Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch

Lukas 7,io—28 197
über dieses alles. Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich und schickte sie
zum Herrn und ließ sagen: Bist du der, der kommen wird, oder erwarten wir
einen anderen? Als aber die Männer zu ihm kamen, sagten sie: Johannes der
Täufer sandte uns zu dir und läßt sagen: Bist du der, der kommen wird, oder
erwarten wir einen anderen? In jener Stunde heilte er viele von Krankheiten
und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Sehen. Und
er antwortete und sprach zu ihnen: Geht, meldet Johannes, was ihr saht und
hörtet! Blinde sehen; Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören;
Tote stehen auf; Armen wird die gute Botschaft gesagt. Und selig ist, wer an
mir nicht Anstoß nimmt. Der Bericht ist derselbe, wie ihn Matthäus gab, ebenso
die Worte, mit denen Jesus nach dem Weggang der Boten dem Volk das hohe
Amt des Johannes vorgehalten hat.
7,24-28: Als aber die Boten des Johannes weggingen, fing er an, zum Volk
über Johannes zu sprechen: Was wolltet ihr euch ansehen, als ihr in die Wüste
zogt? Schilf, das der Wind biegt? Vielmehr, was wolltet ihr sehen, als ihr
hinausgingt? Einen Menschen, der mit weichen Kleidern angetan ist. Sieh! die,
die in herrlichem Gewand und Wollust leben, sind in den königlichen Palästen.
Vielmehr, was wolltet ihr sehen, als ihr hinauszogt? Einen Propheten? Ja,
ich sage euch: Sogar mehr als einen Propheten. Denn dieser ist der, über den
geschrieben ist: Sieh! ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor
dir herrichten wird (Maleachi 3,1). Ich sage euch: Unter denen, die von Frauen
geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes; wer aber kleiner
ist, wird bei der Herrschaft Gottes größer als er. „Es gibt keinen, der größer
wäre als er", lesen wir bei Matthäus. Damit wir bei dieser Größe an den heiligen
Beruf des Täufers dächten, hat Lukas vielleicht* hervorgehoben, kein Prophet
sei größer als er. Bewundernd schaut das Volk auf die früheren Geschlechter
zurück, die Propheten in ihrer Mitte hatten und dadurch Gottes Regierung
deutlicher erlebten als das gegenwärtige Geschlecht. Und doch hat dieses ungleich
mehr empfangen als alle früheren Zeiten, einen Propheten, der größer
als sie alle ist, weil er unmittelbar am Aufgang des göttlichen Reiches mitarbeitet
und dem verheißenen Herrn der Gemeinde bei der Ausrichtung seines Werkes
hilft. Dennoch erhebt Gottes Gnade in ihrer letzten und höchsten Offenbarung
solche, die kleiner sind als er, zu einem noch höheren Amt und zu
größerer Herrlichkeit.
Bis hierher hat Jesu Rede bei beiden Evangelisten festen Zusammenhang und
gräbt mit mächtigem Bußwort einen einheitlichen Gedanken in das Gewissen
der Hörer hinein. An derselben Stelle, wo der Zusammenhang bei Matthäus
* Das Wort „Prophet" steht in den Texten nicht überall.