Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch

124 r Jesu Sterben
Jerusalem hinaufgezogen waren. Und als es schon Abend wurde, da es Rüsttag
war, das ist der Tag vor dem Sabbat, kam Joseph aus Arimathia, ein vornehmer
Ratsherr, der auch auf Gottes Herrschaft wartete, wagte es, ging zu
Pilatus hinein und bat für sich um Jesu Leib. Pilatus aber verwunderte sich,
ob er schon gestorben sei, rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon
lange tot sei. Und als er es vom Hauptmann erfahren hatte, schenkte er den
Leichnam dem Joseph. Und er kaufte eine Leinwand, nahm ihn herab, umwickelte
ihn mit der Leinwand und legte ihn in ein Grab, das aus dem Felsen
gehauen war, und wälzte einen Stein an die Türe des Grabes. Aber Maria aus
Magdala und Maria, die Mutter Joses, sahen, wohin er gelegt worden war.
Gekürzt hat Markus den Bericht des Matthäus über Jesu Kreuzigung dadurch,
daß solche Stücke fehlen, welche die Größe der Verschuldung Israels
hervorheben. Es fehlt der Gang des Judas in den Tempel, wo er vergeblich
die Unschuld Jesu bezeugt, von den Priestern verhöhnt wird und sich verzweifelnd
den Tod gibt, ferner die Botschaft der Frau des Pilatus, die ihn warnt,
das zu tun, wozu ihn Israel treibt, sich am Gerechten zu versündigen, der
Spruch des Pilatus, womit er die Verantwortung für die Hinrichtung Jesu auf
Israel legt, das Erdbeben beim Tode Jesu mit der Auferweckung vieler, die
nach Jesu Auferstehung als seine Zeugen in Jerusalem erscheinen, und die Bestellung
der Wächter vor seinem Grab, die hernach die Osterbotschaft zu den
Priestern bringen. Alle diese Vorgänge machten aus der Verkündigung des
Todes Jesu für Israel ein ernstes Bußwort und zeigen ihm seine Verschuldung.
Markus wollte nicht, daß sich die Christenheit bei der Betrachtung des Kreu-
^zes gegen Israel ereifere. Seine Schuld ist nicht beschönigt, ebensowenig wie
die der Jünger; aber das Bußwort, das in der Botschaft von Jesu Tod enthalten
ist, ergeht an alle, beugt alle unter der gemeinsamen Schuld und tut der
Welt kund, daß Gott seinen Sohn nicht geschont, sondern ihrer Sünde wegen
dahingegeben hat. Indem so zugleich alle Nebenfiguren aus dem Kreuzigungsbericht
entfernt sind, bleibt das Auge ausschließlich an den Einen geheftet,
dessen Sterben seiner Gemeinde unvergessen bleiben muß.
Kapitel 16,1—8
Der Anfang des Osterberichts
Wie Matthäus berichtet auch Markus, daß am Sonntag in der Frühe die beiden
Marien, diejenige von Magdala und die Mutter des kleinen Jakobus und
des Jose, den Jüngern die Botschaft von der Auferstehung Jesu brachten.
16,1. 2: Und als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala und