikation<br />

Zielsetzung der existenzanalytischen Paartherapie<br />

ist die Förderung der Dialogfähigkeit<br />

des Paares mittels personaler Anfrage und<br />

Stellungnahme.<br />

Inhalt ist das Paargeschehen und nicht die<br />

individuellen Probleme der Einzelpersonen:<br />

Setting:<br />

• 2 Stunden empfehlenswert<br />

• Preis (für die Zeit)<br />

• Paartherapeuten: Vorteil, keine (Geschlechter-)<br />

Bevorzugung<br />

• früher wurden grundsätzlich beide bestellt;<br />

heute auch einen (v.a. bei starker<br />

Dominanz eines Partners den<br />

„Schwächeren“) hie und da einzeln, aber<br />

niemals heimlich.<br />

1.) Spontanbericht<br />

2.) Problemdarstellung<br />

3.) Anamnese (Geschichte) des Problems<br />

4.) Biographie des Paares<br />

5.) Entwicklungsmöglichk. u. Perspektiven<br />

Methodik: ist die phänomenologische<br />

Sichtweise und das Einholen der Stellungnahmen<br />

von beiden.<br />

Auch der Therapeut nimmt Stellung, aber nicht<br />

wertend: „Wie kommt kommt es bei ihm an?“<br />

Stellungnahme:<br />

- des Partners zu sich selbst (der andere hört<br />

es und versteht ihn besser)


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

- des Partners zu dem anderen (gleichsam als<br />

Supervisor):<br />

Welches Problem glauben Sie, hat Ihr Partner<br />

mit Ihnen? Was haben sie gehört?<br />

1.5. SPEZIFISCHE TECHNIKEN D. EA/LT<br />

1.5.1. PARADOXE INTENTION (PI)<br />

Def.: Im Rahmen der Pl wird der Patient dazu<br />

angeleitet, das zu intendieren, wovor er sich<br />

fürchtet blockiert die Erwartungsangst <br />

durchbricht den neurotischen Zirkel.<br />

PatientIn tauscht somit die Angst gegen eine<br />

Absicht aus.<br />

Voraussetzungen zur Pl:<br />

1. PatientIn muß zur SD fähig sein (Humor).<br />

2. Mechanismus der Pl erklären.<br />

3. Nur, wenn Th. v. Anwendbarkeit überzeugt.<br />

4. Das Anwenden der Pl setzt Mut voraus.<br />

5. Abklären: Wie realistisch sind die Ängste?<br />

Indikation: Erwartungsangst (Zwangs-, Angstneurosen,<br />

Prüfungsangst, Lampenfieber).<br />

Kontraindikation: Grundangst, Lebensangst.<br />

1.5.2. PERSONALE POSITIONSFINDUNG<br />

nach LÄN<strong>GLE</strong><br />

Indikation: Dort, wo Person das Gefühl hat,<br />

Halt zu verlieren.<br />

Ziel: Aktivierung der Person und Schutz.<br />

Wieder Halt finden Einstellung, Haltung <br />

Kompetenz gewinnen wieder Handlungsfähigkeit<br />

finden. Position einnehmen<br />

gegen das Störende und Bedrohende.<br />

Vorhandene Ressourcen aktivieren, nicht<br />

Probleme angehen.<br />

PP: 1.) Position nach außen beziehen:<br />

a) Feststellen b) Sich stellen<br />

2.) Position nach innen Sich einstellen<br />

3.) Position zum Positiven:<br />

sich dazustellen<br />

PP ich bin nicht Opfer sondern Gestalter.<br />

13<br />

1.5.3. DEREFLEXION<br />

Indikationen:<br />

• Hyperreflexionsbedingte Störungen (insb.<br />

Schlaf- & Sexualstörungen)<br />

• Wiederherstellung der Selbst-Transzendenz.<br />

Ziel: Durch das Hinlenken der Aufmerksamkeit<br />

des Patienten auf die Sinnmöglichkeit wird<br />

dessen Blick von den hyperreflektierten<br />

Inhalten abgezogen und so der selbstschädigende<br />

Kreislauf der forcierten Selbstbeobachtung<br />

durchbrochen.<br />

Technik:<br />

1. Vor dem Einsatz der Dereflexion abklären,<br />

was der (Sexual-) Störung zugrunde liegt:<br />

Hyperreflexion oder ängstlicher Motor. Im<br />

letzteren Fall ist die Dereflexion als<br />

Kunstfehler zu betrachten, da sie ablenkt,<br />

verdeckt, ja der Therapeut den Patienten<br />

geradezu zur Verdrängung animiert.<br />

2. Phänomenologische Erhellung der Sinnmöglichkeiten<br />

(Sinnfindungsmehtode).<br />

3. Apell an die Sinnmöglichkeit.<br />

2. EINTEILUNG SEEL. KRANKHEITEN<br />

• Neurosen<br />

• Psychosen<br />

• PK-Störungen (früher: Psychopathien)<br />

• Sucht, Abhängigkeiten<br />

• Organisch bedingte Krankheiten<br />

Das DSM IV spricht nicht von Krankheiten,<br />

sondern von Störungen:<br />

Neurosen (Dysthymien): Ängstliche, Depressive,<br />

Histrionische.<br />

Psychosen: Schizophrenie, Zyklothymien<br />

(MDK), Paranoia.<br />

Es können auch Mischformen auftreten:<br />

Schizophrenie + MDK: Mischpsychose,<br />

(Legierungs-, schizoaffektive Psychose)<br />

Schizophrenie + Paranoia: paranoide Sch.<br />

Entwicklungspsychologisch: reife und unreife<br />

Persönlichkeit.<br />

Für die Krankenkasse in Österrr. ist die ICD 9<br />

maßgebend. <strong>International</strong> DSM IV bzw im<br />

anglikanischen Raum ICD 10.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

2.1. NEUROSE<br />

Das Neurotische ist das Apersonale, das EShafte<br />

im Menschen. Der Neurotiker erlebt,<br />

„der, der so handelt, das bin nicht ich, es passiert<br />

mir einfach“. Das Neurotische drückt aus,<br />

was fehlt und nicht das, was man hat.. Aber im<br />

Neurotiker ist noch ein Mensch, der darum<br />

ringt, daß sein Leben sinnvoll ist, gerät aber in<br />

eine Sackgasse. Das Einbrechen des EShaften,<br />

des Fremden in die Person hat<br />

neurotischen Charakter.<br />

Neurose baut sich auf und fixiert sich auf<br />

Einstellungen, die wiederum auf Erlebtem<br />

beruhen (Traumatisierungen, Lernprozesse,<br />

soziales Umfeld,...).<br />

Das Neurotische ist ein Reagieren (Die Person<br />

dagegen ist ein Handelnder).<br />

Wenn ich zu mir selber nicht mehr in Distanz<br />

treten kann, dann ist mein Selbst bedroht, bin<br />

ich eingeengt, unfrei. Ist dieses Unvermögen<br />

fixiert, spricht man von Neurose.<br />

In der Neurose kommt es zur Betrachtung der<br />

Welt ausschließlich nach dem Nutzwerteffekt.<br />

Der Neurotiker benutzt „vorübergehend“, er<br />

braucht (zu) viele Werte, v.a. Sachwerte.<br />

Mangelhafte SD Neurose.<br />

Neurose (= Gefängnis der Unfreiheit) ich<br />

kann nicht, ich muß keine Möglichkeit mehr.<br />

Das „Ich-will“ bedarf mindestens 2 Möglichkeiten.<br />

Neurose ist als gescheiterte Sebsttherapie<br />

auch eine Leistung, die getragen wird von: ich<br />

will leben, raus, durchstehen.<br />

Wenn Hinderungskräfte die Entfaltungskräfte<br />

überwiegen Neurose.<br />

Die Zwangsneurose ist die Pantomime des<br />

Nichts. Sie läßt nichts ran, was mich fragt.<br />

2.2. PSYCHOSE<br />

Die Psychose entsteht aufgrund von<br />

Dispositionen. Der biochemische Prozeß ist<br />

Conditio sine qua non für die Psychose. Die<br />

familiäre Häufung resultiert aus dem<br />

Zusammenspiel von genetischer Basis und<br />

Verhaltensvorgaben.<br />

Bei vielen Psychosen finden sich Zwangsphänomene.<br />

Der Zwang schafft ein Gefühl der<br />

Regelmäßigkeit und bietet somit einen<br />

gewissen Halt.<br />

Wenn Person-Sein als ein dynamischer<br />

Prozeß mit den drei Eckpunkten 1) das<br />

Ansprechbare, 2) das Stellungnehmende (das<br />

14<br />

Vemehmende), 3) der Antwortende definiert<br />

wurde, so ist in der Psychose bereits der<br />

Zugang (1) gestört.<br />

Basisstörung (Schiene der Haltlosigkeit) <br />

Angst Psychose (v.a. Schizophrenie). Alles<br />

bricht mit einer unerträglichen Nähe (her)ein.<br />

Halt, Vertrauen, Belastung sowie medikamentöser<br />

Support können den Übergang von<br />

Angst in eine Psychose verhindern.<br />

In der Medizin: Angst als Vorsymptom einer<br />

Psychose (endog. Depression, Schizophrenie).<br />

3. ANGST<br />

3.1. NOSOLOGIE U. PSYCHOPATHOLOGIE<br />

Definition: Angst ist ein generalisierter<br />

Erregungszustand, gekennzeichnet durch das<br />

Erleben einer Bedrohung von Lebenswerten,<br />

die der Vernichtung anheim fallen könnten.<br />

Diagnost. Kriterien der Einfachen Phobie<br />

(300.28 nach DSM III-R):<br />

A) Anhaltende Angst vor einem umschriebenen<br />

Stimulus (außer: Panikstörungen)<br />

B) Konfrontation mit spezif. Stimulus löst<br />

unvermeidlich sofortige Angstreaktion aus.<br />

C) Stimulus wird vermieden oder nur unter<br />

intensiver Angst durchlebt.<br />

D) Vermeidungsverhalten beeinträchtigt normalen<br />

Tagesablauf der Person.<br />

E) Person erkennt, daß Angst übertrieben oder<br />

unvernünftig ist.<br />

F) Der phobische Stimulus steht in keiner<br />

Beziehung zu dem Inhalt von Zwangsvorstellungen<br />

oder einem Trauma.<br />

Diagnostik der Angsterkrankungen<br />

(nach DSM III-R)<br />

1. Panikattacken: Anfallsartige Zustände intensiver<br />

Angst ohne nachweisbarer körperlicher<br />

Ursache. Spontan und unerwartet.<br />

2. Agoraphobie: Angst in bestimmten Situationen<br />

(Bus, Lift,...). Ängstliches Meiden<br />

solcher Situationen.<br />

3. Soziophobie: Angst, sich in zwischenmenschlichen<br />

Situationen zu blamieren<br />

oder peinlich aufzufallen (im Hintergrund<br />

steht: ich will was verheimlichen).


