Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch

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Lukas 2,33—39 *57 Notwendigkeit an sidi. Denn was im Herzen der Mensdien liegt, muß ans licht herausgeholt werden. Nur wenn aufgedeckt wird, was im Menschenherzen ist, ist der Mensch wirklich mit Gott versöhnt; dann ist ihm vergeben, und die Gnade hat sich ihm ganz offenbart. Nur so wird ihm auch Gottes Gericht in seiner heiligen Gerechtigkeit klar und offenbar. Darum steht der Christus so in der Welt, daß sich das Trachten des Menschen an ihm offenbaren muß und es sich zeigt, wie heftig er sich Gott widersetzt, wie sehr er sich wider ihn erbittert, wie gierig er das Eigene sucht, wie nichtig und lügnerisch seine Gerechtigkeit ist, wie unfähig und unwillig zum Glauben er ist. Das gehört mit zu dem Amt des Verheißenen und macht das Leiden zu seinem Beruf. Maria empfing mit diesem "Wort eine große Hilfe für die kommenden Jahre, wie es immer Gottes Weise ist, daß er da, wo er Großes schenkt, auch das gewährt, was uns in die Beugung stellt. Ein hohes Lob Gottes war ihr gegeben: Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter! Sie wurde aber auch von Anfang an dazu angeleitet, in der Furcht Gottes auf das zu sehen, was durch ihr Kind ausgerichtet werden muß, und sich bereit zu halten, daß sie ihre Seele in den Tod geben und alle Wünsche ihres Herzens zum Opfer bringen muß. Simeon blieb nicht allein, sondern es fand sich noch eine zweite Stimme, die auch durch den prophetischen Geist erweckt sein Wort bekräftigte und Jesus als den Christus pries, eine hochbetagte Frau. 2,36—38: Und Anna war da, eine Prophetin, die Tochter Phanuels aus dem Stamm Asser. Diese war in einer langen Lebenszeit weit voran. Sie hatte mit einem Mann sieben Jahre naà) ihrer Jungfrauschaft gelebt und war Witwe bis zu vierundachtzig Jahren. Sie verließ den Tempel nicht, sondern diente Gott mit Fasten und Gebeten bei Nacht und bei Tag. Und in derselben Stunde stand sie dabei und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Sie muß als ganz junges Mädchen geheiratet haben, besaß aber ihren Mann nur sieben Jahre und hatte seither einen Witwenstand von 84 Jahren geführt, so daß sie über hundert Jahre alt gewesen sein muß. Ihre Heimat war der Tempel geworden und ihr Anliegen das beständige Gebet. Auch sie empfing noch die freudige Gewißheit, Gottes Verheißung sei erfüllt und der König Israels geboren, und sprach davon zu allen, deren Herz an dem, was ihnen der Lauf des Lebens brachte, nicht satt geworden war, sondern sich nach der verheißenen Gabe sehnte, nach der Erlösung Jerusalems. 2,39: Und wie sie alles erfüllt hatten, was das Gesetz des Herrn anordnete, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück. An dieser Stelle erwarten wir einen Hinweis auf das, was uns Matthäus aus der Geburtsgeschichte

15 8 Wie Christus geboren ward Jesu berichtet hat, auf die Ankunft der Magier in Bethlehem und die Flucht der Eltern Jesu nach Ägypten. "Wir lesen davon bei Lukas nichts und können aus seinem Bericht nur entnehmen, daß die Eltern, nachdem die "Wartezeit Marias beendigt war, heim nach Nazareth gezogen sind. An den späteren Stücken des Evangeliums läßt sich sicher beobachten, daß Lukas den Bericht des Matthäus über Jesus vor Augen hatte, da er eine große Zahl von "Worten Jesu in derselben Form wiederholt, wie sie uns Matthäus gibt. Sein Bericht über Jesu Geburt ist dagegen neu, von Matthäus unabhängig und Lukas durch einen anderen Zeugen gegeben, dessen Namen wir nicht kennen, von dem sich nur das mit "Wahrscheinlichkeit sagen läßt, daß er zur Gemeinde Palästinas gehört habe, da seine Darstellung durch ihren Anschluß an die Sprache der Bibel und Jerusalems ein sehr bestimmtes, eigenartiges Gepräge hat. Obwohl Lukas die Berichte dieser beiden Zeugen vor sich hatte, hat er doch nicht versucht, sie ineinander zu fügen und zu einem einheitlichen Ganzen zu vereinigen, sondern hat eine Wahl getroffen und uns nur den einen ohne Änderung oder Zusatz gegeben, so wie er vor ihm lag. Er hält es auch später im Evangelium mehrfach so.* "Wie bei Johannes, so schaut Lukas auch bei Jesus darauf hin, wie das als Gottes "Werk geborene Kind herangewachsen ist. 2,40a: Aber das Knablein wuchs und ward kräftig, da es voll Weisheit ward. "Was in seinem Inneren wuchs, blieb von der menschlichen Torheit fern; statt dessen hatte er den hellen, durchdringenden Blick aufwärts zu Gott und hinaus in die "Welt, der seiner Tat zum sicheren Führer ward. 2,40b: Und Gottes Gnade war über ihm. Im Kleinen und Großen wurde sichtbar, daß Gottes väterliches Auge über ihm stand und ihn mit reicher Güte behütete und leitete. Zu den Zeichen, die Jesu Abkunft von oben bei seiner Geburt kundtaten und seine Sendung bezeugten, fügt Lukas als letztes noch ein eigenes Zeugnis Jesu über sich selbst hinzu. Er gibt uns wahrscheinlich aus demselben Erzähler, von dem er die Geburtsgeschichte empfing, ein "Wort von ihm, das uns erkennen läßt, wie er von Kindheit an zum Vater stand. 2,41—43: Und seine Eltern gingen jedes Jahr nach Jerusalem am Fest des Pascha. Und als er zwölf Jahre alt war und sie nach der Sitte des Festes hinaufgezogen waren und die Tage vollendet hatten, blieb der Knabe Jesus, als sie heimkehrten, in Jerusalem zurück, und seine Eltern bemerkten es nicht. "Während der jüdische Knabe bis zum Ablauf des zwölften Jahres noch als Kind galt, das die Gebote der Schrift noch nicht mit eigener Verantwortung verpflichteten, begann nun die Zeit, • Bei der Geschlechtstafel, der Predigt Jesu in Nazareth, der Berufung der ersten Jünger, der Salbung Jesu durch eine Frau, dem Gespräch mit dem Lehrer über Gottes Gebot, dem Zeichen am Feigenbaum und in der Ostergeschichte.

