Das Evangelium nach Johannes - Offenbarung.ch
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Johannes 15,7—14 205 Liebe des Vaters zum Sohn kommt seine Heilandsmacht, sein Christusamt, seine Herrlichkeit. Darin, daß Jesus die Jünger liebt, setzt sich die Liebe des Vaters fort; sie gestaltet den Sinn des Sohnes und macht, daß er die Seinen zu sich ruft und für sie lebt. Nun kommt die Reihe an den Jünger, daß er sich von der Liebe Jesu nicht scheide, sondern in ihr bleibe. Dadurch tritt auch er in die Liebe ein, die in Gott entsprungen und durch Jesus bis zu ihm hingeleitet ist. Er stellt sich in Jesu Liebe dadurch hinein, daß er seine Gebote tut. 15,10: Wenn ihr meine Gebote bewahrt, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters bewahrt habe und in seiner Liebe bleibe. Jesus selber hat es ihnen durch seinen Gehorsam vorgemacht, wie man sich in seiner Liebe erhält. Er hat die Gebote des Vaters bewahrt, dadurch seine Liebe echt und ungeheuchelt gemacht und daraus als Gewinn und Frucht dies gezogen, daß er in der Liebe des Vaters bleibt und von ihr belebt und geleitet ist. Der Liebe steht stets die Freude zur Seite: 15,11: Das habe ich zu euch gesprochen, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollendet werde. Die Angst, Sorge und Plage nimmt Jesus den Seinen dadurch ab, daß er sie in seine Liebe stellt. So erweckt er in ihnen die Freude, die er selber hat, und macht, daß sie aus ihm auch in sie hinüberstrahlt als eine volle, ganze Freude, die nichts schmälert oder trübt. 15,12: Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Weil sich in der Bewahrung seines Gebots die Liebe zu ihm bewährt, wiederholt er nochmals: Liebt einander! Dadurch bleiben sie in seiner Liebe und treten in die völlige Freude ein. Sprach er von der Frucht, die an ihnen als an den Reben des Weinstocks wachsen soll, so sprach er nicht von Leistungen, die schimmernd im Weltlauf hervorstechen, weder von glanzvollen Worten noch von machtvollen Zeichen; sondern daran dachte er, daß sie einander liebhaben. Mit dem „Fruchtbringen" wollte er nichts Neues zu seinem neuen Gebote hinzufügen, sondern ihnen zeigen, was die Liebe, die sie einander erweisen, tut und gibt, daß sie die anderen nicht zu uns hinzieht und mit dem beschenkt, was uns eigen ist, sondern mit Jesus als dem Weinstock verbindet und ihnen seine Gabe beschert. Daß Jesus die Jünger liebhatte, worauf ihre Liebe zueinander sich gründet, das steht jetzt hell im Licht. 15,13. 14: Keiner hat eine größere Liebe als die, daß er seine Seele für seine Freunde hingebe. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Wer Freunde hat, die ihm so teuer sind, daß er ihnen sogar sein Leben opfert, der hat seine Liebe ganz gemacht. Das trifft für Jesus zu, weil er die Jünger wirklich seine Freunde heißen kann, dann nämlich, wenn sie tun, was er ihnen aufträgt. Würden sie sein Gebot wegwerfen und
2o6 j)ie Verheißung des Scheidenden dieliebe zueinander verlassen,dann handelten sie nicht mehr als seine Freunde, und auch er bliebe so nicht mehr ihr Freund. Daß sie einander f eind und Christi Freunde seien, ist zusammen nicht möglich. Richten sie dagegen seinen Willen aus, so ist ihr Verhältnis zu ihm nicht mehr dem des Knechts vergleichbar. 