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

4. Einfache Phobie: siehe oben<br />

5. Generalisiertes Angstsyndrom: Über<br />

Wochen anhaltende ängstliche Besorgtheit.<br />

Nicht auf Situationen oder Objekte<br />

bezogen.<br />

Bedingung und Voraussetzung für das<br />

Angstgefühl ist die somatische Mitreaktion in<br />

Form einer erhöhten Sympathikusaktivität<br />

(Puls, Blutdruck, etc.).<br />

Wann ist Angst pathologisch?<br />

• wenn das Ausmaß der Angst nicht den<br />

Umständen entspricht,<br />

• bei fehlendem Grundvertrauen, wenn die<br />

Angst lähmenden Charakter hat <br />

Erstarrung,<br />

• wenn sie unerklärlich ist.<br />

Neurotische Angst:<br />

• inadäquate Gefühlsreaktion; nachfühlbar<br />

• begleitet v. verselbstständigten körperlichen<br />

Symptomen<br />

• Vermeidungsverhalten (bannen d. Gefühle)<br />

Angstneurose: ständig ängstlich, kein fixes<br />

Wovor. Neigung zu Suchtverhalten. Panikattacken.<br />

Phobie: Form des Angsterlebens, es gibt ein<br />

Wovor: Kollapsphobie, Aichmophobie (spitze<br />

Gegenstände), Akrophobie (Höhenangst),<br />

Xenophobie (Fremdenangst).<br />

Panik(attacke): plötzlich, intensiv, akausal;<br />

intensive Angst, Herzfrequenz steigt an,<br />

Atemnot, Übelkeit, Unterleibsschmerzen,<br />

Schweißausbruch, Hitze-Kälte-Wallungen, Erstickungsgefühl<br />

gekoppelt mit Angst verrückt<br />

zu werden, zu sterben, Kontrolle über sich zu<br />

verlieren, selbstlimitierend (20 Min).<br />

Psychotische Angst: behält unverständlichen<br />

Charakter.<br />

Angst ist das Thema des Halt-Suchens.<br />

3.2. PHÄNOMENOLOGIE UND ERLEBEN<br />

Gemeinsamer Nenner der Angst:<br />

Halt geht verloren. Ich falle.<br />

3.3. ÄTIOLOGIE UND DYNAMIK<br />

Wann bricht Angst auf?<br />

1) Bedrohung von Wertvollem<br />

2) Ausweglosigkeit, Endgültigkeit<br />

3) Unvertretbarkeit der Person in der Angst.<br />

Bedroht ist das eig. Dasein.<br />

15<br />

4) Unsicherheit u. Haltlosigkeit, Ohnmacht,<br />

Kontrollverlust<br />

Was Passiert beim Patienten?<br />

1) Absicherungstendenzen<br />

2) fliehen, bzw. anzugreifen<br />

3) den weltanschaulichen Halt zu finden<br />

Entstehung der Angst<br />

BERNER:<br />

Phobie: ist Angst mit einem klaren "Wovor".<br />

Innere Störung gekoppelt an äußere Reize.<br />

Angstneurose: Kopplung von inneren<br />

Störungen an innere (somat., psychische<br />

und/oder kognitive) Stimuli (= Störreiz).<br />

FREUD: Angst ist ein Alarmsignal, weil<br />

unbewußte/verdrängte Inhalte ins Bewußtsein<br />

drängen. Diese Inhalte sind eshafter<br />

(triebhafter) Natur und haben libidinösen<br />

Charakter.<br />

Angst-Episode: hier liegen die unbewußten/<br />

verdrängten Inhalte im Jetzt.<br />

Angst-Neurose: hat mit der libidinösen<br />

Ursituation (Dyade, Triade) zu tun.<br />

Verhaltenstherapie: Angst = gelernt auf dem<br />

Weg der vegetativen Konditionierung.<br />

Medizin: somatischer Aspekt.<br />

Psychiatrie: Das innere Erregungsniveau<br />

entspricht nicht der Situation.<br />

Erwartungsangstzirkel<br />

Treibende Kraft ist meine Haltung zum<br />

Symptom bzw. zur Angst. Durch die Einstellung<br />

entsteht Erwartungshaltung. Konjunktiv wird<br />

zum Indikativ.<br />

Erwartungsangst ist<br />

• die antizipierte Angst vor der Angst<br />

• bereits ein sekundäres Geschehen<br />

• (Vor-) Einstellung (Vorurteil) zur Angst<br />

3.4. THERAPIE<br />

Was kann Halt vermitteln?<br />

Existenzphilosophische Position: Das<br />

Erleben einer tragenden Welt.<br />

Lebensphilosophische Position: Halt aus<br />

„Selbstumschlingendem Leben“, nicht aus<br />

Andersheit.<br />

Was gibt Halt? Seiendes, Wahrheit, dann<br />

auch Wertbezüge, SW. Grundgefühl: der<br />

Boden trägt, wo ich stehe, sowie Angenommensein.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Die Paradoxe Intention nimmt der<br />

Erwartungsangst (s.o.) den Wind aus dem<br />

Segel.<br />

Entlastungszirkel: Hinschauen auf das<br />

angsterzeugende Ereignis Angst <br />

Symptom Angst usw.<br />

Konfrontation Passieren des Tors der Angst<br />

CAVE! Der Grundangst darf man nicht mit<br />

„paradoxer Intention“ begegnen.<br />

Angst-Therapie im Überblick<br />

1. Ontologische Basis<br />

2. Konfrontation: Ernstnehmen der Potentialität<br />

und sich ihr stellen.<br />

3. Dereflexion<br />

4. Den äußersten Bezugsrahmen hereinnehmen.<br />

Das, wofür ich lebe, gibt mir<br />

den größten Halt.<br />

4. ZWANG<br />

4.1. NOSOLOGIE U. PSYCHOPATHOLOGIE<br />

ICD 10 Zwangsstörung (F42): Stereotyp,<br />

quälend, weil gewalttätig, obszön oder sinnlos.<br />

• v. d. Person als sinnlos & ineffektiv erlebt.<br />

• oft auch depressive Symptome<br />

Diagnostik: wenigstens 2 Wochen lang an den<br />

meisten Tagen Zwangsgedanken oder<br />

Zwangshandlungen nachweisbar. Sie müssen<br />

quälend sein oder die normalen Aktivitäten<br />

stören.<br />

DD: v.a. zw. Zwangsstörung und depressiven<br />

Störungen schwierig:<br />

• jene Diagnose hat Vorrang, deren<br />

Symptome sich zuerst entwickelten.<br />

• sind beide vorhanden, aber keine stärker,<br />

dann Depression.<br />

• Zwangssymptome bei Schizophrenie u.a.<br />

als Teil dieser Zustandsbilder.<br />

F42.0: Zwangsgedanken oder Grübelzwang<br />

F42.1: Zwangshandlungen (Zwangsrituale)<br />

F42.2: Zwangsgedanken und -handlungen<br />

gemischt<br />

„Er ist Spezialist im Herausfinden, was alles<br />

sein könnte.“<br />

16<br />

Medikation:<br />

Antidepressiva: Anafranil (schwere Fälle)<br />

Neuroleptika<br />

Tranquilizer: bei leichten Zwänglern, v.a. auch<br />

zur Wegbereitung der Therapie.<br />

Zwang tritt auf:<br />

1. aufgrund einer Persönlichkeitsstörung<br />

2. als Neurose: aufgr. v. -Lebensereignissen.<br />

3. als Epiphänomen von praktisch allen<br />

anderen psychischen Störungen: Psychosen<br />

4.2. PHÄNOMENOLOGIE UND ERLEBEN<br />

Die Existenzanalyse des Zwanges fußt auf der<br />

Einsicht, daß es sich beim Zwangsverhalten<br />

um ein verzweifeltes Ankämpfen gegen die<br />

Unmöglichkeit, absolute Sicherheit zu<br />

erlangen (um die Angst zu bannen), handelt.<br />

FRANKL: Hyperakusis des Gewissens<br />

Perfektionismus (100%-Streben)<br />

Insuffizienz des Evidenzgefühls<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: Dahinter steht d. Unsicherheitsgefühl.<br />

GEBSATTEL: Zwang ist eine Hypertrophie des<br />

elementaren Sicherheitsgefühles.<br />

4.3. ÄTIOLOGIEUND DYNAMIK<br />

Zwang ist eine Sonderform der Angst:<br />

Ankämpfen gegen das, was ängstlich macht.<br />

Abhalten-Wollen.<br />

Wenn Zwangshandlung abgeschlossen <br />

Erleichterung.<br />

Der Zwang schafft ein Gefühl der<br />

Regelmäßigkeit und bietet somit einen<br />

gewissen Halt.<br />

Magischer Charakter Rituale: Parareligiöses<br />

Verhalten.<br />

Pendelbewegung: Zwang Erschöpfung<br />

reaktive Depression.<br />

4.4. THERAPIE<br />

Zunächst Symptomentlastung (kann 2 Jahre<br />

dauem) mehr Kraft für Psychotherapie.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Th. mit dem Auge auf die Unsicherheit, Inhalte,<br />

