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Oktober - Euroregion Elbe/Labe

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Sonntag, 2. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Tiroler Tageszeitung online<br />

Tschechien: Geringe Beteiligung bei neuen Anti-Roma-<br />

Protesten<br />

Im Schluckenauer Zipfel an der Grenze zu Sachsen ist es am Sonntag erneut zu Protesten gegen<br />

die örtliche Roma-Minderheit gekommen. Im tschechischen Rumburk folgten nur etwa 50 Personen<br />

dem Aufruf der Organisatoren, in Varnsdorf waren es mehr als 150 Menschen. „Ihr arbeitet für<br />

11.000 Kronen (445 Euro) und die Roma wälzen sich in 30 000“, hetzte Lukas Kohout, der<br />

Rädelsführer der Demonstranten.<br />

Ein Protestmarsch zu Roma-Unterkünften wie an den vorherigen fünf Wochenenden blieb am<br />

Sonntag jedoch. Rund 250 Bereitschaftspolizisten waren in der Region im Einsatz.<br />

Am Samstag hatten die Organisatoren versucht, den Anti-Roma-Protest in die Hauptstadt Prag zu<br />

tragen. Etwa 50 Menschen aus Varnsdorf zogen in einer ungenehmigten Demonstration vor das<br />

Regierungsamt im Stadtzentrum. Die Polizei nahm einen Demonstranten wegen rassistischer<br />

Äußerungen fest.<br />

Die Gruppe wurde unter Buh-Rufen von einer größeren Zahl von linken Gegendemonstranten<br />

begleitet. Die Polizei trennte die beiden Lager, verhinderte den ungenehmigten Aufmarsch aber<br />

nicht.<br />

Die rechte Szene in Tschechien sei im Begriff, sich zu konsolidieren, warnte der Leiter der<br />

Polizeieinheit für organisierte Kriminalität, Robert Slachta, am Sonntag im tschechischen<br />

Fernsehen. Es bestehe die Gefahr, dass Rechtsextreme solche Unruhen und Proteste nutzen<br />

könnten, um sich in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.<br />

Montag, 3. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Expertise: Ermittlungen nach Dresden-Demos illegal<br />

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Linke-Politiker wegen ihrer<br />

Teilnahme an Anti-Nazi-Demonstrationen in Dresden werden durch den<br />

Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages infrage gestellt.<br />

Die Dresdner Staatsanwaltschaft will Linke-Fraktionschef Hahn wegen Verstoßes gegen das<br />

Versammlungsgesetz anklagen. Foto: dpa<br />

Berlin/Dresden. Nach Ansicht der Experten könne weder das sächsische<br />

Versammlungsgesetz noch das Bundesversammlungsgesetz angewendet werden,<br />

meldet die linksgerichtete „tageszeitung“ (Dienstag) unter Berufung auf ein 14seitiges<br />

Gutachten der Parlamentsjuristen. Darin sei von einer Strafbarkeitslücke“<br />

zwischen Januar 2010 und April 2011 die Rede.<br />

Für Taten zwischen Januar 2010 und April 2011 könne weder das für<br />

verfassungswidrig erklärte Versammlungsgesetz Sachsens noch das<br />

Bundesversammlungsgesetz angewendet werden, heißt es. Die Dresdner Staatsanwaltschaft will<br />

etwa Sachsens Linke-Fraktionschef André Hahn anklagen. Sie sieht in ihm einen „Rädelsführer“ der<br />

Proteste gegen einen Aufmarsch Rechtsextremer im Februar 2010.<br />

Bundesvorschrift gilt nicht<br />

Sachsens Verfassungsgerichtshof hatte im Frühjahr 2011 das Versammlungsgesetz des Landes aus<br />

formellen Gründen rückwirkend zum Januar 2010 gekippt. Damit war es weder bei den<br />

Demonstrationen im Februar 2010 noch bei denen ein Jahr später gültig. „Die Norm gilt nunmehr<br />

als von Anfang an nicht mehr existent und kann daher nicht mehr Grundlage strafrechtlicher<br />

Ermittlungen und Verurteilungen sein“, zitiert das Blatt den Wissenschaftlichen Dienst.<br />

Die Bundesvorschrift wiederum sei nicht anwendbar, weil es für Blockaden von Demonstrationen<br />

eine dreijährige und damit im Vergleich zur Landesregelung um ein Jahr höhere Höchststrafe<br />

vorsehe. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werden dem Bericht zufolge indes dennoch vom<br />

Justizministerium verteidigt. Basis dafür bleibe das Bundesversammlungsgesetz, aber es sei


„strafrechtlich das mildere Gesetz“ anzuwenden, wird ein Ministeriumssprecher zitiert.<br />

Die Dresdner Staatsanwaltschaft will Linke-Fraktionschef Hahn wegen Verstoßes gegen das<br />

Versammlungsgesetz anklagen. Aus diesem Grund stimmte der zuständige Landtagsausschuss vor<br />

wenigen Tagen mehrheitlich für eine Aufhebung der Immunität Hahns. Grünen-Fraktionschefin<br />

Antje Hermenau bezeichnete den Vorwurf, Hahn sei ein „Rädelsführer“ der Proteste, als absurd.<br />

„Hahn gehört doch nun wirklich nicht zum “Schwarzen Block““, sagte sie der Nachrichtenagentur<br />

dpa am Wochenende und sprach zugleich von einem „Abschreckungsmanöver“.<br />

Hahn für Blockade verantwortlich?<br />

Die Staatsanwaltschaft macht Hahn für eine Blockade Tausender Menschen verantwortlich, wegen<br />

der die Neonazis damals nicht wie angemeldet durch Dresden laufen konnten. Die<br />

Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen Hahns Linke-Amtskollegen in Thüringen und Hessen,<br />

Bodo Ramelow, Willi van Ooyen und Janine Wissler, die im Februar 2010 ebenfalls in Dresden dabei<br />

waren.<br />

Auch das Vorgehen der Behörden bei einer Demonstration von Nazi-Gegnern ein Jahr später, im<br />

Februar 2011, gilt als umstritten. Für die massenhafte Erfassung von Handydaten wurde in<br />

Sachsen bereits der Begriff „Handygate“ geprägt. Kritik an der Arbeit von Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft übte bereits der Landesdatenschutzbeauftragte Andreas Schurig. Dem von der<br />

„taz“ genannten Zeitraum zufolge sehen die Bundestagsjuristen offenbar auch für diese<br />

Demonstration eine „Strafbarkeitslücke“. (dpa/szo)<br />

Dienstag, 4. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

AFP online<br />

Tschechien und Bulgarien wollen den Euro vorerst nicht<br />

Prag — Die EU-Mitgliedstaaten Tschechien und Bulgarien wollen den Euro in naher Zukunft nicht<br />

als Währung haben. Die Regierungen beider Ländern lehnten es ab, ein konkretes Datum für einen<br />

Beitritt zur Währungsunion festzulegen, da niemand wisse, wie sich dieses Projekt entwickle, sagte<br />

Tschechiens Regierungschef Petr Necas nach Gesprächen mit seinem bulgarischen Kollegen Bojko<br />

Borissow in Prag. "Wir alle sehen, wie sich die Währungsunion immer mehr zu einer Transferunion<br />

oder gar einer Schuldenunion entwickelt", sagte Necas.<br />

Borissow fügte hinzu, das Ziel, den Euro einzuführen, habe sich zu "etwas entwickelt, das wir<br />

genau beobachten und abwarten". Er kritisierte zudem die hochverschuldeten Länder der Eurozone.<br />

Einige Länder "sollten ihre Renten auf ein Niveau wie in Bulgarien kürzen, dann wäre Europa in<br />

einem oder zwei Jahren wohlhabend", sagte er. Tschechien ist seit 2004 EU-Mitglied, Bulgarien trat<br />

der EU 2007 bei. Beide Länder sagten bei ihrem Beitritt zu, den Euro einzuführen, sie sind aber<br />

nicht an ein konkretes Datum gebunden.<br />

Windkraft am Mückentürmchen<br />

Mittwoch, 5. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Rundschau<br />

„Nach Ansicht der EU-Kommission wurde das Windanlagenprojekt am Mückentürmchen<br />

entsprechend den einschlägigen EU-Gesetzen abgewickelt,“ informierte unlängst der<br />

CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig MdB.<br />

Brähmig hatte sich gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Peter Jahr MdEP im April 2011 an den EU-<br />

Kommissar für Umwelt, Herrn Dr. Janez Potonik, gewandt und um eine rechtliche Prüfung dieses<br />

Bauprojekts im deutsch-tschechischen Grenzgebiet gebeten. In seinem Antwortschreiben weist der<br />

Umweltkommissar daraufhin, dass sich im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) keine<br />

signifikanten Auswirkungen auf die Umwelt in anderen Mitgliedsstaaten ergeben haben. „Aus<br />

diesem Grund war nach Artikel 7 der Richtlinie über die Umweltverträglichkeitsprüfungen bei<br />

bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (UVP) keine Notwendigkeit seitens der<br />

tschechischen Behörden die deutsche Öffentlichkeit zu konsultieren,“ erklärte der


Umweltkommissar weiter. Brähmig und Dr. Jahr hatten in diesem Zusammenhang auch darauf<br />

hingewiesen, dass das Landschaftsbild in der tourismusintensiven Region um Altenberg nachhaltig<br />

gestört worden sei und daher in Zukunft wenigstens der grenzüberschreitende Informationsfluss<br />

verbessert werden sollte.<br />

BAD SCHANDAU<br />

Mittwoch, 5. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Rundschau<br />

Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Wie sächsische und tschechische Kinder Naturschutz<br />

lernen<br />

Die Situation der Umweltbildung, wie und was Kinder in Deutschland und Tschechien über die<br />

Natur und ihren Schutz lernen, sind am morgigen Freitag Gegenstand eines Fachgesprächs mit<br />

anschließender Diskussionsrunde im Nationalparkzentrum Bad Schandau. Dazu referieren zwei<br />

ausgewiesene Experten: Lars Wohles und Jiri Kulich. Sie geben einen Überblick zu aktuellen Trends<br />

in der Umweltpädagogik der beiden Nachbarstaaten.<br />

Anschließend geht es um die konkrete Umsetzung von Bildungszielen in der Sächsischen und<br />

Böhmischen Schweiz. Umweltbildungsträger aus der Region stellen in kurzen Referaten ihre<br />

Projekte und Methoden vor. Hinterher können Zuhörer ihre Fragen stellen und mit den Experten ins


Gespräch kommen. Die Veranstaltung dauert von 10 bis 15 Uhr, ist beitragsfrei und wird simultan<br />

gedolmetscht. Aus organisatorischen Gründen bittet das Nationalparkzentrum um vorherige<br />

Anmeldung: telefonisch unter 03502250253. (SZ/hla)<br />

www.lanu.de<br />

SEBNITZ/DOLNI POUSTEVNA<br />

Muss Sachsen den Lückenschluss bezahlen?<br />

Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Von Anja Weber<br />

Der Ausbau der Bahnstrecke Sebnitz-Dolni Poustevna verzögert sich weiter. Die<br />

Stadt pocht auf alteZusagen.<br />

Der Lückenschluss Sebnitz–Dolni Poustevna wird sich verzögern. Er kommt nicht Mitte 2013, wie<br />

noch im Juni in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) verkündet.<br />

Inzwischen sieht CDU-Landrat Michael Geisler, Aufsichtsratsvorsitzender des VVO, sogar den<br />

Dezember 2013 gefährdet.<br />

Demnach würden die Züge von Sebnitz nach Dolni Poustevna erst 2014 rollen – wenn sie rollen.<br />

Denn inzwischen ist wieder alles offen. Der Freistaat und die Deutsche Bahn haben in ihrem<br />

Gespräch beim Verkehrsverbund Oberelbe am 4. <strong>Oktober</strong> (SZ berichtete) vereinbart, bis Anfang<br />

November zu klären, wer nun das 2,5 Millionen Euro teure Projekt finanziert. Allerdings wusste der<br />

Verkehrsverbund Oberelbe schon im Juni, dass die Deutsche Bahn die Strecke wahrscheinlich nicht<br />

finanzieren wird, da der Lückenschluss einen Neubau der Strecke erfordert. Das geht aus internen<br />

Papieren zwischen der Deutschen Bahn und dem Verkehrsverbund Oberelbe hervor. Lückenschluss-<br />

Befürworter vermuten nun eine Hinhaltetaktik auf beiden Seiten, weil sich seitdem nicht viel<br />

bewegt hat. Die Finanzierung ist weiter unklar und könnte es auch noch bleiben. Hintergrund ist,<br />

dass die Deutsche Bahn mit ihrer Tochter, der DB Netz, behauptet, der Freistaat habe das<br />

Vorhaben „Ausbau Lückenschluss“ im Jahre 2008 nicht richtig angemeldet. Der Freistaat<br />

dementiert das. Wer bei dem Tauziehen als Sieger hervorgehen wird, ist derzeit unklar.<br />

Fördermittel zugesichert<br />

„Sicherlich gibt es dazu Akten. Die wird man jetzt prüfen müssen, und danach steht eindeutig fest,<br />

wer Recht hat“, sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Auf jeden Fall gebe es<br />

nur zwei Szenarien: Entweder, der Freistaat setzt sich durch, dann muss die Deutsche Bahn<br />

bezahlen. Setzt sich die Bahn durch, muss der Freistaat bezahlen. „Und in diesem Fall gibt es<br />

bereits eindeutige Aussagen vom Freistaat“, sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister.Das<br />

Wirtschaftsministerium hatte sich bereits im Jahr 2009 dazu geäußert, wenn der Fall eintritt, dass<br />

die Deutsche Bahn nicht bezahlt. Schriftlich ist festgelegt, dass dann auch der Freistaat das Projekt<br />

mit einem sehr hohen Fördersatz finanzieren kann. Außerdem beruft sich der Sebnitzer OB auf die<br />

Aussagen von Sachsens Ministerpräsident Tillich, der sich zu einer besseren Bahnverbindung im<br />

Schluckenauer Zipfel positioniert hat. Deshalb sehe die Stadtverwaltung in Sebnitz jetzt keinen<br />

Grund, weitere Aktionen oder auch Demonstrationen für den Lückenschluss zu inszenieren, „Ich bin<br />

nicht glücklich mit dem Ausgang des Gespräches. Ich sehe das Ganze jedoch nicht so dramatisch“,<br />

sagt OB Mike Ruckh.<br />

PIRNA<br />

Pirnaer erhält Preis für deutschtschechische<br />

Verständigung<br />

Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Der Pirnaer Klaus Fiedler wird Ehrenpreisträger des Kunstpreises für<br />

deutsch-tschechische Verständigung. „Ich werde den Preis annehmen“,


sagte Fiedler, der gestern von der Ehrung erfuhr. Die Verleihung findet am 1.November in Usti nad<br />

<strong>Labe</strong>m statt.<br />

Klaus Fiedler ist Koordinator der Pirnaer SPD-Arbeitsgemeinschaft <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong>. Er pflegt<br />

intensive Kontakte ins Nachbarland, unter anderem zur Roma-Vereinigung Indigo Decin. Fiedler<br />

setzt sich sehr für die Verständigung zwischen Deutschen, Tschechen und Roma ein. So entwickelte<br />

er eine Wanderausstellung zum Genozid an Sinti und Roma in Böhmen während der NS-Zeit mit.<br />

Die Schau war unter anderem in Pirna zu sehen und soll nächstes Jahr nach Chomutov und<br />

Heidelberg gehen.<br />

Fiedler organisiert ebenfalls die jährliche Wanderung für den Titel Weltnaturerbe Sächsisch-<br />

Böhmische Schweiz. Damit gelingt es ihm, Politikern die Titel-Bemühungen immer wieder ins<br />

Gedächtnis zu rufen. Auch für den Schienen-Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni-Poustevna<br />

engagiert er sich gemeinsam mit der SPD-AG, genauso wie gegen die geplante <strong>Elbe</strong>-Staustufe bei<br />

Decin.<br />

Der Kunstpreis für deutsch-tschechische Verständigung wird gemeinsam vom Adalbert-Stifter-<br />

Verein in München, der Brücke-Most-Stiftung, dem Collegium Bohemicum in Usti, dem Prager<br />

Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, dem Internationalen Kulturverein „Pro Arte Vivendi“<br />

Berlin und der Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder Prag<br />

vergeben. (SZ/ce)<br />

RegioJet nimmt den Verkehr auf<br />

Konkurrenzkampf mit Tschechischer Bahn tritt in die heiße Phase – Ein<br />

Erfahrungsbericht<br />

Klaus Fiedler. Foto: (df)<br />

Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung<br />

Am 26. September 2011 war es soweit: Der erste RegioJet-Zug verließ um 5.20 Uhr das<br />

osttschechische Havířov in Richtung Prag. Damit existiert in Tschechien erstmalig ein<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen, welches auf einer bestimmten Relation (Prag–Ostrava) der<br />

Tschechischen Staatsbahn ČD die Stirn bietet.<br />

Zunächst verkehren täglich drei Zugpaare, die je aus zwei Lokomotiven und vier Wagen bestehen.<br />

Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen dann neun Zugpaare verkehren und auch die<br />

Zuglänge soll schrittweise erhöht werden.<br />

Die RegioJet-Züge werden auf eigenes finanzielles Risiko betrieben. Möglich wurde dies durch einen<br />

Beschluss, der besagt, dass ab Dezember 2011 die Verbindung zwischen Prag und Ostrava<br />

finanziell nicht mehr gefördert wird. RegioJet erhofft sich durch den Konkurrenzkampf nicht nur<br />

eine Komfort-Erhöhung auf dieser Strecke, sondern vor allem eine Umverteilung der Zuschüsse auf<br />

Gebiete, wo die ČD als einziger Betreiber auftritt. Dadurch möchte man indirekt ein höheres Niveau<br />

im Eisenbahnverkehr tschechienweit anstreben.<br />

Die ČD bietet zwischen Prag und Ostrava zwei im Zweistundentakt verkehrende Linien an. Zum<br />

einen handelt es sich um den SuperCity, zum anderen um die Express-Linie Prag–Žilina. Während<br />

der SuperCity mit den Pendolino-Einheiten bestückt wird, sind auf den Express-Zügen überwiegend<br />

ältere Abteilwagen unterwegs. Manche Züge dieser Linie sind aber bereits auch mit modernen<br />

klimatisierten Wagen ausgestattet. Der Fahrpreis ist für alle Zuggattungen gleich; für den<br />

SuperCity zahlt man zusätzlich 200 CZK, mit der tschechischen BahnCard „InKarta“ 100 CZK für<br />

die obligatorische Sitzplatzreservierung.<br />

„Alles einwandfrei“<br />

Am Mittwoch, 28. September möchte ich von Prag nach Ostrava fahren und wähle mir nun den<br />

RegioJet aus. Am 25. September kaufe ich im Prager Hauptbahnhof meine Fahrkarte. Obwohl es an<br />

diesem Tag noch keinerlei Erfahrungen mit diesem Zug gibt, haben schon recht viele Leute eine<br />

Fahrkarte für den Mittwoch erworben. Wie beim SuperCity darf ich mir auch hier per Bildschirm<br />

meinen Sitzplatz aussuchen. Allerdings ist diesmal die Reservierung im Fahrpreis enthalten. Zu<br />

meiner Überraschung wird meine „InKarta“ angerechnet, also erhalte ich 25 Prozent Ermäßigung


auf den Fahrpreis. Ich zahle 320 CZK, also 104 Kronen weniger als für den SuperCity in der 2.<br />

Klasse und vier Kronen weniger als für die 2. Klasse im Express-Zug.<br />

Am Mittwoch stehe ich mit zahlreichen Fahrgästen auf dem Bahnsteig 1 des Prager Hauptbahnhofs.<br />

Erst zur Abfahrtsminute kommt der Zug eingefahren. Nachdem der gelbe Zug zum Halten<br />

gekommen ist, steigen sofort alle vier Schaffner aus und helfen beim Einsteigen. Im Wagen springt<br />

mir sofort die edle Ausstattung mit Ledersitzen und Holzwänden ins Auge. Ich nehme meinen Platz<br />

ein und bemerke: So bequeme, edle Wagen gibt es nicht einmal in Deutschland. Ich habe sehr viel<br />

Beinfreiheit. Mit Freude bemerke ich beim Betrachten des Wagens, dass mein Fensterplatz<br />

tatsächlich auch ein Fenster aufweist – denn manche Sitze sind direkt an einer Wand zwischen zwei<br />

Fenstern angeordnet. Ein großes Minus, dass man von der ČD nur von den Regionova-<br />

Lokalbahntriebwagen kennt, aber im Fernverkehr unbekannt ist. Positiv fallen dagegen die Tische<br />

und die Laptop-Steckdosen auf. Während im Pendolino identische Tische verwendet werden,<br />

verfügt er über keine Laptop-Steckdosen – diese findet man kurioserweise nur in einigen IC-<br />

Wagen. Ich bin wohl nicht der einzige, der vom Zug begeistert ist, denn gerade vernehme ich den<br />

Satz eines Handygesprächs „Hier ist alles einwandfrei.“<br />

Keine Kontrolle<br />

Mit fünf Minuten Verspätung verlassen wir den Bahnhof. Nach einiger Zeit kommt die<br />

Zugbegleiterin und verteilt umsonst stilles Wasser in Form von 0,33-l-Flaschen. Anschließend folgt<br />

die Tageszeitung sowie ein kostenloser Tee oder Kaffee. Auf eine Lautsprecheransage zur<br />

Begrüßung der Fahrgäste, wie man es von der ČD und auch von StudentAgency, der<br />

„gummibereiften Version“ von RegioJet, gewohnt ist, warte ich vergeblich. Nach 55 Minuten fragt<br />

mich die Zugbegleiterin, ob ich etwas zu Essen wünsche. Ich bestelle ein Stück Zupfkuchen für<br />

neun Kronen. Inzwischen sind wir pünktlich in Pardubice eingetroffen. Wir fahren weiter in Richtung<br />

Ústí nad Orlicí. Noch immer erfolgte keine Fahrkartenkontrolle. Tatsächlich wurde während der<br />

gesamten Fahrt kein einziges Mal nach meiner Fahrkarte gefragt. Das ist ein weiterer Punkt, der<br />

mich negativ überrascht hat, denn die Schaffner der ČD sind diesbezüglich in der Regel übereifrig.<br />

Nach 20 Minuten erhalte ich mein Kuchenstück. Es fällt kleiner aus als erwartet, aber es schmeckt.<br />

Ohne dass die Station per Lautsprecheransage angekündigt wird, erreichen wir fahrplanmäßig um<br />

21 Uhr Ostrava-Svinov. Im Gegensatz zur ČD werde ich hier als Kunde nicht verabschiedet, aber<br />

ich bin pünktlich und sicher am Ziel angekommen. Der Zug setzt pünktlich um 21.02 Uhr seine<br />

Fahrt nach Havířov fort.<br />

Insgesamt hat mir die Zugfahrt gefallen. Es war bequem und komfortabel. Nur fühlte ich mich als<br />

Kunde nicht als solcher behandelt. Die Schaffnerin kümmerte sich ausschließlich um mein leibliches<br />

Wohl, Informationen über den Fahrtverlauf habe ich dagegen nicht erhalten.<br />

Besser als in Deutschland<br />

Es bleibt festzuhalten, dass in Tschechien der Wettbewerb im Fernverkehr von Anfang an auf einem<br />

bedeutend höheren Niveau als in Deutschland stattfindet. In Deutschland sind als Konkurrenz zum<br />

DB-Fernverkehr bisher nur Veolia (einst Connex) sowie die Vogtlandbahn aufgetreten, welche auf<br />

ihren Verbindungen mittelmäßig komfortable Nahverkehrsfahrzeuge einsetzen. Man versucht dabei,<br />

die Kunden nur durch den niedrigeren Fahrpreis zu gewinnen, währenddessen der Komfort in den<br />

DB-Zügen bedeutend höher ist. Dagegen bietet RegioJet alles auf, um den Komfort im Vergleich<br />

zur Staatsbahn deutlich anzuheben.<br />

Tatsächlich gelang es RegioJet, ein so komfortables Wagenmaterial zu erwerben, das sogar den<br />

