Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch
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Lukas 24,25—35 335 mit dem Schriftwort Gottes Willen in Jesu Ausgang erkennen sollen, nicht nur einzelne Worte aus ihr herauslesen, die sie nach ihren Wünschen auswählten, sondern mußten alles hören und alles nützen, was die Propheten gesagt hatten. Statt dessen hatten sie ein verdunkeltes Auge, das nichts sieht, und ein mattes, gebundenes Herz, das sich mühsam zum Glauben durchringen muß, weshalb es ihnen nun als eine neue, ihnen bisher verborgene Botschaft gesagt werden muß. 24,26: Mußte nicht der Christus dieses leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Dieses, was sie soeben von Jesus erzählten, mußte Christus leiden, weil es ihm die Schrift zum voraus geordnet hat, nicht damit er darin versinke, sondern damit er so in seine Herrlichkeit eintrete, die er nicht im Maß des irdischen Lebens, sondern vor Gottes Thron empfängt. So standen die Jünger zu ihrer Überraschung vor einer Gewißheit, für die Jesus eben deshalb der Christus war, weil er gekreuzigt ward, und nun kam Spruch um Spruch an die Reihe, und jeder empfing neues Licht aus der vollbrachten Gottestat. 24,27—29: Und er fing bei Mose und allen Propheten an und legte in allen Sprüchen aus, was über ihn gesagt ist. Und sie kamen zum Dorf, wohin sie wanderten, und er stellte sich, er ziehe weiter, und sie drangen in ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es ist gegen den Abend hin, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er trat ein, um bei ihnen zu bleiben. Er erprobte sie, ob sie ihn ziehen lassen oder ihm für seinen Dienst so dankbar seien, daß sie ihn bei sich behalten möchten. Die Jünger haben sich bewährt. 24,30. 31 : Und es geschah, als er sich mit ihnen am Tisch niedergelegt hatte, nahm er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen hin. Ihnen aber wurden die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er wurde für sie unsichtbar. Auch hier macht er ihnen seine Verbundenheit mit ihnen dadurch kund, daß er Tischgemeinschaft mit ihnen hält. Und damit, daß sie ihn erkennen, als sie aus seinen Händen das Brot nahmen, ist sein Ziel erreicht. 24,32: Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege mit uns redete und die Sprüche eröffnete? Sie staunen darüber, daß sie ihn nicht erkannten. Nun erst ist ihnen verständlich, warum sich ihr Inneres so völlig wandelte und das Licht darin aufstrahlte, als wären ihre Herzen angezündet. So konnte nur der Helligkeit und Verständnis in ihre dunkle Seele gießen, der vom Amt des Christus sprechen konnte als von seinem eigenen Amt und Werk. 24,33—35: Und sie standen in derselben Stunde auf, kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf und die, die mit ihnen waren, versammelt, die ihnen sagten: Der Herr ist in der Tat auf erweckt und
3 3 6 Die Ostergeschichte dem Simon sichtbar geworden. Und sie erzählten, was auf dem Wege geschehen •war und wie er von ihnen beim Brechen des Brots erkannt worden war. Nidit die Begegnung Jesu mit dem einen unter seinen Jüngern, sondern wie er sich allen zeigte und was er allen gab, bildet das Ziel des Evangeliums. Was bisher geschehen war, um ihr Verzagen zu durchbrechen, den lähmenden Druck des Todes von ihnen zu nehmen und ihnen die Gewißheit zu geben, daß er lebe, das hatte alles erst vorbereitende Bedeutung und rüstete sie, daß sie alle ihn mit Freuden empfangen und mit Glauben sich wieder um ihn scharen könnten als die, die sich nun in die Welt von ihm senden lassen. Zu den Mitteln, wodurch Jesus den Jüngerkreis allmählich aufrichtete, gehörte auch, daß er Petrus, dem am tiefsten gebeugten, eine besondere Erscheinung gab. So machte er ihn auch am Ostertag und späterhin zu dem, was ihm sein Name verhieß, zum Felsen, der mit festem Halt die anderen trug. 24,36. 37: Als sie aber dies besprachen, stand er selbst in ihrer Mitte und jagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie aber erschraken, waren voll Furcht und meinten, sie sähen einen Geist. Als Jesus unter die vereinigte Schar der Jünger trat, war ihr erster Eindruck der, sie hätten eine Erscheinung vor sich, ein Geist zeige sich. Doch nicht das war das Ereignis des Ostertags, daß aus einem verborgenen Jenseits dunkle Bilder und Stimmen hervorbrachen und etwa ein geheimnisvoller Zusammenhang zwischen der entrückten Seele Jesu und derjenigen der Apostel sich herstellte. Lukas sagt, das wäre für die Jünger glaublicher gewesen, weist es aber völlig ab. Geschehen war vielmehr dies, daß der Mensch Jesus aus dem Tod ins Leben erneuert war mit allem, was des Menschen Wesen ist, auch in dem, was er als seinen Leib an sich hat. Daraus ist das Evangelium gekommen; denn damit war es offenkundig, daß dieser Mensch Jesus in der vollkommenen Liebe Gottes steht, in einer Liebe, die ewiges Leben gibt, die den Tod überwunden und abgetan hat, in einer Sendung, die nimmer aufhört, in einem Heilandsamt, das ihn unauflöslich mit der Menschheit verbunden hält. Nun war dieser ihr Haupt und Herr gegeben, in dem sie alle Gnade und Hilfe Gottes hat. Darum hat der Auferstandene den Jüngern die Furcht genommen, sie nähmen nur eine Erscheinung wahr, wie sie sich etwa in einer erregten Seele bilden mag. 24,38—43: Und er sagte zu ihnen: Warum seid ihr verwirrt, und warum steigen Bedenken in eurem Herzen auf? Sehet meine Hände und meine Füße an, daß ich es selber bin. Greift mich an, und seht, daß ein Geist nicht Fleisch und Knochen hat, wie ihr seht, daß ich solche habe. Und als er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und Füße. Da sie aber vor Freude noch nicht glauben
