26.08.2013 Aufrufe

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

symptomatischen Worte aus den Erlanger Vorträgen (1821-25) über die Überwindung des<br />

Seins als eine Voraussetzung des wahrhaft philosophischen Standpunkts:<br />

„Hier muß alles Endliche, alles, was noch ein Seyendes ist, verlassen werden, die<br />

letzte Anhänglichkeit schwinden; hier gilt es alles zu lassen – nicht bloß, wie man zu<br />

reden pflegt, Weib <strong>und</strong> Kind, son<strong>der</strong>n was nur Ist, selbst Gott, denn auch Gott ist auf<br />

diesem Standpunkt nur ein Seyendes.“ 1<br />

„Nur <strong>der</strong>jenige ist auf den Gr<strong>und</strong> seiner selbst gekommen <strong>und</strong> hat die ganze Tiefe des<br />

Lebens erkannt, <strong>der</strong> einmal alles verlassen hatte, <strong>und</strong> selbst von allem verlassen war,<br />

dem alles versank, <strong>und</strong> <strong>der</strong> mit dem Unendlichen sich allein gesehen: ein großer<br />

Schritt, den Platon mit dem Tode verglichen.“ 2<br />

Solche Personen, die ihre Anhänglichkeit an diese Welt <strong>und</strong> die Dinge darin hinter<br />

sich gelassen haben, wie Christus, bilden die Kirche als geschichtliche, um <strong>der</strong> Ewigkeit<br />

willen handelnde Gemeinschaft <strong>der</strong> im Geiste vereinigten Individuen. 3 Sowohl für diese<br />

Personen, die absolut frei sind, wie auch für Gott sei Freiheit das Höchste. Das hat <strong>Schelling</strong><br />

in den letzten 45 Jahren seines Lebens wie<strong>der</strong>holt zur Sprache gebracht, darauf macht auch<br />

heute ein <strong>der</strong> verdienstvollsten Kommentatoren des <strong>Schelling</strong>schen Werks, Walter E.<br />

Ehrhardt, <strong>bei</strong> je<strong>der</strong> Gelegenheit aufmerksam. 1<br />

c. Synthese<br />

Sucht man nach <strong>der</strong> Synthese des theoretischen <strong>und</strong> des praktischen Aspekts <strong>der</strong><br />

Unendlichkeitsfrage, so findet man die formelle Lösung in <strong>der</strong> Identitätsphilosophie<br />

<strong>Schelling</strong>s. 1804 sprach er von <strong>der</strong> individuellen Seele als <strong>der</strong> Realisierung o<strong>der</strong><br />

Bewußtwerdung <strong>der</strong> unendlichen Möglichkeit o<strong>der</strong> des Begriffs <strong>der</strong> Seele bzw. <strong>der</strong> Weltseele;<br />

insofern gleicht die verendlichte Seele dem Ich. Die Zeit entsteht als das Medium <strong>der</strong><br />

Angleichung unseres mangelhaften Erkennens <strong>der</strong> Dinge an die absolute <strong>und</strong> unendliche<br />

1 Über die Natur <strong>der</strong> Philosophie als Wissenschaft, in: <strong>Schelling</strong>s Werke, hrsg. von M. Schröter, 5. Hauptband,<br />

München, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1927, 1965, S. 11.<br />

2 Ebd., S. 11 f.<br />

3 Vgl. Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums, a. a. O., S. 71. – Von <strong>der</strong> Verankerung des<br />

Denkens in <strong>der</strong> Transzendenz <strong>bei</strong>m späten <strong>Schelling</strong> spricht Thomas Buchheim in: Das Wirkliche <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Abschied vom Ganzen. Zu <strong>Schelling</strong>s später philosophischer Einsicht, in: „Zeitschrift für philosophische<br />

Forschung“, Bd. 48, Heft 2, April-Juni 1994, S. 208.<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!