Das Evangelium nach Johannes - Offenbarung.ch
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Johannes 13,32-34 * l8 î nen, ist dies ein Beruf, der das ganze Leben umspannt, alle Kraft fordert, immer uns begleitet und nie abgetan ist, sondern mit immer neuem Antrieb Herz und Willen, Wort und Tat in Bewegung setzt. Jesus macht ihnen an dem, was er ihnen selber tat, deutlich, warum er das und nichts anderes von ihnen verlangte. Dem entspricht das, was er nun als ihren Dienst ihnen anbefiehlt, wie er es ihnen schon durch das Zeichen, das er ihnen gab, durch die Fußwaschung, erläutert hat. Sie haben in ihrem Teil fortzusetzen, was er ihnen tat, sollen einander so ansehen, wie sie Jesus ansah, und einander als die behandeln, denen Jesu liebe gehört. Von Haus aus gingen die Jünger einander nichts an; der eine war aus Bethsaida, der andere aus Kana, der dritte aus einem dritten Ort; der eine war früher Zöllner, der andere Zelot gewesen. Was sie verband, war, daß Jesus ihnen allen seine Liebe gegeben hatte. Dies tat er aber dazu, um sie auch in ihnen zu erwecken; darum vergab er ihnen, damit sie vergeben, half ihnen, damit sie helfen lernen, und nahm sie zu sich, um sie untereinander zu verbinden, alle Zertrennung zwischen ihnen wegzuheben und die Gemeinschaft zwischen ihnen zu schaffen, in der einer für den anderen lebt. Er heißt das ein neues Gebot, das ihnen niemand geben konnte als er. Durch ihn ist für die Jünger alles neu geworden, sowohl ihr Anteil an Gott als ihre Verbundenheit miteinander. Neu ist für sie ihre Versetzung in Gottes Gnade, neu darum auch das Gebot, das ihnen jetzt kundtut, worin ihr Dienst Gottes bestehen muß. Neu ist auch ihre Gemeinschaft miteinander ¿ Sie ist durch Jesus geschaffen. Auf seiner Gnade beruht ihre Liebe, auf seinem Vergeben ihre Geduld, auf seinem Wort ihre Eintracht im Denken und Handeln, auf seiner Verheißung ihre Hoffnung füreinander. Auch er selbst hat ihnen sein Gebot bisher noch nicht in dieser Weise gegeben, sondern gibt es ihnen erst jetzt neu. Die Stellung und Aufgabe der Jünger wurde ja durch seinen Weggang völlig neu. Daß sie nicht miteinander streiten, einander nicht beneiden und hassen, sondern liebhaben sollten, war ihnen freilich schon bisher durch ihr Gewissen vorgeschrieben, durch das Gesetz als heiliger Wille Gottes anbefohlen und durch Jesu ganzen Unterricht deutlich gemacht. Allein bisher war es Jesus selbst, der ihren Kreis zusammenhielt, auf jeden unter ihnen achtgab, für sie sorgte, alles wegnahm, was sie trennen konnte, und eines jeden Herz und Willen zum anderen hinwandte. Nun müssen sie selbst einander lieben; deswegen, weil ihr Kreis das Haupt verliert, das alle verband und leitete, darf er nicht auseinanderfallen. Er hat sie dazu liebgehabt, damit sie beieinander bleiben und füreinander leben, und gibt ihnen deshalb jetzt, da er seine Liebe an ihnen voll-
186 Die Verheißung des Scheidenden endet hat, dies als sein neues Gebot, das von jetzt an für sie in Kraft tritt, daß jetzt sie einander lieben. Genügen sie dadurch ihrem Apostelamt? Jesu Auftrag scheint dieses ganz zu vergessen, da er nicht von ihren Amtspflichten und ihrem Missionsberuf redet, sondern nur von ihrer persönlichen Verpflichtung gegeneinander, davon, wie sie sich stets mit Herz und Willen zueinander stellen und aneinander handeln. Und doch ist der Jünger auch dem Meister verpflichtet, hat ihn zu verkündigen, seinen Namen zu preisen und für ihn zu werben. Allein dies soll dadurch geschehen, daß de einander liebhaben. 13,35: Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt. Die verbundene Gemeinde, in der jeder dem anderen dient, einer für den anderen sorgt und eine einträchtige Liebe alle umfängt, ist die einzige Offenbarung seines Amts und seiner Größe, die Jesus anerkennt. "Wenn ihnen die liebe verloren ginge, wäre ihr Apostelberuf verscherzt. "Weder das Wort noch das Wunder kann das leisten, was allein die Liebe kann. Sie allein tut kund, daß der Mensch in seinem inwendigen Lebensstand von Gott ergriffen und erneuert ist und aus Jesu Hand die Vollmacht empfangen hat, ein Kind Gottes zu sein, 1,12. Darum ist die wechselseitige Liebe der Jünger das Zeichen, in dem Jesus erkannt, das Mittel, durch das sein Sinn und Wille geoffenbart und der Welt wirksam verkündigt wird, die ganze und einzige Amtspflicht der Apostel, die alles übrige regiert und gestaltet, was sie tun und lassen, und ebenso die ganze und einzige Amtspflicht der Christenheit. Von diesen Worten, von denen das erste Jesu eigenen Ausgang, das zweite die Trennung der Jünger von ihm, das dritte ihren Beruf beschrieb, beschäftigte das zweite Petrus am meisten. Warum muß es so sein, daß er sie verläßt und sie nicht bei ihm bleiben können? In ihrer Hoffnung lag derselbe Wunsch, wie ihn auch das Volk hegt, nie vom Christus getrennt zu werden, viehnehr auch dann, wenn er in seine Herrlichkeit tritt, zu seiner Rechten und zu seiner Linken zu sitzen als die, die alles mit ihm teilen. 