26.08.2013 Aufrufe

3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab

3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab

3. Analyse der Nutzererwartung und ... - Eventkultur.lab

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fachhochschule Heilbronn<br />

Standort Künzelsau<br />

Studiengang Betriebswirtschaft<br />

Diplomarbeit<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzererwartung</strong> <strong>und</strong> Bedürfnisstruktur<br />

<strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit<br />

Dozent: Prof. Dr. H-J. Kiel<br />

Firma: Workx & Art GmbH<br />

Herr Ralf Müller<br />

Heisenbergstrasse 5<br />

33104 Pa<strong>der</strong>born<br />

Verfasserin: Marit Plohmann<br />

Kirchenstrasse 31<br />

76344 Eggenstein<br />

Matrikelnr. 155 317<br />

25.September 2003


Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt:<br />

Der Workx & Art Eventmarketing GmbH, insbeson<strong>der</strong>e dem Geschäftsführer,<br />

Herrn Ralf Müller. Die qualitative Unterstützung bei Inhalten, <strong>der</strong> durchgeführten<br />

Befragung <strong>und</strong> Herstellung von Kontakten trug maßgeblich zur Entstehung dieser<br />

Diplomarbeit bei.<br />

Gunter Deuber für seine hilfreiche <strong>und</strong> umfassende Unterstützung


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis I<br />

Abbildungsverzeichnis V<br />

Abkürzungsverzeichnis VI<br />

1. Einleitung 1<br />

1.1 Problemstellung 1<br />

1.2 Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit 2<br />

1.3 Abgrenzung 3<br />

1.4 Vorgehensweise 3<br />

2. Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie 4<br />

2.1 Begriffsbestimmung/ Abgrenzung 4<br />

2.2 Charakteristik <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets 4<br />

2.2.1 Diskothek 4<br />

2.2.2 Club 5<br />

2.2.3 Trendbar 6<br />

2.2.4 Café/ Bistro 7<br />

2.3 Lokalisierung <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets 8<br />

2.4 Qualitätsstufen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets 9<br />

2.5 Ist-Situation <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie 10<br />

<strong>3.</strong> Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen des<br />

Konsumenten 13<br />

<strong>3.</strong>1 Abgrenzung 13<br />

<strong>3.</strong>2 Partialmodelle 13<br />

<strong>3.</strong>2.1 Aktivierende Prozesse 15<br />

<strong>3.</strong>2.1.1 Emotion 16<br />

<strong>3.</strong>2.1.2 Motivation 16<br />

<strong>3.</strong>2.1.3 Einstellung 17<br />

<strong>3.</strong>2.1.4 Persönlichkeit 18<br />

<strong>3.</strong>2.1.5 Fazit 19


<strong>3.</strong>2.2 Kognitive Prozesse 20<br />

<strong>3.</strong>2.2.1 Wahrnehmung 20<br />

<strong>3.</strong>2.2.2 Verarbeitung 21<br />

<strong>3.</strong>2.2.3 Speicherung 21<br />

<strong>3.</strong>2.3 Soziologische Faktoren 24<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>1 Der Konsument als Gemeinschaftswesen 24<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>2 Das Meinungsführer-Modell 25<br />

<strong>3.</strong>3 Totalmodelle 26<br />

4. Der Trend zur Nachhaltigkeit 28<br />

4.1 Allgemeine Definition/ Begriffsbestimmung 28<br />

4.2 Abgrenzung 29<br />

4.3 Die Aufzeichnung <strong>und</strong> Umsetzung von Trends 30<br />

4.4 Die Verän<strong>der</strong>ung des emotionalen Profils <strong>der</strong> Deutschen aus<br />

soziologischer Sicht 32<br />

4.4.1 Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Industrienation 33<br />

4.4.2 Der Kulturkonflikt 35<br />

4.4.3 Die Erlebnisgesellschaft 37<br />

4.5 Aktuelle Entwicklungen 40<br />

4.5.1 Ökonomische Verän<strong>der</strong>ungen 40<br />

4.5.2 Soziale Verän<strong>der</strong>ungen 40<br />

4.5.2.1 Allgemein 40<br />

4.5.2.2 Jugendliche 43<br />

4.6 Schlussfolgerungen 45<br />

5. Empirische Überprüfung- Hypothesen 46<br />

5.1 Vorgehensweise/ Abgrenzung 46<br />

5.2 Erster Hypothesenblock- das gestiegene Sicherheitsbedürfnis 46<br />

5.3 Zweiter Hypothesenblock- geän<strong>der</strong>te soziale Bedingungen 47<br />

5.4 Dritter Hypothesenblock- die Regeneration 47<br />

5.5 Vierter Hypothesenblock- Umsetzung <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit in<br />

<strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie 47<br />

5.6 Operationalisierung 47<br />

II


6. Untersuchung <strong>der</strong> Bedürfnisstruktur <strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie 49<br />

6.1 Abgrenzung 49<br />

6.2 Auswahl <strong>der</strong> Erhebungsmethode 49<br />

6.3 Festlegung des Erhebungsdesigns 51<br />

6.4 Das Stichprobenverfahren 53<br />

6.4.1 Art <strong>der</strong> Stichprobenziehung 53<br />

6.4.2 Ermittlung des Stichprobenumfangs 54<br />

6.5 Zusammenfassende Festlegung <strong>der</strong> Methodik 55<br />

6.6 Durchführung des Pre-Test 55<br />

6.7 Durchführung <strong>der</strong> Hauptstudie 56<br />

6.7.1 Erhebungsobjekte 56<br />

6.7.2 Erhebungszeitraum 56<br />

7. <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse 57<br />

7.1 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Gütekriterien 57<br />

7.1.1 Objektivität 57<br />

7.1.2 Reliabilität 57<br />

7.1.3 Validität 58<br />

7.2 Auswertung des Datenmaterials 59<br />

7.3 Überprüfung <strong>der</strong> Hypothesen 59<br />

7.<strong>3.</strong>1 Erster Hypothesenblock 60<br />

7.<strong>3.</strong>2 Zweiter Hypothesenblock 63<br />

7.<strong>3.</strong>3 Dritter Hypothesenblock 65<br />

7.<strong>3.</strong>4 Vierter Hypothesenblock 68<br />

7.<strong>3.</strong>5 Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie 69<br />

7.<strong>3.</strong>6 Erwartungen an Events 73<br />

7.<strong>3.</strong>7 Signifikante Ergebnisse <strong>der</strong> soziodemographischen Daten 75<br />

7.4 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> empirischen Untersuchung 75<br />

III


8. Bedeutung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse 77<br />

8.1 Chancen <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit 77<br />

8.2 Grenzen <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit 77<br />

8.3 Handlungsempfehlungen 78<br />

8.4 Ansätze für Konzeption zukünftiger Events 80<br />

Literaturverzeichnis<br />

Anhang<br />

81<br />

Eidesstattliche Versicherung<br />

IV


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: S-O-R- Paradigma 14<br />

Abbildung 2: Zusammenhang <strong>der</strong> Variablen <strong>der</strong> Aktivierung <strong>und</strong> des<br />

kognitiven Systems 15<br />

Abbildung 3: Bedürfnishierarchie nach Maslow unter Einbeziehung<br />

gastronomischer Beispiele 17<br />

Abbildung 4: Ein- <strong>und</strong> Zweistufige Kommunikation 26<br />

Abbildung 5: Das Howard-Sheth-Modell des Käuferverhaltens 27<br />

Abbildung 6: Sicherheit <strong>und</strong> Unsicherheit: zwei entgegengesetze<br />

Wertsysteme 33<br />

Abbildung 7: Die Lebenssituation <strong>und</strong> das Bedürfnis nach Intimität 62<br />

Abbildung 8: Mögliche Gründe für Kontaktverlust zur Familie 63<br />

Abbildung 9: Entspannungsfaktoren in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie 67<br />

Abbildung 10: Besuchshäufigkeit in Diskothek <strong>und</strong> Club 69<br />

Abbildung 11: Besuchshäufigkeit in Trendbar <strong>und</strong> Café/ Bistro 70<br />

Abbildung 12: Preissensibilität in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie 71<br />

Abbildung 13: Bedürfnisgewichtung 72<br />

Abbildung 14: Potentielle Veranstaltungserfolge 73<br />

Abbildung 15: Erwartungen an Events 74<br />

Abbildung 16: Imagegewinn <strong>der</strong> Unternehmen 74<br />

Abbildung 17: Bildungsgrad 75<br />

V


Abkürzungsverzeichnis<br />

a.a.O. = an an<strong>der</strong>em Ort<br />

bzw. = beziehungsweise<br />

ca. = circa<br />

d.h. = das heißt<br />

DEHOGA = Deutscher Hotel- <strong>und</strong> Gaststättenverband<br />

erw. = erweiterte<br />

etc = et cetera<br />

evtl. = eventuell<br />

f = folgende zwei Seiten werden in das Zitat eingeschlossen<br />

ff = mehr als zwei folgende Seiten werden in das Zitat eingeschlossen<br />

HH-Einkommen = Haushalts-Einkommen<br />

Hrsg. = Herausgeber<br />

o.ä. = o<strong>der</strong> ähnliches<br />

o.g. = oben genannt<br />

o.V. = ohne Verfasser<br />

S. = Seite<br />

u.a. = unter an<strong>der</strong>em<br />

überarb. = überarbeitete<br />

usw. = <strong>und</strong> so weiter<br />

vgl. = vergleiche<br />

vollst. = vollständig<br />

vs. = versus<br />

z.B. = zum Beispiel<br />

VI


1. Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

„Kontakte knüpfen“, „Fre<strong>und</strong>e treffen“, „sich amüsieren, Spaß haben“,<br />

„Selbstdarstellung“ <strong>und</strong> „Urlaub vom Alltag machen“ waren einige <strong>der</strong> Motive, die<br />

K<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Erlebnisgastronomie bei einer Befragung im Jahr 1990 als Gründe<br />

ihres Besuches angaben. 1 Eine weitere Studie, durchgeführt im Jahre 2001, zeigt<br />

ähnliche Ergebnisse. Sie beweist, dass die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie noch<br />

immer ein wichtiges Kommunikationszentrum ist, in dem „Fre<strong>und</strong>e treffen <strong>und</strong><br />

quatschen“, „Trinken <strong>und</strong> feiern“ <strong>und</strong> „interessante Leute beobachten“ die<br />

meistgenannten Gründe eines Besuches darstellen. 2<br />

Seit dieser Befragung mussten sich die Besucher jedoch mit erheblichen<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

Faktoren wie drohende Arbeitslosigkeit, weniger verfügbare finanzielle Mittel,<br />

politische Krisen, Nachrichten über Kriege <strong>und</strong> bedrohliche Krankheiten<br />

bestimmen in Deutschland das Tagesgeschehen. Auch <strong>der</strong> 11. September hat die<br />

Gewohnheiten verän<strong>der</strong>t. 3 Die Menschen sind verunsichert <strong>und</strong> neigen dazu, die<br />

gesellschaftliche Zukunft in Bezug auf die Wertebildung <strong>und</strong> -erhaltung<br />

pessimistischer einzuschätzen. Entsprechend scheint in jüngster Zeit eine<br />

erheblich verschlechterte allgemeine Stimmung feststellbar. 4<br />

Es stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklung auf den Bereich <strong>der</strong> Trend<strong>und</strong><br />

Szenegastronomie auswirkt <strong>und</strong> ob sich <strong>der</strong> vieldiskutierte Wertewandel <strong>der</strong><br />

Gesellschaft auch in <strong>der</strong> Freizeitgestaltung bemerkbar macht. Findet <strong>der</strong> Gast<br />

seine Entspannung <strong>und</strong> seinen Spaß heute auf einer an<strong>der</strong>en Ebene? Beinhaltet<br />

für den Gast sein Besuch in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie auch, dass er sich<br />

mit intellektuelleren Themen auseinan<strong>der</strong>setzen möchte? Inwiefern unterstützt das<br />

Konzept <strong>der</strong> jeweiligen Lokalität diese Bedürfnisse?<br />

Diese Fragestellung ist auch für Unternehmen interessant, welche die bisherig<br />

vorherrschende ausgelassene Atmosphäre sehr erfolgreich für Marken- <strong>und</strong><br />

1<br />

vgl. Maus, Michael: Erlebnisse erfolgreich vermarkten- Das Managementfachbuch für die Unterhaltungsgastronomie,<br />

Mannheim 1990; S.24-26<br />

2<br />

Veltins- Gastronomiestudie 2001, a.a.O., S.16<br />

3<br />

Meffert, H.: Auswirkungen des 11. September auf das Käuferverhalten, online im Internet: www.marketingcentrum.de/iasedv/lehre_mcm/download_files/Fallstudie%2011.%20September.pdf<br />

4<br />

vgl. Deutsche Shell (Hrsg.): 14. Shell Jugendstudie, Frankfurt/ Main 2002, S. 139 ff<br />

1


Produktpräsentation nutzen konnten. Immer häufiger ist bei Events „Langeweile<br />

auf höchstem Niveau“ 5 bemerkbar, die durch Niveaugewöhnung <strong>und</strong> resultierende<br />

gesunkene Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Zielgruppen begründet wird. Um <strong>der</strong> vermutlich<br />

bestehenden Erlebnisorientierung gerecht zu werden, soll überprüft werden,<br />

welche Form <strong>und</strong> Intensität das erwünschte Erlebnis hat. Handlungsbedarf zeigen<br />

repräsentative Umfragen, die beweisen, dass es trotz größter Bemühungen nicht<br />

gelingt, das Vertrauen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en in die Wirtschaft zu stärken. Auch die damit<br />

erstrebte langfristige K<strong>und</strong>enbindung kann nicht realisiert werden. 6 Die Anonymität<br />

<strong>der</strong> Unternehmen wird durch Events, seien sie noch so kunstvoll inszeniert, oft<br />

nicht aufgefangen. Events bleiben oft nur kurzfristig im Bewusstsein <strong>der</strong><br />

Konsumenten <strong>und</strong> werden schnell vergessen, weil sie mit dem beworbenen<br />

Produkt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dienstleistung in keinem erkennbaren inhaltlichen<br />

Zusammenhang mehr stehen.<br />

1.2 Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, durch eine umfassende Befragung <strong>der</strong> relevanten<br />

Zielgruppen, die geän<strong>der</strong>ten Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen an die Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie herauszufiltern <strong>und</strong> festzustellen, ob sich <strong>der</strong> aktuell diskutierte<br />

Trend <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit in diesem Bereich dauerhaft durchsetzen wird<br />

<strong>und</strong> ob die bestehenden Gastronomie-Konzepte dieser Aufgabe gerecht werden<br />

können.<br />

Dieser Thematik folgend, soll auch auf diejenigen Unternehmen in Deutschland<br />

eingegangen werden, welche die Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie als Vertriebsweg<br />

nutzen. Es soll überprüft werden, ob es für die Unternehmen zukünftig nötig ist,<br />

stärker auf die verän<strong>der</strong>ten Bedingungen <strong>der</strong> Zielgruppe einzugehen <strong>und</strong> ob eine<br />

Kommunikation im Sinne <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit langfristig die Kernaufgabe<br />

von Events, nämlich die erlebnisorientierte Vermittlung von Produkten o<strong>der</strong><br />

Dienstleistungen, besser erfüllen kann.<br />

5<br />

vgl. Lucas, Rainer, Matys, Thomas: Thesen zum Forschungsansatz “<strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong> Nachhaltigkeit”, online im Internet:<br />

http://www.eventkultur.net (Stand 30.06.03)<br />

6<br />

Buss, E: Das emotionale Profil <strong>der</strong> Deutschen, Frankfurt a.M. 1999; S.117<br />

2


1.3 Abgrenzung<br />

Die Arbeit beschäftigt sich nicht, o<strong>der</strong> nur ansatzweise, mit <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Bedeutung des Begriffes <strong>der</strong> Nachhaltigkeit, also verantwortungsvollem,<br />

zukunftsgerichtetem Umgang mit ökologischen Ressourcen.<br />

Hierbei soll es darum gehen, festzustellen, inwiefern die abstrakten Bedeutungen<br />

<strong>der</strong> Nachhaltigkeit in den verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Gastronomie<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Da sowohl zu <strong>der</strong> behandelten Thematik als auch zu behandelten Teilbreichen<br />

kaum wissenschaftliche Untersuchungen <strong>und</strong> Ergebnisse vorliegen, zieht die<br />

Verfasserin themenverwandte Literatur heran, die, gemäß Ihrem Kenntnisstand, in<br />

diesem Zusammenhang als sachlich richtig angeführt werden kann <strong>und</strong> die<br />

fehlende Literatur plausibel ersetzt. Diese wird in studienfremden<br />

Themenbereichen vorrangig (vergleichend) zitiert, um dem Anspruch <strong>der</strong><br />

inhaltlichen Richtigkeit gerecht zu werden.<br />

1.4 Vorgehensweise<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Arbeit gestaltet sich wie folgt:<br />

Zu Beginn sollen die Kapitel 2, 3 <strong>und</strong> 4 den Leser durch Basisinformationen in die<br />

Thematik einführen. Er soll durch eine ausführliche Bestandsaufnahme aller<br />

agieren<strong>der</strong> Parteien auf die im Folgenden behandelte Problemstellung vorbereitet<br />

werden; Dabei widmet sich das Kapitel 2 einer Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Ist-<br />

Situation in <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie; Kapitel 3 setzt sich<br />

verhaltenswissenschaftlich mit dem Konsumenten <strong>und</strong> dessen Entscheidung für<br />

o<strong>der</strong> gegen ein bestimmtes Produkt auseinan<strong>der</strong>; Im folgenden 4. Kapitel soll dem<br />

Leser <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Nachhaltigkeit“ näher gebracht, sowie Missverständnisse in<br />

<strong>der</strong> Begrifflichkeit ausgeräumt werden. Nach diesem Kapitel soll dem Leser klar<br />

ersichtlich sein, dass <strong>der</strong> Trend zur Nachhaltigkeit seine theoretische<br />

Berechtigung hat.<br />

Die Kapitel 5, 6 <strong>und</strong> 7 behandeln als Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong><br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> Nutzer von Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomien, um<br />

die in den vorhergehenden Kapiteln theoretisch erarbeiteten Hypothesen durch die<br />

Ergebnisse einer Zielgruppenbefragung wissenschaftlich zu belegen; So werden<br />

die zu überprüfenden Hypothesen in Kapitel 5 erarbeitet <strong>und</strong> für die weitere<br />

3


Bearbeitung dargestellt; Dem folgen in Kapitel 6 sämtliche Vorarbeiten <strong>der</strong><br />

Befragung wie Forschungsdesign, Umfang <strong>und</strong> Auswahl, Fragebogengestaltung<br />

<strong>und</strong> Pre-Tests. Anschließend wird die Studie durchgeführt; Diese Ergebnisse<br />

werden in Kapitel 7 erst auf Ihre Güte <strong>und</strong> anschließend auf Ihren Inhalt <strong>und</strong><br />

Übereinstimmung mit den Hypothesen überprüft. Weiterführend soll Kapitel 8<br />

umgekehrt die mögliche zukünftige Entwicklung deutlich machen <strong>und</strong><br />

Handlungsempfehlungen aussprechen.<br />

2. Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

2.1 Abgrenzung<br />

Behandelt werden soll nicht das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Gastronomie, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Teilbereich <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie. Damit dieser Bereich möglichst<br />

genau erfasst werden kann, erfolgt eine konzeptionelle, lokale <strong>und</strong> qualitative<br />

Abgrenzung.<br />

Die Übernachtungs- <strong>und</strong> Verpflegungsgastronomie (Hotellerie, Restaurants usw.)<br />

soll nicht behandelt werden, da Trends kaum Relevanz haben <strong>und</strong> nur begrenzt<br />

mit starker zeitlicher Verzögerung übernommen werden.<br />

2.2 Charakteristik <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets<br />

Eine Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist notwendig, da sich<br />

verschiedene Zielgruppen von den vier Gastronomie- Konzepten angesprochen<br />

fühlen <strong>und</strong> deshalb auch einer unterschiedlichen Ansprache bedürfen. Aufgeführt<br />

werden die vier wichtigsten Konzepte, um die in <strong>der</strong> Praxis nicht immer einfache<br />

Abgrenzung theoretisch möglich zu machen.<br />

2.2.1 Diskothek<br />

o „das Konzept ist durch ein vielfältiges Gastronomie- <strong>und</strong> Musikangebot<br />

gekennzeichnet, das in verschiedenen Bereichen dargeboten wird <strong>und</strong> sich an<br />

ein breites Publikum (Mainstream) richtet<br />

4


o je variationsreicher sie gestaltet sind, desto eher wird <strong>der</strong> Geschmack des<br />

breiten Publikums getroffen“ 7<br />

o es steht eine große Getränke- <strong>und</strong> Spirituosenauswahl zur Verfügung<br />

o Speisen werden häufig in Form kleiner Snacks <strong>und</strong> Salate in integrierten<br />

Bistros angeboten. Es existieren jedoch auch vermehrt integrierte Restaurants,<br />

die exquisitere Speisen anbieten.<br />

o die einzelnen Bereiche sind unterschiedlich ausgestattet, wobei die jeweilige<br />

Ausstattung auf einen Musikstil bzw. ein Thema abgestimmt ist. Beispiele<br />

innerhalb einer Diskothek: ein großer Club für die breite Masse, Musikstil: R&B,<br />

Dancefloor usw., ein kleiner Club für die älteren Besucher, Musikstil: Schlager,<br />

zusätzlich ein Café/ Bistro, Billardräume, kleinere Bars usw.<br />

o diese Objekte verfügen durch die verschiedenen thematischen Bereiche über<br />

eine sehr große Raumgröße<br />

o „im Gegensatz zum Club wird in <strong>der</strong> Diskothek auf eine hochwertige<br />

Einrichtung sowie ein aufwendiges Design zu Gunsten <strong>der</strong> Massenansprache<br />

verzichtet. Dies hat auch kostenpolitische Gründe.<br />

o Motto- Veranstaltungen wie Schaumpartys, Tabledancing usw. finden ebenso<br />

wie Auftritte von Live-Acts bzw. DJs eher auf mittlerem Niveau statt“ 8<br />

o die Diskothek ist ein reines Nachtkonzept<br />

o In Diskotheken wird die Möglichkeit <strong>der</strong> K<strong>und</strong>enansprache von mittlerer<br />

Qualität unterstellt. Dies wird vorgenommen, da hier ein breitgefächertes<br />

Publikum angesprochen wird. Durch ähnliche Ausgestaltung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Diskotheken sind aktuell kaum Alleinstellungsmerkmale vorhanden, sie<br />

scheinen austauschbar zu sein<br />

2.2.2 Club<br />

o das Konzept richtet sich bewusst an eine ausgewählte Gruppierung<br />

o diese Outlets sind durch einen individuellen <strong>und</strong> hochwertigen Einrichtungsstil<br />

geprägt, welcher durchgängig umgesetzt wird.<br />

o Oft finden sich auch hier neben dem Hauptbereich kleinere Nebenbereiche wie<br />

beispielsweise Chillout- Zonen, Bars auf Emporen usw.<br />

o angeboten wird zumeist das gängige Getränkeangebot sowie ein<br />

umfangreiches Spirituosensortiment<br />

7<br />

vgl. Workx & Art GmbH: Charakteristik, Auswahl <strong>und</strong> Kontrolle von Outlets <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie,<br />

Pa<strong>der</strong>born 2003; S.1<br />

8<br />

vgl. ebenda<br />

5


o Speisen werden in <strong>der</strong> Regel nicht angeboten<br />

o da die o.g. Zielgruppe eine bestimmte einheitliche Musikrichtung präferiert, ist<br />

häufig nur eine Tanzfläche vorhanden<br />

o Clubs verfügen über eine kleine bis mittelgroße Raumgröße<br />

o es handelt sich auch überwiegend um ein Nachtkonzept<br />

o „in einigen Clubs wird an den einzelnen Öffnungstagen ein spezielles<br />

Musikprogramm angeboten, weshalb auch <strong>der</strong> Besuchstyp entsprechend<br />

variiert<br />

o Live- Acts, Themenabende <strong>und</strong> DJ-Sets auf hohem Niveau gehören zu den<br />

gängigen Veranstaltungs-Highlights in dieser Kategorie“ 9<br />

o Entsprechend <strong>der</strong> speziellen Zielgruppen wird dem Club eine<br />

K<strong>und</strong>enansprache von hoher Qualität unterstellt<br />

2.2.3 Trendbar<br />

o das Konzept wendet sich mittels eines bestimmten Themas bewusst an Gäste,<br />

die gezielt neue Trends annehmen <strong>und</strong> umsetzen möchten, um sich von <strong>der</strong><br />

breiten Masse abzuheben<br />

o „das Design <strong>und</strong> die Musikrichtung ist genau auf diese abgegrenzte Zielgruppe<br />

zugeschnitten, die aus den verschiedensten Bereichen kommen, im Konzept<br />

aber eine stabile <strong>und</strong> homogene Gruppe bilden<br />

o Die thematische Ausrichtung orientiert sich vor allem an zeitnahen Trends<br />

internationaler Metropolen. Beispiele: Kaffee-Bars, orientalische o<strong>der</strong><br />

asiatische Bars usw.<br />

o Die Konzepte zeichnen sich bei den Getränken dadurch aus, dass sie neben<br />

den üblichen Getränken auch über ein umfangreiches Spirituosenangebot<br />

verfügen. Differenzierungsmöglichkeiten zu an<strong>der</strong>en Outlets bestehen bei <strong>der</strong><br />

Auswahl <strong>der</strong> Whiskey-/ Scotch- bzw. Weinsorten. Zusätzlich legen sie großen<br />

Wert auf ein umfangreiches Cocktailangebot<br />

o Speisen werden nur als rein getränkebegleitende Snacks in Form von leicht<br />

zubereitbaren Speisen angeboten<br />

o die Trendbar ist überwiegend ein Abend- bzw. Nachtkonzept<br />

o <strong>der</strong> Standort setzt ortsk<strong>und</strong>ige Gäste mit eindeutiger Besuchsabsicht voraus<br />

o die durchschnittliche Raumgröße ist eher klein gehalten (120- 160 m²)<br />

9<br />

vgl. Workx & Art GmbH: Charakteristik, Auswahl <strong>und</strong> Kontrolle von Outlets <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie,<br />

Pa<strong>der</strong>born 2003; S.1<br />

6


o Die Einrichtung ist hochwertig, die Lokalität ist insgesamt aufwendig<br />

durchgeplant <strong>und</strong> mit designorientierten Accessoires ausgestattet<br />

o Veranstaltungen sind kein typisches Merkmal für diesen Typus. Versuche,<br />

einzelne DJ-Auftritte als Hintergr<strong>und</strong>beschallung zu etablieren, waren jedoch<br />

erfolgreich“ 10<br />

o „In <strong>der</strong> Kleinstadt-Kategorie dienen diese Outlets größtenteils als<br />

Ausgangspunkt, um im Anschluss eine Diskothek o<strong>der</strong> einen Club zu<br />

besuchen. Deshalb besteht zwischen den Trendbars <strong>und</strong> Diskotheken bzw.<br />

Clubs trotz gleicher Zielgruppen nicht unbedingt direkte Konkurrenz<br />

o die Gäste besuchen die Outlets, um in einem szenigen Umfeld zu trinken <strong>und</strong><br />

evtl. zu speisen <strong>und</strong> dabei Konversation zu betreiben.“ 11<br />

o Der Trendbar wird ebenfalls eine K<strong>und</strong>enansprache von hoher Qualität<br />

unterstellt<br />

2.2.4 Café/ Bistro<br />

o „das Café/ Bistro entspricht in <strong>der</strong> gängigen Form <strong>der</strong> Weiterentwicklung des<br />

traditionellen Cafés <strong>und</strong> des Bistros<br />

o Das Café/ Bistro ist ein Ganztageskonzept <strong>und</strong> wird daher im Tagesverlauf<br />

vielseitig genutzt. Das Angebot reicht vom Frühstück über den Mittagstisch,<br />

vom nachmittäglichen Kaffee bis zum gemütlichen Abendessen<br />

o entsprechend vielschichtig ist die Gästestruktur<br />

o Das Getränkeangebot besteht oft aus einer umfangreichen Auswahl von<br />

Getränken mit niedrigem Alkoholgehalt (Bier, Wein, Cocktails). Hochprozentige<br />

Getränke sind eher schwach vertreten<br />

o Die Konzepte befinden sich zumeist in Innenstadtlagen o<strong>der</strong> ähnlich<br />

strukturierten Vorstadtzentren<br />

o in Anbindung an frequentierte Einzelhandelszonen<br />

o die durchschnittliche Gastraumgröße ist eher groß <strong>und</strong> liegt nicht selten bei<br />

mehr als 150 m², oft mit angeschlossener Terrasse<br />

o Außer vereinzelten Live- Musik- Abenden sind Veranstaltungen kein typisches<br />

Merkmal“ 12<br />

10<br />

vgl. Veltins- Gastronomiestudie 2001, Meschede-Grevenstein 2001, S. 14<br />

11<br />

Workx & Art GmbH: Charakteristik, Auswahl <strong>und</strong> Kontrolle von Outlets <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie,<br />

Pa<strong>der</strong>born 2003; S.2<br />

12<br />

vgl. Veltins- Gastronomiestudie 2001, Meschede-Grevenstein 2001, S. 12<br />

7


o „<strong>der</strong> hauptsächliche Aufenthaltsgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gäste liegt darin, in angenehmer<br />

Umgebung Gespräche zu führen“ 13<br />

o Die Möglichkeit zur K<strong>und</strong>enansprache wird in diesem Bereich eher als gering<br />

bis mittel angesehen, da viele ähnlich gestaltete Konzepte ohne Profil<br />

vorhanden sind. Es wird unterstellt, dass <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e aktuell bei Cafés/ Bistros<br />

kaum Präferenzen hat.<br />

2.3 Lokalisierung <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets<br />

Da sich die Konzepte auch bei gleicher Benennung regional nicht entsprechen<br />

müssen, wird die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie in Deutschland in drei<br />

verschiedene Kategorien unterteilt.<br />

Die erste Kategorie bezeichnet man als "Weltstadt" -Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie. Hierzu zählen die Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets in Großstädten<br />

wie Berlin, Frankfurt <strong>und</strong> Köln. In diesen Städten herrscht auch durch die<br />

Impulse <strong>der</strong> verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Herkunft, Einstellung, Werte)<br />

ein an<strong>der</strong>es Flair als in den kleineren Städten bzw. ländlichen Regionen. Die<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen in den Weltstädten haben<br />

einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber den Menschen in den übrigen<br />

