26.08.2013 Aufrufe

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

des zutiefst temporalen menschlichen Lebens selbst zu tun. 1 Diese anthropologische<br />

Fragestellung wird gegen Fuhrmans <strong>und</strong> Habermas ausgespielt: für den ersten sei <strong>der</strong><br />

theogonische Prozeß allzu wichtig, <strong>der</strong> zweite – von <strong>der</strong> Terminologie Heideggers abhängig –<br />

akzentuiere übermäßig <strong>und</strong> anachronistisch die existentiell verstandene Geschichtlichkeit statt<br />

<strong>der</strong> ursprünglichen Struktur <strong>der</strong> Zeit. 2 Es scheint Anfang <strong>der</strong> 60. Jahre, als ob Habermas diese<br />

Kritik beherzigt hätte, denn nun konzentriert er sich auf die Beschreibung <strong>der</strong> Genese <strong>der</strong> Zeit<br />

aus dem Zerreißen des Kreislaufs von Kontraktion <strong>und</strong> Expansion in <strong>der</strong> Innerlichkeit Gottes;<br />

<strong>der</strong> Mensch sei fähig, das Nacheinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zeitdimensionen mit ihrem ewigen Ineinan<strong>der</strong> im<br />

Bewußtsein zu synthetisieren. 3 Auf das konsequent prozessuale <strong>und</strong> theoretisch befriedigende<br />

Denken <strong>Schelling</strong>s seit <strong>der</strong> zweiten Dekade des XIX. Jahrhun<strong>der</strong>ts, auch auf den engen<br />

Zusammenhang des subjektiven, objektiven <strong>und</strong> absoluten Zeitbegriffs macht R. Adolphi<br />

aufmerksam 4 , <strong>der</strong> an einem an<strong>der</strong>en Ort die Merkmale <strong>der</strong> spekulativen Zeittheorie <strong>Schelling</strong>s<br />

aufzählt, darunter die Vielschichtigkeit des Begriffes <strong>der</strong> Zeit, die Zusammengehörigkeit <strong>der</strong><br />

Objektivität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Subjektivität <strong>der</strong> Zeit, die Gleichursprünglichkeit <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zeit,<br />

die Folge <strong>der</strong> dreifachen Totalitäten von Zeitdimensionen, den existentiellen Vorrang <strong>der</strong><br />

Gegenwart sowie die Vermittlung von Vernünftigkeit <strong>und</strong> Irrationalität im prozessualen<br />

Absoluten. 5 Und schließlich for<strong>der</strong>t uns Claus-Artur Scheier auf, <strong>Schelling</strong> wegen seiner<br />

Zeittheorie als unseren Zeitgenossen zu betrachten:<br />

„Jedenfalls ist <strong>Schelling</strong> als Denker <strong>der</strong> ursprünglichen Zeitlichkeit ein<br />

>>Zeitgenosse>Bedürfnisdie Zeit <strong>und</strong> ihr<br />

1 Vgl. W. Wieland, <strong>Schelling</strong>s Lehre von <strong>der</strong> Zeit. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Voraussetzungen <strong>der</strong> Weltalterphilosophie,<br />

Heidelberg, Carl Winter Universitätsverlag, 1956, S. 31.<br />

2 Vgl. ebd., Exkurs 2. – In <strong>der</strong> Vorlesung Die Metaphysik des deutschen Idealismus (<strong>Schelling</strong>): <strong>Zur</strong> erneuten<br />

Auslegung von <strong>Schelling</strong>: Philosophische Untersuchungen über das Wesen <strong>der</strong> menschlichen Freiheit <strong>und</strong> die<br />

damit zusammenhängenden Gegenstände (1809), in: Gesamtausgabe, Bd. 49, Frankfurt a. M., Vittorio<br />

Klostermann, 1991, S. 139, weist Heidegger auf die Systematik des göttlichen Verstandes hin, die aber noch<br />

kaum die Spuren <strong>der</strong> Temporalität verrät.<br />

3 Vgl. J. Habermas, Dialektischer Idealismus im Übergang zum Materialismus – Geschichtsphilosophische<br />

Folgerungen aus <strong>Schelling</strong>s <strong>Idee</strong> einer Contraction Gottes, poln. Übers. in: <strong>der</strong>s., Teoria i praktyka. Wybór pism,<br />

S. 251-253.<br />

4 S. R. Adolphi, „Geschehen aber zu denken ist immer das Schwierigste“. Zu den Problemen eines<br />

Prozeßansatzes in <strong>Schelling</strong>s Freiheitsphilosophie, in: H. M. Baumgartner <strong>und</strong> W. G. Jacobs (Hrsg.), <strong>Schelling</strong>s<br />

Weg zur Freiheitsschrift. Legende <strong>und</strong> Wirklichkeit – Akten <strong>der</strong> Fachtagung <strong>der</strong> Internationalen <strong>Schelling</strong>-<br />

Gesellschaft 1992 („<strong>Schelling</strong>iana“, Bd. 5), Stuttgart-Bad Cannstatt, frommann-holzboog, 1996.<br />

5 S. R. Adolphi, Warum ist überhaupt Zeit <strong>und</strong> nicht vielmehr ewiges Sein <strong>und</strong> Wahrheit? <strong>Schelling</strong>s spekulative<br />

Theorie <strong>der</strong> Zeit <strong>und</strong> ihre antiken Bezüge. Eine Skizze, Maschinendruck, 1996. – Nach H. J. Sandkühler, Die<br />

Philosophie <strong>der</strong> Geschichte, in: F. W. J. <strong>Schelling</strong>, a. a. O., Zukunft bedeutet <strong>bei</strong> <strong>Schelling</strong> mehr als die<br />

Gegenwart. Die letzte Möglichkeit, die Betonung des Vorrangs <strong>der</strong> Vergangenheit, ergreift Aldo Lanfranconi in:<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!