<strong>Lukas</strong> 2,33—39 *57<br />

Notwendigkeit an sidi. Denn was im Herzen der Mensdien liegt, muß ans<br />

li<strong>ch</strong>t herausgeholt werden. Nur wenn aufgedeckt wird, was im Mens<strong>ch</strong>enherzen<br />

ist, ist der Mens<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> mit Gott versöhnt; dann ist ihm vergeben,<br />

<strong>und</strong> die Gnade hat si<strong>ch</strong> ihm ganz offenbart. Nur so wird ihm au<strong>ch</strong> Gottes Geri<strong>ch</strong>t<br />

in seiner heiligen Gere<strong>ch</strong>tigkeit klar <strong>und</strong> offenbar. Darum steht der<br />

Christus so in der Welt, daß si<strong>ch</strong> das Tra<strong>ch</strong>ten des Mens<strong>ch</strong>en an ihm offenbaren<br />

muß <strong>und</strong> es si<strong>ch</strong> zeigt, wie heftig er si<strong>ch</strong> Gott widersetzt, wie sehr er si<strong>ch</strong><br />

wider ihn erbittert, wie gierig er das Eigene su<strong>ch</strong>t, wie ni<strong>ch</strong>tig <strong>und</strong> lügneris<strong>ch</strong><br />

seine Gere<strong>ch</strong>tigkeit ist, wie unfähig <strong>und</strong> unwillig zum Glauben er ist. Das gehört<br />

mit zu dem Amt des Verheißenen <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>t das Leiden zu seinem Beruf.<br />

Maria empfing mit diesem "Wort eine große Hilfe für die kommenden Jahre,<br />

wie es immer Gottes Weise ist, daß er da, wo er Großes s<strong>ch</strong>enkt, au<strong>ch</strong> das gewährt,<br />

was uns in die Beugung stellt. Ein hohes Lob Gottes war ihr gegeben:<br />

Von nun an werden mi<strong>ch</strong> selig preisen alle Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter! Sie wurde aber au<strong>ch</strong><br />

von Anfang an dazu angeleitet, in der Fur<strong>ch</strong>t Gottes auf das zu sehen, was<br />

dur<strong>ch</strong> ihr Kind ausgeri<strong>ch</strong>tet werden muß, <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> bereit zu halten, daß sie ihre<br />

Seele in den Tod geben <strong>und</strong> alle Wüns<strong>ch</strong>e ihres Herzens zum Opfer bringen<br />

muß.<br />

Simeon blieb ni<strong>ch</strong>t allein, sondern es fand si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine zweite Stimme, die<br />

au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den prophetis<strong>ch</strong>en Geist erweckt sein Wort bekräftigte <strong>und</strong> Jesus<br />

als den Christus pries, eine ho<strong>ch</strong>betagte Frau. 2,36—38: Und Anna war da,<br />

eine Prophetin, die To<strong>ch</strong>ter Phanuels aus dem Stamm Asser. <strong>Die</strong>se war in einer<br />

langen Lebenszeit weit voran. Sie hatte mit einem Mann sieben Jahre naà)<br />

ihrer Jungfraus<strong>ch</strong>aft gelebt <strong>und</strong> war Witwe bis zu vier<strong>und</strong>a<strong>ch</strong>tzig Jahren. Sie<br />

verließ den Tempel ni<strong>ch</strong>t, sondern diente Gott mit Fasten <strong>und</strong> Gebeten bei<br />

Na<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> bei Tag. Und in derselben St<strong>und</strong>e stand sie dabei <strong>und</strong> pries Gott<br />

<strong>und</strong> redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Sie<br />

muß als ganz junges Mäd<strong>ch</strong>en geheiratet haben, besaß aber ihren Mann nur<br />

sieben Jahre <strong>und</strong> hatte seither einen Witwenstand von 84 Jahren geführt, so<br />

daß sie über h<strong>und</strong>ert Jahre alt gewesen sein muß. Ihre Heimat war der Tempel<br />

geworden <strong>und</strong> ihr Anliegen das beständige Gebet. Au<strong>ch</strong> sie empfing no<strong>ch</strong> die<br />

freudige Gewißheit, Gottes Verheißung sei erfüllt <strong>und</strong> der König Israels geboren,<br />

<strong>und</strong> spra<strong>ch</strong> davon zu allen, deren Herz an dem, was ihnen der Lauf des<br />

Lebens bra<strong>ch</strong>te, ni<strong>ch</strong>t satt geworden war, sondern si<strong>ch</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> der verheißenen<br />

Gabe sehnte, <strong>na<strong>ch</strong></strong> der Erlösung Jerusalems.<br />

2,39: Und wie sie alles erfüllt hatten, was das Gesetz des Herrn anordnete,<br />

kehrten sie <strong>na<strong>ch</strong></strong> Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück. An dieser Stelle erwarten<br />

wir einen Hinweis auf das, was uns Matthäus aus der Geburtsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te

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