26.08.2013 Aufrufe

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„... kein Mensch erscheint in seinem Leben, ganz als <strong>der</strong> er Ist. Nach dem Tode ist er<br />

bloß noch Er selbst. Darin liegt das Erfreuliche des Todes für den einen, das<br />

Erschreckliche für den an<strong>der</strong>n. Das zufällig Gute, von dem hier das Böse, das zufällig<br />

Böse, von dem das Gute zugedeckt war, <strong>bei</strong>des verschwindet. Dieses Essentificirte, in<br />

dem auch das Physische bewahrt ist, muß ein höchst wirkliches Wesen, ja <strong>der</strong> wahren<br />

Schätzung nach <strong>bei</strong> weitem wirklicher seyn als <strong>der</strong> gegenwärtige Leib, <strong>der</strong> wegen <strong>der</strong><br />

gegenseitigen Ausschließung seiner Theile nur ein zusammengesetztes <strong>und</strong> eben<br />

darum gebrechliches <strong>und</strong> zerstörbares Ganze ist. Es gibt Ausdrücke in allen Sprachen,<br />

welche die erste, noch durch keine Reflexion gestörte Empfindung <strong>der</strong> Sache<br />

ausdrücken. Dahin gehört, daß man ein abgeschiedenes Wesen, inwiefern man es<br />

erscheinen läßt, einen Geist nennt, nicht etwa eine Seele, man denkt sich also da<strong>bei</strong><br />

den ganzen Menschen, nur vergeistigt, essentificirt.“ 2<br />

Man kann also Kuno Fischer nicht mehr zustimmen, wenn er <strong>der</strong> persönlichen<br />

Originalität <strong>und</strong> Geson<strong>der</strong>theit im Denken <strong>Schelling</strong>s jede Bedeutung abspricht, denn im Gott<br />

komme nach <strong>Schelling</strong> angeblich nur unpersönliche <strong>Unsterblichkeit</strong> ins Spiel, die<br />

Individualität sei dagegen ein unreiner Zustand, eine Art Strafe für unsere Sünden. 3 Wir<br />

heißen vielmehr dem sich dem späteren Denken <strong>Schelling</strong>s hineinknienden Horst Fuhrmans<br />

gut, <strong>der</strong> es betont, daß <strong>bei</strong> diesem Philosoph die geistige <strong>und</strong> physische Individualität nach<br />

dem Tode verbleibt in <strong>der</strong> essentiellen Form, nur die verkehrte, unwesentliche Seite <strong>der</strong><br />

Leiblichkeit weggeworfen werde. 4 Und nur die positive Philosophie mit ihrer<br />

Aufgeschlossenheit für Empirie könne solche Phänomene wie Mythologie, Religion,<br />

Christentum <strong>und</strong> psychophysiche <strong>Unsterblichkeit</strong> richtig einschätzen, denn Geschichtlichkeit,<br />

Freiheit, Sünde <strong>und</strong> Hoffnung auf die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> ursprünglichen Einheit mit Gott<br />

sind unableitbare Tatsachen 5 , die keine WL dulden.<br />

1<br />

Ebd., S. 484.<br />

2<br />

Drittes Buch <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Offenbarung. Zweiter Theil, in: F. W. J. <strong>Schelling</strong>, Sämtliche Werke, II-4,<br />

Stuttgart <strong>und</strong> Augsburg, Cotta, 1858, S. 207 f.<br />

3<br />

Vgl. K. Fischer, a. a. O., S. 626.<br />

4<br />

Vgl. H. Fuhrmans, <strong>Schelling</strong>s letzte Philosophie. Die negative <strong>und</strong> positive Philosophie im Einsatz des<br />

Spätidealismus, Berlin, Junker <strong>und</strong> Dünnhaupt, 1940, S. 232-235.<br />

5<br />

Vgl. ebd., S. 219-238, 256.<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!