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Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

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Einheit des Subjekts <strong>und</strong> Objekts. Dieses Einssein habe seine „diesseitige“ Entsprechung in<br />

<strong>der</strong> Freiheit als dem absoluten Handeln:<br />

„Außer aller Bestimmbarkeit durch Causalzusammenhang liegt nur, was das absolute<br />

Prius aller Zeit ist; das Ewige, das Wesen <strong>der</strong> Seele. Aber das Wesen <strong>der</strong> Seele ist<br />

göttlich; demnach absolut frei ist nur das Göttliche als das Wesen <strong>der</strong> Seele; <strong>der</strong><br />

Mensch ist nicht für sich selbst frei, son<strong>der</strong>n für sich <strong>und</strong> dem eignen Leben nach<br />

betrachtet, fällt er <strong>der</strong> Nothwendigkeit <strong>und</strong> dem Verhängniß in dem Maße anheim, in<br />

welchem er seine Freiheit als seine von <strong>der</strong> göttlichen trennt. Der Mensch ist nicht für<br />

sich selbst frei; nur das Handeln, was aus Gott stammt, ist frei, wie nur ein gleiches<br />

Wissen wahr ist.“ 2<br />

Darum bezweckt alles Handeln die Identität mit Gott. Die in diesem Punkt zu<br />

erreichende Synthese (Identität) von Freiheit <strong>und</strong> Notwendigkeit wird am besten in <strong>der</strong> Kunst<br />

zum Ausdruck gebracht, wo das freie Handeln des Künstlers zugleich die innere<br />

Determination seiner Natur k<strong>und</strong>tut. Den Stoff <strong>der</strong> Kunst machen Symbole aus, worin Stoff<br />

(Gegenstand) <strong>und</strong> Form eine organische Einheit bilden. Diese symbolische – objektive <strong>und</strong><br />

gegenbildliche – Darstellung <strong>der</strong> absoluten Identität des Unendlichen <strong>und</strong> Endlichen im<br />

Gegenstande heißt Schönheit. 3<br />

Wie es Ch. Danz richtig festgestellt hat, in <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung bringt<br />

<strong>Schelling</strong> seine versöhnende Ar<strong>bei</strong>t zu Ende, indem er die bedingte Freiheit des Menschen mit<br />

<strong>der</strong> unbedingten göttlichen in Christo zusammengefügt sieht. 4 An<strong>der</strong>s als <strong>Fichte</strong>, <strong>der</strong> unfähig<br />

1 Dazu auch W. G. Jacobs, Gottesbegriff <strong>und</strong> Geschichtsphilosophie in <strong>der</strong> Sicht <strong>Schelling</strong>s, Stuttgart-Bad<br />

Cannstatt, frommann-holzboog, 1993, bes. S. 265-267.<br />

2 System <strong>der</strong> gesammten Philosophie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Naturphilosophie insbeson<strong>der</strong>e (Aus dem handschriftlichen<br />

Nachlaß), in: F. W. J. <strong>Schelling</strong>, Sämtliche Werke, I-6, a. a. O., S. 542.<br />

3 Zum Begriff des Symbols vgl. Philosophie <strong>der</strong> Kunst, in: Ausgewählte Schriften, Bd. 2, a. a. O., S. 235 (§ 39):<br />

„Diejenige Darstellung, in welcher das Allgemeine das Beson<strong>der</strong>e bedeutet, o<strong>der</strong> in welcher das Beson<strong>der</strong>e<br />

durch das Allgemeine angeschaut wird, ist Schematismus.<br />

Diejenige Darstellung aber, in welcher das Beson<strong>der</strong>e das Allgemeine bedeutet, o<strong>der</strong> in welcher das<br />

Allgemeine durch das Beson<strong>der</strong>e angeschaut wird, ist allegorisch.<br />

Die Synthesis dieser <strong>bei</strong>den, wo we<strong>der</strong> das Allgemeine das Beson<strong>der</strong>e, noch das Beson<strong>der</strong>e das<br />

Allgemeine bedeutet, son<strong>der</strong>n wo <strong>bei</strong>de absolut eins sind, ist das Symbolische.“<br />

Etwas analoges begegnen wir in <strong>der</strong> WL 1812, wo die sinnliche Welt das Bild, das wahre Sehen <strong>der</strong><br />

höheren Welt in ihrer formalen Möglichkeit sei. – Vgl. dazu M. Brüggen, <strong>Fichte</strong>s Wissenschaftslehre. Das<br />

System in den seit 1801/02 entstandenen Fassungen, Hamburg, F. Meiner, 1979, S. 133 f.<br />

Dies Sehen bezieht sich aber immer auf das vergöttlichte Menschsein, was auch aus dem Aufsatz von<br />

Hansjürgen Verweyen (<strong>Fichte</strong>s Religionsphilosophie. Versuch eines Gesamtüberblicks, in: „<strong>Fichte</strong>-Studien“<br />

8/1995) folgt. Schon in <strong>der</strong> Darlegung des wahren Verhältnisses <strong>der</strong> Naturphilosophie zu <strong>der</strong> verbesserten<br />

<strong>Fichte</strong>schen Lehre aus dem Jahre 1807 (in: Sämtliche Werke, I-7) zeigt <strong>Schelling</strong>, nachdem er die gedankliche<br />

Leerheit <strong>der</strong> Anweisung zum seligen Leben erwiesen hat (S. 69-78), das erneuerte Denken <strong>Fichte</strong>s sei tödlich für<br />

die Religion (S. 88).<br />

4 Vgl. Ch. Danz, Die Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung, in: F. W. J. <strong>Schelling</strong>, a. a. O.<br />

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