Kategorien. Extreme Verhaltensweisen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wunsch nach<br />

Selbstverwirklichung sind sehr stark ausgeprägt. In den Städten dieser Kategorie<br />

werden mehr Trends <strong>und</strong> Entwicklungen gesetzt bzw. durchlebt. Diese Trends<br />

sind jedoch kurzlebig <strong>und</strong> wechseln ständig. Sie haben hier keine lange<br />

Vorlaufphase, son<strong>der</strong>n etablieren sich sehr schnell, sind aber auch sehr schnell<br />

wie<strong>der</strong> out. Es ist ein schneller Wechsel <strong>der</strong> jeweils gesellschaftlich bevorzugten<br />

Lokalitäten (= In- Points) zu erkennen. Mit diesen Eigenschaften unterscheiden<br />

sich diese Outlets sehr deutlich von den beiden an<strong>der</strong>en Kategorien.<br />

Der Kategorie "Kleinstadt" -Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie sind beispielsweise<br />

kleinere Städte wie beispielsweise Karlsruhe zuzuordnen. Die Outlets in diesen<br />

Städten kann man als gediegener <strong>und</strong> beständiger klassifizieren. Trends werden<br />

im Vergleich zu den Metropolen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung<br />

durchlebt, selten gesetzt. Sie werden später übernommen <strong>und</strong> etablieren sich<br />

daher nur sehr langsam, manchmal auch gar nicht. Haben sie sich etabliert,<br />

13<br />

Workx & Art GmbH: Charakteristik, Auswahl <strong>und</strong> Kontrolle von Outlets <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie, Pa<strong>der</strong>born<br />

2003; S.2<br />

8


halten sich die Trends in dieser Kategorie dafür aber länger. 14<br />

In <strong>der</strong> "Dorf" -Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie <strong>der</strong> ländlichen Regionen dauern die<br />

Trendintervalle am längsten. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Besucher bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong><br />

Lokalitäten ist sehr eingeschränkt. Für die Betreiber <strong>der</strong> Outlets in diesen<br />

Regionen ist dies ein bedeuten<strong>der</strong> Vorteil, da kaum Konkurrenz vorhanden ist <strong>und</strong><br />

daher entsprechend wenige Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind. Die<br />

Gastronomen sind deshalb nicht zwingend auf die Umsetzung neuer Trends<br />

angewiesen, um die K<strong>und</strong>en zu gewinnen. Konnte ein Outlet bei <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

etabliert werden, kann dies in <strong>der</strong> Regel langfristig erhalten werden. Unter die<br />

Kategorie "Dorf" -Region fallen Kleinststädte <strong>und</strong> ländliche Regionen.<br />

2.4 Qualitätsstufen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets<br />

Auch die von den jeweiligen Konzepten angesprochenen Gäste lassen sich<br />

entsprechend ihrer Offenheit <strong>und</strong> Akzeptanz gegenüber neuen Trends<br />

klassifizieren.<br />

Im „High Quality“ -Bereich ist ein sehr exklusives <strong>und</strong> trendorientiertes Publikum<br />

zu finden, denn <strong>der</strong> Zutritt wird nicht je<strong>der</strong> Personen gewährt. Menschen <strong>der</strong><br />

Szene treffen sich hier, um nur unter Gleichgesinnten in einer extravaganten<br />

Atmosphäre zu feiern. Entsprechend werden einfache Konzepte ohne Highlights<br />

von den Gästen nicht akzeptiert. Die exklusive Umsetzung neuester Strömungen<br />

gewährleisten den Gästen eine individuelle Atmosphäre. Es fühlt sich in <strong>der</strong><br />

Regel eine ganz spezielle Zielgruppe angesprochen: Opinion-Lea<strong>der</strong> mit<br />

Multiplikatorfunktion. Diese werden in Kapitel <strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>2 (Das Meinungsführer-<br />

Modell, S. 25) ausführlicher behandelt.<br />

Im „Special Quality“ -Bereich finden sich Gäste, die als normal bis trendorientiert<br />

bezeichnet werden können. Hier finden sich ganz unterschiedliche Charaktere<br />

zusammen, um in entspannter Atmosphäre einen kurzweiligen Abend zu<br />

verbringen. Das Ambiente kann als überdurchschnittlich bewertet werden. Es<br />

herrscht ein stilvolles Flair, das den Gästen neben alltäglichen Bedürfnissen<br />

auch ein gewisses Erlebnis vermitteln soll. Der „Special Quality“ -Bereich passt<br />

14 vgl. Workx & Art GmbH: Lokalisierung <strong>und</strong> Qualitätsstufen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets, Pa<strong>der</strong>born Juni 2003<br />

9


sich dem "Puls <strong>der</strong> Zeit" an. Das Publikum ist breitgefächert <strong>und</strong> offen für<br />

Neues. 15<br />

In den „Normal Quality“ -Gastronomien ist das Publikum vorzufinden, das am<br />

Abend gerne in gemütlicher Umgebung ein Bier trinkt, ohne großen Wert auf das<br />

Umfeld <strong>und</strong> das Ambiente zu legen. Neuen Trends <strong>und</strong> Konzepten stehen diese<br />

Besucher relativ gleichgültig gegenüber. Die Gastronomen verfahren nach dem<br />

Prinzip, je einfacher die Ausstattung <strong>der</strong> Location gehalten wird, desto günstiger<br />

können sie die Produkte anbieten. Im „Normal Quality“ -Bereich hat die<br />

Entwicklung o<strong>der</strong> Anpassung an Trends somit keine Priorität.<br />

2.5 Ist- Situation in <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

Die aktuelle konjunkturelle Entwicklung in Deutschland trifft kaum einen Bereich<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft so unmittelbar wie den Freizeitbereich <strong>und</strong> damit auch die Trend<strong>und</strong><br />

Szenegastronomie. Dies ist durch verschiedene Ursachen zu erklären:<br />

• Konsumenten, die tatsächlich über weniger Geld verfügen o<strong>der</strong> in einem<br />

schlechten Wirtschaftsklima aus Vorsicht einem psychologisch empf<strong>und</strong>enen<br />

Sparzwang unterliegen <strong>und</strong> ihre Ausgaben minimieren möchten, sparen am<br />

ehesten bei <strong>der</strong> Freizeitunterhaltung<br />

• Die Markenbindung ist im Bereich <strong>der</strong> Freizeitgastronomie sehr gering, <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong>e entscheidet sich jeden Tag neu, welche Lokalität er aufsuchen möchte 16<br />

• Zusätzlich betrieben die Gastronomen bei <strong>der</strong> Einführung des Euros eine<br />

offensichtlich vollkommen falsche Preispolitik. Anstatt die Folgen auf<br />

Konsumentenseite richtig einzuschätzen, wurde die neue Währung für<br />

übertrieben hohe Preissteigerungen genutzt. Dies führte im schlimmsten Falle<br />

sogar zu zeitweiligem Boykott dieser Gastronomien als Reaktion <strong>der</strong><br />

verärgerten K<strong>und</strong>en<br />

• In einigen Fällen wird die schlechte wirtschaftliche Lage durch die<br />

Gastronomen selbst verursacht. Diese können auf die verschärfte<br />

Marktsituation nicht mit betriebswirtschaftlich sinnvollen Mitteln reagieren. Aus<br />

reiner Unkenntnis wird die Kostensituation erheblich unterschätzt, im<br />

schlimmsten Fall Zahlungsunfähigkeit herbeigeführt<br />

15<br />

vgl. Workx & Art GmbH: Lokalisierung <strong>und</strong> Qualitätsstufen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets, Pa<strong>der</strong>born Juni 2003<br />

16<br />

vgl. Maus, Michael, a.a.O., S.17-18<br />

10


Um die wirtschaftliche Situation in <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie mit wenigen<br />

Worten zu beschreiben, wird eine Fokus-<strong>Analyse</strong> zitiert, <strong>der</strong>en allgemeine<br />

Aussagen auch auf die relevanten Bereiche zutreffen: „Im Sommerhalbjahr 2002<br />

mussten Deutschlands Gastronomen <strong>und</strong> Hoteliers empfindliche Einsatzbußen<br />

hinnehmen. Dies belegen die Ergebnisse des aktuellen Konjunkturberichts <strong>der</strong><br />

DEHOGA. Zwei Drittel <strong>der</strong> befragten Unternehmen mussten in den Monaten April<br />

bis September 2002 Umsatzeinbußen hinnehmen, nur 17,6 % waren nach den<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> Befragung in <strong>der</strong> Lage, Zuwächse zu realisieren. (...) Die meisten<br />

Gastronomen haben die Hoffnung auf eine Trendwende im Winterhalbjahr<br />

2002/03 aufgegeben: Nur 16 % rechnen mit steigenden Umsätzen, mehr als die<br />

Hälfte (52 %) befürchtet, dass die konjunkturelle Talfahrt anhält, <strong>der</strong> Rest glaubt<br />

an gleich bleibende Erlöse. Der Schrumpfkur im deutschen Gastgewerbe fielen in<br />

diesem Jahr bereits 20.000 Stellen zum Opfer.“ 17<br />

Der im Konjunkturbericht <strong>der</strong> DEHOGA aufgeführte Bereich <strong>der</strong><br />

Gaststättengewerbe erlaubt eine genauere Betrachtung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in den<br />

Jahren 2001-2002. In diesem Bereich ist zwar <strong>der</strong> verhältnismäßig große Anteil<br />

<strong>der</strong> Restaurants enthalten, jedoch gibt er auch Auskunft über die Entwicklung in<br />

<strong>der</strong> relevanten Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie: Im Jahr 2002 sank <strong>der</strong> Umsatz von<br />

36,3 Mrd. € auf 34,6 Mrd. €, was einen Rückgang von 4,7 % gegenüber dem<br />

Vorjahr ausmacht. 18<br />

Der neudefinierten Aufgabe, im „Spannungsfeld zwischen Bedürfnisbefriedigung,<br />

Erlebnis <strong>und</strong> Kommunikation“ 19 agieren zu müssen, versuchen die Gastronomen<br />

vor allem dadurch gerecht zu werden, dass sie sich verstärkt auf die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en einstellen: In bestehenden Konzepten wird <strong>der</strong> Service <strong>und</strong> das<br />

Angebot optimiert <strong>und</strong> professioneller gestaltet. Produktinnovationen, vor allem im<br />

Bereich <strong>der</strong> Premix- Getränke, werden gerne in das Angebot aufgenommen, wenn<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>e es wünscht, 47% <strong>der</strong> Produktneuheiten gelangen aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

auf die Karte. 20 Bereits bestehende Getränke werden immer wie<strong>der</strong> verbessert.<br />

Dies trifft vor allem bei Cocktails <strong>und</strong> ihrer Zubereitung zu. Auch bei den<br />

Nahrungsmitteln wird versucht, neue Trends zu entwickeln. Die Bandbreite <strong>der</strong><br />

17<br />

Fokus- <strong>Analyse</strong>: Der Markt für Essen <strong>und</strong> Genießen-Getränke <strong>und</strong> Foodtrends, 1.Auflage , Dezember 2002, Seite 6;<br />

Online im Internet: http://www.medialine.de/marktanalysen (Stand 02.05.2003)<br />

18<br />

DEHOGA- Konjunkturbericht 4. Quartal 2002; Online im Internet: http://www.dehoga.de (Stand 07.05.2003)<br />

19<br />

Becker, B.: Bericht über den Brainpool 2003; in: FIZZZ für die Szenen- Gastronomie, Ausgabe 7/2003, S.41<br />

20<br />

Workx & Art GmbH: Ist- <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> deutschen Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie, Pa<strong>der</strong>born 2003, S.7 aus: Becker, B.:<br />

Fizzz- für die Szenen-Gastronomie, Ausgabe 8/2002<br />

11


Möglichkeiten reicht von den Spezialitäten internationaler Küche über eine<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong>er im Fastfood- Bereich, z.B. als Kombination verschiedener<br />

Stilrichtungen o<strong>der</strong> neuartige Verzehrarten (Fingerfood).<br />

Um bei einem vergrößerten <strong>und</strong> spezialisierten Speisen- <strong>und</strong> Getränkeangebot die<br />

Wirtschaftlichkeit weiter zu steigern, wird augenblicklich auf alle Arten<br />

vorgefertigter Nahrungsmittel, die gekühlt zur Endbehandlung geliefert werden,<br />

<strong>und</strong> bereits vorbereitete Cocktailmischungen zurückgegriffen. Beispielsweise<br />

fremdgefertigtes Sushi erspart Zeit <strong>und</strong> Kosten, symbolisiert aber trotzdem eine<br />

zeitgemäße Angebotspalette. Allgemein werden kostengünstige Menüs <strong>und</strong><br />

Getränke im Augenblick als Erfolgsfaktor angesehen, um die übertriebenen<br />

Preissteigerungen nach Einführung des Euros zu relativieren. 21<br />

Als zusätzliche Möglichkeit, die Marktposition langfristig zu erhalten <strong>und</strong><br />

auszubauen, wird verstärkt die Bildung von Outlet- Ketten, also<br />

Systemgastronomie, angesehen. Diese werden bevorzugt durch Franchise-<br />

Systeme ausgeweitet. Weitergehend könnten auch Synergien zwischen<br />

Betreibern entstehen, um durch gemeinsame Werbung, Warenbestelllungen etc.<br />

bessere Konditionen zu erhalten.<br />

Bei neukonzipierten Outlets wird durch die Einrichtung <strong>und</strong> das Design gezielt<br />

Individualität <strong>und</strong> damit Unverwechselbarkeit erzeugt. Die bauliche<br />

Beschaffenheit <strong>und</strong> Innenarchitektur <strong>der</strong> Konzepte stehen mehr denn je im<br />

Blickpunkt <strong>der</strong> Gastronomen. Hier ist es möglich, ein eigenes Profil zu schaffen.<br />

Die Einrichtung soll nicht nur funktional sein, son<strong>der</strong>n auch überraschen <strong>und</strong><br />

durch außergewöhnliche Nutzungsmöglichkeiten zu einem entscheidenden<br />

Marketing-Instrument werden. Gleichgültig, ob <strong>der</strong> Gast nun durch eine offene<br />

Küche Zeuge des Kochvorgangs wird, er sich auf einem „Spielplatz“ o<strong>der</strong> in<br />

einer gut-bäuerlichen Stube wie<strong>der</strong>findet- entscheidend ist, dass das Konzept<br />

positive Emotionen erzeugt, den Gast unterhält <strong>und</strong> gleichzeitig authentisch<br />

wirkt. 22<br />

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass diejenigen Gastronomen die<br />

günstigste Zukunftsprognose haben, denen es gelingt, unter an<strong>der</strong>em durch die<br />

21 vgl. Dierks, Annelli: die Pleitewelle rollt ,in: FIZZZ für die Szenen- Gastronomie, Ausgabe 5/2003, S.20- 22<br />

22 vgl. Deininger, Olaf: Erfolgsdesign, in: FIZZZ für die Szenen- Gastronomie, Ausgabe 6/2002, S.29-30<br />

12


genannten Möglichkeiten eine K<strong>und</strong>enbindung aufzubauen <strong>und</strong> konsequent<br />

auszuweiten.<br />

<strong>3.</strong> Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen des<br />

Konsumenten<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> Konsumenten in <strong>der</strong><br />

Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie aufzuzeigen. Um vorab theoretisch zu erörtern,<br />

durch welche psychologischen Prozesse diese entstehen <strong>und</strong> befriedigt werden<br />

können, wird auf die im Marketing bereits etablierte Konsumentenforschung<br />

zurückgegriffen. Diese ermöglicht eine wissenschaftliche Erklärung <strong>der</strong> Reaktion<br />

des Empfängers/ Konsumenten auf die Gastronomien. Die in <strong>der</strong><br />

Konsumentenforschung erstrebte Klärung des Kaufverhaltens soll jedoch hier<br />

nach Möglichkeit durch die Erklärung des Besuchsverhaltens ersetzt werden.<br />

<strong>3.</strong>1 Abgrenzung<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Käuferverhaltensforschung gibt es eine so große Anzahl von<br />

Theorien <strong>und</strong> Ansätzen, dass diese hier nicht ausführlich behandelt werden<br />

können. Vielmehr wird im Folgenden ein Überblick über anerkanntes Basiswissen<br />

vermittelt, um das Verständnis des Lesers für die nachfolgenden Kapitel zu<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Bei <strong>der</strong> Konsumentenforschung wird zwischen Partial- <strong>und</strong> Totalmodellen<br />

unterschieden, wobei die Partialmodelle einzelne Faktoren analysieren, während<br />

die Totalmodelle alle Wirkfaktoren im Zusammenspiel untersuchen <strong>und</strong> daraus<br />

einen gesamten Wirkungsprozess ableiten. 23<br />

<strong>3.</strong>2 Partialmodelle<br />

Bereits seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts beschäftigen sich Psychologen <strong>und</strong><br />

Soziologen mit Reiz-Reaktionsmodellen, um das Verhalten des Menschen nach<br />

einem äußeren Reiz erklären zu können. Aus dem anfänglich einfach<br />

strukturierten S-R Modell (Stimulus-Response-Modell) entwickelte sich seit den<br />

60er Jahren das S-O-R Modell. Dieses unterstellt, dass <strong>der</strong> Mensch über eine<br />

23 Huth, R., Pflaum, D.: Einführung in die Werbelehre, Stuttgart 1980, S.33<br />

13


„Black Box“ (hier Organismus) verfügt, in welcher <strong>der</strong> Stimulus verarbeitet wird<br />

<strong>und</strong> in einer Reaktion endet. Auch dieser Ansatz gilt als veraltet, da davon<br />

ausgegangen wurde, dass je<strong>der</strong> Mensch auf gleichen Stimulus gleich reagiert.<br />

Abbildung 1: S-O-R- Paradigma<br />

Stimulus (S) Organismus (O) Reaktion (R)<br />

Quelle: Kuß, A; Tomczak, T: Käuferverhalten eine marketingorientierte Einführung, Stuttgart, 2000; S.3<br />

Stimulus (Reiz)<br />

bezeichnet gr<strong>und</strong>sätzlich eine beobachtbare Reizsituation. Dabei fließen alle<br />

Informationen mit ein, welche <strong>der</strong> Person bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung zur<br />

Verfügung stehen (soziale, ökonomische o<strong>der</strong> demographische Merkmale).<br />

Organismus<br />

Der Organismus bezeichnet von außen nicht beobachtbare Prozesse, die eine<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Person zur Folge haben können.<br />

Reaktion<br />

Diese folgt auf die beiden vorangehenden Schritte <strong>und</strong> ist ein beobachtbares<br />

Verhaltensresultat, in diesem Fall <strong>der</strong> Besuch einer bestimmten Lokalität.<br />

Die weiterentwickelte Betrachtung, <strong>der</strong> sogenannte kognitive Forschungsansatz,<br />

lässt innerhalb des Organismus neben messbaren Ergebnissen auch weitere<br />

Faktoren zu. Diese sollen in den folgenden Glie<strong>der</strong>ungspunkten anhand eines<br />

Strukturmodells erklärt werden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass sowohl<br />

aktivierende <strong>und</strong> kognitive Variablen, als auch soziologische Faktoren Einfluss<br />

nehmen.<br />

14


Abbildung 2: Zusammenhang <strong>der</strong> Variablen <strong>der</strong> Aktivierung <strong>und</strong> des kognitiven<br />

Systems<br />

Reize (S)<br />

- Außenreize<br />

- Innenreize<br />

Quelle: Kroeber-Riel: Konsumentenverhalten, München 1992, S.66<br />

<strong>3.</strong>2.1 Aktivierende Prozesse<br />

Die aktivierenden Prozesse bedeuten eine Reizaufnahme durch die Umwelt, die<br />

nicht vom Willen des Menschen kontrollierbar, jedoch unerlässlich für die<br />

Bereitschaft <strong>der</strong> Reaktion ist. Sie können als menschliche Antriebskräfte<br />

interpretiert werden. Unter normalen Umständen gilt: Je höher die Aktiviertheit<br />

einer Person, desto wahrscheinlicher <strong>und</strong> auch intensiver ist die folgende<br />

Reaktion. 24<br />

Die aktivierenden Prozesse können jedoch nicht nur in einer positiven Reaktion<br />

des Konsumenten resultieren, son<strong>der</strong>n durch diese Prozesse können auch<br />

heftige Wi<strong>der</strong>stände entstehen. Wenn <strong>der</strong> Konsument das Gefühl hat, entwe<strong>der</strong><br />

vom Kommunikator manipuliert o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesellschaft missbilligt zu werden,<br />

kommt es zu einer Gegenreaktion, beispielsweise Nichtkauf o<strong>der</strong> Nichtbesuch.<br />

Dieses Phänomen wird als Reaktanz, also Resistenz gegen<br />

Meinungsbeeinflussung, bezeichnet. Die Person versucht, die Freiheit<br />

wie<strong>der</strong>zuerlangen <strong>und</strong> wehrt sich gegen die versuchte Meinungs- o<strong>der</strong><br />

Verhaltensbeeinflussung. 25<br />

erste Dechiffrierung <strong>der</strong><br />

Reize (D)<br />

Aktivierung<br />

Verhalten<br />

Auf die in den aktivierenden Prozessen enthaltenen Komponenten Emotion,<br />

Motivation, Einstellung <strong>und</strong> Persönlichkeit werden im Folgenden näher erläutert.<br />

24<br />

vgl. Trommsdorff, V.: Konsumentenverhalten, Stuttgart 1998., S. 42-45<br />

25<br />

vgl. Kroeber-Riel, H.: a.a.O., S. 119 ff<br />

sonstige<br />

Informationsverarbeitungs- <strong>und</strong><br />

Speichervorgänge (INFO)<br />

15


<strong>3.</strong>2.1.1 Emotion<br />

„Ein Gefühl/ Emotion ist <strong>der</strong> Zustand nach Innen gerichteter Erregung, dessen<br />

Stärke man als Intensität <strong>und</strong> dessen Art man als Qualität (z.B. Freude) empfindet.<br />

Gefühle können durch psychische Vorgänge <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> durch äußere Reize<br />

hervorgerufen werden. Die Bedeutung <strong>der</strong> Gefühle als Verhaltensdeterminante<br />

wurde bisher unterschätzt.“ 26 Bei den Emotionen kann unterschieden werden in<br />

gr<strong>und</strong>legende Emotionen, z.B. Freude, Interesse usw. <strong>und</strong> in komplexere<br />

Emotionen wie beispielsweise Geborgenheit. Diese komplexeren Emotionen<br />

beinhalten eine Bandbreite gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Emotionen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich unterschieden werden können Emotionen in folgende<br />

Klassifizierungen:<br />

1. „Erregung (Aktivierung)<br />

2. Richtung (angenehm, unangenehm)<br />

<strong>3.</strong> Qualität (Erlebnisinhalt)<br />

4. Bewusstsein“ 27<br />

Klares Ziel in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist es, beim Besucher positive<br />

Emotionen wie Freude, Interesse, Behaglichkeit, Lebensfreude zu ermöglichen<br />

bzw. zu provozieren. Negative Emotionen, vor allem Enttäuschung <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit, gilt es zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

<strong>3.</strong>2.1.2 Motivation<br />

Ebenso wie die Emotion ist die Motivation ein elementarer, „latenter Zustand, <strong>der</strong><br />

(...) das Verhalten in bestimmter Stärke o<strong>der</strong> Richtung antreibt. Motivationen<br />

können durch Mangelgefühle o<strong>der</strong> durch äußere Reize aktualisiert werden. Es<br />

handelt sich bei den Motivationen um den aus einem Motiv entstehenden Prozess,<br />

<strong>der</strong> zielorientiert ist <strong>und</strong> auch kognitive Prozesse beinhaltet. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist<br />

jedes menschliche Verhalten durch Motive verursacht.“ 28<br />

Motive <strong>und</strong> Bedürfnisse liegen thematisch sehr eng beieinan<strong>der</strong>, denn um ein<br />

Bedürfnis zu befriedigen, entsteht ein Motiv. Nach Meinung <strong>der</strong> Verfasserin ist in<br />

diesem Zusammenhang die Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedürfnis-Pyramide von Maslow<br />

beson<strong>der</strong>s passend. Alle fünf Stufen, <strong>der</strong>en Erreichung <strong>der</strong> Mensch hierarchisch<br />

26<br />

Trommsdorff, V.: a.a.O., S. 33<br />

27<br />

Kroeber-Riel, W.: Konsumentenverhalten, München 1992, S.103<br />

28<br />

Trommsdorff, V.: a.a.O., S.34<br />

16


steigend anstrebt, können einen Besuch in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

begründen. Zur Verdeutlichung wurden in die folgende Abbildung entsprechende<br />

Beispiele eingefügt.<br />

Abbildung 3: Bedürfnishierarchie nach Maslow unter Einbeziehung<br />

gastronomischer Beispiele (durch die Verfasserin)<br />

Wachstums-<br />

bedürfnisse<br />

Defizitbedürfnisse<br />

Quelle: Meffert, H., Bruhn, M.: Dienstleistungsmarketing, Wiesbaden 1995, S.79<br />

<strong>3.</strong>2.1.3 Einstellung<br />

Die dritte Komponente, die Einstellung wird bezeichnet als „Zustand <strong>der</strong><br />

Bereitschaft, sich in einer entsprechenden Situation einem Gegenstand (auch<br />

einer Idee) gegenüber annehmend o<strong>der</strong> ablehnend zu verhalten. Einstellungen<br />

werden auf Motive <strong>und</strong> diesbezügliche Kenntnisse über den Gegenstand<br />

zurückgeführt. Starke Einstellungen sind gute Verhaltensprädikatoren.“ 29<br />

Die Einstellung (vorhanden in verschiedenen Formen, z.B. als Meinungen,<br />

Überzeugungen, Vorurteile, Image usw.) ist im Gegensatz zu Gefühlen relativ<br />

beständig <strong>und</strong> enthält mehrere Komponenten: Die kognitive Komponente enthält<br />

das Wissen über das Einstellungsobjekt. Die affektive Komponente bewertet das<br />

Einstellungsobjekt. Resultierend entscheidet die konative Komponente über die<br />

29 Trommsdorff, V.: a.a.O., S. 34<br />

Bedürfnis nach<br />

Selbstverwirklichung<br />

(z.B. Unabhängigkeit,<br />

Entfaltung)<br />

Wertschätzungs-Bedürfnis<br />

(z.B. Anerkennung,<br />

Selbstvertrauen)<br />

Soziale Bedürfnisse<br />

(z.B. Anerkennung,<br />

Selbstvertrauen<br />

Bedürfnis nach Sicherheit<br />

(z.B. Schutz vor Krankheit o<strong>der</strong><br />

Kriminalität)<br />

Physiologische Bedürfnisse<br />

(z.B. Hunger, Durst, Wohnung)<br />

Progressions-<br />

prinzip<br />

gastronomische Beispiele<br />

Vergnügen, Freude, Besuch<br />

einer gastronomischen<br />

Einrichtung als Selbstzweck<br />

Besuch von gastronomischen<br />

Einrichtungen aus<br />

Prestigegründen <strong>und</strong> Gründen<br />

sozialer Anerkennung<br />

Besuch <strong>der</strong> gastronomischen<br />

Einrichtung zum Zwecke<br />

persönlicher <strong>und</strong> gesellschaftl.<br />

Kommunikation<br />

Geschäftsessen zur Sicherung<br />

des Einkommens<br />

Unmittelbare Nahrungsaufnahme<br />

17


Verhaltensdisposition gegenüber dem Einstellungsobjekt. 30 Diese Komponenten<br />

zeigen, dass die Einstellung gr<strong>und</strong>sätzlich immer objektbezogen ist. Der<br />

Konsument entscheidet durch seine Einstellung, wie <strong>und</strong> wodurch seine<br />

Bedürfnisse am besten befriedigt werden können. Eine positive Einstellung<br />

gegenüber einem bestimmten Produkt o<strong>der</strong> Dienstleistung begünstigt folglich die<br />

Kauf- bzw. Nachkaufwahrscheinlichkeit.<br />

Die Einstellung wird in <strong>der</strong> Wissenschaft als <strong>der</strong> Bestandteil diskutiert, <strong>der</strong> kurz<br />

vor dem Verhalten steht, weshalb die Messung <strong>der</strong> Einstellung <strong>der</strong><br />

wissenschaftlich bekannteste Bestandteil <strong>der</strong> Konsumentenforschung ist.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Einstellungsmessung sind für das Marketing beson<strong>der</strong>s<br />

aussagekräftig. 31<br />

Unterschieden werden kann in <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> gemessenen Einstellung:<br />

1. „spezifische vs. unspezifische Einstellung<br />

2. durch Erfahrung gelernte vs. durch Kommunikation gelernte Einstellungen<br />

<strong>3.</strong> schnell vs. langsam verfügbare Einstellungen<br />

4. stabile vs. instabile Einstellungen“ 32<br />

Besucht <strong>der</strong> Gast die jeweilige Lokalität <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie zum<br />

ersten Mal, so ist hier von einer neutralen Einstellung zu sprechen. Durch<br />

qualitative Maßnahmen wie guten Service, umfassende Hygiene, vorzügliche<br />

Speisen etc. erreicht <strong>der</strong> Betreiber beim Gast die Wandelung <strong>der</strong> neutralen in eine<br />

positive Einstellung.<br />

<strong>3.</strong>2.1.4 Persönlichkeit<br />

Resultierend aus den vorangegangenen Komponenten bildet sich die<br />

Persönlichkeit als „ganzheitlich-komplexer Zustand charakteristischer Gefühls-,<br />

Wissens-, Motiv-, Einstellungs-, Werte- <strong>und</strong> Verhaltensmuster einer Person. Die<br />

Persönlichkeit ist genetisch, sozial <strong>und</strong> durch die Lebensbedingungen geprägt.<br />

Beson<strong>der</strong>s allgemein, aber daher auch im Einzelfall beschränkt zur Erklärung des<br />

Verhaltens geeignet.“ 33 Für das Marketing <strong>und</strong> die Gastronomen ist die<br />

Persönlichkeit deshalb sehr interessant, weil Merkmale definiert werden können,<br />

welche die Konsumenten unterscheiden (Werte, Wissen, Weltbild,<br />

30<br />

vgl. Grunert, Klaus G.: Kognitive Strukturen in <strong>der</strong> Konsumforschung, Heidelberg 1990; S. 5 f<br />