Komfort deutscher Züge übersteigt. Durch die Anerkennung der Ermäßigungsangebote der ČD<br />

werden alle Kundengruppen angesprochen und erreicht. Auch das ist in Deutschland nicht gegeben<br />

– wer eine BahnCard besitzt, hat von den günstigeren Fahrpreisen der privaten Anbieter oft keinen<br />

finanziellen Vorteil.<br />

Inzwischen interessiert sich ein weiteres Unternehmen für die lukrative Relation Prag–Ostrava, das<br />

versuchen möchte, den Komfort von RegioJet mit modernen Triebwagen zu überbieten. Es bleibt<br />

bei alldem zu hoffen, dass durch den begonnenen Konkurrenzkampf das Reiseniveau in den<br />

tschechischen Zügen dauerhaft landesweit und nicht nur auf den lukrativsten Verbindungen<br />

angehoben wird. Von Sebastian Naumann


Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung<br />

Ein dorniger Pfad<br />

Innenministerium bereitet neues Einbürgerungsgesetz vor –<br />

Kritiker befürchten noch schärfere Bedingungen<br />

Bananenkinder nennt man Mädchen wie Hien in Tschechien.<br />

Außen gelb, innen weiß. Bananenkinder sprechen, fühlen und<br />

handeln wie Tschechinnen, sehen aber aus wie Vietnamesinnen.<br />

Hinter sich hat Hien ein Studium internationaler Beziehungen in<br />

Prag, Praktika in Brüssel und Straßburg und einen „dornigen Pfad durch den Dschungel der<br />

tschechischen Bürokratie“. So beschreibt die Tochter vietnamesischer Einwanderer ihren Versuch,<br />

auch auf dem Papier Tschechin zu werden.<br />

Am Ende dieses Pfads stand Resignation. „Nach Tschechien zurück und dort arbeiten? Das möchte<br />

ich eigentlich nicht“, sagt sie im Zimmer eines Grenobler Studentenwohnheims in ihr Handy. Am Fuße<br />

der französischen Alpen besucht Hien noch bis zum Sommer Vorlesungen der Europäischen Studien.<br />

In Wirklichkeit heißt Hien anders und bleibt lieber anonym – im Dschungel müsse man auf der Hut<br />

sein, wie sie sagt. Hien ist jemand, um den sich jeder mitteleuropäische Staat eigentlich reißen sollte.<br />

Mit Punktesystemen, mal mit blauen, mal mit grünen Karten versucht man in Deutschland wie in<br />

Tschechien qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anzulocken. Mit mäßigem Erfolg.<br />

Jung, ambitioniert und gebildet gehört Hien dennoch zu den 48 Prozent, deren Gesuch um<br />

Einbürgerung in Tschechien auf Ablehnung trifft. Laut den Daten des Europäischen Amtes für Statistik<br />

war die Tschechische Republik in den Jahren 1999 bis 2008 der restriktivste EU-Staat, wenn es um<br />

die Vergabe von Staatsbürgerschaften geht.<br />

„Das grundlegende Problem des jetzigen Einbürgerungsgesetzes ist die geringe Transparenz des<br />

Entscheidungsprozesses“, erklärt Libor Kučera von der Beratungsstelle für Integration. Der<br />

Rechtsanwalt weist auf Beispiele hin, welche die Willkür seitens der Behörden verdeutlichen: „Manche<br />

erhalten trotz großer Schulden bei der Krankenkasse die Staatsbürgerschaft. Ein anderer Klient hat<br />

dreimal seinen Versicherungsbeitrag mit geringer Verspätung überwiesen. In diesem Fall war dies der<br />

Grund für eine Ablehnung.“<br />

Nun hat das Innenministerium ein neues Einbürgerungsgesetz auf den Weg gebracht und Kritiker<br />

warnen vor einer weiteren Verschärfung der Bedingungen. „Der Gesetzestext wurde in der<br />

Vergangenheit sechsmal novelliert. Hauptsächlich geht es uns deshalb darum, einige Tatsachen<br />

genauer zu definieren“, beschreibt Václav Henych, Leiter des zuständigen Referats am<br />

Innenministerium eines der Ziele des Gesetzesentwurfs. Die neue Regelung könnte Anfang 2013 in<br />

Kraft treten und bringt in seiner momentan vorgeschlagenen Form eine ganze Reihe von<br />

Veränderungen mit sich. Eine Sprachprüfung soll in Zukunft an einer akkreditierten Sprachschule<br />

absolviert werden und mittels eines Tests möchte man politische, kulturelle und landeskundliche<br />

Kenntnisse der Einwanderer abfragen.<br />

„Auch in Zukunft soll aber kein Rechtsanspruch auf die tschechischen Staatsbürgerschaft gelten –<br />

auch wenn alle Bedingungen erfüllt sind“, erläutert Lubomir Kučera den Kern seiner Kritik. In anderen<br />

europäischen Staaten – beispielsweise in Deutschland – sieht der Gesetzgeber ein Recht auf<br />

Einbürgerung vor. Auch Paragraf 16 ist den Kritikern ein Dorn im Auge. Neben den bereits genannten<br />

Bedingungen soll demnach künftig eine „enge, langfristige und faktische Beziehung“ zwischen dem<br />

Antragsteller und der Tschechischen Republik nachgewiesen werden. „Derart vage Formulierungen<br />

sind problematisch“, sagt Kučera.<br />

„Wir wollen sicher gehen, dass die jeweilige Person in das soziale, kulturelle und gegebenenfalls auch<br />

in andere Facetten des tschechischen Lebens eingebunden ist. Von fehlender Transparenz kann<br />

keine Rede sein“, lehnt Henych vom Innenministerium diesen Kritikpunkt ab.<br />

Schon heute aber ist die Anwendung des bestehenden Gesetzes derart strikt, dass viele Einwanderer<br />

vor dem Gang durch den Behörden-Dschungel zurückschrecken: „Das Innenministerium misst die


Eignung des Bewerbers nicht nur an ihm, sondern anhand der gesamten Familie und das sehr<br />

detailliert“, erklärt Pham Quoc Loc, Wirtschaftsstudent und tschechischer Staatsbürger. Viele<br />

vietnamesische Familien hätten Angst, es ließe sich immer etwas finden, das gegen sie verwendet<br />

werden könnte.<br />

Hien ließ sich von den Warnungen ihrer Freunde und Verwandten nicht abschrecken und stellte vor<br />

eineinhalb Jahren ihren Antrag auf Einbürgerung. „Statt auf meine Abschlussprüfungen zu lernen,<br />

musste ich ein Jahr damit verlieren immer wieder persönlich beim Innenministerium zu erscheinen.<br />

Dort ließ man mich oft Stunden warten, nur um mir dann eine Liste nachzureichender Dokumente zu<br />

geben. Die hätte man mir doch auch per E-Mail schicken können“, empört sich die 24-Jährige. Wenn<br />

sie die benötigten Papiere aufzählt, wird klar, was sie mit dem Bild des dornigen Pfades meinte:<br />

Arbeitsverträge, Bestätigungen über Krankenkassenbeiträge, Bankunterlagen und Kaufverträge<br />

wurden nach und nach von ihr und dann von ihren Eltern verlangt. Als Hien dann bereits ihr<br />

Auslandsstudium in Frankreich begonnen hatte, kam ein weiterer Brief vom Innenministerium. Diesmal<br />

benötige man sämtliche tschechische Steuererklärungen von Hiens Vater. Da die Studentin keinen<br />

Weg sah, wie sie dies von Frankreich aus bewerkstelligen kann, beschloss sie das Verfahren<br />

zeitweise einstellen zu lassen. Zwei Wochen später kam die Bestätigung vom Ministerium. Das<br />

Verfahren sei gestoppt und die Forderung auf Einbürgerung gleichzeitig abgelehnt.<br />

Die restriktive Praxis des Innenministeriums spiegelt sich auch in den europäischen Statistiken wieder:<br />

Während in den vergangenen zehn Jahren in der gesamten EU die Zahl der Einbürgerungen deutlich<br />

zunimmt, verzeichnet Tschechien seit Jahren einen rückläufigen Trend „Solche Zahlen haben nur<br />

bedingt Aussagekraft. Manche Staaten haben absolut liberale Einbürgerungsgesetze“, wehrt sich<br />

Václav Henych gegen den Vorwurf der strengen Handhabung seitens der Behörden.<br />

Für EU-Bürger könnte das neue Gesetz allerdings auch einige positive Aspekte mit sich bringen. So<br />

wird erwogen, dass zum Beispiel Deutsche bereits nach drei (statt den heutigen fünf) Jahren<br />

dauerhaften Aufenthalts die tschechische Staatsbürgerschaft beantragen können. Zudem denkt man<br />

über die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft nach – diese ist momentan nur in<br />

Ausnahmefällen möglich.<br />

Auch für Einwanderer, die wie Hien aus nicht-EU Staaten kommen, gibt der Gesetzesentwurf Aussicht<br />

auf eine positive Veränderung. Migranten der sogenannten zweiten Generation könnten in Zukunft auf<br />

einfacherem Wege die tschechische Staatsbürgerschaft beantragen. Allerdings nur, wenn sie<br />

mindestens seit ihrem sechsten Lebensjahr in Tschechien wohnen – eine Altersgrenze, die laut Libor<br />

Kučera getrost um einige Jahre nach oben korrigiert werden könnte.<br />

Denn wie das Bananenkind Hien beweist, sind auch die meisten Migrantenkinder, die später<br />

einwandern, gut in die Mehrheitsgesellschaft integriert. Für Hien würde bei einem erneuten Versuch,<br />

Tschechin zu werden, der dornige Weg damit von neuem beginnen. Dennoch plant sie, sich nach<br />

ihrem Studium ein zweites Mal in den Bürokratie-Dschungel zu wagen. „Es geht ja nicht nur um die<br />

tschechische, sondern auch um eine europäische Staatsbürgerschaft“, sagt Hien, die sich in<br />

Frankreich gut eingelebt hat. Nach dem Studium möchte sie sich dort eine Arbeit suchen. Wenn<br />

möglich als Tschechin, auch auf dem Papier. Von Martin Nejezchleba<br />

Donnerstag, 6. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung<br />

„Ein Schatz, den es zu heben lohnt“<br />

Das Projekt „Šprechtíme“ soll Tschechen zum Deutschlernen<br />

animieren<br />

Für Marta Jandová steht fest: „Wir wären doof, wenn wir nicht<br />

Deutsch lernen wollten“. Die gebürtige Pragerin und Sängerin der<br />

deutschen Rockband „Die Happy“ spricht die Sprache fließend<br />

und will mit ihrer Schirmherrschaft des Projekts „Šprechtíme“, was man frei mit „Wir sprechen


Deutsch“ übersetzen könnte, auch andere Tschechen für Deutsch begeistern. Unter dem Motto<br />

„Naučte se šprechtit“ („Lernt Deutsch“) riefen in der vorigen Woche die Botschafter Deutschlands und<br />

Österreichs in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, der Deutsch-Tschechischen Industrie- und<br />

Handelskammer (DTIHK) und weiteren Institutionen aus Wirtschaft und Kultur die Kampagne mit<br />

Radiospots, Plakaten in U-Bahnen und Veranstaltungen an Schulen und Universitäten ins Leben.<br />

Ausschlaggebend für den Start von „Šprechtíme“ ist die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung<br />

Deutschlands, Österreichs und Tschechiens. „Ohne Deutschkenntnisse werden wir in Zukunft stark<br />

beschränkt sein“, stellt Außenminister Schwarzenberg fest, der die Medienkampagne unterstützt. Etwa<br />

8.000 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum bieten 100.000 Arbeitsplätze in Tschechien.<br />

Qualifizierte Arbeitnehmer, die Deutsch sprechen, werden jedoch händeringend gesucht. Laut einer<br />

DTIHK-Umfrage halten 73 Prozent der in Tschechien ansässigen deutschen und österreichischen<br />

Unternehmen Deutschkenntnisse bei ihren Mitarbeitern für sehr wichtig. Der deutsche Botschafter<br />

Detlef Lingemann betont, es ginge bei der Aktion keineswegs darum, tschechische Arbeitnehmer nach<br />

Deutschland anzuwerben, sondern Tschechen das eindeutige „Plus für die Karriere in Tschechien“<br />

durch Deutschkenntnisse vor Augen zu führen.<br />

„Die Kampagne setzt eine Art Langlauf in Gang“, erklärt Lingemann mit Bezug auf die Werbeaktionen<br />

an Schulen und Universitäten. Jede Maßnahme, die heute getroffen wird, zeige erst in fünf bis zehn<br />

Jahren eine Wirkung. So wäre beispielsweise das Pilotprojekt einer Zusammenarbeit von Schule und<br />

Wirtschaft 2010 in Olomouc für beide Seiten erfolgreich verlaufen. Trotzdem stehe das große Angebot<br />

an Deutschlehrern in Tschechien bisher einer sinkenden Nachfrage gegenüber – „ein Schatz, der<br />

nicht gehoben ist“, bedauert Botschafter Lingemann. Von Lisa Böttinger<br />

Freitag, 7. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

EU will Fördergelder für Regionen zurückhalten<br />

Brüssel. Die Europäische Union will die Mitgliedsstaaten künftig mit der Nicht-Auszahlung von EU-<br />

Fördergeldern für schlechte Haushaltsführung bestrafen. Diesen Vorschlag zur Neugestaltung der<br />

Regionalpolitik ab 2014 legte die EU-Kommission gestern in Brüssel vor. „Als Ultima Ratio muss es<br />

diese Möglichkeit geben“, sagte EU-Kommissar Johannes Hahn. Die EU wolle sich auch inhaltlich<br />

stärker einmischen, wenn es um förderwürdige Projekte in den Regionen gehe.<br />

Bei der sogenannten Kohäsionspolitik fließt Geld in ärmere Regionen und Länder der Union. Dafür<br />

sieht die EU-Kommission im neuen Finanzrahmen der Jahre zwischen 2014 und 2020 rund 376<br />

Milliarden Euro vor. Konkrete Zahlen für einzelne Länder nannte die EU-Kommission noch nicht.<br />

(dpa)<br />

„Kohle verbrennen kann jeder“<br />

Freitag, 7. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Ministerpräsident Stanislaw Tillich eröffnet an diesem Freitag die erste<br />

sächsisch-tschechische Energiekonferenz. Was er aus der Kohle herausholen<br />

will, sagt er im SZ-Gespräch.<br />

Wo geht’s lang, Herr Tillich? Bei der ersten sächsisch-tschechischen<br />

Energiekonferenz wollen am Freitag in Dresden Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich (CDU), der tschechische Ministerpräsidenten Petr<br />

Necas sowie Politiker und Vertreter von Energiekonzernen über die<br />

Zukunft der Braunkohle und grenzüberschreitende Strom- und<br />

Gasnetze diskutieren. Foto: SZ/Th. Lehmann


Herr Ministerpräsident, Tschechien will die Atomenergienutzung weiter ausbauen. Wie<br />

ist Ihre Position dazu?<br />

Da steht erst einmal der Respekt vor der nationalen Souveränität und im gleichen Atemzug der<br />

Wunsch, dass die europäischen und international gültigen Sicherheitsstandards erfüllt werden. Aber<br />

ich habe keine Zweifel, dass dieser Wunsch erfüllt wird. Denn das liegt im Interesse der Tschechen,<br />

wenn sie ihren Strom auch verkaufen wollen.<br />

Aber die Angst vor Atomstrom aus Tschechien ist sehr groß ...<br />

Die Bundesrepublik Deutschland hat eine Entscheidung getroffen, die wir anderen nicht aufzwingen<br />

können. Und da wir im europäischen Energieverbund sind, werden wir in Zukunft damit leben<br />

müssen, dass wir Atomstrom aus Frankreich, Tschechien oder woher auch immer in unserem Netz<br />

haben werden.<br />

Sind die tschechischen Atomkraftwerke in Zukunft nicht auch eine stille Reserve für<br />

Sachsen?<br />

Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung verfügen wir in Europa gegenwärtig kaum noch über<br />

Reserven. Die Abschaltung von acht Kernkraftwerken in Deutschland hat diese Situation weiter<br />

angespannt. Daher von Reserven zu sprechen ist etwas übermütig.<br />

Warum ist Tschechien in Energiefragen ein wichtiger Partner für Sachsen?<br />

Wir sind traditionell eng verflochten. Das gilt nicht nur für Straßenübergänge, sondern betrifft viele<br />

Bereiche. So haben wir bereits eine gemeinsame Infrastruktur zur Entwicklung der mitteldeutschen<br />

und tschechischen Chemieindustrie. Und innerhalb des europäischen Stromverbunds spielen wir<br />

eine wichtige Rolle nicht nur als Transitländer, sondern auch als Wirtschaftsregion. Wir leisten<br />

Pionierarbeit, die sich zukünftig auch auf den Ausbau grenzüberschreitender Energietrassen<br />

erstrecken soll. Wir haben aber großes Interesse daran, dass sich unsere Gedanken über eine<br />

bessere Zusammenarbeit im Bereich der Energiepolitik über die Frage gemeinsamer Energietrassen<br />

hinaus erstrecken. Im Übrigen kam die Idee zu der Konferenz zu einer Zeit, als noch nicht an den<br />

Energieumstieg in Deutschland zu denken war. Dass das Thema nun so akut geworden ist, zeigt,<br />

dass Sachsen und Tschechien sich bereits weit vor dieser aktuellen Debatte ihrer gemeinsamen<br />

Verantwortung bewusst waren.<br />

Welche Themen werden die Konferenz prägen?<br />

Wir werden darüber diskutieren, wie wir eine nachhaltige Energieversorgung sicherstellen können,<br />

die durch ständige Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit geprägt ist. Ein weiterer Aspekt ist die Nutzung<br />

der heimischen Rohstoffe. Zwar nimmt der Anteil der erneuerbaren Energien ständig zu, doch im<br />

Hinblick auf die Versorgungssicherheit spielt die Braunkohle weiter eine wichtige Rolle. Noch<br />

wichtiger als die Nutzung heimischer Rohstoffe ist aber ein Energiemix, um insgesamt einen<br />

wettbewerbsfähigen Energiepreis zu erreichen. Zu Themen der effizienten Energiegewinnung und<br />

der Revitalisierung der Region wollen wir verschiedene Erfahrungen austauschen. Das verbindet<br />

uns.<br />

In beiden Ländern hat die Braunkohle den größten Anteil am Energiemix. Dabei ist<br />

Braunkohle umstritten. Erhofft sich Sachsen von Tschechien in dieser Frage politische<br />

Unterstützung?<br />

Natürlich müssen wir darauf achten, dass wir unsere Kohlekraftwerke mit einem hohen<br />

Wirkungsgrad und niedrigen Emissionen fahren, damit die Braunkohle weiter wettbewerbsfähig<br />

bleibt und gesellschaftlich akzeptiert wird. Und wir müssen es schaffen, andere als die<br />

erneuerbaren Energien nicht durch zusätzliche Abgabenlasten zu verteuern. Wir sind Teil des<br />

europäischen Energieverbunds und stehen zugleich im weltweiten Wettbewerb.<br />

Es geht längst nicht mehr nur um das einfache Verbrennen der Kohle, das kann ja jeder.<br />

Inzwischen geht es darum, wie man Kohle künftig stärker stofflich chemisch beziehungsweise dann<br />

in anderer Form als Energieträger wieder nutzt. Wir haben in Freiberg seit Neuestem das Deutsche<br />

Ressourcen-Zentrum. Hier und überhaupt im Bereich der Forschung zur Kohlenstoffdioxid-<br />

Reduzierung will ich die tschechische Seite zu einer Zusammenarbeit einladen.<br />

Sie sprechen auch über den Ausbau des Stromübertragungsnetzes ...


Daran haben wir großes Interesse. Wir exportieren bekanntlich etwa ein Drittel des in Sachsen<br />

erzeugten Stroms, deshalb wollen wir auf dem kürzesten Wege zu unseren Kunden kommen. Die<br />

befinden sich zwar nicht in Tschechien, aber weiter südlich, in Bayern. Gleichzeitig erhöht der<br />

Netzausbau den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit, weil wir die Energie im Havariefall aus<br />

der anderen Richtung bekommen.<br />

Der Bau neuer Leitungen, zumal über die Grenze, ist nicht konfliktfrei. Gerade mit den<br />

Tschechen haben wir nicht die besten Erfahrungen, was Großprojekte in Grenznähe<br />

angeht, siehe <strong>Elbe</strong>-Staustufe ...<br />

... zunächst mal, Trassen werden von Privatunternehmen gebaut. Aber Infrastrukturprojekte<br />

können nur dann erfolgreich sein, wenn sie passend sind. Die Energiekonferenz dient deshalb auch<br />

dazu, dass die Energieversorger untereinander ins Gespräch kommen. Ich will ja nicht verneinen,<br />

dass es bei Projekten an der Grenze unterschiedliche Auffassungen gibt. Aber allein die<br />

Entscheidung der tschechischen Regierung, die Anhörungsfrist bei der Staustufe zu verlängern, ist<br />

doch ein Ausdruck des guten und lösungsorientierten nachbarschaftlichen Miteinanders.<br />

Welche Chancen sehen Sie für sächsische Unternehmen in der tschechischen<br />

Energiewirtschaft?<br />

Sachsen hat viele Erfahrungen im Bereich Energieeffizienz gesammelt, vor allem das Thema<br />

Fernwärme ist besonders interessant. Wir haben erfolgreiche Unternehmen, die spezielle Lösungen<br />

für Tschechien zur energetischen Plattenbausanierung anbieten. Da stehen wir erst am Anfang des<br />

Erfahrungsaustausches.<br />

Das Gespräch führte Steffen Neumann.<br />

Freitag, 7. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung<br />

Nečas eröffnet Energiekonferenz in Dresden<br />

Rund 150 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren an diesem Freitag bei<br />

der ersten sächsisch-tschechischen Energiekonferenz über die Zukunft der Energiewirtschaft<br />

und -sicherheit in Mitteleuropa.<br />

Premier Petr Nečas (ODS) und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) halten eine<br />

Grundsatzrede. Weitere Themen sind die künftige Bedeutung der Braunkohle, die gemeinsame<br />

Steigerung von erneuerbaren Energien und eine mögliche Weiterentwicklung<br />

grenzüberschreitender Strom- und Gasversorgungsnetze. Außerdem soll eine Erklärung zur<br />

engeren Zusammenarbeit in Energiefragen unterzeichnet werden.<br />

Freitag, 7. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

DNN online<br />

Energiekonferenz in Dresden: Tschechien bleibt bei<br />

Atomkraft<br />

Foto: dpa<br />

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU, r.)<br />

und der tschechische Ministerpräsident Petr Necas nach der<br />

Unterzeichnung eines Energie-Abkommens am 07.10.2011 in<br />

Dresden<br />

Dresden. Tschechien baut auch künftig auf Atomkraft. Es<br />

gebe keinen Grund, diese Entscheidung zu revidieren, sagte<br />

der tschechische Regierungschef Petr Necas am Freitag am Rande der 1. sächsisch-tschechischen<br />

Energiekonferenz in Dresden. Der Ausstieg Deutschlands aus der Kernkraft habe im Nachbarland


keine entsprechende Diskussion ausgelöst. „Sämtliche Parlamentsparteien unterstützen die<br />

Fortsetzung des Kernenergieprogrammes.“ Auch in der Öffentlichkeit sei das Thema nicht strittig.<br />

Necas verwies auch auf die Versorgungssicherheit. Tschechien beziehe Gas und Öl aus „instabilen<br />

Territorien“.<br />

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte in seiner Ansprache zuvor an gemeinsame<br />

Erfahrungen erinnert. „Beide Länder kennen die Folgen einer Energiepolitik, die Raubbau an der<br />

Natur, an unserer Umwelt betreibt.“ Auf tschechischem und sächsischem Gebiet sei die<br />

Kohleverstromung bis 1990 einhergegangen mit „irreparabler Landschaftszerstörung, immenser<br />