die sehr weh getan haben dann schmilzt der<br />

Rest des Zwanges relativ rasch weg.<br />

Phänomene, die dem Zwang verwandt sind:<br />

Sucht und Paranoia.<br />

5. DEPRESSION<br />

5.1. FORMEN DER DEPRESSION<br />

1. Körperlich begründbare Depression<br />

2. Reaktive Depression: (> 1 Jahr)<br />

3. Neurotische Depression = Dysthyme S.<br />

ohne Tagesrhythmik, > 2 Jahre<br />

3a) psychogene 3b) noogene D.<br />

4. Endogene Depression, MDK<br />

Grundlos, obgleich von Rationalisierungen<br />

überlagert. Gründe 2a<br />

2.) Antidepressivum Symptome<br />

3.) Kein adäquates Trauma (Psychodiagn.)<br />

4.) Somatisch nichts gefunden.<br />

Suizidätsgefahr ist am höchsten zu Beginn<br />

und am Ende der endogenen Phasen, weil hier<br />

der Antrieb noch oder bereits da ist, die<br />

Stimmungslage bereits oder noch schlecht ist.<br />

Bei Gedankenkreisen (fruchtlos, ohne<br />

Bearbeitung) zum Antidepressivum ein<br />

Neuroleptikum hinzugeben (Fluanxol).<br />

Manie: Kräfte sind grenzenlos, Lebensgefühl,<br />

überinitiativ, max. überzeugend,<br />

Verschuldung, Poriomanie, Nymphomanie,<br />

Kleptomanie. Jahreszeitliche Präferenz: April<br />

und Oktober.<br />

Im Unterschied zur Depression ist die<br />

Trauer die Verarbeitung eines Verlustes,<br />

Umstellen einer Einstellung Trauerprozeß.<br />

Die Arbeitsfähigkeit und Entschlußfähigkeit<br />

bleibt erhalten.<br />

17<br />

Die depressive Stimmung bei Verlust: Es ist<br />

vorbei, es ist verloren. Gelähmtheit. Passiv.<br />

Festhalten an den Bedingungen, wie sie waren.<br />

„Unter den Umständen ist es kein Leben.“<br />

Pathologische Trauer: Kult daraus machen.<br />

Es wird nicht Abschied genommen von der<br />

alten Beziehungssituation.<br />

Trauer über etwas (man bleibt aufrecht).<br />

Depression ist das Leiden unter etwas.<br />

Was hilft? Zuwendung, Beziehung.<br />

5.2. PHÄNOMENOLOGIE UND ERLEBEN<br />

Gemütskrankheit.<br />

E-Bereich: Steht vor einem riesigen Berg <br />

sek. zu schwach (neurotisch).<br />

P-Bereich: Primär das Gefühl des Versiegens<br />

der Quelle / Kraft (endogen).<br />

Drei Grundtypen des depressiven Erlebens:<br />

1.) Nicht in die Welt hinein, sondern Rückzug<br />

2.) Ohnmachtsgefühle<br />

3.) Das Leben bleibt wie tot.<br />

Gestörter Grundwert: Es ist nicht gut, daß ich<br />

lebe, nicht gut, daß ich bin.<br />

5.3. ÄTIOLOGIE UND DYNAMIK<br />

Depressive Denkweisen, der kognitive Stil<br />

des Depressiven<br />

• Realität wird nicht akzeptiert. Haltung des<br />

Wartens, vielleicht ändert sich doch noch<br />

etwas, Rückzug aus der Realität,<br />

Schneckenhaus.<br />

Primär ist ein Defizit am Grundwert<br />

(Grundwertinduktion nicht übernommen).<br />

Sekundär: Festhalten an dem äußeren Bedingungsrahmen.<br />

Amplifizierender Kreislauf:<br />

Erdrückt Werden ( andere können besser)<br />

Abwertung ( Ich kann es nicht)<br />

Generalisieren Grundwert<br />

Selbstwerturteil: Ich bin es nicht wert: <br />

So jemanden kann man nicht mögen<br />

schmerzhafter Beziehungsverlust<br />

resultierende Gegenwehr, Forderungen<br />

und Bedingungen werden aufgestellt, um<br />

Orientierung zu haben zwang-haftes<br />

Element<br />

Fixierung und Erstarrung, weil es wieder<br />

in einmündet andere können alles<br />

besser als ich.<br />

Die Selbst-, Welt- & Zukunftssicht ist negativ.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

• Gedankenkreisen, Grübeln, Sich-mitanderen-Vergleichen,<br />

Entwertung der eigenen<br />

Fähigkeiten, Generalisieren, Selbstwerturteil<br />

im Keller.<br />

• Annahmen und Vermutungen: die Berührung<br />

mit der Welt wird vermieden Verarmung<br />

an Werterlebnissen. Gefühl: das<br />

Leben ist nur am Ziel schön.<br />

• Hyperrealist, aber in der Welt der Möglichkeiten<br />

verbleibend.<br />

• Überhöhte Spannung zw. Sein & Sollen.<br />

Depressive Persönlichkeit<br />

1. Stark an Normen und Wertvorgaben angepaßt.<br />

Kann schwer Nein sagen, da er es<br />

nicht erträgt, wenn jemand (auf ihn) böse ist.<br />

2. Gefühl einer Minderwertigkeit & des Versagens<br />

Rückzug zur Resignation.<br />

3. Ein Leben das voller Wünsche ist.<br />

Muster der Depressionsentstehung<br />

nach LÄN<strong>GLE</strong><br />

Störung des Werterlebens<br />

Gestörte Beziehung zum Leben<br />

<br />

Psychodynamik Wut auf<br />

das Leben.<br />

Neid auf andere<br />

andere.<br />

verdrängte<br />

Schmerzgefühle<br />

sich.<br />

Selbstbeschuldigung<br />

<br />

Noodynamik Lebenswerte<br />

<br />

getrennt von nicht fühlen<br />

können<br />

a) Verlust<br />

b) Mangel<br />

nicht hinkommen<br />

<br />

a) Traumatis.:<br />

Ablehnung<br />

b) Depriv. v.<br />

Zuwendung<br />

a) depressive<br />

PK-störung<br />

b) endogene<br />

Depression<br />

<br />

Defizitleben Wertblockade<br />

Artikulation d.<br />

Wut Trauer,<br />

„sterben lassen“<br />

GRUNDWERTSTÖRUNG<br />

THERAPIESCHWERPUNKTE<br />

Lösung v.<br />

negativ. GW-<br />

Induktion<br />

Trauer Wut <br />

Abgrenzung<br />

Vitalitätsmangel <br />

Erschöpfungsverbot,<br />

Konkretion<br />

der<br />

Verantwortung,<br />

Umgang mit<br />

Freudlosigkeit<br />

18<br />

Drei Grundtypen, die einzeln oder in<br />

Kombination vorkommen (siehe Tab. oben):<br />

ad : Defiziterkrankung (relativ positiv): Die<br />

Welt ist negativ, er selbst positiv besetzt.<br />

ad : Depression als Persönlichkeitsentw.:<br />

Neg. Grundwert, Welt positiv. Es fehlt<br />

die Evidenz des Angenommen-Seins.<br />

Gefühl: Leben = Last. („ich muß“).<br />

ad : Negativer Selbstwert: Umgang mit der<br />

Welt negativ (besetzt). Ich kann nichts,<br />

ergo ich bin nichts (wert), ich bin<br />

schlecht.<br />

a) Vitalitätsstörung: Kraftlosigkeit tritt<br />

ein, alles wird zur Mühe. Phasenweise.<br />

b) depressive Persönlichk.-Störung:<br />

lebensbehindernd. Steht im Bemühen<br />

die „Lebenswerte“ zu erreichen, Gefühl<br />

des Versagens.<br />

5.4. THERAPIE<br />

Therapeutisches Vorgehen<br />

1. Grundwertinduktion: Lösen von der endogenen<br />

GWI " ich bin schlecht".<br />

2. Trauer: bedarf es bei Verlust. Wut muß<br />

Platz haben.<br />

3. beim negativen Selbstwert:<br />

a) Entlastung schaffen, Erschöpfungsverb.<br />

b) Konkretion der Verantwortung<br />

c) Selbstdistanzierung<br />

d) Selbstannahme<br />

Die ea Behandlung der Depression<br />

1. Basis ist die Beziehung zwischen PT und<br />

PatientIn Du darfst sein, so wie du bist.<br />

Das sorgende Annehmen des Pat. durch<br />

den Th. födert die Zuwendung des Pat. zu<br />

sich selber.<br />

2. Zuwendung zur Gegenwart: Stellung<br />

nehmen zum Alltag (SD). Tagesablauf<br />

(minitiös).<br />

3. Arbeit an kognitiven Strukturen und<br />

Fehlattributionen: Denkzirkeln, Erschöpfungszirkel<br />

(gut sein wollen Anstrengung<br />

Versagen noch mehr Anstrengung/<br />

Selbstaufgabe)<br />

4. Einüben der Stellungnahme<br />

a) SD<br />

b) SA<br />

c) Wertfinden<br />

d) PP


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

5. Konkretion der Verantwortung<br />

Voraussetzung: 1. sachliche Kompetenz<br />

2. Freiwilligkeit<br />

6. Arbeit an der Wertebeziehung und an der<br />

Haltung zu den Werten:<br />

„Sich selbst etwas Gutes tun“<br />

Leitsatz: „Nichts ist gut, das nicht auch für<br />

mich gut ist.“<br />

7. Tiefe Therapie am Grundwert: Arbeit an<br />

negativer Grundwertinduktion (Trauer,Wut)<br />

ad Suizidgefahr<br />

1. konkrete Aufgabe<br />

2. Endogene D.: Gefahr in der Talsohle gering<br />

3. Suizidalität ansprechen. Versprechen +<br />

Handschlag<br />

4. Die Situation braucht Zeit. PatientIn aushalten<br />

und Zeit geben.<br />

6. HYSTERIE<br />

Vergleiche:<br />

Depressive PK: Angepaßt, schüchtern, sich<br />

unterordnend, orientiert sich gerne an Normen,<br />

leidet aber daran, wenn er die Norm nicht erreicht.<br />

Hvsterische PK: Will den anderen unterordnen,<br />

wittert, was gefragt ist. Entspricht den Erwartungen,<br />

weil er den Profit haben will. Benützt<br />

es, um sich d'rüberstellen zu können.<br />

Gebraucht die Norm, um auf akzeptable Weise<br />

zu überragen.<br />

Der Hysteriker paßt die Werte an sich selbst<br />

an. Der Depressive paßt sich an die Werte an.<br />

6.1. NOSOLOGIE<br />

Klinische Bilder nach Schweregrad:<br />

1. Hysterische Persönlichkeit (PK)<br />

2. Hysterische Neurose<br />

3. Hysterische Persönlichkeitsstörung<br />

6.1.1. DIE HYSTERISCHE PK<br />

WHO: Eine PK mit oberflächlicher und labiler<br />

Affektivität Abhängig von anderen (Anerkennung,<br />

Aufmerksamkeit) Anfälligkeit für<br />

Suggestibilität Aber korrigierbar (nicht so bei<br />

2 und 3) Neigung zu theatralischem<br />

Verhalten Oft sexuelle Unreife: Frigidität,<br />

19<br />

Übermäßiges Ansprechen auf sexuelle Stimuli;<br />

schnelles Reagieren, aber es nicht<br />

erlebnisfähig auffüllen. Nachreifbar. Plakativ <br />

Unter Streß und Belastung ist die Entwicklung<br />

einer hysterische Neurose oder PK-Störung<br />

möglich.<br />

6.1.2. DIE HYSTERISCHE PK-STÖRUNG<br />

DSM lll: Histrionische Persönlichkeitsstörung<br />

(in den 50er Jahren wurde der Begriff Hysterie<br />

inflationär gebraucht; in jeder Neurose wurden<br />

hysterische Elemente entdeckt). Histrio =<br />

Schauspieler.<br />

Verlangt ständig Bestätigung, Anerkennung,<br />

Lob Übermäßig/Übertrieben: Affektivität,<br />

Emotionalität - rasch wechselnde und oberflächliche<br />

Emotionen attraktiv, verführerisch <br />

besorgt um sein Äußeres impressionistischer<br />

Sprachstil, der keine Details kennt Fühlt sich<br />

unwohl in Situationen, wo er nicht im<br />

Mittelpunkt steht Stark egozentrisch. Immer<br />

eine Disposition vorhanden, die durch<br />

massives Erleben überformt sein kann; (meist)<br />

nicht erlernt.<br />

6.1.3 DIE HYSTERISCHE NEUROSE<br />

Erlernt: spielt sich entw. im Bewußtseinsbereich<br />

(dissoziative Störung) oder im motorischen/<br />

sensorischen Bereich (Konversions-<br />

Neurose) ab.<br />

Konversionsneurose<br />

motorisch: kann sämtliche Körperbereiche<br />

betreffen. Tics, Augenkrämpfe, usw. Krämpfe:<br />

Schluck-, Wein-, Schrei-, Choreatische Symptomatik,<br />

Zittern. Zurückgehen auf infantile<br />

motorische Schemata. Schlaffe Lähmungen<br />

(Arm, meist rechts) Tonus erhalten, keine<br />

Atrophie. Extremsituationen können hysterische<br />

Lähmung auslösen.<br />

Innere Organe: nervöses Erbrechen: Ekel,<br />

Globus-Gefühl: Knödel im Hals, „ich kann's<br />

nicht sagen“. Hysterisches Asthma. Hyperventilation<br />

(schnell / kurz).<br />

Angst kann in die Enge führen. Hysterie ist ein<br />

Versuch, die Enge zu überwinden.<br />

trophisch: plötzlich: auftretende Quaddeln,<br />

Blutungen (Menses). Fieber (38-39 Grad C).<br />

Kopfschmerz.<br />

sensorisch: alle Sinnesorgane können betroffen<br />

sein; plötzlicher Funktionsausfall, auch<br />

Schmerz (Fakiranaesthesie) bei gleichzeitig<br />

erhaltener oder hoher Sensibilität.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Dissoziative Störung<br />

