Das Evangelium nach Johannes - Offenbarung.ch
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Johannes 21,9—17e 253 Simon antwortet freudig. Er darf es ihm mit Aufrichtigkeit sagen: Du hast mich dir verbunden; mein Sinn, Herz und Wille gehören dir. Steht es so, so hat Jesus Arbeit für ihn. 21,15c: Er sagt zu ihm: Weide meine Lämmlein! Was an Liebe zu Jesus in Simon lebt, das soll er an der Gemeinde zeigen. Sie ist des Dienstes, der Pflege, der Behütung bedürftig wie das Lamm des Hirten. Dort laß deine Liebe in der Tat hervorbrechen; dort tue sie ihr Helden werk. Jesus ist aber noch nicht fertig. Simon muß fühlen, daß es eine ernste Sache ist, ihm mit „Ja" zu antworten, wenn er fragt: Liebst du mich? und eine ernste Sache, wenn er jemand das Hirtenamt erteilt und ihm die Sorge für die Seinen übergibt. Hier müssen Selbsttäuschungen, die Simon reichlich kennt, hochfliegende Zuversichtlichkeit ohne Grund und Recht, warme Wallungen des Herzens ohne bleibenden, gefestigten Willen fernbleiben und ausgeschlossen sein. Es gilt, ernst ins eigene Herz zu schauen, ernst auf den erteilten Beruf. 21,16: Er sagt nochmals zum zweitenmal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er sagt zu ihm: Ja, Herr; du selbst weißt, daß ich dich liebe. Er sagt zu ihm: Weide meine Schaf lein! Petrus kann und will nichts anderes anworten als das erstemal, und Jesus sagt nicht nein, nimmt vielmehr seine Antwort an und baut wieder die Berufung zum Dienst darauf. Aber er fragt zum drittenmal. 21,17a: Er sagt zu ihm zum drittenmal: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Petrus wurde betrübt, daß er zum drittenmal zu ihm sagte: Liebst du mich? Der Schmerz brach in ihm auf; denn er wußte wohl, daß Jesus Grund hatte, sein Wort nicht als echt hinzunehmen und seiner Versicherung eine neue Frage entgegenzusetzen. Er hatte auch vor dem Kreuze schon von seiner Liebe gesprochen, die zu allem stark und willig sei, und sich selbst nicht gekannt und saß jetzt nur deshalb am Tisch des Auferstandenen als sein Genosse und Freund, weil er als das Lamm Gottes.an ihm gehandelt und die Sünde fortgetragen hatte. So wird an der Frage Jesu die Reue in ihm heiß und schmerzhaft wach. Er flieht zu Jesu durchdringendem Auge. 21,17b: Und er sprach zu ihm: Herr, alles weißt du; du erkennst, daß ich dich liebe. Gegen ihn deckt er sich nicht mit Schein und Lüge; sein Herz und Wille ist ihm offen aufgedeckt. Würde er ihn fragen: Hast du mich verleugnet? so würde er es nicht ableugnen; fragt er ihn aber: Liebst du mich? so kann er auch nichts anderes sagen als das eine: Du weißt es. So bleibt es auch bei Jesu Auftrag. 21,17c: Jesus sagt zu ihm: Weide meine Schäflein! Dadurch ist das, was Jesus als sein Eigentum werthält, ihm übergeben und er durch die Tür unter des Türhüters eigener Öffnung in die Hürde gestellt. Die Weise, wie Jesus hier seine Gnade in ihrer Einheit mit seinem heiligen-
254 Die Gemeinschaft des Auferstandenen mit den Jüngern den Willen zur Offenbarung brachte, ist wunderbar groß. Wann ist je so vergeben worden? so zart, ohne jede beschämende Erniedrigung des Gefallenen, vielmehr ihm zur vollen Aufrichtung, und doch so ernst, so kraftvoll den Willen fassend und vom Bösen lösend und den Fall verwandelnd in die Kraft der Liebe und àie Liebe verwandelnd in die Tat des Dienstes? Johannes hat der Kirche einen großen Dienst getan, daß er ihr nicht nur erzählte, wie freundlich und geduldig Jesus vor dem Kreuz den verleugnenden Apostel trug, sondern auch wie kräftig und heilig er nachher als der Auferstandene ihn aufgerichtet hat. Jesu letztes Wort an ihn deutet ihm an, daß sein Dienst, den er ihm im Vertrauen zu seiner echten, treuen Liebe übergibt, ihm Leiden bringt. 21,18a: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jung warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du wolltest. Damals war er von niemand abhängig, band sich selbst den Gurt um, der ihm das lange Kleid so festhielt, wie er es zur rüstigen Wanderung oder zur ungehinderten Arbeit brauchte, und ging seines Weges. So ungehemmt, von niemand belästigt, von Rücksichten und Anfeindungen frei kann er seinen Aposteldienst nicht vollenden. Dieser bringt ihn in die Lage, daß er sich fügen, tragen und leiden muß. 21,18b: Wirst du aber alt werden, so wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich dahin bringen, wohin du nicht gehen willst. Ab Greis wird er hilflos, der Stütze bedürftig, abhängig von denen, die um ihn sind, so daß er mit sich geschehen lassen muß, was diesen beliebt. Das Wort hat einen sprichwörtlichen Ton, ähnlich wie 4,37. Im Munde der Leute stellte ein solcher Satz den ergreifenden Gegensatz zwischen der rüstigen Jugend und dem gebrechlichen Alter dar; Jesus überträgt ihn dagegen mit vertiefter Bedeutung auf das Apostelwerk des Petrus, an dessen Ende nicht Überwindung der Welt und der Ruhm sieghafter Stärke, sondern Schwachheit und Leiden stehen. Johannes sieht auf das Kreuz des Petrus hinüber als auf die letzte Erfüllung dieses Wortes, das der Auferstandene ihm mitgab in seinen Dienst. 