13,36: Simon Petrus sagt zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete: Dahin, wohin ich gehe, bist du jetzt nicht imstande, mir zu folgen; du wirst mir aber später folgen. Jesus hat auch für Petrus den Leidensweg im Auge, auch für ihn als Weg zur Herrlichkeit. Aber das kommt erst später an ihn, erst wenn er Jesus selber vorangehen sah und es in der reichen und langen Erfahrung seines Apostellebens erprobt hat, was er an seiner Gnade hat. Dadurch wird auch er so gestärkt werden, daß er Gott herzlich danken lernt, wenn er sein Leben im Dienst des Christus geben und zu seinem Preise auch den Kreuzblock anfassen darf, und dann wird ihn sein Sterben zu Christus führen und ihm die neue Gemeinschaft mit ihm be-
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<strong>Johannes</strong> 13,32-34 * l8 î<br />
nen, ist dies ein Beruf, der das ganze Leben umspannt, alle Kraft fordert,<br />
immer uns begleitet und nie abgetan ist, sondern mit immer neuem Antrieb<br />
Herz und Willen, Wort und Tat in Bewegung setzt.<br />
Jesus ma<strong>ch</strong>t ihnen an dem, was er ihnen selber tat, deutli<strong>ch</strong>, warum er das<br />
und ni<strong>ch</strong>ts anderes von ihnen verlangte. Dem entspri<strong>ch</strong>t das, was er nun als<br />
ihren Dienst ihnen anbefiehlt, wie er es ihnen s<strong>ch</strong>on dur<strong>ch</strong> das Zei<strong>ch</strong>en, das er<br />
ihnen gab, dur<strong>ch</strong> die Fußwas<strong>ch</strong>ung, erläutert hat. Sie haben in ihrem Teil fortzusetzen,<br />
was er ihnen tat, sollen einander so ansehen, wie sie Jesus ansah, und<br />
einander als die behandeln, denen Jesu liebe gehört. Von Haus aus gingen die<br />
Jünger einander ni<strong>ch</strong>ts an; der eine war aus Bethsaida, der andere aus Kana,<br />
der dritte aus einem dritten Ort; der eine war früher Zöllner, der andere Zelot<br />
gewesen. Was sie verband, war, daß Jesus ihnen allen seine Liebe gegeben<br />
hatte. Dies tat er aber dazu, um sie au<strong>ch</strong> in ihnen zu erwecken; darum vergab<br />
er ihnen, damit sie vergeben, half ihnen, damit sie helfen lernen, und nahm sie<br />
zu si<strong>ch</strong>, um sie untereinander zu verbinden, alle Zertrennung zwis<strong>ch</strong>en ihnen<br />
wegzuheben und die Gemeins<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en ihnen zu s<strong>ch</strong>affen, in der einer für<br />
den anderen lebt.<br />
Er heißt das ein neues Gebot, das ihnen niemand geben konnte als er. Dur<strong>ch</strong><br />
ihn ist für die Jünger alles neu geworden, sowohl ihr Anteil an Gott als ihre<br />
Verbundenheit miteinander. Neu ist für sie ihre Versetzung in Gottes Gnade,<br />
neu darum au<strong>ch</strong> das Gebot, das ihnen jetzt kundtut, worin ihr Dienst Gottes<br />
bestehen muß. Neu ist au<strong>ch</strong> ihre Gemeins<strong>ch</strong>aft miteinander ¿ Sie ist dur<strong>ch</strong> Jesus<br />
ges<strong>ch</strong>affen. Auf seiner Gnade beruht ihre Liebe, auf seinem Vergeben ihre Geduld,<br />
auf seinem Wort ihre Eintra<strong>ch</strong>t im Denken und Handeln, auf seiner Verheißung<br />
ihre Hoffnung füreinander. Au<strong>ch</strong> er selbst hat ihnen sein Gebot bisher<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in dieser Weise gegeben, sondern gibt es ihnen erst jetzt neu. Die<br />
Stellung und Aufgabe der Jünger wurde ja dur<strong>ch</strong> seinen Weggang völlig neu.<br />
Daß sie ni<strong>ch</strong>t miteinander streiten, einander ni<strong>ch</strong>t beneiden und hassen, sondern<br />
liebhaben sollten, war ihnen freili<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on bisher dur<strong>ch</strong> ihr Gewissen vorges<strong>ch</strong>rieben,<br />
dur<strong>ch</strong> das Gesetz als heiliger Wille Gottes anbefohlen und dur<strong>ch</strong><br />
Jesu ganzen Unterri<strong>ch</strong>t deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t. Allein bisher war es Jesus selbst, der<br />
ihren Kreis zusammenhielt, auf jeden unter ihnen a<strong>ch</strong>tgab, für sie sorgte, alles<br />
wegnahm, was sie trennen konnte, und eines jeden Herz und Willen zum anderen<br />
hinwandte. Nun müssen sie selbst einander lieben; deswegen, weil ihr<br />
Kreis das Haupt verliert, das alle verband und leitete, darf er ni<strong>ch</strong>t auseinanderfallen.<br />
Er hat sie dazu liebgehabt, damit sie beieinander bleiben und füreinander<br />
leben, und gibt ihnen deshalb jetzt, da er seine Liebe an ihnen voll-