Umweltverschmutzung und ineffizienter Energieversorgung“. Tillich und Necas sprachen sich für<br />

eine stärkere Kooperation vor allem bei der einheimischen Braunkohle aus. Dabei soll es auch um<br />

ihre die stoffliche Nutzung für die Chemieindustrie gehen. Laut Tillich ist die „Ingenieurkunst“ da<br />

noch nicht am Ende.<br />

Beide Politiker halten bis auf weiteres nur einen Energiemix für realistisch. „Selbst wenn wir die<br />

optimistischsten Annahmen bei der Erschließung erneuerbarer Energien zugrunde legen: Wir<br />

werden sehr wahrscheinlich auch in 40 Jahren noch auf Energie aus Kohle, Gas und Erdöl<br />

angewiesen sein“, betonte Tillich. Unternehmer, die im europäischen und weltweiten Wettbewerb<br />

stehen, dürften durch steigende Energiepreise nicht noch stärker belastet werden. „Sichere und<br />

bezahlbare Energieversorgung hat viel von einem Tausendfüßler: Selbst wenn ihm ein Bein<br />

wegknickt, kann er weiterlaufen.“<br />

Necas kündigte Investitionen in das tschechische Übertragungsnetz an. In den kommenden acht<br />

Jahren werde sein Land mehr als zwei Milliarden Euro dafür ausgeben, um Stoßleistungen<br />

abzufangen und die Netze vor einem Blackout zu bewahren. Tillich zufolge sind gerade im<br />

grenzüberschreitenden Bereich Maßnahmen notwendig, um die Netze zu ertüchtigen und zu<br />

verstärken.<br />

PIRNA/DECIN<br />

Pirnaer fordern EU zur Hilfe für Roma auf<br />

Montag, 10. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Mitglieder des Roma-Vereins Indigo Decin und die Pirnaer SPD-Arbeitsgemeinschaft <strong>Euroregion</strong><br />

<strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> haben die Europäische Union aufgefordert, etwas gegen die ethnischen und sozialen<br />

Spannungen in Nordböhmen zu unternehmen. Seit Wochen gibt es seitens der tschechischen<br />

Bevölkerung im Grenzgebiet zu Sachsen Proteste gegen die Roma-Minderheit in der Region. Bisher<br />

unterschwelliger Hass bahnt sich nun seinen Weg in die Öffentlichkeit.<br />

In einem Schreiben an die EU-Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, fordern die<br />

Verfasser unter anderem die Beseitigung der hohen Arbeitslosigkeit der Roma-Minderheit, bessere<br />

Bildungschancen für die Roma und EU-Geld für deren Integration.<br />

Diese sogenannte „Deciner Erklärung“ soll die EU auf die Probleme in Nordböhmen aufmerksam<br />

machen, sagt Klaus Fiedler, Pirnas Koordinator der SPD-Arbeitsgemeinschaft <strong>Euroregion</strong>. „Wir<br />

vertrauen Ihnen“, heißt es in dem Schreiben an EU-Kommissarin Reding, „dass Sie Wege finden<br />

werden, die tschechische Regierung zu klugen und nachhaltigen Maßnahmen zu bewegen“, die die<br />

ethisch-sozialen Konflikte zwischen Tschechen und Roma „zu überwinden in der Lage sind.“ (SZ/ce)<br />

Dienstag, 11. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Chemnitzer Morgenpost)<br />

Sachsens Kiffer bald nach<br />

Tschechien?<br />

Hasch auf Rezept


Dass es in Tschechien bald Cannabis auf Rezept geben soll (Morgenpost<br />

berichtete), hat in der Kifferszene für mächtig Wirbel gesorgt. Im grenznahen<br />

Sachsen erwägen die ersten „Hanfdampfs“ einen Arztwechsel vorzunehmen,<br />

sobald die Droge im Nachbarland legalisiert ist.<br />

Cannabis könnte es zwar bald auf Rezept geben. Aber nicht jeder bekommt die Droge vom Apotheker<br />

ausgehändigt. Foto: ddp<br />

Dresden/Prag. Bis Ende des Jahres könnte das „Rauchzeichen“ aus dem Nachbarland kommen.<br />

Da soll die Gesetzesnovelle, die Ärzten erlaubt, die Droge auf Rezept auszugeben, durch das<br />

tschechische Parlament abgesegnet sein. Und eigentlich ist der Weg in eine böhmische Arztpraxis<br />

dank EU auch kein Problem mehr: „Nach europäischem Recht darf man sich als EU-Bürger in<br />

anderen Mitgliedsstaaten behandeln lassen“, so Charlotte Geiger, Sprecherin des Europäischen<br />

Verbraucherzentrums Deutschland.<br />

Der Patient muss dabei allerdings immer in Vorleistung gehen. Und das Geld gibt es nur zurück,<br />

wenn das Medikament in Deutschland erstattungsfähig ist. Cannabis wäre das nicht. Gerade im Juli<br />

teilte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken mit, dass der Konsum von Cannabis<br />

illegal ist, und stützte sich damit auf die vom Bundesverfassungsgericht 1994 erlassene<br />

„Haschisch-Entscheidung“.<br />

Mit dem Selbstzahlen ist es jedoch nicht getan, denn auch Tschechien rückt seinen „Stoff“ nicht<br />

einfach so raus. „Da wir das Verschreiben des Mittels sehr strengen Vorschriften unterwerfen<br />

werden, wird Ausländern möglicherweise nur in Ausnahmefällen ein Rezept ausgestellt und nur<br />

jenen, die eine Langzeitaufenthaltsgenehmigung für Tschechien besitzen“, so Vlastimil Srsen,<br />

Sprecher des Gesundheitsministeriums. (am)<br />

Dienstag, 11. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Stärkere Justiz-Kooperation mit Tschechien<br />

Der Freistaat Sachsen und die Tschechische Republik wollen künftig noch enger<br />

auf dem Gebiet der Justiz zusammenarbeiten.<br />

Prag/Dresden. Der Freistaat Sachsen und die Tschechische Republik wollen künftig noch enger<br />

auf dem Gebiet der Justiz zusammenarbeiten. Die Ressortchefs Jürgen Martens (FDP) und Jiri<br />

Pospisil verabredeten auf einem Treffen in Prag unter anderem eine stärkere Kooperation bei der<br />

Ausbildung von Juristen, wie das Dresdner Justizministerium am Dienstag mitteilte.<br />

Beide Länder verbinde nicht nur eine 454 Kilometer lange Grenze, sondern auch eine gute<br />

Nachbarschaft, sagte Martens. Die internationale Kooperation der Ermittler sei notwendig, um<br />

grenzüberschreitender Kriminalität Einhalt zu gebieten. Straftäter suchten ständig nach neuen<br />

„Betätigungsfeldern“ - von Autodiebstählen bis Computerkriminalität.<br />

Martens war Gast des Internationalen Staatsanwaltsforums in der Tschechischen Hauptstadt. Dort<br />

tauschen sich Staatsanwälte aus ost- und mitteleuropäischen Ländern noch bis Mittwoch über<br />

Möglichkeiten der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität und damit verbundener<br />

Rechtsfragen und praktische Probleme aus. Ein Schwerpunkt des Forums war das sogenannte<br />

Skimming, das Auslesen von EC-Karten an Bankautomaten. (dpa)<br />

SEBNITZ<br />

Dienstag, 11. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)


Sebnitz will weitere Häuser beseitigen<br />

Von Anja Weber<br />

Jetzt geht es alten Häusern in der Böhmischen Straße ans Gemäuer. Die Stadt<br />

will sie kaufen und abreißen.<br />

Die Böhmische Straße in Sebnitz ist schon lange kein Aushängeschild mehr für die Stadt Sebnitz.<br />

Kommen Touristen aus Tschechien, werden die eher abgeschreckt. Denn nur wenige Häuser sind<br />

saniert. Der Rest verfällt mehr und mehr. Die Stadt Sebnitz hat diesen Bereich in ihr<br />

Abrissprogramm aufgenommen. Die Häuser befinden sich jedoch ausschließlich in Privatbesitz.<br />

Allerdings können einige Eigentümer die Grundstücke nicht mehr halten und bieten sie deshalb<br />

zum Verkauf an.<br />

Die Stadt plant nun, zwei weitere zum Teil bebaute Grundstücke zu erwerben, um die Häuser<br />

abreißen zu lassen. Dazu gehört das Gebäude Böhmische Straße 32, eine ehemalige<br />

Kunstblumenfabrik, sowie das Grundstück Böhmische Straße 36. Dort befinden sich nur noch die<br />

Reste eines Hauses. Voraussetzung für den Kauf ist, dass der Stadtrat bei seiner nächsten<br />

Ratssitzung am Mittwochabend zustimmt. Werden die Häuser abgerissen, darf die Fläche in den<br />

nächsten zehn Jahren nicht mit einem neuen Haus bebaut werden. Möglich sind Grün-<br />

beziehungsweise Parkflächen.<br />

Stimmen die Stadträte dem Kauf zu, werden die beiden Häuser an der Böhmischen Straße im<br />

kommenden Jahr abgerissen.<br />

Dienstag, 11. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Dresdner Neuesten Nachrichten online<br />

Stärkere Justiz-Kooperation zwischen Sachsen und<br />

Tschechien geplant<br />

Foto: dpa<br />

Auf dem Gebiet der Justiz wollen Sachsen und Tschechien<br />

künftig noch besser kooperieren.<br />

Prag/Dresden. Der Freistaat Sachsen und die Tschechische Republik<br />

wollen künftig noch enger auf dem Gebiet der Justiz<br />

zusammenarbeiten. Die Ressortchefs Jürgen Martens (FDP) und Jiri<br />

Pospisil verabredeten auf einem Treffen in Prag unter anderem eine stärkere Kooperation bei der<br />

Ausbildung von Juristen, wie das Dresdner Justizministerium am Dienstag mitteilte.<br />

Beide Länder verbinde nicht nur eine 454 Kilometer lange Grenze, sondern auch eine gute<br />

Nachbarschaft, sagte Martens. Die internationale Kooperation der Ermittler sei notwendig, um<br />

grenzüberschreitender Kriminalität Einhalt zu gebieten. Straftäter suchten ständig nach neuen<br />

„Betätigungsfeldern“ - von Autodiebstählen bis Computerkriminalität.<br />

Martens war Gast des Internationalen Staatsanwaltsforums in der Tschechischen Hauptstadt. Dort<br />

tauschen sich Staatsanwälte aus ost- und mitteleuropäischen Ländern noch bis Mittwoch über<br />

Möglichkeiten der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität und damit verbundener<br />

Rechtsfragen und praktische Probleme aus. Ein Schwerpunkt des Forums war das sogenannte<br />

Skimming, das Auslesen von EC-Karten an Bankautomaten.


Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Anzeiger<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong><br />

2011<br />

Pirnaer Anzeiger


Winterreifenpflicht in Tschechien<br />

Vorschrift gilt vom 1.11. bis 31.3. auf allen Straßentypen<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Rundschau<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Tschechien online<br />

Prag - Autofahrer müssen sich in Tschechien auf geänderte Vorschriften<br />

bezüglich Winterreifen einstellen. Ab dem 1. November gilt bei Glatteis<br />

oder geschlossener Schneedecke auf allen Straßentypen<br />

Winterreifenpflicht, so die neue Straßenverkehrsordnung.<br />

Die Vorschrift gilt für die gesamten Wintermonate und endet am 31.<br />

März.<br />

Der Novelle nach müssen Pkw und Nutzfahrzeuge bis 3,5t auf allen<br />

Rädern mit Winterreifen ausgestattet sein. Dabei darf das Profil nicht weniger als 4 Millimeter<br />

betragen.<br />

Bei Lkw ist Winterbereifung nur auf der Antriebsachse vorgeschrieben, bei mindestens 6 Millimeter<br />

Profil.<br />

Wer gegen die Winterreifenpflicht verstößt, muss mit Geldbußen von bis zu 2000 Kronen (rund 80<br />

Euro) rechnen. Bei trockener Fahrbahn wird das Fahren mit Sommerreifen allerdings auch in<br />

diesem Zeitraum von der Polizei nicht geahndet. (gp) Foto: Tschechisches Fernsehen<br />

HEIDENAU<br />

Senioren brauchen einen Dolmetscher<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Zur Pflege der Kontakte zwischen den Senioren in Heidenau und der tschechischen Partnerstadt<br />

Benesov (Beneschau) wird ein Dolmetscher gesucht. Das teilt Rosi Wolf, langjährige Heidenauer<br />

Koordinatorin dieser Partnerschaft, mit. Die Senioren beider Städte pflegen sehr enge Kontakte. Sie<br />

sehen sich beispielsweise zur jährlichen Sonnenwendfeier in Benesov und gestalten<br />

Osterausstellungen jeweils jährlich wechselnd in Heidenau und Benesov. Seit acht Jahren finden<br />

auf deutscher Seite Bowling-Wettkämpfe statt. Auch die traditionellen Schwimmwettbewerbe in<br />

Benesov sind aus dem Seniorenleben nicht mehr wegzudenken, genauso wie die Faschingsfeier in


Heidenau immer am Rosenmontag. 2012 besteht die Partnerschaft zwischen der nordböhmischen<br />

Kleinstadt im Bezirk Decin (Tetschen-Bodenbach) und Heidenau 20 Jahre. (gsc)<br />

Grünes Licht für Ausnahmeregelung<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung<br />

Die Außenminister der EU haben die tschechische Sonderregelung anerkannt.<br />

Bei ihrem Treffen am 11. <strong>Oktober</strong> in Luxemburg haben die EU-Außenminister die tschechische<br />

Sonderregelung bezüglich der EU-Grundrechte-Charta anerkannt. Präsident Klaus hatte auf die<br />

Sonderregelung gepocht, um die weitere Gültigkeit der Beneš-Dekrete zu gewährleisten und<br />

somit eventuelle Schadensersatzansprüche vertriebener Deutscher zu verhindern. Allerdings<br />

müssen noch die EU-Staats- und Regierungschefs sowie das tschechische Parlament<br />

zustimmen. Für eine Mehrheit benötigt das Parlament auch die Stimmen der Opposition, die<br />

sich bisher gegen die Sonderregelung ausgesprochen hat. Die Abstimmung in den EU-<br />

Mitgliedsländern über die Sonderregelung soll gleichzeitig mit der Ratifikation des<br />

Beitrittsvertrags von Kroatien erfolgen.<br />

Prag erleichtert Temelin-Ausbau<br />

Das Kraftwerk Temelin. − Foto: dpa<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Rundschau<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Passauer Neue Presse


Der tschechische Ministerpräsident Petr Necas hat seine Minister angewiesen, mögliche Hürden<br />

für den Ausbau des umstrittenen Atomkraftwerks Temelin um zwei Reaktorblöcke zu<br />

beseitigen. Als "Schwachstellen" identifizierte Necas vor allem die zu geringe Kapazität der<br />

Straßen für Bautransporte sowie die internationale Prüfung der Umweltverträglichkeit. Aus<br />

Österreich habe die Regierung bereits 7000 und aus Deutschland 3000 kritische Eingaben<br />

erhalten, sagte der konservative Regierungschef am Mittwoch in Prag. Temelin liegt Luftlinie<br />

90 Kilometer von Passau entfernt.<br />

Information<br />

"Lebensaufgabe Temelin-Ausbau": Atom-Manager geht und hinterlässt<br />

Fragen<br />

Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) forderte "höchste Sicherheitsstandards und<br />

größtmögliche Transparenz" im weiteren Verfahren. "Im Interesse der Menschen - gerade in<br />

Ostbayern - ist ein gemeinsamer Erörterungstermin zur Umweltverträglichkeitsprüfung in<br />

deutscher Sprache wichtig", sagte Söder nach Ministeriumsangaben in München.<br />

Necas betonte, dass das Genehmigungsverfahren für die neuen Reaktoren definitiv in der<br />

Kompetenz des tschechischen Amtes für Atomsicherheit auf "strikt fachlicher Ebene"<br />

verbleiben werde.<br />

Der Chef des halbstaatlichen Atomkonzerns CEZ, Daniel Benes, sagte vor einem<br />

Senatsausschuss: "Die Entwicklung der Atomenergie hat absolut Priorität." Er rechne mit der<br />

Verlängerung der Laufzeit für das Akw Dukovany, dessen ältester Block seit 1985 in Betrieb<br />

ist, bis ins Jahr 2025. Bis dahin sollten die beiden neuen Reaktorblöcke des Akw Temelin fertig<br />

sein. − lby<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Suite 101 online<br />

Tschechische Grüne und Cem Özdemir besprechen in<br />

Prag Atomfragen<br />

Lisa Gianna Böttinger<br />

Atomkraft - in Tschechien nicht zu stoppen? - Europäische<br />

Kommission<br />

Zum Diskussionsthema "Ökologische Wirtschaftsmodelle in Zeiten der<br />

Krise" traf Cem Özdemir (Grüne) auf tschechische Meinungen zur<br />

Atomkraft. Ein Interview.<br />

Bei der internationalen Veranstaltung "Forum 2000", die seit 1997<br />

auserwählte Persönlichkeiten und Führungspersonen aus Wirtschaft,<br />

Politik und Wissenschaft zu Diskussionen nach Prag einlädt, war am<br />

Montag, 10. <strong>Oktober</strong> auch die Umwelt- und Energiepolitik Tschechiens<br />

Grund für eine vielschichtige Debatte. Im Rahmen der Podiumsdiskussion<br />

"Greening the Economy in a time of austerity" (Grüne Modernisierung von Wirtschaftsmodellen in<br />

Zeiten der Krise) nahm der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir Stellung zur Atompolitik<br />

Tschechiens. Das tschechische Industrieministerium plant den Neubau von mindestens 10 neuen<br />

Atommeilern und setzt darauf, den Anteil des Atomstroms an der Energieversorgung innerhalb von<br />

50 Jahren von den jetzigen etwa 30 Prozent auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen. Die Autorin<br />

führte das Gespräch mit Herrn Özdemir.<br />

Lisa Böttinger: Tschechische Leitmedien titeln mit „deutscher Hysterie" als Reaktion auf<br />

Tschechiens Atompläne, die grüne Partei Tschechiens, „Strana Zelených“, wird kaum


wahrgenommen und ist nicht im Parlament vertreten. Wie lässt sich grüne Politik auf Europaebene<br />

durchsetzen, wenn Sie mit Ländern wie Tschechien verhandeln müssen?<br />

Cem Özdemir: „Ich bin in der Frage „Coolianer“: Es gibt keine wichtigeren oder unwichtigeren<br />

Länder in der europäischen Union, die Tschechische Republik ist genauso wichtig wie Deutschland<br />

und jedes andere Land der EU. Auf europäischer Ebene gibt es aber ein paar Regeln, an die wir uns<br />

alle halten müssen: Wir haben eine Effizienzrichtlinie, wir haben beschlossen, dass wir den Anteil<br />

der erneuerbaren Energien erhöhen wollen, und wenn es um Atomkraftwerke geht, geht es<br />

natürlich auch um die Frage der Sicherheit. Das sind Fragen, die nicht nur national geregelt werden<br />

können; da müssen alle Länder gewisse Sicherheitsstandards einhalten, und die werden nach<br />

Fukushima nicht geringer, sondern eher höher werden. Ob die Länder Atomenergie nutzen, ob sie<br />

die Laufzeiten verlängern oder gar neue Atomkraftwerke bauen, müssen sie selbst entscheiden.<br />

Innerhalb der Länder gibt es Bewegungen dagegen, die jetzt an Zuwachs gewinnen, aber<br />

unterschiedlich stark sind. Das werden wir nicht in Deutschland lösen, dafür gibt es die Grünen und<br />

die Umweltbewegung in Tschechien. Wir haben in Deutschland schließlich auch 32 Jahre dafür<br />

gebraucht, aus der Atomenergie auszusteigen, und werden diesen Ausstieg bis 2022. Ebenso wird<br />

Tschechien seinen eigenen Weg finden. Das wird aber nicht in Berlin entschieden, sondern in Prag<br />

und in Tschechien.“<br />

L.B: Es steht nicht rosig um den Erfolg der Grünen in Tschechien. Welche Tipps können Sie Ihrem<br />

tschechischen Amtskollegen Ondrej Liška geben?<br />

C.Ö.: „Die Situation verbessert sich ja bereits. Der tschechische Außenminister war lange Zeit „bei<br />

uns“, insofern gehört er im weitesten Sinne zur Familie. Natürlich braucht Tschechien aber wieder<br />

eine starke grüne Partei im Parlament. Die Grünen haben damals aus der Opposition heraus den<br />

Sprung in die Regierung geschafft, das war sehr schnell und natürlich auch sehr anspruchsvoll.<br />

Jetzt besteht die Gelegenheit, sich zu konsolidieren und dann umso besser wieder<br />

zurückzukommen. Wir unterstützen unsere Freunde hier in Tschechien, Ondrej Liška macht einen<br />

sehr guten Job. Die Grünen in Tschechien sind gerade dabei, sich neu aufzustellen. Das ist wichtig<br />

nicht nur für Tschechien, sondern auch für die europäische Ebene. Es wäre schade, wenn die<br />

Grünen weiterhin nur im Westen und im Norden so erfolgreich sind, der Osten ist genauso wichtig.“<br />

Die europäische Sympathie für den Abschied von der Atomkraft wird von den Tschechen vor allem<br />

mit Angst betrachtet: vor höheren Strompreisen, aber vor allem vor der totalen Abhängigkeit von<br />

russischen Gas- und Öllieferungen. Außerdem wird die Atomkraft als adäquates Mittel betrachtet,<br />

den Forderungen der EU nach einer Senkung der CO2-Emissionen um 80 Prozent bis 2050 erfüllen<br />

zu können. „In Tschechien wird 22 Jahre nach dem Ende des Kommunismus die Nuklearenergie<br />

immer noch als Symbol staatlicher Souveränität und als Symbol der Macht gesehen“, erklärt der<br />

Vorsitzende der tschechischen Grünen, Ondrej Liska, die Situation.<br />

Gefragt nach dem Verständnis für ein solches Empfinden der tschechischen Bevölkerung legt<br />

Özdemir nahe:<br />

„Wir in Deutschland müssen uns stärker in die Situation der Tschechen hineinversetzen, die<br />

aufgrund ihrer Geschichte einen völlig anderen Umgang mit der Frage der Abhängigkeit haben. Das<br />

kann ich sehr gut verstehen und auch nachvollziehen. Tschechien möchte von russischem Gas<br />

möglichst unabhängig sein. Dabei rennen die Tschechen bei uns aber offene Türen ein, denn auch<br />

wir haben ein Interesse daran, Energieabhängigkeiten abzubauen. (...) Das Ziel der Grünen in<br />

Deutschland mit erneuerbaren Energien, Energiesparen und Energieeffizienz ist ja nichts anderes<br />

als unser Weg der Energieunabhängigkeit von anderen Ländern. (…) Ich würde mir wünschen, dass<br />

die tschechischen Politiker begreifen, dass das, was in Deutschland passiert, nicht die Ideen von<br />

einigen verspinnerten Grünen sind. Es ist ja nicht ganz so alltäglich, dass sich Regierung und<br />

Opposition auf einen Weg verständigen. Wenn Siemens-Chef Löscher, Bosch-Chef Fehrenbach und<br />

viele andere in der Wirtschaft unseren Weg mitgehen und uns unterstützen, spricht das doch dafür,<br />

dass das viel mit wirtschaftlicher Stärke und Zukunft zu tun hat und wenig mit Vergangenheit.“<br />

Ob das Ideal des „Green New Deal“ bei den Tschechen richtig ankommt, bleibt aber abzuwarten.<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)


Tschechische Roma wollen Partei gründen<br />

Von Steffen Neumann, SZ-Korrespondent in Usti n.L<br />

Der ungewöhnliche Schritt ist eine Reaktion auf die jüngsten Ausschreitungen<br />

gegen die Minderheit.<br />

Im tschechischen Varnsdorf marschierten Ende September Einwohner<br />

aus der Region gegen hier lebenden Sinti und Roma auf. Foto: dpa<br />

Als Reaktion auf die wachsenden Probleme mit der Roma-<br />

Minderheit in Tschechien planen ihre führenden Vertreter die<br />

Gründung einer eigenen Partei. „Die Ereignisse in der<br />

Schluckenauer Region waren der letzte Auslöser. Wir müssen<br />

unsere Probleme selbst lösen“, begründet Cenek Ruzicka den<br />

überraschenden Schritt.<br />

Ruzicka ist Vorsitzender des Ausschusses zur Entschädigung von Opfern des Roma-Holocaust und<br />

hatte als Erster eine Parteigründung angeregt. Hauptthemen der Partei sollen Arbeitslosigkeit,<br />