massive Verdrängung, Ausblenden ganzer Lebensbereiche<br />

bis hin zu BS-Störungen.<br />

hysterische Dämmerzustand: Steigerung<br />

einer Indifferenz (trotz äußerer scheinbarer<br />

Beteiligung innere Abwesenheit).<br />

hysterische Anfall<br />

hysterische Gedächtnisverlust: Splitten, Ausblenden,<br />

Verleugnen.<br />

Emotionale Labilität: unbeständig, unzuverlässig,<br />

treulos, launisch, paßt sich an den Augenblick an.<br />

Enge: weggehen oder<br />

Dämmerzustand oder<br />

Ausbruch<br />

Leitgefühle: Hysteriker: Ekel<br />

Depressive: Unwert erleben<br />

Angstneurose: Unsicherheit<br />

Der Hysterie kann auf gleicher Ebene begegnet<br />

werden mit: Trotz, Anpassung oder Distanz.<br />

6.2. PSYCHOPATHOGENSE<br />

6.2.1. ÄUSSERE PATHOGENESE<br />

1. Hereditärität<br />

2. Soziokultureller Kontext: Einengungen<br />

(von selten der Gesellschaft)<br />

3. Biographische Entwicklung: hysterische<br />

Eltern, Familienkrieg mit ständigen Übergriffen,<br />

anhaltender sexueller Mißbrauch/<br />

Inzest, emotionale Wechselbäder. Cave!<br />

Aufdecken nicht um jeden Preis. Denn vorrangig<br />

ist die Lebensfähigkeit.<br />

4. Massive singuläre intime Traumatisierung<br />

EINSCHUB<br />

Grundlagen einer Entwicklungspsychologie<br />

der personalen Reifung:<br />

• Annahme: gibt Halt.<br />

• Zuwendung: gibt Wärme und Liebe<br />

• Achtung: das bin ich das Individuum,<br />

das Kostbare, die Perle.<br />

ad Ja zur Welt: Verläßlichkeit. Mangel kann<br />

zum Beispiel in Form von funktionellen Extrasystolen<br />

somatisieren.<br />

ad Ja zum Leben: Grundwert. Kann ich das<br />

gut heißen, daß ich lebendig bin. Leben<br />

umfaßt Liebe und Schmerz. Im Schmerz<br />

verdichtet sich Leben. Kann ich das Leben<br />

auch gut heißen, wenn Leiden da ist?<br />

20<br />

ad Ja zu mir als Person: Habe ich das Gefühl,<br />

ich darf so sein?<br />

Bewußtseins- / Erlebnismäßig<br />

ÄNGSTL. PK DEPR. PK HYSTER. PK<br />

Zukunft Vergangenh. Gegenwart<br />

(Nicht)-Sein/<br />

Seins-grund<br />

Wert Sein /<br />

Grundwert<br />

So-Sein-Dürfen<br />

/ Selbstwert<br />

Außen Innen Grenzgänger<br />

Annahme Zuwendung Achten<br />

Ja zur Welt Ja zum Leben Ja zu mir als<br />

Person<br />

Absicherung Annahmen Anpassung<br />

Was kann mich<br />

schützen, Halt<br />

geben?<br />

Fragt gar nicht<br />

mehr. Rückzug,<br />

um Innerstes zu<br />

bewahren.<br />

6.2.2. INNERE PATHOGENESE<br />

Existentielle Dynamik<br />

Was paßt jetzt?<br />

Anerkennungssucht.Gerechtigkeitssinn,<br />

Würde.<br />

sich nicht gegenübertreten<br />

von anderen nicht gesehen werden<br />

<br />

Verletzung der.<br />

Integrität und<br />

Grenzen<br />

das Eigene nicht<br />

gefunden, ∀<br />

echte Begegnung<br />

∀ Stellungnahme<br />

∀ eig.<br />

Wertschätz.<br />

∀ Grenzziehung<br />

<br />

Schmerz<br />

<br />

Grauen/<br />

Ekel<br />

Psychodynamik<br />

Einsamkeit/<br />

Verlassenh.<br />

Enge/<br />

Druck<br />

<br />

Gefühllosigkeit<br />

Psychopathologie<br />

innere Leere<br />

<br />

Veräußer-<br />

lichung<br />

<br />

Übertreibungen,<br />

Verletzungen,<br />

übertrieb. wechselnde<br />

Affektivität,<br />

Selbstunsicherhei<br />

t<br />

Symptomatik<br />

Selbstunzufriedenheit,<br />

Wunsch<br />

statt Wille, Anerkennungssuche,<br />

Egozentrik<br />

Mittelpunktstrebe<br />

n,<br />

auf Wirkung<br />

bedacht,<br />

Agieren


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

6.3. THERAPIE<br />

1. Klares Setting: vgl.<br />

beim Depressiven: Wertschätzung spüren<br />

lassen<br />

beim Ängstliche: Vertrauen, Halt<br />

beim Hysteriker: Sachlichkeit<br />

2. Klare Führung und Halten der Linie:<br />

Vermittelt: ich nehme mich ernst, ihn ernst<br />

und das ernst, was wir tun.<br />

3. Von Außen anfangen: Wer ist Publikum<br />

bei ihm? Wer spielt mit? Beziehungen.<br />

4. Üben d. Umganges mit Unangenehmem<br />

5. Situative Entlastungen schaffen<br />

6. Selbstwahrnehmung - Fühlen<br />

7. Problembearbeitung<br />

7. SCHIZOPHRENER FORMENKREIS<br />

7.1. HISTORIAE<br />

Antike: σχίξω = spalten, φρήν = Zwerchfell.<br />

(Der Geist sitzt im Zwerchfell; vgl. Lachen) <br />

Geisteskrankheit = Phrenitis.<br />

Mittelalter: Besessenheit durch den Teufel <br />

Ausgrenzung, Vernichtung (in Asien integrier/fast<br />

heilige Sonderstellung).<br />

19. Jhdt.: Beginn exakter Beschreibungen<br />

(phänomenologischer Zugang).<br />

Ende 19.J.: entstand die Theorie, daß allen<br />

psychotischen Phänomenen eine Einheitspsychose<br />

(=Gemütskrankheit) zugrunde liegt, die<br />

sich in verschiedenen Formen entfaltet - im<br />

Falle der Sch. als Denkstörung.<br />

KRAEPELIN: (1896): schuf die Begriffe Manisch-Depressives-lrresein<br />

und Dementia<br />

praecox; er unterschied:<br />

• Hebephrenien (Sch. bei Jugendlichen)<br />

• Katatonie<br />

• Dementia praecox simplex<br />

• Paranoia,<br />

wobei er meinte, daß alle außer der Paranoia<br />

zur Verblödung führen. Tatsächlich: 10 % der<br />

Sch. verlaufen sehr schlecht, 40 % mittel,1/3<br />

heilt aus.<br />

EUGEN BLEULER: führte 1911 den Begriff Schizophrenie<br />

ein; Grundsymptome:<br />

• Assoziationslockerungen<br />

• Ambivalenz<br />

21<br />

• Verlagerung und Verschiebung der Affektmodulation<br />

• Autismus<br />

Akzessorische Svmptome: Wahn, Sinnestäuschungen,<br />

Katatonie, ...<br />

KURT SCHNEIDER unterschied:<br />

Symptome 1. Ranges: (diagnoserelevant)<br />

• akustische Halluzinationen<br />

• Gedankenlautwerden, -beeinflußung<br />

• Ich-Demarkation (Ich-Grenze porös)<br />

• Gedankenentzug: Die Meinhaftigkeit der<br />

Gedanken geht verloren.<br />

Symptome 2. Ranges: Depress. Verstimmung,<br />

Ratlosigkeit, Wahnbildungen, ...<br />

FRANCO BASAGLIA: (nach dem Krieg) Antipsychiatrie:<br />

weg v. Isolation und Ausgrenzung.<br />

7.2. ÄTIOLOGIE<br />

Wodurch entstehen Schizophrenien?<br />

Heredität: Eineiige Zwillinge: einer schizophren<br />

40% Erkrankungsrisiko für den anderen.<br />

Ein Elternteil schizophren 10% Erkrankungsrisiko<br />

beweist genetische Disposition.<br />

Donamin Hvpothese: [Dopamin] als pathophysiologische<br />

Grundlage. Das Psychotomimetikum<br />

LSD Dopaminspiegel im Frontalhim<br />

löst Dopaminproduktion aus, die<br />

regional unterschiedlich ausfällt und im Limbischen<br />

System (Ort der Verschaltung von<br />

Kognition und Emotion) besonders hoch ist.<br />

Neuroleptika hemmen die Dopaminproduktion<br />

und sind bei Sch. wirksam.<br />

Weitere in Frage stehende Faktoren: Serotonin,<br />

Vit. B - Mangel, Slow-Virus -induziert,<br />

Leptosomen, ...<br />

Psvchogene Komponente:<br />

LA CONTE: Mangel an Symbolisierungstendenzen<br />

und Abstraktionsfähigkeit. Die Abstraktion<br />

steht nicht im adäquaten Bezug zum Erlebten.<br />

Psvchologie:<br />

PA: Wurzel in der praeödipalen Phase; Störung<br />

d. Individuationsprozeßes aus der symbiotischen<br />

Mutter-Kind-Beziehung a) häufig<br />

symbiotische Neigung bei Sch. b) therapeutisch<br />

gab man daher viel darauf, den Schizophrenen<br />

aus der Familie herauszugliedern.<br />

CAVE! Belastende Vorwurf der schizophrenogenen<br />

Mutter (obsolet).<br />

Svstemischer Ansatz: Double-Bind-Hypothese:<br />

Hoher Grad an Widersprüchlichkeiten in<br />

der Kommunikation zwischen Mutter und Kind.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

