der Depressionssymptomatik festgestellt werden z.B. auch ablesbar an der Reduktion oder sogar am Absetzen von Langzeitmedikationen mit Thymoleptika. 36
5. Reflexion und Diskussion Das auf den ersten Blick wie ein erratischer Block in der Psychotherapielandschaft stehende EMDR-Verfahren lässt sich dank der Erhellung durch die Existenzanalyse für uns besser einordnen. Das war auch die These, die durch diese Arbeit untermauert werden sollte. Den Anstoss dazu gaben die Formulierungen der ersten Patienten, die, wie in der Einleitung erwähnt, bei der EMDR-Behandlung ihre negativen wie auch positiven Kognitionen in Worte kleideten, die Assoziationen zur ersten Grundmotivation der Existenzanalyse wachgerufen hatten. Dies wiederholte sich bei den meisten folgenden Patienten, bei denen das existentielle Grundgefühl des ständigen Bedrohtseins, der Unsicherheit und der Angst mit den entsprechenden Copingreaktionen präsent war. Die erste Grundmotivation bleibt somit das Hauptportal zur existenzanalytischen Betrachtungsweise der EMDR-Methode. Abgesehen von den Hinweisen, die sich bei den erwähnten Kognitionen ergeben, fällt auf, wie oft die Patienten in der Reprozessierungsphase schon nach bloss einer bis etwas vier Augenbewegungsserien spontan, erstaunt und fast ungläubig äussern, dass es (gemeint sind das furchterregende, traumatische und schmerzliche Ereignis bezw die belastenden Lebensumstände) wie in die Ferne rücke, ein Abstand auftrete. Das heisst gemäss der ersten Grundmotivation: Sie gewinnen Raum, Distanz zum Problematischen, einen Freiraum für die positive Lebensgestaltung. Dieser Raum steht am Ende der Behandlung zur Verfügung, er erfährt eine Stabilisierung durch die Verankerung der positiven Kognition (5. Phase der EMDR-Methode), die sich in ihren Formulierungen in der Regel an die erste Grundmotivation anlehnt. Es fällt auf, dass sich eine zu Beginn der Augenbewegungsserie negative Kognition nicht einfach, wie man es erwarten würde,in der positiven Kognition in ihr Gegenteil umformt; es muss aus einer Machtlosigkeit, einem Ausgeliefertsein, nicht konsequenterweise ein Mächtigsein werden, sondern es kann durchaus ein Annehmen, Aushalten oder Gelassen-Nehmen daraus werden, inhaltlich ist aber trotzdem aus einem Nicht-Können ein Können geworden. Die Ausnahmen bestätigen die Regel, wie das dritte Fallbeispiel dokumentiert, bei dem es einen Überflug gibt von der ersten in die vierte Grundmotivation, in den Sinnhorizont hinein: Aus einem "ich habe keine Kontrolle mehr" wird "ich will nur Musik machen". Um noch kurz beim Raum zu verweilen: wie auf Seite 11 angedeutet kann der Rhythmus Raum im Erleben öffnen; ist es da nicht denkbar, dass gerade beim EMDR-Vorgang, bei dem der Rhythmus durch die regelmässigen Augenbewegungen als obligat-begleitendes Element eingesetzt wird, der Patient Ordnung, Struktur und 37