Bildung und die soziale Ausgrenzung der Roma-Bevölkerung sein, so Ruzicka weiter. Mit Personen<br />

aus den Regionen an der Spitze wolle man zugleich bei Konflikten mit der Mehrheitsgesellschaft<br />

vermitteln.<br />

Landesweit geringe Chancen<br />

Im Schluckenauer Zipfel an der Grenze zu Sachsen demonstrieren seit Wochen Menschen gegen<br />

die Roma-Minderheit, die sie für die massiv gestiegene Kriminalitätsrate in der strukturschwachen<br />

Region verantwortlich machen. Experten warnen vor einer Eskalation der Gewalt, wenn der Prozess<br />

der sozialen Ausgrenzung der Roma nicht aufgehalten wird.<br />

Eine eigene Partei soll den Roma nun politisches Gewicht verschaffen. Doch landesweit dürfte sie<br />

nur geringe Chancen haben. Schätzungen zufolge leben heute 300000 Roma in Tschechien. Selbst<br />

wenn alle ihre neue Partei wählen würden, käme sie bei Parlamentswahlen nicht über die Fünf-<br />

Prozent-Hürde.<br />

Deshalb richten die Initiatoren ihr Interesse auf die Regionen. Das betrifft vor allem die<br />

nordböhmischen Bezirken Usti und Liberec, wo im Herbst 2012 Regionalwahlen stattfinden. Zwei<br />

Jahre darauf wird dann in den Kommunen neu gewählt. Wenn es der Partei gelingt, einen<br />

respektierten Kandidaten aufzustellen, der die sozialen Interessen der Roma vertritt, kann sie<br />

Erfolg haben, meinen Experten.<br />

SEBNITZ<br />

DRK wirbt um Partner in Tschechien<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Von Bettina Spiekert<br />

Erst ein Jahr ist es her, dass der Sebnitzbach nach tagelangen Regenfällen über die Ufer trat und<br />

Teile der Stadt unter Wasser standen. Für genau diese Situationen will das Deutsche Rote Kreuz<br />

(DRK) künftig besser gewappnet und schneller mit Hilfsangeboten bei den Betroffenen sein. Nicht<br />

nur im eigenen Land, sondern gemeinsam mit den tschechischen Kollegen. Deshalb soll eine<br />

grenzübergreifende Katastrophenvorsorge mit dem Tschechischen Roten Kreuz (Ceský Cervený<br />

Kríž - CCK) aufgebaut werden.<br />

„Wir sind eine Region, in der es fast jährlich Unwetter, Hochwasser oder Überschwemmungen gibt“,<br />

sagt Martin Jenemann, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Sebnitz. „Hier wie da gibt es<br />

unterschiedliche Strukturen und Vorgehensweisen bei Katastrophen“, sagt Jenemann. Die zu<br />

kennen und zu nutzen, sei das Ziel des von der EU geförderten Projektes, an dessen Ende es zum


Beispiel auch Übersetzungshandbücher mit den gängigsten Fachbegriffen geben soll. Die Helfer<br />

beiderseits der Grenze sollen darauf vorbereitet sein, welche Hilfsmittel und -kräfte wie schnell zur<br />

Verfügung stehen können und wie zeitliche Abläufe geplant werden können. Nicht zuletzt ist der<br />

Aufbau einer grenzübergreifenden Erste-Hilfe-Ausbildung geplant.<br />

Und wenn man schon etwas Neues aufbaue, dann natürlich am besten mit neuen Leuten. „Am<br />

liebsten wäre uns, wenn wir dafür neue Mitglieder gewinnen könnten“, sagt der Geschäftsführer.<br />

Denn beim Nachwuchs, so gibt er unumwunden zu, sehe es beim Sebnitzer Kreisverband<br />

katastrophal aus. „Wir zeigen beim Sanitätskurs zwar schon den Grundschülern, was wir machen,<br />

aber leider kommt kaum jemand zu uns. Und dabei haben wir nicht wenig zu bieten, sichern schon<br />

mal Dynamo-Spiele ab oder unser Radrennen“, wirbt Jenemann um Jungen und Mädchen. Und so<br />

sollen die Teilnehmer des bis Mitte nächsten Jahres dauernden Projektes nicht nur eine Ausbildung,<br />

sondern eine kleine persönliche Ausrüstung erhalten. Sieben Veranstaltungen à acht Stunden sind<br />

für den Kurs geplant, der mit zwei Abschlusstagen im Kiez Sebnitz ausklingen soll.<br />

Informationen zum Projekt beim DRK-Kreisverband Sebnitz unter Telefon: 035971 7470 oder per<br />

E-Mail: info@drk-sebnitz.de<br />

Mittwoch, 12. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Justiz in Tschechien und Sachsen einig über<br />

Kooperationen<br />

Prag/Dresden. Der Freistaat Sachsen und die Tschechische Republik wollen künftig noch enger auf<br />

dem Gebiet der Justiz zusammenarbeiten. Die Ressortchefs Jürgen Martens (FDP) und Jiri Pospisil<br />

verabredeten auf einem Treffen in Prag unter anderem eine stärkere Kooperation bei der<br />

Ausbildung von Juristen.<br />

Beide Länder verbinde nicht nur eine 454 Kilometer lange Grenze, sondern auch eine gute<br />

Nachbarschaft, sagte Martens. Die internationale Kooperation der Ermittler sei notwendig, um<br />

grenzüberschreitender Kriminalität Einhalt zu gebieten. Straftäter suchten ständig nach neuen<br />

„Betätigungsfeldern“ – von Autodiebstählen bis Computerkriminalität. Sachsens Justizminister war<br />

Gast des Internationalen Staatsanwaltsforums in der tschechischen Hauptstadt. (dpa)<br />

Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeiltung


Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong> 2011


Dresdner Neuesten Nachrichten online<br />

Junge Interpreten aus Tschechien geben Konzerte in<br />

Stadtkirche, Lohengrinhaus und Zuschendorf<br />

Foto: PR<br />

Die junge Organistin Ivana Michalovicová spielt heute<br />

Werke des Prager Komponisten Petr Eben. Das Konzert<br />

ist Teil der Tschechisch-Deutschen Kulturtage.<br />

Pirna. Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage haben sich zu<br />

einem festen Bestandteil des alljährlichen<br />

Veranstaltungskalenders in der Region entwickelt. Bereits zum<br />

13. Mal finden sie in diesem Jahr statt und bieten insgesamt 73 Programmpunkte von Musik,<br />

Kabarett, Literatur über Film bis hin zu Ausstellungen und Kunst. Auch in Pirna sind wieder<br />

tschechische Künstler zu Gast.<br />

Den Auftakt in der <strong>Elbe</strong>stadt bestreitet Ivana Michalovicová. Sie gibt heute um 19.30 Uhr ein<br />

Orgelkonzert in der Stadtkirche St. Marien. Im Mittelpunkt des Konzerts steht Musik des Prager<br />

Komponisten Petr Eben, einem der wichtigsten Vertreter der tschechischen Moderne. Der Künstler<br />

Ondrej Klímas wird dabei die Stadtkirche vor, während und nach dem Konzert mit diversen<br />

innovativen Bildcollagen und Animationen über die pittoreske Moldaustadt Prag verzaubern. Karten<br />

kosten fünf, ermäßigt vier Euro.<br />

Am kommenden Sonnabend gibt es im Lohengrinhaus in Graupa Klassische Moderne für Klarinette<br />

und Klavier zu erleben. Der Klarinettist Irvin Venyš widmet sich der Musik des 20. und 21.<br />

Jahrhunderts. Sein Partner am Klavier Martin Kasík trat mit Orchestern wie dem Chicago<br />

Symphony Orchestra oder der Tschechischen Philharmonie auf, machte sich aber auch mit Solo-<br />

Programmen einen Namen. Die preisgekrönten Musiker spielen Werke von Bohuslav Martinu und<br />

Ernst Krenek. Auch hier wird der Künstler Ondrej Klímas das Lohengrinhaus in Graupa vor,<br />

während und nach dem Konzert in unterschiedliche innovative Bildcollagen und Animationen über<br />

das traumhafte Prag eintauchen. Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 12, ermäßigt<br />

10 Euro.<br />

Zu einem kammermusikalischen Schlosskonzert lädt das Trio Accordo mit dem Geiger Pavel Hula,<br />

dem Gitarristen Petr Paulu und dem Akkordeonisten Ladislav Horák am 29. <strong>Oktober</strong> ein. Auf dem<br />

Programm stehen Werke des tschechischen Komponisten Václav Trojan. Die Veranstaltung im<br />

Landschloss Zuschendorf beginnt um 17 Uhr und kostet 12, ermäßigt 10 Euro Eintritt. DNN .<br />

OBERBÄRENBURG<br />

Schlittenhunde machen sich für den Winter fit<br />

Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Acht Musher mit ihren Schlittenhund-Gespannen haben sich für die Trainingsläufe in Kurort<br />

Oberbärenburg an diesem Wochenende angemeldet. Drei weitere Teilnehmer stellen ihr Kommen in<br />

Aussicht. „Damit wären wir gut besetzt“, sagt Frank Rudolf vom Freundeskreis Oberbärenburg. Der<br />

Verein lädt traditionell in Zusammenarbeit mit der Stadt Altenberg zu dieser Veranstaltung im<br />

<strong>Oktober</strong> ein. Unter den Startern werden auch Gespanne aus dem benachbarten Tschechien sein.<br />

Wie Rudolf sagte, sind Start und Ziel wieder auf dem Kur- und Konzertplatz von Oberbärenburg,<br />

am Sonnabend, ab 14Uhr, am Sonntag, ab 10.30Uhr. Die beiden Trainingsläufe dauern jeweils<br />

etwa eineinhalb Stunden. Das Trainingsgebiet kann gegenüber Vorjahren kurzfristig allerdings<br />

etwas abweichen, wie Rudolf informierte.<br />

Das hängt mit einem Funkmast zusammen, der gerade im Bereich der Tellkoppe aufgebaut und


angeschlossen wird. Dem Vernehmen nach soll es sich um eine Anlage für das Digitalfunknetz für<br />

Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie Polizei und Feuerwehr handeln,<br />

das zurzeit aufgebaut wird. (SZ/ks)<br />

Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

DNN online<br />

Junge Interpreten aus Tschechien geben Konzerte in<br />

Stadtkirche, Lohengrinhaus und Zuschendorf<br />

Foto: PR<br />

Die junge Organistin Ivana Michalovicová spielt heute<br />

Werke des Prager Komponisten Petr Eben. Das Konzert ist<br />

Teil der Tschechisch-Deutschen Kulturtage.<br />

Pirna. Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage haben sich zu einem festen<br />

Bestandteil des alljährlichen Veranstaltungskalenders in der Region<br />

entwickelt. Bereits zum 13. Mal finden sie in diesem Jahr statt und bieten<br />

insgesamt 73 Programmpunkte von Musik, Kabarett, Literatur über Film<br />

bis hin zu Ausstellungen und Kunst. Auch in Pirna sind wieder tschechische Künstler zu Gast.<br />

Den Auftakt in der <strong>Elbe</strong>stadt bestreitet Ivana Michalovicová. Sie gibt heute um 19.30 Uhr ein Orgelkonzert in der<br />

Stadtkirche St. Marien. Im Mittelpunkt des Konzerts steht Musik des Prager Komponisten Petr Eben, einem der<br />

wichtigsten Vertreter der tschechischen Moderne. Der Künstler Ondrej Klímas wird dabei die Stadtkirche vor,<br />

während und nach dem Konzert mit diversen innovativen Bildcollagen und Animationen über die pittoreske<br />

Moldaustadt Prag verzaubern. Karten kosten fünf, ermäßigt vier Euro.<br />

Am kommenden Sonnabend gibt es im Lohengrinhaus in Graupa Klassische Moderne für Klarinette und Klavier<br />

zu erleben. Der Klarinettist Irvin Venyš widmet sich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein Partner am<br />

Klavier Martin Kasík trat mit Orchestern wie dem Chicago Symphony Orchestra oder der Tschechischen<br />

Philharmonie auf, machte sich aber auch mit Solo-Programmen einen Namen. Die preisgekrönten Musiker<br />

spielen Werke von Bohuslav Martinu und Ernst Krenek. Auch hier wird der Künstler Ondrej Klímas das<br />

Lohengrinhaus in Graupa vor, während und nach dem Konzert in unterschiedliche innovative Bildcollagen und<br />

Animationen über das traumhafte Prag eintauchen. Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 12,<br />

ermäßigt 10 Euro.<br />

Zu einem kammermusikalischen Schlosskonzert lädt das Trio Accordo mit dem Geiger Pavel Hula, dem<br />

Gitarristen Petr Paulu und dem Akkordeonisten Ladislav Horák am 29. <strong>Oktober</strong> ein. Auf dem Programm stehen<br />

Werke des tschechischen Komponisten Václav Trojan. Die Veranstaltung im Landschloss Zuschendorf beginnt<br />

um 17 Uhr und kostet 12, ermäßigt 10 Euro Eintritt. DNN<br />

Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung


Samstag, 15. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Chemnitzer Morgenpost)<br />

Sachsen & Tschechien auf gemeinsamer Ganovenjagd<br />

Gipfeltreffen der Polizeipräsidenten<br />

Dresden/Petrovice. Nun soll sie noch besser werden, die viel gelobte deutsch-tschechische<br />

Zusammenarbeit der Polizei.<br />

Per Handschlag besiegelten das einmal mehr Sachsens Polizeipräsident Bernd Merbitz und sein<br />

tschechischer Amtskollege Petr Lessy im Deutsch-tschechischen Polizeizent-rum in Petrovice.<br />

Die Drogenkriminalität in Sachsen nimmt zu, im Sommer belästigten Autopiraten auf tschechischen<br />

Landstraßen ausländische Autofahrer. Bis Ende des Jahres erwartet Tschechien Polizistenschwund,<br />

wegen gekürzter Gehälter. Die deutsch-tschechische Polizeiarbeit bleibt offenbar unberührt davon:<br />

„Die Zusammenarbeit ist großartig“, so die tschechische Polizeipräsidiumssprecherin Lucie<br />

Paclikova.<br />

Und sie soll noch großartiger werden. Das 16-köpfige deutsch-tschechische Team, das sich in der


letzten Woche unter anderem mit den Themen Autoklau, Drogen und Nacheile im Grenzgebiet<br />

auseinander setzte, hat nicht nur die bisherige Zusammenarbeit ausgewertet, sondern auch neue<br />

Ziele besprochen: „Die Nachteile bei der Verfolgung sollen durch schnelleren<br />

Informationsaustausch verbessert werden“, so Paclikova. Zum Anstieg der Drogenkriminalität<br />

wollte sich die Sprecherin aus „taktischen Gründen“ dann aber doch lieber nicht äußern. (am)<br />

Sonntag, 16. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

der Standard.at<br />

Neue Plattform für Geschichte totalitärer Diktaturen<br />

gegründet<br />

"Die Erinnerung an die Menschheitsverbrechen des letzten Jahrhunderts wird auf<br />

eine neue Ebene gehoben"<br />

Prag - Eine neue europaweite Plattform soll die Aufarbeitung der Geschichte der totalitären<br />

Diktaturen des 20. Jahrhunderts vorantreiben. Der Gründungsvertrag ist am Freitag im Beisein der<br />

Ministerpräsidenten von Tschechien, Polen und Ungarn in Prag unterzeichnet worden. Die<br />

Regierungschefs nahmen dort an einem Treffen der vier Visegrad-Staaten teil. Es fehlte allerdings<br />

die slowakische Premierministerin Iveta Radicova, die sich wegen der derzeitigen Regierungskrise<br />

vom slowakischen Botschafter in Tschechien vertreten ließ<br />

Insgesamt sind 19 Institutionen aus 13 EU-Ländern an der Plattform beteiligt. Mit der<br />

gemeinsamen Aufarbeitung der Diktaturen werde ein Zeichen für Demokratie gesetzt, sagte der<br />

deutsche Bundesbeauftragte für die Unterlagen der DDR-Staatssicherheit, Roland Jahn, der<br />

Nachrichtenagentur dpa. Europa definiere sich nicht allein über die Gemeinschaftswährung Euro.<br />

Die Formulierung von Wertemaßstäben werde auch international ein Zeichen setzen, sagte Jahn.<br />

Schon jetzt sei das Interesse aus den Ländern des "arabischen Frühlings" groß, sich in Europa etwa<br />

über die Sicherung und Nutzung von Akten zu informieren.<br />

Die neue "Plattform für das Gedächtnis und das Gewissen Europas" soll die öffentliche Diskussion<br />

über die totalitären Diktaturen des Nationalsozialismus und des Kommunismus verstärken. "Die<br />

Erinnerung an die Menschheitsverbrechen des letzten Jahrhunderts wird auf eine neue Ebene<br />

gehoben", sagte Hans Altendorf, der Direktor der Stasiakten-Behörde, bereits am Donnerstag. Die<br />

Einmaligkeit und Besonderheit des Holocaust werde dabei in der Präambel explizit herausgestellt.<br />

Die Plattform soll mit Büros in Prag und später auch in Brüssel vertreten sein. Eines der ersten<br />

konkreten Projekte sieht vor, Unterrichtsmaterialien zu erarbeiten, die grenzüberschreitend<br />

einsetzbar sind. Eine Anschubfinanzierung erhält die Plattform von der Visegrad-Gruppe. (APA)<br />

Montag, 17. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Rundschau


Dienstag, 18. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

ORF<br />

Tschechien: Premier will Volksabstimmung über Euro-<br />

Beitritt<br />

Der tschechische Premier Petr Necas hat eine Volksabstimmung über den Beitritt seines Landes zur<br />

Euro-Zone gefordert. Vor tschechischen Journalisten in Brüssel erklärte er gestern, die Euro-Zone<br />

sei heute nicht mehr das, was sie gewesen sei, als sich Tschechien mit dem EU-Beitritt auch zur<br />

künftigen Euro-Einführung verpflichtet hatte.<br />

„Haben für etwas anderes gestimmt“<br />

„Es ist nötig, offen zu sagen, dass wir uns in der EU-Beitrittsvolksabstimmung (2003, Anm.) zum<br />

Eintritt in die Euro-Zone verpflichtet haben, die damals nur eine Währungsunion war. Heute ändert<br />

sie sich schrittweise in eine Schulden- und Transferunion. Das ist etwas anderes als das, worüber<br />

wir in dem Referendum gestimmt haben“, betonte Necas. Er wiederholte, dass seine Regierung<br />

zunächst keinen Zeitplan für die Euro-Einführung festlegen werde.<br />

Necas sprach sich gleichzeitig gegen eventuelle Änderungen der grundlegenden EU-Verträge aus,<br />

wie dies als Reaktion auf die Schuldenkrise im Gespräch sei. Allerdings läge zur Zeit keinen Entwurf<br />

auf dem Tisch. „Sollten diese Verträge die Übertragung der Kompetenzen von der nationalen auf<br />

die europäische Ebene bedeuten, würde auch dies eine Volksabstimmung in Tschechien erfordern,<br />

wie es auch in dem Regierungsprogramm steht“, so Necas.<br />

Zu der Euro-Einführung hatte sich am Vortag auch der Chef der Tschechischen Nationalbank (CNB),<br />

Miroslav Singer, geäußert. Er erklärte, die Überlegungen über den Beitritt zu der Euro-Zone würden<br />

„einige Jahre nicht aktuell sein“. Grund sei der Zustand der öffentlichen Finanzen Tschechiens,<br />

namentlich das hohe Budgetdefizit. „Auch wird die Euro-Zone offenbar zunächst für niemanden<br />

lockend sein“, sagte Singer in Anspielung auf die Schuldenkrise.<br />

Tschechien EU-Spitze bei Ladendiebstahl<br />

Centre for Retail Research: Jährlich Milliardenverluste im Einzelhandel<br />

Dienstag, 18. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Tschechien online<br />

Prag - Was Eishockey und Bierkonsum betrifft, gehört Tschechien<br />

traditionell zur Weltspitze. Nun kommt noch eine weitere Disziplin dazu, in<br />

der das Land internationale Rekorde bricht: Ladendiebstahl.<br />

Nirgendwo in der EU verschwindet so viel Ware aus den Regalen und<br />

Lagern des Einzelhandels wie in der Tschechischen Republik.<br />

Allein in diesem Jahr erreichte das Volumen dieser Verluste 532 Millionen<br />

Dollar (mehr als 9,5 Milliarden Kronen), wie aus einer Studie des britischen<br />

Centre for Retail Research hervorgeht.<br />

Der Schaden stieg gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel an. Damit nimmt Tschechien innerhalb der<br />

analysierten EU-Mitgliedsstaaten die traurige Spitzenposition ein. Weltweit die höchsten Verluste in diesem<br />

Bereich wurden in Indien, Russland und Marokko registriert.<br />

Das Centre for Retail Research untersuchte Daten aus 43 Ländern. Im internationalen Durchschnitt stieg<br />

der Anteil der Verluste gemessen am Umsatz von 1,36 Prozent im Jahr 2010 auf 1,45 Prozent.<br />

Zu den am häufigsten "verlorenen" Waren gehörten Alkohol, Kosmetikprodukte, kleinere Elektrogeräte,<br />

Markenkleider und Süßigkeiten. (gp) Foto: Novodvořská Plaza


Mittwoch, 19. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Dippolds Bote<br />

Mittwoch, 19. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Landkreisbote LKSSW-OE)


BAD SCHANDAU<br />

Deutsche und Tschechische Kunst<br />

Mittwoch, 19. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Deutsche und tschechische Künstler zeigen derzeit im Bad Schandauer Nationalparkhaus ihre<br />

Werke vom diesjährigen Pleinair. Sie sind bis Jahresende im Restaurant und im Seminarraum zu<br />

sehen, sagt die Vorsitzende vom Kunstverein Sächsische Schweiz, Brigitta Arnold. Die nächste<br />

gemeinsame Ausstellung wird am 19. November in der Synagoge in Decin eröffnet. (SZ/sab)<br />

Pirat in Zivil<br />

Von Steffen Neumann<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Miroslav Broz posiert mit einem Anonymous-T-Shirt vor dem Magistrat<br />

in Usti nad <strong>Labe</strong>m. Zur letzten Kommunalwahl erzielte die neue Partei<br />

einen Achtungserfolg.Foto: Steffen Neumann<br />

Als ihn vor den Kommunalwahlen eine Rentnerin im Tesco-Markt<br />

erkannte und sagte: „Sie werde ich wählen, sie sind für mich die<br />

einzige Alternative“, wusste Miroslav Broz, warum er sich den<br />

ganzen Stress aufgeladen hatte. Mit einer Hand voll Leuten<br />

hatte er im letzten Jahr in Usti nad <strong>Labe</strong>m (Aussig) einen<br />

Ortsverein der Piratenpartei gegründet. Bei den<br />

Kommunalwahlen konnte die Partei zwar nicht die erträumte 5-Prozenthürde überspringen. Doch<br />

sie erzielte einen Achtungserfolg. Mit über zwei Prozent schafften sie das beste Ergebnis der<br />

Piratenpartei in einer tschechischen Großstadt, noch<br />

deutlich vor Prag und Brno.<br />

Neben Deutschland und Schweden gehört die Partei in Tschechien zu den „ältesten“. 2009<br />

gegründet hat sie es inzwischen schon auf vier Abgeordnete in Kommunalparlamenten gebracht.<br />

Wie ihre Mitstreiter im Nachbarland machen sie regelmäßig mit Kampagnen gegen Internetzensur<br />

auf sich aufmerksam und fordern mehr Transparenz. Sie blamieren sich in Interviews und sind vor<br />

allem im Internet aktiv. Ginge es nach der Anzahl der Freunde im sozialen Netzwerk Facebook,<br />

wären die Piraten unter den etablierten Parteien auf Platz zwei der Beliebtheitsskala.<br />

Berlin beflügelt<br />

Doch die Basis, auf der die tschechische Piratenpartei steht, ist noch dünn. Mikulas Ferjencik, im<br />

