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Romann Logotherapie/ Existenzanalyse in der Physiotherapie<br />
Tabelle 23: 3. GM - Zweck des Besuchs der Physiotherapeutin<br />
1:22 PT „Ich komme von der Physiotherapie, um zu schauen, wie es Ihnen geht.“<br />
1:27 Pat. „Da sind Sie wohl falsch bei mir.“<br />
1:28 PT „Haben Sie das Gefühl (ich sei falsch bei Ihnen)?“ PT nimmt einen Stuhl, setzt<br />
sich ans Patientenbett und notiert jeweils die Antworten des Patienten.<br />
1:30 Pat. brummt „Ja.“<br />
„Da sind Sie wohl falsch bei mir.“ Dieser Satz ist als klar abgrenzende Aussage zu<br />
verstehen. Der abweisende Tonfall, die kurz angebundenen Art des Patienten<br />
unterstreichen das noch. „Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe,“ scheint der Patient zu sagen<br />
und geht auf Distanz, eine Coping-Reaktion auf der Ebene der 3. GM.<br />
Tabelle 24: 2. GM/ 3. GM /4. GM - Wozu Physiotherapie?<br />
1:41 PT „Warum wäre ich denn falsch bei Ihnen?“<br />
1:44 Pat. „Ich brauche keine Physiotherapie mehr.“<br />
1:47 PT „Sicher?“<br />
1:48 Pat. „Ja.“ Pat. windet sich etwas im Bett.<br />
1:51 PT „Was brauchen Sie denn?“<br />
2:06 Pat. überlegt schweigend: „Verstehen brauche ich.“<br />
2:08 PT nickt „Mm.“ – Pause<br />
2:14 PT „Sie haben eine schwere Diagnose, habe ich gesehen.“<br />
2:17 Pat. zustimmend „Mm. - Mm.“<br />
„Ich brauche keine Physiotherapie mehr“ scheint der Schlüsselsatz dieses Abschnittes zu<br />
sein. Was schwingt da mit? Vermutlich ist das Nicht-Mehr-Können (1. GM) in diesem<br />
Moment nicht das Vordringliche. Der Patient kann, ja, wie es sich zeigt, noch sitzen,<br />
gehen, sich bewegen. Neben der Abgrenzung, die mitschwingt (s.o.), scheint hier aus dem<br />
Kontext verstanden auch das Leben-Mögen (2. GM) eine Rolle zu spielen. Der Patient<br />
mag nicht mehr, die Medikamente schläfern ihn ein, er hat keine Lebensperspektive mehr<br />
und möglicherweise identifiziert er Physiotherapie mit „Turnen“, was für aktive Leute ist,<br />
die sich bewegen wollen. Von seiner Haltung her (liegend, Augen zu, schwache Stimme)<br />
signalisiert er viel von diesem „Ich mag nicht mehr.“ Darin klingt auch an: „Was hat das<br />
noch für einen Sinn bei so einem Patienten wie mir?“ (4. GM).<br />
Auf die Frage der Physiotherapeutin „Was brauchen Sie denn?“, ein Beziehungsangebot,<br />
geht der Patient nach längerem Überlegen ein. „Verstehen.“ Verstehen ist eine Form der<br />
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