31<br />

vgl. Trommsdorff, V.: a.a.O., S.142-145<br />

32<br />

Kroeber-Riel, W.: a.a.O., S. 171<br />

33<br />

Trommsdorff, V.: a.a.O.; S. 34<br />

18


soziodemographische Daten usw.). Diese definierten Merkmalsträger können zu<br />

Gruppen zusammengefasst <strong>und</strong> bezeichnet werden. Weiterführend kann auf<br />

dieser Gr<strong>und</strong>lage die mo<strong>der</strong>ne Zielgruppenbetrachtung erfolgen.<br />

So ist dem Gastronomen die Möglichkeit gegeben, sein Outlet auf eine o<strong>der</strong><br />

mehrere <strong>der</strong> zusammengefassten Zielgruppen auszurichten. Die Definition <strong>der</strong><br />

typischen Zielgruppe <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie gestaltet sich beispielhaft<br />

wie folgt:<br />

demographische Daten:<br />

Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene<br />

im Alter von ca. 18 bis 30 Jahren<br />

mit über-/durchschnittliches HH- Einkommen, was für den regelmäßigen<br />

Besuch <strong>der</strong> gastronomischen Einrichtungen unerlässlich ist.<br />

zu finden ist die Kernzielgruppe allerdings in allen vorhandenen Regionen<br />

Deutschlands (Groß- <strong>und</strong> Kleinstädten sowie ländliche Regionen)<br />

Der Käufer ist gleichzeitig <strong>der</strong> Verwen<strong>der</strong> <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Entschei<strong>der</strong><br />

Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen:<br />

es handelt sich um urbane <strong>und</strong> ländliche Menschen, die sich das „jung sein“<br />

möglichst lange bewahren möchten <strong>und</strong> eine entsprechende Denk- <strong>und</strong><br />

Lebensweise haben<br />

sie verfügen über international geprägtes Denken <strong>und</strong> handeln<br />

entsprechend<br />

typisch ist eine extrovertierte, selbstbewusste, aufgeschlossene,<br />

kontaktfreudige, konsumfreudige <strong>und</strong> markenbewusst Einstellung<br />

sie haben ein Faible für Individualität <strong>und</strong> Außergewöhnliches<br />

die Kernzielgruppe möchte bewusst an<strong>der</strong>s sein <strong>und</strong> an<strong>der</strong>s konsumieren<br />

als die ältere Generation<br />

ihre Affinität zu mo<strong>der</strong>nen Kommunikationsmitteln ist sehr stark<br />

ausgeprägt 34<br />

<strong>3.</strong>2.1.5 Fazit<br />

Abschließend soll auf den in diesem Zusammenhang angebrachten stetig<br />

wachsende Bedarf nach emotionalem Stimulierung (= Erlebnis) bzw.<br />

zunehmen<strong>der</strong> Erlebnisorientierung eingegangen werden. Begründet ist diese<br />

34 vgl. Workx & Art GmbH: Ist-<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> deutschen Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie, Pa<strong>der</strong>born 2003, S.6 f<br />

19


emotionale Ausrichtung darin, dass sich die meisten Menschen in Deutschland<br />

auf <strong>der</strong> dritten Stufe <strong>der</strong> abgebildeten Bedürfnishierarchie nach Maslow befinden<br />

(S. 17). Ist ein Konsument durch emotionale Reize aktiviert, ist er bereit zur<br />

Aufnahme <strong>der</strong> zu vermittelnden Botschaft. 35<br />

Selbstverständlich kann dies nur für die Industrie gelten <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie nicht das Ziel sein. Hier geht es vielmehr zum einen darum,<br />

dem Besucher ein Erlebnis in Form positiver Emotionen zu vermitteln, welche ihn<br />

zu wie<strong>der</strong>holtem Besuch anregen. Dabei gilt auch <strong>der</strong> in Kapitel 2.5 (Ist-Situation<br />

<strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie, S.12) beschriebene verstärkte Fokus auf die<br />

Einrichtung <strong>und</strong> das Design. Hierdurch soll es gelingen, beim Besucher eine<br />

positive Emotion zu wecken, die sich beispielsweise durch ein Wohlgefühl äußert.<br />

<strong>3.</strong>2.2 Kognitive Prozesse<br />

Diese Prozesse sind „die Gesamtheit <strong>der</strong> psychischen Prozesse, die bei <strong>der</strong><br />

Bildung von Begriffen, beim Lernen von Regeln, beim Denken <strong>und</strong> Problemlösen<br />

ablaufen. Der kognitive Stil (Denkstil) ist ein relativ überdauerndes <strong>und</strong><br />

allgemeines persönlichkeitsspezifisches Merkmal.“ 36<br />

Kognition ist also die aus <strong>der</strong> Reizaufnahme resultierende bewusste <strong>und</strong><br />

steuerbare Reizverarbeitung <strong>und</strong> drückt sich durch rationales Verhalten aus.<br />

„Durch diese Prozesse wächst das Wissen, die Erfahrung einer Person. Das<br />

Lernen vollzieht sich in dieser Perspektive durch Zuwachs des im Gedächtnis<br />

gespeicherten Wissens, das später in entsprechenden Situationen genutzt werden<br />

kann.“ 37<br />

<strong>3.</strong>2.2.1 Wahrnehmung<br />

Die (Aufnahme) Wahrnehmung verbindet den Menschen mit seiner Umwelt. Er<br />

nimmt die Reize wahr <strong>und</strong> bewertet damit die ihn umgebenden <strong>und</strong><br />

beeinflussenden Zustände. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Wahrnehmung jedes Menschen<br />

selektiv <strong>und</strong> subjektiv. Es ist festzustellen, dass eine gewisse Reizschwelle erst<br />

überschritten werden muss, damit es zu einer bewussten o<strong>der</strong> unbewussten<br />

Wahrnehmung kommt. Die Wissenschaftler sind beispielsweise davon<br />

überzeugt, dass Werbebotschaften, die unterhalb o<strong>der</strong> nahe <strong>der</strong><br />

35 vgl. Kroeber-Riel, H.: a.a.O., S. 119 ff<br />

36 Definition Kognitive Prozesse; Online im Internet: http://www.medpsych.uni-<br />

freiburg.de/OL/glossar/body_kognitive_prozesse.html (Stand 29.04.03)<br />

37 Kuß, A., Tomczak, T.: Käuferverhalten- eine marketingorientierte Einführung; Stuttgart 2000; S.38<br />

20


Wahrnehmungsschwelle operieren, nur gr<strong>und</strong>legende Bedürfnisse wie Hunger,<br />

Durst o<strong>der</strong> Angst auslösen können. Keinesfalls können so zwingend<br />

Kaufhandlungen erfolgen, was den Vorwurf <strong>der</strong> Manipulation durch die Werbung<br />

teilweise entkräftet. Nach verschiedenen Versuchen scheint erwiesen, dass kein<br />

Nichtraucher nur durch die Werbung zum Raucher gemacht werden kann, es sei<br />

denn, es ist eine bewusste Willensän<strong>der</strong>ung erfolgt. 38<br />

<strong>3.</strong>2.2.2 Verarbeitung<br />

„Verarbeitung (Denken) ist <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Verknüpfung von Kognitionen nach<br />

bestimmten (allgemeingültigen o<strong>der</strong> subjektiven) Regeln zu neuen Kognitionen.<br />

Die zu verknüpfenden Kognitionen können mehr o<strong>der</strong> weniger abstrakt sein, sei es<br />

über Sprach- o<strong>der</strong> über Bildsymbole. Neben sprachlichen Begriffen werden im<br />

unbewussten Bereich des Denkens innere Bil<strong>der</strong>, Düfte <strong>und</strong> Melodien bevorzugt<br />

verwendet. Die durch Denken neu entstehenden Kognitionen können verdichtete<br />

Informationen sein (information chunks) o<strong>der</strong> Werturteile (evaluations) o<strong>der</strong><br />

Verhaltensanstöße (affects). Sie können gelernt (...) werden, als Wissen, Meinung,<br />

Einstellung, Wert, Norm, Verhaltensabsicht, Reaktionsmuster.“ 39<br />

<strong>3.</strong>2.2.3 Speicherung<br />

„Werden Reizvorgänge gespeichert bzw. Verhaltensweisen geän<strong>der</strong>t, ohne dass<br />

dies von krankhaften Verän<strong>der</strong>ungen des Organismus abhängt, so spricht man<br />

von (Speicherung) Lernen.“ 40 Dem zukünftigen Besucher muss also erst bekannt<br />

gemacht werden, dass es eine neue o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s gute Einrichtung <strong>der</strong> Trend<strong>und</strong><br />

Szenegastronomie gibt. Hat er dies gelernt, könne weitere Schritte folgen.<br />

Der bekannteste Wissenschaftler auf diesem Gebiet war <strong>der</strong> russische<br />

Psychologe Iwan P. Pawlow, <strong>der</strong> die Theorie des klassischen Konditionierens mit<br />

den Versuchen an H<strong>und</strong>en bewies. Dabei ließ er bei <strong>der</strong> Futtergabe ein<br />

akustisches Signal ertönen. Der anfangs unkonditionierte Reflex des<br />

Speiche<strong>lab</strong>son<strong>der</strong>ns wurde durch die erlernte (konditionierte)<br />

Speiche<strong>lab</strong>son<strong>der</strong>ung beim alleinigen Ertönen des Signals ohne Futtergabe<br />

ersetzt. Dieser Effekt <strong>der</strong> Konditionierung konnte später im Versuch als<br />

sogenannte emotionale Konditionierung auch beim Menschen nachgewiesen<br />

38 vgl. Huth, R., Pflaum, D., a.a.O.; S.34 f<br />

39 Trommsdorff, V., a.a.O.; S.266<br />

40 Huth, R., Pflaum, D., a.a.O.; S.35<br />

21


werden. 41 Sieht o<strong>der</strong> hört <strong>der</strong> Proband mehrfach emotional aufgeladene Bil<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Worte, so löst dies eine positive Assoziation aus. Damit steigert sich die<br />

Wahrscheinlichkeit des Kaufes. Gegenstand dieser Konditionierung ist nicht die<br />

physische Marke, son<strong>der</strong>n die symbolische Form, also <strong>der</strong> Name o<strong>der</strong> das Logo.<br />

In Übertragung erscheint es deshalb sinnvoll, die Markenbildung <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomien zukünftig durch verstärkte Präsenz <strong>der</strong> beiden Komponenten<br />

auszubauen.<br />

In <strong>der</strong> weiterführenden instrumentellen Konditionierung wird das<br />

Belohnungsprinzip aufgenommen, welches besagt, dass Lernen durch die<br />

möglichen Konsequenzen des gelernten Verhaltens gesteuert wird. Dabei wird <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> klassischen Konditionierung erfolgende Ablauf Stimuli- Reaktion umgekehrt<br />

in Reaktion- Stimuli. Daraus folgt, dass neues Verhalten geformt werden kann:<br />

o Verstärkung:<br />

wird ein Verhalten belohnt, so wird es sehr wahrscheinlich auch in <strong>der</strong> Zukunft<br />

angewandt. Dies wirkt auch in umgekehrter Richtung bei Bestrafung.<br />

Interpretiert wird <strong>der</strong> Gast eine bestimmte Lokalität immer wie<strong>der</strong> besuchen,<br />

falls er hier seine Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche erfüllt sieht. Erfährt er eine<br />

negative Erfahrung, ist diese oft nicht endgültig, jedoch nur schwer umkehrbar.<br />

o Generalisierung:<br />

in ähnlichen Situationen wird gleiches Verhalten ausprobiert. Um hier eine<br />

Erklärung anzubringen, wird die von <strong>der</strong> durch die Marken gebildeten<br />

Präferenzstruktur nicht beachtet. Steht beispielsweise ein gewünschtes<br />

Getränk nicht zur Wahl, ist <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e auch mit einem ähnlich präsentierten<br />

<strong>und</strong> schmeckenden Getränk zufrieden. (Pepsi Cola statt Coca Cola) 42 Dies<br />

lässt die Annahme zu, dass eine Lokalität nicht über bestimmte<br />

Getränkemarken verfügen muss, um unspezifische K<strong>und</strong>enwünsche<br />

befriedigen zu können.<br />

o Diskriminierung:<br />

<strong>der</strong> Mensch kann differenzierend einteilen, in welchen Situationen ein<br />

Verhalten belohnt, <strong>und</strong> in welchen Situationen gleiches Verhalten bestraft wird<br />

<strong>und</strong> sich entsprechend verhalten. Um auf das o.g. Beispiel weiter einzugehen,<br />

wäre hier die Maßnahme, dem K<strong>und</strong>en durch gezielte Werbung in einem<br />

langfristigen Prozess erkennbar zu machen, wie er zwischen Coca-Cola <strong>und</strong><br />

41<br />

Versuch mit <strong>der</strong> fiktiven Marke HOBA, Herr W. Kroeber-Riel, 1979<br />

42<br />

vgl. Huth, R., Pflaum, D.: a.a.O.; S. 35<br />

22


Pepsi Cola unterscheiden kann, um zukünftig das beworbene Produkt direkt<br />

nachzufragen.<br />

o Habitualisierung/ Internalisierung<br />

einmal aufgenommenes Verhalten wird beibehalten, wenn es nicht mehr<br />

ausdrücklich einer Beurteilung unterliegt. 43 Umgesetzt bedeutet dies, dass sich<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Produkterfahrung <strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> Entscheidung än<strong>der</strong>t:<br />

von einem erstmaligen Besuch än<strong>der</strong>t sich bei Zufriedenheit das Verhalten in<br />

gewohnheits- o<strong>der</strong> routinemäßigen Besuch des Konsumenten in <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Lokalität.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich spricht die Wissenschaft von diversen Schemata, nach denen das<br />

Wissen gespeichert wird. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> im vorangegangenen<br />

zunehmenden Erlebnisorientierung ist die Bildung sogenannter „Skripts“, die ein<br />

Lernschema bezogen auf Ereignisse darstellt. Schank <strong>und</strong> Abelson führten<br />

dieses Konzept 1977 in die Psychologie ein. Sie bezeichnen ein Script als eine<br />

zusammenhängende Folge von Ereignissen, die ein Individuum erwartet <strong>und</strong> die<br />

es selbst entwe<strong>der</strong> als Teilnehmer o<strong>der</strong> als Beobachter einbezieht. Wesentliches<br />

Gr<strong>und</strong>element von Scripts ist ein ,,Frame", ein Bild mit einem Kommentar.<br />

Mehrere dieser Frames, die eine Einheit bilden (eine Geschichte) ergeben ein<br />

Script. Häufig beachtet wurde das „Restaurant-Skript“ von Bower, Black <strong>und</strong><br />

Turner. Sie untersuchten, welche Ereignisse ein Restaurantbesuch einschließt.<br />

Kurz gefasst waren die Ergebnisse: Platz nehmen- Speisekarte lesen- Essen<br />

bestellen- Essen- Zahlen- Gehen. 44<br />

Mit diesen Erkenntnissen konnte das Erlebnis in <strong>der</strong> Gastronomie gef<strong>und</strong>en<br />

werden: Wenn man nun bedenkt, dass dies die Vorstellung eines Menschen beim<br />

Besuch eines Restaurants ist, wird auch klar, wo das anfänglich genannte Erlebnis<br />

zu suchen ist: das Script mussten umgeschrieben, damit „gespielt“ werden, um<br />

den Gast in Erstaunen <strong>und</strong> vielleicht sogar in Verzückung zu versetzen. Die<br />

aktivierenden <strong>und</strong> kognitiven Prozesse führen auf diese Weise zum gewünschten<br />

Erlebnis, welches <strong>der</strong> Gast in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie zusätzlich zu den<br />

physischen Bedürfnissen vor<strong>der</strong>gründig sucht.<br />

43 vgl. Trommsdorff, V., a.a.O.; 249-259<br />

44 vgl. Kroeber-Riel, H.: a.a.O., S.227 f<br />

23


<strong>3.</strong>2.3 Beeinflussung durch soziologische Faktoren<br />

Als soziologische Faktoren gelten diejenigen Faktoren, die sich im direkten Umfeld<br />

des Konsumenten befinden. Er entscheidet nicht nur aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> soeben<br />

beschriebenen Vorgänge, son<strong>der</strong>n auch als Teil <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>1 Der Konsument als Gemeinschaftswesen<br />

Das Individuum ordnet sich selbst einer bestimmten sozialen Gruppe zu.<br />

Wissenschaftlich ist zwischen Mitglieds- <strong>und</strong> Bezugsgruppen zu unterscheiden,<br />

also Gruppen, denen er bereits angehört <strong>und</strong> Gruppen, denen er gerne angehören<br />

würde. In <strong>der</strong> Praxis üben die Bezugsgruppen durch ihre Leitbildfunktion meist<br />

stärkeren Einfluss auf das Konsumentenverhalten aus als die Mitgliedsgruppen.<br />

Die dort vorherrschenden Werte <strong>und</strong> Meinungen werden übernommen.<br />

Zusammenfassend lässt sich dieser Vorgang als Prägung des Lebensstils. Er<br />

umfasst sowohl Muster des beobachtbaren Verhaltens, als auch Muster<br />

psychischer Größen. 45 Der Lebensstil repräsentiert kulturelle <strong>und</strong> subkulturelle<br />

Verhaltensmuster, in dem behandelten Fall die Verhaltensmuster <strong>der</strong><br />

Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen. Gelingt es einem Betreiber,<br />

Besuchergruppen mit diesem für sie attraktiven Lebensstil anzusprechen, ist somit<br />

auch damit zu rechnen, dass sich darüber hinaus K<strong>und</strong>en einfinden, <strong>der</strong>en Ziel<br />

eine Zugehörigkeit <strong>der</strong> Gruppe ist.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gruppen strebt <strong>der</strong> Einzelne die Erreichung <strong>der</strong> nächsthöher<br />

gelegenen Sozialstufe an. 46 In diesem Zusammenhang gibt es verschiedene<br />

Studien, die einen großen Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Konsumgüter<br />

<strong>und</strong> ihrer Wirkung auf an<strong>der</strong>e Menschen darstellen. Hier ist von<br />

Selbstdarstellung zu sprechen. Die Güter sollen gewisse Eigenschaften des<br />

Verbrauchers an die Öffentlichkeit kommunizieren. 47 Dies vollzieht sich vor allem<br />

bei beson<strong>der</strong>s teuren Produkten, die den ökonomischen Erfolg des Besitzers<br />

darstellen.<br />

In <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist die Selbstdarstellung auf zwei<br />

verschiedene Arten möglich: einerseits kann innerhalb des Outlets <strong>der</strong> Kauf<br />

beispielsweise eines bestimmten Getränkes prestigeträchtig sein. Der Konsument<br />

45 vgl. Kroeber-Riel, W.: a.a.O., S. 579 ff<br />

46 siehe dazu auch Abbildung 2: Die Bedürfnispyramide nach Maslow, S. 1<br />

47 vgl. Neuner, M; Reisch, L.A. (Hrsg.): Konsumperspektiven, Berlin 1998, S. 42 f<br />

24


gibt <strong>der</strong> Öffentlichkeit mittels des Produktes Informationen über seine Werthaltung.<br />

Dass er unter Umständen auch bereit ist, einen hohen Kaufpreis zu bezahlen, ist<br />

für die für die Getränkeindustrie sehr interessant.<br />

An<strong>der</strong>erseits wird <strong>der</strong> Besitz für den Betreiber durch den Besuch seiner Lokalität<br />

ersetzt: <strong>der</strong> Besucher zeigt durch seine Handlung, dass er beson<strong>der</strong>s<br />

trendorientiert <strong>und</strong> individuell ist <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> angestrebten Gesellschaft<br />

angehört. Diese hebt sich durch den Ausdruck ihrer Individualität von <strong>der</strong> breiten<br />

Masse ab.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen zeichnet sich<br />

weiterführend dadurch aus, dass ihnen bis zum Alter von ca. 30 Jahren ein<br />

hohes Bedürfnis nach „Sensation Seeking“ unterstellt wird. Dabei handelt es sich<br />

um das Bedürfnis, immer neue, möglichst verschiedenartige <strong>und</strong> intensive<br />

Sinneseindrücke zu erhalten. Dieses Bedürfnis sinkt mit steigendem Lebensalter<br />

stark ab. Dieser Aspekt begründet die Aufgabe des Betreibers, seine Lokalität<br />

sowie das Unterhaltungsprogramm entsprechend stimulierend zu gestalten. 48<br />

Bei diesen Sinneseindrücken muss sich jedoch, nach Meinung <strong>der</strong> Verfasserin,<br />

nicht zwingend um extreme Erlebnisse o<strong>der</strong> Eindrücke in Form eines großen<br />

Spektakels handeln. Auch weniger laute <strong>und</strong> extreme Veranstaltungen reichen<br />

aus, um den neuen Eindruck liefern zu können.<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>2 Das Meinungsführer-Modell<br />

Hierbei wird, das vorhergehenden Kapitel weiterführend, davon ausgegangen,<br />

dass sogenannte Opinion-Lea<strong>der</strong> 49 den Konsum positiv beeinflussen können.<br />

Diese Personen leisten in einem zweistufigen Kommunikationsprozess den<br />

Transfer zwischen Kommunikator <strong>und</strong> Kommunikation, d.h., sie übersetzen die<br />

Massenkommunikation in persönliche Kommunikation.<br />

Für die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie sind solche Opinion-Lea<strong>der</strong> unerlässlich, da<br />

die Zielgruppenmitglie<strong>der</strong> auf sie hören <strong>und</strong> sich so die Botschaft/ die Bekanntheit<br />

<strong>der</strong> Location o<strong>der</strong> des affinen Produktes kostengünstig <strong>und</strong> effektiv multiplizieren<br />

kann.<br />

48<br />

vgl. Raab, G., Unger, F.: Marktpsychologie, Wiesbaden 2001, S. 136 f<br />

49<br />

Meinungsbil<strong>der</strong>- <strong>und</strong> führer<br />

25


Abbildung 4: Ein- <strong>und</strong> Zweistufige Kommunikation<br />

Einstufige Erklärung:<br />

Medien Zielpersonen<br />

Zweistufige Erklärung:<br />

Medien Meinungsführer Zielpersonen<br />

Quelle: Trommsdorff, V.: Konsumentenverhalten, Stuttgart 1998; S. 225<br />

Typische Opinion-Lea<strong>der</strong> lassen sich folgen<strong>der</strong>maßen charakterisieren:<br />

1. Der soziale Status eines Meinungsführers ist unerheblich. Er verfügt<br />

zumeist über ein höheres Einkommen<br />

2. Er hat oft ein höheres Bildungsniveau <strong>und</strong> ist sehr an neuen Informationen<br />

über Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen interessiert, weshalb er über ein<br />

deutlich besseres Produktwissen verfügt<br />

<strong>3.</strong> Opinion-Lea<strong>der</strong> besetzen in Gruppen Schlüsselpositionen, sie haben<br />

großen Einfluss. Opinion-Lea<strong>der</strong> sind sehr mitteilsam <strong>und</strong> geben auf<br />

Nachfrage die gesammelten Informationen gerne weiter<br />

4. Sie sind sehr innovationsfreudig <strong>und</strong> kaufen neue Produkte sehr schnell,<br />

um den o.g. Wissensstand weiter zu erhalten 50<br />

<strong>3.</strong>3 Totalmodelle<br />

Die im vorigen Kapitel beschriebenen Komponenten <strong>der</strong> Kaufhandlung o<strong>der</strong><br />

Besuchsentscheidung sind sehr komplex <strong>und</strong> in ihrer Wirkung auf das<br />

Handlungsresultat nur sehr schwer verständlich. Weiterführende Totalmodelle<br />

versuchen deshalb, alle beeinflussenden Faktoren in ein Modell zu integrieren, um<br />

diese in einen umfassenden Wirkungszusammenhang stellen zu können.<br />

Unterschieden werden kann in traditionelle <strong>und</strong> e<strong>lab</strong>orierte Modelle.<br />

Die traditionellen Modelle sind heute in <strong>der</strong> Wissenschaft nicht mehr relevant <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Praxis nur sehr bedingt von Nutzen, da sie davon ausgehen, dass <strong>der</strong><br />

Konsument nach entsprechendem Stimuli wie gewünscht handelt. Er wäre so mit<br />

einfachsten Mitteln durch die Unternehmen manipulierbar. Psychologische<br />

Aspekte <strong>der</strong> Zielgruppe bleiben gänzlich unbeachtet.<br />

50 vgl. Huth, R., Pflaum, D., a.a.O., S. 39<br />

26


Exemplarisch sei hier als bekanntestes Totalmodell die AIDA- Formel von Lewis<br />

(1898) aufgeführt. Sie geht davon aus, dass das gewünschte Ziel mit vier<br />

Teilschritten erreichbar ist:<br />

A= attention (Aufmerksamkeit erregen)<br />

I= interest (Interesse wecken)<br />

D= desire (Verlangen erzeugen)<br />

A= action (Handlung, nämlich Kauf des Produktes) 51<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Konsumentenforschung geht allerdings davon aus, dass externe<br />

Variablen <strong>und</strong> dynamischen Aspekte einen Einfluss haben, die in den<br />

traditionellen Modellen noch vernachlässigt wurden. Mit e<strong>lab</strong>orierten<br />

Totalmodellen soll die Wechselwirkung <strong>der</strong> einzelnen Faktoren ausreichend erklärt<br />

werden können. Dies wird beispielsweise im Howard-Sheth-Modell sehr<br />

anschaulich dargestellt.<br />

Abbildung 5: Das Howard-Sheth-Modell des Käuferverhaltens<br />

(vereinfachte <strong>und</strong> angepasste Darstellung)<br />

Stimulus-Input Interne Variable<br />

Output-Variable<br />

Variable<br />

- Motive<br />

- Einstellung<br />

-Qualität<br />

-Preisniveau<br />

-<br />

-<br />

Erwartung<br />

Lernbereitschaft<br />

-Aufmerksamkeit<br />

-Verständnis<br />

-Eigenart -Einstellung<br />

-Besuchsmöglichkeit -Intention<br />

-geographische Lage Feedback -Besuchsverhalten<br />

Quelle: Huth, R., Pflaum, D.: Einführung in die Werbelehre, Stuttgart 1996, S.29<br />

Das Modell besteht aus vier Teilen:<br />

a) Unter dem Lernprozess des Konsumenten (interne Variablen) sind Motive,<br />

Einstellungen, Erwartung <strong>und</strong> Lernbereitschaft <strong>der</strong> Zielperson zu verstehen.<br />

b) Die Stimulus Input Variable reizt ihn z.B. durch Qualität, Preis usw.<br />

51 Trommsdorff, V.: Konsumentenverhalten, a.a.O., S. 48 f<br />

Externe Variable<br />

z.B. Familie, soziale Klassenzugehörigkeit,<br />

Organisation, Finanzlage<br />

27


c) Die externen Faktoren wie die Familie, die soziale Klassenzugehörigkeit o<strong>der</strong><br />

die finanzielle Lage des Konsumenten wirken als dynamische Einflüsse auf das<br />

Verhalten ein.<br />

d) Resultierend aus den genannten Faktoren drückt sich das Konsumentenverhalten<br />

als Output-Variable hierarchisch in den o.g. Punkten aus 52 , beginnend<br />

mit Aufmerksamkeit (=Aktivierung) <strong>und</strong> in einem Besuch endend, falls <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong>e seine Ansprüche befriedigt sieht.<br />

Resultierend lässt sich feststellen, dass die Konsumentenforschung eine Vielzahl<br />

beteiligter Variablen beschreibt, die in dieser Form definiert <strong>und</strong> analysiert im<br />

gastronomischen Bereich bisher kaum Anwendung fanden. Die Verfasserin hält es<br />

aber für lohnenswert, diese Konzepte bei geplanten Aktivitäten als<br />

Hintergr<strong>und</strong>wissen in Betracht zu ziehen.<br />

4. Der Trend zur kulturellen Nachhaltigkeit<br />

4.1 Allgemeine Definition/ Begriffsbestimmung<br />

Ursprünglich wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> nachhaltigen Entwicklung (Sustainable<br />

Development) wesentlich von <strong>der</strong> Br<strong>und</strong>tland- Kommission, <strong>der</strong> Weltkommission<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung, geprägt. Gemeint ist damit eine „Entwicklung, die die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige<br />

Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ 53 In <strong>der</strong><br />

Wissenschaft hat sich hierzu das „Drei-Säulen-Modell“ durchgesetzt, welches<br />

besagt, dass sich Nachhaltigkeit in drei Segmente unterglie<strong>der</strong>n lässt, nämlich den<br />

ökologischen 54 , den ökonomischen 55 <strong>und</strong> den sozialen 56 . Bereich. Diese drei<br />

Komponenten sollen einzeln erfüllt werden <strong>und</strong> im Gesamtkonstrukt die erstrebte<br />

Nachhaltigkeit garantieren, wobei keiner <strong>der</strong> Teilbereiche allein im Fokus <strong>der</strong><br />

Verantwortlichen stehen kann.<br />

Darüber hinaus beschäftigt sich <strong>der</strong>zeit das Wuppertal Institut für Energie, Umwelt<br />

<strong>und</strong> Klima GmbH (WI) im Auftrag des B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />

52 vgl. Huth. R., Pflaum, D., a.a.O., S.40<br />

53 Hauff, V. (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft, Greren 1987; S. 46 ff<br />

54 Schonung <strong>der</strong> natürlichen Ressourcen<br />

55 Langfristige Sicherung <strong>der</strong> finanziellen Mittel<br />

56 Erbringung <strong>und</strong> Sicherung sozialer Leistungen<br />

28


Forschung mit dem Projekt „<strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong> Nachhaltigkeit“. In diesem<br />

Zusammenhang wird in <strong>der</strong> Praxis aktuell diskutiert, ob dem Nachhaltigkeits-<br />

Modell eine vierte Säule hinzugefügt werden soll, welche die kulturellen<br />

Nachhaltigkeit behandelt. Diese Erweiterung entstand aus <strong>der</strong> Überlegung,<br />

gesellschaftliche Aspekte einzuschließen. Dadurch soll die Möglichkeit geschaffen<br />

werden, die in den Unternehmen verankerte <strong>und</strong> durchgeführte Nachhaltigkeit an<br />

die Öffentlichkeit zu transportieren. 57 Eine konkrete Umsetzung dieser kulturellen<br />

Nachhaltigkeit ist durch die Aktualität noch nicht endgültig festgelegt.<br />

4.2 Abgrenzung<br />

Die bisherigen Betrachtungen erfolgten mehrheitlich im Unternehmensbereich <strong>und</strong><br />

den mit den Unternehmen verb<strong>und</strong>enen Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> –<br />

vorgaben. 58 Die Verfasserin möchte jedoch in dieser Arbeit eine alternative<br />

