Das Evangelium nach Johannes - Offenbarung.ch

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Johannes 5>7~i7 19 Wir haben hier* vor Augen, wie freundlich sich Jesus der verschiedenen inneren Stellung der Leute anpaßte. Hatte er es mit einem erschütterten Gewissen zu tun, so sprach er zuerst von der Sünde, legte in die Reue den Trost seines Verzeihens und ließ die sichtbare Hilfe darauf folgen als ihre mächtige Bestätigung, wie er es z. B. beim Gichtbrüchigen macht. Hier dagegen gab es zuerst die leibliche Hilfe und macht sie erst hernach auch im Gewissen des Geheilten wirksam, indem er ihn bedenken ließ, wozu ihn das Empfangene beruft, daß es ihn vor dem Bösen behüten soll. So läßt er hier die Buße aus seiner Wohltat erwachsen, während er anderswo seine Wohltat auf die Buße folgen läßt. Für den Geheilten war eine solche Warnung eine besondere Wohltat, weil er in die Hände der Widersacher Jesu gefallen war, die sich bemühten, wieder zu verderben, was er ihm gegeben hatte. Ließ er sich Jesus als einen Sünder darstellen, so war der Dank für die Hilfe, die er erlebt hatte, in ihm erstickt und ihre ihn innerlich aufrichtende Wirkung ihm geraubt. 5,15: Der Mensch ging fort und sagte den Juden, daß Jesus der sei, der ihn gesund gemacht batte. Die Furcht vor seinen jüdischen Richtern bewegte ihn stärker als der Dank für Jesu Wohltat. Er wollte sich rechtfertigen und den Vorwurf nicht auf sich behalten, als habe er sich gegen den Sabbat versündigt. 5,16: Und deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Daß er sein Erbarmen mit göttlicher Macht bestätigt hatte, dafür dankte ihm niemand; statt dessen mußte er sich nun gegen die Anklage rechtfertigen, er sei ein Sünder. . 5,17: Er aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt immer noch, und ich wirke auch. Sein Blick geht auf den Vater, ob er seine Hand abziehe, und weil er gewiß ist, daß er sein W'erk eben jetzt vollführt, liegt darin auch für ihn die Berufung und Verpflichtung zum Werk. Er tut es nicht ohne Gott oder gegen Gott; vielmehr fließt sein Werk aus Gottes Werk. Will jemand ihn beschuldigen, so hadere er mit Gott, der auch am Sabbat seine Gnade wirksam macht und darum seinem Sohn auch am Sabbat Gelegenheit zu Taten gibt, die aus Gott stammen und ins göttliche Wirken eingeschlossen sind. So zeigte Jesus seinen Verklägern die Herrlichkeit seines guten Gewissens. Er steht, wenn er auf das Geschehene zurückschaut, fest: der Vater hat dort gehandelt und er nur nach und mit ihm. Schaut er vorwärts auf das, was seine Ankläger im Sinne haben, so ist er getrost: noch immer wirkt der Vater, und solange er sein Werk vollführt, wird ihn der menschliche Haß daran nicht hindern und ihm nicht wehren, seinem Dienst in Israel nachzugehen. Wenn der Vater sein Werk vollendet hat, dann ist freilich auch für ihn der Schluß seiner Arbeit gekom-r men. Doch bis jetzt wirkt der Vater noch; daher gilt: Und ich wirke auch. In

