Mitarbeiterevent - Eventkultur.lab
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Forschungsprojekt <strong>Eventkultur</strong> &<br />
Nachhaltigkeit<br />
Leitbilder von Eventbesuchern<br />
Kapitel 2: <strong>Mitarbeiterevent</strong><br />
- Eine empirische Studie der Universität Hohenheim,<br />
Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung,<br />
Prof. Dr. E. Buß im Auftrag des Wuppertal Institutes –<br />
Hohenheim, September 2005<br />
Dipl. oec. Anne Pollmann
INHALTSVERZEICHNIS<br />
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> ..................................................................................... 3<br />
Leitbildorientierungen der Besucher von <strong>Mitarbeiterevent</strong>s .......................... 3<br />
Ökologie & <strong>Mitarbeiterevent</strong> – wie Feuer und Wasser? ................................ 5<br />
„We are family“ – Mitarbeiterbindung par excellence................................... 6<br />
Motive für einen Eventbesuch................................................................... 7<br />
Demographische Angaben........................................................................ 8<br />
Anmerkung ................................................................................................ 9<br />
Handlungsempfehlungen.......................................................................... 9<br />
Weitere Ergebnisse ................................................................................. 9
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong><br />
Eine repräsentative Befragung unter den Teilnehmern eines <strong>Mitarbeiterevent</strong>s<br />
eines internationalen Modeunternehmens hat gezeigt, dass Mitarbeiter mit ganz<br />
bestimmten Vorstellungen einen Event besuchen und ganz spezifische<br />
Erwartungen hegen. Es lassen sich primär drei Gruppen von Besuchern<br />
identifizieren: Knapp ein Drittel (32%) repräsentieren den interaktiven<br />
Gemeinschaftstypus, weitere 30% lassen sich dem wertorientierten<br />
Besuchertypus zuordnen und die dritte Gruppe (27%) entspricht mit ihren<br />
Erwartungen dem affektiven Erlebnistypus.<br />
Gemeinschaftstyp;<br />
32%<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong><br />
Werttyp; 30%<br />
Instrumenteller<br />
Typ; 3%<br />
Nachhaltigkeitstyp;<br />
9%<br />
Leitbildorientierungen der Besucher von <strong>Mitarbeiterevent</strong>s<br />
Erlebnistyp;<br />
27%<br />
Knapp ein Drittel und damit die größte Gruppe unter den Mitarbeitern ist dem<br />
interaktiven Gemeinschaftstypus zuzuordnen. Ein <strong>Mitarbeiterevent</strong> wird als<br />
besondere Plattform des Austauschs – sowohl auf formeller wie auf informeller<br />
Ebene betrachtet. Das Zusammentreffen mit Personen, mit denen man sonst nur<br />
telefonischen oder elektronischen Kontakt hat, die Möglichkeit des Dialogs mit<br />
Führungspersonen, die sonst kaum Zeit für persönliche Gespräche haben, die<br />
Gelegenheit, Privates und Berufliches im anregenden Gespräch mit Kollegen zu
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> 4<br />
verknüpfen - all diese interaktiven Elemente werden an einem <strong>Mitarbeiterevent</strong><br />
besonders geschätzt.<br />
Dahinter verbirgt sich einmal der Wunsch nach Verbesserung und Intensivierung<br />
der Mitarbeiterbindungen und zugleich nach (weiteren) Identifikationschancen<br />
mit der Organisation. Das heißt, hinter dem Interesse am Dialog und der<br />
Interaktion, die sich nicht ausschließlich um organisationsspezifische Themen<br />
drehen muss, steht nur ein Ziel: Die Organisation als Gemeinschaft zu erleben.<br />
Die Interessen des Veranstalters und der Teilnehmer treffen sich hier im<br />
Kommunikationsinstrument Event als interaktiver Gemeinschaftsplattform.<br />
Eng mit diesem Bestreben nach Gemeinschaftsgefühl verknüpft ist bei einem<br />
organisationsspezifischen <strong>Mitarbeiterevent</strong> die latente Sehnsucht nach<br />
Bestätigung des gemeinsamen Wertehorizontes. Aus diesem Grund finden sich<br />