15,15: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, weil der Knecht nicht weiß, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Ein Knecht muß dienen, ohne zu wissen warum und wozu, und ist ein unfreiwilliges Werkzeug eines höheren Willens, der ihm selber verborgen bleibt. Jesus dagegen hat mit den Seinen ganze Gemeinschaft gehalten, hat ihnen den vollen Einblick in seine eigene Sendung gegeben, hat sie sich nicht durch Zwang und Knechtung, sondern durch Glauben verbunden, weshalb sie wissen, wozu er sie braucht. Ihr Dienst ist somit ein williger und freier, und sie stehen dadurch als seine Freunde neben ihm, die ihm gern bei seinem Heilandswerk Handreichung tun. Hebt er sie zu sich hinauf und stellt sie neben sich, so darf jedoch dadurch nicht verdunkelt werden, wer hier der Gebende, Schaffende,Führende ist: nicht sie, sondern er. 15,16: Nicht ihr habt mich erwählt; sondern ich habe euch erwählt und habe euch bestellt, daß ihr hingeht und Frucht tragt und eure Frucht bleibe, damit euch der Vater alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Er machte sie zu seinen Jüngern, nicht sie ihn zu ihrem Herrn. Aus ihm kommt ihre Liebe, weil er sie ihnen zuerst erwiesen hat. Er hat sie in ihr Amt gesetzt. Daraus erwächst ihre Vollmacht, mit Gewißheit in seinem Namen zu bitten und durch ihr Bitten alles zu empfangen. Gab er ihnen ihren Beruf, so dürfen sie sich auch bei ihrem Bitten auf ihn gründen, weil ihnen ihre Bitten das bringen, wessen sie zur Erfüllung ihrer Pflicht bedürfen. Hat er in ihnen die Liebe gepflanzt, so darf sich diese in dem, worum sie sich kümmert und was sie den anderen geben möchte, auf seinen Namen stellen und wird es nie vergeblich tun. . Untereinander sind die Jünger in der Liebe verbunden. 15,17: Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebet. Aber wie macht sich das Verhältnis der Jünger zur Welt? Auch darüber gibt ihnen Jesus noch seine stärkenden Worte; denn in dieser Richtung legt sich eine schwere Last auf sie, die er ihnen nicht abnehmen kann. 15,18: Wenn die Welt euch haßt, so bedenkt, daß sie mich zuerst vor euch gehaßt hat. Es ist schwer, auch nur von einigen sich hassen zu lassen, ohne daß unser eigenes Herz daran ins Schwanken kommt und sich mit Groll und Bitterkeit befleckt, vollends, wenn es nicht nur einige sind, sondern alle, und der Haß der Welt getragen werden muß, unerschüttert, ohne Verwirrung und Befleckung des Herzens. Das erste, was ihnen Jesus hierzu sagt,
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2o6 j)ie Verheißung des S<strong>ch</strong>eidenden<br />
dieliebe zueinander verlassen,dann handelten sie ni<strong>ch</strong>t mehr als seine Freunde,<br />
und au<strong>ch</strong> er bliebe so ni<strong>ch</strong>t mehr ihr Freund. Daß sie einander f eind und Christi<br />
Freunde seien, ist zusammen ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. Ri<strong>ch</strong>ten sie dagegen seinen Willen<br />
aus, so ist ihr Verhältnis zu ihm ni<strong>ch</strong>t mehr dem des Kne<strong>ch</strong>ts verglei<strong>ch</strong>bar.<br />
15,15: I<strong>ch</strong> nenne eu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr Kne<strong>ch</strong>te, weil der Kne<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t weiß, was<br />
sein Herr tut. Eu<strong>ch</strong> aber habe i<strong>ch</strong> Freunde genannt, weil i<strong>ch</strong> eu<strong>ch</strong> alles kundgetan<br />
habe, was i<strong>ch</strong> von meinem Vater gehört habe. Ein Kne<strong>ch</strong>t muß dienen,<br />
ohne zu wissen warum und wozu, und ist ein unfreiwilliges Werkzeug eines<br />
