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Romann Logotherapie/ Existenzanalyse in der Physiotherapie<br />
des Auftretens einer Grundmotivation bei dieser qualitativen Studie nur als Tendenz<br />
gedeutet werden kann, kann das verminderte Vorkommen der 2., 3. und 4. GM mehrere<br />
Gründe haben:<br />
Wegen des klar funktionell formulierten Auftrags der Physiotherapeutin stand wie<br />
erwähnt die physische Ebene (1. GM) im Vordergrund.<br />
Aufgrund der schwer beeinträchtigenden Pathologien standen das Können,<br />
Wiedererlangen der Fähigkeiten und Aushalten der Situation (1. GM) im Fokus.<br />
Bei einer länger dauernden Therapie könnte es möglich und nötig werden, die<br />
Themen der 2. und 3. GM besser auszuleuchten. Das Erleben und Mögen könnte<br />
angefragt werden („Wie fühlt es sich an, aufrecht zu sitzen? Mögen Sie das?“) und<br />
bewusst als Therapiemotivation integriert werden. Die Zuwendung könnte angefragt<br />
und nach Möglichkeit unterstützt werden, damit der Patient zu sich und seiner<br />
gelähmten Hand schaut (2. GM) und für sich selber Verantwortung übernimmt<br />
(3. GM). Bei länger bestehender therapeutischer Beziehung kämen eventuell sowohl<br />
2. (Beziehung) als auch 3. GM (Personsein, Selbstwert) stärker zum Zug.<br />
Die 4. GM könnte in einem anderen Stadium der Therapie aktuell werden, z.B. beim<br />
CVI-Patienten, wenn es um den Austritt, die Konfrontation mit der Aussenwelt geht,<br />
wenn deutlicher wird, welche früheren Tätigkeiten nicht mehr ausgeübt werden<br />
können und wenn der Patient neu herausfinden muss, was er will.<br />
8.4 Methodenkritik<br />
Aus Zeitgründen wurde die phänomenologische Betrachtung lediglich als Mittel zum<br />
Zweck der Sequenzierung und Zuordnung der Grundmotivationen einbezogen. Es ist zu<br />
vermuten, dass dieser methodische Punkt ausgebaut werden könnte, indem die<br />
betrachtende Person vertiefter gemäss der phänomenologischen Betrachtungsweise als<br />
Resonanzraum fungiert und detaillierter wahrnimmt. Möglicherweise ergäbe sich daraus<br />
ein noch detaillierteres Bild der vorherrschenden Themen.<br />
Was aus dieser Untersuchung nicht klar wurde, ist, ob es Handlungen oder Äusserungen<br />
gibt, die nicht im Zusammenhang mit einer Grundmotivation stehen. Vermutlich ist dies<br />
eine Frage der Sequenzierung: Wenn die Grenzen enger gesetzt werden, welche Dialoge zu<br />
einem Thema dazugezählt werden, ergeben sich vielleicht auch „Zwischenstücke“, ohne<br />
besondere Zuordnung.<br />
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