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Mai - Euroregion Elbe/Labe

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GEISING/HERMSDORF<br />

Proteste gegen Windräder im Kammgebiet<br />

Von Steffen Neumann, SZ-Korrespondent, Usti n. <strong>Labe</strong>m<br />

Aktivisten befürchten, dass in den kommenden Jahren an<br />

der Grenze bis zu 200 neue Anlagen entstehen.<br />

Als Vaclav Paulus vor drei Jahren mit seiner Familie endlich<br />

die Genossenschaftswohnung in Fojtovice (Voitsdorf)<br />

beziehen konnte, schien ein Traum in Erfüllung zu gehen. „Ich hatte mich immer nach Natur<br />

und Ruhe gesehnt“, sagt der 58-Jährige. Zumal die Bergluft seiner asthmageplagten Tochter<br />

Gabriela gut tut. Kaum aber war die Wohnung vorgerichtet, war es mit der Ruhe vorbei. Im<br />

Herbst wurden Paulus in nur wenigen Hundert Metern Entfernung zwei große Windräder vor<br />

den Balkon gestellt. Er ist nicht der Einzige, der überrascht wurde. Die Windräder wurden<br />

von der Stadt Krupka (Graupen) genehmigt. Von der Stadt aus sind die Mühlen nicht zu<br />

sehen. Für die sächsischen Nachbarn dafür umso mehr. Doch gefragt wurden sie nicht. Das<br />

kritisierte der Europaabgeordnete Peter Jahr (CDU). Unterstützt von der Bürgerinitiative<br />

„Gegenwind“, reklamierte er den Vorfall direkt beim EU-Umweltkommissar Janez Potocnik.<br />

Ende April schrieb der Slowene zurück, dass das Vorhaben nach einer Umweltprüfung<br />

genehmigt sei.<br />

Nun will Jahr gemeinsam mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig erreichen,<br />

dass in Zukunft bei ähnlichen Vorhaben eine grenzüberschreitende Beteiligung zwingend<br />

vorgeschrieben wird. Das Erzgebirge mit seinen guten Windverhältnissen gilt als bevorzugter<br />

Standort. Auf böhmischer Seite stehen 54 Anlagen. Diese Zahl kann sich in den kommenden<br />

Jahren verfünffachen, denn für fast 200 Windräder läuft eine<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung.<br />

Sachsen wird oft übergangen<br />

Doch in nur zwei Fällen sind benachbarte sächsische Kommunen in das Verfahren<br />

einbezogen. So in Moldava, wo mit 25 Anlagen der bislang größte Windpark des Erzgebirges<br />

entstehen soll. Allerdings sind die Bergwiesen in direkter Nachbarschaft zu Neuhermsdorf<br />

und Holzhau als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Ein Windpark in diesen Dimensionen hätte nicht nur Folgen für geschützte Tierarten. „Das<br />

hat auch Auswirkungen auf den Tourismus, der in unserer Region die Haupteinnahmequelle<br />

darstellt“, befürchtet Michael Eilenberger von der Bürgerinitiative „Gegenwind“. Inzwischen<br />

hat der Protest die tschechische Seite erreicht. Für Sonntag haben Osterzgebirgler beider<br />

Seiten zu einem Protestmarsch geladen. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: Er soll den<br />

neuen Regionalplan des Bezirks Usti unterstützen, der noch dieses Jahr den Bau von<br />

Windrädern direkt an der Grenze und in geschützten Gebieten verbieten will.<br />

Demgegenüber versuchen Gemeinden wie Moldava, einen Korridor zu schlagen, der von<br />

dem Verbot ausgenommen wird.<br />

Der zunehmende Protest wird inzwischen auch in Prag wahrgenommen. Wie das sächsische<br />

Umweltministerium bestätigt, steht das Thema Windräder heute beim<br />

Umweltministertreffen auf der Tagesordnung. Für Menschen wie Vaclav Paulus sind das<br />

ermutigende Signale und ein Grund, am Sonntag bei dem Marsch dabei zu sein.

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