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Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

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idealistische Zumutung <strong>der</strong> Unbedingtheit des Ich, wi<strong>der</strong> sein besseres Wissen um irreduzible<br />

Begrenztheit des Wissenssubjekts. 1 Es än<strong>der</strong>t daran nichts, wenn man sich, wie Max W<strong>und</strong>t 2 ,<br />

auf die Hinwendung <strong>der</strong> WL nach 1800 zum Irrationalen beruft o<strong>der</strong>, wie Walter E. Wright 3 ,<br />

auf den Nexus dieser Lehre mit einer transzendenten Lichtordnung bezieht. Denn es ist<br />

letztendlich so wie es Wolfgang Janke dafürhält, daß nämlich die WL mit dem „inkludenten“<br />

o<strong>der</strong> „verschlossenen“ – erscheinenden, gar nicht sich offenbarenden – Absoluten abschließt. 4<br />

Das heißt, die aufs Absolute bezogene Ichheit prallt von ihm wie von einer <strong>und</strong>urchsichtigen<br />

Wand ab, um seine einzig erschließbare Eigenschaft, die massive Unität, usurpatorisch an sich<br />

selbst zu reißen. 5 Folglich kann ein solches Ich keine lebendige Wechselwirkung mit an<strong>der</strong>en<br />

Personen stiften, denn es trennt sich in jenem Akte <strong>der</strong> existentiellen Usurpation von ihnen<br />

<strong>und</strong> vom hypothetischen Urquell allen Lebens ab. 6<br />

b. Der praktische Aspekt<br />

Die praktische Seite <strong>der</strong> Unendlichkeitsfrage hat <strong>Fichte</strong> ausführlicher herausgear<strong>bei</strong>tet. Seit<br />

dem Beginn seiner philosophischen Tätigkeit sprach er von dem Subjekte als Person <strong>und</strong> dem<br />

ideellen Zwecke seines Handelns. Dieser Zweck als die allgemeine Form unserer Vernunft<br />

bestimmt die Wertvorstellungen sowie -orientierungen für das endliche, individuelle <strong>und</strong><br />

vernünftige Ich. Im praktischen Teil <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von 1794 erfahren wir, daß es danach<br />

unendlich strebt, die Grenze seiner selbst stets verschiebend, alle Äußerlichkeit innerlich zu<br />

machen, sich also im Sein zu bestätigen, darin seine eigene Vernünftigkeit zu finden. Vier<br />

1 Vgl. M. Heidegger, Der deutsche Idealismus (<strong>Fichte</strong>, <strong>Schelling</strong>, Hegel) <strong>und</strong> die philosophische Problemlage<br />

<strong>der</strong> Gegenwart, in: Gesamtausgabe, Bd. 28, Frankfurt a. M., Vittorio Klostermann, 1997, II. Teil, 1. Abschn.:<br />

„<strong>Fichte</strong>“, S. 139, 151.<br />

2 In seinen <strong>Fichte</strong>-Forschungen, Stuttgart, Fr. Frommann (H. Kurtz), 1929.<br />

3 Im Aufsatz <strong>Fichte</strong>’s Latent Hermeneutics, in: K. Hammacher (Hrsg.), Der transzendentale Gedanke. Die<br />

gegenwärtige Darstellung <strong>der</strong> Philosophie <strong>Fichte</strong>s, Hamburg, F. Meiner, 1981.<br />

4 S. W. Janke, Vom Bilde des Absoluten. Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Phänomenologie <strong>Fichte</strong>s, Berlin – New York, Walter de<br />

Gruyter, 1993, S. 115: das Absolute sei „von sich, aus sich, durch sich selber“; S. 116: „Sein ist nicht Prozeß,<br />

son<strong>der</strong>n werdeloses Leben, das immer schon in sich aufgegangen ist.“ Darum sind die religiösen Bil<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m<br />

früheren <strong>Fichte</strong> als keine Wahrnehmungsfolgen, son<strong>der</strong>n als bloß spekulative Konstrukte <strong>der</strong> autonomen,<br />

irreligiösen Ethik zu deuten. – Vgl. dazu Ch. Danz, Das Bild als Bild. Aspekte <strong>der</strong> Phänomenologie <strong>Fichte</strong>s <strong>und</strong><br />

ihre religionstheoretischen Konsequenzen, in: „<strong>Fichte</strong>-Studien“ 18/2000, S. 15.<br />

5 Dies bestätigt Chukei Kumamoto in seiner Rekonstruktion <strong>der</strong> Entwicklung des Gottesbegriffs in <strong>der</strong> WL<br />

zwischen 1800 <strong>und</strong> 1806: Der Begriff Gottes in <strong>der</strong> Philosophie <strong>Fichte</strong>s um 1800, in: „<strong>Fichte</strong>-Studien“ 11/1997.<br />

Sven Jürgensen seinerseits betont, daß es <strong>bei</strong> <strong>Fichte</strong> zwei Bedeutungen von Ewigkeit gibt, <strong>und</strong> zwar Selbstbezug<br />

des Ich als <strong>der</strong> Vernunft (vor 1800) <strong>und</strong> kurzlebiger Selbstverzicht angesichts <strong>der</strong> Unendlichkeit Gottes (nach<br />

1800). Die zweite Bedeutung verbindet Jürgensen mit dem realen Prinzip des Lebens als <strong>der</strong> spontanen, auf sich<br />

selbst bezogenen, also nochmals als etwas autonomes erfaßten Freiheit. – Vgl. S. Jürgensen, Leben <strong>und</strong> Tod in<br />

<strong>der</strong> Philosophie <strong>Fichte</strong>s, in: „<strong>Fichte</strong>-Studien“ 8/1995; dazu auch L. de Vos, Die Realität <strong>der</strong> <strong>Idee</strong>, in: „<strong>Fichte</strong>-<br />

Studien“ 6/1994, wo über das unversiegbare „Streben“ gesprochen wird, das in <strong>der</strong> WL das Absolute „an sich“<br />

nie erreiche.<br />

6 Dazu A. K. Soller, Die Unbegreiflichkeit <strong>der</strong> Wechselwirkung <strong>der</strong> Geister. Das Problem einer<br />

„Interpersonalitätslehre“ <strong>bei</strong> <strong>Fichte</strong>, in: ebd.<br />

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