Sichtweise aufgreifen <strong>und</strong> dabei die Konsumentenseite diskutieren, die bisher in<br />

<strong>der</strong> Praxis kaum betrachtet wurde. Nur <strong>der</strong> kulturelle Aspekt <strong>der</strong> Nachhaltigkeit soll<br />

ausgeglie<strong>der</strong>t <strong>und</strong> ausführlich behandelt werden. Das bedeutet, dass diese Arbeit<br />

<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach ganzheitlicher Betrachtung aller vier Säulen <strong>der</strong><br />

Nachhaltigkeit nicht vollständig gerecht werden kann. Die ökologische,<br />

ökonomische <strong>und</strong> soziale Nachhaltigkeit am Beispiel <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie wird, um Vollständigkeit zu erreichen, beispielhaft im Anhang<br />

behandelt.<br />

Die kulturelle Säule <strong>der</strong> Nachhaltigkeit aus Sicht des Konsumenten ist als Modell<br />

folglich noch neuartig <strong>und</strong> deshalb nicht endgültig definiert. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wird eine Arbeitsdefinition festgelegt, nach <strong>der</strong> im Folgenden dieser Begriff<br />

verstanden werden soll:<br />

kulturelle Nachhaltigkeit beinhaltet alle Faktoren, die zu einer Schonung <strong>der</strong><br />

psychischen <strong>und</strong> intellektuellen Kräfte des Einzelnen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wertebildung <strong>und</strong> -<br />

erhaltung einer Gesellschaft, in Bezug auf einen übergeordneten Sinn, beitragen.<br />

Es wird hierbei davon ausgegangen, dass die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> individuellen<br />

Lebensumstände zu einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedürfnisse, Sehnsüchte <strong>und</strong><br />

Erwartungen <strong>der</strong> Menschen geführt hat. Rein materielle Lebenskonzepte scheinen<br />

57<br />

Weiterführende Literatur: Thesen zum Forschungsansatz „<strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong> Nachhaltigkeit“ des Wuppertaler Instituts für<br />

Klima, Umwelt, Energie GmbH; online im Internet: www.eventkultur.net (genauere Quellenangabe nicht möglich)<br />

58<br />

Weiterführende Literatur: Bieker, Billharz, Gmin<strong>der</strong> (Hrsg.): Die soziale Dimension unternehmerischer Nachhaltigkeit,<br />

IWÖ-Diskussionsbeitrag Nr. 102, Online im Internet: http://www.iwoe.unisg.ch (Stand 15.07.03)<br />

29


sich erschöpft zu haben. Die anhaltend unsicheren wirtschaftlichen Bedingungen<br />

bewirken eine verstärkte Orientierung zu immateriellen Werten. Auf diese<br />

Entwicklung wird in den folgenden Kapiteln eingegangen.<br />

Auch beim Konsum gelten geän<strong>der</strong>te Bedingungen. Der Einzelne projiziert<br />

verstärkt Emotionen in Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen <strong>und</strong> entscheidet sich in<br />

seinem Konsum gemäss dieser Wertigkeiten. Die Entwicklung führt weg von <strong>der</strong><br />

sachlichen Entscheidung für funktionale Produkte vermehrt zu einer<br />

erlebnisorientierten, emotionalen Kaufentscheidung. Der Konsument versucht, die<br />

bereits erwähnte Anonymität <strong>der</strong> Unternehmen durch selbstgeschaffene<br />

Vertrautheit zu überwinden. 59<br />

Die Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie wird bewusst als Untersuchungsgegenstand<br />

herangezogen, weil sie unter den organisierten, kommerziellen Freizeitangeboten<br />

eine Son<strong>der</strong>stellung einnimmt. Es existiert keine Einrichtung, die <strong>der</strong> Einzelne als<br />

unkompliziertes, alltägliches Erlebnis vergleichbar aktiv gestalten kann. Der K<strong>und</strong>e<br />

entscheidet über Ort, Dauer <strong>und</strong> Inhalt. 60 Selbst die Teilnahme An<strong>der</strong>er kann<br />

durch gezielte Verabredungen teilweise beeinflusst werden. Der Konsument ist<br />

sich <strong>der</strong> Macht durchaus bewusst, hier seine Erwartungen am ehesten<br />

ausdrücken zu können. Somit trifft auch er direkte Entscheidungen über Erfolg<br />

o<strong>der</strong> Misserfolg <strong>der</strong> gastronomischen Einrichtung. Aus genannten Gründen ist die<br />

Verfasserin <strong>der</strong> Meinung, dass eventuelle zukunftsweisende Entwicklungen hier<br />

auch am deutlichsten erkannt werden können.<br />

4.3 Die Aufzeichnung <strong>und</strong> Umsetzung von Trends<br />

Vor einer weiterführenden Betrachtung <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> kulturellen<br />

Nachhaltigkeit soll zum weiteren Verständnis dargelegt werden, wie ein Trend<br />

festgestellt werden <strong>und</strong> auf seine Durchsetzungskraft untersucht werden kann.<br />

Diese Erläuterungen sind für die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig, da hier Trends beson<strong>der</strong>s häufig gesetzt werden. Als Trend wird hier eine<br />

Entwicklung verstanden, die möglicherweise eintritt bzw. an Bedeutung gewinnt.<br />

In <strong>der</strong> 1. Phase muss ein Trend identifiziert werden. Dies geschieht vorzeitig<br />

durch permanente Untersuchungen <strong>der</strong> Medien, <strong>der</strong> Werbung, <strong>der</strong> Produkte <strong>und</strong><br />

59 vgl. Buss, E.:a.a.O.; S.30 ff<br />

60 vgl. Dröge, F., Krämer-Bandoni, T: Die Kneipe, Frankfurt a.M. 1987, S. 140<br />

30


ihrer Erscheinungsform. Wichtig sind auch Meinungen <strong>und</strong> Werte <strong>der</strong> relevanten<br />

Gesellschaftsbereiche. Indikatoren sind immer wie<strong>der</strong>kehrende gleiche Themen<br />

<strong>und</strong> Botschaften. Sind diese zu finden, deutet sich eine Strömung in eine<br />

gewisse Richtung an, die in Fachkreisen aufzuzeigen <strong>und</strong> zu analysieren ist. 61<br />

In <strong>der</strong> 2. Phase sollen diese Strömungen durch wissenschaftliche Statistiken <strong>und</strong><br />

<strong>Analyse</strong>n vertiefend untermauert werden, um festzustellen, inwieweit <strong>der</strong><br />

festgestellte Trend in <strong>der</strong> Gesellschaft bereits spürbar o<strong>der</strong> gar manifestiert ist.<br />

Von den Untersuchenden muss beson<strong>der</strong>e Sorgfalt unter möglichst objektiver<br />

Betrachtung angewandt werden, um zu verhin<strong>der</strong>n, dass eine kurzlebige Tendenz<br />

überbewertet wird. Als Konsequenz auf Fehler beispielsweise in <strong>der</strong><br />

Potentialermittlungen droht im schlimmsten Falle ein Vertrauensverlust bei<br />

bestehenden K<strong>und</strong>engruppen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verlust finanzieller Mittel durch Investition<br />

in falsche Konzepte. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite dürfen natürlich wichtige <strong>und</strong><br />

durchsetzungskräftige Trends auch nicht verpasst werden.<br />

In Phase 3 sollte die Diskussion <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse in Fachkreisen<br />

angestrengt werden. Damit wird es möglich, neue Kontakte für eine effektivere<br />

Umsetzung zu knüpfen <strong>und</strong> eventuell Synergien über verschiedene Branchen<br />

hinweg zu realisieren. 62<br />

Phase 4 dient <strong>der</strong> Übertragung des festgestellten gesellschaftlichen Trends auf die<br />

Konsumentenebene. Neue Geschäftsideen <strong>und</strong> die folgende Fertigung neuartiger<br />

Produkte o<strong>der</strong> Anbietung von Dienstleistungen sollen die hier als Trend<br />

bezeichneten geän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Konsumenten befriedigen.<br />

Es soll nochmals deutlich herausgestellt werden, dass hier <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong><br />

Verfasserin nicht auf den genannten kurzlebigen Tendenzen liegt. Die<br />

Untersuchung beschäftigt sich gegenteilig mit einem vermutlich langfristigen,<br />

übergeordneten Trend, <strong>der</strong> aus ebenso langfristigen gesellschaftlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen entsteht. Zur Erklärung des Trends erfolgt nachstehend eine<br />

intensivere Betrachtung <strong>der</strong> entscheidenden Faktoren, durch welche die<br />

gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen herbeigeführt wurden.<br />

61<br />

vgl. Workx & Art GmbH: trendworkx Trend<strong>lab</strong>or, Pa<strong>der</strong>born 2003<br />

62<br />

vgl. ebenda<br />

31


4.4 Die Verän<strong>der</strong>ung des emotionalen Profils <strong>der</strong> Deutschen aus soziologischer<br />

Sicht<br />

Die Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen, die <strong>der</strong> Einzelne an seine Umwelt <strong>und</strong> hier<br />

speziell an die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie stellt, sind immer das Ergebnis<br />

gesellschaftlicher Entwicklungen <strong>und</strong> Wertevorstellungen. Um nun aus<br />

soziologischer Sicht zu erklären, welche Entwicklungen ausschlaggebend waren,<br />

soll ein stark verkürzter Rückblick die verschiedenen Phasen aufzeigen <strong>und</strong><br />

analysieren. Bei dieser Betrachtung wird davon ausgegangen, dass<br />

unterschiedliche ökonomische Phasen direkt zugeordnete gesellschaftliche,<br />

allgemein anerkannte Werte mit sich bringen.<br />

Der Erklärung des langfristigen gesellschaftlichen Wandels dient unter an<strong>der</strong>em<br />

die Überprüfung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungstheorie von Ronald Inglehart. Durch die<br />

ganzheitliche Betrachtung <strong>der</strong> Gesellschaft werden einzelne Ausprägungen nicht<br />

geson<strong>der</strong>t beachtet. Gemeint ist hier u.a. die in den 20er Jahren spezielle<br />

Werthaltung einzelner gesellschaftlicher Gruppen.<br />

Die Basis <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft wurde mit <strong>der</strong> Industrialisierung gelegt.<br />

Diese fand in Deutschland in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts statt <strong>und</strong><br />

hatte eine Verschiebung von <strong>der</strong> Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft<br />

zur Folge. Dadurch konnte sich <strong>der</strong> Einzelne losgelöst von <strong>der</strong> notwendigen<br />

Sicherung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage entwickeln. Der dazugehörige Wertewandel<br />

konnte jedoch aufgr<strong>und</strong> des stark verlangsamten Demokratisierungsprozesses,<br />

verursacht u.a. durch verbreitete Armut <strong>und</strong> große Klassenunterschiede, nur<br />

unvollständig vollzogen werden. Die resultierende Werte-Stagnation konnte erst<br />

nach dem 1. <strong>und</strong> 2. Weltkrieg überw<strong>und</strong>en werden. Die liberale Konzeption <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>nisierung ermöglichte den Menschen fortan in vollem Umfang, sich<br />

losgelöst von <strong>der</strong> notwendigen Sicherung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage zu entwickeln.<br />

Der jeweilige individuelle Lebensstil konnte frei gewählt werden. Somit wurden<br />

die vorher herrschenden materialistischen Prioritäten (mo<strong>der</strong>ne Werte) durch<br />

eine zunehmende Gewichtung auf Lebensqualität (postmo<strong>der</strong>ne Werte)<br />

abgelöst. Die nachfolgenden Generationen wuchsen mit diesem Hintergr<strong>und</strong> auf<br />

<strong>und</strong> so vollzog sich, für den Einzelnen nicht erkennbar, ein umfassen<strong>der</strong><br />

32


gesellschaftlicher Wertewandel, <strong>der</strong> sich vor allem in folgenden Bereichen<br />

beobachten lässt: 63<br />

Abbildung 6: Sicherheit <strong>und</strong> Unsicherheit: zwei entgegengesetze Wertsysteme<br />

Überleben wird angesehen als<br />

unsicher sicher<br />

1. Politik Bedürfnis nach starken Führern geringe Wertschätzung politischer<br />

Autorität<br />

Fremdenfeindlichkeit/ Selbstverwirklichung/ Partizipation<br />

F<strong>und</strong>amentalismus Exotisches/ Neues ist anregend<br />

2. Ökonomie Priorität auf Wirtschaftswachstum Lebensqualität hat höchste Priorität<br />

Leistungsmotivation subjektives Wohlbefinden<br />

Privat- gegen Staatswirtschaft nachlassende Autorität von Privat- <strong>und</strong><br />

Staatseigentümern<br />

<strong>3.</strong> Normen zu Maximierung <strong>der</strong> Reproduktion individuelle sexuelle Befriedigung<br />

Sexualität/ nur in <strong>der</strong> heterosexuellen individuelle Selbstverwirklichung<br />

Familie Familie mit zwei Elternteilen<br />

4. Religion Wertschätzung einer höheren nachlassende religiöse Autorität<br />

Macht flexible Normen<br />

absolute Normen situationsbedingte Ethik<br />

Berechenbarkeit Betonung von Sinn <strong>und</strong> Zweck des Lebens<br />

Quelle: Inglehart, Ronald: Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> Postmo<strong>der</strong>nisierung; Frankfurt a.M. 1998, S. 67<br />

Als weiterführenden direkten Ursprung <strong>der</strong> aktuellen gesellschaftlichen Situation<br />

sollen die auf den 2. Weltkrieg folgenden Jahrzehnte einer detaillierteren<br />

Überprüfung unterzogen werden, wofür drei Phasen definiert 64 <strong>und</strong> getrennt<br />

betrachtet werden.<br />

4.4.1 Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Industrienation<br />

Während des ersten Jahrzehntes nach dem 2. Weltkrieg erlebten die traditionellen<br />

sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Strukturen nochmals eine Renaissance, bedingt<br />

durch die Bemühungen des Einzelnen, das Überleben <strong>und</strong> die Existenz zu<br />

sichern. Größte Priorität hatte in diesem Zeitraum <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Städte<br />

<strong>und</strong> Produktionsanlagen sowie die umfassende Nahrungsversorgung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, die Orientierung <strong>der</strong> Bevölkerung lag vor allem auf effektivem,<br />

raschem <strong>und</strong> umfassenden Output.<br />

63<br />

Inglehart, Ronald: Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> Postmo<strong>der</strong>nisierung- Kultureller, wirtschaftlicher <strong>und</strong> politischer Wandel in 43<br />

Gesellschaften, a.a.O., Seite 67 ff<br />

64<br />

Bei dieser Definition folgt die Verfasserin <strong>der</strong> Bezeichnung von Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.531<br />

33


Eine erste Werteanpassung erfolgte erst in den fünfziger Jahren, als die<br />

existenziellen Bedürfnisse befriedigt schienen <strong>und</strong> eine Weiterentwicklung möglich<br />

wurde.<br />

In dieser Zeit gesellschaftlich als wichtig bezeichnet waren vor allem diejenigen<br />

Werte, die gleichzeitig den ökonomischen Aufschwung begünstigten. Der aus<br />

<strong>der</strong> Not folgende deutsche Arbeitseifer beschreibt <strong>und</strong> definiert die<br />

Lebensphilosophie. Innerhalb dieser finden sich als allgemein wichtige Werten<br />

unter dem Oberbegriff „Pflicht- <strong>und</strong> Ordnungswerte“ u.a. „Ordnungsliebe <strong>und</strong><br />

Fleiß“ o<strong>der</strong> „Gehorsam <strong>und</strong> Unterordnung“. 65<br />

Daraus entwickelte sich die erneute Rückbesinnung auf gesellschaftliche<br />

Statusgruppen. Zugehörigkeit zu einer möglichst hochgestellten Gruppe <strong>und</strong><br />

Besitz <strong>der</strong> entsprechenden Symbole erlangten erste Priorität bei den Menschen.<br />

Was die Gastronomie betrifft, so erwiesen sich die Jahre bis Ende <strong>der</strong> fünfziger<br />

als durchaus existenzbedrohend. Zu dieser Situation führten vor allem drei<br />

Faktoren:<br />

• Privatismus <strong>der</strong> Arbeiter. Es erfolgte eine Orientierung zur Familie <strong>und</strong><br />

privaten Freizeitaktivitäten<br />

• Ausdifferenzierung <strong>der</strong> bisherigen Zielgruppe „Arbeiterklasse“. Denn nach<br />

dem 2. Weltkrieg führte vermin<strong>der</strong>te handwerkliche Fabrikarbeit zu einem<br />

Zuwachs <strong>der</strong> Angestelltengruppe<br />

• durch den Wie<strong>der</strong>aufbau wurden städtebauliche Vorstellungen umgesetzt,<br />

die zu einer neuartigen Trennung von Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsplatz führte<br />

Als Reaktion auf gesunkene Umsätze versuchten die Gastronomen, neue<br />

Konzepte zu etablieren. Vorrangig ist hier <strong>der</strong> Typ „Familiengaststätte“ zu<br />

nennen. Künftig sollten nicht nur die Arbeiter diese Lokalitäten besuchen,<br />

son<strong>der</strong>n gemeinsam mit ihren Familien ausgehen. Dafür wurde bei <strong>der</strong><br />

Einrichtung die bisher übliche Sitzgelegenheit an <strong>der</strong> Theke durch separate<br />

Tische im Gastraum ersetzt. Als Anzugsmittel wurden in den Familiengaststätten<br />

zusätzlich Fernsehgeräte aufgestellt. Ermöglicht wurde dies durch den 1953<br />

aufgenommenen Sendebetrieb. Doch das Konzept <strong>der</strong> Familiengaststätte<br />

65 vgl. Klages, Helmut: Traditionsbruch als Herausfor<strong>der</strong>ung, Frankfurt a.M. 1993, S.26 f<br />

34


scheiterte. Die Arbeiterschaft akzeptierte die Eigenarten <strong>der</strong> Gestaltung nicht,<br />

denn sie verhin<strong>der</strong>te die bis anhin mögliche allgemeine Kommunikation<br />

innerhalb <strong>der</strong> Lokalität. Auch <strong>der</strong> Versuch, die Sensation „Fernsehen“ in diesen<br />

Gastronomien zu etablieren, scheiterte daran, dass die Geräte sehr schnell ihren<br />

Einzug in private Haushalte fand. Die Notwendigkeit, Fernsehen außer Haus zu<br />

genießen, bestand somit nicht mehr.<br />

Bürgerliche Konzepte, wie beispielsweise die Vergnügungskomplexe, die<br />

mehrere Konzepte unter einem Dach vereinten (Tanzlokale, Bars, Varietés etc.),<br />

schienen ihren Glanz verloren zu haben. Solche Konzepte waren bisher von den<br />

Betreibern <strong>der</strong> Gastronomien für die Arbeiterschaft oft kopiert wurden, um<br />

Neuheiten anbieten zu können. Offensichtlich hatten sich diese jedoch im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit abgenutzt.<br />

Als Gr<strong>und</strong> für den elementaren Umsatzrückgang kann daher nur angenommen<br />

werden, dass politische <strong>und</strong> soziale Konjunkturen einen starken Einfluss auf die<br />

sozialen Schichten <strong>und</strong> weiterführend auf die zugehörigen Gastronomien haben.<br />

In dieser Zeit schien es, dass die auf <strong>der</strong> vorherigen Seite genannten Faktoren<br />

den gemeinsam erlebten, kollektiven Momenten <strong>der</strong> Menschen entgegenliefen. 66<br />

Insgesamt war kulturell eine gewisse Eindimensionalität zu verzeichnen, die sich<br />

allein durch eine Trennung von Hochkultur (Intellekt) <strong>und</strong> Trivialkultur<br />

(Gemütlichkeit) ausdrückte. Eine weitere Aufspaltung schien nicht zu existieren. 67<br />

Die Erlebnisorientierung hatte einen eher außenorientierten Charakter, <strong>der</strong> sich<br />

vorrangig auf Feierabendaktivitäten beschränkte. Durch den Krieg gab es ohnehin<br />

nur sehr zaghafte kommerzielle Angebote. Vorherrschend schien hier vor allem<br />

das o.g. Fernsehprogramm. In dieser Zeit war es möglich, mit einfachsten<br />

Programmformaten die Begeisterung <strong>der</strong> Zuschauer zu wecken.<br />

4.4.2 Der Kulturkonflikt<br />

Mit Beginn <strong>der</strong> sechziger Jahre kündigte sich langsam eine tiefgreifende<br />

gesellschaftliche Umwälzung an. Nachdem <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau abgeschlossen<br />

schien, wurde die wirtschaftliche Not durch die hohe Produktivität <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> resultieren<strong>der</strong> Prosperitätsphase ersetzt. Immaterielle Werte erlangten<br />

66 vgl. Dröge, F. , Krämer-Bandoni, T.: a.a.O.; S. 126 ff<br />

67 vgl. Schulze, Gerhard: a.a.O.; S.532 ff<br />

35


erstmals wie<strong>der</strong> Relevanz <strong>und</strong> die in Kapitel 4.4 (Die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

emotionalen Profils <strong>der</strong> Deutschen aus soziologischer Sicht, S. 32) bereits<br />

beschriebenen mo<strong>der</strong>nen Werte wurden schrittweise durch postmaterielle Werte<br />

abgelöst. Vor allem für die jüngeren Generationen wurden individualisierende<br />

Werte wichtig. Dies beinhaltete Selbstbestimmung, liberalere Erziehung <strong>und</strong> eine<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> individuellen Bedürfnisse. Daraus folgend wurden in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit die in <strong>der</strong> vorherigen Phase beson<strong>der</strong>s wichtigen „Pflicht- <strong>und</strong><br />

Ordnungswerte“ immer unwichtiger.<br />

Bezeichnen lässt sich dieses Phänomen des Wertewandelschubs treffend durch<br />

die Bezeichnung bereits oben genannten Privatismus <strong>und</strong> weiterführenden<br />

Konkretismus. 68<br />

Beson<strong>der</strong>s bedeutsam ist in dieser Phase, dass sich eine erste gesellschaftliche<br />

Segmentierung feststellen lässt, die den Gr<strong>und</strong>stein <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft<br />

darstellt. Neuartige Milieustrukturen bildeten sich heraus <strong>und</strong> lösten die<br />

bestehenden Gruppierungen überraschend ab. Vorreiter waren hier die<br />

sogenannten jungen Gebildeten, Gymnasiasten <strong>und</strong> Studierende, die sich durch<br />

ihre eigene Definition von Familie, Gesellschaft, Politik, Karriere, Philosophie <strong>und</strong><br />

Kultur ganz gezielt gegen die vorhergehenden Generationen wandte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Lebensweise, -ziele <strong>und</strong> Wertvorstellungen abzuwerten versuchten.<br />

Die Gastronomie erlebte in dieser Wertephase einen ökonomischen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Aufschwung. Es wurde wie<strong>der</strong> beliebter, den Feierabend in<br />

einer Kneipe zu verbringen. Entscheidend ist aber die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Stammkneipe. Geographische Quartiersnähe ist nach wie vor entscheidend,<br />

allerdings bildete sich innerhalb dieser Quartiere <strong>und</strong> je nach Lokalität eine sozial<br />

homogene Stammk<strong>und</strong>enbildung heraus. Weitergeführt wurde diese Entwicklung<br />

mit Entstehung des Typus „Szenenkneipe“. Sie ist Produkt <strong>der</strong><br />

Studentenbewegung <strong>und</strong> bildete sich aus dem Bedürfnis, einen<br />

Kommunikationsraum für die Verbreitung <strong>der</strong> bewegungsinternen Ideen <strong>und</strong><br />

Weltansichten zu finden. Hier bildeten sich erstmalig gesellschaftlich relevante<br />

Subkulturen heraus. 69<br />

68 vgl. Klages, Helmut: Wertedynamik, Zürich 1988; S. 53<br />

69 vgl. Dröge, F., Krämer-Bandoni, T.: a.a.O.; S. 133 ff<br />

36


Die Trennung in Hoch- <strong>und</strong> Trivialkultur, wie sie noch in den fünfziger Jahren<br />

vorherrschend war, verlor in dieser Phase ihre Bedeutung. Die Pluralisierung <strong>der</strong><br />

Lebensstile begünstigte eine parallele Nutzung <strong>der</strong> verschiedenen Kulturformen,<br />

ohne auf Wie<strong>der</strong>stände zu stoßen. Es erfolgte lediglich eine Aufnahme <strong>der</strong><br />

Alternativkultur in die existierenden Formen. Der Erlebniskonsum wurde durch die<br />

bestehenden Anbieter in hohem Maße intensiviert, um vorhandene Potenziale<br />

nutzen zu können. Kulturpolitisch wurde die Alternativkultur innerhalb dieser<br />

Phase in Ausprägungen wie Kleinkunstför<strong>der</strong>ung, Straßenfeste,<br />

Selbsthilfeprojekte o.ä. umgesetzt. 70<br />

4.4.3 Die Erlebnisgesellschaft<br />

Resultierend aus den vorherigen Phasen bildete sich in den folgenden Jahren, ab<br />

Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre, eine Gesellschaft, in <strong>der</strong> keine signifikanten<br />

Werthaltungen vorherrschten. Die Wertewandlungsbewegung stagnierte <strong>und</strong> es<br />

wurde eine zunehmende Schwankung <strong>der</strong> Wertbezüge in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

erkennbar. Werte orientierten sich an Stimmungen, die nicht zuletzt durch die<br />

Massenmedien definiert wurden.<br />

Weiterführend war eine Umwandlung des Einzelnen von nomozentrischen zu<br />

eine autozentrischen Selbst- <strong>und</strong> Weltverständnis zu bemerken. Der<br />

nomozentrische Mensch sieht sich, kurz gesagt, als unvollkommenes Mitglied<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, das auf diese zur Bewältigung des eigenen Lebens dringend<br />

angewiesen ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind soziale Bindungen von großer<br />

Bedeutung. Gegensätzlich dazu hält sich <strong>der</strong> Autozentriker für stark <strong>und</strong><br />

unabhängig genug, um ohne die Gesellschaft auskommen zu können. Er<br />

verbindet mit <strong>der</strong> Gesellschaft nicht Pflichten, son<strong>der</strong>n seine Rechte. Die<br />

vorherrschenden Werte sind eher egoistischer Natur.<br />

Auch die Verwirklichung <strong>der</strong> individuellen Bedürfnisse stehen in diesem<br />

Zusammenhang. Hier sind Erscheinungen wie das Bedürfnis nach<br />

Ungezwungenheit, Unbefangenheit <strong>und</strong> authentischen Erlebnissen sowie das<br />

Bedürfnis nach Selbstverwirklichung zu nennen. Diese beziehen sich auch auf<br />

das Arbeitsleben, in dem keine Monotonie, dafür aber optimal zugeschnittene<br />

Arbeitsinhalte <strong>und</strong> positive Resonanz vorkommen dürfen. 71<br />

70 Schulze, Gerhard: a.a.O.; S.535 ff<br />

71 vgl. Klages, Helmut: Wertedynamik, Zürich 1988; S. 64 ff<br />

37


Es kann ab Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre erstmals von einer Erlebnisgesellschaft<br />

gesprochen werden, innerhalb <strong>der</strong> sich, trotz ähnlicher Ausrichtung des Einzelnen,<br />

die Segmentierung <strong>der</strong> Gesellschaft unvermin<strong>der</strong>t fortsetzt. Erstmals war es<br />

möglich, dass die einzelnen Bereiche ohne soziale Spannung <strong>und</strong> Bezug<br />

aufeinan<strong>der</strong> parallel existieren konnten, denn angestrebte Erlebnisorientierung<br />

verstärkt eine innengerichtete Betrachtung. Spannungen zwischen Segmenten<br />

entstehen aber vor allem durch außenorientierte Wahrnehmung.<br />

Innerhalb dieser Gesellschaftsform mussten sich auch die Erscheinungsformen<br />

<strong>der</strong> Gastronomie verän<strong>der</strong>n. Aus <strong>der</strong> ursprünglich einfach zu definierenden<br />

Zielgruppe Arbeiterschaft entstanden fraktale Gesellschaftsgruppen mit ganz<br />

unterschiedlichen Ansprüchen.<br />

Der Erlebnismarkt entwickelte sich zu einem im Alltag vorherrschenden Markt.<br />

Nach Expansion <strong>der</strong> Erlebnisangebote folgte eine Intensivierung <strong>der</strong>gleichen,<br />

was langfristig dazu führte <strong>und</strong> führt, dass die Nachfrager eine gewissen<br />

Gleichmut gegenüber den Angeboten entwickeln. 72<br />

Letztendlich entstand aus diesen Entwicklungen die Erlebnisgastronomie. Die<br />

Anzahl <strong>der</strong> gastronomischen Einrichtungen war <strong>und</strong> ist so groß, dass <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e<br />

auch hier einen emotionalen Zusatznutzen for<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> weit über die<br />

Nahrungsaufnahme hinausgeht. Wie dieser Zusatznutzen u.a. verwirklicht werden<br />

kann, wurde bereits in Kapitel <strong>3.</strong>2.2 ermittelt (Kognitive Prozesse, S. 23). Um,<br />

gemäß dem Thema, einen Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Erlebnisgastronomie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie herzustellen, so vertritt die Verfasserin<br />

folgenden Standpunkt: Das Mittel, Gastronomie in Erlebnisgastronomie<br />

umzuwandeln, ist das Spiel mit dem Skript. Dies kann entwe<strong>der</strong> durch bauliche<br />

Maßnahmen 73 o<strong>der</strong> durch die thematische Ausrichtung erfolgen. Diese werden<br />

allerdings in <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Outlets in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

genutzt, ohne dies explizit auf die Erlebnisgastronomie zurückzuführen o<strong>der</strong> sich<br />

als eine solche zu bezeichnen. Es existiert folglich eine sehr große Schnittmenge<br />

zwischen den beiden gr<strong>und</strong>legenden Ausrichtungen, <strong>der</strong>en Konturen sich in <strong>der</strong><br />

Realität stark verwischen. Jede Einrichtung <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist<br />

72<br />

Schulze, Gerhard: a.a.O.; S. 541 ff<br />

73<br />

Beson<strong>der</strong>e Gestaltung des Eintritts, transparente Toiletten o<strong>der</strong> Küche etc. Weiterführende Literatur: Schulz, Denise: Das<br />

Lokal als Bühne, Berlin 2000<br />

38


gleichzeitig auch Erlebnisgastronomie ist. Umgekehrt ist aber nicht jede<br />

Erlebnisgastronomie zwingend Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie.<br />