BLANKENBURG (Daseinsanalytiker): Sch. ist ein<br />

Mangel an transzendentaler Organisation.<br />

Problem, den Erfahrungen eine (realitätsbezogene)<br />

Bedeutung zu geben. Durch die<br />

Widersprüche zerbricht der Bedeutungskontext<br />

Isolation.<br />

BELLAK: spricht von Störungen der Ichfunktionen<br />

(Realitätsbezug, Urteilsfähigkeit, usw.),<br />

sodaß dann die Wirklichkeit zerbricht (zu einseitig).<br />

KATSCHNIG: Expressed-Emotion-Theorie. Daß<br />

an den Patienten familiär zuviel Emotionen<br />

(Affektausbrüchen ausgesetzt) herangetragen<br />

wurde.<br />

Behavioristischer Ansatz: Gelernt, übernommen,<br />

sich schizophren zu verhalten.<br />

Soziologischer Faktor: gehäuft in der Unterschicht<br />

(Stress- & Strain-, Drift-, Non-Starter-<br />

Hypothese, ...). Stadt > Land.<br />

JOHN CIOMPI: Filterstörung: alles kommt in<br />

Überfülle herein Verwirrung.<br />

Bei allen Sch. findet man ein primäres Vorliegen<br />

einer Vulnerabilität. (besser: massive Erschütterbarkeit<br />

des Gefüges). Als Disposition<br />

finden sich Teilleistungsstörungen der Wahrnehmung,<br />

beispielsweise Diskriminationsstörungen.<br />

Halten diese an, kommt es zu einer<br />

inneren verzerrten Wahrnehmung, wodurch ein<br />

vulnerables Feld erschlossen wird, welches<br />

bei hinzutretenden Belastungen dergestalt<br />

erschüttert wird, daß die Beziehung zur Welt<br />

gestört und in Bruch geht.<br />

Prädilektionszeit ist die Pupertät (starke emotionale<br />

Scherkräfte im Zuge der Loslösung von<br />

den Eltern).<br />

Ausbruch: der Sch.: 18 - 24 Lj.<br />

7.3. PHÄNOMENOLOGIE UND ERLEBEN<br />

Schizophrenes Erleben:<br />

• sich als Objekt erleben<br />

• nicht ich handle, sondern an mir wird<br />

gehandelt<br />

• Opfer der anderen werden, sich als passiv<br />

erleben<br />

• nicht ich beobachte, sondern ich werde<br />

beobachtet<br />

• nicht ich denke, es wird in mir gedacht,<br />

gesprochen kontrapunktiv zur Person,<br />

denn die Person ist ja das Aktzentrum<br />

• Hypotonie des Bewußtseins<br />

• das Ich-Sein ist hypotonisch<br />

• kein Rapport möglich<br />

• jene Form v. Angst, die nicht mehr<br />

aufgefangen werden kann - wenn sich der<br />

22<br />

Seinsgrund im Menschen auflöst<br />

Halt vermitteln.<br />

Gefühl des Psychotisch-Werdens:<br />

nach außen: Mutismus (= psychisch bedingte<br />

Stummheit),<br />

nach innen: Betroffene merkt, es stimmt<br />

was nicht.<br />

Zwei Gedanken: 1.) Es weiß eh jeder alles<br />

(Depersonalis.) Reden bringt nichts. 2.) Von<br />

der Logik her stimmen meine Gedanken nicht.<br />

Denken nicht mehr verläßlich, PatientIn kann<br />

sich gegen das, was von außen hereinbricht,<br />

nicht mehr wehren (poröse Ichgrenze), bleibt<br />

offen, verletzbar (Schutzlosigkeit in der Wahrnehmung)<br />

Affekte verflachen, unbeteiligt<br />

sein als sekundäres Geschehen.<br />

Was berührt?<br />

Die Hilflosigkeit, die anhaltende Haltlosigkeit,<br />

Hilfe von außen erreicht das innere des Patienten<br />

nicht, Umbarmherziges Gefühl des Allein-Seins.<br />

Der andere kann das gar nicht begreifen.<br />

Woran leidet der Schizophrene?<br />

Es zerbrechen die Zusammenhänge in denen<br />

er steht Haltlosigkeit (auch Automatismen<br />

geben Halt).<br />

Existentielle Thematik: Zusammenhalt finden.<br />

Worin? In den Gedanken, Ideen, Beziehungen.<br />

7.4. SYMPTOMATIK<br />

Verlauf sehr unterschiedlich. Kann innerhalb<br />

weniger Tage aufbrechen oder über Jahre<br />

hinweg sich entwickeln. Am schwersten jene<br />

mit langsamen Beginn (STROTZKA) infolge<br />

späten Einsatzes der Therapie und stärkerer<br />

Reaktionsbildung.<br />

Klassifikation des Verlaufs nach DSM-III-R:<br />

1) subchronisch (> 6 Mon., < 2 Jahre)<br />

2) chronisch (> 2 Jahre)<br />

3) subchronisch mit akuter Exazerbation<br />

4) chronisch mit akuter Exazerbation<br />

5) in Remission<br />

Formen (nach ICD 9)<br />

• Schizophrenia simplex<br />

• Hebephrene Form<br />

• Katatone Form<br />

• Paranoide Form<br />

• Akute schizophrene Episode<br />

• Latente Schizophrenie<br />

• Schizophrene Rest- & Defektzustände<br />

• Schizoaffektive Psychose


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Leitsymptom: Zugang zur Realität ist gestört.<br />

• Denkstörungen<br />

• Die Wahmehmung der Welt ist gestört<br />

• Depersonalisation<br />

Die Abgrenzung zwischen Ich und der Welt<br />

wird porös das Ich fraglich. Haltlosigkeit.<br />

Frühsymptome: (Prodromalsymptome)<br />

• die ersten Symptome ∅ 10 Jahre vor Ausbruch<br />

der klinisch manifesten Psychose<br />

(v.a. Denkstörungen)<br />

• zumeist bleiben sie unerkannt<br />

• Verwahrlosung, Beziehungen werden weniger,<br />

ebenso der Rapport<br />

• remittierender Verlauf<br />

• finden sich auch bei manifester Psychose,<br />

sind allerdings überlagert<br />

• durch Medikamente gut beeinflußbar<br />

Basisstörung: 3 Schweregrade (Stufen)<br />

1. leicht: Hypochondrismen: vegetativ, psychisch<br />

(Errnüdbarkeit, Empfindlichkeit) sowie<br />

kognitiv (Blackouts). Seit geraumer Zeit;<br />

hat es wirklich (im Ggs. zur Hypochondrie:<br />

immer; hat „nur“ Angst davor). vgl.<br />

hypochondrische PK-Störung: tief<br />

verankert, vererbbar; pharmakologisch<br />

kaum beeinflußbar).<br />

2. mittel: leibliche Beeinflußungserlebnisse.<br />

Cave: Es ist nur so als ob.<br />

Distanzierung noch möglich.<br />

3. schwer: PatientIn erlebt es als von-außengemacht;<br />

keine Distanzierung mehr möglich.<br />

Gestörte Bereiche<br />

1. Körpereigene Wahrnehmung:<br />

Coenästhesien, Verlust der kohärenten<br />

Körperwahrnehmung und der Selbstverständlichkeit<br />

der Körperkontrolle.<br />

2. Zentral-vegetative Störungen:<br />

Ein zuviel oder zu wenig vegetativer (Sympathikus/Parasympathikus)<br />

Funtkionen.<br />

3. Dynamische Basisdefizienzen:<br />

mit / infolge Sympathikusaktivität <br />

Belastbarkeit, Erschöpfung, Schlafbedürfnis,<br />

Energie/Spannkraft.<br />

4. Kognitive Störungen:<br />

Gedankliche Verwirrung infolge zu großer<br />

Assoziationslockerung, Gedankliche<br />

Blockaden als Überlastungshemmung (zu<br />

viele Stimuli gleichzeitig).<br />

Selbstheilungsversuche bei Basisstörungen:<br />

a) Bewältigung: Verlangsamung des Arbeitstempos,<br />

Schematisierung, Rigidität.<br />

23<br />

b) Abschirmung: ängstliches Vermeiden (z.B.<br />

aus der Familie gehen).<br />

Pathologische Selbstheilungsversuche:<br />

Medikamenten-, Alkoholabusus, Drogen.<br />

7.5. DIAGNOSE<br />

Diagnostisch hält sich LÄN<strong>GLE</strong>. an BERNER<br />

(„Systematik der psychischen Erkrankungen“),<br />

geprägt von KURT SCHNEIDER, im Hintergrund<br />

BLEULER.<br />

Wo „riecht’s“ nach Psychose?<br />

Wenn der Bezug zur Realität locker wird.<br />

Wenn das natürliche Selbstverständnis des<br />

Lebensvollzuges abhanden kommt.<br />

Die Störung des Realitätsbezug ruht auf drei<br />

Hauptsäulen auf:<br />

A) Störung des Gedankenganges<br />

Störung des Denkens (und der Sprache).<br />

Hier sind die Frühsymptome gehäuft.. Und<br />

zwar im Formal-Strukturellen (bei inhaltlicher<br />

Störung geht es in Richtung Wahn).<br />

Zerfahrenheit des Denkens: Verlust der logischen<br />

Zusammenhangs bis hin zum Wortsalat.<br />

• Sperrung (Gedankenabreißen, Gedankenentzug)<br />

• Entgleisung (Gedankenentgleiten)<br />

• Faseln: Vermischen von Haupt- und Nebengedanken<br />

(heute selten).<br />

• Neologismen (Wortneubildungen, die vom<br />

Pat. nicht spontan erklärt werden)<br />

• Kontaminationen (Wortverschmelzungen)<br />

• Auslassungen: Denkziel wird nicht erreicht.<br />

Wahrnehmungsstörungen:<br />

• Halluzinationen (unspezifisch)<br />

• sensorische Störungen: Wärme, Kälte,<br />

Druck, Schmerz.<br />

• Entfremdungserlebnisse<br />

• Coenästhesien (Ameisenlaufen,...)<br />

• Entzügelung d. impressiven Wahrnehmungsmodus:<br />

überflutet v. Eindrücken.<br />

• Metamorphopsien, Makro-, Mikropsien<br />

Offen ist: handelt es sich dabei um eine Verarbeitungsform,<br />

ist es eine Auseinandersetzung<br />

oder verselbstständigt es sich.<br />

B) Störungen der Affektivität<br />

Störungen im Antrieb, in der affektiven Ansprechbarkeit<br />

dynamische Entgleisungen<br />

mit Produktiver- & Defizienz- Symptomatik.<br />

Produktive Symptomatik


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Umtriebigkeit (unsinnige, oft kriminelle Handlungen,<br />