Parteislang Steuermann der Partei, was anderswo der zweite Vorsitzende ist, sagt: „Wir arbeiten<br />

alle ehrenamtlich.“ Dabei wird es noch eine Weile bleiben, denn das transparente Konto der Partei,<br />

das jeder in Echtzeit im Internet verfolgen kann, zeigt gerade einmal knapp über 6000 Euro an.<br />

Doch die Piraten verfolgen nicht nur die Ereignisse in Deutschland, sondern waren auch beteiligt.<br />

„Wir waren mit acht Leuten in Berlin und haben Plakate geklebt“, erzählt Ferjencik. Dass die<br />

Piraten jetzt in Berlin im Parlament sitzen, hat auch die tschechischen Kollegen beflügelt. „Seitdem<br />

haben wir zehn neue Mitglieder und auch für die bisherigen 140 Mitglieder ist es moralische<br />

Unterstützung. Sie sehen, dass ihr Engagement nicht sinnlos ist“, sagt Ferjencik. Er ist mit seinen<br />

24 Jahren der jüngste in der Parteiführung.<br />

Die Basis wächst<br />

Jung, internetaffin und männlich, so sieht die Piratenpartei auch in Tschechien aus. Doch die<br />

Jugend ist für Miroslav Broz kein Makel. „In Tschechien ist es nicht üblich, dass sich Jugendliche<br />

politisch engagieren, noch dazu in einer Partei“, sagt der 32-jährige. Für seinen Entschluss, den<br />

Piraten beizutreten, war zudem entscheidend, dass die Partei ihre Finanzierung offen legt. „Das<br />

habe ich so bei keiner anderen Partei gesehen“, sagt der ehemalige Grünen-Wähler.<br />

Er glaubt, dass ihnen die Forderung nach Transparenz auf allen Ebenen viele Wähler gebracht hat.<br />

„In Tschechien blüht die Korruption, das ist in Usti nicht anders. Das haben viele Leute satt“, meint<br />

Broz. Dass das ausreicht, um in Zukunft die Parlamente in Tschechien zu erobern, zweifelt Petr Just


allerdings an. Der Politologe hält die Piratenpartei für eine typische Ein-Thema-Partei. „Die Leute<br />

interessiert doch in erster Linie, dass sie Arbeit haben, wie viel sie beim Arzt zahlen müssen und ob<br />

sie Renten sicher sind“, schätzt Just die Chancen der Piraten eher gering ein.<br />

Dem widerspricht Miroslav Broz. Gerade die Piraten in Usti seien alles andere als einseitig. Auf der<br />

Kandidatenliste versammelten sich eine hussitische Pfarrerin, ein Religionswissenschaftler, ein<br />

Hanfhändler und ein Pornodarsteller. „Dass sich solche Leute zusammentun, kann nur eines<br />

bedeuten: Sie meinen es höllisch ernst“, beschwört Broz. Und überhaupt spiele die Zeit für sie:<br />

Junge und internetaffine gebe es immer mehr. Für Broz hat die Zukunft schon begonnen.<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Wahlen in Krupka sind gültig<br />

Von Steffen Neumann<br />

Das Bezirksgericht hat Beweise über einen neuerlichen Stimmenkauf nicht<br />

anerkannt.<br />

Krupka. Fast genau ein Jahr nach den regulären Kommunalwahlen erhält das nordböhmische<br />

Krupka (Graupen) ein neues Parlament. Erst im dritten Versuch vom Anfang September war der<br />

Urnengang rechtlich einwandfrei über die Bühne gegangen. Zuvor hatte das Bezirksgericht in Usti<br />

nad <strong>Labe</strong>m (Aussig) wegen des erwiesenen Verdachts auf Stimmenkauf zweimal eine neue<br />

Abstimmung angeordnet. Auch diesmal gab es Hinweise auf Manipulationen. Das Wahlbündnis<br />

„Zdrava Krupka“ hatte deshalb erneut vor Gericht gegen die Gültigkeit der Wahl geklagt. Das<br />

lehnte die unter anderem von der Organisation Transparency International eingereichten<br />

Beweismittel aber als ungenügend ab. „Zdrava Krupka“ will die Entscheidung des Gerichts<br />

seinerseits nicht vom Verfassungsgericht prüfen lassen. „Wir wissen, dass wieder manipuliert<br />

wurde. Aber diesmal ist es uns nicht gelungen, solche Beweise zu finden, die beim<br />

Verfassungsgericht Anklang finden könnten“, sagten Pavel Malecek und Miloslava Bacova von<br />

„Zdrava Krupka“.<br />

Bürgermeisterposten fraglich<br />

Nach dem ersten Wahlgang hatten sie noch beim Verfassungsgericht Erfolg gehabt, nachdem das<br />

Bezirksgericht die Wahlen teilweise anerkannt hatte. Damit werden die neu gewählten<br />

Abgeordneten voraussichtlich Ende <strong>Oktober</strong> erstmals zusammenkommen. Mehrere Parteien, die<br />

teils schon jetzt die Stadt regieren, haben sich bereits vorab auf eine Koalition verabredet. Doch es<br />

ist fraglich, ob Bürgermeister Milan Puchar seinen Posten wird verteidigen können. Seine Partei<br />

ODS errang nur zwei Mandate. Wahlsieger wurde das Bündnis des stellvertretenden Bürgermeisters<br />

Zdenek Matous, der laut Opposition hinter den Manipulationen stehen soll.<br />

Most sammelt für bronzenen Masaryk<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Most. Die Stadt Most (Brüx) ruft ab 1. März 2012 eine öffentliche Sammlung für eine Statue des<br />

früheren tschechoslowakischen Präsidenten Tomas G. Masaryk aus.<br />

Bis Ende des Jahres 2013 sollen die über 80000 Euro für den 3,5 Meter hohen Bronzeguss<br />

zusammenkommen. Die Einweihung vor dem neuen Repräsentationshaus ist momentan für Herbst<br />

2014 in der Planung.<br />

Die Statue soll an das alte Masaryk-Denkmal angelehnt sein, das 1935 bis 1938 im alten Most<br />

stand und nach der Besetzung der Grenzgebiete von den Nationalsozialisten abgerissen worden<br />

war. Ein neues Denkmal nach 1945 ließen die kommunistischen Machthaber später heimlich<br />

zerstören.<br />

Heute findet man noch einige Reste dieses alten Denkmals im Lager des Gebietsmuseums. (stn)


Klammtour bis November<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Hrensko. Noch bis zum 2. November lockt eine Kahnfahrt durch die Edmundsklamm in der<br />

Böhmischen Schweiz. Die Boote verkehren täglich von 9 bis 17 Uhr. „Diese Saison gehört zu den<br />

besseren“, ist Jaroslava Antonova vom Ortsamt Hrensko (Herrnskretschen) zufrieden.<br />

Die Gemeinde hatte die Klammen nach dem verheerenden Hochwasser im August 2010 komplett<br />

erneuern müssen. Im April eröffnete die Edmundsklamm, im Juli dann die Wilde Klamm. Diese hat<br />

bereits seit 10. <strong>Oktober</strong> Winterferien. Im Frühling startet der Kahnbetrieb in der Edmundsklamm<br />

traditionell Karfreitag (6. April). Die Wilde Klamm wird am 27. April wieder eröffnet. (stn)<br />

Straßenamt muss Felsen sanieren<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Hrensko. Der Nationalpark Böhmische Schweiz hat einen Rechtsstreit um die Sanierung instabiler<br />

Felsblöcke gewonnen. Laut Prager Stadtgericht muss diese Kosten der Eigentümer der bedrohten<br />

Grundstücke tragen. Der Streit wird seit 2008 geführt und betrifft einen Felsblock an der Elbstraße<br />

Hrensko-Schmilka, der sich damals gelöst hatte. Der Nationalpark geht nun davon aus, dass sich<br />

das Verkehrsministerium auch an der Sanierung eines zweiten Blockes beteiligt. Diese kostet<br />

Schätzungen zufolge 1,3 Millionen Euro. (stn)<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

DNN online<br />

Ölsperren in Tschechien schützen<br />

<strong>Elbe</strong> nach Pontonunglück<br />

dpa<br />

Foto: Volkmar Heinz<br />

Der Schiffsverkehr auf der <strong>Elbe</strong> in Deutschland ist nicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Prag. Nach dem Untergang eines beladenen Pontons im tschechischen Usti (Aussig) nahe der<br />

Grenze zu Sachsen hat die Feuerwehr am Donnerstag Ölsperren eingesetzt, um eine<br />

Verschmutzung der <strong>Elbe</strong> zu verhindern. Eine von insgesamt vier Ölsperren wurde in Hrensko<br />

unmittelbar an der Grenze zu Sachsen aufgebaut. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es. Eine<br />

größere Verunreinigung des Flusses droht nach Ansicht des tschechischen Schifffahrtsamts nicht.<br />

Der Schiffsverkehr auf der <strong>Elbe</strong> in Deutschland sei nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher des<br />

Wasser- und Schifffahrtsamtes in Dresden auf Anfrage. Die Plattform mit einer Verdrängung von<br />

500 Tonnen war in der Nacht zu Donnerstag aus ungeklärter Ursache auf den Grund der <strong>Elbe</strong><br />

gesunken. Verletzt wurde dabei niemand. In dem Bagger sollen sich noch 300 Liter Diesel, eine<br />

gleiche Menge Hydrauliköl und etwa 20 Liter Motorenöl befinden. Die Bergung dürfte nach<br />

Behördenangaben mehrere Tage in Anspruch nehmen.<br />

Krawall-Bild ist Foto des Jahres in Tschechien<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)


Ein Bild von Protesten gegen Roma in Varnsdorf gewann, weil es den Fokus auf<br />

ein ernstes soziales Problem lenkt.<br />

Das Foto von Stanislav Krupar aus Varnsdorf, gemacht auf einer<br />

Anti-Roma-Demo in Varnsdorf, ist Tschechiens Foto des Jahres.<br />

Varnsdorf. Der tschechische Fotograf Stanislav Krupaø<br />

ist meistens dort zu finden, wo es brenzlig wird. Seit<br />

Jahren dokumentiere der Mitarbeiter des<br />

Wochenmagazins Reflex das rechtsradikale Milieu,<br />

berichtet der Sender Radio Prag. Darum war es für ihn<br />

selbstverständlich, im Sommer nach Nordböhmen zu<br />

reisen, als dort Protestaufmärsche gegen die Romaminderheit begannen, als Steine flogen und<br />

Hetzparolen.<br />

Eines seiner Bilder, es zeigt einen jungen Demonstranten in Varnsdorf, der von einem<br />

Wasserwerfer getroffen wird, ist nun Tschechiens Pressefoto des Jahres. Es setzt sich gegen<br />

Arbeiten von 288 Fotografen aus Tschechien und der Slowakei durch. Laut Jury lenkt es die<br />

Aufmerksamkeit auf ein ernstes soziales Problem, das nicht nur in Tschechien existiert.<br />

Im Schluckenauer Zipfel demonstrieren seit Wochen Menschen gegen die Roma, die sie für die<br />

gestiegene Kriminalität in der strukturschwachen Region verantwortlich machen. Experten warnen<br />

vor einer Eskalation der Gewalt. (ihg)<br />

Donnerstag, 20. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Tschechien online<br />

Privatverschuldung in Tschechien steigt<br />

Mehr als die Hälfte der Tschechen unzufrieden mit finanzieller Lage<br />

Prag - Immer mehr Tschechen bekommen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren.<br />

Fast die Hälfte der Haushalte ist verschuldet, wobei die Summe die Privatkredite nach Informationen der<br />

Nationalbank (ČNB) im August 1,091 Billionen Kronen (rund 43 Milliarden Euro) erreichte.<br />

Die Neuverschuldung der Haushalte betrug im vergangenen Jahr 69,2 Milliarden Kronen.<br />

Nach einer aktuellen Studie der Agentur SANEP reicht das Einkommen für mehr als ein Viertel der<br />

Bevölkerung (27 Prozent) nur zur Deckung der Lebenshaltungskosten. Was Neuanschaffungen betrifft,<br />

beschränken sich mehr als 62 Prozent der Haushalte auf das Nötigste.<br />

Ihre wirtschaftliche Lage bezeichnete mehr als die Hälfte der Befragten mit "schlecht" oder "eher schlecht".<br />

Unter ihnen gab etwa ein Drittel an, zur Aufbesserung der häuslichen Finanzen Nebentätigkeiten<br />

aufnehmen zu wollen.<br />

Eindeutig zufrieden mit ihrer finanziellen Situation sind dagegen nur 10,9 Prozent der Tschechen.<br />

Das monatliche Durchschnittseinkommen liegt zurzeit bei 23.984 Kronen (rund 1000 Euro), wobei<br />

Angestellte in Branchen wie Einzelhandel und Gastgewerbe nur etwa 12.000 Kronen verdienen. Weit über<br />

dem Durchschnitt liegen die Gehälter im Bank- und Versicherungswesen sowie im IT-Bereich. (gp)<br />

Foto: ČNB<br />

Freitag, 21. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Deutaschlandfunk<br />

Die tschechische Auszubildende des Sanitär-Großhandels IGEFA, Klara Drozdova, mit ihrem Chef,<br />

Geschäftsführer Robert Wölflein. (Bild: Hanno Grieß)


Azubis aus dem Nachbarland<br />

Junge Tschechin startet bei IGEFA in Dresden durch<br />

Von Hanno Grieß<br />

Viele Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden. Der Sanitär-Großhändler<br />

IGEFA in Dresden, der auch in Tschechien eine Filiale hat, hatte sich von der<br />

Arbeitnehmer-Freizügigkeit mehr Bewerbungen aus den östlichen Nachbarländern<br />

versprochen. Doch zu seiner tschechischen Auszubildenden ist er eher durch Zufall<br />

gekommen.<br />

Die Firma IGEFA ist ein Großhandel für Sanitärprodukte und liefert in einem Umkreis von etwa 100<br />

Kilometern im Prinzip alles, was mit Sauberkeit zu tun hat, von Badezusätzen bis hin zu Klorollen. Große<br />

weiße Hallen stehen in der Sonne im Dresdner Süden, gleich gegenüber einer großen Backwarenfabrik. Es<br />

wird gerade angebaut, IGEFA braucht dringend mehr Lagerfläche.<br />

Im Bürotrakt steht Geschäftsführer Robert Wölflein und macht ein etwas hilfloses Gesicht. Denn die Firma<br />

hat eine Filiale im nahen tschechischen Grenzgebiet, 60 Kilometer weiter in Usti nad <strong>Labe</strong>m. Schon länger<br />

hatte er sich um zweisprachigen Nachwuchs bemüht:<br />

"Ich denke, es war ein Zufallstreffer. Wir haben es versucht übers Arbeitsamt, haben es versucht<br />

über die IHK, es sind verschiedene Dinge angeschoben worden, aber da ist im Prinzip nichts<br />

herausgekommen. Parallel dazu haben wir ja auch für unseren normalen deutschen Bedarf Azubis<br />

gesucht, und da hat sich zufällig eine Bewerbung eingestellt, bei der anhand des Lebenslaufs schon<br />

zu sehen war, dass die Bewerberin Deutsch als auch Tschechisch spricht, und dann kam sie<br />

natürlich gleich in die engere Wahl."<br />

Mit der Bewerberin ist Klara Drozdova gemeint. Die junge Tschechin trägt ein schickes schwarz-weiß<br />

gestreiftes Kleid und schaut fröhlich durch ihre modische Brille. Sie ist seit Mai im Betrieb, lernt Groß- und<br />

Außenhandelskauffrau - und zuvor hat sie sich mehrere Jahre durchgekämpft, sprich Deutsch gelernt in der<br />

Schule im bayerischen Weiden. Sie ist bereits jetzt ein richtiger Mehrwert für ihren Arbeitgeber:<br />

"Also ich mach jetzt gerade die Übersetzung für den tschechischen Katalog. Als ich von Tschechien<br />

nach Deutschland gekommen bin, war es sehr schwer für mich, weil ich ja kein Deutsch<br />

gesprochen habe, und vor der Abschlussprüfung habe ich mich entschieden, dass ich anfange mit<br />

Bewerbungsschreiben. Es war Zufall, dass ich die IGEFA gefunden hab."<br />

Reiner Zufall also, obwohl es dringenden Bedarf gibt. IGEFA würde gerne ihre Aktivitäten über die Grenze<br />

hinweg ausdehnen. Aber mit welchem Personal? Die Zahlen sind ernüchternd. Seit dem 1. Mai gilt die<br />

Arbeitnehmer-Freizügigkeit auch für die östlichen Nachbarländer, und seitdem sind im Bezirk Dresden 5000<br />

Ausbildungsstellen besetzt worden. Davon kommen ganze fünf Azubis aus Tschechien und drei aus Polen.<br />

Warum kaum jemand kommen mag, kann sich Geschäftsführer Robert Wölflein so richtig nicht erklären:<br />

"Ich denke mal, die Ausbildungsvergütung, die ein Azubi hier bekommt, ist fast so hoch wie ein<br />

tschechisches Durchschnittsgehalt, allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten hier höher. Also<br />

wenn man nur das Einkommen vergleicht, ist es schon interessant, ich kann mir auch vorstellen,<br />

dass im grenznahen Bereich jemand, der auf der tschechischen Seite wohnt und auf der deutschen<br />

Seite die Ausbildung macht, finanziell überhaupt keine Probleme hat."<br />

Erklärungen gibt es dafür von der Industrie- und Handelskammer. Lars Fiehler ist für den Bezirk Dresden<br />

zuständig und hatte eigentlich mit deutlich mehr Bewerbungen aus Tschechien und Polen für dieses<br />

Ausbildungsjahr gerechnet. Zwei Hauptgründe sieht er nun für das bisherige Scheitern der<br />

Nachwuchsgewinnung. An erster Stelle steht für ihn die Sprachbarriere:<br />

"Die junge Generation, die heute in diesen Ländern nachwächst, beherrscht lange nicht mehr so<br />

gut die deutsche Sprache, wie es vielleicht noch ihre Eltern und ihre Großeltern konnten. Vom<br />

ersten Tag an muss so jemand ja im Betrieb, aber auch in der Schule, mitkommen. Hinzu kommt<br />

noch, die demografischen Probleme sind in Polen und Tschechien nicht viel anders. Das heißt also,<br />

auch die polnischen und tschechischen Betriebe sind sehr interessiert, möglichst keinen<br />

Schulabgänger aus ihrer Heimatregion in andere Gegenden zu verlieren und versuchen die<br />

Konditionen, so gut es geht anzupassen, um die jungen Leute dort zu halten."<br />

Und damit hatte man in den Betrieben hierzulande in dieser Schärfe einfach nicht gerechnet. Auch nicht im


Lager von IGEFA in Dresden. Zwischen den fünfgeschossigen Regal-Straßen fahren Arbeiter mit<br />

Gabelstaplern hin und her. Täglich werden hier unzählige Lieferungen für die Kunden konfektioniert, wie es<br />

heißt. Die Firma wird ihre Ausbildungsvergütung im nächsten Jahr erneut drastisch anheben, um attraktiver<br />

für potenzielle Azubis zu werden. Statt 565 gibt dann bereits im ersten Jahr 640 Euro pro Monat.<br />

Klara Drozdova meint, ein paar wenige ihrer tschechischen Freunde hätten schon grundsätzlich Interesse,<br />

sich in Deutschland zu bewerben. Aber das gesamte System, die duale Ausbildung in Deutschland, sei in<br />

Tschechien unbekannt:<br />

"Bei uns ist es anders gestaltet, hier hat man eine bessere Möglichkeit, durch die Schule und durch<br />

die Arbeit in der Firma kriegt man Theorie und Praxis besser zusammen. Das ist auf jeden Fall<br />

besser, was man lernt, sieht man gleich im Büro."<br />

In ihrer Heimat gingen die Jugendlichen entweder erst auf die Hochschule oder gleich in einen Betrieb, in<br />

dem sie angelernt würden - ohne das strukturierte Nebeneinander von Schule und Praxis. IGEFA-<br />

Geschäftsführer Robert Wölflein wünscht sich von der tschechischen Seite mehr langfristige Initiative,<br />

"um dort auch die deutsche Sprache mehr in den Vordergrund zu stellen. Einfach das<br />

Bildungsangebot zu verbessern. Wenn ich mir anschaue, wie das bei den Kollegenbetrieben im<br />

Saarland aussieht mit der Grenze zu Frankreich, da ist wesentlich mehr Austausch in beide<br />

Richtungen da. Die kommen wesentlich besser miteinander klar, sicherlich auch deshalb, weil es<br />

viel mehr Deutsche gibt, die Französisch sprechen und viel mehr Franzosen, die Deutsch können."<br />

Und genau an dieser Flanke werde man jetzt arbeiten. Etwas schüchtern schaut Klara Drozdova zu ihrem<br />

Geschäftsführer. Der nickt, und sie erzählt:<br />

"Es ist so, ich werde die unterrichten, ich bin jetzt die Tschechisch-Lehrerin. Ich freu mich total,<br />

denn wir hatten viele Fälle, wo man die Leute hier nicht verstanden hat. Und mit Usti war man<br />

auch nicht zum Punkt gekommen. Erstmal die Hauptwörter, Hallo zu sagen und so."<br />

Sie ist kaum da, die 19-Jährige, doch sie ist im Prinzip jetzt schon eine potenzielle Führungskraft für das<br />

Unternehmen. Weiterbilden will sie sich auch nach ihrer Ausbildung, sagt Klara Drozdova, damit sie "hoch"<br />

kommt. Und sie will immer mal ein bisschen Werbung machen für die Karrierechancen in Deutschland. Bei<br />

ihren Freunden, in Tschechien.<br />

EU nennt Projekt „besonders wichtig”<br />

Hoffnung für schnelle Bahn nach Prag<br />

Freitag, 21. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Wochenblatt.de<br />

Foto: Lüko Willms<br />

Die EU-Kommission hat die Fortschreibung des Transeuropäischen<br />

Schienenverkehrsnetzes (TEN) vorgestellt und besonders wichtige Projekte<br />

herausgehoben. Mit dabei: Zwei Strecken, die über Regensburg laufen.<br />

Im neuen TEN-Plan stehen sowohl der<br />

Lückenschluss in der Elektrifizierung der<br />

Schienenstrecke von Hof nach Regensburg<br />

sowie der Ausbau der Bahnverbindung von<br />

München über Regensburg nach Prag. Für<br />

die Strecke nach Prag bedeutet dies<br />

konkret, dass die EU-Kommission den<br />

Ausbau bis spätestens 2030 fordert. Zudem<br />

sei eine bis zu 40-prozentige Förderung des<br />

Projekts durch die EU möglich.<br />

„Tschechien ist der Premiumpartner für die ostbayerische Wirtschaft“, sagt dazu Jürgen<br />

Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg. Auch die tschechische Wirtschaft<br />

fordere vehement den Ausbau dieser Strecke.


