2003-4
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Grüße aus Sao Paulo<br />
G A A V E R<br />
Unsere Gemeinde<br />
November <strong>2003</strong> - Februar 2004<br />
GRUPO DE APOIO AMAR É VIVER - GAAVER<br />
FUNDADO EM 09/11/1998<br />
4º RTD Nº 375.751<br />
CNPJ Nº 03.289.267/0001-39 — INSCR. EST.: ISENTO — CCM Nº 3.031.76-8<br />
Rua Tarquinio de Souza, 219 - 02434-040 - Mandaqui - São Paulo/SP<br />
Telefax: (0XX11) 6236-1337<br />
E-mail: gaaver@zipmail.com.br e gaaver@terra.com.br<br />
São Paulo, den 26.09.<strong>2003</strong><br />
Liebe Gemeinde und Freunde vom Stern der Hoffnung<br />
Baufällige Holzbaracken, stinkende Wasserläufe, angehäuft mit Bergen<br />
von Müll. Ratten, die sich in diesem Unrat tummeln und in den Baracken breit<br />
machen. Kinder, die in den engen Gassen spielen, Frauen, die ihre Wäsche<br />
in den Korridoren zum Trocknen aufhängen, und alles begleitet von lauter<br />
Musik, Sambarhythmen, die dem traurigen Erscheinungsbild etwas Fröhliches,<br />
ja schon fast Unbeschwertes verleihen. Das sind die Bilder von den<br />
Favelas der Riesenstadt São Paulo, ein Anblick, der sich mir immer wieder<br />
bei meiner Arbeit zeigt, und nun schon zu meinem täglichen Alltag gehört.<br />
Doch im Rahmen der Stadtplanung soll sich dieses Bild verändern. Wo<br />
einst Baracken standen, erstreckt sich heute eine riesige Baustelle, ein Panorama,<br />
das mich an die Trümmerbilder nach dem Krieg erinnert. In wenigen<br />
Tagen wurden die Holzhütten und Steinhäuser von Bulldozern niedergerissen,<br />
das Heim von vielen, die schon 20 Jahre hier lebten, zerstört, um eine<br />
grosse Verbindungsstrasse zu bauen.<br />
Wo leben diese Menschen jetzt, werden Sie sich fragen. In einem<br />
Stadtteil der Peripherie von São Paulo wurden unzählige mehrstöckige Gebäude<br />
errichtet, in denen die Familien, die eine Favelahütte ihr eigen nennen<br />
konnten, eine schöne geräumige 3 Zimmerwohnung erhielten. Von aussen<br />
bilden diese Gebäude mit ihren verschiedenen Farben im Vergleich zu den<br />
Favelas einen fast schönen Anblick. Doch innen ist alles im Rohzustand. Der<br />
Fussboden purer Estrich, die Wände unverputzt und nicht gestrichen und es<br />
verbreitet sich ein ständiger Zementstaub in der Wohnung.<br />
Ohne Zweifel, das Wohnniveau dieser Familien hat sich verbessert,<br />
doch etwas haben die Verantwortlichen bei der Planung vergessen. Familien,<br />
die schon am Existenzminimum lebten und zum Teil kein Einkommen haben,<br />
werden jetzt mit einem weiteren Problem konfrontiert. In den Favelas brauchten<br />
sie sich nur um den Lebensunterhalt der Familien sorgen. Sie hatten keine<br />
Kosten wie Miete, Wasser und Strom. Wenn auch der monatliche Betrag<br />
der Unkosten gering ist, so sind es doch Gelder, die sie nun extra aufbringen<br />
müssen, und viele mussten der Freude über die viel bessere Wohnsituation<br />
Platz machen, ihr Appartement tauschen, um in die Enge einer Favela zurückzukehren.<br />
Da es sich bei diesem Bauprojekt um ein Neubaugebiet handelt,<br />
fehlt es an Schul- und Kindergartenplätzen, und nur einige Kinder hatten<br />
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