Schlussfolgernd soll eine vorsichtige Zukunftsprognose aus soziologischer Sicht<br />

getroffen werden. Die Segmentierung <strong>der</strong> Gesellschaft in einzelne soziale Milieus<br />

wird sich fortsetzen. Je kleiner die vorhandenen Gruppierungen sind, desto<br />

komplexer wird die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong>selbigen.<br />

Auch die Erlebnisorientierung wird ihre Berechtigung finden. Gerhard Schulze<br />

bezeichnet die „Erlebnisorientierung als die unmittelbare Form <strong>der</strong> Suche nach<br />

Glück“ 74 <strong>und</strong> dies ist auch zukünftig von großer Bedeutung. Allerdings sollte<br />

diese Orientierung nicht automatisch mit dem Begriff <strong>der</strong> „Spaßgesellschaft“<br />

verwechselt werden, denn von reinem Spaß kann nicht gesprochen werden.<br />

Neben dem Überfluss, welcher diese Entwicklung begünstigt, existieren auch<br />

vermehrt Menschen an <strong>der</strong> Armutsgrenze. Die zunehmende Freizeit kann auch<br />

durch Arbeitslosigkeit erzwungen werden. Und die Segmentierung kann die<br />

Rückentwicklung in ein soziales Gefüge provozieren, anstatt die<br />

Individualisierung weiter anzutreiben. Auch <strong>der</strong> augenblicklich diskutierte<br />

Übergang in eine „Sinngesellschaft“ ist wissenschaftlich nicht korrekt, denn eine<br />

sinnfreie Gesellschaft hat niemals existiert. 75<br />

Unter Berücksichtigung dieser wissenschaftlichen Ausführungen hält es die<br />

Verfasserin jedoch durchaus für legitim, den Tendenzen in <strong>der</strong> Gesellschaft einen<br />

bekannten Namen zu geben. Die Bezeichnungen „Spaßgesellschaft“ <strong>und</strong><br />

„Sinngesellschaften“ werden von <strong>der</strong> Öffentlichkeit verstanden <strong>und</strong> können<br />

deshalb unter Berücksichtigung <strong>der</strong> genannten Einschränkungen verwendet<br />

werden.<br />

Weiterführende Kenntnisse über eine zukünftig mögliche Entwicklung im kleinen<br />

Teilbereich <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie soll auch aus <strong>der</strong> in Kapitel 7<br />

dargestellten <strong>Analyse</strong>ergebnissen (S. 56) gewonnen werden.<br />

74 Schulze, G.: a.a.O., S. 14<br />

75 vgl hierzu auch das Interview mit Herrn Prof. Dr. Buss (dem Anhang beigefügt)<br />

39


4.5 Aktuelle Entwicklungen<br />

4.5.1 Ökonomische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Die ökonomische Situation <strong>der</strong> Konsumenten hat sich seit <strong>der</strong> Einführung des<br />

Euros zumindest subjektiv erheblich verschlechtert, was sich durch ein<br />

sensibilisiertes Preisbewusstsein äußert. So sagten in einer Langzeitstudie<br />

bezüglich <strong>der</strong> Markenwahl bei Nahrungsmitteln im Jahr 2002 immerhin 62 % <strong>der</strong><br />

Befragten, dass sie mehr auf den Preis als auf die Marke achten würden. Dies<br />

bedeutet eine erstmalige deutliche Steigerung, denn bei <strong>der</strong> gleichen Frage im<br />

Vorjahr stimmten dieser Aussage nur 54 % <strong>der</strong> Befragten zu. 76<br />

Diese <strong>und</strong> weitere Faktoren führen zu einer Verbraucherstimmung „zwischen<br />

Pessimismus <strong>und</strong> Pragmatismus, Sparzwang <strong>und</strong> Schnäppchenjagd. Alles, was<br />

das Leben bisher angenehm <strong>und</strong> erlebnisreich machte, wird vorübergehend<br />

eingeschränkt“ 77 .<br />

Auch die Freizeitindustrie leidet unter dieser Stimmung, so schränken<br />

„Jugendliche ihre Kinobesuche ein, 78 Singles gehen weniger in die Kneipe, 79<br />

Paare reduzieren ihre Restaurantbesuche 80 <strong>und</strong> Familien mit Kin<strong>der</strong>n machen<br />

weniger Wochenendfahrten. 81 Konsumintensive Freizeitangebote bekommen die<br />

Knappheit <strong>der</strong> Haushaltsbudgets am meisten zu spüren.“ 82<br />

4.5.2 Soziale Verän<strong>der</strong>ungen<br />

4.5.2.1 Allgemein<br />

Die Situation <strong>der</strong> Deutschen hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem in<br />

Hinblick auf die Lebensbedingungen enorm verän<strong>der</strong>t. Dafür verantwortlich sind<br />

nicht zuletzt die in Kapitel 4.4 beschriebene Individualisierung <strong>und</strong> ein Phänomen,<br />

das die Amerikaner „Hurry Sickness“ 83 nennen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet<br />

dies:<br />

o „die Anzahl <strong>der</strong> Haushalte ist enorm gestiegen (+ 230 % seit 1950)<br />

o dabei sinkt die Größe <strong>der</strong> einzelnen Haushalte (1950: 2,99; 2001: 2,14)<br />

76<br />

vgl. GfK Panel Service Consumer Research GmbH: Consumer Index Mai 2003; online im Internet: http://www.gfk.de<br />

(Stand 0<strong>3.</strong>07.03)<br />

77<br />

Freizeit-Monitor 2002, a.a.O., S. 11<br />

78<br />

Während es 2002 noch 44 % waren, sank die Prozentzahl 2002 auf 40 %<br />

79<br />

Absenkung von 43% auf 39%<br />

80<br />

Absenkung von 37% auf 34%<br />

81<br />

Nur noch 11% statt 18%. Alle Werte beziehen sich auf den Zeitraum 2000 bis 2002<br />

82<br />

Freizeit-Monitor 2002, a.a.O., S. 11<br />

83<br />

Geschwindigkeitskrankheit/ Hetzkrankheit<br />

40


o pro Haushalt gibt es weniger Kin<strong>der</strong> (1960: 2,75; 2000:1,4)<br />

o sinkende Heiratsneigung<br />

o steigende Scheidungsraten<br />

o mehr Doppelverdiener mit <strong>und</strong> ohne Kin<strong>der</strong><br />

o mehr Alleinerziehende<br />

o ein wachsen<strong>der</strong> Teil (alleinleben<strong>der</strong>) Senioren“ 84<br />

o mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Mütter sind erwerbstätig (64% ) 85<br />

Die angestrebte Individualisierung des Einzelnen hat traditionelle Strukturen, vor<br />

allem Familien, aber auch Nachbarschaften, Vereine, Kirchengemeinschaften<br />

usw. nahezu aufgelöst: Familien leben, sofern sie existieren, räumlich getrennter<br />

<strong>und</strong> isolierter, das traditionelle Verwandtschaftsgefüge hat seine soziale Relevanz<br />

verloren. Diese Entwicklung begünstigt <strong>und</strong> begründet die Entstehung intensiverer<br />

Fre<strong>und</strong>schaften bis hin zur Bildung von großen Fre<strong>und</strong>eskreisen, die regelrechten<br />

(Ersatz-) Familiencharakter haben können. 86<br />

Betrachtete man die für diese Arbeit beson<strong>der</strong>s interessanten Versorgungs-<br />

Gewohnheiten, so zeigen sich gr<strong>und</strong>legende Verän<strong>der</strong>ungen:<br />

o „60% <strong>der</strong> Frauen wollen die Hausarbeit gerne schnell hinter sich bringen<br />

o 41% wollen wochentags nicht kochen<br />

o 22% gehen lieber außerhalb zum Essen“ 87<br />

Das alltägliche gemeinschaftliche Essen mit <strong>der</strong> Familie, bei dem neben <strong>der</strong><br />

Befriedigung körperlicher Bedürfnisse auch die täglichen Geschehnisse<br />

besprochen werden können, ist nicht weiter als normaler Zustand anzusehen.<br />

Langfristig folgt daraus eine Trennung <strong>der</strong> biologischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Komponenten:<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Versorgung im Alltag wird es für immer mehr Menschen normal,<br />

sich möglichst unkompliziert unterwegs zu verpflegen <strong>und</strong> meist auch nur eine<br />

warme Mahlzeit pro Tag einzunehmen. Diese darf aber we<strong>der</strong> Aufwand noch<br />

große Vorbereitungen mit sich bringen. Dieser Entwicklung verdanken vor allem<br />

84 Heinick, Hansjürgen: Die Eroberung neuer Zielgruppen: Verbrauchertrends, Bedürfnisse <strong>und</strong> Verhaltensmuster,<br />

Foliensatz zum Vortrag Brainpool 2003, Hamburg 2003; S. 4 ff<br />

85 Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Mikrozensus 2002, online im Internet: http://www.destatis.de (Stand 27.06.2003)<br />

86 vgl hierzu auch das Interview mit Herrn Prof. Dr. Buss (dem Anhang beigefügt)<br />

87 Heinick, Hansjürgen, a.a.O.; S. 9 ff<br />

41


die Convenience- Produkte <strong>und</strong> die Take-Away- Gastronomie einen großen<br />

Aufschwung.<br />

Die Mahlzeiten, bei denen auch soziale Kontakte gepflegt werden sollen, werden<br />

tendenziell eher als beson<strong>der</strong>es Ereignis zelebriert, bei denen exquisiten Speisen<br />

in mehreren Gängen zubereitet werden. Ein gutes Beispiel ist <strong>der</strong> beliebte<br />

Sonntags-Brunch, bei dem während einer ausgedehnte Mahlzeit in entspannter<br />

Atmosphäre <strong>der</strong> Umgang mit Fre<strong>und</strong>en genossen werden kann.<br />

Gleichzeitig haben sich die zur Verfügung stehenden Ruhephasen in den letzten<br />

Jahren erheblich verkürzt. Im Hinblick auf die Thematik <strong>der</strong> Arbeit ist dies ein sehr<br />

wichtiger Punkt, da diese Zeit maßgeblich für die Regeneration <strong>der</strong> Kräfte dienen<br />

muss. Faktoren wie Termindruck, Übermüdung <strong>und</strong> das permanente Gefühl,<br />

mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu müssen, hinterlassen langsam ihre<br />

Spuren in <strong>der</strong> Gesellschaft. „1990 klagten 48 Prozent <strong>der</strong> Arbeitnehmer über<br />

Zeitmangel <strong>und</strong> Zeitfristen, zehn Jahre später waren es 58 Prozent.“ 88<br />

Dieser Zeitdruck macht auf Dauer krank: Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden<br />

zur Volkskrankheit, <strong>der</strong> Umsatz an Beruhigungstabletten <strong>und</strong> Antidepressiva<br />

steigt jährlich. Und: dieses Gefühl macht auch vor Kin<strong>der</strong>n nicht halt. Laut einer<br />

Umfrage des Lego Learning Institute fühlen sich vier von fünf Kin<strong>der</strong>n in<br />

Deutschland unter Zeitdruck. 89<br />

Auch wenn die Zeitknappheit nicht zwingend schlimmere Folgen haben muss, so<br />

sind auch im täglichen Leben die Auswirkungen spürbar. Die Bedürfnisse sind<br />

eher innenorientiert, die Freizeit wird verstärkt zur körperlichen Regeneration<br />

genutzt. Dadurch lässt sich auch <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Aufschwung <strong>der</strong> Fitness- <strong>und</strong><br />

Wellness- Branche erklären. Shiatsu, Qi-Gong, Ayurverda <strong>und</strong> viele weitere<br />

Behandlungsmöglichkeiten sollen dafür sorgen, dass Körper <strong>und</strong> Seele<br />

entspannen können <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mensch für den anstrengenden Alltag wie<strong>der</strong> bereit<br />

ist.<br />

88 Hauser, Uli: Entschleunigung- Sehnsucht nach mehr Zeit, in: Stern vom 02.07.2003, Online im Internet:<br />

http://www.stern.de/lifestyle/reise/index.html?id=509985 (Stand 2<strong>3.</strong>07.03)<br />

89 vgl. ebenda<br />

42


Als Indikator für die Gültigkeit dieses Trends gilt hier beispielhaft die Tatsache,<br />

dass <strong>der</strong> Fitnessmarkt in Deutschland während <strong>der</strong> letzten zehn Jahre um das<br />

Vierfache gewachsen ist. Etwa 5,5 Millionen Mitglie<strong>der</strong> bauen heute in mehr als<br />

6.550 Fitness-Studios ihren Stress ab. Damit ist <strong>der</strong> Zenit längst nicht erreicht,<br />

Experten erwarten, dass sich diese Zahlen in den nächsten vier bis fünf Jahren<br />

verdoppeln. 90<br />

Der Zusammenhang mit <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist dadurch gegeben,<br />

dass vor allem den Konzepten Café/ Bistro <strong>und</strong> Trendbar unterstellt wird, dass sie<br />

bei <strong>der</strong> dringend benötigten Schonung bzw. Regeneration <strong>der</strong> Kräfte des<br />

Einzelnen beitragen können. Diese Outlets dienen <strong>der</strong> alltäglichen Entspannung,<br />

indem die durch Beruf o<strong>der</strong> Schule/ Studium gefor<strong>der</strong>ten Menschen sich hier mit<br />

ihren Fre<strong>und</strong>en treffen können. Dadurch ist es ihnen möglich, sich <strong>der</strong><br />

Anspannung durch Gespräche o<strong>der</strong> durch Reflexion des Tagesgeschehens zu<br />

entledigen.<br />

4.5.2.2 Jugendliche<br />

Diejenigen, die heute als Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene bezeichnet werden<br />

können, sind für diese Betrachtung beson<strong>der</strong>s interessant, stellen sie doch den<br />

größten Anteil <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie dar. 91<br />

Sie wurden in die sich verän<strong>der</strong>nden gesellschaftlichen Bedingungen<br />

hineingeboren <strong>und</strong> kennen funktionierende Familienstrukturen <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Normen <strong>und</strong> Werte allenfalls aus ihrer Kindheit. Jugendliche haben<br />

zwar eine intensivere <strong>und</strong> längere Ausbildung sowie größere zur Verfügung<br />

stehende finanzielle Mittel als die vorangegangenen Generationen, die daraus<br />

entstehenden persönlichen Freiheiten sind jedoch nicht als durchweg positiv zu<br />

werten. Sie müssen aus einer unerschöpflichen Anzahl von Möglichkeiten jeden<br />

Tag aufs Neue die individuell beste auswählen. Nicht nur die zahlreichen<br />

täglichen Konsum- <strong>und</strong> Erlebnisangebote wollen gewählt werden. Es müssen<br />

auch essentielle Entscheidungen über den Beruf, den Lebenswegen usw.<br />

selbstständig getroffen werden. Zudem ist anzunehmen, dass einmal getroffene<br />

Entscheidungen im Verlauf des Lebens immer wie<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>t werden müssen,<br />

da eine linear verlaufende Karriere eher Seltenheitswert besitzt. Dies setzt bei<br />

90 vgl. o.V.: Du siehst nicht gut genug aus, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.07.2003, S.41<br />

91 Belegt wird dies durch die Auswertung <strong>der</strong> soziodemographischen Daten im Anhang (A-47)<br />

43


Jugendlichen mitunter Angst <strong>und</strong> Unsicherheit frei, die oftmals nicht durch ein<br />

beständiges soziales Geflecht aufgenommen werden kann. Diese wird durch die<br />

allgemeine gesellschaftliche Erlebnisorientierung <strong>und</strong> ihren Folgen, wie in Kapitel<br />

4.4.3 (Die Erlebnisgesellschaft, S. 38) beschrieben, zusätzlich verstärkt.<br />

Die resultierenden Pluralisierungs- <strong>und</strong> Individualisierungsprozesse führen zwar<br />

zu komplexeren sozialen Gebilden, jedoch nicht zu Strukturlosigkeit.<br />

Augenscheinlich wird das soziale Leben lediglich neu strukturiert. Jugendliche<br />

suchen nach wie vor Beziehungen <strong>und</strong> sie umgebende Gruppierungen, diese<br />

sind mit herkömmlichen aber nur bedingt vergleichbar. Sie sind freiwillig, nicht<br />

zwanghaft, <strong>und</strong> unterliegen somit einer geringeren moralischen Verbindlichkeit. 92<br />

Dieser Umstand wird vermehrt nicht nur als bedauerlicher Normalfall angesehen,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem bei den Akteuren als Selbstverständlichkeit betrachtet. Ein<br />

Wunsch nach Geborgenheit in <strong>der</strong> Familie, in Vereinen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Organisationsformen besteht in wachsendem Maße nicht mehr, da sie das<br />

geän<strong>der</strong>te Werte- <strong>und</strong> Weltverständnis <strong>der</strong> Jugendlichen nicht mehr<br />

versinnbildlicht. 93 Jugendliche <strong>und</strong> jungen Erwachsenen richten ihren emotionalen<br />

Fokus mehrheitlich auf die Bildung von kulturellen Gruppierungen, die bestimmte<br />

materiale <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> mentale Formen <strong>der</strong> kollektiven Selbststilisierung teilen.<br />

Gemeinsamkeiten werden an typischen Orten <strong>und</strong> zu typischen Zeiten interaktiv<br />

stabilisiert <strong>und</strong> weiterentwickelt. Diese Formierungen wurden bereits in Kapitel<br />

4.4.3 (Die Erlebnisgesellschaft, S. 37) vorgestellt <strong>und</strong> werden als soziale Milieus<br />

o<strong>der</strong> auch als „Szenen“ bezeichnet.<br />

Diese könnten beispielsweise nach bevorzugtem Musikstil mit zugehöriger<br />

Lebensweise unterschieden werden (Heavy Metal, Rap usw.) o<strong>der</strong> bevorzugten<br />

Freizeitaktivitäten (Skater, Konsolenspieler usw.) definiert werden. In <strong>der</strong> Realität<br />

sind sie jedoch schwer auszumachen, da sie nicht nur dynamischen Prozessen<br />

unterliegen, son<strong>der</strong>n auch untereinan<strong>der</strong> fließende Übergänge haben. 94<br />

92<br />

vgl. Hitzler, R.; Bucher, T.; Nie<strong>der</strong>bacher, A.: Leben in Szenen, Opladen 2001; S. 17 f<br />

93<br />

beachte hierzu auch das Interview mit Herrn Prof. Dr. Buss (dem Anhang beigefügt)<br />

94<br />

vgl. Hitzler, R.; Bucher, T.; Nie<strong>der</strong>bacher, A.: Leben in Szenen-Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute,<br />

Opladen 2001; Seite 13 ff<br />

44


Für eine gezielte Ansprache <strong>der</strong> jeweiligen Gruppierung sind am besten die<br />

typische Repräsentanten als die in Kapitel <strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong>3 erklärten Opinion-Lea<strong>der</strong> (S. 25)<br />

zu wählen.<br />

Die 14. Shell Jugendstudie belegte diesen theoretischen Ansatz mit ihrer<br />

jährlichen Befragung im Jahre 2002: Die Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />

entwickeln ein immer stärker werdendes Sicherheitsbedürfnis. Dies resultiert<br />

unter an<strong>der</strong>em aus verschärfter Konkurrenz um knappe Arbeitsplätze <strong>und</strong> einen<br />

steigenden Leistungs- <strong>und</strong> Verantwortungsdruck. So fiel auch die<br />

gesellschaftliche Zukunftsprognose <strong>der</strong> Befragten mehrheitlich ungünstig aus. In<br />

den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gaben 65 Prozent an, „eher düster“ in die Zukunft zu<br />

blicken, in den alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n machte dieser Anteil 48 Prozent aus. Der<br />

Wohlstand, <strong>der</strong> früheren Generationen noch sicher war, muss heute stärker<br />

erkämpft werden, so dass sich zur Erfüllung des Sicherheitsbedürfnis eine neue<br />

Wertesynthese aus Selbstentfaltung <strong>und</strong> Selbstkontrolle entwickelt, von den<br />

Verfassern <strong>der</strong> Studie „Trend zur Pragmatisierung“ genannt. 95<br />

4.6 Schlussfolgerungen<br />

Aus den in diesem Kapitel ausgearbeiteten Punkten folgt, dass sich die<br />

Gesellschaft augenblicklich in einer emotionalen <strong>und</strong> strukturellen Umbruch-Phase<br />

befindet, die nicht nur aus sich heraus als logische Konsequenz auf die<br />

vorangegangenen Jahrzehnte entsteht, son<strong>der</strong>n auch deutlich Produkt <strong>der</strong><br />

ökonomischen <strong>und</strong> globalen politischen Geschehnisse ist. Es zeigen sich Indizien<br />

dafür, dass die Konsumenten zukünftig geän<strong>der</strong>te Ansprüche stellen, die sich von<br />

den bisherigen deutlich unterscheiden. Von einer Abkehr von <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Erlebnisorientierung soll nicht gesprochen werden, jedoch liegt die Vermutung<br />

nahe, dass <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e einen qualitativen Zusatznutzen for<strong>der</strong>n wird. Hier<br />

unterstellt die Verfasserin, dass trotz <strong>der</strong> in Kapitel 4.4.2 (Der Kulturkonflikt, S.35)<br />

<strong>und</strong> 4.4.3 (Die Erlebnisgesellschaft, S.37) beschriebenen Segmentierung <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>enen unterschiedlichen Lebensstilen, ähnliche<br />

Rahmenbedingungen des täglichen Lebens ähnliche Auswirkungen haben. Die<br />

bedeutet weiterführend, dass die relativ homogenen Zielgruppen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie ähnliche Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen aufweisen, die es zu<br />

erfüllen gilt.<br />

95 vgl. Deutsche Shell (Hrsg.): 14. Shell Jugendstudie, Frankfurt a.M. 2002, S.139 ff<br />

45


Dieser Aufgabe müssen sich die Betreiber <strong>der</strong> jeweiligen Outlets <strong>und</strong> auch<br />

Unternehmen dringend stellen, um nicht als unglaubwürdig zu gelten. Gestützt<br />

wird diese Aussage durch eine Untersuchung des FIZZZ- Magazins. Sie besagt,<br />

dass die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie den K<strong>und</strong>en mehr bieten muss, als eine<br />

trendige Aufmachung. Profil <strong>und</strong> Mut zur „Nicht-Happiness“ gehören demnach zu<br />

den Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> Zukunft. 96<br />

5. Empirische Überprüfung<br />

5.1 Vorgehensweise/ Abgrenzung<br />

In <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung gibt es diverse Methoden, um einen<br />

bestimmten Sachverhalt wissenschaftlich erklären zu können. explorative Studien,<br />

deskriptive Untersuchungen <strong>und</strong> Evaluationsstudien gehören zu den<br />

bekanntesten. Diese sollen jedoch hier keine Beachtung finden, da sie bei <strong>der</strong><br />

Lösung des Forschungsproblems nicht hilfreich wären.<br />

In dieser Arbeit sollen die vorab theoretisch erarbeiteten Hypothesen durch eine<br />

Untersuchung wissenschaftlich bewiesen o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>legt werden. Dazu werden<br />

Annahmen formuliert anhand <strong>der</strong>er sich bei <strong>der</strong> Auswertung sagen lässt, ob <strong>und</strong> in<br />

welchem Umfang die vermutete Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie vorhanden sind.<br />

5.2 Erster Hypothesenblock- Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis<br />

H1: Wenn vermehrt über eine Verschlechterung <strong>der</strong> globalen wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Lage berichtet wird, dann empfinden die Menschen in<br />

Deutschland dies als bedrohlich<br />

H2: Je stärker diese Bedrohung empf<strong>und</strong>en wird, desto größer sind die<br />

Zukunftsängste des Einzelnen<br />

H3: Je größer die Ängste des Einzelnen sind, desto größer ist <strong>der</strong> Wunsch nach<br />

Intimität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in das soziale Gefüge einer Gruppe<br />

96 vgl. Dierks, Annelli: FIZZZ für die Szenengastronomie, Ausgabe 5/2003, S.20- 22<br />

46


5.3 Zweiter Hypothesenblock- Geän<strong>der</strong>te soziale Bedingungen<br />

H1: Wenn die traditionellen sozialen Strukturen die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen<br />

heute nicht mehr befriedigen können, dann bilden sie auf diese Bedürfnisse<br />

zugeschnittene neue Gruppen<br />

H2: Dieser Zustand ist inzwischen als Normalfall anzusehen<br />

H3: Wenn die notwendige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Situation nicht<br />

mehr innerhalb eines Haushaltes erfolgen kann, so benötigen die<br />

Gruppierungen Treffpunkte außer Haus.<br />

5.4 Dritter Hypothesenblock- Die Schonung <strong>der</strong> Kräfte<br />

H1: Je mehr Stress <strong>der</strong> Einzelne im Alltag zu bewältigen hat, desto mehr ist er<br />

auf Regenerationspausen angewiesen<br />

H2: Je weniger diese Pausen innerhalb eines Haushaltes erfolgen, desto mehr<br />

ist <strong>der</strong> Einzelne auf Erholung außerhalb angewiesen.<br />

H3: Je mehr die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie die Entspannung unterstützt,<br />

desto mehr wird sie auch für die Regeneration genutzt.<br />

5.5 Vierter Hypothesenblock- Umsetzung <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit in <strong>der</strong><br />

Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

H1: Je mehr sich die Gastronomien in diesem Zusammenhang als<br />

gesellschaftliche Kommunikationszentren verstehen, desto mehr können<br />

sie die Bedürfnisse Ihrer Gäste befriedigen<br />

5.6 Operationalisierung<br />

Es ist nötig, die in den Hypothesen auftretenden Begriffe zu operationalisieren,<br />

d.h., sie für die Messung zugänglich zu machen. Falls es sich hierbei um<br />

mehrdimensionale Begriffe handelt 97 , müssen diese zusätzlich definiert werden,<br />

um Fehlinterpretationen zu vermeiden.<br />

Die meisten <strong>der</strong> hier bearbeiteten Begriffe wurden schon ausreichend definiert,<br />

jedoch gibt es noch eine unklare Formulierung:<br />

traditionelle soziale Strukturen = Familie, Vereine, Kirche<br />

Bei den einzeldimensionale Begriffen, die außerdem mehrheitlich verwendet<br />

werden, reicht eine Erläuterung <strong>der</strong> Mess- <strong>und</strong> Skalierungsmethoden aus:<br />

97 z.B. die Begriffe „Umweltbewusstsein“, „Betriebsklima“ usw.<br />

47


Im Fragebogen enthalten sind zwei Fragekategorien, nämlich solche, bei denen es<br />

qualitative (formulierte) Aussagemöglichkeiten zu wählen gilt <strong>und</strong> Fragen, mit<br />

denen Zustimmung o<strong>der</strong> Ablehnung erfragt wird. Diese werden in Ordinalskalen<br />

gemessen, d.h., es liegt eine Rangordnung vor. Die Abstände zwischen den<br />

Werten werden als gleich groß angenommen. Es werden jeweils vier Werte zur<br />

Auswahl gegeben, wobei diese von 1 (trifft voll zu) bis 4 (trifft überhaupt nicht zu)<br />

gelten. Es wurde eine gerade Anzahl von Antwortmöglichkeiten gewählt, um ein<br />

eindeutiges Ergebnis zu erhalten. Der Proband hat nur die Möglichkeit, sich für<br />

eher positiv o<strong>der</strong> eher negativ zu entscheiden. Damit wird verhin<strong>der</strong>t, dass sich<br />

<strong>der</strong> Proband für die neutrale Mitte entscheidet, falls er im ersten Augenblick keine<br />

Meinung zu einer Frage hat.<br />

Für die Erstellung des Fragebogens wurden die vier Hypothesenblöcke in<br />

thematische Frageblöcke umgewandelt, die nacheinan<strong>der</strong> abgehandelt wurden:<br />

Der erste Fragenblock behandelt das gestiegene Sicherheitsbedürfnis <strong>und</strong><br />

umfasst die Fragen 1–4, wobei die erste Frage eher die Funktion <strong>der</strong><br />

Eisbrecherfrage hat. Es soll ermittelt werden, ob die genannte Bedrohung<br />

tatsächlich empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> ob diese die subjektiven Zukunftsaussichten des<br />

Einzelnen negativ beeinflussen.<br />

Der zweite Fragenblock besteht aus den Fragen 5-8, die den zweiten<br />

Hypothesenblock (geän<strong>der</strong>te soziale Bedingungen) behandeln sollen. Hierbei geht<br />

es darum, festzustellen, ob die Familie <strong>und</strong> Organisationen (zusammengefasst als<br />

herkömmliche Struktur zu bezeichnen) in <strong>der</strong> Realität die soziale Aufgabe noch<br />

übernehmen können, o<strong>der</strong> ob hier ein Wandel stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

Hypothesenblock 3 (die Schonung <strong>der</strong> Kräfte) findet in den Fragen 9-12 seine<br />

Überprüfung, hierbei geht es darum, festzustellen, ob eine Erholungsphase durch<br />

mehr Stress <strong>und</strong> Hektik benötigt wird <strong>und</strong> ob sie in <strong>der</strong> Gastronomie stattfinden<br />

kann.<br />

Die Fragen 13 <strong>und</strong> 14 überprüfen, wie oft <strong>der</strong> Besucher seine Bedürfnisse in <strong>der</strong><br />

Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie befriedigt, welches auch zur Überprüfung von H2 im<br />

zweiten Hypothesenblock dient.<br />

48


Hypothesenblock 4 (Umsetzung <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Trend-<strong>und</strong><br />

Szenegastronomie) wird in den Fragen 17-19 überprüft. In den Fragen 16/17 <strong>und</strong><br />

20 sollen ganz konkret die Nutzerbedürfnisse hinsichtlich Leistungspalette <strong>der</strong><br />

Lokalität, Bewertung des Publikums sowie Raumgröße behandelt werden. Dabei<br />

soll auch ermittelt werden, welche Erfolgsfaktoren zukünftig interessant werden<br />

könnten bzw. welche Veranstaltungskonzepte von den Gästen gewünscht werden.<br />

Die Fragen 21 <strong>und</strong> 22 dienen nicht <strong>der</strong> Überprüfung von Hypothesen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Vorbereitung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeit ebenfalls angestrebten Handlungsempfehlung an<br />

die Konzeption von Promotion-Aktionen in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie.<br />

Bei <strong>der</strong> Fragenformulierung war es <strong>der</strong> Verfasserin sehr wichtig, nicht zu direkt zu<br />

fragen, um auszuschließen, dass <strong>der</strong> Proband das Ziel vorzeitig erkennen kann. 98<br />

