3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab
3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab
3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.4 Die Verän<strong>der</strong>ung des emotionalen Profils <strong>der</strong> Deutschen aus soziologischer<br />
Sicht<br />
Die Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen, die <strong>der</strong> Einzelne an seine Umwelt <strong>und</strong> hier<br />
speziell an die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie stellt, sind immer das Ergebnis<br />
gesellschaftlicher Entwicklungen <strong>und</strong> Wertevorstellungen. Um nun aus<br />
soziologischer Sicht zu erklären, welche Entwicklungen ausschlaggebend waren,<br />
soll ein stark verkürzter Rückblick die verschiedenen Phasen aufzeigen <strong>und</strong><br />
analysieren. Bei dieser Betrachtung wird davon ausgegangen, dass<br />
unterschiedliche ökonomische Phasen direkt zugeordnete gesellschaftliche,<br />
allgemein anerkannte Werte mit sich bringen.<br />
Der Erklärung des langfristigen gesellschaftlichen Wandels dient unter an<strong>der</strong>em<br />
die Überprüfung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungstheorie von Ronald Inglehart. Durch die<br />
ganzheitliche Betrachtung <strong>der</strong> Gesellschaft werden einzelne Ausprägungen nicht<br />
geson<strong>der</strong>t beachtet. Gemeint ist hier u.a. die in den 20er Jahren spezielle<br />
Werthaltung einzelner gesellschaftlicher Gruppen.<br />
Die Basis <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft wurde mit <strong>der</strong> Industrialisierung gelegt.<br />
Diese fand in Deutschland in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts statt <strong>und</strong><br />
hatte eine Verschiebung von <strong>der</strong> Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft<br />
zur Folge. Dadurch konnte sich <strong>der</strong> Einzelne losgelöst von <strong>der</strong> notwendigen<br />
Sicherung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage entwickeln. Der dazugehörige Wertewandel<br />
konnte jedoch aufgr<strong>und</strong> des stark verlangsamten Demokratisierungsprozesses,<br />
verursacht u.a. durch verbreitete Armut <strong>und</strong> große Klassenunterschiede, nur<br />
unvollständig vollzogen werden. Die resultierende Werte-Stagnation konnte erst<br />
nach dem 1. <strong>und</strong> 2. Weltkrieg überw<strong>und</strong>en werden. Die liberale Konzeption <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>nisierung ermöglichte den Menschen fortan in vollem Umfang, sich<br />
losgelöst von <strong>der</strong> notwendigen Sicherung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage zu entwickeln.<br />
Der jeweilige individuelle Lebensstil konnte frei gewählt werden. Somit wurden<br />
die vorher herrschenden materialistischen Prioritäten (mo<strong>der</strong>ne Werte) durch<br />
eine zunehmende Gewichtung auf Lebensqualität (postmo<strong>der</strong>ne Werte)<br />
abgelöst. Die nachfolgenden Generationen wuchsen mit diesem Hintergr<strong>und</strong> auf<br />
<strong>und</strong> so vollzog sich, für den Einzelnen nicht erkennbar, ein umfassen<strong>der</strong><br />
32