21,19a: Dies sagte er aber, um anzudeuten, mit was für einem Tod er Gott verherrlichen werde. Als er am Kreuzholz die Hände ausbreitete, der römische Soldat ihm den Strick um die Hüften wand und mit dem Pfahle ihn in die Höhe hob, da kam dieser Spruch zu seiner wörtlichen Erfüllung. Johannes nimmt aber alle Bitterkeit vom Kreuze weg; Petrus durfte so Gott verherrlichen. In seiner Weise gilt auch vom Kreuz des Petrus, daß damit die Größe der göttlichen Gnade sichtbar ward. Auch an ihm wurde die Liebe offenbar, nicht die Liebe des Herrn, der uns zuerst geliebt und zu sich berufen hat, wie im Kreuz von Golgatha, wohl aber die Liebe des Jüngers, der dem Auferstandenen einst am See von Tiberias mit
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254 Die Gemeins<strong>ch</strong>aft des Auferstandenen mit den Jüngern<br />
den Willen zur <strong>Offenbarung</strong> bra<strong>ch</strong>te, ist wunderbar groß. Wann ist je so vergeben<br />
worden? so zart, ohne jede bes<strong>ch</strong>ämende Erniedrigung des Gefallenen,<br />
vielmehr ihm zur vollen Aufri<strong>ch</strong>tung, und do<strong>ch</strong> so ernst, so kraftvoll den Willen<br />
fassend und vom Bösen lösend und den Fall verwandelnd in die Kraft der<br />
Liebe und àie Liebe verwandelnd in die Tat des Dienstes? <strong>Johannes</strong> hat der<br />
Kir<strong>ch</strong>e einen großen Dienst getan, daß er ihr ni<strong>ch</strong>t nur erzählte, wie freundli<strong>ch</strong><br />
und geduldig Jesus vor dem Kreuz den verleugnenden Apostel trug, sondern<br />
au<strong>ch</strong> wie kräftig und heilig er <strong>na<strong>ch</strong></strong>her als der Auferstandene ihn aufgeri<strong>ch</strong>tet<br />
hat.<br />
Jesu letztes Wort an ihn deutet ihm an, daß sein Dienst, den er ihm im Vertrauen<br />
zu seiner e<strong>ch</strong>ten, treuen Liebe übergibt, ihm Leiden bringt. 21,18a:<br />
Wahrli<strong>ch</strong>, wahrli<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> sage dir: Als du jung warst, gürtetest du di<strong>ch</strong> selbst<br />
und wandeltest, wo du wolltest. Damals war er von niemand abhängig, band<br />
si<strong>ch</strong> selbst den Gurt um, der ihm das lange Kleid so festhielt, wie er es zur<br />
rüstigen Wanderung oder zur ungehinderten Arbeit brau<strong>ch</strong>te, und ging seines<br />
Weges. So ungehemmt, von niemand belästigt, von Rücksi<strong>ch</strong>ten und Anfeindungen<br />
frei kann er seinen Aposteldienst ni<strong>ch</strong>t vollenden. Dieser bringt ihn in<br />
die Lage, daß er si<strong>ch</strong> fügen, tragen und leiden muß. 21,18b: Wirst du aber alt<br />
werden, so wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird di<strong>ch</strong> gürten<br />
und di<strong>ch</strong> dahin bringen, wohin du ni<strong>ch</strong>t gehen willst. Ab Greis wird er hilflos,<br />
der Stütze bedürftig, abhängig von denen, die um ihn sind, so daß er mit si<strong>ch</strong><br />
ges<strong>ch</strong>ehen lassen muß, was diesen beliebt. <strong>Das</strong> Wort hat einen spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>en<br />
Ton, ähnli<strong>ch</strong> wie 4,37. Im Munde der Leute stellte ein sol<strong>ch</strong>er Satz den ergreifenden<br />
Gegensatz zwis<strong>ch</strong>en der rüstigen Jugend und dem gebre<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Alter<br />
dar; Jesus überträgt ihn dagegen mit vertiefter Bedeutung auf das Apostelwerk<br />
des Petrus, an dessen Ende ni<strong>ch</strong>t Überwindung der Welt und der Ruhm<br />
sieghafter Stärke, sondern S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>heit und Leiden stehen. <strong>Johannes</strong> sieht auf<br />
das Kreuz des Petrus hinüber als auf die letzte Erfüllung dieses Wortes, das der<br />
Auferstandene ihm mitgab in seinen Dienst. 21,19a: Dies sagte er aber, um anzudeuten,<br />
mit was für einem Tod er Gott verherrli<strong>ch</strong>en werde. Als er am<br />
Kreuzholz die Hände ausbreitete, der römis<strong>ch</strong>e Soldat ihm den Strick um die<br />
Hüften wand und mit dem Pfahle ihn in die Höhe hob, da kam dieser Spru<strong>ch</strong><br />
zu seiner wörtli<strong>ch</strong>en Erfüllung. <strong>Johannes</strong> nimmt aber alle Bitterkeit vom<br />
Kreuze weg; Petrus durfte so Gott verherrli<strong>ch</strong>en. In seiner Weise gilt au<strong>ch</strong> vom<br />
Kreuz des Petrus, daß damit die Größe der göttli<strong>ch</strong>en Gnade si<strong>ch</strong>tbar ward.<br />
Au<strong>ch</strong> an ihm wurde die Liebe offenbar, ni<strong>ch</strong>t die Liebe des Herrn, der uns<br />
zuerst geliebt und zu si<strong>ch</strong> berufen hat, wie im Kreuz von Golgatha, wohl aber<br />
die Liebe des Jüngers, der dem Auferstandenen einst am See von Tiberias mit