Zwar habe die durchgeführte Nutzen-Kosten-Analyse keine hinreichende Rentabilität<br />

erbracht. Dies liege aber daran, dass nicht die Gesamtstrecke bis Warschau untersucht<br />

wurde, so Helmes.<br />

Die IHK wird in einer Verkehrskonferenz am 31. <strong>Oktober</strong> mit DB-Chef Rüdiger Grube und<br />

dem EU-Generaldirektor für Verkehr, Mathias Ruete, über eine schnelle Realisierung<br />

beider Projekte verhandeln. Autor: ra / pm<br />

SEBNITZ<br />

Sebnitzer Klinik wirbt in Most um Fachkräfte<br />

Samstag, 22. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Die Sächsische-Schweiz-Klinik in Sebnitz und die tschechische Berufsfachschule in Most verbindet<br />

seit zwei Jahren eine Partnerschaft in der Ausbildungsrichtung Krankenpflege. Die Personalleiterin<br />

und der Pflegedienstleiter waren kürzlich auf Einladung wiederholt in der Berufsfachschule. Ziele<br />

der Begegnung waren zum einen die Organisation des Studentenaustausches als Bestandteil des<br />

europäischen Projektes Leonardo da Vinci, sagt Pflegedienstleiter Hein Wolf. Innerhalb dieses<br />

Projektes absolvieren bereits zum zweiten Mal Studenten ein Praktikum auf einer Station der<br />

Sächsische-Schweiz-Klinik Sebnitz.<br />

Zum anderen präsentierten sie die Klinik als attraktiven Arbeitgeber sowie die Rahmenbedingungen<br />

für eine Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger/In in Deutschland. „Der Arbeitsmarkt<br />

verzeichnet seit einiger Zeit einen sich stets erhöhenden Pflegekräftemangel“, sagt Hein Wolf. Die<br />

Ausbildung in Tschechien sei der deutschen mehr als ebenbürtig. Deshalb sei es auch Ziel diesen<br />

Begegnungen, Pflegepersonal speziell auch für die Sächsische Schweiz Klinik zu interessieren.<br />

(SZ/aw)<br />

PIRNA<br />

Montag, 24. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Der Landkreis wird überleben, aber nicht jedes Dorf<br />

Von Domokos Szabó<br />

Wie geht es weiter mit dem Landkreis? Über diese Frage diskutierten Experten<br />

in Pirna. Auf Fachchinesisch verzichteten sie ganz.<br />

Gut 900 Menschen weniger leben heute im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als Ende<br />

vergangenen Jahres. Die Bevölkerung schrumpft weiter, und dieser Trend lässt sich auf absehbare<br />

Zeit nicht umkehren. Zudem steigt der Anteil der Älteren immer mehr.<br />

Da kann es auf vielen Gebieten nicht so weitergehen wie bisher. Um über die Perspektiven zu<br />

diskutieren, begrüßten am Freitag der Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig und Landrat Michael<br />

Geisler (beide CDU) zwei Experten in Pirna: Irene Schneider-Böttcher, Präsidentin des Statistischen<br />

Landesamtes, und Steffen Kröhnert, Leiter des Berlin-lnstituts für Bevölkerung und Entwicklung.<br />

Hier ihre wichtigsten Thesen:<br />

These 1.: In nächsten 20 Jahren werden Gemeinden entvölkert<br />

Bis 2025 werden wir eine Konzentration der Bevölkerung auf städtische Zentren erleben. Instituts-<br />

Leiter Kröhnert spricht von einem „demografischen Austrocknen auf dem Lande“. Zurück bleiben<br />

nur die Hochbetagten.<br />

2. Jene Dörfer bleiben bestehen, in denen es Macher gibt


Steffen Kröhnert sagt, es wird in großem Maße darauf ankommen, ob es vor Ort eine „Bürgerschaft<br />

gibt, die sich engagiert“ – und öffentliche Aufgaben übernimmt. Hier könne die Politik<br />

unterstützend etwas tun: Die Engagierten müssten professionell gemanagt werden, das<br />

Förderwirrwarr gehört abgeschafft und es sollte auch Mini-Förderprojekte geben.<br />

3. Der Landkreis steht besser da<br />

als der Sachsen-Durchschnitt<br />

Statistik-Chefin Schneider-Böttcher will auch Mut machen: Der Landkreis profitiert von der Nähe<br />

zur Landeshauptstadt und steht in vielen Punkten vergleichsweise gut da. Nach einer Studie des<br />

Berliner Instituts liegt der Landkreis, was Zukunftsfähigkeit angeht, im Mittelfeld – Platz 199 in<br />

einem Ranking, bei dem der Landkreis München Platz 1 und der Kreis Uecker-Randow Platz 411<br />

belegt.<br />

Ein wichtiges Potenzial im Landkreis und in Sachsen sind die gut ausgebildeten Arbeitskräfte, allen<br />

voran die Frauen, sagt Schneider Böttcher.<br />

4. Ohne Zuwanderung wird vieles nicht mehr funktionieren<br />

Klar ist dennoch: Ohne Zuwanderung fehlen Arbeitskräfte und wenn die Unternehmen darben,<br />

sinkt der Wohlstand. Um den Zuzug zu erleichtern, fordert der CDU-Mann Brähmig Sprachkurse:<br />

„Wenn wir es schaffen, für Türken in der dritten Generation Intensivsprachkurse anzubieten, dann<br />

müssen wir das auch für Ungarn, Polen und Tschechen aus unserem Kulturkreis erreichen können.“<br />

Fazit: Demografie muss in den Köpfen ankommen<br />

„Demografie ist in aller Munde, aber noch nicht in allen Köpfen angekommen“, resümierte Landrat<br />

Geisler. Um nach Lösungen zu suchen, soll die Zukunftswerkstatt 2012 fortgeführt werden. Geplant<br />

sind Veranstaltungen zum Nahverkehr, zur Ausbildung, zur Pflege und zur Gesundheit.


Mit Tempo 250 unterm Erzgebirge durch<br />

Von Tilo Berger<br />

Dienstag, 25. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Verkehrsplaner aus Polen, Deutschland und Tschechien reden über den<br />

Bahnverkehr der nächsten Jahre. Und über Visionen, die schon mal 40 Jahre<br />

weiterreichen.<br />

Mehr als zwei Stunden braucht der Eurocity für die rund 140Kilometer zwischen Dresden und Prag.<br />

Viel zu lange, findet nicht nur Jan Ilik. „Das Ziel sind 60 Minuten“, sagt der Ministerialrat aus dem<br />

tschechischen Verkehrsministerium. Der junge Prager könnte die Stundenfahrt noch miterleben:<br />

„Wir reden jetzt über Ideen für den Zeitraum 2030 bis 2050.“ Bis dahin sollte ein neuer<br />

Schienenstrang zwischen beiden Städten liegen. Denn die vorhandene Bahnstrecke durch das<br />

kurvige Elbtal ist zu langsam. Ilik zeigt eine Computer-Animation: Da führt eine gestrichelte Linie<br />

zwischen Prag und Pirna geradewegs durch ein paar Mittelgebirge. Das Wort Erzgebirgstunnel fällt.<br />

Und falls das nichts wird, könnten sich die Tschechen auch eine andere schnelle Bahntrasse nach<br />

Sachsen vorstellen. Sie würde vom nordböhmischen Liberec geradewegs ins polnische Zgorzelec<br />

zur Eisenbahnbrücke nach Görlitz führen.<br />

Einige im Raum wiegen zweifelnd den Kopf, andere klatschen begeistert Beifall. In Görlitz waren<br />

gestern etwa 80 Verkehrsplaner und Kommunalpolitiker aus Polen, Tschechien und Deutschland<br />

zusammengekommen, um Visionen für den Bahnverkehr zwischen den drei Ländern zu entwickeln.<br />

Nicht zufällig in Görlitz und nicht zufällig jetzt: In der Neißestadt endet kommenden Montag die<br />

sächsische Landesausstellung über 800 Jahre Begegnung und Bewegung auf der alten<br />

Handelsstraße Via Regia.<br />

Die Bahnstrecke zwischen Dresden und Wroclaw (Breslau) folgt fast genau dem Verlauf der Via<br />

Regia. Für Maciej Zathey ist diese Strecke die ideale Verbindung zwischen den<br />

Hochgeschwindigkeitsnetzen in Polen und Deutschland. Der Direktor der Abteilung<br />

Regionalentwicklung im niederschlesischen Marschallamt in Breslau berichtet von Polens Plänen,<br />

vier große Städte des Landes mit Bahntempo 300 zu verbinden: Warschau, Poznan, Lodz und eben<br />

Breslau. Auf deutscher Seite endet das ICE-Netz derzeit in Dresden. Dazwischen klafft eine Lücke.<br />

Strom für Dresden–Görlitz<br />

Ob hier je ein Hochgeschwindigkeitszug fahren wird, kann Bernd Sablotny nicht sagen. Aber der<br />

Abteilungsleiter im sächsischen Wirtschaftsministerium macht zumindest Hoffnung auf Strom, auch<br />

wenn er keine konkreten Baupläne nennen kann. Die Elektrifizierung der Strecke Dresden–Görlitz<br />

werde etwa 100 Millionen Euro kosten. „Wir werden beim Bund darauf drängen“, verspricht<br />

Sablotny.<br />

Wenn die polnische Seite dazu noch den Abschnitt zwischen Zgorzelec und Wegliniec (Kohlfurt)<br />

elektrifiziert, könnten zwischen Dresden und Breslau Züge mit einer E-Lok fahren. Die wären<br />

schneller als die derzeitigen Dieseltriebwagen, die nur 120 Kilometer pro Stunde schaffen.<br />

Zwischen Wegliniec und Breslau lassen die Gleise Tempo 160 zu. „Wir wollen das mit in die<br />

Ausschreibung für die Strecke aufnehmen“, kündigt Christoph Mehnert vom Zweckverband<br />

Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) an. Der Zvon sucht zusammen mit dem<br />

benachbarten Verkehrsverbund Oberelbe einen Betreiber für die Strecke Dresden–Görlitz ab 2014.<br />

Dann sollen einige Regionalexpresszüge aber nicht in Görlitz enden oder beginnen, sondern in<br />

Breslau.<br />

Dienstag, 25. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

DiePresse.com<br />

Klaus: "Fahrt von Prag nach Linz wie vor 20 Jahren"<br />

Der tschechische Präsident drängt auf Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Sein<br />

Land hätte mehr Kontakte zu Österreich als zur Slowakei, wurde er zitiert.


Bild: (c) REUTERS (Petr Josek)<br />

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus hat bei einem<br />

Besuch in Linz die guten bilateralen Beziehungen zwischen Prag<br />

und Wien betont. Diese seien stärker als jene zwischen<br />

Tschechien und der Slowakei, obwohl diese bis 1993 in einem<br />

gemeinsamen Staat verbunden waren, sagte Klaus. "Mittlerweile pflegt Tschechien mehr Kontakte<br />

zu Österreich als zur Slowakei", wurde Klaus in einer Aussendung zitiert.<br />

Demnach zeigte Klaus auch Verständnis für die Befürchtungen, die es in Österreich wegen der<br />

Kernkraft gibt. Zu Mittag hatte rund ein Dutzend Atomgegner versammelt, um gegen die AKWfreundliche<br />

Haltung des konservativen tschechischen Politikers zu protestieren. Der<br />

oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) sprach bei einem Treffen mit Klaus<br />

auch die beiden Reizthemen Temelin und Benes-Dekrete an.<br />

Klaus nannte vor allem die Verkehrsinfrastruktur zwischen Oberösterreich und Tschechien als<br />

Herausforderung. "Ich glaube, die Fahrt von Prag nach Linz dauert noch genauso lange wie vor<br />

zwanzig Jahren. Hier müssen wir schnell etwas unternehmen", sagte er.<br />

Bei einer Podiumsdiskussion an der Johannes Kepler Universität am Nachmittag fand Klaus klare<br />

Worte zur aktuellen Situation in Europa. "Die Herausforderungen von heute unterscheiden sich<br />

wesentlich von denen im Jahr 1989. Aber sie sind nicht einfacher." Europa stehe vor schweren und<br />

unangenehmen Entscheidungen, die aber bald getroffen werden müssen. Klaus konstatierte eine<br />

"Krise der europäischen Integration" und<br />

sprach sich für eine "Rückkehr zur Demokratie<br />

in Europa" aus. (APA)<br />

Mittwoch, 26. Pktober 2011<br />

Pirnaer Rundschau


Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung online<br />

Der Fürst will auf die Burg<br />

Außenminister Karel Schwarzenberg will für das höchste Amt<br />

im Staat kandidieren<br />

Die Tschechen nehmen es seit Jahren amüsiert zur Kenntnis: Ob<br />

im Parlament oder bei einer Sicherheitskonferenz,<br />

Außenminister Karel Schwarzenberg macht gern mitten in der<br />

Debatte ein Schläfchen. „Wenn der Sauerstoffgehalt sinkt und<br />

mich Scheinwerfer blenden, kann ich nicht widerstehen, die<br />

Augen zu schließen“, sagt er. Am vergangenen Wochenende aber war der Fürst, wie ihn seine<br />

Landsleute liebevoll nennen, hellwach. Auf dem Kongress seiner Partei TOP 09 fuhr er mit knapp 96<br />

Prozent nicht nur ein Traumergebnis bei der Wiederwahl zum Parteichef ein; er kündigte auch<br />

offiziell seine Bewerbung für das Präsidentenamt an. Den angestrebten Arbeitsort, die Prager Burg,<br />

kennt er gut: Er war hier nach 1989 Kanzler bei Václav Havel, der den weltmännischen Fürsten aus<br />

seinem österreichischen Exil an die Moldau geholt hatte.<br />

Nach Havels Ende als Präsident machte Schwarzenberg selbst Karriere, zunächst als Senator, bis<br />

ihn die Grünen 2007 als Außenminister nominierten. Präsident Václav Klaus war gegen seine<br />

Ernennung, sah den Prager mit Schweizer Pass als „Österreicher“, der schwerlich tschechische<br />

Interessen durchsetzen könne. Dies änderte sich, als Schwarzenberg entgegen der Hoffnungen der<br />

Sudetendeutschen nicht vom Prager Kurs in der Frage der Beneš-Dekrete abrückte. Da lobte ihn<br />

Klaus öffentlich. Längst sind beide aber heftig über Kreuz. Schwarzenberg, mittlerweile zum<br />

zweiten Mal Außenminister, ist dem EU-Skeptiker Klaus zu europafreundlich.<br />

Beliebt ist er besonders unter Jüngeren, weil er anders als der Rest der politischen Elite frei von<br />

jedem Korruptionsverdacht ist. Bei einer Wahl von Abgeordnetenhaus und Senat hätte er weniger<br />

Chancen als bei einer Direktwahl. „Aber gerade deshalb ziehe ich in den Kampf“, sagte er am<br />

Wochenende. Wohl aber auch ein bisschen aus Eitelkeit: Die Schwarzenbergs stellten zwar schon<br />

Bürgermeister, Botschafter und Minister, aber noch nie einen Staatspräsidenten.<br />

Schwarzenbergs Visionen<br />

Auch wenn die zweite und letzte Amtszeit von Präsident Klaus erst im Februar 2013 zu Ende geht,<br />

so träumt Schwarzenberg schon heute von einer Zeit danach. In einer visionären Rede kritisierte er<br />

am Wochenende indirekt auch den jetzigen Burgherren.<br />

Die Prager Burg solle als Amtssitz des Präsidenten kein „kontroverser“, sondern ein „aufklärerischer<br />

Ort“ sein, wo an einer moralischen Erneuerung der Nation gearbeitet wird. „Ich werde nicht wie<br />

andere versprechen, dass ich kein ,aktivistischer Präsident’ sein werde“, erklärte Schwarzenberg in<br />

Bezug auf eine bekannte Klaus-Rede. Das Staatsoberhaupt trage stets eine ganz eigene<br />

Verantwortung. Dessen Stimme müsse in bestimmten Situationen deutlich zu vernehmen sein, so<br />

der TOP 09-Vorsitzende. Einen Vorbildcharakter nehme seiner Meinung nach der erste<br />

tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk ein, der sich gern mit seinen schärfsten<br />

Opponenten in persönlichen Gesprächen ausgetauscht hätte. „In Zukunft sollte die Prager Burg ein<br />

Ort sein, an dem sich Geistesgrößen auf Einladung des Präsidenten treffen. Ein heller Punkt, auf<br />

den man in ganz Europa schaut“, so Schwarzenberg.<br />

In seiner „Präsidentschaftsrede“ rief er seine Parteikollegen mit Blick auf die Regionalwahlen im<br />

Herbst 2012 zur Geschlossenheit auf: „Dann wird sich zeigen, ob wir nur ein vergängliches<br />

Phänomen oder in der tschechischen Parteienlandschaft verwurzelt sind.“ Zudem stünden schwere<br />

Zeiten bevor: „Es käme einem Wunder gleich, wenn die Wirtschaftskrise nicht auch uns ernsthaft<br />

treffen würde.“ Von Hans-Jörg Schmidt und Marcus Hundt


Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung online<br />

Schilderwald wird gestutzt<br />

Werbung an der Autobahn soll es bald nicht mehr geben<br />

Nach langem Hin und Her ist es nun amtlich. Die großen<br />

Werbetafeln an Autobahnen, auch Billboards genannt, sollen<br />

innerhalb der nächsten fünf Jahre verschwinden. So hat es das<br />

Kabinett in der vergangenen Woche beschlossen.<br />

Eigentlich hätte schon längst ein Großteil der Plakatwände<br />

entfernt werden sollen. Denn bereits im November 2010 hatte die Autobahndirektion (ŘSD)<br />

verkündet, dass bis zum Ende dieses Jahres 469 Billboards und 23 Werbeplakate abmontiert<br />

würden. Nach Angaben der Bürgerorganisation „Acta non verba“ („Taten, nicht Worte“), die seit<br />

langem gegen den Schilderwald kämpft, sei jedoch bisher nichts geschehen. „Nun hat uns die<br />

Autobahndirektion wieder einmal versprochen, den Vertrag mit einem großen Werbeunternehmen<br />

am Ende dieses Jahres nicht mehr zu verlängern“, erklärt der Leiter von „Acta non verba“, Vojtěch<br />

Razima, gegenüber der „Prager Zeitung“. Nach Aussage von Razima würde dies bedeuten, dass<br />

2012 immerhin rund 400 Schilder entfernt würden – falls die Autobahndirektion Wort hält.<br />

Sowohl für den Staat als auch für die Betreiber der Werbeschilder würde dies finanzielle Einbußen<br />

bedeuten. Pro Jahr kassiert der Staat für jede Werbetafel 20.000 Kronen (rund 800 Euro) und die<br />

Eigentümer der Billboards gar 220.000 Kronen (rund 8810 Euro). Kein Wunder, dass das<br />

Verkehrsministerium eine fünfjährige Schonfrist genehmigt. „Acta non verba“ will das jedoch nicht<br />

hinnehmen und weiter Druck ausüben. „Wir hoffen, dass wir es schaffen, dass die Schilder schon in<br />

den nächsten zwei Jahren verschwinden“, so Razima.<br />

Statt Reklame für Mineralwasser, Banken oder Autos sollen nur noch Werbetafeln, die in<br />

Zusammenhang mit dem Straßenverkehr stehen, erlaubt sein – also Hinweisschilder von<br />

Tankstellen oder Rastanlagen. Diese müssen dann mindestens 200 Meter von der Fahrbahn<br />

entfernt stehen. Allerdings gilt dies nur für Autobahnen. Über Billboards, die sich auf kommunalem<br />

Grund befinden, sollen laut Gesetzesvorschlag die jeweiligen Gemeindevertretungen entscheiden.<br />

Schon lange haben Experten auf die Gefahren der Billboards hingewiesen. Da sich viele Autofahrer<br />

von den großen, manchmal sogar provozierenden Schildern ablenken ließen, komme es vor allem<br />

auf Autobahnen und Schnellstraßen häufig zu schweren Unfällen. Diese Ansicht teilt das<br />

Verkehrsministerium nicht. Autofahrer würden demnach beim Anblick der Werbetafeln die<br />

Geschwindigkeit drosseln.<br />

Der Leiter von „Acta non verba“, auf dessen Internetseite Bilder von Unfällen zu sehen sind, sieht<br />

den Stimmungswandel in der Regierung als Erfolg seiner dreijährigen Arbeit. „Trotzdem handelt es<br />

sich dabei um keinen perfekten Vorschlag, weil die Schilder nach wie vor in den Städten stehen<br />

bleiben dürfen. Aber es ist schon ein gewaltiger Fortschritt. Vor drei Jahren hieß es noch, man<br />

könne nichts machen und nun haben Autobahndirektion und Regierung angekündigt, die<br />

Werbetafeln zu entfernen“, freut sich Razima.<br />

Die Werbeagenturen haben bereits angekündigt, sich der neuen Gesetzeslage anzupassen und alle<br />

legalen Mittel so weit wie möglich auszunutzen, um weiter entlang der Autobahnen werben zu<br />

können. Von Bernd Rudolf<br />

Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung online<br />

Mit Prozenten gegen das System<br />

Wie bringt man mehr Frauen in die Politik und in<br />

Führungspositionen?


Sie sind wenige und haben es nicht leicht. Politikerinnen sind in den höchsten Etagen der<br />

tschechischen Staatsführung nur spärlich vertreten. Das derzeitige Kabinett von Regierungschef<br />

Petr Nečas (ODS) zählt mit Karolína Peake auf dem Posten der stellvertretenden<br />

Ministerpräsidentin lediglich ein einziges weibliches Mitglied. Erst nachdem ihre Partei „Věci<br />

veřejné“ (VV, „Öffentliche Angelegenheiten“) sich nach den Koalitionszerwürfnissen im Juni einen<br />

Ersatz für den abberufenen Innenminister Radek John – und damit den vierten VV-Posten in der<br />

Regierung – gesichert hatte, zog mit Peake das weibliche Geschlecht in die Mitte-Rechts-Koalition<br />

ein.<br />

Glaubt man jüngsten Medienberichten, dann muss sich die 35-jährige Politikerin und<br />

Rechtsanwältin dort warm anziehen. Unlängst soll der für seine Gemütsausbrüche berüchtigte<br />

Finanzminister Miroslav Kalousek der Vize-Ministerpräsidentin in einer Kabinettssitzung<br />

„diagnostiziert“ haben, eine Frau wie sie würde nie einen richtigen Mann abbekommen.<br />

Der Fall ist zwar aufgrund unterschiedlicher Zeugenaussagen umstritten. Fest steht aber, dass<br />

Frauen in der Staatspolitik Tschechiens ein eisiger Wind entgegen weht. „Das größte Problem sehe<br />

ich eindeutig bei den Parteien“, erklärt Jana Smiggels Kavková, Leiterin der Initiative „Forum 50%“<br />

und Vorsitzende der „Tschechischen Frauen-Lobby“. Die Erstellung der Parteilisten erfolge<br />

intransparent, Frauen würden dort lediglich als Lückenfüller für die unteren Plätze dienen. „Wir<br />

haben beispielsweise bei den vier letzten Senatswahlen einen stetigen Rückgang des Frauenanteils<br />

auf den Wahllisten festgestellt. Trotzdem schaffen es immer mehr Frauen ins Parlament“, sagt<br />

Smiggels Kavková und fügt hinzu: „Die Wähler sind also bereit, Politikerinnen ihr Vertrauen<br />

auszusprechen. Ihre eigenen Parteien werfen ihnen allerdings Steine in den Weg.“<br />

Die vergangenen Parlamentswahlen waren trotz des historisch höchsten Frauenanteils von 22<br />

Prozent im Abgeordnetenhaus ein herber Rückschlag für den Kampf um eine ausgewogenere<br />

Geschlechterverteilung in Politik und Gesellschaft. Keine einzige Frau schaffte es auf einen<br />

Ministerposten. Bewaffnet mit falschen Bärten und Transparenten zogen Smiggels Kavková und<br />

ihre Mitstreiterinnen im Sommer 2010 vor das Parlamentsgebäude auf der Prager Kleinseite. „Wir<br />

wollen in die Regierung!“ lautete ihre Botschaft an die „Männerkoalition“ um Petr Nečas.<br />

Während der Regierungen Topolánek und Fischer hatte die Frauen-Lobby einen starken<br />

Verbündeten: Der frühere Rock-Sänger und damalige Minister für Menschenrechte und nationale<br />

Minderheiten Michael Kocáb. Eine Gesetzesnovelle kam auf den Weg, die unter anderem eine 30-<br />

Prozent-Quote für Frauen und Männer auf den Kandidatenlisten für die Wahlen ins Parlament, in die<br />

Kreisvertretungen und ins Rathaus der Stadt Prag vorsah. Jedoch kam die Interims-Regierung um<br />

Jan Fischer vor den Neuwahlen nicht mehr dazu, den Gesetzesvorschlag zu verhandeln. Die jetzige<br />

Koalition legte den Entwurf auf Eis, das Ressort für Menschenrechte und Minderheiten wurde unter<br />

Nečas nicht mehr besetzt und der Regierungsbeirat für Gleichberechtigung von Frauen und<br />

Männern ist seit einem Jahr praktisch außer Funktion. „In der aktuellen Legislaturperiode hat ein<br />

solches Gesetz keine Chance“, gibt die Politologin Smiggels Kavková zu und betont, wie wichtig es<br />

trotz allem ist, eine öffentliche Debatte zum Thema „Frauen und Politik“ in Gang zu setzen.<br />