6. Untersuchung <strong>der</strong> Bedürfnisstruktur <strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend-<br />

<strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

6.1 Abgrenzung<br />

Die im folgenden Kapitel vorgestellten Methoden <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

entsprechen nur einer Auswahl <strong>der</strong> relevantesten Methoden. Auf unterglie<strong>der</strong>te<br />

<strong>und</strong> selten verwendete Punkte wird verzichtet.<br />

6.2 Auswahl <strong>der</strong> Erhebungsmethode<br />

Daten können in <strong>der</strong> Sozialforschung nach verschiedenen Methoden erhoben<br />

werden, die nach <strong>der</strong> Charakteristik des Untersuchungsgegenstandes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

gewünschten Ergebnisse zu wählen sind <strong>und</strong> hier nur beispielhaft aufgeführt<br />

werden sollen:<br />

Die Befragung ist die am meisten angewendete Methode <strong>der</strong> Sozialforschung,<br />

da sie den größten Aufschluss über die breite Bevölkerung zulassen.<br />

Unterschieden werden kann in:<br />

1. das persönliche Interview<br />

98<br />

Es ist bekannt, dass Menschen ein Muster in Fragen suchen <strong>und</strong> dem entsprechend antworten, sobald sie es ihrer<br />

Meinung nach gef<strong>und</strong>en haben.<br />

49


2. das telefonische Interview<br />

<strong>3.</strong> die schriftliche Befragung<br />

Nachteilig kann hierbei sein, dass das Ergebnis sowohl durch den Fragenden als<br />

auch durch die Befragten subjektiv verzerrt werden kann. Sind die<br />

Fragestellungen nicht weitestgehend objektiv o<strong>der</strong> gibt <strong>der</strong> Befragte Antworten,<br />

die er für „sozial richtig“ hält, können die Ergebnisse nicht mehr wissenschaftlich<br />

verwertet werden.<br />

Unter Beobachtungen wird im Zusammenhang mit Sozialforschung die direkte<br />

Beobachtung menschlicher Handlungen, sprachlicher Äußerungen <strong>und</strong><br />

nonverbale Reaktionen verstanden. Die einzelnen Beobachtungsverfahren<br />

können folgen<strong>der</strong>maßen systematisiert werden:<br />

1. „Teilnehmende vs. nichtteilnehmende Beobachtung<br />

2. Offene vs. verdeckte Beobachtung<br />

<strong>3.</strong> Feldbeobachtung vs. Beobachtung im Labor<br />

4. Unstrukturierte Beobachtung vs. strukturierte Beobachtung<br />

5. Fremdbeobachtung vs. Selbstbeobachtung“ 99<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> Beobachtung ist, dass Ergebnisse gefasst werden können, die im<br />

allgemeinen <strong>der</strong> tatsächlichen Handlungsweise des Probanden entsprechen,<br />

eine Verzerrung <strong>der</strong> Verhaltensweise scheint nicht nötig.<br />

Nachteilig ist hier, dass hier <strong>der</strong> Beobachter eine tragende Rolle spielt. Sind<br />

seine Aufzeichnungen, die im allgemeinen erst nach Abschluss <strong>der</strong> Beobachtung<br />

dokumentiert werden, selektiv verzerrt o<strong>der</strong> interpretiert er das Beobachtete<br />

falsch, so können die Ergebnisse nicht mehr als sachlich richtig anerkannt<br />

werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Inhaltsanalyse werden Texte, Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Filme systematisch erhoben<br />

<strong>und</strong> analysiert. Ziel ist es, anhand <strong>der</strong> Textmerkmale <strong>und</strong> eventuell zusätzlicher<br />

Informationen Schlussfolgerungen über Text, Produzenten <strong>und</strong> Empfänger zu<br />

finden, um eine Hypothese zu überprüfen. Dabei stellt die Kodierung des Textes<br />

das Hauptaugenmerk <strong>der</strong> Untersuchung dar.<br />

Spezielle Formen sind:<br />

1. Frequenzanalyse 100<br />

99 Diekmann, Andreas: a.a.O., S. 496<br />

100 Wie oft wird ein bestimmtes Wort/ ein Symbol benutzt?<br />

50


2. Kontingenzanalyse 101<br />

<strong>3.</strong> Bewertungsanalyse 102<br />

Diese Erhebungsmethode ist dann sinnvoll, wenn bestimmte Zusammenhänge<br />

bezüglich <strong>der</strong> Medien untersucht werden sollen. Als Beispiel kann eine<br />

Untersuchung über die Wirkungsweise <strong>der</strong> Massenmedien angeführt werden.<br />

Vorteilhaft ist, dass die Ergebnisse nicht durch den Beobachter verfälscht<br />

werden können. Allerdings können durch diese Methode nur Hinweise auf eine<br />

gesellschaftliche Entwicklung bewiesen werden.<br />

Nicht-reaktive Erhebungsmethoden sind diejenigen, bei denen nicht die Gefahr<br />

besteht, dass <strong>der</strong> Messvorgang das Messergebnis beeinflussen <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>n<br />

kann. Hierzu zählen:<br />

1. Feldexperimente<br />

2. unaufdringliche Beobachtung<br />

<strong>3.</strong> Verhaltensspuren<br />

4. Sek<strong>und</strong>äranalyse prozessproduzierter Daten<br />

5. Inhaltsanalysen<br />

Die wie<strong>der</strong>holte Nennung einiger Begriffe ergibt sich daraus, das die nichtreaktiven<br />

Methoden ein Konglomerat verschiedener Erhebungsmethoden <strong>und</strong><br />

Datenquellen darstellt. Häufig werden mit diesen Methoden heikle Sachverhalte<br />

untersucht, über die <strong>der</strong> Proband nicht gerne Aussagen trifft (Sexualität, Moral<br />

usw.). Problematisch bei diesen Methoden ist, dass <strong>der</strong> Untersuchende<br />

forschungsethische Gesichtspunkte beachten muss. Er darf den Probanden<br />

während dieser Untersuchung, die „Detektivarbeit“ vergleichbar ist, zu keiner Zeit<br />

peinlichen, unangenehmen o<strong>der</strong> riskanten Situationen aussetzen. 103<br />

6.3 Festlegung des Erhebungsdesigns<br />

Nachdem entschieden wurde, welche Erhebungsmethode geeignet ist, ist nun<br />

über das Forschungsdesign zu entscheiden. Hierbei können drei Arten<br />

voneinan<strong>der</strong> unterschieden werden, die unabhängig von <strong>der</strong> Erhebungsmethode<br />

zu wählen sind:<br />

101<br />

Dient <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Assoziationsstruktur (positiv/ negativ, gleichwertig usw.)<br />

102<br />

Messung <strong>der</strong> Intensität von Bewertungen gegenüber einem bestimmten Thema<br />

103<br />

vgl. Diekmann, Andreas, a.a.O., S. 371-544<br />

51


1. Querschnittdesign<br />

Das Kennzeichen dieses Designs ist vor allem die zeitliche Abfolge. Diese<br />

Untersuchung erfolgt in einer kurzen Zeitspanne <strong>und</strong> dabei werden einmalig die<br />

vorhandenen Merkmale aufgenommen <strong>und</strong> dokumentiert. Vorteil ist hier <strong>der</strong><br />

geringe Aufwand für die Erfassung <strong>der</strong> persönlichen Daten aller Probanden<br />

sowie geringe Kosten durch die einmalige Erhebung. Nachteilig ist <strong>der</strong><br />

Informationsgehalt, <strong>der</strong> im Vergleich zu den beiden an<strong>der</strong>en Methoden <strong>der</strong><br />

geringste ist. Auch Fehler können das Ergebnis in Frage stellen, da hier keine<br />

erneute Überprüfung erfolgt.<br />

2. Trenddesign<br />

Beim Trenddesign erfolgt eine Aufnahme von Werten <strong>der</strong> gleichen Variablen zu<br />

verschiedenen Zeitpunkten mit jeweils unterschiedlichen Stichproben. Einfach<br />

dargestellt, ist die Tren<strong>der</strong>hebung eine wie<strong>der</strong>holt durchgeführte<br />

Querschnitterhebung. Es können über einen längeren Zeitraum Tendenzen<br />

innerhalb einer Gr<strong>und</strong>gesamtheit erfasst werden. In <strong>der</strong> Informationshierarchie<br />

steht diese Form zwischen Querschnitt- <strong>und</strong> Panelerhebung, ist also mittelmäßig<br />

informativ. Der Hauptvorteil liegt ebenfalls im geringen Aufwand <strong>der</strong><br />

Dokumentation, da die Stichproben für jede Erhebung erneut festgelegt werden.<br />

Vorsicht ist bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe geboten, um die Aussagekraft <strong>der</strong><br />

Ergebnisse nicht zu gefährden.<br />

<strong>3.</strong> Paneldesign<br />

Hier werden gezielte Probanden ermittelt, <strong>der</strong>en Entwicklung über einen<br />

längeren Zeitraum dokumentiert werden. Das Ergebnis sind individuelle Werte<br />

<strong>der</strong> gleichen Variablen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage identischer Stichproben, die in<br />

höchstem Maß informativ sind. Im Gegensatz zu diesem großen Vorteil steht <strong>der</strong><br />

hohe Aufwand bei <strong>der</strong> Erhebung sowie das Problem <strong>der</strong> Panelmortalität.<br />

Während <strong>der</strong> Erhebung passiert es in <strong>der</strong> Praxis, dass sich die Anzahl <strong>der</strong><br />

beobachteten Probanden durch Wegzug, Sterblichkeit o<strong>der</strong> Weigerung<br />

minimiert. Dies könnte zu Verfälschungen des Ergebnisses führen <strong>und</strong> daher ist<br />

die Schw<strong>und</strong>quote möglichst gering zu halten. 104<br />

104 vgl. Diekmann, Andreas: a.a.O., S.266 ff<br />

52


6.4 Das Stichprobenverfahren<br />

6.4.1 Art <strong>der</strong> Stichprobenziehung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist vor <strong>der</strong> Datenerhebung über den Umfang zu entscheiden.<br />

Möglich ist eine Vollerhebung o<strong>der</strong> eine Teilerhebung. Diese Begriffe beziehen<br />

sich auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit (N), also alle Objekte, die ein bestimmtes Merkmal<br />

aufweisen. Die Vollerhebung ist in <strong>der</strong> Praxis eher selten, da sie einen sehr<br />

großen organisatorischen, zeitlichen <strong>und</strong> monetären Aufwand darstellt.<br />

Entscheidet sich <strong>der</strong> Untersuchende folglich für eine Teilerhebung, stellt sich die<br />

Frage, wie viele Elemente untersucht werden müssen, um ein repräsentatives Bild<br />

zu erhalten. Auch die Zusammensetzung dieser Stichprobe ist von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung für die Richtigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

Die zur Verfügung stehenden Verfahren unterscheiden sich vor allem in den<br />

Vorschriften darüber, wie die Stichprobe zusammengesetzt ist. Die wichtigsten<br />

Stichprobenverfahren sind:<br />

1. Wahrscheinlichkeitsauswahl<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeitsauswahl erhält man Zufallsstichproben, die<br />

als einziges Verfahren statistisch völlig korrekt zu bearbeiten sind. Unterglie<strong>der</strong>t<br />

werden können:<br />

a) Einfache Zufallsauswahl: Die Wahrscheinlichkeit, ausgewählt zu werden, ist<br />

für alle Elemente <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit gleich groß. Die Auswahl erfolgt in<br />

einem einstufigen Verfahren. Beispielsweise können die Elemente nach <strong>der</strong><br />

Anzahl bestimmter Personen o<strong>der</strong> nach einem bestimmten Gebiet gezogen<br />

werden<br />

b) Mehrstufige Zufallsauswahl: Bei diesem Verfahren werden verschiedene<br />

Stufen angewandt, um die Elemente zu ermitteln. Möglich wäre z.B., erst<br />

ein bestimmtes Gebiet einzugrenzen <strong>und</strong> anschließend innerhalb dieses<br />

Gebietes nach festgelegten Kriterien weiter auszuwählen.<br />

c) Klumpenstichproben: Dieses Verfahren ist eine Erweiterung <strong>der</strong><br />

mehrstufigen Zufallsauswahl. Dabei werden bestimmte Einheiten ermittelt<br />

(z.B. Stadtteile, Häuserblocks usw.). In einer zweiten Stufe werden alle<br />

vorhandenen Merkmale repräsentativ in die Stichprobe aufgenommen.<br />

d) Schichtung: Ist die Heterogenität eines Merkmales innerhalb <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit sehr hoch, so kann die Schichtung für abgesicherte<br />

Ergebnisse sorgen. Dies ist <strong>der</strong> Fall, wenn als gesichert erscheint, dass<br />

gewisse Merkmale nicht mit <strong>der</strong> entsprechenden Gewichtung in die<br />

53


Stichprobe eingehen. Die Gr<strong>und</strong>gesamtheit wird in homogene Schichten<br />

aufgeteilt, innerhalb denen eine Zufallsauswahl erfolgt.<br />

2. bewusste Auswahl<br />

Als Beispiel für die bewusste Auswahl sei hier die Quotenauswahl aufgeführt.<br />

Dabei werden vor <strong>der</strong> Erhebung bestimmte Quoten aufgestellt, die <strong>der</strong><br />

Interviewer als Quotenplan erhält <strong>und</strong> anschließend beachten muss. Diese<br />

Quoten beziehen sich auf Merkmale wie beispielsweise Geschlecht, Alter <strong>und</strong><br />

Region. Dadurch soll die Repräsentativität erhöht werden, weil <strong>der</strong> subjektive<br />

Spielraum des Interviewers stark eingeschränkt wird. An<strong>der</strong>erseits besteht in <strong>der</strong><br />

Praxis oft die Gefahr, dass sich die Quote nicht erfüllen lässt, ein bestimmtes<br />

Merkmal nicht auffindbar ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> Interviewer die Ergebnisse zugunsten <strong>der</strong><br />

Quotenerfüllung schönt.<br />

<strong>3.</strong> willkürliche Auswahl<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Stichprobe wird bei <strong>der</strong> willkürlichen Auswahl nicht<br />

kontrolliert. In <strong>der</strong> Praxis häufig angewandt wird sie z.B. bei Experimenten, bei<br />

denen ohne Auswahl je<strong>der</strong> teilnehmen kann. 105<br />

6.4.2 Ermittlung des Stichprobenumfangs<br />

Um den Stichprobenumfang berechnen zu können, muss die Gr<strong>und</strong>gesamtheit (N)<br />

bekannt sein. Da N aber in diesem Fall alle Gäste <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie in Deutschland darstellt <strong>und</strong> diese Größe nicht zu ermitteln ist,<br />

wird hier auf die Berechnung von Karl Christian Behrens zurückgegriffen. Mithilfe<br />

seines Formelapparats ist es möglich, den benötigten Stichprobenumfang (n)<br />

ohne Kenntnis <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit zu ermitteln:<br />

Berechnungsformel:<br />

n= (t² * p* q) / e²<br />

Variablen:<br />

p= Elemente in n die ein Merkmal aufweisen<br />

q= Elemente, die in n das Merkmal nicht aufweisen (p + q = 100 %)<br />

e= größter zulässiger Stichprobenfehler<br />

105 vgl. Diekmann, Andreas: a.a.O., S. 328 ff<br />

54


σ(p)= Bereich, in dem die Ergebnisse p für den Anteilswert P liegen<br />

t= Sicherheitsfaktor, mit dem σ(p) multipliziert wird, um auszuschließen, dass die<br />

Werte außerhalb P +- σ(p) liegen. Daraus folgt: P +- t * σ(p)<br />

Ermittlung:<br />

t= 2 dieser Wert ergibt eine Wahrscheinlichkeit von 95,5%, dass das<br />

Stichprobenergebnis im angegebenen Fehlerbereich liegt.<br />

p= 50<br />

q= 50 106<br />

e= 6 %<br />

n= (4 * 50 * 50)/ 36= 277,778<br />

Es werden also nach dieser Berechnung 278 Befragungen benötigt, um ein<br />

repräsentatives Abbild <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit zu erhalten. 107<br />

6.5 Zusammenfassende Festlegung <strong>der</strong> Methodik<br />

Zu diesem Zeitpunkt legt die Verfasserin die Auswahl <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Methoden fest:<br />

• Unter Berücksichtigung des Untersuchungsgegenstandes stellt die Befragung<br />

die geeignetste Erhebungsmethode dar.<br />

• Diese erfolgt als Teilerhebung<br />

• in Form einer Querschnitterhebung.<br />

• Weiterführend werden die Daten in Form einer geschichteten Zufallsauswahl<br />

direkt in den jeweiligen Outlets erhoben.<br />

• Die Aufteilung erfolgt in drei Regionen, Geschlecht, drei Altersgruppen <strong>und</strong><br />

zwei Familienstände (10 Merkmale).<br />

6.6 Der Pre-Test<br />

Ein Pre-Test ist notwendig, um vorab zu ermitteln, ob die Fragen verständlich <strong>und</strong><br />

eindeutig formuliert sind. Angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass die Befragten in <strong>der</strong><br />

Regel nicht bereit sind, lange Befragungszeiten auf sich zu nehmen, muss beim<br />

Pre-Test auch die notwendige Befragungszeit getestet werden.<br />

106<br />

p <strong>und</strong> q werden mit 50 angegeben, weil diese Verteilung von 50:50 den größtmöglichen Fehler ergibt. Hierbei handelt es<br />

sich um eine Vorsichtsmaßnahme.<br />

107<br />

Diese Berechnung deckt sich in etwa mit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis üblichen Faustformel, pro untersuchtem Merkmal 30<br />

Befragungen durchzuführen. Dies entspricht konkret bei 10 Merkmalsausprägungen einem benötigten<br />

Stichprobenumfang von 300 Befragungen.<br />

55


Für diese Studie wurden zehn Personen befragt 108 , die sich im persönlichen<br />

Umfeld <strong>der</strong> Verfasserin befinden. Durch diese Maßnahme konnten im Anschluss<br />

an die Befragung Interviews über die Formulierung <strong>und</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Fragen<br />

erfolgen. Unverständliche o<strong>der</strong> sogar überflüssige Fragen <strong>und</strong> mehrdeutige<br />

Begriffe konnten ausgemacht <strong>und</strong> umformuliert o<strong>der</strong> entfernt werden.<br />

6.7 Durchführung <strong>der</strong> Hauptstudie<br />

6.7.1 Erhebungsobjekte<br />

Für die Datenerhebung wurde zuerst die Aufteilung <strong>der</strong> geographischen Kriterien<br />

vorgenommen. Stellvertretend für die wichtigsten Regionen <strong>der</strong> Trendentwicklung<br />

wurden die Städte Frankfurt, Hamburg <strong>und</strong> Köln ausgewählt. In diesen Städten<br />

wurden jeweils die Gäste eines Outlets <strong>der</strong> Kategorien Diskothek, Trendbar, Club<br />

<strong>und</strong> Café/ Bistro befragt. Eine angestrebte Befragung in Berlin konnte aus<br />

organisatorischen <strong>und</strong> finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden.<br />

Um <strong>der</strong> Zufallsauswahl gerecht zu werden, wurden die Interviewer angehalten, die<br />

Besucher an jedem dritten Tisch innerhalb <strong>der</strong> Outlets zu befragen<br />

Auf eine detailliertere Aufteilung, wie sie in Kapitel 2.3 (Lokalisierung <strong>der</strong> Trend-<br />

<strong>und</strong> Szeneoutlets, S.9) beschrieben ist, wurde hier verzichtet. Nach Meinung <strong>der</strong><br />

Verfasserin kann eine Überprüfung <strong>der</strong> aktuellen Entwicklungen nur in <strong>der</strong><br />

„Weltstadt“- Trend-<strong>und</strong> Szenegastronomie erfolgen, die beson<strong>der</strong>s schnell auf<br />

neue Trends reagiert bzw. diese setzen. Die restlichen Kategorien „Kleinstadt“ <strong>und</strong><br />

„Dorf“ werden deshalb vernachlässigt.<br />

Die Auflistung <strong>der</strong> Adressen <strong>der</strong> jeweiligen Outlets befindet sich im Anhang.<br />

6.7.2 Erhebungszeitraum<br />

Erhoben wurden die Daten in Frankfurt <strong>und</strong> Köln im Zeitraum vom 22.-24.08.200<strong>3.</strong><br />

In Köln erfolgte die Erhebung vom 22.-24.08.03 <strong>und</strong> vom 29.-31.08.200<strong>3.</strong> Die<br />

Befragungen erfolgten jeweils an den gleichen Tagen <strong>und</strong> zu vergleichbaren<br />

Tageszeiten, nämlich am Wochenende in den Abend- <strong>und</strong> Nachtst<strong>und</strong>en. Diese<br />

Maßnahme sollte verlässliche <strong>und</strong> vergleichbare Ergebnisse liefern.<br />

108 Der Pre-Test erfolgte im Zeitraum vom 25-30.07.03<br />

56


7. <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

7.1 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Gütekriterien<br />

Bevor die Auswertung des Datenmaterials vorgenommen wird, soll dargelegt<br />

werden, aus welchen Gründen die Verfasserin die vorgenommene Befragung als<br />

formal korrekt bezeichnet.<br />

7.1.1 Objektivität <strong>der</strong> Messung<br />

Die Gewinnung <strong>der</strong> "richtigen" o<strong>der</strong> repräsentativen Daten zur <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> zu<br />

untersuchenden Fragestellung (auch als statistisches Adäquationsproblem<br />

bezeichnet), unter Berücksichtigung von Akzeptanz, Kosten- <strong>und</strong> Qualitätsaspekten,<br />

ist die Gr<strong>und</strong>lage einer objektiven statistischen Primärdatenanalyse. Als<br />

vollständig objektiv wird eine Messung dann bezeichnet, wenn unabhängig vom<br />

Interviewer <strong>und</strong> <strong>der</strong> befragten Personen bei einer direkten Befragung gleiche<br />

Ergebnisse erzielt werden, d.h. dass kein systematischer Fehler vorliegt. Dies ist<br />

für diese Erhebung anzunehmen, da in drei verschiedenen Städten (geographisch<br />

weit getrennt) von sechs verschiedenen Personen befragt wurde. Die Ergebnisse<br />

aber sind so ähnlich, dass durchaus von <strong>der</strong> angestrebten<br />

Durchführungsobjektivität gesprochen werden kann. Die ebenfalls gefor<strong>der</strong>te<br />

Auswertungsobjektivität begründet sich daraus, dass es sich um einen<br />

Fragebogen (mit hoher Rücklaufquote) mit geschlossenen Fragen handelt. Bei<br />

seiner Erstellung wurde beson<strong>der</strong>s auf Präzisierung <strong>der</strong> Fragestellungen geachtet,<br />

um möglichst wenig Interpretationsspielraum zu lassen <strong>und</strong> die Gefahr bewusst<br />

<strong>und</strong> unbewusster Falschaussagen zu minimieren. Wurden trotzdem zweifelhafte<br />

Angaben gemacht, so wurden diese per se aus dem Datenbestand<br />

ausgeschlossen.<br />

7.1.2 Reliabilität <strong>der</strong> Messung<br />

Die in <strong>der</strong> Wissenschaft genannten Methoden zur Berechnung <strong>der</strong> Reliabilität<br />

können in dieser Arbeit nicht durchgeführt werden. Dies liegt sowohl an <strong>der</strong><br />

Methodik (Querschnittbefragung), <strong>der</strong> detaillierten Fragestellung als auch an <strong>der</strong><br />

zu geringen Anzahl <strong>der</strong> Befragten. Dennoch ist hier das höchstmögliche Maß an<br />

Reliabilität vorhanden, begründet in <strong>der</strong> geschichteten Stichprobe (mit<br />

anschließen<strong>der</strong> Zufallsauswahl). Damit ist, nach Möglichkeit, gewährleistet, dass<br />

57


ähnliche Ergebnisse erzielt werden könnten, würde die Befragung ein weiteres<br />

Mal durchgeführt.<br />

Bezüglich des Stichprobenumfangs wurde auf eine hinreichende Größe geachtet.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Studie wurde nach 10 verschiedenen Merkmalen befragt, welches<br />

zu einem größeren Spektrum befragter Personengruppen führt. Folglich zeigen die<br />

Auswertungen <strong>der</strong> demographischen Daten <strong>der</strong> Stichprobe eine relative<br />

Ausgeglichenheit bezüglich persönlicher Merkmale (vor allem Alter, Familienstand,<br />

Geschlecht).<br />

7.1.3 Validität <strong>der</strong> Messung<br />

Validitität soll durch die Auswahl <strong>der</strong> gemessenen Variablen sowie die<br />

<strong>Analyse</strong>methode gegeben werden. Es wurden die zulässige Höchstanzahl<br />

messbarer Variablen abgeprüft. Diese Höchstzahl wird vor allem durch die<br />

Antwortbereitschaft <strong>der</strong> Befragten begrenzt. Ersichtlich sind diese Bemühungen an<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Zahl <strong>der</strong> Fragen, die zur Überprüfung einer Hypothese<br />

herangezogen werden.<br />

Als <strong>Analyse</strong>methode wurde, neben deskriptiven Methoden <strong>und</strong> Maßzahlen, vor<br />

allem <strong>der</strong> in <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung gebräuchliche Ein-Stichproben Chi-<br />

Quadrat-Anpassungstest durchgeführt. Dabei wird von einer Gleichverteilung des<br />

betrachteten Merkmals ausgegangen. In diesem Fall sollte also die Anzahl <strong>der</strong><br />

Ergebnisse zu jeweils gleichen Teilen auf die jeweils einzelnen<br />

Merkmalsausprägungen entfallen. Ist die Gleichverteilung nicht gegeben <strong>und</strong> sind<br />

die Abweichungen statistisch signifikant, so kann die Alternativhypothese <strong>der</strong><br />

Gleichverteilung wie<strong>der</strong>legt werden. Damit gilt im Umkehrschluss die von <strong>der</strong><br />

Verfasserin formulierte Hypothese als angenommen. Die Wahrscheinlichkeit, die<br />

Alternativhypothese fälschlicherweise zu akzeptieren, wird als<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit bezeichnet. Diese wird als Standard mit 5 %<br />

angenommen. Je kleiner diese Irrtumswahrscheinlichkeit, auch Signifikanzniveau<br />

genannt, ist, desto gesicherter gilt das gef<strong>und</strong>ene Ergebnis. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wandte die Verfasserin, um eine valide Messung vorzunehmen, in <strong>der</strong><br />

Datenauswertung den genannten Standard des Signifikanzniveaus von 95 % an.<br />

In einem Fall wurde das Niveau auf 90 % gesenkt, dazu wird aber in <strong>der</strong><br />

Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse geson<strong>der</strong>t Stellung genommen.<br />

58


Neben dem Chi-Quadrat-Anpassungstest wurden verschiedene Korrelationen<br />

einzelner Variablen zueinan<strong>der</strong> berechnet. Mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten<br />

nach Bravais- Pearson als erklärende statistische Methode soll sowohl Stärke als<br />

auch Richtung <strong>der</strong> untersuchten Zusammenhänge abgeschätzt werden.<br />

7.2 Auswertung des Datenmaterials<br />

Das Datenmaterial wurde mit dem anerkannten Statistikprogramm SPSS 11.0<br />

(englische Version) bearbeitet. Bei <strong>der</strong> Eingabe <strong>der</strong> Daten wurde jeweils die<br />

Wertigkeit <strong>der</strong> Antwortmöglichkeiten umgekehrt, um ein optisch eindeutigeres<br />

Ergebnis zu erhalten. Das betrifft diejenigen Fragen, die mit <strong>der</strong> Bandbreite von<br />

„stimme voll zu“ o.ä. bis „stimme überhaupt nicht zu“ o.ä., also jeweils vier<br />

Ausprägungen, beantwortet werden konnten. Im Fragebogen war die positivste<br />

Ausprägung mit einer 1 versehen, um das Schulnotensystem zu suggerieren. In<br />

<strong>der</strong> Auswertung erhielt die positivste Ausprägung jedoch den Wert 4.<br />

Dargestellt <strong>und</strong> analysiert werden die Ergebnisse mehrheitlich mit einer<br />

Berechnung des Arithmetischen Mittels, also dem aus allen Angaben errechnete<br />

Mittelwert <strong>und</strong> weiterführend mit dem in Kapitel 7.1.3 (Validität <strong>der</strong> Messung,<br />

S. 57) beschriebenen Chi-Quadrat- Anpassungstest. Mehrfach verwandt wurde<br />

auch <strong>der</strong> Box-Plot, <strong>der</strong> zur graphischen Darstellung einzelner Zusammenhänge<br />

dient. In die Darstellung eingefügt sind die Bestandteile Median (dicke Linien über<br />

o<strong>der</strong> unter den Quadraten), erstes <strong>und</strong> drittes Quartil (Quadrate) <strong>und</strong> <strong>der</strong> jeweilige<br />

obere <strong>und</strong> untere Extremwert. Diese sind in den Graphiken sehr gut erkennbar<br />

<strong>und</strong> stellen wenige, vom Auswertungsprogramm vernachlässigte Ausreißerwerte<br />

dar.<br />

Weiterführende <strong>und</strong> einmal verwendete weitere <strong>Analyse</strong>methoden werden in den<br />

jeweiligen Kapiteln geson<strong>der</strong>t erklärt. Verwendete Graphiken sind ebenfalls in dem<br />

dazugehörigen Anhang enthalten.<br />

7.3 Überprüfung <strong>der</strong> Hypothesen<br />

Nach <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong>methoden soll in den folgenden Kapiteln die<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Hypothesen vorgenommen werden.<br />

59


7.<strong>3.</strong>1 Erster Hypothesenblock: Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis<br />

Aufgr<strong>und</strong> gleicher Thematik wird die Eisbrecherfrage ebenfalls bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong><br />

des ersten Hypothesenblocks behandelt.<br />

Eisbrecher-Frage 1: Was hältst Du von <strong>der</strong> Meinung, die Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen seien eher oberflächlich <strong>und</strong> politisch desinteressiert?<br />

Die Mehrheit, nämlich 75 % <strong>der</strong> Befragten unterstellt den übrigen Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen Oberflächlichkeit <strong>und</strong> politisches Desinteresse.<br />

Gesichert wird die Aussagefähigkeit dieses Ergebnisses mit einem<br />

Signifikanzniveau von 99 %, also einem sehr hohen Niveau. Offensichtlich trauen<br />

die jungen Erwachsenen <strong>der</strong> Gruppe aller Gleichaltrigen nur sehr wenig Potential<br />

bezüglich Intellektualität <strong>und</strong> politischer Motivation zu. Dies ist erstaunlich, da nach<br />