auch beinahe ebenso viele wertorientierte Besuchertypen unter den Teilnehmern<br />
eines <strong>Mitarbeiterevent</strong>s. Sie fordern vom Veranstalter, dass er über sämtliche<br />
Aspekte der Ausrichtung dieser Veranstaltung kommuniziert, was ihm wichtig,<br />
was ihm im Grenzfall heilig ist. Das Selbstverständnis, die eigene Philosophie der<br />
Organisation oder des Unternehmens muss sich in der Ausgestaltung, im Stil des<br />
Events wieder finden. Grundlage dieser Anspruchshaltung ist der Wunsch nach<br />
Identifikationschancen. Dem wertorientierten Besucher ist dies wichtiger als<br />
Dialog und Gemeinschaftsgefühl mit den übrigen Gästen. Er sucht für sich die<br />
Bestätigung, am „richtigen Ort“ zu sein. Bestätigt sich oder erkennt er die<br />
Übereinstimmung seiner eigenen Werthaltungen mit denen des<br />
Eventveranstalters, so ist dies die Basis für ein extrem erosionssicheres<br />
Bindungspotential zwischen dem Mitarbeiter und seiner Organisation.<br />
Die dritte große Gruppe unter den Teilnehmern eines <strong>Mitarbeiterevent</strong>s wird<br />
durch den affektiven, auch hedonistischen Erlebnistypus repräsentiert. Dieser<br />
Besuchertypus schätzt das Außeralltägliche am Event. Diese Mitarbeiter freuen<br />
sich auf die Zäsur im Arbeitsalltag und genießen den Event als emotionales Bad<br />
der Sinne. Eine tiefere Bedeutung suchen sie erst gar nicht, Unterhaltung und<br />
Spaß sind für sie Gegenstand und Zweck des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s. Im Vordergrund<br />
stehen das abwechslungsreiche Programm sowie die Möglichkeit, sich zu
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> 5<br />
amüsieren und ein besonderes Flair genießen zu können. Sie sind diejenigen, die<br />
bei einem Event zunächst einmal Kulinarisches und Getränke, Musik und die<br />
Location – häufig alles unter dem Stichwort Ambiente – bewerten – und zwar<br />
nach Kriterien des Besonderen und Außeralltäglichen. Das Abtauchen aus der<br />
rationalen Arbeitswelt in eine von affektiven Akzenten und emotionaler<br />
Dekoration geprägte Erlebniswelt ist für diese Mitarbeitergruppe „Event“.<br />
Weder der sachlich zielorientierte, instrumentelle Persönlichkeitstypus noch der<br />
Nachhaltigkeitstypus sind auf einem <strong>Mitarbeiterevent</strong> stark vertreten.<br />
Entsprechend strikt abgelehnt wird von den Besuchern des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s<br />
eine informationslastige Ausgestaltung. Trockene Sachinformationen sind bei<br />
einer solchen Veranstaltung absolut nebensächlich und von den Mitarbeitern<br />
nicht gewünscht. Beinahe genauso nachdrücklich werden Aspekte der<br />
ökologischen Nachhaltigkeit als unwichtig deklariert.<br />
WEITERE UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE ZUM MITARBEITEREVENT<br />
Ökologie & <strong>Mitarbeiterevent</strong> – wie Feuer und Wasser?<br />
Da der Nachhaltigkeitstyp mit seinen ökologischen Ansprüchen auf einem<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong> in deutlicher Minderzahl ist, wundert es nicht, dass – vor allem<br />
im Vergleich mit den Besuchern anderer Eventarten – Ökologiethemen nicht als<br />
sehr wichtig eingestuft werden. Auch wenn das Publikum mehrheitlich der<br />
Ansicht ist, dass Nachhaltigkeitsaspekte auf einem <strong>Mitarbeiterevent</strong> kein<br />
Gegenstand sein sollten, so bedeutet dies nicht, dass sie diesem Thema<br />
grundsätzlich verschlossen gegenüberstehen.<br />
Zunächst einmal stoßen die klassischen Themen auf keine besondere Resonanz.<br />
Das Publikum des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s bewertet sie grundsätzlich am schlechtesten<br />
im Vergleich zu den Teilnehmern anderer Eventarten:<br />
• Anschluss an den ÖPNV zum Eventort ist für weit mehr als die Hälfte der<br />
Teilnehmer des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s unwichtig. Diejenigen 36%, die ihn für<br />
wichtig erachten, erwähnen den Vorteil von öffentlichen Verkehrsmitteln nach<br />
Alkoholkonsum.