Initialdelikt). Aktualisierung von Primitiv-Schablonen<br />

im Verhalten (z. B. Katatonie<br />

als Totstellreflex).<br />

Defizienzsvmptomatik<br />

Viele Medikamente (Neuroleptika) führen dazu.<br />

Vitalitätsmangel, geringe Belastbarkeit.<br />

Affektverflachung, abgestumpft.. Erleben sich<br />

selbst als erkaltet.<br />

Dynamische Entleerung (bei schweren<br />

Formen „ausgebrannte“ Schizophrenien.<br />

Affektdissoziationen: Mißverhältnis zwischen<br />

Affekt und Denkinhalt. Im Schub kein Weinen.<br />

'Irres Lachen'.<br />

Katatone Symptomatik entspricht den psychomotorischen<br />

Störungen im DSM III.<br />

hypokinetisch: Stupor, Mutismus, Katalepsie<br />

(wie Wachsfiguren): Verharren in ein und derselben<br />

Position, welche von innen nicht mehr<br />

abgelöst wird.<br />

hyperkinetisch: Stereotypien, Echophänomene<br />

(Echolalie, -praxie, -mimie, ...). Bei Katatonie<br />

fehlt auch das Ich-Erleben.<br />

Reaktionsbildungen<br />

v.a. Wahn (kein Spezifikum); können so stark<br />

sein, daß man sogar von pseudoneurotischen<br />

Schizophrenien spricht.<br />

C) Störung des Ich-Erlebens<br />

Verlust der Ich-Grenze Depersonalisation<br />

(ebenfalls ein Leitsymptom)<br />

Bin ich der, der jetzt spricht? Sind diese Gedanken<br />

mir eingegeben?<br />

Autismus<br />

ist ein Versuch, sich durch den Rückzug aus<br />

der Welt zu schützen und zusammenzuhalten:<br />

völliger Kontaktabbruch zur Welt. Autisten<br />

nehmen viel wahr, teilen aber nichts mit.<br />

Diagnostische Kriterien der Schizophrenie<br />

nach DSM-III-R<br />

A) psychot. Symptome i. d. floriden Phase<br />

entw. (1), (2) oder (3) eine Woche lang:<br />

(1) Zwei der folgenden: • Wahn • Halluzinationen<br />

• Assoziationslockerung • katatones Verhalten<br />

• inadäquater Affekt<br />

(2) Bizarrer Wahn<br />

(3) vorherrschend akustische Halluzinationen<br />

B) Leistung (Arbeit, soziale Beziehungen,<br />

Selbständigkeit)<br />

C) Affektive und schizoaffetkive Störung wurde<br />

ausgeschlossen.<br />

24<br />

D) Kontinuierliche Anzeichen der Störung<br />

mind. 6 Monate lang (inkl. 1 florid. Phase).<br />

Prodromal- und Resiudalsymptome:<br />

Leistungsfähigkeit (nicht infolge affektiver<br />

Störung od. psychoaktiver Substanz.) + mind. 2<br />

der nachfolgenden Symptome:<br />

• soziale Isolierung • Rollenerfüllung absonderliches<br />

Verhalten • verflachter / inadäquater<br />

Affekt • Hygiene u. Körperpflege •<br />

umständliche od. verarmte Sprache •<br />

magisches Denken • ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse<br />

• Mangel an Initiative, Interesse<br />

oder Energie.<br />

E) Organischer Faktor der Störung kann nicht<br />

nachgewiesen werden.<br />

F) wenn in der Anamnese Autistische Störung<br />

Sch. nur dann, wenn Wahn oder Halluzinationen<br />

im Vordergrund.<br />

7.6. THERAPIE<br />

Regelmäßigkeit, Halt, Klarheit, Einfachheit in<br />

der Struktur. Hilfe in den einfachsten Lebensbezügen.<br />

Vorleben. Vorbild. Vormachen, denn<br />

Nachmachen, das kann er (vgl. Echopraxie) <br />

daraus erfolgt das Erleben „Ich kann’s“ und<br />

dies stärkt seine Lebensbezüge. Und wenn er<br />

das Nachmachen nicht kann, dann: Ich mache<br />

es, und er kann dabei sein (vgl. SPRINGER-<br />

KREMSER).<br />

Psychotiker nimmt vieles wahr, auch mit welcher<br />

Haltung wir ihm begegnen.<br />

Medikation: Neuroleptika<br />

Wie stelle ich den Zusammenhalt her?<br />

Basisvariablen:<br />

• Konstanz<br />

• Halt<br />

• Klarheit in der Zielsetzung und der Lebensführung<br />

• Strukturierung des Alltags<br />

Diese Basisvariablen sind der rote Faden, um<br />

den Nachfolgendes sich ereignen soll.<br />

Was kann er? Entwickeln. Nur reale, konkrete<br />

Dinge besprechen. Erzählen und erzählen<br />

lassen.<br />

Aus unpersönlichen Programmen herauskommen:<br />

Was tun Sie gerne? Was daran<br />

ist möglich? Verwirklichen Erleben.<br />

Die Störungsebene liegt im: Dasein-Können.<br />

Sonach liegt die Therapie-Ebene primär im:<br />

Aushalten, Annehmen.<br />

Auf dieser Basis kann dann erfolgen:


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

1. Veränderung von Einstellungen, Überzeugungen,<br />

falschen Erklärungen; Ziel: SD<br />

2. Diskriminationslernen: unterscheiden lernen<br />

zwischen Wahrnehmungen, Gefühlen,<br />

Denkprozessen, Meinung anderer Einziehen<br />

von Grenzen: Eingrenzung von<br />

selektiven Verallgemeinerungen sowie von<br />

Überbewertungen einzelner Ereignisse.<br />

3. Schauen auf Alternativen des Verhaltens<br />

(≠ Festschreiben, festgeschraubt sein).<br />

4. Erklärungen vermittelt Halt.<br />

5. Was macht Streß? Stressoren erkennen<br />

und reduzieren.<br />

6. Selbstkontrolle der psychotischen Symptome.<br />

Einfach darüber sprechen; dazu<br />

auffordern, nahelegen, anbieten. Denn, was<br />

unheimlich ist, darüber wird geschwiegen.<br />

7. Schreib- und Lesetraining: aufgrund von<br />

Konzentrations- und Denkstörungen hören<br />

die Patienten auf zu lesen Informationsdefizit<br />

Isolation.<br />

8. Aktivitätsaufbau, Tagesplanung, Strukturaufbau,<br />

Hierarchie der Wertigkeiten, Erkennen<br />

des Notwendigen sowie Planung<br />

des Angehens desselbigen.<br />

Cave!<br />

• Nicht mit Emotionen arbeiten, sondern auf<br />

der kognitiven Schiene bleiben.<br />

• Vorsicht beim Halten (körperlich); könnte<br />

als zu nahe, als Übergriff empfunden werden.<br />

• Tendenz zum Beziehungsabbruch oder<br />

• Verschmelzungswünsche<br />

• Ambiguität und Diffusität fördern das psychotisches<br />

Geschehen.<br />

8. BORDERLINE<br />

Grenzfall zum Psychotischen hin; es ist nicht<br />

Psychose, es ist aber auch nicht Neurose.<br />

Hauptkennzeichen: • Instabilität der Affekte<br />

• Beziehungsstörung<br />

• Aggression<br />

25<br />

8.1. DIAGNOSTISCHE KRITERIEN<br />

nach DSM-III-R, 301.83 mind. 5 der folgenden<br />

Kriterien:<br />

1. Instabilität in Beziehungen: sehr schnell<br />

Intensiv, aber auch abrupt beendend.<br />

2. Selbstschädigende Impulsivität: mit<br />

Lustcharakter (fast wie eine Sucht).<br />

3. Instabilität im affektiven Bereich<br />

4. Hemmungslose Aggression: ist fast ein<br />

Leitsymptom; Destruktivität nach außen und<br />

gegen sich selbst (vgl.:der Hysteriker dreht<br />

sich nach dem Wind; der Borderliner nach<br />

den Impulsen).<br />

5. Wiederholte Suiziddrohungen, -versuche<br />

oder Selbstverstümmelungen.<br />

6. Ausgeprägte Identitätsstörung: B. kann<br />

sich nicht beschreiben. Unsicherheit im<br />

Selbstbild, langfristigen Zielen und persönlichen<br />

Wertvorstellungen, ...<br />

7. Chron. Gefühl der Leere oder Langeweile<br />

8. Verzweifeltes Bemühen reales/imaginäres<br />

Alleinsein zu verhindern.<br />

ad Identitätsstörung:<br />

Die PA nimmt an, daß die Identität erst gar<br />

nicht aufgebaut werden konnte (projektive<br />

Identifikation der Mutter).<br />

EA: Die Mutter „erlaubte“ dem Kind die Identitätsentwicklung<br />

nicht, da sie dem Kind nicht<br />

personal begegnet ist (vgl. „Das Ich wird erst<br />

am Du zum Ich“); Kind begegnet nur Mechanismen<br />

aber nicht der Mutter selbst. Kein<br />

Gefühl, wer bin ich: Identitätsdiffusität a)<br />

Narzißt oder b) Borderliner.<br />

B's Umgang mit seinen Bedürfnissen: pendelt<br />

zwischen: nicht zugestehen, es sich zu wünschen,<br />

es einzutrotzen Deprivation Eruption:<br />

spontan sich alles holen.<br />

Beginn: frühes Erwachsenenalter.<br />

Häufigkeit: unter LÄN<strong>GLE</strong>s Pat. etwa 5%.<br />

8.2. THERAPIE<br />

Therapie erfordert viel Geduld (200-300 Std.)<br />

notwendig. Ein bis zwei Jahre den Patienten<br />

beratend zu begleiten. Ziel ist es, dem BP<br />

Entlastung zukommen zu lassen.<br />

Cave! Beziehungsstörung: sehr vereinnahmende<br />

Beziehung, echt abhängiges Beziehungsmuster;<br />

massive Ängste treten bei dem<br />

Gedanken auf, den Partner verlieren zu<br />

können; in solchen Situationen stark suizidal.


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Mit schrecklichen Phantasien und Träume, die<br />