Meinung <strong>der</strong> Verfasserin eine Verurteilung <strong>der</strong> gleichen gesellschaftlichen Gruppe<br />

erst dann eintritt, wenn die Meinung sehr stark ausgeprägt ist. Entstanden ist<br />

diese Meinung, so vermutet die Verfasserin, durch permanent negative<br />

Berichterstattung in den Medien.<br />

Hypothese 1: Wenn vermehrt über eine Verschlechterung <strong>der</strong> globalen<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Lage berichtet wird, dann empfinden die<br />

Menschen in Deutschland dies als bedrohlich.<br />

Der Überprüfung <strong>der</strong> Hypothese dienen Angaben über die subjektiv empf<strong>und</strong>ene<br />

Komplexität des eigenen Lebens <strong>und</strong> die Größe <strong>der</strong> Zukunftsangst. Als Ergebnis<br />

bezüglich <strong>der</strong> Komplexität lässt sich feststellen, dass die jungen Erwachsenen<br />

einer zunehmenden Steigerung zustimmen, diese aber nicht überbewerten. Sie<br />

sind in diesem gesellschaftlichen Zustand aufgewachsen <strong>und</strong> können deshalb nur<br />

vermuten, dass ihre Eltern leichtere planerische Bedingungen hatten.<br />

(Frage 2: Bewertung <strong>der</strong> Aussage „Für meine Eltern war es leichter, ihr Leben zu<br />

planen. Heute ist alles komplizierter“)<br />

Was die eigene Zukunft betrifft, so ist klar ersichtlich, dass <strong>der</strong> große Anteil <strong>der</strong><br />

Befragten bei <strong>der</strong> gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation besorgt ist. Die<br />

Ausprägungen "stimme zu" o<strong>der</strong> "stimme voll zu" wählten 84,33 % aller Befragten.<br />

Hierbei wird die gesamte Zukunftsprognose exemplarisch an wirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen festgemacht. Wie in Kapitel 4.4 (Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

emotionalen Profils <strong>der</strong> Deutschen aus soziologischer Sicht, S. 32) beschrieben,<br />

60


definieren diese sehr stark die allgemeine Lebenssituation <strong>und</strong> das<br />

Werteverständnis <strong>der</strong> Menschen.<br />

(Frage 2: Bewertung <strong>der</strong> Aussage „Bei <strong>der</strong> gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage<br />

muss sich je<strong>der</strong> Sorgen um seine Zukunft machen“)<br />

Die ebenfalls in diese Hypothese integrierte Frage, wie intensiv sich die jungen<br />

Erwachsenen mit globalen politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Themen auseinan<strong>der</strong>setzen, beschäftigt sich damit, ob die Ängste <strong>und</strong> Sorgen <strong>der</strong><br />

Befragten auf objektiven Wissensständen beruhen o<strong>der</strong> eher das Resultat<br />

subjektiver Empfindungen darstellt. Als Ergebnis kann festgestellt werden, dass<br />

sich 72,76 % manchmal bis regelmäßig mit diesen Themen auseinan<strong>der</strong>setzt.<br />

Daraus ist zu deuten, dass eine gr<strong>und</strong>sätzliche Informationsbereitschaft <strong>und</strong><br />

Informationsbasis besteht, diese aber zusätzlich durch die oben genannten<br />

subjektiven Empfindungen verstärkt wird. Es ist offensichtlich eher die durch die<br />

allgemeine Stimmung individuell aufgenommene Meinung, als die umfassende<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einem bestimmten Thema.<br />

(Frage 4: „Wie intensiv beschäftigst Du Dich mit globalen politischen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Themen? z.B. Gefahr des Terrorismus o<strong>der</strong><br />

Krankheiten wie SARS?“)<br />

Die Auswertungen dieser drei beinhaltenden Fragen lassen durch ihre hohe<br />

Signifikanz die Annahme <strong>der</strong> Hypothese 1 zu.<br />

Hypothese 2: Je stärker diese Bedrohung empf<strong>und</strong>en wird, desto größer<br />

sind die Zukunftsängste des Einzelnen<br />

Die in Hypothese 1 behandelten Zukunftsängste des Einzelnen kommen auch hier<br />

zur Anwendung. Weiterführend wird die Frage behandelt, in welchem Ausmaß<br />

sich die jungen Erwachsenen Gedanken über einen möglichen Arbeitsplatzverlust<br />

<strong>und</strong> eine damit verb<strong>und</strong>ene Verschlechterung <strong>der</strong> eigenen Lebenssituation<br />

Gedanken machen. Auch hier ist eine klare Tendenz zu den Ausprägungen<br />

"manchmal" <strong>und</strong> "oft" zu verzeichnen. Zusätzlich belegt die durchgeführte<br />

Korrelationsanalyse einen mittelstarken Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />

abgefragten Zukunftsangst <strong>und</strong> Sorge um den eigenen Arbeitsplatz.<br />

(Frage 3: „Wie oft denkst Du daran, dass Du vielleicht Deinen Arbeitsplatz<br />

verlieren könntest o<strong>der</strong> schwerer einen Arbeitsplatz finden wirst?“)<br />

61


Durch die ebenfalls hohe Signifikanz <strong>der</strong> beiden Fragen kann auch diese<br />

Hypothese angenommen werden.<br />

Hypothese 3: Je größer die Ängste des Einzelnen sind, desto größer ist <strong>der</strong><br />

Wunsch nach Intimität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in das soziale<br />

Gefüge einer Gruppe<br />

Die Antwort auf diese Frage ist sehr eindeutig. 82,06 % <strong>der</strong> Befragten stimmen<br />

dieser Aussage zu, wobei 37,54 % in vollem Umfang zustimmen. Die<br />

Verteilungsform ist eindeutig unimodal rechtssteil, an <strong>der</strong> Aussagekraft dieser<br />

Antworten bleiben keine Zweifel.<br />

(Frage 2: „Je schwieriger die Lebenssituation wird, desto wichtiger wird<br />

eine enge Beziehung zu Familie o<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>en“)<br />

Abbildung 7: Die Lebenssituation <strong>und</strong> das Bedürfnis nach Intimität<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

8<br />

46<br />

trifft überhaupt nicht zu<br />

trifft eher nicht zu<br />

134<br />

trifft zu<br />

113<br />

trifft voll zu<br />

Die Hypothese 3 ist damit eindeutig angenommen.<br />

Der erste Hypothesenblock kann durch die Auswertung <strong>der</strong> beinhalteten<br />

Hypothesen insgesamt angenommen werden.<br />

62


7.<strong>3.</strong>2 Zweiter Hypothesenblock: Geän<strong>der</strong>te soziale Bedingungen<br />

Hypothese 1: Wenn die traditionellen sozialen Strukturen die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Menschen heute nicht mehr befriedigen können, dann bilden sie auf diese<br />

Bedürfnisse zugeschnittene neue Gruppen<br />

Wenn die Menschen augenblicklich verstärkt Intimität <strong>und</strong> einen festen Platz<br />

innerhalb einer bestimmten Gruppe wünschen, dann ist es interessant,<br />

herauszufinden, inwiefern die herkömmlichen sozialen Strukturen diese<br />

Bedürfnisse erfüllen. Zu diesem Zweck wurden die jungen Erwachsenen gefragt,<br />

an wen sie sich eher wenden, wenn sie Rückhalt <strong>und</strong> Bestätigung brauchen: an<br />

die Familie, die für die alten Strukturen stehen, o<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e, die neu entwickelte<br />

Gruppierungen darstellen sollen. Die Ergebnisse sind eindeutig, 65,64 % gaben<br />

an, sich bevorzugt an ihre Fre<strong>und</strong>e zu wenden.<br />

(Frage 5: „Wenn Du Dich gerne über Deine Ängste <strong>und</strong> Sorgen unterhalten<br />

möchtest, an wen würdest Du Dich im ersten Moment eher wenden?“)<br />

Eine weitere Frage an die Gruppe <strong>der</strong>er, die ihre Fre<strong>und</strong>e bevorzugen, sollte<br />

klären, warum sie sich nicht an ihre Familie bzw. Eltern wenden. Dabei stellte sich<br />

heraus, dass ähnlich viele Personen schlicht nicht genug gemeinsame Zeit mit<br />

ihren Familien verbringen o<strong>der</strong> angaben, ihre Familie verstehe die Probleme<br />

einfach nicht. Nur 36 Personen gaben an, keinen Wert darauf zu legen, dass die<br />

Eltern viel über sie wissen.<br />

(Frage 6: „Wenn Fre<strong>und</strong>e: warum besprichst Du Dich eher nicht mit Deinen<br />

Eltern?“)<br />

Abbildung 8: Mögliche Gründe für Kontaktverlust zur Familie<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

wir verbringen nicht viel Zeit miteinan<strong>der</strong>,keine Gelegenheit<br />

es ist mir nicht wichtig, dass sie viel über mich wissen<br />

sie verstehen oft meine Probleme nicht<br />

36<br />

0 25 50 75<br />

74<br />

81<br />

63


Auch die Vereine, Kirchen <strong>und</strong> sonstigen Organisationen können den Verlust<br />

herkömmlicher Strukturen nicht auffangen. 61,79 % <strong>der</strong> Befragten gaben an,<br />

keiner <strong>der</strong> genannten Gruppen anzugehören. Dies ist insofern erstaunlich, als<br />

dass Kirchenzugehörigkeit bisher als Normalfall galt. Hier kann keine qualitative<br />

Aussage darüber getroffen werden, ob die Befragten tatsächlich konfessionslos<br />

sind o<strong>der</strong> sie sich schlicht nicht als aktives Mitglied betrachten. Diese<br />

Unterscheidung ist aber hier unrelevant, da es nur zu klären galt, ob die jungen<br />

Erwachsenen Rückhalt in den Organisationen finden. Dies ist offensichtlich<br />

mehrheitlich nicht <strong>der</strong> Fall.<br />

(Frage 7: „Bist Du Mitglied in einer Organisation? Vereine, Kirche usw.?“)<br />

Mit diesen Ergebnissen gilt diese Hypothese als angenommen.<br />

Hypothese 2: Dieser Zustand ist inzwischen als Normalfall anzusehen<br />

In dieser Hypothese wird darüber hinaus angenommen, dass die Bildung neuer<br />

sozialer Gefüge kein Einzelfall ist. Vielmehr kann es als allgemeiner Zustand in<br />

dieser Gesellschaftsgruppe angenommen werden. Um dies zu überprüfen, wird<br />

zum einen <strong>der</strong> Bestandteil "mit Fre<strong>und</strong>en reden" <strong>der</strong> Frage 12 herangezogen <strong>und</strong><br />

zum an<strong>der</strong>en wird die Besuchstendenz bei den verschiedenen Konzepten<br />

untersucht.<br />

Enthalten im folgenden Hypothesenblock ist die Wichtigkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Aktivitäten in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie. Hier ist auch <strong>der</strong> oben genannte<br />

Bestandteil "mit Fre<strong>und</strong>en reden" zu finden. Vorweggenommen sei, dass die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> hierzu Befragten, nämlich 53,9 % angeben, dies am<br />

entspannendsten zu finden bzw. am liebsten tun.<br />

Zusätzlich wurde ein einfaktorieller Anova-Test durchgeführt. Dieser ist eine<br />

einfache Varianzanalyse <strong>und</strong> vergleicht die Mittelwerte, die eine unabhängige<br />

Variable in verschiedenen Gruppen aufweist. Der Test untersuchte den<br />

Zusammenhang zwischen denen, die lieber mit ihren Fre<strong>und</strong>en sprechen <strong>und</strong><br />

ihrem Besuchsverhalten bezüglich den beiden Gruppen Diskothek/ Club <strong>und</strong><br />

Trendbar/ Café/ Bistro. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass diejenigen,<br />

die mit ihren Fre<strong>und</strong>en sprechen möchten, bevorzugt die Kategorien Trendbar <strong>und</strong><br />

Café/ Bistro besuchen. Diesen beiden Konzepten wird durch die Verfasserin<br />

64


unterstellt, dass <strong>der</strong> Besuch nicht erfolgt, um das außergewöhnliche Erlebnis,<br />

son<strong>der</strong>n eher die alltägliche Entspannung zu finden.<br />

(Frage 13: „Wie oft besuchst Du Diskotheken o<strong>der</strong> Clubs?“;<br />

Frage 14: „Wie oft besuchst Du Trendbars o<strong>der</strong> Cafés/ Bistros?“)<br />

Eine Überprüfung dieser Hypothese erfolgt unter Einbeziehung zweier<br />

signifikanter Ergebnisse. Werden die Tatsachen, dass die Mehrheit lieber mit<br />

Fre<strong>und</strong>en redet <strong>und</strong> dies mehrfach wöchentlich am liebsten in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie erfolgt, logisch miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en, so kann die Hypothese<br />

als angenommen erklärt werden.<br />

Hypothese 3:Wenn die notwendige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Situation<br />

nicht mehr innerhalb eines Haushaltes erfolgen kann, so benötigen<br />

die Gruppierungen Treffpunkte außer Haus.<br />

Die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie kann nur dann wirtschaftlich von dieser<br />

gesellschaftlichen Umstrukturierung profitieren, wenn die befre<strong>und</strong>eten Personen<br />

als Kommunikationszentrum auch kommerziellen Konzepte nutzen. Das wäre<br />

nicht <strong>der</strong> Fall, würden sich die Gruppen Zuhause o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>en Orten treffen.<br />

Dies kann durch die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung allerdings im überwiegenden Teil<br />

ausgeschlossen werden, 56,7 % <strong>der</strong> Befragten gaben an, die Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie als bevorzugten <strong>und</strong> meist genutzten Treffpunkt zu nutzen.<br />

(Frage 8: „Wenn Du Dich mit Deinen Fre<strong>und</strong>en triffst, wohin geht Ihr dann<br />

meistens?“)<br />

Mit <strong>der</strong> Annahme dieser Hypothese 3 kann <strong>der</strong> gesamte zweite Hypothesenblock<br />

als angenommen erklärt werden.<br />

7.<strong>3.</strong>3 Dritter Hypothesenblock: Die Schonung <strong>der</strong> Kräfte<br />

Hypothese 1:Je mehr Stress <strong>der</strong> Einzelne im Alltag zu bewältigen hat, desto mehr<br />

ist er auf Regenerationspausen angewiesen<br />

Die Vermutung, dass die Menschen erhöhtem Stress <strong>und</strong> Zeitdruck ausgesetzt<br />

sind, bestätigt sich. 67,77 % <strong>der</strong> Befragten gaben an, diesem Problem stark bis<br />

sehr stark ausgesetzt zu sein. Daraus folgen unmittelbar zwingend<br />

Erholungspausen, die zur Regeneration <strong>der</strong> psychischen <strong>und</strong> physischen Kräfte<br />

benötigt werden.<br />

65


(Frage 9: Hast Du im Alltag oft das Gefühl, unter Stress o<strong>der</strong> Zeitdruck zu<br />

stehen?“)<br />

Diese Hypothese gilt daher als angenommen.<br />

Hypothese 2:Je weniger diese Pausen innerhalb eines Haushaltes erfolgen, desto<br />

mehr ist <strong>der</strong> Einzelne auf Erholung außerhalb angewiesen.<br />

Von insgesamt 301 befragten Personen gaben 56,81 % an, sich privat von den<br />

alltäglichen Belastungen erholen zu können. 43,19 % gaben an, sich außerhalb<br />

des Haushaltes erholen zu müssen. Interpretiert werden könnten die Ergebnisse<br />

so, dass diejenigen, die Zuhause entspannen, Aktivitäten wie beispielsweise<br />

fernsehen, schlafen, faulenzen o<strong>der</strong> lesen als Hauptfaktor betrachten. Die<br />

Verbleibenden, etwas weniger als die Hälfte aller Befragten, betrachten sportliche<br />

Aktivitäten, Unternehmungen mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auch damit verb<strong>und</strong>ene Besuche<br />

in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie als Entspannungsfaktoren.<br />

(Frage 10: „Hast Du unter normalen Umständen genug Zeit, um Dich Zuhause von<br />

diesem Stress zu erholen?“)<br />

Eine eindeutige Tendenz kann aus den Befragungsergebnissen allerdings nicht<br />

entnommen werden <strong>und</strong> deshalb gilt diese Hypothese als abgelehnt.<br />

Hypothese 3:Je mehr die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie die Entspannung<br />

unterstützt, desto mehr wird sie auch für die Regeneration genutzt.<br />

Obwohl die hinführende Hypothese abgelehnt werden musste, ist die<br />

Überprüfung, inwiefern die Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie die Entspannung<br />

unterstützen kann, sehr interessant. Von 299 verwertbaren Angaben verweisen<br />

171 Daten (57,19 %) darauf, dass die jungen Erwachsenen ganz gezielt in <strong>der</strong><br />

Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie entspannen. Dies stützt die Aussage in Hypothese<br />

2, dass hier unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Entspannung gewählt werden. Bei <strong>der</strong><br />

Frage, ob Entspannung zu Hause o<strong>der</strong> außerhalb stattfindet, machen die<br />

Befragten oben genannte Unterscheidungen. Werden sie aber direkt zur Trend<strong>und</strong><br />

Szenegastronomie befragt, sehen sie auch hier Entspannungsmöglichkeiten.<br />

(Frage 11: „Kommst Du hierher, um ganz gezielt zu entspannen?“)<br />

66


Zur weiteren <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> hier unterstellten Entspannungsform erweiterte die<br />

Verfasserin den behandelten Themenbereich um die Frage, wie sich die jungen<br />

Erwachsenen entspannen. Dabei wurden sechs Möglichkeiten aufgezählt, von<br />

denen drei Möglichkeiten <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Verfasserin entsprechen, weil sie<br />

tatsächliche Entspannung darstellen. Dazu gehören „mit Fre<strong>und</strong>en reden“,<br />

„bewusst schöne Musik hören“ <strong>und</strong> „in Ruhe über etwas nachdenken“. Die übrigen<br />

Punkte „tanzen“, „laute Musik hören“ <strong>und</strong> „Alkohol trinken“ stellen Aktivitäten dar,<br />

die keine För<strong>der</strong>ung sozialer Kontakte <strong>und</strong> Schonung <strong>der</strong> eigenen Kräfte sind. Das<br />

Ergebnis ist einerseits überraschend, an<strong>der</strong>erseits eindeutig. Die Befragten<br />

wählen mit überwiegen<strong>der</strong> Mehrheit diejenigen Faktoren, die hier als entspannend<br />

eingestuft wurden. Die Korrelations-<strong>Analyse</strong> mit dem Pearson-Korrelationseffizient<br />

beweist einen weiteren Zusammenhang: Die Befragten sehen einen mittelstarken<br />

Zusammenhang zwischen den Punkten „Alkohol trinken“ <strong>und</strong> „laute Musik hören“<br />

<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zwischen „bewusst schöne Musik hören“ <strong>und</strong> „tanzen“.<br />

Dies beweist, dass die Befragten den Faktor „tanzen“ sehr stark als<br />

Entspannungsmöglichkeit ansehen. Diese Meinung kann die Verfasserin aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> teilen.<br />

(Frage 12: Wenn ja: Wie entspannst Du am besten?“)<br />

Abbildung 9: Entspannungsfaktoren in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

(Box-Plot- Darstellung)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1 31 195 90<br />

195 268 186 238 77 258 85 33 256<br />

N = 170 170<br />

mit Fre<strong>und</strong>en reden<br />

tanzen<br />

bewusst schöne Musik<br />

170<br />

170<br />

170<br />

in Ruhe über etwas n<br />

laute Musik<br />

170<br />

Alkohol trinken<br />

67


Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine Tendenz, die nicht als extrem ausgeprägt<br />

gedeutet werden kann, wie dies bei den bisherigen Hypothesen <strong>der</strong> Fall war. Bei<br />

<strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Hypothese bewegt sich die Verfasserin deshalb an <strong>der</strong><br />

Signifikanzgrenze bei einem Signifikanzniveau von 90 %. Unter dieser Bedingung<br />

gilt die Hypothese als angenommen.<br />

7.<strong>3.</strong>4 Vierter Hypothesenblock: Umsetzung <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit in <strong>der</strong><br />

Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

Hypothese 1:Je mehr sich die Gastronomien in diesem Zusammenhang als<br />

gesellschaftliche Kommunikationszentren verstehen, desto mehr<br />

können sie die Bedürfnisse Ihrer Gäste befriedigen<br />

Als Indikator für die Gestaltung gesellschaftlicher Kommunikationszentren im<br />

Sinne kultureller Nachhaltigkeit wird die Orientierung zur Schaffung kleiner<br />

Lokalitäten bezeichnet. Begründet wird dies durch das gestiegene<br />

Sicherheitsbedürfnis <strong>und</strong> die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> neuen sozialen Gruppe.<br />

Hier werden Räume verlangt, die Intimität <strong>und</strong> Behaglichkeit vermitteln. In großen<br />

<strong>und</strong> offen gestalteten Konzepten kann eine solche Atmosphäre nicht geschaffen<br />

werden. Diese Meinung teilen 70,71 % <strong>der</strong> Befragten. Sie präferieren kleine<br />

Locations, die eine familiäre Atmosphäre innehaben. Haben sie eine solche<br />

gef<strong>und</strong>en, wird dies durch wie<strong>der</strong>holte Besuche belohnt, 52,34 % besuchen oft die<br />

gleichen gastronomischen Einrichtungen.<br />

(Frage 18: „Was die Gestaltung, Ausstattung <strong>und</strong> Einrichtung betrifft, wo fühlst Du<br />

Dich eher wohl?“; Frage 19: „Wie ist Dein Besuchsverhalten bei Diskothek,<br />

Trendbar, Club o<strong>der</strong> Café/ Bistro?“)<br />

In diese Tendenzen fügt sich die abgefragte Orientierung auf an<strong>der</strong>e Gäste ein.<br />

Wenn die Befragten ausgehen, dann ist es ihnen sehr wichtig, gemeinsam mit<br />

ihren Fre<strong>und</strong>en einen entspannten Abend zu verleben, die übrigen Gäste werden<br />

zwar hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> beobachtet, eine optische Anpassung des eigenen<br />

Erscheinungsbildes an die Masse wird aber im allgemeinen nicht erwogen. Die<br />

beiden Gegensätze „es ist mir egal, wer da ist“ <strong>und</strong> „ich beobachte gerne an<strong>der</strong>e<br />

Leute“ stehen symbolisch für die Ausprägungen <strong>der</strong> offenen <strong>und</strong><br />

entgegengesetzten intimen Gestaltung, wird aber durch diese Ergebnisse<br />

qualitativ bestätigt.<br />

68


(Frage 16: „Wenn Du ausgehst, wie sehr orientierst Du Dich an den übrigen<br />

Gästen?“)<br />

Mit diesen signifikanten Ergebnissen gilt diese Hypothese sowie <strong>der</strong> gesamte<br />

Hypothesenblock als angenommen.<br />

7.<strong>3.</strong>5 Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie<br />

Während <strong>der</strong> erfolgten Befragung wurden ebenfalls allgemeine Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Erwartungen <strong>der</strong> Gäste abgefragt, allerdings ohne diese Hypothesen beweisen zu<br />

wollen. Sie dienten <strong>der</strong> Informationsgewinnung.<br />

Besuchshäufigkeit<br />

Der größte Teil <strong>der</strong> Befragten besucht einmal bis mehrmals in <strong>der</strong> Woche die<br />

Konzepte Diskotheken <strong>und</strong> Clubs, ebenso bei Trendbars <strong>und</strong> Cafés/ Bistros.<br />

Allerdings ist hier <strong>der</strong> Anteil dieser Antworten deutlich höher. Dies erscheint<br />

durchaus logisch, da Diskotheken <strong>und</strong> Clubs reine Nachtkonzepte sind, die<br />

größeren Zeitaufwand mit sich bringen, während Trendbars <strong>und</strong> Cafés/ Bistros zu<br />

fast je<strong>der</strong> Tageszeit besucht werden können <strong>und</strong> zudem das eigene<br />

Erscheinungsbild keine große Rolle spielt.<br />

(Frage 13 <strong>und</strong> 14: „Besuchshäufigkeiten“)<br />

Abbildung 10: Besuchshäufigkeit in Diskothek <strong>und</strong> Club<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

63<br />

seltener<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

72<br />

118<br />

48<br />

einmal in <strong>der</strong> Woche<br />

einmal im Monat<br />

mehrmals in <strong>der</strong> Woche<br />

69


Abbildung 11: Besuchshäufigkeit in Trendbar <strong>und</strong> Café/ Bistro<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

29<br />

seltener<br />

52<br />

127<br />

einmal in <strong>der</strong> Woche<br />

einmal im Monat<br />

mehrmals in <strong>der</strong> Woche<br />

Bedürfnisgewichtung<br />

Die Befragten konnten 10 Variablen nach ihrer Wichtigkeit beurteilen. Das<br />

Ergebnis ist insofern erstaunlich, da verschiedenen Variablen eine größere<br />

Wichtigkeit unterstellt wurde. Über alle Konzepte hinweg haben die Punkte<br />

„Musik“, „Hygiene“, „guter Service“ <strong>und</strong> die „Zusammensetzung des Publikums“<br />

fast höchste Priorität. Als zweite Gruppe können die Variablen „Gestaltung/<br />

Einrichtung/ Ausstattung“, „niedrige Preise“, „Beleuchtung“ <strong>und</strong> ein „großes<br />

Getränkeangebot“ zusammengefasst werden. Ein „großes Speiseangebot“ <strong>und</strong> die<br />

„Möglichkeit zur Partnersuche“ scheinen hingegen eher unwichtig zu sein.<br />

(Frage 15: „Wenn Du ausgehst, wie wichtig ist Dir:“)<br />

93<br />

Zu zwei Ausprägungen möchte die Verfasserin weiterführende Erläuterungen<br />

abgeben:<br />

Niedrige Preise scheinen, entgegen <strong>der</strong> Erwartung, nicht sehr wichtig zu sein.<br />

Dieses Ergebnis kann aber durch eine direkte Nachfrage nicht vorbehaltlos<br />

bestätigt werden. Diese Ergebnisse zeigen eine ähnlich große Verteilung bei den<br />

Ausprägungen „trifft zu“ <strong>und</strong> „trifft eher nicht zu“, ist also nicht eindeutig. Erklärt<br />

werden kann es damit, dass die jungen Erwachsenen offensichtlich nicht eindeutig<br />

wissen, wie sie dazu Stellung nehmen sollen. In manchen Bereichen trifft dies zu,<br />

in an<strong>der</strong>en wie<strong>der</strong> nicht. Werden also folglich bei <strong>der</strong> Preisgestaltung nicht<br />

70


unzumutbar hohe Preise angesetzt, ist nicht mit einer negativen Reaktion zu<br />

rechen.<br />

(Frage 17: „Ich kann seltener ausgehen, weil seit <strong>der</strong> Einführung des Euros alles<br />

teurer wurde <strong>und</strong> ich deshalb bei <strong>der</strong> Freizeitgestaltung sparen muss?”)<br />

Abbildung 12: Preissensibilität <strong>der</strong> Gäste in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

40<br />

92<br />

0<br />

trifft überhaupt nicht zu<br />

trifft eher nicht zu<br />

112<br />

trifft zu<br />

57<br />

trifft voll zu<br />

Das zweite zu erklärende Ergebnis betrifft die Möglichkeit zur Partnersuche. Diese<br />

ist erstaunlich gering, was aber nicht zwingend damit zu tun haben muss, dass die<br />

Befragten unehrliche Antworten gegeben haben. Hier kam von den Befragten<br />

mehrfach zur Sprache, dass sie nicht erwarten, jemanden zu treffen, weil <strong>der</strong><br />

Erfahrungswert zeigt, dass diese Lokalitäten zur Partnersuche schlicht ungeeignet<br />

sind. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Befragten unter diesem Punkt die<br />

ernsthafte Suche nach einer langfristigen Partnerschaft verstehen. Kurzfristige<br />

Kontakte, die in <strong>der</strong> Gastronomie entstehen, wurden hier also nicht angegeben<br />

<strong>und</strong> können daher auch nicht analysiert werden.<br />

71


Abbildung 13: Bedürfnisgewichtung<br />

(absteigende Darstellung <strong>der</strong> Arithmetischen Mittel)<br />

Musik<br />

Hygiene<br />

guter Service<br />

Zusammensetzung des<br />

Gestaltung/ Ausstatt<br />

niedrige Preise<br />

Beleuchtung<br />

großes Getränkeangeb<br />

großes Speiseangebot<br />

Möglichkeit zur Part<br />

0,0<br />

1,0<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,0<br />

2,6<br />

arith. Mittel<br />

2,8<br />

Potentielle Veranstaltungserfolge<br />

Neben dem alltäglichen Betrieb in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist es für den<br />

Gastronomen sehr interessant zu wissen, welche beson<strong>der</strong>en Veranstaltungen<br />

von den Gästen erwünscht sind <strong>und</strong> somit eher einen Erfolg darstellen könnten.<br />

Hier standen sechs Möglichkeiten zur Auswahl. Die Veranstaltungen „Live-<br />

Konzert“, „Motto-Party“ <strong>und</strong> „Promotion-Aktion“ stellen eher die herkömmliche<br />

Veranstaltungskonzepte dar. Die restlichen Möglichkeiten „Events mit Funsport-<br />

Modulen“, „Vernissagen o<strong>der</strong> Kunsthappenings“ <strong>und</strong> „Lecture-Lounge“ stehen<br />

eher für neuartige Konzepte vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schonung intellektueller <strong>und</strong><br />

psychischer Kräfte, also kultureller Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse zeigen<br />

eindeutig, dass im Augenblick die konventionellen Veranstaltungsarten von den<br />

Gästen stärker gefor<strong>der</strong>t werden. Der Vorstellung, an den genannten neuen<br />

Konzepten teilzunehmen, können die Gäste bisher noch nicht viel abgewinnen.<br />

Auch eine genauere Betrachtung <strong>der</strong> einzelnen Konzepte <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie zeigt die gleiche Gewichtung. Die Verfasserin sieht diese<br />

Ablehnung aber nicht ausschließlich in <strong>der</strong> Thematik, son<strong>der</strong>n eher in <strong>der</strong><br />

vorherrschenden Unkenntnis begründet. Diese Veranstaltungen wurden noch<br />

nicht flächendeckend ausgeführt <strong>und</strong> die Gäste verfügen daher über keine<br />

Erfahrungen. Ein Versuch wäre nach Meinung <strong>der</strong> Verfasserin daher lohnenswert.<br />