höheren Willens, der ihm selber verborgen bleibt. Jesus dagegen hat mit den<br />
Seinen ganze Gemeins<strong>ch</strong>aft gehalten, hat ihnen den vollen Einblick in seine<br />
eigene Sendung gegeben, hat sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Zwang und Kne<strong>ch</strong>tung, sondern<br />
dur<strong>ch</strong> Glauben verbunden, weshalb sie wissen, wozu er sie brau<strong>ch</strong>t. Ihr<br />
Dienst ist somit ein williger und freier, und sie stehen dadur<strong>ch</strong> als seine Freunde<br />
neben ihm, die ihm gern bei seinem Heilandswerk Handrei<strong>ch</strong>ung tun.<br />
Hebt er sie zu si<strong>ch</strong> hinauf und stellt sie neben si<strong>ch</strong>, so darf jedo<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t verdunkelt werden, wer hier der Gebende, S<strong>ch</strong>affende,Führende ist: ni<strong>ch</strong>t<br />
sie, sondern er. 15,16: Ni<strong>ch</strong>t ihr habt mi<strong>ch</strong> erwählt; sondern i<strong>ch</strong> habe eu<strong>ch</strong> erwählt<br />
und habe eu<strong>ch</strong> bestellt, daß ihr hingeht und Fru<strong>ch</strong>t tragt und eure Fru<strong>ch</strong>t<br />
bleibe, damit eu<strong>ch</strong> der Vater alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen<br />
bittet. Er ma<strong>ch</strong>te sie zu seinen Jüngern, ni<strong>ch</strong>t sie ihn zu ihrem Herrn. Aus ihm<br />
kommt ihre Liebe, weil er sie ihnen zuerst erwiesen hat. Er hat sie in ihr Amt<br />
gesetzt. Daraus erwä<strong>ch</strong>st ihre Vollma<strong>ch</strong>t, mit Gewißheit in seinem Namen zu<br />
bitten und dur<strong>ch</strong> ihr Bitten alles zu empfangen. Gab er ihnen ihren Beruf, so<br />
dürfen sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei ihrem Bitten auf ihn gründen, weil ihnen ihre Bitten<br />
das bringen, wessen sie zur Erfüllung ihrer Pfli<strong>ch</strong>t bedürfen. Hat er in ihnen die<br />
Liebe gepflanzt, so darf si<strong>ch</strong> diese in dem, worum sie si<strong>ch</strong> kümmert und was<br />
sie den anderen geben mö<strong>ch</strong>te, auf seinen Namen stellen und wird es nie vergebli<strong>ch</strong><br />
tun. .<br />
Untereinander sind die Jünger in der Liebe verbunden. 15,17: <strong>Das</strong> gebiete<br />
i<strong>ch</strong> eu<strong>ch</strong>, daß ihr einander liebet. Aber wie ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> das Verhältnis der Jünger<br />
zur Welt? Au<strong>ch</strong> darüber gibt ihnen Jesus no<strong>ch</strong> seine stärkenden Worte; denn<br />
in dieser Ri<strong>ch</strong>tung legt si<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>were Last auf sie, die er ihnen ni<strong>ch</strong>t abnehmen<br />
kann. 15,18: Wenn die Welt eu<strong>ch</strong> haßt, so bedenkt, daß sie mi<strong>ch</strong> zuerst<br />
vor eu<strong>ch</strong> gehaßt hat. Es ist s<strong>ch</strong>wer, au<strong>ch</strong> nur von einigen si<strong>ch</strong> hassen zu<br />
lassen, ohne daß unser eigenes Herz daran ins S<strong>ch</strong>wanken kommt und si<strong>ch</strong> mit<br />
Groll und Bitterkeit befleckt, vollends, wenn es ni<strong>ch</strong>t nur einige sind, sondern<br />
alle, und der Haß der Welt getragen werden muß, uners<strong>ch</strong>üttert, ohne Verwirrung<br />
und Befleckung des Herzens. <strong>Das</strong> erste, was ihnen Jesus hierzu sagt,