3o Jesus zeigt den Juden, was sie von ihm ¡rennt einen Streit über den Sabbat und die Satzung ließ sich Jesus mit seiner kurzen, bündigen Antwort nicht ein, ähnlich wie er bei Matthäus einfach erwidert: Ich bin über den Sabbat Herr, 12,8. Freilich war durch seine Antwort deutlich gesagt, daß er sich seine Freiheit nicht nehmen lassen kann, weil sie völlig mit seinem Gehorsam vereinigt ist. Ließe er sich jene nehmen, dann könnte er sein Heilandswerk nicht mehr tun. Er kann das große Werk des Christus, zu dem er gesandt ist, nur dadurch vollbringen, daß er sein Tun und Lassen unmittelbar und vollständig aus dem Werk des Vaters schöpft. Durch seine Antwort-wurden seine Ankläger noch mehr erbittert. 5,18: Deshalb suchten nun die Juden noch mehr, Jesus zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich Gott gleichstellte. Sie verlangten, daß er sich wenigstens entschuldige und die Geltung der Satzung anerkenne; nun rechtfertigte er erst noch seine Tat, beschrieb sie als von Gott ihm gegeben und stellte sich neben ihn, als Sohn neben den Vater, der selbständig und frei aus ihm, nicht erst aus der Vorschrift des Gesetzes, schöpft, was er tut. Damit riß er ja die Satzung völlig entzwei. Seinen Verklägern erschien das als ein gottloser Umsturz des ganzen Gesetzes, weil sie eine solche persönliche, innige Gemeinschaft mit Gott für unmöglich erklärten, besonders dann, wenn er die Vorschrift des Gesetzes direkt übertrat. Sie warfen ihm darum sträfliche Überhebung vor, die sich Gott gleichzustellen wage. Darauf hat Jesus seinen Verklägern seine Einsetzung in sein Heilandsamt als Christus nach seinem ganzen Inhalt dargetan. Er ließ Jerusalem nicht fallen, ehe er ihm ohne Hülle das volle Evangelium gesagt hat. Weil sie mit der Anklage vor ihm stehen, in seiner Gewißheit, daß er der Sohn und der König sei, zeige sich ein vermessener Übermut, mußte er sie so begründen, daß dabei zugleich die Reinheit und Demut seines Herzens unleugbar hervorstrahlte. Beides mußte deutlich werden: wie hoch ihn der Vater gestellt hat und wie er mit ganzem Gehorsam einzig ihm ergeben ist. Jesus hat hierzu das benutzt, was jedermann an der Gemeinschaft des Vaters mit dem Sohne schon im menschlichen Verhältnis sieht, und hat mit der Gebundenheit des Sohns an den Vater den Anfang gemacht, damit sichtbar werde, daß es keine Überhebung sei, wenn er sich auf diese Höhe stellt, sondern daß er sie einzig seiner völligen Unterordnung unter den Vater verdankt, womit auch der Verdacht, als sei in seiner Freiheit vom Gesetz eine Annäherung an die Sünde versteckt, verschwinden muß. 5,19.20: Nun antwortete Jesus und sagte zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn vermag nicht, irgend etwas aus sich selbst zu tun, 'wenn er nicht sieht, daß der Vater das tut. Denn was jener tut, tut gleicher-

•<strong>Johannes</strong> 5>7~i7 19<br />

Wir haben hier* vor Augen, wie freundli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> Jesus der vers<strong>ch</strong>iedenen inneren<br />

Stellung der Leute anpaßte. Hatte er es mit einem ers<strong>ch</strong>ütterten Gewissen<br />

zu tun, so spra<strong>ch</strong> er zuerst von der Sünde, legte in die Reue den Trost<br />

seines Verzeihens und ließ die si<strong>ch</strong>tbare Hilfe darauf folgen als ihre mä<strong>ch</strong>tige<br />

Bestätigung, wie er es z. B. beim Gi<strong>ch</strong>tbrü<strong>ch</strong>igen ma<strong>ch</strong>t. Hier dagegen gab es<br />

zuerst die leibli<strong>ch</strong>e Hilfe und ma<strong>ch</strong>t sie erst her<strong>na<strong>ch</strong></strong> au<strong>ch</strong> im Gewissen des Geheilten<br />

wirksam, indem er ihn bedenken ließ, wozu ihn das Empfangene beruft,<br />

daß es ihn vor dem Bösen behüten soll. So läßt er hier die Buße aus seiner<br />

Wohltat erwa<strong>ch</strong>sen, während er anderswo seine Wohltat auf die Buße folgen<br />

läßt. Für den Geheilten war eine sol<strong>ch</strong>e Warnung eine besondere Wohltat,<br />

weil er in die Hände der Widersa<strong>ch</strong>er Jesu gefallen war, die si<strong>ch</strong> bemühten,<br />

wieder zu verderben, was er ihm gegeben hatte. Ließ er si<strong>ch</strong> Jesus als einen<br />