Hinter der Jugendstil-Fassade des Prager Goethe-Instituts kamen kürzlich Gender-Expertinnen aus<br />

den USA und Tschechien zusammen, um im Rahmen der alljährlichen Konferenz „Forum 2000“<br />

Antworten zu finden. Die Frage lautete: „Wie bringen wir mehr Frauen in Politik und<br />

Führungspositionen? Ja oder Nein zu Gender-Quoten?“ „Trotz einiger Kontroversen konnten wir uns<br />

darauf einigen, dass eine Quote die effektivste Lösung ist“, fasst Smiggels Kavková das Ergebnis<br />

der Podiumsdiskussion zusammen.<br />

Eine Antwort, die nicht nur in Tschechien aneckt. Die jüngste Diskussion um Frauenquoten für<br />

deutsche Spitzenunternehmen zeigen, dass auch in Deutschland eine Scheu vor gesetzlichen<br />

Festlegungen des Frauenanteils herrscht. In der deutschen Wirtschaft bleibt es auch weiterhin den<br />

Unternehmen überlassen, ob und wie viele Frauen Spitzenpositionen innehaben. Frauen- und<br />

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) scheint mit ihrer Hoffnung heute weitgehend alleine zu<br />

stehen: Ginge es nach ihr, so würde sich das Geschlechterverhältnis von 190 Männern zu 7 Frauen<br />

in den Vorständen der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen mit der Zeit von selbst<br />

ausgleichen.<br />

„Ich lehne Quoten ab, und das aus zwei Gründen“, schreibt die Bürgerdemokratin (ODS) Miroslava<br />

Němcová in ihrem Blog. Sie ist die erste weibliche Vorsitzende des tschechischen<br />

Abgeordnetenhauses und der Meinung, Quoten seien zum einen entwürdigend, da Politikerinnen


aufgrund ihres Geschlechts, nicht jedoch aufgrund ihrer politischen Qualitäten auf die Parteilisten<br />

kämen. „Der zweite Grund ist rein praktisch. Unser Wahlrecht bietet den Bürgern die Möglichkeit,<br />

Präferenzstimmen abzugeben. Man kann also Kandidaten, denen man vertraut, auf die vorderen<br />

Listenplätze befördern“, erklärt die Politikerin das tschechische Wahlrecht und wirft die Frage auf,<br />

was geschehen würde, wenn mittels Präferenzstimmen weniger als der gesetzlich vorgeschriebene,<br />

prozentuale Anteil an Frauen ins Parlament gewählt würde: „Werden die Wahlen aufgehoben?“ –<br />

Sicherlich nicht. Quotenregelungen beziehen sich lediglich auf die Parteilisten, nicht jedoch auf die<br />

Zusammensetzung des gewählten Parlaments.<br />

Laut Smiggels Kavková seien es gerade die von Němcová angeführten Präferenzstimmen, welche<br />

die historisch höchste Zahl von derzeit 44 weiblichen Abgeordneten im Parlament mit insgesamt<br />

200 Sitzen relativierten. Beim Urnengang im Frühjahr 2010 machten ungewöhnlich viele Wähler<br />

von ihrem Recht auf Präferenzwahl Gebrauch. Die tschechischen Bürger hätten auf diese Weise ihre<br />

Unzufriedenheit mit der traditionellen politischen Garde des Landes ausgedrückt. „Trotz des<br />

mangelnden Willens der Parteien kamen auch viele Frauen von den hinteren Listenplätzen ins<br />

Abgeordnetenhaus. Allerdings ändert das nichts an der bestehenden Diskriminierung durch das<br />

System“, erklärt die Frauenrechtlerin ihre Skepsis.<br />

Als Gründe für die weltweit anhaltende Dominanz von Männern in der Politik werden gemeinhin drei<br />

angeführt: Aufgrund der weitestgehend traditionellen Rollenverteilung ist es für Frauen schwieriger,<br />

Familie, Karriere und Politik unter einen Hut zu bekommen. Der zweite Grund sind gesellschaftliche<br />

Vorurteile, die oft dazu führen, dass die Leistungen von Männern und Frauen in traditionell<br />

männlich konnotierten Berufen mit zweierlei Maß bewertet werden. Als dritter Barriere-Typ werden<br />

institutionelle Hindernisse genannt, also jene diskriminierende Faktoren im Wahl- und<br />

Parteisystem, denen das „Forum 50%“ langfristig mit einer Quotenregelung entgegentreten will.<br />

In den postsozialistischen Ländern des ehemaligen Ostblocks kommt laut Smiggels Kavková eine<br />

weitere Barriere hinzu, die zunächst paradox klingt. Gerade das Bild der emanzipierten,<br />

sozialistischen Frau hemme in Ländern wie Tschechien die Durchsetzung gesetzlicher Initiativen zur<br />

politischen Gleichberechtigung. „Die Leute bringen Frauen-Quoten und ähnliche Maßnahmen sofort<br />

mit den totalitären Praktiken des sozialistischen Regimes in Verbindung. Das bremst die öffentliche<br />

Diskussion aus. Die Leute nehmen sofort eine ablehnende Haltung gegenüber solchen Vorschriften<br />

ein“, erklärt die Aktivistin mit den auffallend rot gefärbten Haaren.<br />

Frauenquoten gibt es in Ostmitteleuropa dennoch. Über innerparteiliche Quoten verfügen die<br />

tschechischen Grünen und die Sozialdemokraten. In Slowenien gibt es eine gesetzliche<br />

Frauenquote und in Polen musste bei den Parlamentswahlen Anfang <strong>Oktober</strong> der Frauenanteil auf<br />

den Wahllisten mindestens 35 Prozent betragen. In das Warschauer Abgeordnetenhaus zogen<br />

daraufhin 23 Prozent weibliche Mandatsträgerinnen ein.<br />

Das tschechische „Forum 50%“ scheint sich von der Vorstellung einer gesetzlichen Regelung des<br />

Frauenanteils verabschiedet zu haben – zumindest für die Ära Nečas. Die Bemühungen der NGO<br />

gelten derzeit „weichen“ Methoden: Lobbyarbeit bei Parteien, Workshops für den Umgang mit<br />

Medien, Networking, Unterstützung aktiver Politikerinnen und die Motivation von Frauen, die<br />

überlegen, den Schritt in die Politik zu wagen. Der gelingt meist auf kommunaler Ebene.<br />

Tschechien verfügt über einen – verglichen mit Österreich oder Deutschland – sehr hohen<br />

Frauenanteil in Gemeindevertretungen. Auf höheren Posten ist es jedoch schlechter um die Position<br />

der Frau bestellt. Karolína Peake wäre angesichts der jüngsten Vorfälle sicherlich heilfroh über ein<br />

wenig weibliche Unterstützung im „Prager Männerkabinett“. Von Martin Nejezchleba<br />

Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Anzeiger


An der <strong>Elbe</strong> wird gefeiert<br />

Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage haben begonnen<br />

Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung online<br />

Bis zum 13. November werden die Tschechisch-Deutschen Kulturtage (TDKT)<br />

grenzüberschreitend in Dresden, Ústí nad <strong>Labe</strong>m und der <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>/<strong>Labe</strong><br />

durchgeführt. Mit 73 Veranstaltungen präsentieren die Kulturtage ein<br />

vielseitiges, informatives und buntes Programm. Das Angebot ist vielfältig und<br />

beinhaltet neben Musik aller Stilrichtungen (Klassik, Jazz, Folk, Blues, Pop und<br />

Rock) auch Filme, Puppentheater und Kabarett sowie Literatur, zahlreiche<br />

Informationsveranstaltungen und Ausstellungen aus Geschichte, Politik und Kunst.<br />

Einer der Höhepunkte des Programms ist ein neues länderübergreifendes Kooperationskonzept.<br />

Das zeigt unter anderem ein Doppelkonzert der Philharmonie Teplice unter der Leitung des Rektors<br />

der Dresdner Musikhochschule Ekkehard Klemm. Das Konzert in Teplice eröffnete am 26. <strong>Oktober</strong><br />

die Kulturtage auf tschechischer Seite. In Dresden wird es an der Musikhochschule am 11.<br />

November als Jubiläumskonzert für das zehnjährige Stipendienprogramm der Brücke/Most-Stiftung<br />

stattfinden.<br />

40 Jahre Städtepartnerschaft<br />

Die Achse Berlin-Dresden-Prag-Wien stellt eine der interessantesten Musikverbindungen zwischen<br />

dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden dar, auf der viele fruchtbare Kontakte<br />

unter den Musikern gepflegt wurden. Der Wiederbelebung dieser Tradition ist die „Kulturwelle Prag-<br />

Drážďany“ gewidmet. Drei junge tschechische Interpreten gehen dabei auf Tournee durch deutsche<br />

Städte an der <strong>Elbe</strong>, begleitet von Ondřej Klímas Fotoausstellung über Prag. Zum Zyklus gehören<br />

die Konzerte mit Ivana Michalovičová (Orgel) in der Pirnaer Marienkirche und Irvin Venyš & Martin<br />

Kasík (Klarinette und Klavier) in Pirna-Graupa.<br />

2011 gilt es auch zahlreiche Jubiläen innerhalb der Kulturtage zu feiern, wie zum Beispiel das 40jährige<br />

Jubiläum der Partnerstädte Dresden und Ostrava. Besonders sei auf die Fotoausstellung<br />

Viktor Kolářs hingewiesen, der Ostrava aus einem individuellen Blickwinkel zeigt. Jazz und Folk,<br />

eine literarische Begegnung und ein deutsch-tschechischer Gottesdienst mit den Bischöfen aus<br />

Ostrava/Opava und Meißen/Dresden runden das Programm ab.<br />

Partys, Konzerte, Lesungen<br />

Zudem wird in diesem Jahr die 10. Papuč-Party, die größte Studentenfete auf dem Campus in Ústí<br />

nad <strong>Labe</strong>m, stattfinden. Außerdem locken der „Becherovka Kicker Cup“ und die „Becherovka Ska<br />

Night“ in Dresden. Das Szenefestival „Prag-o-Mania“ stellt einmal mehr die tschechischen Nachbarn<br />

vor allem musikalisch vor. Ein weiterer Höhepunkt bildet die vom Festival nicht mehr<br />

wegzudenkende Shuttle-Lesung „Prager Nacht®“ am 29. <strong>Oktober</strong>. Die Besucher werden dabei zu<br />

einem literarisch-dokumentarischen Streifzug durch die Stadt Dresden eingeladen. Die<br />

Veranstaltung verbindet Literatur, Schauspielkunst und örtliche Besonderheiten. Zwei Busse<br />

bringen das Publikum binnen sechs Stunden an zwölf ausgesuchte Leseorte, an denen 13<br />

professionelle Schauspieler zum Ort passende Kurztexte szenisch vorstellen.<br />

Weitere Informationen sowie das komplette Programm unter www.tschechische-kulturtage.de,<br />

www.shuttle-lesung.de und www.pragomania.com


Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Wochenkurier<br />

Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Pirnaer Wochenkurier


KIRNITZSCHTAL<br />

Donnerstag, 27. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Das Hochwasser stoppt nicht an der Landesgrenze<br />

Von Anja Weber<br />

Die Hrenskoer Feuerwehr braucht ein neues Boot und Ottendorf wird die<br />

Einsatzzentrale. Das Geld soll von der EU kommen.<br />

Ottendorfer und Hrenskoer Feuerwehrleute erkunden die topografischen<br />

Gegebenheiten dies- und jenseits der Grenze.Foto: Feuerwehr Ottendorf<br />

Die Feuerwehren von Kirnitzschtal und dem tschechischen<br />

Hrensko arbeiten gemeinsam an einem weiteren Förderprojekt<br />

im Programm Ziel 3. Das steht unter dem Motto „Gemeinsam<br />

trotz Hochwasser – Gemeinsam bei Hochwasser“. Das jetzige<br />

Projekt beinhaltet den Ersatz von Technik und Ausrüstung, die<br />

bei den Katastropheneinsätzen während des Augusthochwassers<br />

2010 vernichtet oder beschädigt wurden, für die es aber keine anderen Fördermöglichkeiten gibt.


Zudem soll neue Technik beschafft werden, sagt Jens Willmuth, Gemeindewehrleiter in<br />

Kirnitzschtal.<br />

Geländegängige Technik<br />

Mit der Technik, die noch gekauft werden soll, wollen die Kameraden beider Feuerwehren bei<br />

künftigen Hochwasserkatastrophen besser ausgerüstet sein, um Erkunden, Warnen, Retten,<br />

Evakuieren und Bekämpfen zu können. Dazu gehöre geländegängige Technik bei unpassierbaren<br />

Straßen, um dennoch die Verbindungen zwischen Hrensko und dem Kirnitzschtal aufrecht zu<br />

erhalten. Das kann Hanswerner Kögler von der Ottendorfer Feuerwehr nur bekräftigen.<br />

Die Zusammenarbeit beim Hochwasser 2010 habe der Ottendorfer und der Hrenskoer Feuerwehr<br />

neue Impulse geliefert und gezeigt, wie wichtig es sei, bei solchen Katastrophen im Gebiet der<br />

Sächsisch-Böhmischen Schweiz auch einsatzfähig zu sein. Denn im August 2010 sind auch die<br />

Feuerwehrleute technisch an ihre Grenzen gestoßen.<br />

Was konkret gekauft werden soll, steht bereits fest. Die Hrenskoer benötigen ein leistungsstarkes<br />

Boot, mit dem sie die <strong>Elbe</strong> befahren können. Außerdem wollen die Feuerwehrleute, sofern der<br />

Fördermittelantrag bestätigt wird, Schwimmwesten, wasserdichte Einsatzkleidung und eine<br />

spezielle leistungsstarke Chiemsee-Pumpe kaufen. Darüber hinaus ist das Ottendorfer<br />

Feuerwehrdepot dann auch die Einsatzzentrale, von der aus die Rettungsleistungen koordiniert<br />

werden. Damit dort immer gearbeitet werden kann, selbst bei einem Stromausfall, ist eine<br />

Notstromversorgung wichtig, sagt der Gemeindewehrleiter. Außerdem stellt das Ottendorfer<br />

Gerätehaus die notwendigen Räume zur Evakuierung zur Verfügung. Darüber hinaus ist ein<br />

watfähiges und geländegängiges Transportfahrzeug wichtig.<br />

Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 197000 Euro. Für die Gemeinde Kirnitzschtal sind 85<br />

Prozent Fördermittel beantragt, für Hrensko 90. Damit bleibt ein Eigenanteil für Kirnitzschtal in<br />

Höhe von 29700 Euro, verteilt auf zwei Jahre. Die Gemeinderäte haben dem bereits zugestimmt.<br />

Zum Projekt gehören insgesamt vier gemeinsame Ausbildungstage und Übungen. Die hätten die<br />

Feuerwehren jedoch auch ohne Fördergeld absolviert, da sie bei beiden Wehren Tradition sind, sagt<br />

Hanswerner Kögler.<br />

Partnerschaft seit 2004<br />

So gab es mehrere gemeinsame Unterrichtstage, um die Struktur und Technik der jeweiligen<br />

Feuerwehren kennen zu lernen. Ihre Zusammenarbeit begann 2004. Eine Vereinbarung zur<br />

grenzüberschreitenden Hilfeleistung wurde drei Jahre später zwischen den Gemeinden Kirnitzschtal<br />

und Hrensko verabschiedet. Das Projekt der gemeinsamen Waldbrandbekämpfung wurde 2009 auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Die Feuerwehren konnten ebenfalls EU-Fördermittel nutzen und dadurch ihre Technik erneuern. So<br />

erhielt Hrensko ein spezielles Tanklöschfahrzeug und die Kirnitzschtaler eine neue Ausrüstung zur<br />

Waldbrandbekämpfung.<br />

Donnerstag, 27. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Prager Zeitung


Freitag, 28. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Bleibt die <strong>Elbe</strong> eine Hauptstraße?<br />

Wird der Fluss als Nebenwasserstraße eingeordnet, fließt weniger Geld für den Ausbau. Die<br />

Diskussion darüber ist jetzt erneut entbrannt.


Von Von Peter Anderson<br />

Ein Lastkonvoi fährt elbaufwärts. Foto: Jörg Schubert (SZ-Archiv)<br />

Die <strong>Elbe</strong> bleibt Hauptstraße. Pläne des Bundesverkehrsministers,<br />

die Investitionen in den Fluss zu streichen und ihn als<br />

Nebenwasserstraße einzustufen, sind vom Tisch. Mit diesen<br />

Aussagen hat jetzt der Bundestagsabgeordnete für Wittenberg<br />

und Dessau, Ulrich Petzold, für Aufruhr gesorgt.<br />

Auf seiner Website schreibt der CDU-Mann, die neuen<br />

Bundesländer hätten sich gegen die Berliner Sparpläne<br />

behauptet. Vor allem Sachsen-Anhalt habe sich dafür stark<br />

gemacht, dass der <strong>Elbe</strong>-Ausbau planmäßig weitergehe.<br />

Kategorie steht noch nicht fest<br />

Im Berliner Bundesverkehrsministerium zeigte sich<br />

Staatssekretär Jan Mücke irritiert über Petzolds Aussagen. „Ich<br />

weiß nicht, wie der Kollege dazu kommt“, so der sächsische<br />

FDP-Bundestagsabgeordnete. Die Reform der<br />

Wasserstraßenverwaltung sei längst nicht abgeschlossen.<br />

Dementsprechend stehe nicht fest, in welche Kategorie die <strong>Elbe</strong><br />

künftig eingeordnet werde.<br />

„Was ich allerdings definitiv sagen kann ist, dass die <strong>Elbe</strong> nicht großflächig ausgebaut wird“, so<br />

Mücke. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter entlang der <strong>Elbe</strong> beschränkten sich darauf, den<br />

Fluss wieder auf den Zustand der Befahrbarkeit von vor dem Hochwasser 2002 zurückzuführen.<br />

Auslöser der erneuten Diskussion um die <strong>Elbe</strong> sind Pläne des Bundesverkehrsministeriums, die<br />

großen Flüsse und Kanäle in Deutschland neu zu klassifizieren. Die Wasserstraßen, auf denen viel<br />

transportiert wird, sollen künftig mehr Geld erhalten. Wertschöpfung der Transporte und<br />

Wassertourismus werden ebenfalls beachtet. Wo dagegen kaum noch Güterschiffe fahren, würden<br />

die Investitionen zusammengestrichen.<br />

Viel Geld für wenig Verkehr<br />

In diese Kategorie fiele auch die <strong>Elbe</strong>. Zwischen Schmilka und Hamburg werden nur rund zwei<br />

Prozent der deutschen Wassertransporte verschifft. Während der Güterverkehr auf der <strong>Elbe</strong> seit<br />

rund 100 Jahren stetig zurückgeht, blieben die Investitionen in den Fluss allerdings hoch. Seit der<br />

Wende steckte der Bund hunderte Millionen Euro in den Ausbau von Häfen, Kanälen, ins<br />

Ausbaggern der Fahrrinne und Befestigen der Ufer. Bündnisgrüne und Umweltschützer kritisierten<br />

wiederholt das Missverhältnis zwischen Güteraufkommen und Investitionen.<br />

Dem allgemeinen Sparzwang folgend will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) diesen<br />

Widerspruch jetzt beseitigen. Der Bayer trifft allerdings auf harten Widerstand vor allem durch das<br />

Land Sachsen-Anhalt sowie die Bauindustrie und Binnenschifffahrt.<br />

Foto: dpa<br />

Freitag, 28.10.2011<br />

DNN online<br />

Politik<br />

SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> gegen<br />

geplanten Ausbau der <strong>Elbe</strong><br />

Die SPD sagt Nein zu einer Staustufe in der <strong>Elbe</strong> nahe der tschechisch-sächsischen Grenze.


Pirna. Wie der SPD-Koordinator Klaus Fiedler in Pirna mitteilt, sind die Mitglieder der SPD-AG<br />

<strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> schockiert über das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />

an Tschechien, ganzjährig eine Mindesttiefe der <strong>Elbe</strong> von 1,60 Meter herzustellen. Aufgrund dieser<br />

Zusage und einer Zusage aus dem Jahr 2006 aus dem Bundesverkehrsministerium, die <strong>Elbe</strong><br />

ganzjährig schiffbar zu gestalten, begründet Tschechien den Staustufenbau bei Decin.<br />

Die Realitäten sähen laut Fiedler anders aus. So sei selbst im relativ wasserreichen Jahr 2011 die<br />

Tiefe von 1,60 Meter nur an 90 Tagen vorhanden gewesen. "Ein solches Versprechen ist nur<br />

realisierbar, wenn der Bund die <strong>Elbe</strong> kanalisiert. Mit dem Ausbau der <strong>Elbe</strong> und dem geplanten<br />

Bauwerk in Decin würden sinnlos Steuergelder im dreistelligen Millionenbereich verbrannt", so<br />

Fiedler. Am Sonnabend um 11.30 Uhr soll daher am Elbufer in Bad Schandau, in Höhe des<br />

Elbhotels, ein Zeichen für den Erhalt der Flusslandschaft gesetzt werden.<br />

PIRNA<br />

Streit um die Tiefe der Fahrtrinne<br />

Freitag, 28. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Umweltschützer fürchten um die Auenlandschaft. Die Wirtschaft will mehr Güter<br />

transportieren<br />

Ein Baggerschiff auf der <strong>Elbe</strong> bei Meißen holt angeschwemmten Kies aus<br />

der Fahrrinne. Foto: Hübschmann<br />

Die <strong>Elbe</strong> gehört mit 1000 Kilometern zu den 14 längsten Strömen Europas. In Deutschland ist der<br />

Bund für die <strong>Elbe</strong> als Wasserstraße zuständig. Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter setzen die<br />

Pläne des Bundes um. In den letzten 20 Jahren wurden für jährlich rund 40 Millionen Euro die Ufer<br />

befestigt und die Fahrrinne ausgebaggert.<br />

Aktueller Zustand des Flusses: Schiffbarkeit schwankt stark<br />

Seit 2001 blieb die <strong>Elbe</strong> zwischen Dresden und Riesa durchschnittlich knapp 90 Tage im Jahr unter<br />

der geplanten Mindesttiefe von 1,60 Meter. Der Fluss ist im Vergleich zu Rhein und Donau<br />

weitgehend naturbelassen. Bis auf die Staustufe im schleswig-holsteinischen Geesthacht gibt es<br />

keine Querbauten, die den Fluss in schiffbar angestaute Abschnitte teilen. Über 600 Kilometer fließt<br />

die <strong>Elbe</strong> barrierelos. Das bereitet den Güterschiffen Probleme.<br />

Ausbauziel für die Zukunft:<br />

1,60 Meter sind zu garantieren<br />

Ziel des Bundes für die <strong>Elbe</strong> ist es, zwischen der deutsch-tschechischen Grenze und der Staustufe<br />

Geesthacht den Status der Schifffahrtsverhältnisse vor dem Hochwasser 2002 wiederherzustellen<br />

und zu erhalten. Dafür wird ausgebaggert und es werden Bauwerke instand gesetzt, die den Strom<br />

regeln. Auf diese Weise soll eine Mindestfahrrinnentiefe von rund 1,60 Meter bei mittleren<br />

Niedrigwasserverhältnissen hergestellt werden. 2010 ist dies gelungen. Die Arbeiten müssen stetig<br />

fortgeführt werden, da immer wieder neue Kies- und Sandbänke entstehen.<br />

Bilanz der Binnenschifffahrt:<br />

Güterverkehr nimmt leicht zu<br />

Für die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe, zu denen neben den deutschen Elbhäfen Dresden,<br />

Riesa, Torgau und Dessau-Roßlau auch die tschechischen Häfen Decin und Lovosice gehören, war<br />

2010 ein Rekordjahr. Das per Schiff beförderte Frachtvolumen wuchs um 20 Prozent auf mehr als<br />

660 000 Tonnen. Für die Zukunft will die Wirtschaft vor allem den Containerverkehr auf der <strong>Elbe</strong><br />

ausweiten und kritisiert den schleppenden Fortschritt beim Ausbaggern. Der Bund hinke hinter<br />

seinem eigenen Ziel, den Stand von 2002 herzustellen, hinterher. Die Grünen kritisieren dagegen,


dass Sachsens Binnenhäfen seit 1995 rund fünfzig Millionen Euro für Investitionen vom Freistaat<br />

erhalten haben. Dies zeige, dass die Binnenschifffahrt auf der <strong>Elbe</strong> unwirtschaftlich sei.<br />