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<strong>Lukas</strong> 24,25—35 335<br />
mit dem S<strong>ch</strong>riftwort Gottes Willen in Jesu Ausgang erkennen sollen, ni<strong>ch</strong>t<br />
nur einzelne Worte aus ihr herauslesen, die sie <strong>na<strong>ch</strong></strong> ihren Wüns<strong>ch</strong>en auswählten,<br />
sondern mußten alles hören <strong>und</strong> alles nützen, was die Propheten gesagt<br />
hatten. Statt dessen hatten sie ein verdunkeltes Auge, das ni<strong>ch</strong>ts sieht, <strong>und</strong><br />
ein mattes, geb<strong>und</strong>enes Herz, das si<strong>ch</strong> mühsam zum Glauben dur<strong>ch</strong>ringen muß,<br />
weshalb es ihnen nun als eine neue, ihnen bisher verborgene Bots<strong>ch</strong>aft gesagt<br />
werden muß. 24,26: Mußte ni<strong>ch</strong>t der Christus dieses leiden <strong>und</strong> in seine Herrli<strong>ch</strong>keit<br />
eingehen?<br />
<strong>Die</strong>ses, was sie soeben von Jesus erzählten, mußte Christus leiden, weil es<br />
ihm die S<strong>ch</strong>rift zum voraus geordnet hat, ni<strong>ch</strong>t damit er darin versinke, sondern<br />
damit er so in seine Herrli<strong>ch</strong>keit eintrete, die er ni<strong>ch</strong>t im Maß des irdis<strong>ch</strong>en<br />
Lebens, sondern vor Gottes Thron empfängt. So standen die Jünger zu<br />
ihrer Überras<strong>ch</strong>ung vor einer Gewißheit, für die Jesus eben deshalb der Christus<br />
war, weil er gekreuzigt ward, <strong>und</strong> nun kam Spru<strong>ch</strong> um Spru<strong>ch</strong> an die<br />
Reihe, <strong>und</strong> jeder empfing neues Li<strong>ch</strong>t aus der vollbra<strong>ch</strong>ten Gottestat. 24,27—29:<br />
Und er fing bei Mose <strong>und</strong> allen Propheten an <strong>und</strong> legte in allen Sprü<strong>ch</strong>en aus,<br />
was über ihn gesagt ist. Und sie kamen zum Dorf, wohin sie wanderten, <strong>und</strong><br />
er stellte si<strong>ch</strong>, er ziehe weiter, <strong>und</strong> sie drangen in ihn <strong>und</strong> sagten: Bleibe bei<br />
uns; denn es ist gegen den Abend hin, <strong>und</strong> der Tag hat si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on geneigt. Und<br />
er trat ein, um bei ihnen zu bleiben. Er erprobte sie, ob sie ihn ziehen lassen<br />
oder ihm für seinen <strong>Die</strong>nst so dankbar seien, daß sie ihn bei si<strong>ch</strong> behalten<br />
mö<strong>ch</strong>ten. <strong>Die</strong> Jünger haben si<strong>ch</strong> bewährt.<br />
24,30. 31 : Und es ges<strong>ch</strong>ah, als er si<strong>ch</strong> mit ihnen am Tis<strong>ch</strong> niedergelegt hatte,<br />
nahm er das Brot, spra<strong>ch</strong> den Segen, bra<strong>ch</strong> es <strong>und</strong> gab es ihnen hin. Ihnen aber<br />
wurden die Augen geöffnet, <strong>und</strong> sie erkannten ihn. Und er wurde für sie unsi<strong>ch</strong>tbar.<br />
Au<strong>ch</strong> hier ma<strong>ch</strong>t er ihnen seine Verb<strong>und</strong>enheit mit ihnen dadur<strong>ch</strong><br />
k<strong>und</strong>, daß er Tis<strong>ch</strong>gemeins<strong>ch</strong>aft mit ihnen hält. Und damit, daß sie ihn erkennen,<br />
als sie aus seinen Händen das Brot nahmen, ist sein Ziel errei<strong>ch</strong>t.<br />
24,32: Und sie sagten zueinander: Brannte ni<strong>ch</strong>t unser Herz in uns, als er<br />
auf dem Wege mit uns redete <strong>und</strong> die Sprü<strong>ch</strong>e eröffnete? Sie staunen darüber,<br />
daß sie ihn ni<strong>ch</strong>t erkannten. Nun erst ist ihnen verständli<strong>ch</strong>, warum si<strong>ch</strong> ihr<br />
Inneres so völlig wandelte <strong>und</strong> das Li<strong>ch</strong>t darin aufstrahlte, als wären ihre<br />
Herzen angezündet. So konnte nur der Helligkeit <strong>und</strong> Verständnis in ihre<br />
dunkle Seele gießen, der vom Amt des Christus spre<strong>ch</strong>en konnte als von seinem<br />
eigenen Amt <strong>und</strong> Werk. 24,33—35: Und sie standen in derselben St<strong>und</strong>e<br />
auf, kehrten <strong>na<strong>ch</strong></strong> Jerusalem zurück <strong>und</strong> fanden die Elf <strong>und</strong> die, die mit ihnen<br />
waren, versammelt, die ihnen sagten: Der Herr ist in der Tat auf erweckt <strong>und</strong>