Sünder darstellen, so war der Dank für die Hilfe, die er erlebt hatte, in ihm<br />

erstickt und ihre ihn innerli<strong>ch</strong> aufri<strong>ch</strong>tende Wirkung ihm geraubt.<br />

5,15: Der Mens<strong>ch</strong> ging fort und sagte den Juden, daß Jesus der sei, der ihn<br />

gesund gema<strong>ch</strong>t batte. Die Fur<strong>ch</strong>t vor seinen jüdis<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tern bewegte ihn<br />

stärker als der Dank für Jesu Wohltat. Er wollte si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tfertigen und den<br />

Vorwurf ni<strong>ch</strong>t auf si<strong>ch</strong> behalten, als habe er si<strong>ch</strong> gegen den Sabbat versündigt.<br />

5,16: Und deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan<br />

hatte. Daß er sein Erbarmen mit göttli<strong>ch</strong>er Ma<strong>ch</strong>t bestätigt hatte, dafür dankte<br />

ihm niemand; statt dessen mußte er si<strong>ch</strong> nun gegen die Anklage re<strong>ch</strong>tfertigen,<br />

er sei ein Sünder.<br />

. 5,17: Er aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt immer no<strong>ch</strong>, und i<strong>ch</strong><br />

wirke au<strong>ch</strong>. Sein Blick geht auf den Vater, ob er seine Hand abziehe, und weil<br />

er gewiß ist, daß er sein W'erk eben jetzt vollführt, liegt darin au<strong>ch</strong> für ihn die<br />

Berufung und Verpfli<strong>ch</strong>tung zum Werk. Er tut es ni<strong>ch</strong>t ohne Gott oder gegen<br />

Gott; vielmehr fließt sein Werk aus Gottes Werk. Will jemand ihn bes<strong>ch</strong>uldigen,<br />

so hadere er mit Gott, der au<strong>ch</strong> am Sabbat seine Gnade wirksam ma<strong>ch</strong>t<br />

und darum seinem Sohn au<strong>ch</strong> am Sabbat Gelegenheit zu Taten gibt, die aus<br />

Gott stammen und ins göttli<strong>ch</strong>e Wirken einges<strong>ch</strong>lossen sind. So zeigte Jesus<br />

seinen Verklägern die Herrli<strong>ch</strong>keit seines guten Gewissens. Er steht, wenn er<br />

auf das Ges<strong>ch</strong>ehene zurücks<strong>ch</strong>aut, fest: der Vater hat dort gehandelt und er<br />

nur <strong>na<strong>ch</strong></strong> und mit ihm. S<strong>ch</strong>aut er vorwärts auf das, was seine Ankläger im<br />

Sinne haben, so ist er getrost: no<strong>ch</strong> immer wirkt der Vater, und solange er sein<br />

Werk vollführt, wird ihn der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Haß daran ni<strong>ch</strong>t hindern und ihm<br />

ni<strong>ch</strong>t wehren, seinem Dienst in Israel <strong>na<strong>ch</strong></strong>zugehen. Wenn der Vater sein Werk<br />

vollendet hat, dann ist freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für ihn der S<strong>ch</strong>luß seiner Arbeit gekom-r<br />

men. Do<strong>ch</strong> bis jetzt wirkt der Vater no<strong>ch</strong>; daher gilt: Und i<strong>ch</strong> wirke au<strong>ch</strong>. In

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