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Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

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neben dem Irrthume, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verkehrtheit, schlechthin einzukehren, wo diese<br />

ausgegangen sind.“ 1<br />

In <strong>der</strong> zweiten Vorlesungsreihe desselben Jahres beschreibt <strong>Fichte</strong> das Christentum<br />

positiv als das lebendige Erkennen des ewigen, übersinnlichen Lebens 2 , um ein Jahr später auf<br />

das unbegriffliche <strong>und</strong> ungegenständliche, gefühlsmäßige, Wahrheit statt Freiheit bek<strong>und</strong>ende<br />

Erleben Gottes in uns, in unserem reinen Ich, hinzuweisen. 3 <strong>Zur</strong> selben Zeit lehrt <strong>Fichte</strong> in<br />

Berlin die spontane, liebevolle Ergebenheit in Hinblick auf die göttliche Weisheit <strong>und</strong> Güte. 4<br />

Dem individuellen menschlichen Subjekte wird da<strong>bei</strong> seine Substanz entzogen <strong>und</strong> an die<br />

gesetzliche Vernunft, an die Gattung, <strong>Idee</strong>, ans göttliche Leben delegiert. 5 In <strong>der</strong> Anweisung<br />

verschmilzt sich das Individuum mit unpersönlichem Gott in <strong>der</strong> liebevollen, vorreflexiven<br />

Einheit göttlichen Lebens. 6 W. Janke behauptet, die wahre religiöse Einstellung habe, wie die<br />

<strong>Fichte</strong>sche, die aus diesem Leben fließende Kraft des vernünftigen Umgestaltens <strong>der</strong> Welt mit<br />

zum Inhalt. 7 Der Kern dieser Kraft sei die auf das unendliche sittlich-vernünftige Ideal<br />

bezogene Liebe. 8<br />

b. Symbolhaftigkeit<br />

Auch <strong>Schelling</strong> sprach oft vom religiös geprägten Selbstverzicht. Beispiele haben wir schon<br />

gesehen. Es geht ihm nicht mehr, an<strong>der</strong>s wie <strong>Fichte</strong>, um den Rückgang in die Höhle. Wenn<br />

1<br />

Ebd., S. 124. – Vom <strong>Fichte</strong>schen Gedanken über den unmittelbaren Verkehr des Menschen mit <strong>der</strong> Wahrheit in<br />

Gott, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> praktischen intellektuellen Anschauung, spricht Reinhard Lauth in seinem Buch <strong>Zur</strong> <strong>Idee</strong> <strong>der</strong><br />

Transzendentalphilosophie, München <strong>und</strong> Salzburg, Anton Pustet, 1965.<br />

2<br />

Vgl. Die Wissenschaftslehre. Zweiter Vortrag im Jahre 1804, Hamburg, F. Meiner, 1975, S. 255.<br />

3<br />

Vgl. Wissenschaftslehre 1805, aus dem Nachlaß hrsg. von Hans Gliwitzky, Hamburg, F. Meiner, 1984, 16.<br />

St<strong>und</strong>e, S. 87-89. – M. Brüggen sagt dazu in <strong>Fichte</strong>s Wissenschaftslehre..., a. a. O., S. 104: „Gott sei im Ich <strong>und</strong><br />

sei das Ich.“; vgl. auch ebd., S. 77.<br />

4<br />

Vgl. Die Gr<strong>und</strong>züge des gegenwärtigen Zeitalters, in: <strong>Fichte</strong>s Werke, Bd. VII, Berlin, Walter de Gruyter &<br />

Co., 1971, S. 252.<br />

5<br />

Vgl. ebd., S. 24 f., 37 f., 74, 142, 210. – Dazu J. Manzana, Erscheinung des Absoluten <strong>und</strong> praktische<br />

Philosophie im Spätwerk <strong>Fichte</strong>s, in: Der transzendentale Gedanke..., a. a. O., S. 244; M. W<strong>und</strong>t in seinen<br />

<strong>Fichte</strong>-Forschungen, a. a. O., spricht dagegen vom Neuplatonismus des späten <strong>Fichte</strong> im Kontext <strong>der</strong><br />

Begründung des Systems im Irrationalen.<br />

6<br />

Vgl. J. G. <strong>Fichte</strong>, Die Anweisung zum seligen Leben (1806), Deutsche Bibliothek in Berlin, 1912, S. 160-165. –<br />

Edith Düsing (Autonomie – soziale Heteronomie – Theonomie. <strong>Fichte</strong>s Theorie sittlicher Individualität, in:<br />

„<strong>Fichte</strong>-Studien“ 8/1995) erblickt darin den religiösen Selbstverzicht des Individuums zwecks <strong>der</strong><br />

„Wie<strong>der</strong>erlangung“ des metaphysischen Wesens <strong>der</strong> Subjektivität.<br />

7<br />

Vgl. Religion <strong>und</strong> Mystik. <strong>Fichte</strong>s Abwehr des Mystizismus, in: W. Janke, Entgegensetzungen. Studien zu<br />

<strong>Fichte</strong>-Konfrontationen von Rousseau bis Kierkegaard, Amsterdam-Atlanta GA, Rodopi, 1994. – 1812, in Ueber<br />

das Verhältniß <strong>der</strong> Logik zur Philosophie o<strong>der</strong> transscendentale Logik, besteht <strong>Fichte</strong> darauf, die Einheit <strong>der</strong><br />

Erscheinung Gottes sei die Bedingung <strong>der</strong> Einheit unserer Vorstellungen, <strong>und</strong> ein Jahr später, in Die Thatsachen<br />

des Bewußtseins, sieht er in <strong>der</strong> überwirklichen Existenz die sich selbst verstehende Erscheinung des ruhenden<br />

Absoluten, die durch den Willen, das reine Subjekt sowie die Einbildungskraft mit <strong>der</strong> Erfahrung verknüpft wird.<br />

8<br />

Vgl. W. Janke, Amor Dei intellectualis. Vernunft <strong>und</strong> Geschichte in Gipfelsätzen neuzeitlicher Systembildungen<br />

(Spinoza, Hegel, <strong>Schelling</strong> – <strong>Fichte</strong>), in: Entgegensetzungen..., a. a. O.<br />

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