Mai - Euroregion Elbe/Labe
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Die große Reise der kleinen Lachse<br />
Von Matthias Nicko<br />
10 000 Brütlinge wurden in die Polenz gesetzt. Nach einer<br />
langen Atlantik-Wanderung kehren sie ab 2014 zurück.<br />
Dienstag, 10. <strong>Mai</strong> 2011<br />
(Sächsische Zeitung)<br />
Anfangs silbern, begibt sich der Lachs auf seine Reise zum<br />
Nordmeer. Vor Island, Grönland und Alaska schlagen sich die<br />
Tiere die Bäuche voll. Bis zur Rückkehr in die Heimat ändert<br />
sich die Farbe der Fische: Vor allem Männchen bekommen<br />
starke rote Punkte – das „Hochzeitskleid“. Archivfoto: SZ Fotogalerien Der Weg der Lachse<br />
Der Landwirtschaftsminister hat die Wathose angelegt. Mit dem Eimer in der Hand steigt<br />
Frank Kupfer (CDU) bei Hohnstein in die Polenz und entlässt 10 000 Brütlinge in ihre<br />
Kinderstube. In ein bis zwei Jahren werden die Tiere abwandern und eine große Reise<br />
beginnen.<br />
Der Freistaat wünscht sich für die Sächsische Schweiz eine Lachspopulation, die sich<br />
eigenständig fortpflanzt und erhält. Dazu kauft er in Schweden Jahr für Jahr 400 000 Eier. Die<br />
Jungfische für Polenz, Sebnitz, Lachsbach oder auch die Wesenitz wurden im Zuchtbetrieb<br />
von Hans und Gunther Ermisch in Langburkersdorf ausgebrütet. 50 000 Euro lässt sich das<br />
Land sein Förderprogramm jährlich kosten.<br />
Davon fließt ein Teil nach Langburkersdorf. Hier waren die Eier im November befruchtet<br />
worden. Schon im März schlüpften bei Ermischs 350 000 Tiere. Momentan sind diese zwar<br />
noch winzig wie halbe Streichhölzer. Aber das ändert sich bald. Nicht ohne Stolz erklärt<br />
Gunther Ermisch: „Wir päppeln die Brütlinge zu schwimm- und fressfähigen Tieren hoch.“<br />
Diese würden im Jugendstadium bis zu zwölf Zentimeter lang.<br />
Die Langburkersdorfer züchten in ihren 43 Teichen 30 Fischarten. Aber der 40-jährige<br />
Ermisch lässt keinen Zweifel daran: „Der Lachs ist der König.“ Einer, der zum großen Fressen<br />
bis zu 3 000 Kilometer weit schwimmt, es mit Hecht und Kormoran aufnimmt. Oder es<br />
zumindest versucht.<br />
Die Reise führt von der Sächsischen Schweiz über <strong>Elbe</strong> und Nordsee bis in den Atlantik. Vor<br />
Island und Grönland reifen die Tiere bis zu 80 Zentimetern Länge. Sind sie anfangs noch<br />
silbern, so legen im salzigen Nordmeer gerade die Männchen ein rot gepunktetes<br />
„Hochzeitskleid“ an, wie es Gunther Ermisch nennt.<br />
Danach nimmt das eigentliche Wunder seinen Lauf: Über die <strong>Elbe</strong> kehren rund 100 Tiere<br />
zurück in ihre Heimatgewässer zwischen Pirna und Sebnitz. Mal sind es 50, mal 150.<br />
„Zwischen 1998 und 2010 haben wir insgesamt 400 Rückkehrer gezählt“, berichtet der<br />
Züchter. Die übergroße Mehrzahl der einst in Langburkersdorf ausgebrüteten Tiere hat die 6<br />
000 Kilometer weite Reise nicht überlebt.<br />
Den 100 Helden, die nach zweieinhalb bis drei Jahren Wanderschaft zielsicher Polenz,