Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch

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Markus 16,5—8 127 in fester Gleichförmigkeit mit Matthäus steht, die auch diesen letzten Vers mit umfaßt. Er ist die erweiterte Parallele zu den "Worten des Matthäus: Und sie gingen rasch vom Grabe fort mit Furcht und großer Freude. Darin hat Markus nicht die Freude, wohl aber die Furcht betont aus demselben Grund, weshalb er von den Salbentöpfen der Frauen und von ihrer Sorge der Steinplatte wegen sprach, um uns einzuprägen, wie scharf Jesu Auferstehung mit dem, was die Jünger dachten, zusammenstieß. Indem er die Furcht der Frauen kräftig schildert, bereitete er das, was bei Matthäus sofort folgt, vor und erläuterte es. Die Frauen kommen nicht nur mit dem Engel wort zu den Jüngern, sondern, ehe sie ihnen ihre Botschaft bringen, erscheint ihnen Jesus selbst, so daß sie nun ihren Auftrag in seinem eigenen Namen auszurichten vermögen, in der Gewißheit, daß sie ihn selber sahen. Deshalb hat Markus stark betont, daß das Engelwort nicht ausreichte, um die Frauen gewiß und froh zu machen; denn deswegen erschien ihnen nun der Herr selbst und machte die zagenden Frauen gewiß und gab ihnen, während sie bisher mit niemand zu reden vermochten, den offenen Mund, so daß durch sie die Botschaft von seinem Leben zu den Jüngern kam. Auch diese Erscheinung Jesu hatte bloß einen vorbereitenden Zweck, fachte den Glauben der Jünger an und rüstete sie zu derjenigen Offenbarung, durch die er seine Gemeinschaft mit ihnen besiegelt, sein Wort ihnen bestätigt und ihnen den Apostelauftrag gegeben hat. Wie aber Markus diese erzählte, darüber läßt sich nichts mehr sagen, da hier der Bericht des Matthäus mit großer Knappheit dem Ende zustrebt und Markus leicht Ausführlicheres und anderes erzählt haben kann. Jedenfalls hat auch er darauf Gewicht gelegt, daß Jesus die Jünger weg von Jerusalem zurück nach Galiläa führte und dort seiner Arbeit auf Erden durch die Offenbarung seiner Auferstehung die Vollendung gab; denn nach Galiläa werden sie durch den Engel mit der Verheißung gesandt: Dort werdet ihr ihn sehen. Nirgends finden sich in der Überlieferung der ältesten Kirche Texte, in denen der Osterbericht des Markus vollständiger war, als wir ihn lesen. Soweit Lukas und die anderen alten Zeugen ein Urteil möglich machen, läßt sich nur sagen: immer hatte das Evangelium diesen plötzlichen Schluß. Wie es diesen erhielt, kann man sich in mancherlei Weise vorstellen. Es kann z. B. eine Verhinderung die Arbeit des Evangelisten unterbrochen haben, Verfolgung, Nötigung zur Flucht, ein zwingender Ruf zu anderer Arbeit, so daß seine Schrift ohne Schluß in den Händen der Brüder blieb. Oder eine Verletzung der ersten Handschrift kann ihr die letzte Spalte geraubt haben, so daß das Evangelium nur mit einem verstümmelten Schluß in der Kirche verbreitet wer-

128 Der Zusatz zum Osterbericht . den konnte. Oder der Evangelist war am Ende seiner Buchrolle und gedachte in einem zweiten Band noch weiter zu erzählen, zuerst noch von der Auferstehung des Herrn, sodann vom Werk des Petrus und der Apostel, durch das die Kirche gebaut wurde, wie es später Lukas tut, und nur der erste Band, der der Christenheit ihren Herrn beschrieb, blieb im Gebrauch der Gemeinden, während der zweite entweder ungeschrieben blieb oder wieder verschwand. Aber keine dieser Vorstellungen ist mehr als eine Vermutung; keiner steht Gewißheit oder auch nur allein "Wahrscheinlichkeit zu. Kapitel 16,9—20 Der Zusatz zum Osterbericht Der abgebrochene Schluß war beim Gebrauch des Evangeliums zur Vorlesung im Gottesdienst störend. Wir finden darum schon im zweiten Jahrhundert häufig einen anderen Osterbericht angefügt, der dem Evangelium denjenigen Abschluß gab, der der Geschichte Jesu entsprach. Es wurde aber auch hier mit reiner Hand verfahren, ohne daß man versucht hätte, die Erzählung des Markus weiterzuführen und eigenmächtig zu ergänzen, was verloren war. Vielmehr ist der neue Bericht ein selbständiges Stück, das mit Vers 9 wieder beim Ostermorgen anfängt und aus der Schrift eines anderen alten Lehrers genommen worden ist. Er steht nicht mehr ganz auf derselben Höhe wie das, was uns Matthäus und Markus erzählen, weil sich die besonderen, lehrhaften Zwecke dieses Erzählers sichtbarer hervordrängen und das, was er uns berichtet, einengen. Es liegt ihm an der Beglaubigung der Apostel, am Beweis, daß ihr Zeugnis zuverlässig, ihre Sendung offenkundig sei. Darum betont er, daß die Verkündigung der Auferstehung nicht aus der Leichtgläubigkeit der Jünger stamme, als hätte sie dem entsprochen, was sie dachten und erwarteten. Sie standen vielmehr ungläubig vor ihr, 'nicht nur als Jesus am Kreuz hing und im Grabe lag, sondern auch dann noch, als ihnen seine Auferstehung verkündigt wurde, nicht einmal, sondern mehrere Male, bis Jesus selbst in ihrer Mitte stand, ihren Unglauben schalt und ihn durch seinen Anblick niederzwang. Diese Nötigung der Jünger zum Glauben, die sie dem nicht widersprechen ließ, was sie mit Augen sahen, gibt ihrem Zeugnis vom Auferstandenen Festigkeit. Damit ist ein Gedanke zur Geltung gebracht, der überall in der Ostergeschichte heraustritt und auch von Markus durch seinen Hinweis auf den "Wunsch der Frauen, der sie zum Grabe führt, und auf die Furcht, mit der sie von ihm fliehen, betont worden ist.