Negative Umweltfolgen:<br />

Seltene Arten werden bedroht<br />

Kritik am Ausbaggern kommt vom BUND und den Bündnisgrünen. Das stetige Vertiefen bedrohe<br />

die Auen, deren Pflanzenarten einen hohen Grundwasserspiegel benötigen. Je tiefer die Fahrrinne,<br />

desto mehr Grundwasser fließt hinein. Das lässt die Ufer austrocknen. (SZ/pa)<br />

COSWIG<br />

Gäste aus Lovosice zu Besuch<br />

Freitag, 28. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

In dieser Woche waren Vertreter der Stadtverwaltung aus der tschechischen Partnerstadt Lovosice<br />

mit ihrer Bürgermeisterin Lenka Lizlovà zu einen Erfahrungsaustausch zu Gast in Coswig.<br />

Dabei lernten beide Stadtverwaltungen während des dreitägigen Besuchs die Arbeitsweisen und<br />

Besonderheiten des jeweils anderen Landes kennen. „Der Blick über die Grenze kann manchmal zu<br />

Lösungen und Ideen führen, auf die einfach noch niemand gekommen ist“, sagt Stadtsprecherin<br />

UIrike Tranberg.<br />

Den ersten Besuch in Lovosice machte die Coswiger Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Frank<br />

Neupold bereits im letzten September. Ende November schickt die Stadt Coswig dann erneut eine<br />

Delegation nach Tschechien, um das Projekt fortzuführen. (ps)<br />

BAD SCHANDAU<br />

Freitag, 28. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Neue Aufregung im Streit um die <strong>Elbe</strong>-Staustufe<br />

Von Hartmut Landgraf<br />

Tschechien benutze einen Brief der Bundeskanzlerin als Vorwand für seine<br />

Pläne, fürchten Umweltschützer.<br />

Im Streit um die geplante <strong>Elbe</strong>-Staustufe bei Decin gibt es neue Aufregung: Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU) soll laut Informationen des Umweltverbands BUND eine Zusage ihres<br />

Verkehrsministeriums aus dem Jahr 2006 erneuert haben, wonach Deutschland für eine<br />

ganzjährige Mindesttiefe der <strong>Elbe</strong> von 1,60 Meter sorgen will. Seit Jahren würden Millionenbeträge<br />

in den Ausbau der <strong>Elbe</strong> investiert, ohne dieses Ziel zu erreichen. Tschechien jedoch, so fürchten die<br />

Umweltschützer, benutze die Zusage als Vorwand, um seine umstrittenen Pläne für eine Staustufe<br />

bei Decin voranzutreiben – auf Kosten der EU und der Steuerzahler. Der BUND und der<br />

tschechische Umweltverband Arnika wollen deshalb einen Besuch der Europaabgeordneten Ska<br />

Keller zum Anlass nehmen, um am Sonnabend, 11.30 Uhr, am Bad Schandauer Elbufer in Höhe<br />

Elbhotel erneut gegen die Pläne zu protestieren. Diese seien eine beispiellose Geldverschwendung<br />

in Zeiten der Wirtschaftskrise.<br />

Samstag, 29. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Hilfe, die Tschechen kommen – Hilfe, die Deutschen<br />

kommen<br />

Von Heike Sabel und Steffen Neumann


Am Freitag war in Tschechien Feiertag. Das spürten Läden und Ausflugsziele.<br />

Am Montag wird es andersherum sein.<br />

Heidenau/Rathen. Was ist bloß los, haben sich gestern manche gefragt. Mehr Autos mit<br />

tschechischen Kennzeichen als sonst waren in der Region unterwegs. Der Grund: Am 28. <strong>Oktober</strong><br />

ist in Tschechien Staatsfeiertag. Er erinnert an die Gründung der Tschechoslowakei vor 93 Jahren<br />

durch den ersten Präsidenten Tomas G. Masaryk. Auch wenn es den Staat genau genommen gar<br />

nicht mehr gibt, genießt der Feiertag in der Bevölkerung hohes Ansehen. Und an solch einem freien<br />

Tag, da machen die Tschechen das am liebsten, was auch die Deutschen mögen: Einen Ausflug.<br />

Oder sie gehen einkaufen, gern in Sachsen.<br />

Beim Einkaufen steuerten sie die großen Märkte an. Eine beliebte Adresse ist der Real in Heidenau.<br />

Von früh bis in den späten Abend gehen die Nachbarn hier ein und aus. Sie kaufen vor allem<br />

Süßes, Waschmittel und Spielwaren. Es geht schließlich auf Weihnachten zu. Der Markt stellt sich<br />

auf das Mehr an Kunden ein, indem das Personal an den Kassen verstärkt wird. Dass ein<br />

Mitarbeiter Tschechisch kann, ist nicht bekannt. Dafür gibt es intern einen Plan, in dem die<br />

tschechischen Feiertage vermerkt sind. Für die Mitarbeiter ist so ein Tag anstrengend. Aber dafür<br />

haben sie ja am Montag frei.<br />

Auch die Eisenbahnwelten in Rathen waren auf gestern vorbereitet. Hier kommen inzwischen<br />

jährlich etwa ein Viertel der Besucher aus dem Nachbarland, sagt Betreiber Lothar Harnisch.<br />

Nachdem das Ausflugsziel vor zwei Jahren ausführlich im tschechischen Fernsehen vorgestellt<br />

wurde, hält der Besucheransturm an. Bis aus Brno und Prag kommen die Gäste, sagt Hanisch.<br />

Damit das auch so bleibt, gibt es die Internetseite der Rathener bereits in Tschechisch.<br />

Winterpause verschoben<br />

Umgekehrt stellen sich unsere böhmischen Nachbarn am Reformationstag auf viele Ausflügler aus<br />

Sachsen sein. Der Feiertag ist ein gewichtiger Grund, warum nicht wenige Touristenziele ihre<br />

Winterpause erst am 1. November beginnen. So besteht am Montag die letzte Gelegenheit, im<br />

Restaurant am Prebischtor einzukehren. Ähnlich ist es mit den Kahnfahrten in der Klamm. „Wir<br />

haben die Saison mit Absicht bis zum 2. November verlängert“, bestätigt Jaroslava Antonova vom<br />

Gemeindeamt in Hrensko. Das gilt aber nur für die Edmundsklamm. Der letzte Kahn Richtung<br />

Hrensko fährt 17 Uhr.<br />

Die Betreiber von Tankstellen bleiben dagegen entspannt. Zwar gehen auch sie am Montag von<br />

mehr Kunden aus Sachsen aus, die sich vor allem mit Benzin und Zigaretten eindecken. Doch<br />

besondere Maßnahmen treffen sie nicht. „Wir haben nicht auf Vorrat eingekauft“, sagt Irina<br />

Diesnerova von der Tankstelle „Izopol“ in Dolni Poustevna, der Nachbarstadt von Sebnitz.<br />

Sächsische Kunden gehörten ohnehin mit Abstand zur Hauptklientel.<br />

Die nächsten beiden gesetzlichen Feiertage der Nachbarländer folgen übrigens bereits in knapp drei<br />

Wochen: Der 17. November – ein Tag nach unserem Buß- und Bettag – ist in Tschechien der Tag<br />

des Kampfes für Freiheit und Demokratie.<br />

MORITZBURG<br />

Aschenbrödels Originalkostüme sind zurück<br />

Samstag, 29. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

(Sächsische Zeitung)<br />

Nach einem spannenden Verhandlungskrimi wurden am Freitag 43 Stück von<br />

den Barrandov-Studios in Prag an das Schloss übergeben.<br />

Kuratorin Jana Sommerova drapiert am Freitag im Festsaal von Schloss<br />

Moritzburg Originalkostüme des Märchenkultfilms „Drei Haselnüsse für<br />

Aschenbrödel“. Foto: Matthias Hiekel<br />

Sie werden ein Glanzpunkt der neuen ständigen<br />

Winterausstellung auf Schloss Moritzburg zum Kultfilm „Drei<br />

Haselnüsse für Aschenbrödel sein“: Das zartrosane Ballkleid mit<br />

dem hauchdünne Kapuzenumhang, das knappe Jagdkostüm aus


Leder und das prächtige Hochzeitskleid aus weißem Brokat. Aschenbrödel-Darstellerin Libuše<br />

Šafránková hat sie alle in dem im Winter 1972/73 auch auf Schloss Moritzburg gedrehten<br />

Märchenfilm getragen. Gemeinsam mit 40 weiteren Originalkostümen wurden sie am Freitag von<br />

der tschechischen Kuratorin Jana Sommerova für die Schau, die am 5. November eröffnet wird, an<br />

das Schloss übergeben. Alle stammen aus dem Fundus der Barrandov-Studios in Prag, die den Film<br />

seinerzeit gemeinsam mit den Defa-Studios in Babelsberg produzierten.<br />

„Um die Präsentation der originalen Filmkostüme bemühen wir uns seit drei Jahren“, sagt Ingrid<br />

Möbius, die Direktorin des Museums. „Jetzt sind wir einfach nur glücklich.“ Für die erste<br />

Aschenbrödelausstellung, die im Winter 2009/10 mit über 150000 Besuchern zur bisher<br />

erfolgreichste Sonderschau im Schloss avancierte, war es noch nicht gelungen, die für die große<br />

Aschenbrödel-Fangemeinde so wertvollen Stücke nach Moritzburg zu holen. Eigene<br />

Ausstellungspläne der Prager aber auch deren finanzielle Vorstellungen hatten das verhindert.<br />

Nach der erfolgreichen Ausstellung vor zwei Jahren, die auch sehr viele tschechische Freunde des<br />

Filmes ins Schloss lockte, „haben sich die Kollegen aus Tschechien im Schloss umgesehen und die<br />

dortigen Gegebenheiten konnten sie wohl dann überzeugen“, sagt Schlösserland Sachsen-<br />

Sprecherin Petra Brommer. Dennoch sei es bis zuletzt eine Zitterpartie gewesen. Denn eine<br />

Unterschrift für die Leihgabe habe bis vor zwei Tagen noch gefehlt. Da die Aschenbrödel-Kostüme<br />

der Barrandov-Studios mittlerweile zum Kulturerbe der Tschechischen Republik gehören ist als<br />

Partner auch das Kulturministerium des Nachbarlandes mit im Boot. Der Vizepräsident des<br />

Ministeriums wird dann auch zur Eröffnung der Schau kommen.<br />

„Wir sind sehr froh, dass wir die Zusammenarbeit mit den Barrandov-Studios kurz vor<br />

Ausstellungseröffnung besiegeln konnten und sehr stolz auf das Vertrauen, das uns entgegen<br />

gebracht wird“, sagt Christian Striefler, Direktor der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten<br />

Sachsen.<br />

Für die Präsentation der Originalkostüme musste im Speisesaal des Schlosses sogar die lange<br />

Festtafel mit dem Meissener Porzellan mit dem Roten Drachen weichen. Die meisten der Kostüme<br />

werden dort freistehend zu bewundern sein. „Die besonderen Stücke, wie das Ballkleid, werden<br />

vom Prager Team in verschlossenen Vitrinen drapiert“, sagt Petra Brommer.<br />

Jana Sommerova ist eine der wenigen, die die 40 Jahre alten Stoffe berühren dürfen. Alle Kostüme<br />

von Aschenbrödel Libuše Šafránková haben eine ungewöhnlich schmale Taille: „Dafür musste sogar<br />

von den Kleiderpuppen mit der Größe 36 etwas abgeschnitten werden, weil die Kostüme sonst<br />

nicht gepasst hätten“, erzählt Sommerova.<br />

Auch für Margitta Hensel, die Moritzburger Kuratorin, ist es „das pure Glück“, wie sie sagt, und<br />

dabei andächtig die prachtvollen Gewänder betrachtet. „Man steht vor den Kleidern, stellt sich vor,<br />

wer sie getragen hat, und empfindet Hochachtung“, sagt Hensel. Da auch die Defa-Stiftung wie<br />

schon beim ersten Mal ihre Originale zur Verfügung stellt – darunter das von Rolf Hoppe getragene<br />

Kostüm des Königs – sind damit zum ersten Mal seit knapp vierzig Jahren wieder alle erhalten<br />

gebliebenen Originalkostüme am einstigen Drehort im Schloss Moritzburg zu sehen.<br />

Und was wird aus den für die erste Ausstellung nachgeschneiderten Kleidern? Wie Petra Brommer<br />

sagt, finden auch die Verwendung. So u.a. in einigen nachgestellten Filmszenen.Sven Görner/mit<br />

dpa<br />

Montag, 31. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Die Zeit online<br />

VW-Konzern Škodas riskanter Spagat<br />

Škoda hat im VW-Konzern eine schwierige Zwitterrolle: Die Tschechen sollen in China ihre Autos<br />

als Statussymbole verkaufen, in Europa aber eher die Billigmarke sein.<br />

© Fredrik von Erichsen/dpa<br />

Škoda-Chef Winfried Vahland präsentierte auf der IAA 2011 das<br />

Konzeptfahrzeug "Mission L".<br />

Die Stimmung ist gut in der Lobby des Konferenz-Centers im<br />

tschechischen Mladá Boleslav. Die angereisten Škoda-


Vertragshändler schlendern scherzend zu ihrem Seminar. Während draußen die Nachmittagssonne<br />

Werkshallen und Heimatstadt des Autobauers Škoda in warmes Licht taucht, sonnt sich die<br />

internationale Händlerschar drinnen im Erfolg. Ihre Autos verkaufen sich wie geschnitten Brot, die<br />

Showrooms werden demnächst im frischen Markendesign erstrahlen, und Škoda-Vorstandschef<br />

Winfried Vahland hat einen bunten Reigen neuer Modelle versprochen.<br />

Solche Schulungen für Händler aus aller Welt gehören zur neuen Strategie des Unternehmens.<br />

Vahland, seit Herbst 2010 Steuermann bei Škoda, hat große Pläne mit der tschechischen<br />

Volkswagen-Tochter: Alle sechs Monate soll ein neues Modell auf den Markt rollen. Der<br />

Jahresabsatz soll sich bis 2018 auf 1,5 Millionen Stück verdoppeln, Škoda zur echten Weltmarke<br />

werden. Dazu will der ehrgeizige Chef vor allem auf den Wachstumsmärkten Indien, Russland und<br />

besonders China die Schlagzahl deutlich erhöhen.<br />

Doch diese Pläne bergen Risiken. Der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn und sein<br />

Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch haben Škoda in ihrer Konzernstrategie eine schwierige<br />

Zwitterrolle als Angreifer und Verteidiger zugleich zugedacht: Auf den Schwellenmärkten,<br />

insbesondere in China, soll Škoda Erstkäufer aus der konsumfreudigen jungen Mittelschicht<br />

gewinnen. Dazu braucht Škoda-Chef Vahland möglichst imposante Modelle, die zum Statussymbol<br />

taugen. Auf den gesättigten europäischen Märkten hingegen sollen die Tschechen defensiv mit<br />

günstigen und eher schlichten Modellen Herausforderer wie die rumänische Renault-Tochter Dacia<br />

und den koreanischen Aufsteiger Hyundai-Kia auf Distanz halten. Vahland muss mit seiner<br />

Modellpolitik zwischen zwei Märkten balancieren, die gegensätzlicher kaum sein könnten.<br />

Schwierige Prüfungen<br />

Im Erfolgsfall erwarten den ehrgeizigen Manager höchste Weihen: Er gilt neben Audi-Chef Rupert<br />

Stadler, Wolfsburgs China-Statthalter Karl-Thomas Neumann und Porsche-Chef Matthias Müller als<br />

Anwärter auf das Amt des Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden, wenn Winterkorns Vertrag in vier<br />

Jahren ausläuft. Gelingt Vahland der Spagat, Škoda zur globalen Volumen-Marke zu machen und<br />

zugleich die Flanken der Muttermarke zu schützen, ohne ihr mit allzu anspruchsvollen Produkten in<br />

die Quere zu kommen, hat er eine echte Chance. Aber die Unwägbarkeiten sind groß, bis 2015<br />

kann viel passieren im Volkswagen-Universum, und Vahland stehen schwierige Prüfungen bevor.<br />

Bisher hat der 54-Jährige mit dem durchdringenden Blick unter eisgrauem Schopf tadellose<br />

Ergebnisse abgeliefert. Mit einer Steigerung der Verkaufszahlen um 20 Prozent weltweit und um 33<br />

Prozent in China hat Škoda im ersten Halbjahr 2011 das stärkste Wachstum unter den<br />

Volks‧ wagen-Pkw-Marken vorgelegt. Obwohl erst seit 2007 in China präsent, verkauften die<br />

Tschechen dort 2010 bereits mehr als 180.000 Autos. Vahland kennt sich auf seinem größten Markt<br />

bestens aus: Als China-Chef des Volkswagen-Konzerns fädelte er 2005 den Škoda-Markteintritt ein.<br />

Als oberster Škoda-Lenker will er nun zusätzlich zu drei bereits lokal produzierten Modellen den<br />

geländegängigen Yeti bei Shanghai Volkswagen vom Band laufen lassen.<br />

Den endgültigen Durchbruch soll aber ein neues Modell bringen, das sich zwischen dem kompakten<br />

Fabia und der Limousine Octavia einfügt. Den seriennahen Prototyp "Mission L" präsentierte Škoda,<br />

umringt von tanzenden Models und lachenden Kindern, vor Kurzem auf der Internationalen<br />

Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Das neue Gefährt soll zwar auch in Europa verkauft<br />

werden, doch mit einem Stufenheck und dem auffälligen, ein Lächeln andeutenden Kühlergrill<br />

zielen die Designer klar auf den chinesischen Geschmack.<br />

Von 2013 an soll der lächelnde Novize auch in China produziert und über ein Netz von dann 600<br />

Händlern vertrieben werden. Wie ein Insider verriet, will die mit Vahland-Gefolgsleuten besetzte<br />

Führung zwar auch in Tschechien kräftig investieren, jedoch könnte künftig die Hälfte der<br />

gesamten Škoda-Produktion in China angesiedelt werden. Der richtige Mann für eine solche<br />

Aufgabe ist schon installiert: Produktions- und Logistikvorstand Michael Oeljeklaus stand schon in<br />

Vahlands Diensten, als der in China war.<br />

Montag, 31. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Tschechien online<br />

Prag korrigiert Wirtschaftsprognose<br />

nach unten


Im nächsten Jahr könnte das Wachstum unter ein Prozent rutschen<br />

Prag - Tschechiens Wirtschaft wird nächstes Jahr im besten Falle um einen Prozentpunkt wachsen.<br />

Dies geht aus der aktuellen makroökonomischen Prognose des tschechischen Finanzministeriums<br />

hervor, die heute in Prag veröffentlicht wurde.<br />

Für das laufende Jahr rechnet die Analyse mit einem Wachstum von 2,1 Prozent.<br />

Die neuen Schätzungen stellen gegenüber der vorangegangenen Prognose eine deutliche<br />

Verschlechterung dar. Noch im Juli hatte das Finanzministerium für 2012 ein Plus von 2,5 Prozent<br />

vorausgesagt.<br />

Finanzminister Miroslav Kalousek (Foto) geht aufgrund der schwächeren Wirtschaftsleistung für das<br />

kommende Jahr von Steuerausfällen in Höhe von 18 Milliarden Kronen (rund 750 Millionen Euro)<br />

aus.<br />

Nach seiner Darstellung spiegele die erwartete Entwicklung in Tschechien die geänderten<br />

makroökonomischen Eckdaten, die unlängst von der deutschen Regierung vorgestellt wurden. In<br />

Deutschland, von dessen Wirtschaft die Exportnation Tschechien stark abhängig ist, soll sich das<br />

Wachstum 2011 auf unter ein Prozent abschwächen.<br />

Mit Hinblick auf die Verbraucherpreise rechnet die neue makroökonomische Prognose für das<br />

laufende Jahr mit einem Anstieg von 1,9 Prozent. Im kommenden Jahr könnte die Inflation 3,2<br />

Prozent erreichen, unter anderem bedingt durch die Anhebung der Mehrwertsteuer. (gp)<br />

Foto: TOP09<br />

Montag, 31. <strong>Oktober</strong> 2011<br />

Katholische Presseagentur Österreich online<br />

Kardinal Meisner Papst-Gesandter für Agnes-Feiern in<br />

Prag<br />

800-Jahr-Gedenken an die böhmische Heilige - Ihre Heiligsprechnung am 12. November 1989<br />

spielte auch in der politischen Wende ein Rolle<br />

Vatikanstadt, 23.10.2011 (KAP) Papst Benedikt XVI. hat den Kölner Kardinal Joachim Meisner zu<br />

seinem Sondergesandten für die 800-Jahr-Feiern der Heiligen Agnes von Böhmen (1211-82)<br />

ernannt. Das teilte der Vatikan am Wochenende mit. Die Feierlichkeiten finden am 12. November in<br />

der Kathedrale von Prag statt.<br />

Agnes, Tochter des Böhmen-Königs Ottokar, wurde am 20. Jänner 1211 in Prag geboren. Um 1233<br />

stiftete sie in Prag ein Spital, an dem der Orden der "Kreuzherren mit dem roten Stern" entstand<br />

(er ist auch in Wien vertreten, wo er die Karlskirche betreut). Ihre zweite Stiftung war ein<br />

Klarissenkloster, in das Agnes von Böhmen 1234 selbst eintrat. Gegen viele Widerständen bemühte<br />

sie sich, als Äbtissin ihr Kloster in strenger Armut zu bewahren.<br />

Sie übte aus der strengen Klausur heraus auch politisch beträchtlichen Einfluss aus. Beispielsweise<br />

vermittelte sie zwischen ihrem Bruder und dessen aufmüpfigem Sohn, dem späteren König Premysl<br />

Ottokar II. Dessen Tod in der Schlacht auf dem Marchfeld (Dürnkrut und Jedenspeigen) 1278 und<br />

der sich abzeichnende Niedergang des Premyslidengeschlechts trafen sie tief. Im für die damaligen<br />

Verhältnisse hohen Alter von 71 Jahren verstarb sie am 2. März 1282.<br />

Auch in der tschechischen Politik hat die Erinnerung an das Wirken der Hl. Agnes große Bedeutung.<br />

Die Ordensfrau war nicht zuletzt eine Ikone für die "Samtene Revolution" im Herbst 1989.<br />

Johannes Paul II. hatte ihre Heiligsprechung für den 12. November 1989 in Rom angesetzt. Dass<br />

rund 10.000 Bürger der damaligen CSSR zur Heiligsprechung ausreisen durften, hat für die<br />

Tschechen und Slowaken ungefähr denselben Stellenwert wie die Gewährung der freien Ausreise<br />

für die in der Prager BRD-Botschaft versammelten DDR-Bürger für die Deutschen.


Fünf Tage nach der Heiligsprechung in Rom begann am 17. November 1989 die Wende auch in<br />

Prag. Die Heiligsprechungsfeiern beeinflussten zweifellos auch die nachfolgenden Ereignisse. Auch<br />

die große Dankmesse mit Kardinal Frantisek Tomasek auf dem Hradschin am 25. November 1989<br />

ging mittlerweile in das nationale Gedächtnis ein. Zu dem historischen Prager Dankgottesdienst für<br />

die Heiligsprechung Agnes von Böhmens wenige Tage nach der Wiedererlangung Freiheit kamen<br />

rund 100.000 Menschen aus der ganzen Tschechoslowakei auf den Hradschin. Der Gottesdienst<br />

stand unter dem Motto des Jesaja-Wortes "Zerbrich das Joch".<br />

Tomasek warnte damals davor, an den Kommunisten Vergeltung zu üben. Nach dem Gottesdienst,<br />

bei dem auch die amtsbehinderten Bischöfe konzelebrierten, zeigte sich Tomasek auf dem Balkon<br />

des Erzbischöflichen Palais. Zehntausende Menschen streckten dem Kardinal ihre erhobenen Hände<br />

mit dem "Victory"-Zeichen entgegen.

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