ganz realistisch sind und viel Brutalität beinhalten.<br />

Oft zieht sich das über Wochen. Dahinter<br />

steht ein sich anklammern.<br />

1. Beratende Phase<br />

a) Phase, wo Patient testet<br />

b) Phase, wo er viele Stunden haben will<br />

(Wunsch d. Einzelkindes)<br />

2. Bearbeitungsphase (2-4 Jahre)<br />

BP wird ständig gegen den Th. aggressiv; er<br />

kann nicht anders als ständig provozieren.<br />

Seine ständigen Vorwürfe sind für den Th. nur<br />

schwer auszuhalten. Die Kunst ist dann,<br />

erklärend vorzugehen und den Affekt von der<br />

Sache zu trennen.<br />

BP verlangt Nähe und unbedingte Akzeptanz.<br />

EA: Er will das sichere Erleben: So wie ich bin,<br />

ist es gut.<br />

PA: Er will stabile Beziehung.<br />

Therapeutisches Vorgehen<br />

• Konfrontation: denn das hat bei der Mutter<br />

gefehlt. Therapeut darf ihm nichts<br />

durchgehen lassen. Alles wird Thema.<br />

• Abstinenz: nichts Privates, Persönliches;<br />

beim B besonders wichtig. Aber:<br />

• Authentizität: persönliche Stellungnahme<br />

aus der Situation heraus, damit er einen<br />

Spiegel hat, in dem er sich endlich einmal<br />

sehen kann.<br />

Ihn auch mit sich selbst konfrontieren. Über<br />

Jahre hinweg muß er lernen, Stellung zu nehmen.<br />

9. NARZlßMUS<br />

9.1. NOSOLOGIE U. PSYCHOPATHOLOGIE<br />

Unterscheide Narzißt und histrionische PK:<br />

Narzißt: ist nur mit sich selbst beschäftigt.<br />

„Was der Eitelturm für Paris ist, bin ich mir<br />

selber.“ Erlebt und badet sich in seiner eigenen<br />

Großartigkeit.<br />

Histrionische PK: extrovertiert mit dem Ziel,<br />

dem anderen zu gefallen. Er ist nicht mit sich,<br />

sondern mit den anderen beschäftigt.<br />

Der „gesunde Narzißmus“ ≅ Selbstwert.<br />

Pathologische Übersteigerunq: dort, wo eine<br />

Großartigkeit angenommen wird, die nicht<br />

haltbar ist.<br />

26<br />

Leitsymptom: Eingenommenheit von sich<br />

selbst, Exklusivität, Großartigkeit, anspruchsvoll.<br />

N. reagiert auf Kritik sehr heftig; ein<br />

maßloses Sich-Schämen erfaßt ihn (stiller<br />

Selbstzweifel).<br />

Offene narzißtische Reaktion: wird rot, traut<br />

sich tagelang nichts zu sagen.<br />

Verdeckte Reaktion (sekundär aus Erfahrung<br />

entstanden): Von außen ist nichts zu bemerken<br />

(da steckt schon ein hysterisches Geschehen<br />

drinnen); es entsteht eine kalte Atmosphäre.<br />

Das hypertrophe Erleben der eigenen Großartigkeit<br />

macht N. unsensibel für die Umwelt<br />

(Empathiemangel).<br />

Insgesamt ist der N. weniger affektbetont als<br />

der H., das heißt er ist auch weniger abhängig<br />

von anderen Menschen.<br />

EA: Beim N. Thema: Selbstwert<br />

PA: Mutter, die ihren eigenen Selbstwert aus<br />

der Größe des Kindes bezieht. Die Mutter<br />

projiziert auf das Kind, das was sie selbst gerne<br />

gehabt hätte. Das Größenselbst des Kindes<br />

wird nicht beschnitten, wächst somit ins Grenzenlose.<br />

Der Adoleszente mag freilich einen<br />

solchen Status auch nicht aufgeben.<br />

Der N. leidet unter<br />

1. der Angst: enttarnt zu werden Rivalität,<br />

Neid (ist auch Ansporn, der zu Bestleistungen<br />

führt). Aber im Gegensatz zum H. spinnt der N.<br />

keine Intrigen.<br />

2. die dem Großartigkeitsgefühl folgenden<br />

wahnsinnigen Selbstzweifel machen eine<br />

„Autoanästhesie“ nötig spürt sich nicht. Kann<br />

übergehen ins Hysterische (dauemd ins<br />

Publikum gehen) multiple PK. Die Selbstzweifel<br />

treten auf, wenn N. kein Feedback bekommt.<br />

"Gibts da einen, der besser ist?“<br />

Das Gefühl der Einsamkeit bzw. der Angst vor<br />

dem Verlassen werden ist stark ausgeprägt<br />

beim Hysteriker und Borderliner, nicht aber<br />

beim Narzißten.<br />

9.2. DIAGNOSTISCHE KRITERIEN DER<br />

NARZISTISCHEN PK-STÖRUNG<br />

(nach DSM-III-R, 301.81)<br />

Durchgängiges Muster v. Großartigkeit, Überempfindlichkeit<br />

gegenüber d. Einschätzung<br />

durch andere. Beginn: früh. Erwachsenenalter.<br />

Mind. 5 der folgenden Kriterien:<br />

1. Kritikintoleranz<br />

2. nützt zwischenmensch. Beziehungen aus<br />

3. übertriebenes Selbstwertgefühl<br />

4. "seine Probleme sind einzigartig“


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

5. Phantasien grenzenloser Macht, Glanz,...<br />

6. Anspruchsdenken<br />

7. verlangt nach ständiger Bewunderung<br />

8. Mangel an Einfühlungsvermögen<br />

9. starke Neidgefühle (innerlich)<br />

9.3. THERAPIE<br />

Cave 'confrontationem'! Was der N. braucht<br />

sind Erklärungen. Seine Ichgröße muß leben<br />

können; wenn nicht, dann blockiert er und<br />

bricht die Beziehung ab oder als hysterische<br />

Reaktion paßt er sich an, um dem<br />

Therapeuten zu gefallen (Dissimulation).<br />

In der Stunde a) seine Ichgröße leben lassen,<br />

sie dahingehend nutzen, daß er seine Relativierung<br />

selbst und aus freien Stücken ergreift,<br />

sowie b) die Ichgöße mit Fingerspitzengefühl<br />

beschneiden.<br />

Ziel ist es dahin zu kommen, daß der Patient<br />

sich mit seiner Pathologie gesund macht. Alles,<br />

was geschieht, macht der Patient mit sich<br />

allein.<br />

10. PARANOIA<br />

Νοΰς: der Geist, das Vernehmende. Para-noid:<br />

das neben Vernehmen.<br />

Zentral ist das Gefühl, man will was von mir.<br />

Gefühl: beobachtet, ausgenützt, überwacht zu<br />

werden; umstellt, belagert zu sein.<br />

Zunächst liegt nur das Gefühl vor (PK-<br />

Störung). In der Paranoia wird dann ein rationaler<br />

Überbau entwickelt (Erklärungen als<br />

Copingmechanismus und Alterserscheinung<br />

der P.; vgl. Konvertierung diffuser Angst in<br />

konkrete Phobien). Das diffuse paranoide<br />

Gefühl wird durch die Erklärungen zunehmend<br />

konkretisiert. Je konkreter der Wahn, desto<br />

größer auch die Gefahr für denjenigen, auf den<br />

sich die paranoiden Projektionen fokusieren.<br />

„Strukturiertheitsgrad des Wahns“.<br />

Wahnkriterien (nach KARL JASPERS):<br />

• unvergleichliche subjektive Gewißheit<br />

• Unkorrigierbarkeit<br />

• Unmöglichkeit des Inhalts<br />

Diagnostische Kriterien der Wahnhaften<br />

Störung (nach DSM-III-R, 297.10; entspricht<br />

der „Paranoia“ im ICD 9)<br />

A) nicht-bizarre Wahnideen (vgl. Schizophrenie)<br />

mind. 1 Monat.<br />

27<br />

B) Wenn Halluzinationen, dann nicht auffällig,<br />

ansonsten Paraphrenie 297.2 nach ICD9<br />

C) Abgesehen vom Wahn kein auffälliges oder<br />

bizarres Verhalten.<br />

D) Gesamtdauer aller womöglich aufgetretenen<br />

affektiven Syndrome kurz im Verhältnis<br />

zum Wahn.<br />

E) Das A) Kriterium der Schizophrenie wurde<br />

nie erfüllt.<br />

Typen: nach DSM-III-R<br />

• Liebeswahn<br />

• Größenwahn<br />

• Eifersuchtswahn<br />

• Verfolgungswahn<br />

• körperbezogener Wahn (Defizite)<br />

• unbestimmter Wahn.<br />

Ziel der Therapie<br />

1.) daß der Patient sich und anderen nicht<br />

Schaden zufügt<br />

2.) Bereitschaft zur Medikation zu erwirken.<br />

Cave! Nur ja nicht Wahn auszureden versuchen<br />

oder in Frage zu ziehen. Mühelos inkorporiert<br />

der Patient den Therapeuten in sein<br />

Verschwörungsnetzwerk und erkennt in ihm<br />

einen weiteren Verfolger.<br />

11. SUCHT<br />

11.1. DEFINITION<br />

WHO-gemäß: Sucht = Abhängigkeit ≠ Abusus.<br />

Abusus: ist der fortgesetzte Gebrauch eines<br />

Stoffes trotz Wissen um die Schädlichkeit, ohne<br />

daß psychische oder körperliche Symptome<br />

als Folge auftreten. Kognitive Dissonanz. Am<br />

häufigsten: Alkohol- und Medikamentenmißbrauch.<br />

Abhängigkeit: 1. Drang nach dem Stoff<br />

2. Steigerung der Dosis<br />

3. Toleranzentwicklung<br />

4. Entzugssymptomatik<br />

11.2. SUBSTANZEN<br />

Worauf wird man süchtig?<br />

Chemische Stoffe, hohe Geschwindigkeiten,<br />

Sexualität, Arbeit (Workaholic), Spiel, Essen...