2,9<br />

3,2<br />

3,1<br />

3,3<br />

3,0<br />

3,6<br />

3,5<br />

4,0<br />

72


(Frage 20: „Welche Veranstaltungen würdest Du gerne in einer Diskothek,<br />

Trendbar, Club o<strong>der</strong> Café/ Bistro besuchen?“)<br />

Abbildung 14: Potentielle Veranstaltungserfolge<br />

(absteigende Darstellung <strong>der</strong> Arithmetischen Mittel)<br />

Live-Konzerte<br />

Motto-Partys<br />

Promotion-Aktionen<br />

Events mit Funsport-<br />

Vernissagen o<strong>der</strong> Kun<br />

Lecture-Lounge<br />

1,0<br />

1,4<br />

1,6<br />

arith. Mittel<br />

1,7<br />

7.<strong>3.</strong>6 Erwartungen an Events<br />

Abschließend wurde überprüft, welche Tendenzen bezüglich <strong>der</strong> Events von<br />

Unternehmen aufgezeigt werden können. Die absolute Mehrheit <strong>der</strong> Befragten<br />

for<strong>der</strong>te hier eine Mischung aus Veranstaltungen, die Unterhaltungswert besitzen,<br />

um dabei dem Alltag entfliehen zu können <strong>und</strong> Veranstaltungen, die einen<br />

Erfahrungsgewinn darstellen. Eine eindeutige Gewichtung einer <strong>der</strong> beiden Arten<br />

liegt nicht vor. Somit wünschen sich die Gäste keine <strong>der</strong> beiden Möglichkeiten als<br />

alleiniges Konzept. Dieses Ergebnis zeigt aber deutlich, dass hier im Bereich<br />

<strong>der</strong>jenigen Aktionen, welche die intellektuellen o<strong>der</strong> psychischen Fähigkeiten des<br />

Gastes for<strong>der</strong>n, Aufholbedarf besteht. Auch hier ist wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verweis auf<br />

kulturelle Nachhaltigkeit angebracht.<br />

(Frage 21: „Wenn Du Dir aussuchen könntest, an welcher Promotion-Aktion Du<br />

teilnehmen kannst. Was würde Dich eher begeistern?“)<br />

1,8<br />

1,8<br />

1,8<br />

2,0<br />

73


Abbildung 15: Erwartungen an Events<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

A: eine Veranstaltung, die Dir die<br />

Möglichkeit gibt, selbst aktiv zu werden<br />

<strong>und</strong> einen Erfahrungsgewinn darstellt<br />

(Bsp: Diskussionen, Funsport-<br />

Module usw.)<br />

B: eine Veranstaltung, bei <strong>der</strong> das Promotion-<br />

Team Dich durch Aktionen unterhält (Bsp:<br />

Show-Elemente, Gewinnspiele usw.)<br />

A <strong>und</strong> B: beides, weil eine Mischung meine<br />

Wünsche am besten erfüllen kann<br />

Die Frage, welches Unternehmen bei den jungen Erwachsenen anschließend ein<br />

besseres Image haben, bestätigt <strong>der</strong> Ergebnisse bezüglich <strong>der</strong> gewünschten<br />

Aktion. Da die Gäste eine ausgewogene Mischung for<strong>der</strong>n, können sie sich auch<br />

bei <strong>der</strong> Bewertung des besseren Images auf keines <strong>der</strong> beiden veranstaltenden<br />

Unternehmen festlegen. Durch die aktuellen Präferenzen <strong>der</strong> Gäste ist jedoch ein<br />

stärkerer Imagezugewinn <strong>der</strong>jenigen Unternehmen feststellbar, <strong>der</strong>en Aktionen<br />

reinen Unterhaltungswert haben.<br />

(Frage 22: „Unabhängig davon, woran Du lieber teilnehmen würdest, von welchem<br />

veranstaltenden Unternehmen hättest Du den besseren Eindruck?“)<br />

Abbildung 16: Imagegewinn <strong>der</strong> Unternehmen<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

61<br />

111<br />

67<br />

A B A <strong>und</strong> B<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

175<br />

A B<br />

162<br />

A: Unternehmen A, weil es mich als Person e<br />

ernst nimmt <strong>und</strong> mir Dinge ermöglicht, die<br />

die ich sonst vielleicht nicht tun könnte<br />

B: Unternehmen B, weil ich dadurch eine<br />

lustige Party feiern <strong>und</strong> den Alltag für eine<br />

gewisse Zeit vergessen kann.<br />

74


7.<strong>3.</strong>7 Signifikante Ergebnisse <strong>der</strong> soziodemographischen Daten<br />

Das Alter, Geschlecht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Familienstand entsprechen den erwarteten<br />

Verhältnissen. Bezüglich des Bildungsstandes möchte die Verfasserin jedoch auf<br />

die vorab erarbeiteten Kenntnisse verweisen. In Kapitel 4.5.2.2 (Jugendliche,<br />

S.43) wurde erwähnt, dass durch die ständig steigen<strong>der</strong> Zahl hoher<br />

Bildungsabschlüsse den Druck auf den Einzelnen permanent erhöht <strong>und</strong> das<br />

angestrebte positive Lebensgefühl dauerhaft darunter leidet. Diese Annahme kann<br />

durch die Befragung bestätigt werden, denn 64,67 % <strong>der</strong> jungen Erwachsenen<br />

gaben an, die Hochschulreife <strong>und</strong> ein anschließendes Studium absolvieren zu<br />

wollen o<strong>der</strong> bereits absolviert zu haben. Graphisch dargestellt handelt es sich<br />

hierbei um eine unimodale, rechtssteile Verteilungsform, die auf eine klare<br />

Tendenz hinweist.<br />

Abbildung 17: Bildungsgrad<br />

(Darstellung <strong>der</strong> gewerteten Angaben)<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

8<br />

25<br />

68<br />

0<br />

Hauptschu<strong>lab</strong>schluss<br />

Ausbildung<br />

Realschu<strong>lab</strong>schluss<br />

92<br />

107<br />

abgeschlossenes Studium<br />

Hochschulreife<br />

7.4 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> empirischen Untersuchung<br />

Schlussfolgernd lassen sich die Ergebnisse wie folgt freier zusammenfassen:<br />

Generell bestätigt die <strong>Analyse</strong> die vorab erarbeiteten theoretischen Erkenntnisse:<br />

die Lebenssituation <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen hat sich erheblich<br />

verän<strong>der</strong>t, sie wird als negativer empf<strong>und</strong>en. Parallel erfolgt <strong>der</strong> Verlust bzw. eine<br />

75


Auflösung <strong>der</strong> herkömmlichen sozialen Bindungen, entstanden aus <strong>der</strong> Tendenz<br />

zu „vertraglichen Beziehungen“. 109 Diese einerseits gewünschten, an<strong>der</strong>erseits<br />

erschwerende Entwicklung führt dazu, dass die engen Fre<strong>und</strong>schaften zu einem<br />

wichtigen Bestandteil des Lebens werden. Gleichzeitig nimmt die Anstrengung des<br />

Alltages unumstritten stetig zu, die nötige Entspannung muss ihren Platz finden.<br />

Durch diese Verän<strong>der</strong>ungen findet ein umfassen<strong>der</strong> Wertewandel in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft statt, <strong>der</strong> geprägt ist von kultureller Nachhaltigkeit, wie sie in Kapitel<br />

4.2 (Abgrenzung, S.29) definiert wurde. Dieser Wertewandel definiert das neue<br />

Leitbild eines Menschen, <strong>der</strong> sich an wahren tieferen <strong>und</strong> sinnhaltigeren Werten<br />

orientiert. Er muss beruflich erfolgreich sein, welches große Mühen kostet.<br />

Deshalb versucht er an<strong>der</strong>erseits ausgleichend die einfachen Dinge im Leben zu<br />

genießen. Es erfolgt eine scheinbar selbstverständliche Kombination <strong>der</strong><br />

Höchstleistungen im Beruf mit <strong>der</strong> dazugehörigen Verlangsamung des privaten<br />

Lebens. Diese Kombination wird treffend als „Entschleunigung“ 110 bezeichnet.<br />

Alle Faktoren führen in unterschiedlicher Wertigkeit dazu, dass die Trend- <strong>und</strong><br />

Szenegastronomie hier wichtige Aufgaben übernimmt. Die kulturelle<br />

Nachhaltigkeit wird bereits heute von den Gästen gezielt nachgefragt, jedoch ohne<br />

genaue Kenntnis <strong>der</strong> Zusammenhänge. Auch diese vorab erarbeiteten Annahmen<br />

wurde durch die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung eindeutig nachgewiesen.<br />

Die Erlebnisnachfrage in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist nach wie vor<br />

vorhanden, dargestellt bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> potentiellen Veranstaltungskonzepte. Hier<br />

herrscht jedoch offensichtlich eine Trennung einerseits zwischen den alltäglichen<br />

Bedürfnissen nach Kommunikation <strong>und</strong> Intimität mit Fre<strong>und</strong>en. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite wird auch das spezielle, seltener nachgefragte beson<strong>der</strong>en Erlebnis<br />

gewünscht. Die beschriebene Entwicklung zu mehr Intimität führt also nicht dazu,<br />

dass die jungen Erwachsenen nicht auch gerne feiern, sich fallen lassen <strong>und</strong> den<br />

Alltag für eine gewisse Zeit vergessen möchten. Entscheidend ist jedoch die<br />

gesunkene Gewichtung <strong>und</strong> zeitliche Verteilung.<br />

109 vgl hierzu auch das Interview mit Herrn Prof. Dr. Buss (dem Anhang beigefügt)<br />

110 vgl. Hauser, Uli: Entschleunigung- Sehnsucht nach mehr Zeit, in: Stern vom 02.07.2003, online im Internet:<br />

http://www.stern.de/lifestyle/reise/index.html?id=509985 (Stand 2<strong>3.</strong>07.03)<br />

76


8. Bedeutung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

Als Schlussteil dieser Arbeit soll das folgende Kapitel denjenigen konkrete<br />

Anhaltspunkte liefern, welche die theoretisch erarbeiteten <strong>und</strong> praktisch<br />

erwiesenen neuen Strömungen in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie aufnehmen<br />

möchten.<br />

8.1 Chancen <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit<br />

Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> schlechten Konjunktur <strong>und</strong> den sinkenden<br />

Umsätzen in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie ist die Erfüllung <strong>der</strong> Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Gäste von großer Bedeutung. Diese Bedürfnisse sind spezieller qualitativer Art<br />

<strong>und</strong> gehen über die Erfüllung herkömmlicher Erwartungen wie Service <strong>und</strong><br />

Hygiene hinaus. Durch die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Sicherung kultureller Nachhaltigkeit<br />

besteht die Möglichkeit, Präferenzen bei den Gästen aufzubauen. Damit hat <strong>der</strong><br />

Gastronom folglich die Möglichkeit, sein Outlet aus <strong>der</strong> breiten Masse <strong>der</strong><br />

Lokalitäten herauszuheben. Er kann auch die Markenbildung för<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

ausbauen. Stammk<strong>und</strong>enbindung wäre nur eine <strong>der</strong> positiven möglichen Folgen.<br />

Zudem stellt die genannte Orientierung kaum tiefergehende fachspezifische<br />

Kenntnisse voraus. Hat <strong>der</strong> Betreiber die Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Zielgruppe in<br />

sein Denken <strong>und</strong> Handeln aufgenommen, so ergibt sich nach Meinung <strong>der</strong><br />

Verfasserin vieles aus diesem logischen Kontext.<br />

8.2 Grenzen <strong>der</strong> kulturellen Nachhaltigkeit<br />

Die durchgeführte Befragung ist eine Querschnittsbefragung, zeigt also nur den<br />

aktuellen Stand. Die zukünftigen möglichen Entwicklungen können hiermit nicht<br />

völlig sicher vorausgesagt werden, allein Tendenzen werden festgestellt.<br />

Der entscheidende Faktor, <strong>der</strong> den emotionalen Zustand <strong>der</strong> Menschen definiert,<br />

ist die Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Entwicklung kann ebenfalls nicht sicher prognostiziert<br />

werden. Ein allgemeiner stabiler wirtschaftlicher Aufschwung würde vermutlich zu<br />

einem geän<strong>der</strong>ten Werte- <strong>und</strong> Lebensverständnis <strong>der</strong> jungen Erwachsenen führen<br />

<strong>und</strong> sie von ihren Ängsten <strong>und</strong> Sorgen größtenteils befreien. In diesem Fall kann<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass die Orientierung von jetzt gefor<strong>der</strong>ter Intimität,<br />

77


Sicherheit <strong>und</strong> Behaglichkeit wie<strong>der</strong> zu ausgelassenem, extrovertiertem<br />

allgemeinen Verhalten führt.<br />

8.3 Handlungsempfehlungen<br />

In diesem abschließenden Kapitel sollen die gef<strong>und</strong>enen Erkenntnisse beispielhaft<br />

in konkrete Umsetzungsmöglichkeiten gewandelt werden. Diese sind<br />

selbstverständlich nicht zwingend zu wählen <strong>und</strong> können in diesem Sinne beliebig<br />

erweitert werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte die kulturelle, aber auch die umfassende Nachhaltigkeit nicht<br />

nur praktiziert, son<strong>der</strong>n vor allem auch entsprechend kommuniziert werden. Nur<br />

dadurch ist es möglich, den Gästen das hintergründige Konzept verständlich zu<br />

machen. Sind sie sich dessen bewusst, besteht die Möglichkeit <strong>der</strong> Bildung einer<br />

positiven Einstellung, auf die auch im folgenden näher eingegangen wird.<br />

Bei Gastronomie-Konzepten, die neu entwickelt werden, gibt es thematisch<br />

keinerlei Einschränkungen, das Außergewöhnliche ist nach wie vor sehr gefragt.<br />

Der Betreiber sollte neben <strong>der</strong> Umsetzung kurzfristiger Trends aber immer<br />

beachten, dass, wie bewiesen, hier eine langfristigere Entwicklung dahintersteht.<br />

Bemerkbar ist, dass <strong>der</strong> Wunsch nach Erlebnissen durch das Konzept<br />

offensichtlich abnimmt. Die Ausrichtung muss deshalb nicht mehr zwangsläufig<br />

starken Nervenkitzel forcieren, auch kleine Überraschungen reichen aus. Erklären<br />

lässt sich dies auch mit dem Bedürfnis nach Entspannung <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Wer sich darauf konzentrieren möchte, hat kein Interesse an dauerhaftem<br />

umfangreichem Unterhaltungsprogramm.<br />

Unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass verstärkt eine Atmosphäre von Intimität <strong>und</strong><br />

Behaglichkeit nachgefragt wird, ergeben sich auch beim Neu- o<strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong><br />

Outlets verschiedene neue Ansätze. Wie bewiesen wurde, treffen sehr große,<br />

offene <strong>und</strong> transparente Räume den Geschmack <strong>und</strong> die Wünsche <strong>der</strong> Gäste<br />

nicht. Daher schließen sie sich von vorneherein aus, auch insgesamt große<br />

Outlets sollten über viele verschiedene kleine Bereiche verfügen. Dies ist auch<br />

insofern interessant, als dass diese Bereiche auf ganz verschiedene Themen<br />

ausgerichtet werden können. Möglichkeiten hierzu: verschiedene Tanzbereiche,<br />

getrennt nach unterschiedlichen Musikrichtungen, Restaurant- <strong>und</strong> Cafébereich<br />

78


getrennt, verschiedene Cafés mit unterschiedlicher Gestaltung <strong>und</strong> verschiedenen<br />

Angeboten, kleine Trendbars, Außenbereiche usw.<br />

Beson<strong>der</strong>s anschaulich ist in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> immer beliebter<br />

werdende Typus „Lounge“, aktuell häufig mit orientalischer Ausrichtung. 111 Dieses<br />

noch neuartige Konzept, lädt, wie <strong>der</strong> Name schon sagt, zum Entspannen ein. Es<br />

handelt sich dabei um eine Mischform aus Club <strong>und</strong> Bar. Die Raumgröße ist eher<br />

klein <strong>und</strong> die Location ist gemütlich eingerichtet. Ein Betreiber, <strong>der</strong> ein neues<br />

Konzept o<strong>der</strong> den Bau eines Outlets plant, sollte die Möglichkeit einer Lounge in<br />

Erwägung ziehen. Die Verfasserin sieht hierbei großes zukünftiges Potential.<br />

Kreativität <strong>und</strong> Phantasie r<strong>und</strong>en die Konzepte bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>und</strong> Ausstattung<br />

ab. Die beschriebene Atmosphäre kann durch ganz unterschiedliche<br />

Möglichkeiten geschaffen werden. So ist die Nutzung neuester Technik,<br />

beispielsweise für Projektionen o<strong>der</strong> So<strong>und</strong>effekte, interessant. Auch die<br />

Schaffung neuer Erlebnisformen, z.B. durch Stimulans <strong>der</strong> Sinne, kann<br />

einbezogen werden.<br />

Auch bei den geson<strong>der</strong>ten Veranstaltungen können völlig neue Konzepte<br />

entwickelt werden. Erfolgversprechende Beispiele sind in Kapitel 7.2 (Potentielle<br />

Veranstaltungserfolge, S.73) gegeben. Diese Konzepte erwiesen sich in <strong>der</strong><br />

Durchführung als ausgesprochen beliebt <strong>und</strong> umsatzstark. Es gilt, im Sinne<br />

kultureller Nachhaltigkeit, Kreativität zu entwickeln <strong>und</strong> ein Gespür für kleinste<br />

Wünsche zu entwickeln.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlichen <strong>und</strong> bekannten Bedürfnissen bezüglich Service, Musik <strong>und</strong><br />

Hygiene müssen auch weiterhin große Beachtung geschenkt werden. Diese bilden<br />

die qualitativen Gr<strong>und</strong>bedürfnisse. Bei Nichterfüllung ist nicht zu erwarten, dass<br />

die jungen Erwachsenen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse auf höheren Ebenen<br />

bemerken. Die Enttäuschung <strong>der</strong> Gäste ist in diesem Fall so groß, dass ein<br />

erneuter Besuch nicht wahrscheinlich ist.<br />

Der Betreiber sollte zukünftig seine gastronomische Einrichtung nicht, wie bisher,<br />

als Ort des Amüsements, son<strong>der</strong>n als benötigtes Kommunikationszentrum<br />

111<br />

weiterführende Informationen durch aktuelle Berichterstattung: FIZZZ- Magazin für die Szenen-Gastronomie, Ausgabe<br />

9/2003, S. 22 ff<br />

79


ansehen. Dies trägt nicht nur zur Sicherung seiner Existenz <strong>und</strong> damit zur<br />

umfassende Nachhaltigkeit bei. Auch die kulturelle Nachhaltigkeit <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Gruppe <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen wird<br />

geför<strong>der</strong>t.<br />

8.4 Ansätze für die Konzeption zukünftiger Events<br />

Auch für Unternehmen ergeben sich aus den theoretischen Erörterungen <strong>und</strong> den<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> empirischen Untersuchung neue Ansätze. Schon bei <strong>der</strong><br />

Zielgruppenfindung gelten verän<strong>der</strong>te Kriterien: Die einzelnen Gruppierungen<br />

werden kleiner <strong>und</strong> es existieren weit mehr davon, als noch vor einiger Zeit.<br />

Zusätzlich sind Gruppengrenzen nicht eindeutig. Die Pluralisierung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft bewirkt eine Pluralisierung <strong>der</strong> Interessen <strong>und</strong> Wertehaltung des<br />

Einzelnen. Umgesetzt ergibt sich daraus, dass die jungen Erwachsenen<br />

verschiedene Haltungen <strong>und</strong> verschiedene Werte gleichzeitig annehmen können.<br />

Die Einstellung <strong>und</strong> Ansprüche des Einzelnen sind also eher objektbezogen als<br />

gewachsene Lebenseinstellung. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird die angesprochene<br />

gewachsene Identität <strong>der</strong> Unternehmen, verb<strong>und</strong>en mit authentischer<br />

Markenbildung, für die Zukunft immer wichtiger. Diese darf aber keinesfalls<br />

künstlich erscheinen. Konsumenten sind kritischer <strong>und</strong> erkennen, wenn die<br />

Aktionen eines Unternehmens nur auf kurzfristigen finanziellen Erfolg ausgelegt<br />

sind. 112 Es gilt, eine Atmosphäre zu schaffen, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Konsument<br />

wie<strong>der</strong>finden <strong>und</strong> ausdrücken kann.<br />

Die Aktionen in <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie müssen konform zu den<br />

vorherrschenden Trends <strong>der</strong> Outlets sein. Die erläuterten notwendigen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen dieser Outlets bewirken damit auch verän<strong>der</strong>te Aktionen. Trotz <strong>der</strong><br />

allgemeinen alltäglichen Ansprüche wünschen sich die Gäste bei Aktionen o<strong>der</strong><br />

Veranstaltungen den höchsten Erlebnisgrad.<br />

Abschließend lässt sich feststellen, dass es lohnend scheint, neue Konzepte für<br />

Events zu entwickeln. Der Wunsch danach ist zweifellos gegeben. Der Konsument<br />

erwartet mehr, als reine Unterhaltung. Er wünscht sich Erlebnisse, Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> einen qualitativen Nutzen, <strong>der</strong> eine direkte Kommunikation zwischen dem<br />

personifizierten Unternehmen <strong>und</strong> sich selbst herstellt.<br />

112 vgl. dazu auch die Reaktanz in Kapitel <strong>3.</strong>2.1 (Aktivierende Prozesse, S.15)<br />

80


Literaturverzeichnis<br />

Bücher:<br />

Berekoven, Eckert, Ellenrie<strong>der</strong>: Marktforschung- Methodische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

praktische Anwendungen, Wiesbaden 2001, 9. Auflage<br />

Bieker, Thomas; Billharz, Michael; Gmin<strong>der</strong>, Carl Ulrich (Hrsg.): Die soziale<br />

Dimension unternehmerischer Nachhaltigkeit, IWÖ- Diskussionsbeitrag<br />

Nr. 102, Institut für Wirtschaft <strong>und</strong> Ökologie, St. Gallen 2002<br />

Bortz, Jürgen: Lehrbuch <strong>der</strong> Statistik für Sozialwissenschaftler, Berlin 1985,<br />

2. vollst. überarb. <strong>und</strong> erw. Auflage<br />

Buss, Eugen: Das emotionale Profil <strong>der</strong> Deutschen, Frankfurt a.M. 1999<br />

Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung- Gr<strong>und</strong>lagen, Methoden,<br />

Anwendungen, Reinbek bei Hamburg 2002, 9. Auflage<br />

Deutsche Shell (Hrsg.): 14. Shell Jugendstudie, Frankfurt a.M. 2002, 4. Auflage<br />

Dröge, Franz; Krämer-Bandoni, Thomas: Die Kneipe- Zur Soziologie einer<br />

Kulturform, Frankfurt a.M. 1987, 1. Auflage<br />

Friedrichs, Jürgen: Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1990,<br />

14. Auflage<br />

Gadenne, Volker: Bewusstsein, Kognition <strong>und</strong> Gehirn- Einführung in die<br />

Psychologie des Bewusstseins, Bern 1996, 1. Auflage<br />

Grunert, Klaus G.: Kognitive Strukturen in <strong>der</strong> Konsumforschung- Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Erprobung eines Verfahrens zur offenen Erhebung assoziativer<br />

Netzwerke, Heidelberg 1990, 1. Auflage<br />

Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft- Der Br<strong>und</strong>tland –Bericht <strong>der</strong><br />

Weltkommission für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung, Greren 1987<br />

Hammann, P.; Erichson, B.: Marktforschung, Stuttgart 2000, 4. überarb. <strong>und</strong> erw.<br />

Auflage<br />

Heinick, Hansjürgen: Die Eroberung neuer Zielgruppen: Verbrauchertrends,<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Verhaltensmuster, Foliensatz zum Vortrag Brainpool 2003,<br />

Hamburg 2003<br />

Hitzler, Ronald; Bucher, Thomas; Nie<strong>der</strong>bacher, Arne: Leben in Szenen- Formen<br />

jugendlicher Vergemeinschaftungen heute, Opladen 2001,<br />

Huth, Rupert, Pflaum, Dieter: Einführung in die Werbelehre, Stuttgart 1996,<br />

6. überarb. <strong>und</strong> erw. Auflage<br />

81


Inglehart, Ronald: Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> Postmo<strong>der</strong>nisierung- Kultureller,<br />

wirtschaftlicher <strong>und</strong> politischer Wandel in 43 Gesellschaften;<br />

Frankfurt a.M. 1998<br />

Klages, Helmut: Traditionsbruch als Herausfor<strong>der</strong>ung- Perspektiven <strong>der</strong><br />

Wertewandelgesellschaft, Frankfurt/ Main 1993, 1. Auflage<br />

Klages, Helmut: Wertedynamik- Über die Wandelbarkeit des<br />

Selbstverständlichen, Zürich 1988, 1. Auflage<br />

Kroeber-Riel, W.: Konsumentenverhalten, München 1992, 5. überarb. <strong>und</strong><br />

ergänzte Auflage<br />

Kuß, A; Tomczak, T: Käuferverhalten- eine marketingorientierte Einführung,<br />

Stuttgart 2000; 2., völlig überarb. Auflage<br />

Maus, Michael: Erlebnisse erfolgreich vermarkten- Das Management Fachbuch<br />

für die Unterhaltungsgastronomie, Mannheim 1990, 2. überarb. <strong>und</strong> erw.<br />

Auflage<br />

Meffert, H., Bruhn, M.: Dienstleistungsmarketing, Wiesbaden 1995<br />

Neuner, Michael; Reisch, Lucia A.: Konsumperspektiven- Verhaltensaspekte <strong>und</strong><br />

Infrastruktur, Berlin 1998, 1.Ausgabe<br />

o.V.: Publikation <strong>der</strong> Firma Workx & Art Eventmarketing GmbH: Charakteristik,<br />

Auswahl <strong>und</strong> Kontrolle von Outlets <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie,<br />

Pa<strong>der</strong>born April 2003<br />

o.V.: Publikation <strong>der</strong> Firma Workx & Art Eventmarketing GmbH: Ist-<strong>Analyse</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Trend- <strong>und</strong> Szenegastronomie, Pa<strong>der</strong>born April 2003<br />

o.V.: Publikation <strong>der</strong> Firma Workx & Art Eventmarketing GmbH: Lokalisierung<br />

<strong>und</strong> Qualitätsstufen <strong>der</strong> Trend- <strong>und</strong> Szeneoutlets, Pa<strong>der</strong>born Juni 2003<br />

o.V.: Publikation <strong>der</strong> Firma Workx & Art Eventmarketing GmbH: trendworkx<br />

Trend<strong>lab</strong>or, Pa<strong>der</strong>born April 2003<br />

o.V.: Freizeit-Monitor 2002, BAT-Freizeit-Forschungsinstitut, Hamburg 2002<br />

o.V.: Veltins- Gastronomiestudie 2001, Meschede-Grevenstein 2001<br />

Raab, Gerhard, Unger, Fritz: Marktpsychologie- Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Anwendung,<br />

Wiesbaden 2001, 1. Auflage<br />

Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft- Kultursoziologie <strong>der</strong> Gegenwart,<br />

Frankfurt a.M. 1997, 7. Auflage Studienausgabe<br />

Trommsdorff, Volker: Konsumentenforschung, Stuttgart 1998, <strong>3.</strong>, überarb. <strong>und</strong><br />

erw. Auflage<br />

82


Fachzeitschriften:<br />

Becker, B.: Bericht über den Brainpool 2003; in: FIZZZ Magazin für die Szenen-<br />

Gastronomie, Ausgabe 7/2003, S.41<br />

Deininger, Olaf: Erfolgsdesign- Das Ambiente als Marketing- Instrument, in:<br />

FIZZZ Magazin für die Szenen- Gastronomie, Ausgabe 6/2002, S.29-30<br />

Dierks, Anneli: Die Pleitewelle rollt: Wer schafft den Sprung in die Zukunft?, in:<br />

FIZZZ- Magazin für die Szenen Gastronomie, Ausgabe 5/2003, Seite 20- 23<br />

Schäfer, Andreas: Der Brückenschlag zwischen Stakehol<strong>der</strong> <strong>und</strong> Sharehol<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Nachhaltigkeit <strong>und</strong> <strong>Eventkultur</strong>- Interview mit Herrn<br />

Prof. Dr. Eugen H. Buss, in: EventPartner 12/2002<br />

Haberl, Tobias: Peace is Pop, in: Der Spiegel, Ausgabe Nr. 14/31.0<strong>3.</strong>2003<br />

o.V.: Du siehst nicht gut genug aus, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung,<br />

14.07.2003<br />

Internet:<br />

Fokus- <strong>Analyse</strong>: Der Markt für Essen <strong>und</strong> Genießen-Getränke <strong>und</strong> Foodtrends,<br />

1.Auflage , Dezember 2002, Seite 6; online im Internet:<br />

http://www.medialine.de/marktanalysen (Stand 02.05.2003)<br />

DEHOGA- Konjunkturbericht 4. Quartal 2002; online im Internet:<br />

http://www.dehoga.de (Stand 07.05.2003)<br />

Definition Kognitive Prozesse, online im Internet:<br />

http://www.medpsych.unifreiburg.de/OL/glossar/body_kognitive_prozesse.html<br />

(Stand 29.04.03)<br />

GfK Panel Service Consumer Research GmbH: Consumer Index Mai 2003;<br />

online im Internet: http://www.gfk.de/produkte/eigene_pdf/CI052003neu.pdf<br />

(Stand 0<strong>3.</strong>07.03)<br />

http://www.uni-augsburg.de (Stand 15.05.2003)<br />

http://www.kogag.de/news/eventmarketing 2001 (Stand 14.05.2003)<br />

Hauser, Uli: Sehnsucht nach mehr Zeit, in: Stern vom 02.07.03, online im<br />

Internet:http://www.stern.de/lifestyle/reise/index.html?id=509985<br />

(Stand 2<strong>3.</strong>07.2003)<br />

Lucas, Rainer, Matys, Thomas: Thesen zum Forschungsansatz “<strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong><br />

Nachhaltigkeit”, online im Internet: http://www.eventkultur.net<br />

(Stand 30.06.03)<br />

83


Meffert, H.: Auswirkungen des 11. September auf das Käuferverhalten, online im<br />

Internet: www.marketing-centrum.de/iasedv/lehre_mcm/download_files/<br />

Fallstudie%2011.%20September.pdf<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Mikrozensus 2002, online im Internet:<br />

http://www.destatis.de (Stand 27.06.2003)<br />

84

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!