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> 6<br />
• Auf ökologische Speisen und Getränke oder Lebensmittel aus fairem Handel<br />
legt das Publikum auf einem <strong>Mitarbeiterevent</strong> keinen besonderen Wert.<br />
• Eher gespalten ist die Meinung zu dem Stellenwert von Ressourcen-<br />
einsparungen. Knapp die Hälfte hält es für wichtig, dass bei einem Event mit<br />
Energie, Material, Wasser und Abfall verantwortungsbewusst umgegangen<br />
wird. Über ein Viertel findet diesen Aspekt nicht wichtig. Und ein weiteres<br />
Viertel legt sich bei dieser Frage nicht fest.<br />
Erstaunlich ist nun vor dem Hintergrund dieser beschriebenen Einstellungen von<br />
Teilnehmern eines <strong>Mitarbeiterevent</strong>s, dass sie einem Event, der sich dem Thema<br />
Nachhaltigkeit oder ökologische Verantwortung widmen würde, prinzipiell offen<br />
gegenüber stehen.<br />
• 44% können sich vorstellen, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen,<br />
35% geben sogar an, dass sie auf jeden Fall an einem<br />
Nachhaltigkeitsevent partizipieren würden.<br />
Die scheinbare Widersprüchlichkeit in der Einstellung der Besucher des<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong>s löst sich auf, wenn man beachtet, dass ihre zurückhaltende<br />
Wertung der Ökologiethemen sich auf eine Integration derselben in „ihren“<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong> bezieht. Da hier primär Besuchertypen präsent sind, die auf<br />
Dialog und Gemeinschaft, Wertekommunikation und emotionale Atmosphäre<br />
Wert legen, rücken Nachhaltigkeitsaspekte des Events in ihrer Wahrnehmung<br />
automatisch in den Hintergrund. Das heißt nicht, dass sie kein ökologisches<br />
Verantwortungsbewusstsein haben. Aus der Perspektive dieses Publikums ist der<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong> der falsche Rahmen für diese Themen. Prinzipiell haben sie auch<br />
für diese Besuchergruppe eine Bedeutung, was anhand ihres prinzipiellen<br />
Interesses an einem gesonderten (!) Ökologie-Event deutlich wird.<br />
„We are family“ – Mitarbeiterbindung par excellence<br />
Äquivalent zu den dominanten Besuchertypen bei einem <strong>Mitarbeiterevent</strong> fällt<br />
das Feedback des Publikums aus: Über die Hälfte der Teilnehmer hebt die<br />
Möglichkeit des Kontakts und die Geselligkeit des Events hervor. 29% betonen<br />
die Atmosphäre und ebenso viele loben das kulinarische und musikalische<br />
Rahmenprogramm und die Location – häufig mit der ergänzenden Bemerkung,<br />
dass es „einfach passt“. Diesem Publikum ist der Rahmen des Events als Basis<br />
für den informellen Dialog unheimlich wichtig; dabei wird hervorgehoben, dass
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> 7<br />
sich der Veranstalter „seinem Stil treu bleibt“ und trotz der jeweils neuen<br />
Gestaltung seine Identität durchscheinen lässt.<br />
Charakteristisch für den Gemeinschaftstypus, den wertorientierten<br />
Besuchertypus und den Erlebnistypus des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s sind auch die<br />
spontanen Reaktionen auf die Frage, ob es etwas gibt, das allen Teilnehmern<br />
gemeinsam ist. Neben dem Beruf nennt ein Viertel sofort das Gefühl, „Teil einer<br />
Familie zu sein“, ein „Gemeinschaftsgefühl“ oder auch „das gleiche Feeling“ zu<br />
