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Romann Logotherapie/ Existenzanalyse in der Physiotherapie Personsein Der Patient besteht darauf, den Namen der Physiotherapeutin nochmals zu erfahren. Dahinter ist die Frage „Wer bist Du?“, die Frage nach der Person und auch das Abgrenzen des Eigenen vom Andern. Ärger Der Patient stolpert zweimal über seine Sprachbehinderung, will etwas sagen, kann es nicht und schlägt mit der Faust auf den Tisch (2:49, 7:36, vgl. Tabelle 16). Dies kann gedeutet werden als Ärger über seine eigenen Grenzen. 7.2.2.4 Die 4. Grundmotivation Die 4. GM, bei der es darum geht, das gemäss eigenem Empfinden wert- und sinnerfüllte Leben zu verwirklichen, wurde im untersuchten Video nicht angetroffen. 8 Diskussion „Welche Methoden und Haltungen der EA/LT lassen sich im physiotherapeutischen Setting konkret einsetzen?“ lautet die Grundfrage dieser Arbeit, vgl. Kapitel 5. Sie wurde untersucht anhand einer ersten phänomenologischen Betrachtung zweier Videos (Frage 1), sowie der Analyse der Videos mit der Frage, ob die vier Grundmotivationen der EA/LT im physiotherapeutischen Setting überhaupt vorkommen (Frage 2.1) bzw. welche betroffen sind (Frage 2.2). 8.1 Die phänomenologische Betrachtungsweise (Frage 1) Die phänomenologische Betrachtungsweise eignete sich zur Sequenzierung und die Sequenzen konnten für die weitere Analyse verwendet werden. Die Grundmotivationen konnten in einem ersten Durchgang ebenfalls gut wahrgenommen werden. 8.2 Die Grundmotivationen im physiotherapeutischen Setting (Frage 2.1) Die in Kapitel 4.2.8 beschriebenen Grundmotivationen in ihren verschiedenen Aspekten konnten gemäss der Video-Analyse auch im physiotherapeutischen Setting gefunden werden. Seite 43
Romann Logotherapie/ Existenzanalyse in der Physiotherapie 8.3 Die Grundmotivationen in der Video-Analyse (Frage 2.2) In der vorliegenden qualitativen Studie wurden Äusserungen bzw. Handlungen auf der Ebene der 1., 2., und 3. GM und eine einzelne auf der Ebene der 4. GM gefunden. Dabei war die 1. GM auffallend häufig anzutreffen. Auch Tätigkeiten, die durchaus auf der emotionalen Ebene stattfinden können wie z.B. „Halt finden“ (1. GM) oder „Zuwendung erfahren“ und „berührt sein“ (beide 2. GM) fanden Ausdruck auf der körperlichen Ebene als Halt-Finden am Tisch und am Bett, Zuwendung zum plegischen Arm, Berührt-Sein im Sensibilitätstest. Möglich ist, dass dies mit der Therapieform Physiotherapie zusammenhängt, welche den Körper als zentrales Wirkungsgebiet hat. Denkbar ist auch, dass es von der schweren physischen Beeinträchtigung des Tumor- und des CVI-Patienten abhing, bei denen es zuerst einmal darum ging im schwer betroffenen Körper – existenzanalytisch gesprochen – wieder „sein zu können“. Inwiefern diese Häufung des Auftretens der 1. GM mit verwandten Arbeitsbereichen, z.B. der Pflege, übereinstimmt, konnte nicht eruiert werden, da entsprechende Literatur fehlt. Die 2. GM war als Hintergrund der Therapie in der zugewandten Haltung der Physiotherapeutin durchgängig erkennbar. Als explizites Thema und als Motivation vom Patienten her tauchte die 2. GM daneben vereinzelt auf. Dies, z.B. wo der Patient selber die Beziehung gestaltete, im oben erwähnten physischen Berührt-Sein oder in der Negation als Nicht-Leben-Mögen. Die 3. GM war vereinzelt beobachtbar, z.B. in der Abgrenzung des Patienten, im Anerkannt-Werden in seinem So-Sein durch die Therapeutin und in der Coping-Reaktion als Ärger. Die 4. GM mit dem Motiv „Sinnvolles wollen“ und „Verantwortung übernehmen“ für das als sinnvoll Erkannte wurde nur in Video 1 implizit sichtbar, wo der Patient die Physiotherapie ablehnte. „Wozu denn noch Physiotherapie in meinem Zustand?“, lautete vermutlich die Frage im Hintergrund. Es kann etwas erstaunen, dass die 2., 3. und 4. GM in den beiden Videos weniger im Vordergrund stehen, zumal die Fragen „Mag ich leben?“ (2. GM) und „Darf ich so sein?“ und die Frage nach dem Selbstwert (3. GM) bei so schweren Beeinträchtigungen keineswegs abwegig sind. Die 4. GM mit der Sinnfrage („Wozu?“) ist bei irreversiblen Krankheiten ebenfalls wesentlich (vgl. Kapitel 4.3). Abgesehen davon, dass die Häufigkeit Seite 44
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