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

Psychotrope Substanzen:<br />

• Morphin,<br />

• Barbiturate und Alkohol (inkl. Tranquilizer)<br />

• Kokain, Amphetamine, Cannabis<br />

• Schnüffelstoffe (organische Lösungsmittel)<br />

• Halluzinogene (= Psychotomimetika)<br />

Cannabis-Konsumenten verflachen in der<br />

Reizaufnahme. Nur wenige werden mit<br />

Cannabis alt, sondem sie wachsen aus diesem<br />

Konsum heraus, oftmals unter Umlagerung der<br />

Sucht auf Alkohol.<br />

Halluzinogene erniedrigen die psychotische<br />

Schwelle, sodaß unter den vormaligen Halluzinogen-(Ab-)<br />

Usern eine signifikante Häufung<br />

von Psychosen vorliegt.<br />

Der Gedanke an den Stoff löst ein Lustverlangen<br />

aus (Graving) und der Konsum erfolgt<br />

unter der Erwartung der Befriedigung dieses<br />

Verlangens (Lustgewinn) sowie der Befreiung<br />

von Mißbehagen. Ohne dem Stoff entstehen<br />

Spannung und Unlustgefühle.<br />

11.3. ÄTIOLOGIE<br />

GEBSATTEL: 2 Dimensionen der Sucht<br />

1. apersonale (biologische Ursache)<br />

2. personale: Wie geht er mit dem Stoff um?<br />

Wie entscheidet er sich weiter?<br />

Stets liegt eine polykausale Ursache der Abhängigkeit<br />

vor.<br />

ZUTT: (Schüler GEBSATTELs) Die Sucht ist Gefahr<br />

des Menschen und nicht einiger weniger<br />

Willensschwacher (1963)<br />

Drei Elemente sind bei der Suchtentstehung im<br />

Auge zu behalten:<br />

INDIVIDUUM<br />

(somatisch, psychisch, noetisch)<br />

SUCHT<br />

GESELLSCHAFT/KULTUR STOFF<br />

Wertpflege<br />

ad psychisch: Lust/Unlust<br />

ad noetisch: Gewissenskonflikte....<br />

Worunter/Woran leidet der Süchtige?<br />

Sucht macht unfrei apersonal.<br />

Das Getrieben-Sein besetzt/beherrscht immer<br />

mehr das Ich-Will.<br />

28<br />

Der Süchtige sieht das Du nicht mehr.<br />

Der Süchtige kennt keinen Partner mehr, außer<br />

den Stoff.<br />

Ursachen der Suchtentwicklung<br />

(dynamisch)<br />

DREVERMANN (PA): Die Sucht ist ein<br />

permanente Prothese f. d. Verlust d. Mutter-<br />

Kind-Dyade.<br />

Je nach PK unterschiedliche „Stoff“-Bevorzugungen:<br />

Hysterische PK: Nymphomanie<br />

Depressive PK: Alkohol<br />

Zwängl. PK: Arbeits- & Spielsucht<br />

Schizoide PK: Halluzinogene<br />

ad Therapie:<br />

a) erwarten/provozieren des Zusammenbruchs<br />

in der Hoffnung auf Wiederaufbau<br />

b) sich an die Stelle der Mutter setzen.<br />

Psvchologie:<br />

1. Die Probierer<br />

2. Die Peer-Süchtigen (Angst v. Isolierung)<br />

3. Der Einzelgänger: Kontakthemmung (Flucht<br />

via Droge) Th.: soziale Realität<br />

4. „Bewußtseins-Erweiterer“<br />

11.4. EA VERSTÄNDNIS DER SUCHT<br />

Ea Kriterium:<br />

Wo bleibt mein Wollen? Entscheidung, um die<br />

Spannung zu reduzieren Sucht. Der Wille ist<br />

infolge überwuchernden Dranges wie gelähmt.<br />

Wenn das in einem größeren Rahmen gestellte<br />

Ich-Will vom situativen Ich-Will mit Hilfe von<br />

Rationalisierungen, die der Verleugnung oder<br />

der lllusionierung dienen, sabotiert wird, dann<br />

kommt die Person suchtbedingt nicht mehr zu<br />

Existenz.<br />

Die Therapie der Sucht ist hauptsächlich Motivationsarbeit.<br />

FRANKL: „Probierer“ und "Peer-Süchtige“ auf<br />

der Basis eines existentiellen Vakuums.<br />

GEBSATTEL sieht als Voraussetzung für die<br />

Suchtentwicklung eine unerträgliche Leere.<br />

Fraternisierung mit dem Abgrund. Motor ist das<br />

Erleben der Verzweiflung.<br />

Problem und zugleich therapeutischer Ansatz:<br />

Der Süchtige weiß um sein Verzweifelt-Sein<br />

gar nicht (vgl. KIERKEGARD).<br />

LÄN<strong>GLE</strong>: Was ist Sucht?


TEIL 2 KLINISCHE AUSBILDUNG<br />

1. Sucht ist die Erfahrung einer totalitären<br />

Macht: es wird von mir Besitz ergriffen und es<br />

verfügt über mich.<br />

2. Suchterleben als Grenze zwischen eigenem<br />

Wollen und fremder Bestimmung; Kipp-<br />

Phänomen: Süchtige erlebt sich vorher als<br />

Täter nachher als Opfer.<br />

3. Letztlich das Gefühl, es ist ein anderer, der<br />

da will; besetzt sein von einer fremden Macht<br />

(= apersonal), die gegen das eigene steht; gespalten<br />

sein.<br />

Im Rausch ist das Eigene, das Ichhafte wie<br />

betäubt, sodaß das Suchtgeschehen selbst<br />

apersonal ist.<br />

4. Gewöhnung: Die Sucht hat die Tendenz zur<br />

Gewöhnung. Das Erlebte ist nicht aus mir<br />

gewachsen, sondern fremd Abhängigkeit.<br />

Therapeutische Ansatz: deutlich machen des<br />

Fremden und des Ichhaften. Erlebt er das Personale<br />

noch? Öffnen: Was willst Du?<br />

Voraussetzung für die Therapiefähigkeit: Das<br />

Fremde, welches das Eigene bedroht, als solches<br />

erkennen lernen. Was gibt mir das<br />

Fremde, daß ich es brauche?<br />

5. Sucht kann nur dort entstehen, wo mir der<br />

Stoff ein Erleben verschafft, und zwar ein Erleben<br />

von mir selber. Es geht um: sich selber<br />

erleben zu wollen.<br />

Da es in der Sucht/Rausch zum Weltverlust<br />

kommt, ist das Erleben nicht noetischer sondern<br />

lediglich psychischer Natur.<br />

6. Ganz in der Tiefe findet sich ein Leiden an<br />

der Uneinlösbarkeit einer Grundforderung des<br />

Lebens: nämlich, das Leben will vollständig<br />

gelebt werden und da er es selbst nicht kann,<br />

bedarf es eines Mittels, des Suchtmittels.<br />

• Sonach ist die Sucht letztendlich eine Erkrankung<br />

am eigenen Anspruch.<br />

• Die im Rausch erlebte partikuläre Lebensdichte<br />

will er wieder erleben.<br />

• Der Süchtige bezahlt dies mit seiner Authentizität.<br />

• Es entsteht eine Leid-Intoleranz (vgl. Diktat<br />

des Unangenehmen) Leidvermeidung <br />

Einstellungsdynamik, die die Spirale höher<br />

treibt.<br />

• Drogensucht als Symptom des Zeitgeistes<br />

„Happiness“, ein Zeitgeist, der Leid nicht<br />

zuläßt.<br />

11.5. THERAPIE<br />

1. Körp. Entwöhnung, Entgiftung, Entzug<br />

2. Entwöhnung; PT: Einstellung, Problem,<br />

Primärdiagnose, viel (Verhaltens-)Training<br />

3. Rehabilitation senkt Rückfallsquote<br />

29<br />

Ea Behandlung der Sucht:<br />

Schwerpunkte:<br />

• 2. Grundmotivation: Herausfinden, wo<br />

„Wertemangel“ erlebt wird. (Pat. aus<br />

seinem „Zuschauerleben“ herausholen)<br />

• Wodurch ist es - ohne Sucht - gut zu leben?<br />

Mit erfüllenden Werten Alternativen zur<br />

Sucht schaffen.<br />

• Sinnfrage: Wozu Abstinenz?<br />

Im Verlauf der Therapie bearbeiten spezifischer<br />

Probleme wie:<br />

• Unsicherheiten, Vertrauensbrüche (1. GM)<br />

• Verluste, Schuld, Trauer (2.GM)<br />

• Verletzungen, Verlassenheit, Selbstwertverluste<br />

(3. GM)<br />

• existenzielle Leere, Sinnlosigkeit (4. GM)


ANHANG ABKÜRZUNGEN<br />

AG Anwendungsgebiete<br />

BP Borderline-PatientIn<br />

D. Depression<br />

depr. depressiv(e)<br />

DSM Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen<br />

E Existenz<br />

EA Existenzanalyse<br />

ea existenzanalytisch<br />

F Freiheit<br />

<strong>GLE</strong> Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse<br />

GM Grundmotivation<br />

GWI Grundwertinduktion<br />

Hyst. Hysterie, HysterikerIn<br />

ICD <strong>International</strong> Classifications of Diseases<br />

Lj Lebensjahr(e)<br />

LT Logotherapie<br />

It logotherapeutisch<br />

It. laut<br />

N. NarzißtIn<br />

P. Paranoia<br />

PA Psychoanalyse<br />

Pat. PatientIn<br />

phän. phänomenologisch<br />

Pl Paradoxe Intention<br />

PK Persönlichkeit<br />

PP Personale Positionsfindung<br />

PT Psychotherapie<br />

SA Selbstannahme<br />

Sch. Schizophrenie<br />

SD Selbstdistanzierung<br />

ST Selbsttranszendenz<br />

Th. TherapeutIn<br />

V Verantwortung<br />

WHO World Health Organization<br />

WzS Wille zum Sinn<br />

30


ANHANG BIBLIOGRAPHIE<br />

Arieti, Silvano Schizophrenie Piper<br />

Augustinus Bekenntnisse Reclam<br />

Bergantino, L. Warum hilft Psychotherapie. Der<br />

existentielle Augenblick<br />

Birger, Sellin Ich will kein in mir sein. Botschaften aus<br />

dem autistischen Kerker<br />

Bleuler, Eugen Lehrbuch der Psychiatrie Springer<br />

Boethius Trost der Philosophie Reclam<br />

Cardinal, Marie Schattenmund Rowohlt<br />

Condrau, Gion Sigmund Freud und Martin Heidegger.<br />

Daseinsanalytische Neurosenlehre und<br />

Psychotherapie<br />

31<br />

Edition Humanistische<br />

Psychologie<br />

Kiepenheuer und Witsch<br />

Hans Huber<br />

Dörner, K. / Plog, U. Irren ist menschlich Psychiatrieverlag<br />

Dostojewskij, Fjodor M. Der Idiot DTV<br />

Feick, Hildegard Index zu Heideggers „Sein und Zeit“ Niemeyer<br />

Firus, Christian Der Sinnbegriff der Existenzanalyse und<br />

Logotherapie und seine Bedeutung für die<br />

Medizin<br />

Centaurus<br />

Frankl, Viktor E. Das Leiden am sinnlosen Leben Herder<br />

Frankl, Viktor E. ...trotzdem Ja zum Leben sagen dtv<br />

Frankl, Viktor E. Die Sinnfrage in der Psychotherapie Piper<br />

Frankl, Viktor E. Man's Search For Meaning WSP<br />

Frankl, Viktor E. Was nicht in meinen Büchern steht Quintessenz<br />

Frankl, Viktor E. Ärztliche Seelsorge Fischer<br />

Frankl, Viktor E. Der leidende Mensch Piper<br />

Frankl, Viktor E. Die Psychotherapie in der Praxis Piper<br />

Frankl, Viktor E. Logotherapie und Existenzanalyse Piper<br />

Frankl, Viktor E. Theorie und Therapie der Neurosen UTB<br />

Friedmann / Thau Leitfaden der Psychiatrie Wilhelm Maudrich<br />

<strong>GLE</strong> - TB 1/1992 Biographie <strong>GLE</strong><br />

<strong>GLE</strong> - TB 1/1193 Süchtig sein. Entstehung und Behandlung<br />

von Abhängigkeiten<br />

<strong>GLE</strong><br />

<strong>GLE</strong> - TB1&2/1991 Wertbegegnungen <strong>GLE</strong><br />

Green, Hanna Ich hab dir keinen Rosengarten<br />

versprochen<br />

Fischer TB<br />

Hegel, G. W. F. Phänomenologie des Geistes Reclam<br />

Heidegger, Martin Sein und Zeit Niemeyer<br />

Jaspers, Karl Denkwege Piper<br />

Jaspers, Karl Philosophische Autobiographie Piper<br />

Kühn, Rolf Sinn - Sein - Sollen Junghans<br />

Längle, A. / Funke G. Mut und Schwemmut - EA der Depression <strong>GLE</strong><br />

Längle, Alfried Sinnvoll Leben NÖ-Pressehaus


ANHANG BIBLIOGRAPHIE<br />

Längle, Alfried Entscheidung zum Sein Piper<br />

Schnitzler, Arthur Flucht in die Finsternis Fischer<br />

Stumm / Wirth Psychotherapie - Schulen und Methoden Falter<br />

WHO <strong>International</strong>e Klassifikation<br />

psychischer Störungen<br />

Wittchen et.al. DSM-III-R Beltz<br />

32<br />

Hans Huber<br />

Zerchin, Sophie Auf der Spur des Morgensterns Springer

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