Das Evangelium nach Johannes - Offenbarung.ch

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Johannes 11,36—44 159 11,41.42: Nun hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen nach oben und sagte: Vater, ich danke dir, daß du mich gehört hast. Ich aber wußte, daß du mich immer hörst. Aber wegen des Volks, das herumsteht, sagte ich es, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast. Er hätte das Grab nicht öffnen lassen, wäre er nicht über das gewiß, was ihm der Vater hier verleiht. Darum bittet er jetzt nicht mehr, sondern er dankt, daß der Vater ihn erhört habe. Der laute Dankesruf konnte aber auf die anderen leicht einen falschen Eindruck machen, als wäre er von der Erhörung, an der er sich freut, überrascht wie von einer Ausnahme, die sich nur jetzt durch Gottes sonderliche Gunst zutrüge. Darum spricht er aus, daß ihn der Vater immer höre. So bitten zu können, daß ihn Gott immer hört, ist allein das Vermögen des einigen Sohnes. Ihm war die volle Übereinstimmung von Bitte und Erhörung gegeben und darum auch sein ganzes Bitten ohne Lücke und Rest mit Dank geeint. In dieser Gewißheit hat er gehandelt, als er nach Bethanien ging und als er den Toten in seinem Grabe aufsuchte. Seine Schritte wuchsen aus seinem Gebet heraus, und weil er dieses dem Vater rein und vollkommen darbringt, schwanken sie nicht. Darum liegt auch in ihm selbst kein Bedürfnis, den Dank, der sein ganzes Leben und Wesen stetig durchzieht, in ein lautes "Wort zu fassen. Wenn er sich jetzt nicht nur inwendig bei sich selbst an der Einheit freut, in der das göttliche Geben mit seinem Bitten bleibt, sondern auch laut« dem Vater dankt, so tut er es um derer willen, die neben ihm beim Grabe stehen. Sie sollen in den Grund seiner Macht hineinsehen, sollen wissen, daß er sie als Gabe aus der Hand des Vaters nimmt, ihn darum als den Boten des Vaters erkennen und damit aus der besonderen Erfahrung der göttlichen Hilfe als bleibenden Gewinn den Anschluß an Jesus ziehen. 11,43.44: Und als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Der Tote kam heraus eingebunden an den Armen und Beinen in Binden, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus sagt zu ihnen: Macht ihn frei und laßt ihn gehen! Als er nun laut und gebietend zum Toten sprach, erwies sich sein Wort als im Vater gesprochen und darum mit seiner Schöpfermacht erfüllt. Den Staunenden befahl er, ihn aus seinen Hüllen zu lösen; denn er ist aufs neue voll ins Leben zurückgekehrt und wieder in den natürlichen Lauf desselben hineingestellt. Johannes hat uns in dieser Erzählung über die Schwestern, die Jünger, die Juden und über Jesus selbst manche Angaben gegeben, die uns die Bewegung ihres Herzens nahe bringt; dennoch bricht er hier ab und legt über den Jubel und Dank der Schwestern und über die Weise, wie der Auferstandene wieder ins Leben trat, und über den seligen, frisch belebten Glauben der Jünger die Decke. Von den Psalmen,

loo Jesus offenbart sich an Lazarus aïs das Leben mit denen der Tag von Bethanien schloß, sagt er uns nichts. Nur auf das richtet er unser Auge, was sich für das Geschick Israels und den Kreuzesweg Jesu aus seiner Tat ergab. . 11,45.4*> : N un geübten viele von den Juden an ihn, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was er getan hatte. Einige von ihnen gingen aber weg zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte. Bei der Heftigkeit des Streits gegen Jesus war es unvermeidlich, daß die Pharisäer sofort über das Geschehene unterrichtet wurden, worauf das Synedrium, der Rat des Volks, der alles überwachte, zusammentrat. 11,47.48: Nun versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer eine Ratsversammlung und sagten: Was machen wir, da dieser Mensch viele Zeichen tut? Lassen wir ihn so wie jetzt frei, so werden alle an ihn glauben, und die Römer werden kommen und unser Heiligtum und unser Volk vernichten. Die Lage schien den Führern der Gemeinde ernst. Von einem solchen Zeichen erwarteten sie eine starke Verbreitung des Glaubens an ihn, und das ängstigte sie. Sie konnten sich keinen Christus denken, der nicht den Kampf mit den Römern beginne; er war in ihren Augen nichts mehr, wenn er nicht das Regiment der Römer brach. Sie trauten es aber Jesus niemals zu, daß er der Mann sei, um Roms Heere niederzuwerfen. Kommt es seinetwegen zum Krieg mit Rom, so muß der Sieg Rom zufallen und der Verlust des Heiligtums und der Selbständigkeit des Volks unvermeidlich eintreten. Nach ihrer Meinung standen die höchsten Güter der Judenschaft in Gefahr, und doch fühlten sie sich Jesus gegenüber im Blick auf seine Zeichen machtlos. Johannes schreibt dies wohl nach dem Jahre 70, in dem die Römer der Judenschaft den Tempel, den Hohenpriester und die selbständige Ordnung des Volkes genommen haben. "Was sie fürchteten, ist eingetroffen, aber nicht deshalb, weil das Volk gläubig an Jesus hing, sondern deshalb, weil sie ihn gekreuzigt und hernach auch die Predigt der Apostel verworfen haben. Das gab Israel seinen blinden Leidenschaften preis, aus denen der Brand entstand, den keine Klugheit der Regenten mehr löschen konnte, der vielmehr auch sie weggerissen hat. Der Verlegenheit des Rats machte Kajaphas ein Ende. 11,49. 5 o: Einer a ber von ihnen, Kajaphas, der der Hohepriester jenes Jahres war, sagte zu ihnen: Ihr versteht nichts, bedenkt auch nicht, daß es für euch besser ist, daß ein einziger Mensch anstatt des Volkes sterbe und nicht das ganze Volk verderbe. "Weil es in jener Zeit niemals sicher war, ob der Hohepriester dieses Jahres, der diesmal am Versöhnungstag ins Allerheiligste ging, auch im nächsten Jahr noch sein Amt besitze*, hebt Johannes hervor, daß Kajaphas der Hohepriester je- • Siebe die Bemerkung zu Lukas 3,2. • . - ' • • • '

