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Mai - Euroregion Elbe/Labe

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im Aufsichtsrat hat, tut da offensichtlich nichts dazu. "Die Arbeiter arbeiten zwar in den<br />

staatlichen Wäldern, sind aber Angestellte einer anderen Firma. Die für ihre<br />

Arbeitsbedingungen voll verantwortlich ist", heißt es in einer Stellungnahme der Lesy CR.<br />

Andere Firmen, die allerdings Aufträge der Lesy CR erfüllen. Aber auch dafür hat die<br />

Staatsfirma eine Antwort: "Falls der Vertragspartner seine Verpflichtungen gegenüber Lesy<br />

CR ordentlich erfüllt, kann Lesy CR die Zusammenarbeit nicht beenden."<br />

So einfach wollen Matej Jira und Stepanka Mikova es dem Staat nicht machen. Sie haben<br />

sich damit abgefunden, sich durch sämtliche Instanzen kämpfen zu müssen. Bis sie dann<br />

endlich vor dem Europäischen Gerichtshof in Straßburg klagen können. "Würde der zu dem<br />

Schluss kommen, dass Opfer von Menschenhandel in Tschechien nicht genug geschützt<br />

werden, dann wäre das eine internationale Schande für unseren Staat. Und ich verstehe<br />

nicht, wie der Staat so dumm sein kann, sich nicht vor solch einer Schande zu schützen", sagt<br />

Stepanka Miková.<br />

Eine Schande, die wächst. Gerade jetzt, wo die Saison wieder beginnt, werben die<br />

Hintermänner von "Affumicata", die sich inzwischen "CE Woods" oder "Wood Servis" nennt,<br />

Waldarbeiter in Rumänien an. "Aber nicht in meiner Stadt, hier habe ich dafür gesorgt, dass<br />

jeder weiß, was für Praktiken da abgehen", sagt George.<br />

Nur Strafen geregelt<br />

Seit sechs Jahren reist der 24-Jährige als Hilfsarbeiter durch die Welt. Als George den Vertrag<br />

sieht, der ihm erst nach mehrmaligem Drängen in seiner Sprache vorgelegt wird, hatte er<br />

schon zwei Wochen lang im tiefsten Böhmerwald Bäume gepflanzt. "In dem Vertrag wurden<br />

nur Vertragsstrafen geregelt. Von Lohn und Verpflegung war keine Rede", erzählt er.<br />

Zusammen mit seinen 22 Kollegen, die wie er auf eine Zeitungsannonce hin aus Rumänien<br />

nach Tschechien gekommen waren, weigert er sich, den Vertrag zu unterschreiben.<br />

Am nächsten Tag sind die beiden "Affumicata" Vertreter spurlos verschwunden. Ohne die<br />

Zeche fürs Wohnheim zu bezahlen. "Die ließen uns einfach im Wald. Ohne Geld, ohne<br />

Essen", zürnt George, der mit seinen Kollegen das Wohnheim von der einen auf die andere<br />

Minute verlassen muss.<br />

Drei Tage lang dauert die 200-Kilometer-Odyssee der Rumänen nach Prag. Im<br />

südböhmischen Tabor werden sie in einer großangelegten Polizeiaktion auf dem Bahnhof<br />

festgehalten. "Die dachten, wir seien illegale Einwanderer", sagt EU-Bürger George. Und gibt<br />

zu: "Da hatte ich Angst. Ich war in einem fremden Land, tagelang unterwegs, ungewaschen,<br />

hungrig und müde. Und dann kommen Polizisten mit Hunden und behandeln mich wie einen<br />

Verbrecher. Ohne zu sagen, was ich verbrochen haben soll", erinnert er sich."<br />

Inzwischen ist George wieder in Rumänien und packt gerade seine Koffer. In zwei Wochen<br />

gehts nach England auf den Bau. Nach Tschechien will George trotz seiner Erfahrungen gerne<br />

wiederkommen: "Aber nur als Tourist."

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