23.10.2012 Aufrufe

medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Medtropole | Ausgabe 22 | Juli 2010<br />

Akutmaßnahmen<br />

beim Schädel-Hirntrauma<br />

Dr. Marcus Lücke, Prof. Dr. Uwe Kehler<br />

Das Schädel-Hirntrauma (SHT) ist definiert als durch äußere Gewalteinwirkung bewirkte Schädigung des<br />

Gehirns, die mit einer mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> schweren Verletzung des Schädels und <strong>der</strong> Kopfweichteile einhergehen<br />

kann. Als offenes SHT bezeichnet man dabei eine mit einer Verletzung des Schädels und <strong>der</strong> Weichteile einher -<br />

gehende Duraverletzung. Unter <strong>der</strong> primären Hirnschädigung sind die Verletzungen zum Zeitpunkt des Traumas<br />

zu verstehen, die durch eine Abfolge sekundärer Hirnschäden zu einer weiteren Verschlechterung des Verlaufs und<br />

des En<strong>der</strong>gebnisses führen können. Die sekundären Hirnschäden sind therapeutischer Ansatzpunkt.<br />

Knapp 250.000 Schädel-Hirntraumata werden<br />

in Deutschland pro Jahr registriert.<br />

Davon sind etwa fünf Prozent als schwer<br />

einzuschätzen.<br />

Präklinische Versorgung<br />

Das Schädel-Hirntrauma lässt sich in drei<br />

Grade einteilen (I: leicht, II: mittelschwer,<br />

III: schwer). Die 1953 publizierte Einteilung<br />

von Tönnis beruht auf <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong><br />

Bewusstseinsmin<strong>der</strong>ung und ist nur retrospektiv<br />

anwendbar. International üblicher<br />

ist die im Wesentlichen am Bewusstseinsgrad<br />

nach <strong>der</strong> Glascow Coma Scale (GCS,<br />

Tab. 1) orientierte Einteilung. [1]<br />

Wesentlich <strong>für</strong> die Erstbeurteilung und<br />

Versorgung sind:<br />

1. genaue Beurteilung <strong>der</strong> Bewusstseinslage<br />

nach <strong>der</strong> GCS, dabei insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch die Dokumentation des exakten<br />

zeitlichen Verlaufs;<br />

822<br />

2. Bestimmung des neurologischen Status<br />

am Unfallort, dabei mindestens die<br />

konsequente Untersuchung auf fokale<br />

motorische und sensible Defizite <strong>der</strong><br />

Pupillenweite, <strong>der</strong> Lichtreaktion, beim<br />

komatösen Patienten zudem des Cornealreflexes<br />

und die Überprüfung<br />

pathologischer Reflexe;<br />

3. genaue Erhebung und Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Vitalparameter, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Sauerstoffsättigung und des Blutdrucks;<br />

4. an<strong>der</strong>e Verletzungen und Begleit -<br />

umstände wie Intoxikation und<br />

Unterkühlung.<br />

Mit eindeutiger Evidenz sollte <strong>der</strong> Patient<br />

bei einer GCS unter 9 zum Transport intubiert<br />

werden, da die Aufrechterhaltung<br />

einer suffizienten Oxygenierung und Aspirationsschutz<br />

wichtiger sind als die exakte<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Bewusstseinslage bei Eintreffen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Klinik</strong>. [2] Dabei sollten jedoch<br />

in jedem Fall die Bewusstseinslage nach<br />

<strong>der</strong> GCS und <strong>der</strong> neurologische Status zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Intubation erhoben und<br />

dokumentiert werden, um in <strong>der</strong> <strong>Klinik</strong><br />

eine Prioritätenhierarchie <strong>für</strong> Diagnostik<br />

und Erstmaßnahmen sowie eine Prognoseeinschätzung<br />

zu ermöglichen.<br />

Für die medikamentöse Therapie am<br />

Unfallort zur Hirnprotektion besteht keine<br />

evidenzbasierte Empfehlung, mit <strong>der</strong> Ausnahme,<br />

dass Glukokortikoide aufgrund<br />

eines statistisch schlechteren Ergebnisses<br />

nicht appliziert werden sollten. Die Gabe<br />

von Mannitol zur kurzfristigen Hirndrucksenkung<br />

kann bei schlechtem Status<br />

(Pupillenerweiterung, tiefes Koma) sinnvoll<br />

sein. [3]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!