<strong>Johannes</strong> 11,36—44 159<br />

11,41.42: Nun hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen <strong>na<strong>ch</strong></strong><br />

oben und sagte: Vater, i<strong>ch</strong> danke dir, daß du mi<strong>ch</strong> gehört hast. I<strong>ch</strong> aber wußte,<br />

daß du mi<strong>ch</strong> immer hörst. Aber wegen des Volks, das herumsteht, sagte i<strong>ch</strong> es,<br />

damit sie glauben, daß du mi<strong>ch</strong> gesandt hast. Er hätte das Grab ni<strong>ch</strong>t öffnen<br />

lassen, wäre er ni<strong>ch</strong>t über das gewiß, was ihm der Vater hier verleiht. Darum<br />

bittet er jetzt ni<strong>ch</strong>t mehr, sondern er dankt, daß der Vater ihn erhört habe.<br />

Der laute Dankesruf konnte aber auf die anderen lei<strong>ch</strong>t einen fals<strong>ch</strong>en Eindruck<br />

ma<strong>ch</strong>en, als wäre er von der Erhörung, an der er si<strong>ch</strong> freut, überras<strong>ch</strong>t<br />

wie von einer Ausnahme, die si<strong>ch</strong> nur jetzt dur<strong>ch</strong> Gottes sonderli<strong>ch</strong>e Gunst zutrüge.<br />

Darum spri<strong>ch</strong>t er aus, daß ihn der Vater immer höre. So bitten zu können,<br />

daß ihn Gott immer hört, ist allein das Vermögen des einigen Sohnes. Ihm<br />

war die volle Übereinstimmung von Bitte und Erhörung gegeben und darum<br />

au<strong>ch</strong> sein ganzes Bitten ohne Lücke und Rest mit Dank geeint. In dieser Gewißheit<br />

hat er gehandelt, als er <strong>na<strong>ch</strong></strong> Bethanien ging und als er den Toten in<br />

seinem Grabe aufsu<strong>ch</strong>te. Seine S<strong>ch</strong>ritte wu<strong>ch</strong>sen aus seinem Gebet heraus, und<br />

weil er dieses dem Vater rein und vollkommen darbringt, s<strong>ch</strong>wanken sie ni<strong>ch</strong>t.<br />

Darum liegt au<strong>ch</strong> in ihm selbst kein Bedürfnis, den Dank, der sein ganzes<br />

Leben und Wesen stetig dur<strong>ch</strong>zieht, in ein lautes "Wort zu fassen. Wenn er si<strong>ch</strong><br />

jetzt ni<strong>ch</strong>t nur inwendig bei si<strong>ch</strong> selbst an der Einheit freut, in der das göttli<strong>ch</strong>e<br />

Geben mit seinem Bitten bleibt, sondern au<strong>ch</strong> laut« dem Vater dankt, so tut er<br />

es um derer willen, die neben ihm beim Grabe stehen. Sie sollen in den Grund<br />

seiner Ma<strong>ch</strong>t hineinsehen, sollen wissen, daß er sie als Gabe aus der Hand des<br />

Vaters nimmt, ihn darum als den Boten des Vaters erkennen und damit aus<br />

der besonderen Erfahrung der göttli<strong>ch</strong>en Hilfe als bleibenden Gewinn den<br />

Ans<strong>ch</strong>luß an Jesus ziehen.<br />

11,43.44: Und als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus,<br />

komm heraus! Der Tote kam heraus eingebunden an den Armen und Beinen<br />

in Binden, und sein Gesi<strong>ch</strong>t war mit einem S<strong>ch</strong>weißtu<strong>ch</strong> umbunden. Jesus sagt<br />

zu ihnen: Ma<strong>ch</strong>t ihn frei und laßt ihn gehen! Als er nun laut und gebietend<br />

zum Toten spra<strong>ch</strong>, erwies si<strong>ch</strong> sein Wort als im Vater gespro<strong>ch</strong>en und darum<br />

mit seiner S<strong>ch</strong>öpferma<strong>ch</strong>t erfüllt. Den Staunenden befahl er, ihn aus seinen<br />

Hüllen zu lösen; denn er ist aufs neue voll ins Leben zurückgekehrt und wieder<br />

in den natürli<strong>ch</strong>en Lauf desselben hineingestellt. <strong>Johannes</strong> hat uns in dieser<br />

Erzählung über die S<strong>ch</strong>western, die Jünger, die Juden und über Jesus selbst<br />

man<strong>ch</strong>e Angaben gegeben, die uns die Bewegung ihres Herzens nahe bringt;<br />

denno<strong>ch</strong> bri<strong>ch</strong>t er hier ab und legt über den Jubel und Dank der S<strong>ch</strong>western<br />

und über die Weise, wie der Auferstandene wieder ins Leben trat, und über<br />

den seligen, fris<strong>ch</strong> belebten Glauben der Jünger die Decke. Von den Psalmen,

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