<strong>Markus</strong> 16,5—8 127<br />

in fester Glei<strong>ch</strong>förmigkeit mit Matthäus steht, die au<strong>ch</strong> diesen letzten Vers<br />

mit umfaßt. Er ist die erweiterte Parallele zu den "Worten des Matthäus: Und<br />

sie gingen ras<strong>ch</strong> vom Grabe fort mit Fur<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> großer Freude. Darin hat<br />

<strong>Markus</strong> ni<strong>ch</strong>t die Freude, wohl aber die Fur<strong>ch</strong>t betont aus demselben Gr<strong>und</strong>,<br />

weshalb er von den Salbentöpfen der Frauen <strong>und</strong> von ihrer Sorge der Steinplatte<br />

wegen spra<strong>ch</strong>, um uns einzuprägen, wie s<strong>ch</strong>arf Jesu Auferstehung mit<br />

dem, was die Jünger da<strong>ch</strong>ten, zusammenstieß. Indem er die Fur<strong>ch</strong>t der Frauen<br />

kräftig s<strong>ch</strong>ildert, bereitete er das, was bei Matthäus sofort folgt, vor <strong>und</strong> erläuterte<br />

es. <strong>Die</strong> Frauen kommen ni<strong>ch</strong>t nur mit dem Engel wort zu den Jüngern,<br />

sondern, ehe sie ihnen ihre Bots<strong>ch</strong>aft bringen, ers<strong>ch</strong>eint ihnen Jesus selbst, so<br />

daß sie nun ihren Auftrag in seinem eigenen Namen auszuri<strong>ch</strong>ten vermögen,<br />

in der Gewißheit, daß sie ihn selber sahen. Deshalb hat <strong>Markus</strong> stark betont,<br />

daß das Engelwort ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>te, um die Frauen gewiß <strong>und</strong> froh zu ma<strong>ch</strong>en;<br />

denn deswegen ers<strong>ch</strong>ien ihnen nun der Herr selbst <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>te die zagenden<br />

Frauen gewiß <strong>und</strong> gab ihnen, während sie bisher mit niemand zu reden vermo<strong>ch</strong>ten,<br />

den offenen M<strong>und</strong>, so daß dur<strong>ch</strong> sie die Bots<strong>ch</strong>aft von seinem Leben<br />

zu den Jüngern kam.<br />

Au<strong>ch</strong> diese Ers<strong>ch</strong>einung Jesu hatte bloß einen vorbereitenden Zweck, fa<strong>ch</strong>te<br />

den Glauben der Jünger an <strong>und</strong> rüstete sie zu derjenigen <strong>Offenbarung</strong>, dur<strong>ch</strong><br />

die er seine Gemeins<strong>ch</strong>aft mit ihnen besiegelt, sein Wort ihnen bestätigt <strong>und</strong><br />

ihnen den Apostelauftrag gegeben hat. Wie aber <strong>Markus</strong> diese erzählte, darüber<br />

läßt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts mehr sagen, da hier der Beri<strong>ch</strong>t des Matthäus mit großer<br />

Knappheit dem Ende zustrebt <strong>und</strong> <strong>Markus</strong> lei<strong>ch</strong>t Ausführli<strong>ch</strong>eres <strong>und</strong> anderes<br />

erzählt haben kann. Jedenfalls hat au<strong>ch</strong> er darauf Gewi<strong>ch</strong>t gelegt, daß Jesus<br />

die Jünger weg von Jerusalem zurück <strong>na<strong>ch</strong></strong> Galiläa führte <strong>und</strong> dort seiner Arbeit<br />

auf Erden dur<strong>ch</strong> die <strong>Offenbarung</strong> seiner Auferstehung die Vollendung<br />

gab; denn <strong>na<strong>ch</strong></strong> Galiläa werden sie dur<strong>ch</strong> den Engel mit der Verheißung gesandt:<br />

Dort werdet ihr ihn sehen.<br />

Nirgends finden si<strong>ch</strong> in der Überlieferung der ältesten Kir<strong>ch</strong>e Texte, in<br />

denen der Osterberi<strong>ch</strong>t des <strong>Markus</strong> vollständiger war, als wir ihn lesen. Soweit<br />

<strong>Lukas</strong> <strong>und</strong> die anderen alten Zeugen ein Urteil mögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, läßt si<strong>ch</strong><br />

nur sagen: immer hatte das Evangelium diesen plötzli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>luß. Wie es diesen<br />

erhielt, kann man si<strong>ch</strong> in man<strong>ch</strong>erlei Weise vorstellen. Es kann z. B. eine<br />

Verhinderung die Arbeit des Evangelisten unterbro<strong>ch</strong>en haben, Verfolgung,<br />

Nötigung zur Flu<strong>ch</strong>t, ein zwingender Ruf zu anderer Arbeit, so daß seine<br />

S<strong>ch</strong>rift ohne S<strong>ch</strong>luß in den Händen der Brüder blieb. Oder eine Verletzung<br />

der ersten Hands<strong>ch</strong>rift kann ihr die letzte Spalte geraubt haben, so daß das<br />

Evangelium nur mit einem verstümmelten S<strong>ch</strong>luß in der Kir<strong>ch</strong>e verbreitet wer-

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