teilen, „dieselbe Wellenlänge“ zu haben. Im Gegensatz zu anderen Eventformen<br />
ist hier niemand irritiert ob dieser Frage. Auch wird die berufliche Tätigkeit beim<br />
gleichen Unternehmen nicht als sachlich-faktische Gemeinsamkeit sondern mit<br />
Begriffen wie „die Lust an der Mode“, „Spaß an der Arbeit“ oder „Wir sind eben<br />
eine Familie“ beschrieben. Auffallend ist dabei nicht nur die stark emotionalisierte<br />
Ausdrucksweise, wenn es um das Unternehmen geht. Gewählt werden Begriffe,<br />
die im lebensweltlichen Bereich liegen und eine starke Bindung an den<br />
Arbeitgeber verdeutlichen.<br />
Unterstrichen wird dies dadurch, dass niemand von sich aus den Event kritisiert.<br />
Und selbst auf Nachfrage kann über ein Drittel nichts Kritisches an diesem Event<br />
finden. Einige Personen erwähnen lediglich, dass primär alkoholische Getränke<br />
angeboten werden – was vor dem Hintergrund, dass gar keine Möglichkeit<br />
besteht, mit dem ÖPNV vom Eventort wegzukommen, als nicht ganz sinnvoll<br />
erachtet wird. Die übrige Kritik bezieht sich auf Events im Allgemeinen. Hier wird<br />
grundsätzlich ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag wahrgenommen.<br />
Außerdem heben die Teilnehmer des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s genau das an Mängeln<br />
hervor, was diese Besucherklientel (auch an „ihrem“ <strong>Mitarbeiterevent</strong>) besonders<br />
schätzt: die Möglichkeit und den Raum für Austausch und Dialog.<br />
Motive für einen Eventbesuch<br />
Kontakt und Geselligkeit sind auch diejenigen Aspekte, die für diese<br />
Besuchergruppe einen Eventbesuch attraktiv machen. Die Aussicht auf ein<br />
Erlebnis und Spaß reizt ein Drittel, ein Fünftel ist durch die Perspektive, neue<br />
Impulse zu erhalten, motiviert, einen Event zu besuchen.<br />
Das Ambiente und örtliche wie kulinarische Rahmenbedingungen sind zwar<br />
während des Events von entscheidender Bedeutung für die Besucher eines
2 <strong>Mitarbeiterevent</strong> 8<br />
<strong>Mitarbeiterevent</strong>s, aber sie rangieren als Motiv für einen Eventbesuch deutlich<br />
weiter unten im Ranking.<br />
Demographische Angaben<br />
• Unter den Befragten des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s befanden sich nahezu gleich<br />
viele Männer (47%) und Frauen (53%).<br />
• Naturgemäß ist die Altersverteilung unter Arbeitnehmern nicht<br />
gleichverteilt: Es befinden sich ausschließlich Befragte im Alter zwischen<br />
20 und 63 Jahren in der Auswahlgesamtheit. Besonders stark vertreten<br />
sind dabei die Jahrgänge zwischen 1970 und 1979 (67%).<br />
• Über die Hälfte der Teilnehmer des <strong>Mitarbeiterevent</strong>s haben an einer<br />
Universität oder Fachhochschule studiert. 35% haben eine Lehre<br />
absolviert.
Hinweise 9<br />
Anmerkung<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Aus diesen Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche<br />
Veranstaltung eines <strong>Mitarbeiterevent</strong>s abgeleitet. Entsprechende Checklisten,<br />
welche die Ergebnisse in prägnanter Form zusammenfassen, finden sich unter<br />
dem Link Tipps & Tools.<br />
Weitere Ergebnisse<br />
Die empirischen Ergebnisse werden im Kapitel Empirische Bestandsaufnahme<br />
unter dem Link Leitbilder der Besucher anhand von Grafiken vorgestellt.