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Romann Logotherapie/ Existenzanalyse in der Physiotherapie<br />

8.3 Die Grundmotivationen in der Video-Analyse (Frage 2.2)<br />

In der vorliegenden qualitativen Studie wurden Äusserungen bzw. Handlungen auf der<br />

Ebene der 1., 2., und 3. GM und eine einzelne auf der Ebene der 4. GM gefunden. Dabei<br />

war die 1. GM auffallend häufig anzutreffen. Auch Tätigkeiten, die durchaus auf der<br />

emotionalen Ebene stattfinden können wie z.B. „Halt finden“ (1. GM) oder „Zuwendung<br />

erfahren“ und „berührt sein“ (beide 2. GM) fanden Ausdruck auf der körperlichen Ebene<br />

als Halt-Finden am Tisch und am Bett, Zuwendung zum plegischen Arm, Berührt-Sein im<br />

Sensibilitätstest.<br />

Möglich ist, dass dies mit der Therapieform Physiotherapie zusammenhängt, welche den<br />

Körper als zentrales Wirkungsgebiet hat. Denkbar ist auch, dass es von der schweren<br />

physischen Beeinträchtigung des Tumor- und des CVI-Patienten abhing, bei denen es<br />

zuerst einmal darum ging im schwer betroffenen Körper – existenzanalytisch gesprochen –<br />

wieder „sein zu können“. Inwiefern diese Häufung des Auftretens der 1. GM mit<br />

verwandten Arbeitsbereichen, z.B. der Pflege, übereinstimmt, konnte nicht eruiert werden,<br />

da entsprechende Literatur fehlt.<br />

Die 2. GM war als Hintergrund der Therapie in der zugewandten Haltung der<br />

Physiotherapeutin durchgängig erkennbar. Als explizites Thema und als Motivation vom<br />

Patienten her tauchte die 2. GM daneben vereinzelt auf. Dies, z.B. wo der Patient selber die<br />

Beziehung gestaltete, im oben erwähnten physischen Berührt-Sein oder in der Negation als<br />

Nicht-Leben-Mögen.<br />

Die 3. GM war vereinzelt beobachtbar, z.B. in der Abgrenzung des Patienten, im<br />

Anerkannt-Werden in seinem So-Sein durch die Therapeutin und in der Coping-Reaktion<br />

als Ärger.<br />

Die 4. GM mit dem Motiv „Sinnvolles wollen“ und „Verantwortung übernehmen“ für das<br />

als sinnvoll Erkannte wurde nur in Video 1 implizit sichtbar, wo der Patient die<br />

Physiotherapie ablehnte. „Wozu denn noch Physiotherapie in meinem Zustand?“, lautete<br />

vermutlich die Frage im Hintergrund.<br />

Es kann etwas erstaunen, dass die 2., 3. und 4. GM in den beiden Videos weniger im<br />

Vordergrund stehen, zumal die Fragen „Mag ich leben?“ (2. GM) und „Darf ich so sein?“<br />

und die Frage nach dem Selbstwert (3. GM) bei so schweren Beeinträchtigungen<br />

keineswegs abwegig sind. Die 4. GM mit der Sinnfrage („Wozu?“) ist bei irreversiblen<br />

Krankheiten ebenfalls wesentlich (vgl. Kapitel 4.3). Abgesehen davon, dass die Häufigkeit<br />

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